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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 3, 13. 14. an die Galater.
[Spaltenumbruch] gleichen 2 Sam. 21, 1. sqq. an sieben Männern
aus dem Geschlechte Sauls.
b. Daß die Gehängeten am Abend wieder
abgenommen,
geschahe deßwegen, weil die-
se Todes-Stafe für die abscheulichste gehalten
wurde, auch wircklich ein recht abscheuliches
Spectacul war, dadurch, wenn es hätte lan-
ge vor den Augen aller Menschen schweben sol-
len, nach Levitischer Art eine gewisse Ver-
unreinigung, welche überhaupt den todten
Cörpern zugeschrieben wurde, über das gantze
Land würde seyn gezogen worden.
c. Es war aber ein Gehengeter ein Fluch, oder
Verfluchter GOttes, in Ansehung der
schweren Sünde, die er gethan, um wel-
cher willen eine so schmähliche leibliche Strafe
über den Sünder ergehen muste. Bey wel-
cher doch aber in der Ordnung wahrer Be-
kehrung allerdinge auch der Sünden Verge-
bung und Seligkeit statt gefunden hat.
7. Daß aber dieses Gebot eine besondere
und geheime Absicht auf den Tod Christi ge-
habt, davon finden wir in desselben buchstäbli-
chen Verstande selbst diese Anzeigungen: a. daß
ein Ubelthäter dem gantzen Volcke zum Abscheu
am Holtze erhaben in die Höhe gestellet wurde:
b. daß er in solchem Spectacul als ein von GOtt
Verfluchter, ja als der Fluch GOttes anzuschen
war: c. daß er nicht muste über Nacht am Hol-
tze bleiben, sondern am Abend davon abgenom-
men und begraben werden; da denn der Fluch
ein Ende hatte und abgethan war. Wie denn
sonderlich der andere und mittlere Punct zu mer-
cken ist: sintemal, da ein Gehängter ja konte die
Vergebung seiner Sünde und die Gnade GOt-
tes erlanget haben, keine genugsame Ursache ge-
wesen wäre, ihn einen Fluch zu nennen, wofern
er nicht auf gewisse Art den hätte repraesentiren
sollen, der für uns solte zum Fluch gemachet,
und deßwegen an ein Holtz des Creutzes gehän-
get, aber auch am Abend wieder abgenommen
und begraben werden.
8. Da nun solcher gestalt das jämmerli-
che Bild eines erhängten Christum am Creutze
in seiner Masse vorgebildet, und Paulo die Au-
gen geöffnet worden, dieses Geheimniß des
Creutzes Christi am angeführten Orte des Ge-
setzes recht einzusehen: so spricht er, um zu erwei-
sen, oder es zu erläutern, daß Christus für uns
ein Fluch worden, in unserm Texte: Denn es
stehet geschrieben: Verfluchet ist ieder-
man, der am Holtze hanget!
Daß aber das
Creutz auch sonst ein Holtz genennet werde, sehen
wir Ap. Ges. 5, 30. 10, 39. 1 Pet. 2, 24. damit
zugleich zurück gewiesen wurde auf den Baum,
oder auf das Holtz im Paradise, woran durch die
Sünde des Abfalls der Fluch GOttes, den Chri-
stus hinweggenommen, über das menschliche
Geschlecht gezogen war.
9. Es bildete demnach der Tod und das
Spectacul eines am Holtze Erhengten, aber am
Abend abgenommenen und begrabenen vor, daß
der Meßias an einem Tage sonderlich werde zu
einem solchen Fluche werden, den er zwar am
Holtze des Creutzes über sich nehmen, aber auch
vor Untergang der Sonnen, oder am Abend
[Spaltenumbruch] würde abthun und hinwegnehmen, und zu dem
Ende abgenommen und ins Grab geleget
werden.
10. Darum sey getrost eine iegliche um
ihrer Sünden willen betrübte Seele! denn der
HErr hat den Fluch hinweggenommen, da er
selbst ein Fluch und Fegopfer für uns worden ist.
Wer aber seiner Sünden wegen also unbetrübet
ist, daß er darinnen beharrlich fortfähret, der
bleibet unter dem Fluche GOttes, und häuffet
denselben noch immer mehr über sich selbst.
