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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 2, v. 10-13.
[Spaltenumbruch] daselbst angerichtet habe. Welches letztere sich
ohne das für Petri Sinn und Lehre so wenig
schicket, so wenig der Römische Kirchen-Staat
mit der Gestalt des Reichs Christi überein-
kömmt.
2. Wie Paulus alles auf die Gnade
GOttes richte, oder derselben alles bey seinem
Amte zuschreibe, sehe man unter andern 1 Cor.
15, 10. da er spricht: Von GOttes Gnaden
bin ich, das ich bin, und seine Gnade an
mir ist nicht vergeblich gewesen; sondern
ich habe viel mehr gearbeitet, denn sie alle,

(so gar bin ich nicht weniger, als die übrigen
Apostel) nicht aber ich, sondern GOttes
Gnade, die in mir ist.
Siehe auch 2 Cor.
3, 5. 6.)
3. Daß alhier nur Jacobi, Petri und
Johannis gedacht wird, kömmt daher, weil nur
diese allein bey der Ankunft und Gegenwart
Pauli zu Jerusalem gewesen sind. Und da Ap.
Ges. 15. nur allein Petri und Jacobi gedacht
wird, wie sie nemlich einen besondern Vortrag
gethan; so siehet man aus diesem Orte Pauli,
daß auch Johannes zugegen gewesen.
4. Gleichwie Christus allein ist das Haupt
seiner Kirchen, der keines Neben- oder Unter-
Haupts gebrauchet: so ist er auch allein die
Grund-Veste und die rechte Seule derselben,
auf welchen sie gebauet ist, und der sie unterstü-
tzet. Wenn aber die Apostel alhier Seulen
genennet werden, so wird damit ihre Vestigkeit
und Standhaftigkeit in der Bekäntniß der Evan-
gelischen Wahrheit, und das daher entstehende
gute Ansehen angezeiget; und also wird damit
erläutert, was zuvor von denen, die ein beson-
ders Ansehen gehabt, v. 2. 6. gesaget worden.
5. Haben nun aber Jacobus und Johan-
nes mit Petro gleiches Ansehen gehabt, und
ist auch Paulus, wie unter andern auch aus die-
sem gantzen Context erhellet, nichts weniger ge-
wesen, als Petrus, und die übrigen Apostel; so
siehet man aufs neue, daß das Vorgeben der
Papisten von Petri Vorzuge vor allen andern
Aposteln gantz ohne allen Grund sey.
V. 11.

Da aber Petrus gen Antiochiam kam,
widerstund ich ihm unter Augen: denn es
war Klage über ihn kommen.

Anmerckungen.

1. Daß alhier die Rede von niemand an-
ders sey, als von Petro, dessen vorher ausdrück-
lich gedacht ist, zeiget der gantze Context an, und
müssen es die Papisten selbst gestehen. Gleich-
wie nun hieraus abermal erhellet, daß Petrus
gar keinen Vorzug vor andern Aposteln gehabt,
und daß die Papisten sich viel weniger auf eini-
ge Infallibilität der Päpste berufen können: so
dienete dieses, daß sich Paulus nicht erst von
Petro habe dürfen unterrichten, sondern Petrus
sich von Paulo habe zurecht weisen lassen müssen,
nicht wenig zum Erweise der Autorität Pauli
und seiner Lauterkeit in der Evangelischen
Lehre.

[Spaltenumbruch]

2. Es ist dieses geschehen, nachdem der
apostolische Ausspruch zu Jerusalem schon gege-
ben und zu Antiochia publiciret war, wie aus
dem Contexte der Erzehlung Pauli zu ersehen ist:
und zwar entweder bald darauf, oder zu der Zeit,
davon Ap. Ges. 15, 35. 36. stehet: oder aber erst
fünf Jahr nachher, nachdem er mit Sila von
Antiochien den Zug durch die Länder Asiens
und Griechenlandes gethan hatte. c. 16. 17. 18.
und von dannen ins Jüdische Land gezogen und
wieder nach Antiochiam gekommen war c. 18, 22.
ehe er von da die gepflantzte Galatische Gemei-
nen besuchet hatte. v. 23. Worinnen aber das
Versehen Petri bestanden, und wie solches der
Autorität seines apostolischen Amts nicht nach-
theilig sey, wollen wir nun vernehmen.

