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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 2, v. 1-5.
[Spaltenumbruch] den bestehenden Gemeine auf die nothwendige
Beybehaltung der Beschneidung gedrungen, und
damit viele Seelen irre gemachet; zumal da sie
sich scheinen berufen zu haben auf die Gemeine
zu Jerusalem. Damit nun diese Jrrung so viel
nachdrücklicher gehoben werden möchte, so wurde
Paulus und Barnabas mit noch etlichen andern
Brüdern abgeordnet, nach Jerusalem zu gehen,
und daselbst die Entscheidung dieser Sache zu ho-
len. Denn ob sie gleich Paulus mit Barnaba
für sich selbst hätten geben können: so war doch
das Vorurtheil bey den schwachen Gemüthern
so groß, daß sie dadurch nicht wol allein beru-
higet werden konnten. Daher sich denn auch
Paulus zu dieser Verrichtung gar willig finden
ließ: als wodurch seiner apostolischen Auctorität
nichts abging. Apost. Gesch. 4, 1. seqq. Von
Barnaba sehe man c. 4, 36. 37.
3. Daß Paulus unter den Ap. Gesch. 15, 2.
nicht benannten Gefährten Titum, von Geburt
einen heidnischen und unbeschnittenen, aber zu
CHristo bekehrten Jüngling mit nahm, das that
er, um damit das Vertrauen zu seiner guten Sa-
che zu bezeugen, und die zu Antiochia irre gema-
cheten davon zu überzeugen. Denn wenn Titus
zu Jerusalem nicht würde gezwungen werden, da-
von Paulus sich genugsam versichert hielte) sich
beschneiden zu lassen; so könte dieser der Gemeine
zu Antiochia an sich schon ein kräftiger Beweis
seyn von der Freyheit des Evangelii.
V. 2.

Jch zog aber hinauf aus einer Offen-
barung
(darinnen ich ausser dem, daß meine
Reise von der Gemeine beliebet und verordnet
wurde, von GOTT dazu einen besondern Be-
fehl bekam) und besprach mich mit ihnen
(den zu Jerusalem noch gegenwärtigen Aposteln
und übrigen Aeltesten, auch mit der Gemeine
selbst) über dem Evangelio, das ich predi-
ge unter den Heiden
(wie ich sie nemlich gera-
des Weges auf den Glauben an CHristum ge-
führet, ohne sie auf die Beschneidung oder ande-
re jüdische Satzungen zu weisen und zu verbin-
den) besonders aber mit denen, die das
Ansehen hatten
(mit den Aposteln und Aelte-
sten) auf daß ich nicht vergeblich lieffe, oder
gelaufen hätte
(daß nicht, wo die falschen Ge-
setz-Eiferer nicht nachdrücklich von der Freyheit
des Evangelii überzeuget würden, sie mit ihrer
Verwirrung mir die Früchte meines Amts unter
den Heiden zu Antiochia und anderwärtig möch-
ten vernichten; sintemal dadurch auch leichtlich
andere hätten irre gemachet werden können. Wie
ich an euch erfahre, daß, ob gleich die Sache da-
mals also nach meinem gewissen Vertrauen ent-
schieden ist, sich falsche Lehrer gefunden, die sich
daran nicht gekehret und euch verwirret ha-
ben.)

V. 3.

Aber es ward auch Titus nicht ge-
zwungen
(es haben die Apostel so gar nichts an
meiner Lehre auszusetzen gehabt, und ich habe so
gar nicht Ursache gehabt, mich von ihnen erst leh-
ren zu lassen, und von ihnen etwas anzunehmen,
[Spaltenumbruch] daß auch Titus nicht einmal genöthiget ward)
sich zu beschneiden (sich beschneiden zu lassen)
der mit mir war, ob er wol ein Grieche (und
also der Geburt nach ein Heide) war. (Da
nun dieser nicht einmal zu Jerusalem, mitten un-
ter den Juden, da die Beschneidung von Alters
her sonst so heilig gehalten wird, genöthiget wor-
den, sie anzunehmen; so konte daraus leichtlich
erkannt werden, daß die gläubigen Heiden zu
Antiochia so viel weniger dazu verbunden werden
könten; und ihr Galater könnet daraus erken-
nen, wie unverantwortlich die falschen Lehrer
handeln, die euch ein solches Joch auflegen
wollen.)