11. Da das Gesetz von den Erhengten zu
der Jüdischen Republic gehörete, und doch sein
Absehen auf Christum gehabt, so siehet man dar-
aus, wie so reichlich und vielfältig Christus dem
jüdischen Volcke vorgestellet worden, und ist
leichtlich zu erachten, daß auch noch sonsten in
vielen zur jüdischen Policey gehörigen Gesetzen
gleichfalls eine geheime Absicht auf Christum und
auf sein geistliches Reich gewesen; und daß man
dahero um so viel weniger heute zu Tage an die
Jüdische Policey-Ordnung, in so fern sie das
Moral-Gesetze nicht zum Grunde hat, gebun-
den sey.
12. Da nun das Absehen, warum ein Ge-
hengter bey den Juden vor andern getödteten ein
Fluch GOttes genennet worden, in Christo seine
Endschaft erreichet hat; so kan nunmehro ein
Ubelthäter, der auf diese Art sein Leben endiget,
so viel weniger vor andern, auf eine andere Art
hingerichteten, als ein Verfluchter angesehen
werden, zumal wenn er sich hat zu Christo bekeh-
ret, der auch ihn vom Fluche des Gesetzes erlö-
set hat.
13. Man hat im übrigen wohl zuzusehen,
daß man nicht unter denen sey, welche der Erlö-
sung Christi vom Fluche des Gesetzes also miß-
brauchen, als wären sie auch von allem dem Ge-
setze zu leistenden schuldigen Gehorsam frey ge-
sprochen. Wodurch sie den Fluch des Gesetzes
so viel mehr über sich ziehen.
V. 14.

Auf daß der Segen Abrahä (der dem
Abraham für seine Nachkommen, ja für das
gantze menschliche Geschlecht, so theuer und so oft
verheissen ist, 1 B. M. 12. 15. 18. 22. 26. und in
der Erlösung, und Hinwegnehmung des Fluches,
hingegen aber in Erwerbung des geistlichen und
ewigen Segens und Lebens bestehen solte) un-
ter die Heiden käme, in Christo JEsu
(wie
durch ihn, also auch in der gläubigen Gemein-
schaft mit ihm) und wir (zusammen, Juden und
Heyden) den verheissenen Geist empfingen
durch den Glauben.

Anmerckungen.
1. Gleichwie der Fluch, davon uns Chri-
stus erlöset hat, alles Unheil, das zeitliche, geist-
liche und ewige, in sich fasset: also hält der er-
worbene Segen alles Heil in sich, welches sich
in vielen besondern Gütern und Schätzen her-
vor thut.
2. Wie wahrhaftig GOtt in seinen Ver-
heissungen sey, siehet ein ieder Gläubiger unter
andern auch darinnen, daß, da er in seinen
Vor-
T t t
Cap. 3, 13. 14. an die Galater.
[Spaltenumbruch] gleichen 2 Sam. 21, 1. ſqq. an ſieben Maͤnnern
aus dem Geſchlechte Sauls.
b. Daß die Gehaͤngeten am Abend wieder
abgenommen,
geſchahe deßwegen, weil die-
ſe Todes-Stafe fuͤr die abſcheulichſte gehalten
wurde, auch wircklich ein recht abſcheuliches
Spectacul war, dadurch, wenn es haͤtte lan-
ge vor den Augen aller Menſchen ſchweben ſol-
len, nach Levitiſcher Art eine gewiſſe Ver-
unreinigung, welche uͤberhaupt den todten
Coͤrpern zugeſchrieben wurde, uͤber das gantze
Land wuͤrde ſeyn gezogen worden.
c. Es war aber ein Gehengeter ein Fluch, oder
Verfluchter GOttes, in Anſehung der
ſchweren Suͤnde, die er gethan, um wel-
cher willen eine ſo ſchmaͤhliche leibliche Strafe
uͤber den Suͤnder ergehen muſte. Bey wel-
cher doch aber in der Ordnung wahrer Be-
kehrung allerdinge auch der Suͤnden Verge-
bung und Seligkeit ſtatt gefunden hat.
7. Daß aber dieſes Gebot eine beſondere
und geheime Abſicht auf den Tod Chriſti ge-
habt, davon finden wir in deſſelben buchſtaͤbli-
chen Verſtande ſelbſt dieſe Anzeigungen: a. daß
ein Ubelthaͤter dem gantzen Volcke zum Abſcheu
am Holtze erhaben in die Hoͤhe geſtellet wurde:
b. daß er in ſolchem Spectacul als ein von GOtt
Verfluchter, ja als der Fluch GOttes anzuſchen
war: c. daß er nicht muſte uͤber Nacht am Hol-
tze bleiben, ſondern am Abend davon abgenom-
men und begraben werden; da denn der Fluch
ein Ende hatte und abgethan war. Wie denn
ſonderlich der andere und mittlere Punct zu mer-
cken iſt: ſintemal, da ein Gehaͤngter ja konte die
Vergebung ſeiner Suͤnde und die Gnade GOt-
tes erlanget haben, keine genugſame Urſache ge-
weſen waͤre, ihn einen Fluch zu nennen, wofern
er nicht auf gewiſſe Art den haͤtte repræſentiren
ſollen, der fuͤr uns ſolte zum Fluch gemachet,
und deßwegen an ein Holtz des Creutzes gehaͤn-
get, aber auch am Abend wieder abgenommen
und begraben werden.
