[Spaltenumbruch]
kehret wird, also, daß man Erfahrung davon hat.
10. Und dieses ist die würdige und thäti- ge Ausübung des Evangelii, wenn man sich dadurch zu dem GOTT in der Wahrheit zu lei- stenden Dienste erweiset als einen von dem ver- derbten Welt-Laufe abgesonderten Knecht, oder als eine getreue, CHristo allein gewidmete Magd GOttes. Rom. 6, 17. 18. 1 Petr. 2, 16. wodurch sich die geschehene Bekehrung characte- risiren muß.
11. Keiner aber ist des Evangelii, als einer frölichen Botschaft, und der darinnen liegen- den Gnaden-Kräfte und Heyls-Güter zu ge- treuer Anwendung fähiger, als der sich dersel- ben unwürdig erkennet, und über sein sündliches Verderben recht betrübet ist.
12. Jm übrigen hat der Leser wohl zu mer- cken, daß, nachdem der Apostel des Evangelii gedacht, er v. 2. sich dabey in parenthesi auf die durch die Propheten vorher geschehene Verheis- sung desselben beziehet, und darauf die ersten Worte des dritten Verses: Von seinem Soh- ne, theils mit den letztern Worten des ersten Verses: das Evangelium GOttes; theils mit den letztern des vierten Verses: JESU CHristi, unsers HErrn, verbindet, und das übrige v. 4 und 5 dergestalt darzwischen setzet, daß er nach der Fülle seines geistlichen Affects damit die ietzt gedachte Worte gar nachdrücklich erläu- tert. Denn ausser solchen parenthetischen Er- läuterungen heißt es nach dem eigentlichen Zu- sammenhange also: v. 1. abgesondert zum Ev- angelio GOttes (v. 3) von seinem Sohne (v. 4.) JEsu CHristo, unserm HERRN. Welche letztere Worte denn auch ihren pareu- thetischen Beysatz im fünften und sechsten Vers empfangen. Fasset man nun die sämtlichen sie- ben ersten Verse ohne die parentheses kurtz zu- sammen, so geben sie diesen Satz: Paulus Roma- nis salutem in Christo dicit plurimam:Paulus wünschet den Römern Gnade und Friede von GOtt.
V. 2.
Welches (Evangelium) er (der himm- lische Vater) zuvor (ehe das Gnaden-Reich des Meßiä eingetreten ist, erstlich so fort nach dem Sünden-Fall selbst unmittelbar 1 B. Mos. 3, 15. und hernach in allen periodis der Zeiten des alten Testaments mittelbar verheissen hat durch seine (von seinem Heiligen Geiste getrie- bene) Propheten, (wie mündlich, also der da- maligen und nachfolgenden Kirche zum Besten, vornehmlich schriftlich) in der heiligen Schrift (in den heiligen Schriften, oder denen darzu gehörigen und wie in einer gewissen Anzahl vor- handenen, u. in der Jüdischen Kirche allezeit hei- liglich bewahreten, also auch ausser allen Zweifel gesetzten und für göttlich erkannten, auch in sol- chem Ansehen von der Christlichen Kirche ehrer- bietigst angenommenen Büchern.)
Anmerckungen.
1. Der Unterscheid des Alten und Neuen Testaments bestehet vornehmlich im Unterschei- [Spaltenumbruch]
de der Verheissung und der Erfüllung des Evangelii von CHristo.
2. Von CHristo zeugen alle Prophe- ten, daß durch seinen Namen alle, die an ihn gläuben, Vergebung der Sünden em- pfahen sollen. Ap. Gesch. 10, 43.
3. Hat gleich GOTT den heiligen Pro- pheten sein Wort und seinen Willen unmittel- bar inspiriret; so hat er doch durch dieselbe, und also mittelbarer Weise mit den Menschen ge- handelt, also, daß diese ordentlich nur mittel- barer weise bekehret worden sind.
4. Da wir nun nicht allein der Prophe- ten, sondern auch der Evangelisten und Apostel Schriften vor uns haben; so haben wir uns, ob- ne nach einer unmittelbaren Eingebung zu gaf- fen, derselben, als eines von GOTT verordne- ten Gnaden-Mittels, zu bedienen, und sie für eine unschätzbare Beylage zu achten.