V. 12. 13.

Denn zuvor, ehe etliche von Jacobo
(aus Jerusalem) kamen, aß er mit den (zu
Christo bekehrten) Heiden (und bedienete sich
seiner evangelischen Freyheit gantz rechtmäßig, al-
so, daß er sich auch über einige im Mosaischen Ge-
setz verbotene, aber an sich selbst zuläßige, Spei-
sen kein Gewissen machte.) Da sie aber ka-
men, entzog er sich, und sonderte sich ab

(von ihnen) darum, daß er die von der Be-
schneidung fürchtete
(daß sie nemlich einen
Anstoß an ihm nehmen möchten) und heu-
chelten mit ihm die andern
(zu Antiochia be-
kehrte) Juden (auf die Art nemlich, daß sie, de-
nen Jerusalemschen noch schwächern Juden zu
gefallen, sich so schwach machten, als hielten sie
das gemeinschaftliche Essen mit den bekehrten
Heiden für Sünde) also, daß auch Barnabas
verführet
(mit hingerissen) ward, mit ihnen
zu heucheln
(sich also zur Unzeit zu verstellen.)

Anmerckungen.
1. Es ist wohl zu mercken, worinnen Petri
von Paulo bestrafetes Verfahren eigentlich be-
standen habe. Es kam dabey weder auf die
Lehre, noch auf das Leben an, als hätte er mit
unrichtiger Lehre, oder mit einer an sich selbst
bösen That die Gemeine geärgert; sondern es
bestunde das Versehen nur in der unbehutsamen
Application der richtigen Lehre, und lief wider die
Regel der christlichen Prudentz. Die richtige
Lehre und Regel Petri war diese: Wir ha-
ben die bekehrten Heiden als Mitgenossen
der Gnade anzusehen,
sie von dem Joche
Mosaischer Satzungen mit der Lehr und unserm
Exempel auf die Evangelische Freyheit zu füh-
ren: aber doch also, daß wir auch andern theils
mit dem Gebrauch der Freyheit mäßiglich fah-
ren und der aus dem Judenthum zu Christo be-
kehrten schwachen Seelen schonen. Oder, es
mit Pauli Worten 1 Cor. 9, 20. auszudrucken,
so war Petri Regel diese: Den Juden solte
man werden, als ein Jude, auf daß man
die Juden gewinne: denen aber, die ohne
das Jüdische Gesetz sind, als ohne Gesetz,
auf daß man auch sie gewinne.
Die Regel
applicirte Petrus zu Antiochia: aber zur Unzeit,
und an statt der Gewinnung, zum Anstoß.
Denn
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 2, v. 10-13.
[Spaltenumbruch] daſelbſt angerichtet habe. Welches letztere ſich
ohne das fuͤr Petri Sinn und Lehre ſo wenig
ſchicket, ſo wenig der Roͤmiſche Kirchen-Staat
mit der Geſtalt des Reichs Chriſti uͤberein-
koͤmmt.
2. Wie Paulus alles auf die Gnade
GOttes richte, oder derſelben alles bey ſeinem
Amte zuſchreibe, ſehe man unter andern 1 Cor.
15, 10. da er ſpricht: Von GOttes Gnaden
bin ich, das ich bin, und ſeine Gnade an
mir iſt nicht vergeblich geweſen; ſondern
ich habe viel mehr gearbeitet, denn ſie alle,

(ſo gar bin ich nicht weniger, als die uͤbrigen
Apoſtel) nicht aber ich, ſondern GOttes
Gnade, die in mir iſt.
Siehe auch 2 Cor.
3, 5. 6.)
3. Daß alhier nur Jacobi, Petri und
Johannis gedacht wird, koͤmmt daher, weil nur
dieſe allein bey der Ankunft und Gegenwart
Pauli zu Jeruſalem geweſen ſind. Und da Ap.
Geſ. 15. nur allein Petri und Jacobi gedacht
wird, wie ſie nemlich einen beſondern Vortrag
gethan; ſo ſiehet man aus dieſem Orte Pauli,
daß auch Johannes zugegen geweſen.
4. Gleichwie Chriſtus allein iſt das Haupt
ſeiner Kirchen, der keines Neben- oder Unter-
Haupts gebrauchet: ſo iſt er auch allein die
Grund-Veſte und die rechte Seule derſelben,
auf welchen ſie gebauet iſt, und der ſie unterſtuͤ-
tzet. Wenn aber die Apoſtel alhier Seulen
genennet werden, ſo wird damit ihre Veſtigkeit
und Standhaftigkeit in der Bekaͤntniß der Evan-
geliſchen Wahrheit, und das daher entſtehende
gute Anſehen angezeiget; und alſo wird damit
erlaͤutert, was zuvor von denen, die ein beſon-
ders Anſehen gehabt, v. 2. 6. geſaget worden.
5. Haben nun aber Jacobus und Johan-
nes mit Petro gleiches Anſehen gehabt, und
iſt auch Paulus, wie unter andern auch aus die-
ſem gantzen Context erhellet, nichts weniger ge-
weſen, als Petrus, und die uͤbrigen Apoſtel; ſo
ſiehet man aufs neue, daß das Vorgeben der
Papiſten von Petri Vorzuge vor allen andern
Apoſteln gantz ohne allen Grund ſey.
V. 11.