8. Da nun ſolcher geſtalt das jaͤmmerli-
che Bild eines erhaͤngten Chriſtum am Creutze
in ſeiner Maſſe vorgebildet, und Paulo die Au-
gen geoͤffnet worden, dieſes Geheimniß des
Creutzes Chriſti am angefuͤhrten Orte des Ge-
ſetzes recht einzuſehen: ſo ſpricht er, um zu erwei-
ſen, oder es zu erlaͤutern, daß Chriſtus fuͤr uns
ein Fluch worden, in unſerm Texte: Denn es
ſtehet geſchrieben: Verfluchet iſt ieder-
man, der am Holtze hanget!
Daß aber das
Creutz auch ſonſt ein Holtz genennet werde, ſehen
wir Ap. Geſ. 5, 30. 10, 39. 1 Pet. 2, 24. damit
zugleich zuruͤck gewieſen wurde auf den Baum,
oder auf das Holtz im Paradiſe, woran durch die
Suͤnde des Abfalls der Fluch GOttes, den Chri-
ſtus hinweggenommen, uͤber das menſchliche
Geſchlecht gezogen war.
9. Es bildete demnach der Tod und das
Spectacul eines am Holtze Erhengten, aber am
Abend abgenommenen und begrabenen vor, daß
der Meßias an einem Tage ſonderlich werde zu
einem ſolchen Fluche werden, den er zwar am
Holtze des Creutzes uͤber ſich nehmen, aber auch
vor Untergang der Sonnen, oder am Abend
[Spaltenumbruch] wuͤrde abthun und hinwegnehmen, und zu dem
Ende abgenommen und ins Grab geleget
werden.
10. Darum ſey getroſt eine iegliche um
ihrer Suͤnden willen betruͤbte Seele! denn der
HErr hat den Fluch hinweggenommen, da er
ſelbſt ein Fluch und Fegopfer fuͤr uns worden iſt.
Wer aber ſeiner Suͤnden wegen alſo unbetruͤbet
iſt, daß er darinnen beharrlich fortfaͤhret, der
bleibet unter dem Fluche GOttes, und haͤuffet
denſelben noch immer mehr uͤber ſich ſelbſt.
11. Da das Geſetz von den Erhengten zu
der Juͤdiſchen Republic gehoͤrete, und doch ſein
Abſehen auf Chriſtum gehabt, ſo ſiehet man dar-
aus, wie ſo reichlich und vielfaͤltig Chriſtus dem
juͤdiſchen Volcke vorgeſtellet worden, und iſt
leichtlich zu erachten, daß auch noch ſonſten in
vielen zur juͤdiſchen Policey gehoͤrigen Geſetzen
gleichfalls eine geheime Abſicht auf Chriſtum und
auf ſein geiſtliches Reich geweſen; und daß man
dahero um ſo viel weniger heute zu Tage an die
Juͤdiſche Policey-Ordnung, in ſo fern ſie das
Moral-Geſetze nicht zum Grunde hat, gebun-
den ſey.
12. Da nun das Abſehen, warum ein Ge-
hengter bey den Juden vor andern getoͤdteten ein
Fluch GOttes genennet worden, in Chriſto ſeine
Endſchaft erreichet hat; ſo kan nunmehro ein
Ubelthaͤter, der auf dieſe Art ſein Leben endiget,
ſo viel weniger vor andern, auf eine andere Art
hingerichteten, als ein Verfluchter angeſehen
werden, zumal wenn er ſich hat zu Chriſto bekeh-
ret, der auch ihn vom Fluche des Geſetzes erloͤ-
ſet hat.
13. Man hat im uͤbrigen wohl zuzuſehen,
daß man nicht unter denen ſey, welche der Erloͤ-
ſung Chriſti vom Fluche des Geſetzes alſo miß-
brauchen, als waͤren ſie auch von allem dem Ge-
ſetze zu leiſtenden ſchuldigen Gehorſam frey ge-
ſprochen. Wodurch ſie den Fluch des Geſetzes
ſo viel mehr uͤber ſich ziehen.
