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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 4, v. 5. 6.
[Spaltenumbruch] Wozu denn insonderheit die Oerter gehören,
da er der Knecht des HErrn genennet wird,
Jes. 52, 13. u. s. w.
7. Die Erlösung selbst, die dadurch zu
wege gebracht, ist daraus leichtlich zu erkennen:
nemlich sie bestehet darinnen:
a. Daß CHristus, was er gethan, an unserer
statt und uns zu gute gethan.
b. Daß GOTT der himmlische Vater, der
bey der Advocatur des Sohnes das Richter-
Amt führet, des Sohnes Thun und Leiden
zum völligen Abtrag unserer Schuld und
Schuldigkeit, nach der richterlichen Gerech-
tigkeit angenommen, und damit versöhnet
ist.
c. Daß solche Versöhnung, als ein ausgezahl-
tes Löse-Geld, uns zu gut komme, und al-
len denen, welche CHristum im wahren
Glauben annehmen, kan und soll zugerech-
net werden: wie es ohne das eines Löse-
Gelds, oder Ranzion, Art ist, daß, da es für
andere gegeben wird, es denselben zur Ab-
thuung ihrer Schuld und zu Erlangung ih-
rer Freyheit angerechnet werde: hier auch
das Wort exagorazein, welches loskaufen,
oder auskaufen heißt, und erlösen überse-
tzet ist, gebrauchet wird. Und also gilt denn
alhier, was Paulus schreibet 2 Cor. 5, 15.
Wir halten dafür, daß, so einer für al-
le gestorben ist, so sind sie alle gestor-
ben etc.
Und v. 19. 21. GOtt war in Chri-
sto und versöhnete die Welt mit ihm
selber, und rechnete ihnen ihre Sünde
nicht zu. - - Er hat den, der von kei-
ner Sünde wuste, für uns zur Sünde
gemacht, auf daß wir würden in ihm
die Gerechtigkeit, die vor GOtt gilt.

Und also ist hiemit auch aufs beste erläutert,
was der Apostel Gal. 3, 13. saget: CHristus
hat uns erlöset vom Fluche des Gese-
tzes, da er ward ein Fluch für uns.
u.
s. w.
8. Und da es bey diesem ietzo angeführten
Orte hiesse: Auf daß der Segen Abrahä
unter die Heiden käme in CHristo JEsu,
und wir also den verheissenen Geist empfin-
gen durch den Glauben:
so heißt es nun al-
hier von der Frucht der Erlösung: Auf daß
wir die Kindschaft empfingen.
Da denn
aus dem Contexte und Zweck des Apostels er-
hellet, daß uiothesia, die Kindschaft, oder die
Annehmung an Kindes statt, alhier entgegen
gesetzet sey dem Stande der Knechtschaft und
der Unmündigen unter dem Gesetze, und zwar
so fern sie ausser CHristo ihrer blossen Natur
nach betrachtet werden, und also bey ihrem äus-
sersten Unvermögen das Gesetze vollkömmlich zu
erfüllen, und bey der Schuld ihrer Erb- und
wircklichen Sünde, unter dem Zorne GOttes
und dem Fluche des Gesetzes lagen, auch durch
die harten Forderungen des Gesetzes, wie auch
bey den vielen Levitischen Satzungen unter einem
harten und schweren Joche stunden Ap. Gesch.
15, 10. und dabey wie unter der Sünde und dem
[Spaltenumbruch] Unglauben, also auch unter dem Gesetze ver-
schlossen gehalten wurden Gal. 3, 22, 23. Und
folglich fasset alhier der Stand der Kindschaft in
sich alles dasjenige, was zur Oeconomie des Ev-
angelii gehöret, nemlich alle Früchte der Satis-
faction
CHristi, welche der Apostel vorher c. 3,
14. mit dem Worte Segen benennet hat; und
also zufoderst die Rechtfertigung, oder Ge-
rechtmachung durch den Glauben, und darin-
nen wie die Zurechnung der Gerechtigkeit Chri-
sti, also die Befreyung von der Schuld, Stra-
fe und Herrschaft der Sünde, vom Zorne Got-
tes, von der Gewalt des Teufels, von dem
Fluche und Zwange des Moral-Gesetzes und von
dem Joche der Levitischen Satzungen, und von
der ewigen Verdammniß. Welche Befrey-
ung
denn eine solche wirckliche Freyheit mit sich
führet, die alle Heils-Güter in sich hält, und
darunter sich insonderheit die in einem engern
Verstande sonst genommene Kindschaft befindet,
die bey der Wiedergeburt und Rechtfertigung
in der geistlichen Vereinigung mit GOTT ent-
stehet.