V. 3.
Von seinem von Ewigkeit her von ihm gezeugeten Sohn (Psalm 2 7. 12. Prov 30, 4. Mich. 5, 2.) der in der Fülle der Zeit Gal. 4, 4. Dan. 9, 24. seqq.) gebohren ist (wahrer Mensch) von dem Samen Davids (wie ver- heissen war 2 Sam. 7, 4. seqq. 12, seqq. Jes. 9, 6. 7. 11, 1. seqq. Jer. 23, 5. 6. 33, 15. 16. Sie- he auch Ps. 78, 69. seqq. 89, 4. 5. 20. seqq. 132, 1. 17. imgleichen Matth. 1. da des Meßiä Geschlecht in Ansehung Josephs durch die Linie Salomonis, und Luc. 3. da es durch die Linie Nathans, Salomonis Bruder, in Ansehung der Mariä, von David hergeführet wird) nach dem Fleische (nach der menschlichen Natur, welche von ihrem sichtbaren Theile also benen- net wird: wie es auch heißt Joh. 1, 14. Das Wort ward Fleisch und wohnete unter uns. Siehe auch Rom. 9, 5. Hebr. 2, 14. 1 Joh. 4, 2. 2 Joh. v. 7.)
V. 4.
Und kräftiglich (durch Wunder-Kräf- te, welche die göttliche Kraft und Allmacht CHristi dargethan, da er sie dergestalt aus ei- gener Kraft verrichtet, daß er die wunderthäti- ge Gabe auch denen Aposteln mitgetheilet) er- weiset (und zur Uberzeugung des Gewissens of- fenbaret und dargestellet) ein Sohn GOttes (in der Kraft und mit göttlichem Nachdruck, und also wahrer GOtt und Mensch in einer Person durch die Vereinigung der beyden Naturen) nach dem Geist, der da (wesentlich heilig ist, und) heiliget (d. i. nach seiner wahren GOtt- heit. Denn wie die Worte nach dem Fleische auf die menschliche Natur gehen; so gehen diese: nach dem Geiste der Heiligkeit, auf die gött- liche Natur: wie man denn auch anderwärtig das Wort Geist, wenn es von CHristo gebrau- chet, und dem Fleische, oder der menschlichen Natur, entgegen gesetzet wird, von der göttli- chen Natur, nach welcher der Sohn GOttes mit dem Vater und Heiligen Geiste ein indepen- denter und unendlicher Geist ist, zu verstehen hat. Siehe 1 Cor. 15, 45. 1 Tim. 3, 16. Hebr. 9, 14. 1 Petr. 3, 18. Die Erläuterung des Wor-
tes
D
Cap. 1, v. 1-4. an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch]
kehret wird, alſo, daß man Erfahrung davon hat.
10. Und dieſes iſt die wuͤrdige und thaͤti- ge Ausuͤbung des Evangelii, wenn man ſich dadurch zu dem GOTT in der Wahrheit zu lei- ſtenden Dienſte erweiſet als einen von dem ver- derbten Welt-Laufe abgeſonderten Knecht, oder als eine getreue, CHriſto allein gewidmete Magd GOttes. Rom. 6, 17. 18. 1 Petr. 2, 16. wodurch ſich die geſchehene Bekehrung characte- riſiren muß.
11. Keiner aber iſt des Evangelii, als einer froͤlichen Botſchaft, und der darinnen liegen- den Gnaden-Kraͤfte und Heyls-Guͤter zu ge- treuer Anwendung faͤhiger, als der ſich derſel- ben unwuͤrdig erkennet, und uͤber ſein ſuͤndliches Verderben recht betruͤbet iſt.
12. Jm uͤbrigen hat der Leſer wohl zu mer- cken, daß, nachdem der Apoſtel des Evangelii gedacht, er v. 2. ſich dabey in parentheſi auf die durch die Propheten vorher geſchehene Verheiſ- ſung deſſelben beziehet, und darauf die erſten Worte des dritten Verſes: Von ſeinem Soh- ne, theils mit den letztern Worten des erſten Verſes: das Evangelium GOttes; theils mit den letztern des vierten Verſes: JESU CHriſti, unſers HErrn, verbindet, und das uͤbrige v. 4 und 5 dergeſtalt darzwiſchen ſetzet, daß er nach der Fuͤlle ſeines geiſtlichen Affects damit die ietzt gedachte Worte gar nachdruͤcklich erlaͤu- tert. Denn auſſer ſolchen parenthetiſchen Er- laͤuterungen heißt es nach dem eigentlichen Zu- ſammenhange alſo: v. 1. abgeſondert zum Ev- angelio GOttes (v. 3) von ſeinem Sohne (v. 4.) JEſu CHriſto, unſerm HERRN. Welche letztere Worte denn auch ihren pareu- thetiſchen Beyſatz im fuͤnften und ſechſten Vers empfangen. Faſſet man nun die ſaͤmtlichen ſie- ben erſten Verſe ohne die parentheſes kurtz zu- ſammen, ſo geben ſie dieſen Satz: Paulus Roma- nis ſalutem in Chriſto dicit plurimam:Paulus wuͤnſchet den Roͤmern Gnade und Friede von GOtt.