V. 4. 5.

Denn da etliche falsche Brüder (die sich
für Christen ausgaben, es doch aber nicht wa-
ren, sondern mit einem blinden Eifer an dem Ge-
setze Mosis hingen (sich mit eindrungen, und
neben eingeschlichen waren, zu verkund-
schaften unsere Freyheit, die wir haben in
CHristo JEsu
(wie weit wir darinnen gehen
würden, um, wenn wir sie in einem Stücke fah-
ren liessen, sie uns derselben gar berauben möch-
ten, so viel an ihnen war, oder uns dieselbe über-
haupt zur Sünde machen könten,) daß sie uns
gefangen nähmen
(unter das knechtische Joch
des Gesetzes c. 5, 1.) V. 5. Wichen wir den-
selben nicht eine Stunde, unterthan zu seyn

(ihnen nachzugeben) auf daß die Wahrheit
des Evangelii
(desselben Lauterkeit, als der
Grund unsers Glaubens) bey euch (und andern
Heiden) bestünde. (Da hingegen, wo wir nach-
gegeben hätten, die falschen Brüder daraus wür-
den ein Recht gemachet, und unser unter den Hei-
den verkündigtes lauteres Evangelium verkehret
und verlästert haben.)

Anmerckungen.
1. Es ist alhier zuvorderst die Connexion
wohl zu mercken. Lutherus hebet den vierten
Vers an mit der particula denn: Denn da et-
liche falsche Brüder
u. f. Diese aber stehet im
Griechischen nicht. Dannenhero lassen sich die-
se Worte füglich zum Vorhergehenden ziehen,
daß der Verstand sey: Es geschahe aber um der
falschen Brüder willen, nemlich, wie vorher ge-
get, daß Titus nicht gezwungen ward, sich be-
schneiden zu lassen. Da denn die folgende Wor-
te in solcher Construction stehen: Welche neben
eingeschlichen waren - - welchen wir nicht ge-
wichen u. s. w.
2. Gleichwie einem gläubigen Kinde GOt-
tes auf Erden nichts angenehmers ist, als ein
wahrer Bruder in CHristo, zumal ein sol-
cher, an dem man nicht viel, oder nichts zu tra-
gen hat, sondern vielmehr von ihm getragen und
hertzlich geliebet wird, und in der Liebe sich sei-
nes Umgangs und Dienstes zur Erbauung und
Erleichterung mancher Last zu erfreuen hat: also
ist hingegen auch nichts beschwerlicher, als es
mit falschen Brüdern zu thun haben: als welche
einem oft viel mehr Noth machen, als offenbare
Feinde.
3. Es
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 2, v. 1-5.
[Spaltenumbruch] den beſtehenden Gemeine auf die nothwendige
Beybehaltung der Beſchneidung gedrungen, und
damit viele Seelen irre gemachet; zumal da ſie
ſich ſcheinen berufen zu haben auf die Gemeine
zu Jeruſalem. Damit nun dieſe Jrrung ſo viel
nachdruͤcklicher gehoben werden moͤchte, ſo wurde
Paulus und Barnabas mit noch etlichen andern
Bruͤdern abgeordnet, nach Jeruſalem zu gehen,
und daſelbſt die Entſcheidung dieſer Sache zu ho-
len. Denn ob ſie gleich Paulus mit Barnaba
fuͤr ſich ſelbſt haͤtten geben koͤnnen: ſo war doch
das Vorurtheil bey den ſchwachen Gemuͤthern
ſo groß, daß ſie dadurch nicht wol allein beru-
higet werden konnten. Daher ſich denn auch
Paulus zu dieſer Verrichtung gar willig finden
ließ: als wodurch ſeiner apoſtoliſchen Auctoritaͤt
nichts abging. Apoſt. Geſch. 4, 1. ſeqq. Von
Barnaba ſehe man c. 4, 36. 37.
3. Daß Paulus unter den Ap. Geſch. 15, 2.
nicht benannten Gefaͤhrten Titum, von Geburt
einen heidniſchen und unbeſchnittenen, aber zu
CHriſto bekehrten Juͤngling mit nahm, das that
er, um damit das Vertrauen zu ſeiner guten Sa-
che zu bezeugen, und die zu Antiochia irre gema-
cheten davon zu uͤberzeugen. Denn wenn Titus
zu Jeruſalem nicht wuͤrde gezwungen werden, da-
von Paulus ſich genugſam verſichert hielte) ſich
beſchneiden zu laſſen; ſo koͤnte dieſer der Gemeine
zu Antiochia an ſich ſchon ein kraͤftiger Beweis
ſeyn von der Freyheit des Evangelii.
V. 2.