9. Jm übrigen sind noch nachfolgende An-
merckungen unter andern alhier gegründet:
a. Daß Maria könne und müsse genannt wer-
den theotokos, eine Gebärerin GOTTes,
nemlich des Sohnes GOttes. Denn ob-
gleich die Gottheit an sich selbst nicht hat kön-
nen gebohren werden; so ist doch der Sohn
GOttes, der wahrer GOTT ist, von ihr
Mensch gebohren. Welches auch vor Zeiten
die Griechische Kirche wider die Nestorianer
mit Recht behauptet hat.
b. Daß der Sohn GOttes ein Menschen-
Sohn
gebohren ist, damit hat er das gan-
tze menschliche Geschlecht aufs höchste ge-
adelt.
Zumal wenn wir bedencken, daß er
die angenommene menschliche Natur mit aller
Fülle der göttlichen angethan und sich mit
derselben endlich gar zur Rechten GOttes
gesetzet hat. Und also haben alle Gläubige,
vermöge der Menschwerdung CHristi, nicht
allein ihr Haupt, sondern auch ihren Bru-
der, der der menschlichen Natur nach gleicher
Ankunft mit ihnen ist, auf dem Throne der
Herrlichkeit GOttes: als der sich daher nicht
schämet, sie Brüder zu heissen.
Hebr. 2,
11. 17.
c. Daß CHristus unser Erlöser sey nach
beyden Naturen: sintemal er uns als der
gesandte Sohn GOttes, und als der ge-
bohrne Sohn des Weibes erlöset hat.
d. Daß CHristi Erlösung auf alle Menschen
gehe. Denn sie gehet überhaupt auf die,
welche unter dem Fluche des Gesetzes liegen.
Da nun alle Menschen solche sind, so sind
sie auch alle ohne eintzige Ausnahme erlö-
set.
V. 6.

Weil ihr denn (de, aber, vermöge der
Wiedergeburt, der heiligen Taufe und Recht-
fertigung Gal. 3, 26. 27.) Kinder seyd, (und

zwar
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 4, v. 5. 6.
[Spaltenumbruch] Wozu denn inſonderheit die Oerter gehoͤren,
da er der Knecht des HErrn genennet wird,
Jeſ. 52, 13. u. ſ. w.
7. Die Erloͤſung ſelbſt, die dadurch zu
wege gebracht, iſt daraus leichtlich zu erkennen:
nemlich ſie beſtehet darinnen:
a. Daß CHriſtus, was er gethan, an unſerer
ſtatt und uns zu gute gethan.
b. Daß GOTT der himmliſche Vater, der
bey der Advocatur des Sohnes das Richter-
Amt fuͤhret, des Sohnes Thun und Leiden
zum voͤlligen Abtrag unſerer Schuld und
Schuldigkeit, nach der richterlichen Gerech-
tigkeit angenommen, und damit verſoͤhnet
iſt.
c. Daß ſolche Verſoͤhnung, als ein ausgezahl-
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len denen, welche CHriſtum im wahren
Glauben annehmen, kan und ſoll zugerech-
net werden: wie es ohne das eines Loͤſe-
Gelds, oder Ranzion, Art iſt, daß, da es fuͤr
andere gegeben wird, es denſelben zur Ab-
thuung ihrer Schuld und zu Erlangung ih-
rer Freyheit angerechnet werde: hier auch
das Wort ἐξαγοράζειν, welches loskaufen,
oder auskaufen heißt, und erloͤſen uͤberſe-
tzet iſt, gebrauchet wird. Und alſo gilt denn
alhier, was Paulus ſchreibet 2 Cor. 5, 15.
Wir halten dafuͤr, daß, ſo einer fuͤr al-
le geſtorben iſt, ſo ſind ſie alle geſtor-
ben ꝛc.