V. 14.

Auf daß der Segen Abrahaͤ (der dem
Abraham fuͤr ſeine Nachkommen, ja fuͤr das
gantze menſchliche Geſchlecht, ſo theuer und ſo oft
verheiſſen iſt, 1 B. M. 12. 15. 18. 22. 26. und in
der Erloͤſung, und Hinwegnehmung des Fluches,
hingegen aber in Erwerbung des geiſtlichen und
ewigen Segens und Lebens beſtehen ſolte) un-
ter die Heiden kaͤme, in Chriſto JEſu
(wie
durch ihn, alſo auch in der glaͤubigen Gemein-
ſchaft mit ihm) und wir (zuſammen, Juden und
Heyden) den verheiſſenen Geiſt empfingen
durch den Glauben.

Anmerckungen.
1. Gleichwie der Fluch, davon uns Chri-
ſtus erloͤſet hat, alles Unheil, das zeitliche, geiſt-
liche und ewige, in ſich faſſet: alſo haͤlt der er-
worbene Segen alles Heil in ſich, welches ſich
in vielen beſondern Guͤtern und Schaͤtzen her-
vor thut.
2. Wie wahrhaftig GOtt in ſeinen Ver-
heiſſungen ſey, ſiehet ein ieder Glaͤubiger unter
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Vor-
T t t
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[513/0541] Cap. 3, 13. 14. an die Galater. gleichen 2 Sam. 21, 1. ſqq. an ſieben Maͤnnern aus dem Geſchlechte Sauls. b. Daß die Gehaͤngeten am Abend wieder abgenommen, geſchahe deßwegen, weil die- ſe Todes-Stafe fuͤr die abſcheulichſte gehalten wurde, auch wircklich ein recht abſcheuliches Spectacul war, dadurch, wenn es haͤtte lan- ge vor den Augen aller Menſchen ſchweben ſol- len, nach Levitiſcher Art eine gewiſſe Ver- unreinigung, welche uͤberhaupt den todten Coͤrpern zugeſchrieben wurde, uͤber das gantze Land wuͤrde ſeyn gezogen worden. c. Es war aber ein Gehengeter ein Fluch, oder Verfluchter GOttes, in Anſehung der ſchweren Suͤnde, die er gethan, um wel- cher willen eine ſo ſchmaͤhliche leibliche Strafe uͤber den Suͤnder ergehen muſte. Bey wel- cher doch aber in der Ordnung wahrer Be- kehrung allerdinge auch der Suͤnden Verge- bung und Seligkeit ſtatt gefunden hat. 7. Daß aber dieſes Gebot eine beſondere und geheime Abſicht auf den Tod Chriſti ge- habt, davon finden wir in deſſelben buchſtaͤbli- chen Verſtande ſelbſt dieſe Anzeigungen: a. daß ein Ubelthaͤter dem gantzen Volcke zum Abſcheu am Holtze erhaben in die Hoͤhe geſtellet wurde: b. daß er in ſolchem Spectacul als ein von GOtt Verfluchter, ja als der Fluch GOttes anzuſchen war: c. daß er nicht muſte uͤber Nacht am Hol- tze bleiben, ſondern am Abend davon abgenom- men und begraben werden; da denn der Fluch ein Ende hatte und abgethan war. Wie denn ſonderlich der andere und mittlere Punct zu mer- cken iſt: ſintemal, da ein Gehaͤngter ja konte die Vergebung ſeiner Suͤnde und die Gnade GOt- tes erlanget haben, keine genugſame Urſache ge- weſen waͤre, ihn einen Fluch zu nennen, wofern er nicht auf gewiſſe Art den haͤtte repræſentiren ſollen, der fuͤr uns ſolte zum Fluch gemachet, und deßwegen an ein Holtz des Creutzes gehaͤn- get, aber auch am Abend wieder abgenommen und begraben werden. 8. Da nun ſolcher geſtalt das jaͤmmerli- che Bild eines erhaͤngten Chriſtum am Creutze in ſeiner Maſſe vorgebildet, und Paulo die Au- gen geoͤffnet worden, dieſes Geheimniß des Creutzes Chriſti am angefuͤhrten Orte des Ge- ſetzes recht einzuſehen: ſo ſpricht er, um zu erwei- ſen, oder es zu erlaͤutern, daß Chriſtus fuͤr uns ein Fluch worden, in unſerm Texte: Denn es ſtehet geſchrieben: Verfluchet iſt ieder- man, der am Holtze hanget! Daß aber das Creutz auch ſonſt ein Holtz genennet werde, ſehen wir Ap. Geſ. 5, 30. 