Jch zog aber hinauf aus einer Offen-
barung
(darinnen ich auſſer dem, daß meine
Reiſe von der Gemeine beliebet und verordnet
wurde, von GOTT dazu einen beſondern Be-
fehl bekam) und beſprach mich mit ihnen
(den zu Jeruſalem noch gegenwaͤrtigen Apoſteln
und uͤbrigen Aelteſten, auch mit der Gemeine
ſelbſt) uͤber dem Evangelio, das ich predi-
ge unter den Heiden
(wie ich ſie nemlich gera-
des Weges auf den Glauben an CHriſtum ge-
fuͤhret, ohne ſie auf die Beſchneidung oder ande-
re juͤdiſche Satzungen zu weiſen und zu verbin-
den) beſonders aber mit denen, die das
Anſehen hatten
(mit den Apoſteln und Aelte-
ſten) auf daß ich nicht vergeblich lieffe, oder
gelaufen haͤtte
(daß nicht, wo die falſchen Ge-
ſetz-Eiferer nicht nachdruͤcklich von der Freyheit
des Evangelii uͤberzeuget wuͤrden, ſie mit ihrer
Verwirrung mir die Fruͤchte meines Amts unter
den Heiden zu Antiochia und anderwaͤrtig moͤch-
ten vernichten; ſintemal dadurch auch leichtlich
andere haͤtten irre gemachet werden koͤnnen. Wie
ich an euch erfahre, daß, ob gleich die Sache da-
mals alſo nach meinem gewiſſen Vertrauen ent-
ſchieden iſt, ſich falſche Lehrer gefunden, die ſich
daran nicht gekehret und euch verwirret ha-
ben.)

V. 3.

Aber es ward auch Titus nicht ge-
zwungen
(es haben die Apoſtel ſo gar nichts an
meiner Lehre auszuſetzen gehabt, und ich habe ſo
gar nicht Urſache gehabt, mich von ihnen erſt leh-
ren zu laſſen, und von ihnen etwas anzunehmen,
[Spaltenumbruch] daß auch Titus nicht einmal genoͤthiget ward)
ſich zu beſchneiden (ſich beſchneiden zu laſſen)
der mit mir war, ob er wol ein Grieche (und
alſo der Geburt nach ein Heide) war. (Da
nun dieſer nicht einmal zu Jeruſalem, mitten un-
ter den Juden, da die Beſchneidung von Alters
her ſonſt ſo heilig gehalten wird, genoͤthiget wor-
den, ſie anzunehmen; ſo konte daraus leichtlich
erkannt werden, daß die glaͤubigen Heiden zu
Antiochia ſo viel weniger dazu verbunden werden
koͤnten; und ihr Galater koͤnnet daraus erken-
nen, wie unverantwortlich die falſchen Lehrer
handeln, die euch ein ſolches Joch auflegen
wollen.)

V. 4. 5.

Denn da etliche falſche Bruͤder (die ſich
fuͤr Chriſten ausgaben, es doch aber nicht wa-
ren, ſondern mit einem blinden Eifer an dem Ge-
ſetze Moſis hingen (ſich mit eindrungen, und
neben eingeſchlichen waren, zu verkund-
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CHriſto JEſu
(wie weit wir darinnen gehen
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gefangen naͤhmen
(unter das knechtiſche Joch
des Geſetzes c. 5, 1.) V. 5. Wichen wir den-
ſelben nicht eine Stunde, unterthan zu ſeyn

(ihnen nachzugeben) auf daß die Wahrheit
des Evangelii
(deſſelben Lauterkeit, als der
Grund unſers Glaubens) bey euch (und andern
Heiden) beſtuͤnde. (Da hingegen, wo wir nach-
gegeben haͤtten, die falſchen Bruͤder daraus wuͤr-
den ein Recht gemachet, und unſer unter den Hei-
den verkuͤndigtes lauteres Evangelium verkehret
und verlaͤſtert haben.)