V. 2.
Welches (Evangelium) er (der himm- liſche Vater) zuvor (ehe das Gnaden-Reich des Meßiaͤ eingetreten iſt, erſtlich ſo fort nach dem Suͤnden-Fall ſelbſt unmittelbar 1 B. Moſ. 3, 15. und hernach in allen periodis der Zeiten des alten Teſtaments mittelbar verheiſſen hat durch ſeine (von ſeinem Heiligen Geiſte getrie- bene) Propheten, (wie muͤndlich, alſo der da- maligen und nachfolgenden Kirche zum Beſten, vornehmlich ſchriftlich) in der heiligen Schrift (in den heiligen Schriften, oder denen darzu gehoͤrigen und wie in einer gewiſſen Anzahl vor- handenen, u. in der Juͤdiſchen Kirche allezeit hei- liglich bewahreten, alſo auch auſſer allen Zweifel geſetzten und fuͤr goͤttlich erkannten, auch in ſol- chem Anſehen von der Chriſtlichen Kirche ehrer- bietigſt angenommenen Buͤchern.)
Anmerckungen.
1. Der Unterſcheid des Alten und Neuen Teſtaments beſtehet vornehmlich im Unterſchei- [Spaltenumbruch]
de der Verheiſſung und der Erfuͤllung des Evangelii von CHriſto.
2. Von CHriſto zeugen alle Prophe- ten, daß durch ſeinen Namen alle, die an ihn glaͤuben, Vergebung der Suͤnden em- pfahen ſollen. Ap. Geſch. 10, 43.
3. Hat gleich GOTT den heiligen Pro- pheten ſein Wort und ſeinen Willen unmittel- bar inſpiriret; ſo hat er doch durch dieſelbe, und alſo mittelbarer Weiſe mit den Menſchen ge- handelt, alſo, daß dieſe ordentlich nur mittel- barer weiſe bekehret worden ſind.
4. Da wir nun nicht allein der Prophe- ten, ſondern auch der Evangeliſten und Apoſtel Schriften vor uns haben; ſo haben wir uns, ob- ne nach einer unmittelbaren Eingebung zu gaf- fen, derſelben, als eines von GOTT verordne- ten Gnaden-Mittels, zu bedienen, und ſie fuͤr eine unſchaͤtzbare Beylage zu achten.
V. 3.
Von ſeinem von Ewigkeit her von ihm gezeugeten Sohn (Pſalm 2 7. 12. Prov 30, 4. Mich. 5, 2.) der in der Fuͤlle der Zeit Gal. 4, 4. Dan. 9, 24. ſeqq.) gebohren iſt (wahrer Menſch) von dem Samen Davids (wie ver- heiſſen war 2 Sam. 7, 4. ſeqq. 12, ſeqq. Jeſ. 9, 6. 7. 11, 1. ſeqq. Jer. 23, 5. 6. 33, 15. 16. Sie- he auch Pſ. 78, 69. ſeqq. 89, 4. 5. 20. ſeqq. 132, 1. 17. imgleichen Matth. 1. da des Meßiaͤ Geſchlecht in Anſehung Joſephs durch die Linie Salomonis, und Luc. 3. da es durch die Linie Nathans, Salomonis Bruder, in Anſehung der Mariaͤ, von David hergefuͤhret wird) nach dem Fleiſche (nach der menſchlichen Natur, welche von ihrem ſichtbaren Theile alſo benen- net wird: wie es auch heißt Joh. 1, 14. Das Wort ward Fleiſch und wohnete unter uns. Siehe auch Rom. 9, 5. Hebr. 2, 14. 1 Joh. 4, 2. 2 Joh. v. 7.)