Da aber Petrus gen Antiochiam kam,
widerſtund ich ihm unter Augen: denn es
war Klage uͤber ihn kommen.

Anmerckungen.

1. Daß alhier die Rede von niemand an-
ders ſey, als von Petro, deſſen vorher ausdruͤck-
lich gedacht iſt, zeiget der gantze Context an, und
muͤſſen es die Papiſten ſelbſt geſtehen. Gleich-
wie nun hieraus abermal erhellet, daß Petrus
gar keinen Vorzug vor andern Apoſteln gehabt,
und daß die Papiſten ſich viel weniger auf eini-
ge Infallibilitaͤt der Paͤpſte berufen koͤnnen: ſo
dienete dieſes, daß ſich Paulus nicht erſt von
Petro habe duͤrfen unterrichten, ſondern Petrus
ſich von Paulo habe zurecht weiſen laſſen muͤſſen,
nicht wenig zum Erweiſe der Autoritaͤt Pauli
und ſeiner Lauterkeit in der Evangeliſchen
Lehre.

[Spaltenumbruch]

2. Es iſt dieſes geſchehen, nachdem der
apoſtoliſche Ausſpruch zu Jeruſalem ſchon gege-
ben und zu Antiochia publiciret war, wie aus
dem Contexte der Erzehlung Pauli zu erſehen iſt:
und zwar entweder bald darauf, oder zu der Zeit,
davon Ap. Geſ. 15, 35. 36. ſtehet: oder aber erſt
fuͤnf Jahr nachher, nachdem er mit Sila von
Antiochien den Zug durch die Laͤnder Aſiens
und Griechenlandes gethan hatte. c. 16. 17. 18.
und von dannen ins Juͤdiſche Land gezogen und
wieder nach Antiochiam gekommen war c. 18, 22.
ehe er von da die gepflantzte Galatiſche Gemei-
nen beſuchet hatte. v. 23. Worinnen aber das
Verſehen Petri beſtanden, und wie ſolches der
Autoritaͤt ſeines apoſtoliſchen Amts nicht nach-
theilig ſey, wollen wir nun vernehmen.

V. 12. 13.

Denn zuvor, ehe etliche von Jacobo
(aus Jeruſalem) kamen, aß er mit den (zu
Chriſto bekehrten) Heiden (und bedienete ſich
ſeiner evangeliſchen Freyheit gantz rechtmaͤßig, al-
ſo, daß er ſich auch uͤber einige im Moſaiſchen Ge-
ſetz verbotene, aber an ſich ſelbſt zulaͤßige, Spei-
ſen kein Gewiſſen machte.) Da ſie aber ka-
men, entzog er ſich, und ſonderte ſich ab

(von ihnen) darum, daß er die von der Be-
ſchneidung fuͤrchtete
(daß ſie nemlich einen
Anſtoß an ihm nehmen moͤchten) und heu-
chelten mit ihm die andern
(zu Antiochia be-
kehrte) Juden (auf die Art nemlich, daß ſie, de-
nen Jeruſalemſchen noch ſchwaͤchern Juden zu
gefallen, ſich ſo ſchwach machten, als hielten ſie
das gemeinſchaftliche Eſſen mit den bekehrten
Heiden fuͤr Suͤnde) alſo, daß auch Barnabas
verfuͤhret
(mit hingeriſſen) ward, mit ihnen
zu heucheln
(ſich alſo zur Unzeit zu verſtellen.)