Anmerckungen.
1. Es iſt alhier zuvorderſt die Connexion
wohl zu mercken. Lutherus hebet den vierten
Vers an mit der particula denn: Denn da et-
liche falſche Bruͤder
u. f. Dieſe aber ſtehet im
Griechiſchen nicht. Dannenhero laſſen ſich die-
ſe Worte fuͤglich zum Vorhergehenden ziehen,
daß der Verſtand ſey: Es geſchahe aber um der
falſchen Bruͤder willen, nemlich, wie vorher ge-
get, daß Titus nicht gezwungen ward, ſich be-
ſchneiden zu laſſen. Da denn die folgende Wor-
te in ſolcher Conſtruction ſtehen: Welche neben
eingeſchlichen waren ‒ ‒ welchen wir nicht ge-
wichen u. ſ. w.
2. Gleichwie einem glaͤubigen Kinde GOt-
tes auf Erden nichts angenehmers iſt, als ein
wahrer Bruder in CHriſto, zumal ein ſol-
cher, an dem man nicht viel, oder nichts zu tra-
gen hat, ſondern vielmehr von ihm getragen und
hertzlich geliebet wird, und in der Liebe ſich ſei-
nes Umgangs und Dienſtes zur Erbauung und
Erleichterung mancher Laſt zu erfreuen hat: alſo
iſt hingegen auch nichts beſchwerlicher, als es
mit falſchen Bruͤdern zu thun haben: als welche
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Feinde.
3. Es
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[496/0524] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 2, v. 1-5. den beſtehenden Gemeine auf die nothwendige Beybehaltung der Beſchneidung gedrungen, und damit viele Seelen irre gemachet; zumal da ſie ſich ſcheinen berufen zu haben auf die Gemeine zu Jeruſalem. Damit nun dieſe Jrrung ſo viel nachdruͤcklicher gehoben werden moͤchte, ſo wurde Paulus und Barnabas mit noch etlichen andern Bruͤdern abgeordnet, nach Jeruſalem zu gehen, und daſelbſt die Entſcheidung dieſer Sache zu ho- len. Denn ob ſie gleich Paulus mit Barnaba fuͤr ſich ſelbſt haͤtten geben koͤnnen: ſo war doch das Vorurtheil bey den ſchwachen Gemuͤthern ſo groß, daß ſie dadurch nicht wol allein beru- higet werden konnten. Daher ſich denn auch Paulus zu dieſer Verrichtung gar willig finden ließ: als wodurch ſeiner apoſtoliſchen Auctoritaͤt nichts abging. Apoſt. Geſch. 4, 1. ſeqq. Von Barnaba ſehe man c. 4, 36. 37. 3. Daß Paulus unter den Ap. Geſch. 15, 2. nicht benannten Gefaͤhrten Titum, von Geburt einen heidniſchen und unbeſchnittenen, aber zu CHriſto bekehrten Juͤngling mit nahm, das that er, um damit das Vertrauen zu ſeiner guten Sa- che zu bezeugen, und die zu Antiochia irre gema- cheten davon zu uͤberzeugen. Denn wenn Titus zu Jeruſalem nicht wuͤrde gezwungen werden, da- von Paulus ſich genugſam verſichert hielte) ſich beſchneiden zu laſſen; ſo koͤnte dieſer der Gemeine zu Antiochia an ſich ſchon ein kraͤftiger Beweis ſeyn von der Freyheit des Evangelii. V. 2. Jch zog aber hinauf aus einer Offen- barung (darinnen ich auſſer dem, daß meine Reiſe von der Gemeine beliebet und verordnet wurde, von GOTT dazu einen beſondern Be- fehl bekam) und beſprach mich mit ihnen (den zu Jeruſalem noch gegenwaͤrtigen Apoſteln und uͤbrigen Aelteſten, auch mit der Gemeine ſelbſt) uͤber dem Evangelio, das ich predi- ge unter den Heiden (wie ich ſie nemlich gera- des Weges auf den Glauben an CHriſtum ge- fuͤhret, ohne ſie auf die Beſchneidung oder ande- re juͤdiſche Satzungen zu weiſen und zu verbin- den) beſonders aber mit denen, die das Anſehen hatten (mit den Apoſteln und Aelte- ſten) auf daß ich nicht vergeblich lieffe, oder gelaufen haͤtte (daß nicht, wo die falſchen Ge- ſetz-Eiferer nicht nachdruͤcklich von der Freyheit des Evangelii uͤberzeuget wuͤrden, ſie mit