V. 4.
Und kraͤftiglich (durch Wunder-Kraͤf- te, welche die goͤttliche Kraft und Allmacht CHriſti dargethan, da er ſie dergeſtalt aus ei- gener Kraft verrichtet, daß er die wunderthaͤti- ge Gabe auch denen Apoſteln mitgetheilet) er- weiſet (und zur Uberzeugung des Gewiſſens of- fenbaret und dargeſtellet) ein Sohn GOttes (in der Kraft und mit goͤttlichem Nachdruck, und alſo wahrer GOtt und Menſch in einer Perſon durch die Vereinigung der beyden Naturen) nach dem Geiſt, der da (weſentlich heilig iſt, und) heiliget (d. i. nach ſeiner wahren GOtt- heit. Denn wie die Worte nach dem Fleiſche auf die menſchliche Natur gehen; ſo gehen dieſe: nach dem Geiſte der Heiligkeit, auf die goͤtt- liche Natur: wie man denn auch anderwaͤrtig das Wort Geiſt, wenn es von CHriſto gebrau- chet, und dem Fleiſche, oder der menſchlichen Natur, entgegen geſetzet wird, von der goͤttli- chen Natur, nach welcher der Sohn GOttes mit dem Vater und Heiligen Geiſte ein indepen- denter und unendlicher Geiſt iſt, zu verſtehen hat. Siehe 1 Cor. 15, 45. 1 Tim. 3, 16. Hebr. 9, 14. 1 Petr. 3, 18. Die Erlaͤuterung des Wor-
tes
D
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[25/0053]
Cap. 1, v. 1-4. an die Roͤmer.
kehret wird, alſo, daß man Erfahrung davon
hat.
10. Und dieſes iſt die wuͤrdige und thaͤti-
ge Ausuͤbung des Evangelii, wenn man ſich
dadurch zu dem GOTT in der Wahrheit zu lei-
ſtenden Dienſte erweiſet als einen von dem ver-
derbten Welt-Laufe abgeſonderten Knecht,
oder als eine getreue, CHriſto allein gewidmete
Magd GOttes. Rom. 6, 17. 18. 1 Petr. 2, 16.
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riſiren muß.
11. Keiner aber iſt des Evangelii, als einer
froͤlichen Botſchaft, und der darinnen liegen-
den Gnaden-Kraͤfte und Heyls-Guͤter zu ge-
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ben unwuͤrdig erkennet, und uͤber ſein ſuͤndliches
Verderben recht betruͤbet iſt.
12. Jm uͤbrigen hat der Leſer wohl zu mer-
cken, daß, nachdem der Apoſtel des Evangelii
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ſung deſſelben beziehet, und darauf die erſten
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ne, theils mit den letztern Worten des erſten
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CHriſti, unſers HErrn, verbindet, und das
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tert. Denn auſſer ſolchen parenthetiſchen Er-
laͤuterungen heißt es nach dem eigentlichen Zu-
ſammenhange alſo: v. 1. abgeſondert zum Ev-
angelio GOttes (v. 3) von ſeinem Sohne
(v. 4.) JEſu CHriſto, unſerm HERRN.
Welche letztere Worte denn auch ihren pareu-
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empfangen. Faſſet man nun die ſaͤmtlichen ſie-
ben erſten Verſe ohne die parentheſes kurtz zu-
ſammen, ſo geben ſie dieſen Satz: Paulus Roma-
nis ſalutem in Chriſto dicit plurimam: Paulus
wuͤnſchet den Roͤmern Gnade und Friede
von GOtt.
V. 2.
Welches (Evangelium) er (der himm-
liſche Vater) zuvor (ehe das Gnaden-Reich
des Meßiaͤ eingetreten iſt, erſtlich ſo fort nach
dem Suͤnden-Fall ſelbſt unmittelbar 1 B. Moſ.
3, 15. und hernach in allen periodis der Zeiten
des alten Teſtaments mittelbar verheiſſen hat
durch ſeine (von ſeinem Heiligen Geiſte getrie-
bene) Propheten, (wie muͤndlich, alſo der da-
maligen und nachfolgenden Kirche zum Beſten,
vornehmlich ſchriftlich) in der heiligen Schrift
(in den heiligen Schriften, oder denen darzu
gehoͤrigen und wie in einer gewiſſen Anzahl vor-
handenen, u. in der Juͤdiſchen Kirche allezeit hei-
liglich bewahreten, alſo auch auſſer allen Zweifel
geſetzten und fuͤr goͤttlich erkannten, auch in ſol-
chem Anſehen von der Chriſtlichen Kirche ehrer-
bietigſt angenommenen Buͤchern.)