Und v. 19. 21. GOtt war in Chri-
ſto und verſoͤhnete die Welt mit ihm
ſelber, und rechnete ihnen ihre Suͤnde
nicht zu. ‒ ‒ Er hat den, der von kei-
ner Suͤnde wuſte, fuͤr uns zur Suͤnde
gemacht, auf daß wir wuͤrden in ihm
die Gerechtigkeit, die vor GOtt gilt.

Und alſo iſt hiemit auch aufs beſte erlaͤutert,
was der Apoſtel Gal. 3, 13. ſaget: CHriſtus
hat uns erloͤſet vom Fluche des Geſe-
tzes, da er ward ein Fluch fuͤr uns.
u.
ſ. w.
8. Und da es bey dieſem ietzo angefuͤhrten
Orte hieſſe: Auf daß der Segen Abrahaͤ
unter die Heiden kaͤme in CHriſto JEſu,
und wir alſo den verheiſſenen Geiſt empfin-
gen durch den Glauben:
ſo heißt es nun al-
hier von der Frucht der Erloͤſung: Auf daß
wir die Kindſchaft empfingen.
Da denn
aus dem Contexte und Zweck des Apoſtels er-
hellet, daß ὑιοϑεσία, die Kindſchaft, oder die
Annehmung an Kindes ſtatt, alhier entgegen
geſetzet ſey dem Stande der Knechtſchaft und
der Unmuͤndigen unter dem Geſetze, und zwar
ſo fern ſie auſſer CHriſto ihrer bloſſen Natur
nach betrachtet werden, und alſo bey ihrem aͤuſ-
ſerſten Unvermoͤgen das Geſetze vollkoͤmmlich zu
erfuͤllen, und bey der Schuld ihrer Erb- und
wircklichen Suͤnde, unter dem Zorne GOttes
und dem Fluche des Geſetzes lagen, auch durch
die harten Forderungen des Geſetzes, wie auch
bey den vielen Levitiſchen Satzungen unter einem
harten und ſchweren Joche ſtunden Ap. Geſch.
15, 10. und dabey wie unter der Suͤnde und dem
[Spaltenumbruch] Unglauben, alſo auch unter dem Geſetze ver-
ſchloſſen gehalten wurden Gal. 3, 22, 23. Und
folglich faſſet alhier der Stand der Kindſchaft in
ſich alles dasjenige, was zur Oeconomie des Ev-
angelii gehoͤret, nemlich alle Fruͤchte der Satis-
faction
CHriſti, welche der Apoſtel vorher c. 3,
14. mit dem Worte Segen benennet hat; und
alſo zufoderſt die Rechtfertigung, oder Ge-
rechtmachung durch den Glauben, und darin-
nen wie die Zurechnung der Gerechtigkeit Chri-
ſti, alſo die Befreyung von der Schuld, Stra-
fe und Herrſchaft der Suͤnde, vom Zorne Got-
tes, von der Gewalt des Teufels, von dem
Fluche und Zwange des Moral-Geſetzes und von
dem Joche der Levitiſchen Satzungen, und von
der ewigen Verdammniß. Welche Befrey-
ung
denn eine ſolche wirckliche Freyheit mit ſich
fuͤhret, die alle Heils-Guͤter in ſich haͤlt, und
darunter ſich inſonderheit die in einem engern
Verſtande ſonſt genommene Kindſchaft befindet,
die bey der Wiedergeburt und Rechtfertigung
in der geiſtlichen Vereinigung mit GOTT ent-
ſtehet.
9. Jm uͤbrigen ſind noch nachfolgende An-
merckungen unter andern alhier gegruͤndet:
a. Daß Maria koͤnne und muͤſſe genannt wer-
den ϑεοτόκος, eine Gebaͤrerin GOTTes,
nemlich des Sohnes GOttes. Denn ob-
gleich die Gottheit an ſich ſelbſt nicht hat koͤn-
nen gebohren werden; ſo iſt doch der Sohn
GOttes, der wahrer GOTT iſt, von ihr
Menſch gebohren. Welches auch vor Zeiten
die Griechiſche Kirche wider die Neſtorianer
mit Recht behauptet hat.
b. Daß der Sohn GOttes ein Menſchen-
Sohn
gebohren iſt, damit hat er das gan-
tze menſchliche Geſchlecht aufs hoͤchſte ge-
adelt.