ihrer Verwirrung mir die Fruͤchte meines Amts unter den Heiden zu Antiochia und anderwaͤrtig moͤch- ten vernichten; ſintemal dadurch auch leichtlich andere haͤtten irre gemachet werden koͤnnen. Wie ich an euch erfahre, daß, ob gleich die Sache da- mals alſo nach meinem gewiſſen Vertrauen ent- ſchieden iſt, ſich falſche Lehrer gefunden, die ſich daran nicht gekehret und euch verwirret ha- ben.) V. 3. Aber es ward auch Titus nicht ge- zwungen (es haben die Apoſtel ſo gar nichts an meiner Lehre auszuſetzen gehabt, und ich habe ſo gar nicht Urſache gehabt, mich von ihnen erſt leh- ren zu laſſen, und von ihnen etwas anzunehmen, daß auch Titus nicht einmal genoͤthiget ward) ſich zu beſchneiden (ſich beſchneiden zu laſſen) der mit mir war, ob er wol ein Grieche (und alſo der Geburt nach ein Heide) war. (Da nun dieſer nicht einmal zu Jeruſalem, mitten un- ter den Juden, da die Beſchneidung von Alters her ſonſt ſo heilig gehalten wird, genoͤthiget wor- den, ſie anzunehmen; ſo konte daraus leichtlich erkannt werden, daß die glaͤubigen Heiden zu Antiochia ſo viel weniger dazu verbunden werden koͤnten; und ihr Galater koͤnnet daraus erken- nen, wie unverantwortlich die falſchen Lehrer handeln, die euch ein ſolches Joch auflegen wollen.) V. 4. 5. Denn da etliche falſche Bruͤder (die ſich fuͤr Chriſten ausgaben, es doch aber nicht wa- ren, ſondern mit einem blinden Eifer an dem Ge- ſetze Moſis hingen (ſich mit eindrungen, und neben eingeſchlichen waren, zu verkund- ſchaften unſere Freyheit, die wir haben in CHriſto JEſu (wie weit wir darinnen gehen wuͤrden, um, wenn wir ſie in einem Stuͤcke fah- ren lieſſen, ſie uns derſelben gar berauben moͤch- ten, ſo viel an ihnen war, oder uns dieſelbe uͤber- haupt zur Suͤnde machen koͤnten,) daß ſie uns gefangen naͤhmen (unter das knechtiſche Joch des Geſetzes c. 5, 1.) V. 5. Wichen wir den- ſelben nicht eine Stunde, unterthan zu ſeyn (ihnen nachzugeben) auf daß die Wahrheit des Evangelii (deſſelben Lauterkeit, als der Grund unſers Glaubens) bey euch (und andern Heiden) beſtuͤnde. (Da hingegen, wo wir nach- gegeben haͤtten, die falſchen Bruͤder daraus wuͤr- den ein Recht gemachet, und unſer unter den Hei- den verkuͤndigtes lauteres Evangelium verkehret und verlaͤſtert haben.) Anmerckungen. 1. Es iſt alhier zuvorderſt die Connexion wohl zu mercken. Lutherus hebet den vierten Vers an mit der particula denn: Denn da et- liche falſche Bruͤder u. f. Dieſe aber ſtehet im Griechiſchen nicht. Dannenhero laſſen ſich die- ſe Worte fuͤglich zum Vorhergehenden ziehen, daß der Verſtand ſey: Es geſchahe aber um der falſchen Bruͤder willen, nemlich, wie vorher ge- get, daß Titus nicht gezwungen ward, ſich be- ſchneiden zu laſſen. Da denn die folgende Wor- te in ſolcher Conſtruction ſtehen: Welche neben eingeſchlichen waren ‒ ‒ welchen wir nicht ge- wichen u. ſ. w. 2. Gleichwie einem glaͤubigen Kinde GOt- tes auf Erden nichts angenehmers iſt, als ein wahrer Bruder in CHriſto, zumal ein ſol- cher, an dem man nicht viel, oder nichts zu tra- gen hat, ſondern vielmehr von ihm getragen und hertzlich geliebet wird, und in der Liebe ſich ſei- nes Umgangs und Dienſtes zur Erbauung und Erleichterung mancher Laſt zu erfreuen hat: alſo iſt hingegen auch nichts beſchwerlicher, als es mit falſchen Bruͤdern zu thun haben: als welche einem oft viel mehr Noth machen, als offenbare Feinde. 3. Es

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/524>, abgerufen am 24.11.2024.