Anmerckungen.
1. Der Unterſcheid des Alten und Neuen
Teſtaments beſtehet vornehmlich im Unterſchei-
de der Verheiſſung und der Erfuͤllung des
Evangelii von CHriſto.
2. Von CHriſto zeugen alle Prophe-
ten, daß durch ſeinen Namen alle, die an
ihn glaͤuben, Vergebung der Suͤnden em-
pfahen ſollen. Ap. Geſch. 10, 43.
3. Hat gleich GOTT den heiligen Pro-
pheten ſein Wort und ſeinen Willen unmittel-
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alſo mittelbarer Weiſe mit den Menſchen ge-
handelt, alſo, daß dieſe ordentlich nur mittel-
barer weiſe bekehret worden ſind.
4. Da wir nun nicht allein der Prophe-
ten, ſondern auch der Evangeliſten und Apoſtel
Schriften vor uns haben; ſo haben wir uns, ob-
ne nach einer unmittelbaren Eingebung zu gaf-
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ten Gnaden-Mittels, zu bedienen, und ſie fuͤr eine
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V. 3.
Von ſeinem von Ewigkeit her von ihm
gezeugeten Sohn (Pſalm 2 7. 12. Prov 30,
4. Mich. 5, 2.) der in der Fuͤlle der Zeit Gal.
4, 4. Dan. 9, 24. ſeqq.) gebohren iſt (wahrer
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heiſſen war 2 Sam. 7, 4. ſeqq. 12, ſeqq. Jeſ.
9, 6. 7. 11, 1. ſeqq. Jer. 23, 5. 6. 33, 15. 16. Sie-
he auch Pſ. 78, 69. ſeqq. 89, 4. 5. 20. ſeqq.
132, 1. 17. imgleichen Matth. 1. da des Meßiaͤ
Geſchlecht in Anſehung Joſephs durch die Linie
Salomonis, und Luc. 3. da es durch die Linie
Nathans, Salomonis Bruder, in Anſehung
der Mariaͤ, von David hergefuͤhret wird) nach
dem Fleiſche (nach der menſchlichen Natur,
welche von ihrem ſichtbaren Theile alſo benen-
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Wort ward Fleiſch und wohnete unter
uns. Siehe auch Rom. 9, 5. Hebr. 2, 14.
1 Joh. 4, 2. 2 Joh. v. 7.)
V. 4.
Und kraͤftiglich (durch Wunder-Kraͤf-
te, welche die goͤttliche Kraft und Allmacht
CHriſti dargethan, da er ſie dergeſtalt aus ei-
gener Kraft verrichtet, daß er die wunderthaͤti-
ge Gabe auch denen Apoſteln mitgetheilet) er-
weiſet (und zur Uberzeugung des Gewiſſens of-
fenbaret und dargeſtellet) ein Sohn GOttes
(in der Kraft und mit goͤttlichem Nachdruck, und
alſo wahrer GOtt und Menſch in einer Perſon
durch die Vereinigung der beyden Naturen)
nach dem Geiſt, der da (weſentlich heilig iſt,
und) heiliget (d. i. nach ſeiner wahren GOtt-
heit. Denn wie die Worte nach dem Fleiſche
auf die menſchliche Natur gehen; ſo gehen dieſe:
nach dem Geiſte der Heiligkeit, auf die goͤtt-
liche Natur: wie man denn auch anderwaͤrtig
das Wort Geiſt, wenn es von CHriſto gebrau-
chet, und dem Fleiſche, oder der menſchlichen
Natur, entgegen geſetzet wird, von der goͤttli-
chen Natur, nach welcher der Sohn GOttes
mit dem Vater und Heiligen Geiſte ein indepen-
denter und unendlicher Geiſt iſt, zu verſtehen
hat. Siehe 1 Cor. 15, 45. 1 Tim. 3, 16. Hebr. 9,
14. 1 Petr. 3, 18. Die Erlaͤuterung des Wor-
tes
D
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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/53>, abgerufen am 22.11.2024.
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