10, 39. 1 Pet. 2, 24. damit zugleich zuruͤck gewieſen wurde auf den Baum, oder auf das Holtz im Paradiſe, woran durch die Suͤnde des Abfalls der Fluch GOttes, den Chri- ſtus hinweggenommen, uͤber das menſchliche Geſchlecht gezogen war. 9. Es bildete demnach der Tod und das Spectacul eines am Holtze Erhengten, aber am Abend abgenommenen und begrabenen vor, daß der Meßias an einem Tage ſonderlich werde zu einem ſolchen Fluche werden, den er zwar am Holtze des Creutzes uͤber ſich nehmen, aber auch vor Untergang der Sonnen, oder am Abend wuͤrde abthun und hinwegnehmen, und zu dem Ende abgenommen und ins Grab geleget werden. 10. Darum ſey getroſt eine iegliche um ihrer Suͤnden willen betruͤbte Seele! denn der HErr hat den Fluch hinweggenommen, da er ſelbſt ein Fluch und Fegopfer fuͤr uns worden iſt. Wer aber ſeiner Suͤnden wegen alſo unbetruͤbet iſt, daß er darinnen beharrlich fortfaͤhret, der bleibet unter dem Fluche GOttes, und haͤuffet denſelben noch immer mehr uͤber ſich ſelbſt. 11. Da das Geſetz von den Erhengten zu der Juͤdiſchen Republic gehoͤrete, und doch ſein Abſehen auf Chriſtum gehabt, ſo ſiehet man dar- aus, wie ſo reichlich und vielfaͤltig Chriſtus dem juͤdiſchen Volcke vorgeſtellet worden, und iſt leichtlich zu erachten, daß auch noch ſonſten in vielen zur juͤdiſchen Policey gehoͤrigen Geſetzen gleichfalls eine geheime Abſicht auf Chriſtum und auf ſein geiſtliches Reich geweſen; und daß man dahero um ſo viel weniger heute zu Tage an die Juͤdiſche Policey-Ordnung, in ſo fern ſie das Moral-Geſetze nicht zum Grunde hat, gebun- den ſey. 12. Da nun das Abſehen, warum ein Ge- hengter bey den Juden vor andern getoͤdteten ein Fluch GOttes genennet worden, in Chriſto ſeine Endſchaft erreichet hat; ſo kan nunmehro ein Ubelthaͤter, der auf dieſe Art ſein Leben endiget, ſo viel weniger vor andern, auf eine andere Art hingerichteten, als ein Verfluchter angeſehen werden, zumal wenn er ſich hat zu Chriſto bekeh- ret, der auch ihn vom Fluche des Geſetzes erloͤ- ſet hat. 13. Man hat im uͤbrigen wohl zuzuſehen, daß man nicht unter denen ſey, welche der Erloͤ- ſung Chriſti vom Fluche des Geſetzes alſo miß- brauchen, als waͤren ſie auch von allem dem Ge- ſetze zu leiſtenden ſchuldigen Gehorſam frey ge- ſprochen. Wodurch ſie den Fluch des Geſetzes ſo viel mehr uͤber ſich ziehen. V. 14. Auf daß der Segen Abrahaͤ (der dem Abraham fuͤr ſeine Nachkommen, ja fuͤr das gantze menſchliche Geſchlecht, ſo theuer und ſo oft verheiſſen iſt, 1 B. M. 12. 15. 18. 22. 26. und in der Erloͤſung, und Hinwegnehmung des Fluches, hingegen aber in Erwerbung des geiſtlichen und ewigen Segens und Lebens beſtehen ſolte) un- ter die Heiden kaͤme, in Chriſto JEſu (wie durch ihn, alſo auch in der glaͤubigen Gemein- ſchaft mit ihm) und wir (zuſammen, Juden und Heyden) den verheiſſenen Geiſt empfingen durch den Glauben. Anmerckungen. 1. Gleichwie der Fluch, davon uns Chri- ſtus erloͤſet hat, alles Unheil, das zeitliche, geiſt- liche und ewige, in ſich faſſet: alſo haͤlt der er- worbene Segen alles Heil in ſich, welches ſich in vielen beſondern Guͤtern und Schaͤtzen her- vor thut. 2. Wie wahrhaftig GOtt in ſeinen Ver- heiſſungen ſey, ſiehet ein ieder Glaͤubiger unter andern auch darinnen, daß, da er in ſeinen Vor- T t t

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/541>, abgerufen am 24.11.2024.