Anmerckungen.
1. Es iſt wohl zu mercken, worinnen Petri
von Paulo beſtrafetes Verfahren eigentlich be-
ſtanden habe. Es kam dabey weder auf die
Lehre, noch auf das Leben an, als haͤtte er mit
unrichtiger Lehre, oder mit einer an ſich ſelbſt
boͤſen That die Gemeine geaͤrgert; ſondern es
beſtunde das Verſehen nur in der unbehutſamen
Application der richtigen Lehre, und lief wider die
Regel der chriſtlichen Prudentz. Die richtige
Lehre und Regel Petri war dieſe: Wir ha-
ben die bekehrten Heiden als Mitgenoſſen
der Gnade anzuſehen,
ſie von dem Joche
Moſaiſcher Satzungen mit der Lehr und unſerm
Exempel auf die Evangeliſche Freyheit zu fuͤh-
ren: aber doch alſo, daß wir auch andern theils
mit dem Gebrauch der Freyheit maͤßiglich fah-
ren und der aus dem Judenthum zu Chriſto be-
kehrten ſchwachen Seelen ſchonen. Oder, es
mit Pauli Worten 1 Cor. 9, 20. auszudrucken,
ſo war Petri Regel dieſe: Den Juden ſolte
man werden, als ein Jude, auf daß man
die Juden gewinne: denen aber, die ohne
das Juͤdiſche Geſetz ſind, als ohne Geſetz,
auf daß man auch ſie gewinne.
Die Regel
applicirte Petrus zu Antiochia: aber zur Unzeit,
und an ſtatt der Gewinnung, zum Anſtoß.
Denn
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[498/0526] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 2, v. 10-13. daſelbſt angerichtet habe. Welches letztere ſich ohne das fuͤr Petri Sinn und Lehre ſo wenig ſchicket, ſo wenig der Roͤmiſche Kirchen-Staat mit der Geſtalt des Reichs Chriſti uͤberein- koͤmmt. 2. Wie Paulus alles auf die Gnade GOttes richte, oder derſelben alles bey ſeinem Amte zuſchreibe, ſehe man unter andern 1 Cor. 15, 10. da er ſpricht: Von GOttes Gnaden bin ich, das ich bin, und ſeine Gnade an mir iſt nicht vergeblich geweſen; ſondern ich habe viel mehr gearbeitet, denn ſie alle, (ſo gar bin ich nicht weniger, als die uͤbrigen Apoſtel) nicht aber ich, ſondern GOttes Gnade, die in mir iſt. Siehe auch 2 Cor. 3, 5. 6.) 3. Daß alhier nur Jacobi, Petri und Johannis gedacht wird, koͤmmt daher, weil nur dieſe allein bey der Ankunft und Gegenwart Pauli zu Jeruſalem geweſen ſind. Und da Ap. Geſ. 15. nur allein Petri und Jacobi gedacht wird, wie ſie nemlich einen beſondern Vortrag gethan; ſo ſiehet man aus dieſem Orte Pauli, daß auch Johannes zugegen geweſen. 4. Gleichwie Chriſtus allein iſt das Haupt ſeiner Kirchen, der keines Neben- oder Unter- Haupts gebrauchet: ſo iſt er auch allein die Grund-Veſte und die rechte Seule derſelben, auf welchen ſie gebauet iſt, und der ſie unterſtuͤ- tzet. Wenn aber die Apoſtel alhier Seulen genennet werden, ſo wird damit ihre Veſtigkeit und Standhaftigkeit in der Bekaͤntniß der Evan- geliſchen Wahrheit, und das daher entſtehende gute Anſehen angezeiget; und alſo wird damit erlaͤutert, was zuvor von denen, die ein beſon- ders Anſehen gehabt, v. 2. 6. geſaget worden. 5. Haben nun aber Jacobus und Johan- nes mit Petro gleiches Anſehen gehabt, und iſt auch Paulus, wie unter andern auch aus die- ſem gantzen Context erhellet, nichts weniger ge- weſen, als Petrus, und die uͤbrigen Apoſtel; ſo ſiehet man aufs neue, daß das Vorgeben der Papiſten von Petri Vorzuge vor allen andern Apoſteln gantz ohne allen Grund ſey. V. 11. Da aber Petrus gen Antiochiam kam, widerſtund ich ihm unter Augen: denn es war Klage uͤber ihn kommen. Anmerckungen. 