Zumal wenn wir bedencken, daß er
die angenommene menſchliche Natur mit aller
Fuͤlle der goͤttlichen angethan und ſich mit
derſelben endlich gar zur Rechten GOttes
geſetzet hat. Und alſo haben alle Glaͤubige,
vermoͤge der Menſchwerdung CHriſti, nicht
allein ihr Haupt, ſondern auch ihren Bru-
der, der der menſchlichen Natur nach gleicher
Ankunft mit ihnen iſt, auf dem Throne der
Herrlichkeit GOttes: als der ſich daher nicht
ſchaͤmet, ſie Bruͤder zu heiſſen.
Hebr. 2,
11. 17.
c. Daß CHriſtus unſer Erloͤſer ſey nach
beyden Naturen: ſintemal er uns als der
geſandte Sohn GOttes, und als der ge-
bohrne Sohn des Weibes erloͤſet hat.
d. Daß CHriſti Erloͤſung auf alle Menſchen
gehe. Denn ſie gehet uͤberhaupt auf die,
welche unter dem Fluche des Geſetzes liegen.
Da nun alle Menſchen ſolche ſind, ſo ſind
ſie auch alle ohne eintzige Ausnahme erloͤ-
ſet.
V. 6.

Weil ihr denn (δὲ, aber, vermoͤge der
Wiedergeburt, der heiligen Taufe und Recht-
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[532/0560] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 4, v. 5. 6. Wozu denn inſonderheit die Oerter gehoͤren, da er der Knecht des HErrn genennet wird, Jeſ. 52, 13. u. ſ. w. 7. Die Erloͤſung ſelbſt, die dadurch zu wege gebracht, iſt daraus leichtlich zu erkennen: nemlich ſie beſtehet darinnen: a. Daß CHriſtus, was er gethan, an unſerer ſtatt und uns zu gute gethan. b. Daß GOTT der himmliſche Vater, der bey der Advocatur des Sohnes das Richter- Amt fuͤhret, des Sohnes Thun und Leiden zum voͤlligen Abtrag unſerer Schuld und Schuldigkeit, nach der richterlichen Gerech- tigkeit angenommen, und damit verſoͤhnet iſt. c. Daß ſolche Verſoͤhnung, als ein ausgezahl- tes Loͤſe-Geld, uns zu gut komme, und al- len denen, welche CHriſtum im wahren Glauben annehmen, kan und ſoll zugerech- net werden: wie es ohne das eines Loͤſe- Gelds, oder Ranzion, Art iſt, daß, da es fuͤr andere gegeben wird, es denſelben zur Ab- thuung ihrer Schuld und zu Erlangung ih- rer Freyheit angerechnet werde: hier auch das Wort ἐξαγοράζειν, welches loskaufen, oder auskaufen heißt, und erloͤſen uͤberſe- tzet iſt, gebrauchet wird. Und alſo gilt denn alhier, was Paulus ſchreibet 2 Cor. 5, 15. Wir halten dafuͤr, daß, ſo einer fuͤr al- le geſtorben iſt, ſo ſind ſie alle geſtor- ben ꝛc. Und v. 19. 21. GOtt war in Chri- ſto und verſoͤhnete die Welt mit ihm ſelber, und rechnete ihnen ihre Suͤnde nicht zu. ‒ ‒ Er hat den, der von kei- ner Suͤnde wuſte, fuͤr uns zur Suͤnde gemacht, auf daß wir wuͤrden in ihm die Gerechtigkeit, die vor GOtt gilt. Und alſo iſt hiemit auch aufs beſte erlaͤutert, was der Apoſtel Gal. 3, 13. ſaget: CHriſtus hat uns erloͤſet vom Fluche des Geſe- tzes, da er ward ein Fluch fuͤr uns. u. ſ. w. 8. Und da es bey dieſem ietzo angefuͤhrten Orte hieſſe: Auf daß der Segen Abrahaͤ unter die Heiden kaͤme in CHriſto JEſu, und wir alſo den verheiſſenen Geiſt empfin- gen durch den Glauben: ſo heißt es nun al- hier von der Frucht der Erloͤſung: Auf daß wir die Kindſchaft empfingen. Da denn aus dem Contexte und Zweck des Apoſtels er- hellet, daß ὑιοϑεσία, die Kindſchaft, oder die Annehmung an Kindes ſtatt, alhier entgegen geſetzet ſey dem Stande der Knechtſchaft und der Unmuͤndigen unter dem Geſetze, und zwar ſo fern ſie auſſer CHriſto ihrer bloſſen Natur nach betrachtet werden, und alſo bey ihrem aͤuſ- ſerſten Unvermoͤgen das Geſetze vollkoͤmmlich zu erfuͤllen, und bey der Schuld ihrer Erb- und wircklichen Suͤnde, unter dem Zorne GOttes und dem Fluche des Geſetzes lagen, auch durch die harten Forderungen des Geſetzes, wie auch bey den vielen Levitiſchen Satzungen unter einem harten und ſchweren Joche ſtunden Ap. Geſch. 