1. Daß alhier die Rede von niemand an- ders ſey, als von Petro, deſſen vorher ausdruͤck- lich gedacht iſt, zeiget der gantze Context an, und muͤſſen es die Papiſten ſelbſt geſtehen. Gleich- wie nun hieraus abermal erhellet, daß Petrus gar keinen Vorzug vor andern Apoſteln gehabt, und daß die Papiſten ſich viel weniger auf eini- ge Infallibilitaͤt der Paͤpſte berufen koͤnnen: ſo dienete dieſes, daß ſich Paulus nicht erſt von Petro habe duͤrfen unterrichten, ſondern Petrus ſich von Paulo habe zurecht weiſen laſſen muͤſſen, nicht wenig zum Erweiſe der Autoritaͤt Pauli und ſeiner Lauterkeit in der Evangeliſchen Lehre. 2. Es iſt dieſes geſchehen, nachdem der apoſtoliſche Ausſpruch zu Jeruſalem ſchon gege- ben und zu Antiochia publiciret war, wie aus dem Contexte der Erzehlung Pauli zu erſehen iſt: und zwar entweder bald darauf, oder zu der Zeit, davon Ap. Geſ. 15, 35. 36. ſtehet: oder aber erſt fuͤnf Jahr nachher, nachdem er mit Sila von Antiochien den Zug durch die Laͤnder Aſiens und Griechenlandes gethan hatte. c. 16. 17. 18. und von dannen ins Juͤdiſche Land gezogen und wieder nach Antiochiam gekommen war c. 18, 22. ehe er von da die gepflantzte Galatiſche Gemei- nen beſuchet hatte. v. 23. Worinnen aber das Verſehen Petri beſtanden, und wie ſolches der Autoritaͤt ſeines apoſtoliſchen Amts nicht nach- theilig ſey, wollen wir nun vernehmen. V. 12. 13. Denn zuvor, ehe etliche von Jacobo (aus Jeruſalem) kamen, aß er mit den (zu Chriſto bekehrten) Heiden (und bedienete ſich ſeiner evangeliſchen Freyheit gantz rechtmaͤßig, al- ſo, daß er ſich auch uͤber einige im Moſaiſchen Ge- ſetz verbotene, aber an ſich ſelbſt zulaͤßige, Spei- ſen kein Gewiſſen machte.) Da ſie aber ka- men, entzog er ſich, und ſonderte ſich ab (von ihnen) darum, daß er die von der Be- ſchneidung fuͤrchtete (daß ſie nemlich einen Anſtoß an ihm nehmen moͤchten) und heu- chelten mit ihm die andern (zu Antiochia be- kehrte) Juden (auf die Art nemlich, daß ſie, de- nen Jeruſalemſchen noch ſchwaͤchern Juden zu gefallen, ſich ſo ſchwach machten, als hielten ſie das gemeinſchaftliche Eſſen mit den bekehrten Heiden fuͤr Suͤnde) alſo, daß auch Barnabas verfuͤhret (mit hingeriſſen) ward, mit ihnen zu heucheln (ſich alſo zur Unzeit zu verſtellen.) Anmerckungen. 1. Es iſt wohl zu mercken, worinnen Petri von Paulo beſtrafetes Verfahren eigentlich be- ſtanden habe. Es kam dabey weder auf die Lehre, noch auf das Leben an, als haͤtte er mit unrichtiger Lehre, oder mit einer an ſich ſelbſt boͤſen That die Gemeine geaͤrgert; ſondern es beſtunde das Verſehen nur in der unbehutſamen Application der richtigen Lehre, und lief wider die Regel der chriſtlichen Prudentz. Die richtige Lehre und Regel Petri war dieſe: Wir ha- ben die bekehrten Heiden als Mitgenoſſen der Gnade anzuſehen, ſie von dem Joche Moſaiſcher Satzungen mit der Lehr und unſerm Exempel auf die Evangeliſche Freyheit zu fuͤh- ren: aber doch alſo, daß wir auch andern theils mit dem Gebrauch der Freyheit maͤßiglich fah- ren und der aus dem Judenthum zu Chriſto be- kehrten ſchwachen Seelen ſchonen. Oder, es mit Pauli Worten 1 Cor. 9, 20. auszudrucken, ſo war Petri Regel dieſe: Den Juden ſolte man werden, als ein Jude, auf daß man die Juden gewinne: denen aber, die ohne das Juͤdiſche Geſetz ſind, als ohne Geſetz, auf daß man auch ſie gewinne. Die Regel applicirte Petrus zu Antiochia: aber zur Unzeit, und an ſtatt der Gewinnung, zum Anſtoß. Denn

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/526>, abgerufen am 27.11.2024.