15, 10. und dabey wie unter der Suͤnde und dem Unglauben, alſo auch unter dem Geſetze ver- ſchloſſen gehalten wurden Gal. 3, 22, 23. Und folglich faſſet alhier der Stand der Kindſchaft in ſich alles dasjenige, was zur Oeconomie des Ev- angelii gehoͤret, nemlich alle Fruͤchte der Satis- faction CHriſti, welche der Apoſtel vorher c. 3, 14. mit dem Worte Segen benennet hat; und alſo zufoderſt die Rechtfertigung, oder Ge- rechtmachung durch den Glauben, und darin- nen wie die Zurechnung der Gerechtigkeit Chri- ſti, alſo die Befreyung von der Schuld, Stra- fe und Herrſchaft der Suͤnde, vom Zorne Got- tes, von der Gewalt des Teufels, von dem Fluche und Zwange des Moral-Geſetzes und von dem Joche der Levitiſchen Satzungen, und von der ewigen Verdammniß. Welche Befrey- ung denn eine ſolche wirckliche Freyheit mit ſich fuͤhret, die alle Heils-Guͤter in ſich haͤlt, und darunter ſich inſonderheit die in einem engern Verſtande ſonſt genommene Kindſchaft befindet, die bey der Wiedergeburt und Rechtfertigung in der geiſtlichen Vereinigung mit GOTT ent- ſtehet. 9. Jm uͤbrigen ſind noch nachfolgende An- merckungen unter andern alhier gegruͤndet: a. Daß Maria koͤnne und muͤſſe genannt wer- den ϑεοτόκος, eine Gebaͤrerin GOTTes, nemlich des Sohnes GOttes. Denn ob- gleich die Gottheit an ſich ſelbſt nicht hat koͤn- nen gebohren werden; ſo iſt doch der Sohn GOttes, der wahrer GOTT iſt, von ihr Menſch gebohren. Welches auch vor Zeiten die Griechiſche Kirche wider die Neſtorianer mit Recht behauptet hat. b. Daß der Sohn GOttes ein Menſchen- Sohn gebohren iſt, damit hat er das gan- tze menſchliche Geſchlecht aufs hoͤchſte ge- adelt. Zumal wenn wir bedencken, daß er die angenommene menſchliche Natur mit aller Fuͤlle der goͤttlichen angethan und ſich mit derſelben endlich gar zur Rechten GOttes geſetzet hat. Und alſo haben alle Glaͤubige, vermoͤge der Menſchwerdung CHriſti, nicht allein ihr Haupt, ſondern auch ihren Bru- der, der der menſchlichen Natur nach gleicher Ankunft mit ihnen iſt, auf dem Throne der Herrlichkeit GOttes: als der ſich daher nicht ſchaͤmet, ſie Bruͤder zu heiſſen. Hebr. 2, 11. 17. c. Daß CHriſtus unſer Erloͤſer ſey nach beyden Naturen: ſintemal er uns als der geſandte Sohn GOttes, und als der ge- bohrne Sohn des Weibes erloͤſet hat. d. Daß CHriſti Erloͤſung auf alle Menſchen gehe. Denn ſie gehet uͤberhaupt auf die, welche unter dem Fluche des Geſetzes liegen. Da nun alle Menſchen ſolche ſind, ſo ſind ſie auch alle ohne eintzige Ausnahme erloͤ- ſet. V. 6. Weil ihr denn (δὲ, aber, vermoͤge der Wiedergeburt, der heiligen Taufe und Recht- fertigung Gal. 3, 26. 27.) Kinder ſeyd, (und zwar

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/560>, abgerufen am 27.11.2024.