Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 1, v. 4-6. an die Galater. [Spaltenumbruch]
wolle, solches thun müsse in der Ordnung, daßer auch die Gnaden-Kraft Christi in der Erwe- ckung zum neuen Leben, zur innerlichen Tödtung und Absterbung der Sünde, zur Verleugnung der Welt und zur Nachfolge Christi, müsse in sich eindringen lassen und fruchtbarlich anneh- men. Wie denn die heilsame Gnade in Christo eben dazu erschienen ist, daß wir verleugnen sollen das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste etc. Tit. 2, 11. 12. und also dergestalt den Sinn Christi an uns nehmen, 1 Cor. 2, 16. Phil. 2, 5, 1 Joh. 5, 20. daß wir uns der Welt in ihrem sündlichen We- sen nicht gleichstellen. Rom. 12, 2. 8. Und diesen Verstand der Worte Pau- li erläutern jene Worte Petri Act 2, 40. Las- set euch helfen von diesen unartigen Leu- ten. Jmgleichen in der ersten Epistel c. 1, 18. Wisset, daß ihr nicht mit vergänglichen Silber oder Gold erlöset seyd von eurem eitelen Wandel nach väterlicher Weise, sondern mit dem theuren Blute Christi etc. da wir sehen, wie daß die Erlösung Christi aller- dinge die Heiligung zum Zweck habe. Wie denn auch keine wahre Heiligung statt findet, es sey denn, daß sie aus dem Grunde und aus der Kraft der Erlösung hergeleitet werde. Da- her die zur Erlösung geschehene Menschwerdung Christi auch heißt ein Geheimniß der Gott- seligkeit. 1 Tim. 3, 16. 9. Der Grund, auf welchen der Sohn GOttes das Werck der Erlösung gebauet hat, ist der gnädige Wille GOttes des himmli- schen Vaters: nach welchem GOtt den Rath des Friedens zur Widerbringung unsers Heils in der Erlösung seines Sohnes erfunden hat, und, da der Sohn GOttes die Bürgschaft über sich genommen, GOtt der Vater nebst dem Hei- ligen Geiste solche ihm gnädiglich gefallen las- sen, und daher den Sohn zur Menschwerdung in die Welt gesandt, um das Werck der Erlö- sung zu vollbringen. Und diß ist der Wille GOttes, der zur Gründung unsers Heils gehö- ret, und auf den sich unser Heiland zum öftern beziehet, sonderlich in seinen Reden, bey dem Johanne z. E. c. 6, 38. Jch bin vom Himmel kommen, nicht daß ich meinen Willen thue, sondern deß, der mich gesandt hat. v. 39. Das ist aber der Wille des Vaters, der mich gesandt hat, daß ich nichts verliere von allem dem etc. v. 40. Das ist der Wille deß, der mich gesandt hat, daß wer den Sohn siehet, und gläubet an ihn, habe das ewige Leben etc. Jmgleichen c. 4, 34. Meine Speise ist die, daß ich thue den Willen deß, der mich gesandt hat, und vollende sein Werck. Siehe auch Ps. 10, 8. 9. Hebr. 9, 9. Siehe, ich komme zu thun GOtt deinen Willen. Und diesen Willen declarirte GOtt von seinem Sohne, als er getaufet und verkläret wurde, da es hieß: Diß ist mein lieber Sohn, en o eudokesa, an welchem ich Wohlgefallen habe Matth. 3, 17. 17, 5. Siehe auch Jes. 53, 11. da es heißt: Des HErrn Fürnehmen wird durch seine Hand von statten gehen. Und Eph. 1, 5. da dieser Wille genennet wird eudokia tou the- [Spaltenumbruch] lematos, das Wohlgefallen des Willens. Und da es ein so sehr gnädiger und liebreicher Wille ist, so wird er auch mit dem Namen der Gnade, der Liebe, der Barmhertzigkeit und der Leutseligkeit bezeichnet. Joh. 3, 16. Tit. 2, 11. 3, 4. 5. etc. 10. Wenn nun GOtt nicht allein alhier heißt der Vater, sondern auch unser Vater, so geschiehet solches in Ansehung der vorher ge- dachten Erlösung Christi; als nach welcher der versöhnte Richter sich als einen liebreichen Vater zuvorderst in Christo gegen alle Menschen erkläret, sich auch in der That gegen alle, die sich zu der Heils-Ordnung bringen und sich in Christo erfinden lassen, als einen solchen er- weiset. V. 5. Welchem sey Ehre von Ewigkeit zu Anmerckungen. 1. Mit dieser doxologia, oder Dancksa- gung gegen GOtt, beschliesset der Apostel den Eingang seines Briefes also, daß er aus der Fülle seines Hertzens redet, und damit bezeu- get, wie das durch Christum geschehene Werck der Erlösung angesehen und zu welchem Zwecke es gerichtet werden soll. 2. GOtt ehren und verherrlichen, ist seine Majestät und in so vielen Eigenschaften und Wercken hervorleuchtende Herrlichkeit gläu- big erkennen, ihn dafür demüthigst preisen, und alles also anwenden, daß er auch von andern deshalb erkant und gepriesen werde. 3. Daß aber die Ehre des Vaters auch zu- gleich die Ehre des Sohnes, ja des dreyeinigen GOttes sey, ist aus der Einigkeit des göttlichen Wesens offenbar. Und also gilt hier, was der Sohn GOttes selbst saget: Joh. 5, 22. Der Vater hat alles Gericht dem Sohn gege- ben, auf daß sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehret, der ehret den Vater nicht, der ihn gesandt hat. 4. Die Ehre aber soll GOtt wiederfah- ren, eis tous aionas ton aionon, in die Ewig- keit der Ewigkeiten, das ist in die unendliche Weite und Länge der Ewigkeit, da gleichsam immer eine unermeßliche Tiefe und Daurung nach der andern seyn wird. 5. Wohl dem, der von diesem ewigen Lo- be GOttes schon alhier in der Zeit einen solchen Anfang machet, dadurch er zur seligen Ewigkeit immer mehr bereitet wird. Wie denn GOtt loben der beste GOttes-Dienst ist: als wel- ches anzeiget, daß man ihn recht erkenne, auch seiner Gnade theilhaftig worden sey, und man dermaleins zu den himmlischen Chören der GOtt lobenden Engel gelangen werde. V. 6. Mich wundert (da ich es von euch nicht An- Q q q
Cap. 1, v. 4-6. an die Galater. [Spaltenumbruch]
wolle, ſolches thun muͤſſe in der Ordnung, daßer auch die Gnaden-Kraft Chriſti in der Erwe- ckung zum neuen Leben, zur innerlichen Toͤdtung und Abſterbung der Suͤnde, zur Verleugnung der Welt und zur Nachfolge Chriſti, muͤſſe in ſich eindringen laſſen und fruchtbarlich anneh- men. Wie denn die heilſame Gnade in Chriſto eben dazu erſchienen iſt, daß wir verleugnen ſollen das ungoͤttliche Weſen und die weltlichen Luͤſte ꝛc. Tit. 2, 11. 12. und alſo dergeſtalt den Sinn Chriſti an uns nehmen, 1 Cor. 2, 16. Phil. 2, 5, 1 Joh. 5, 20. daß wir uns der Welt in ihrem ſuͤndlichen We- ſen nicht gleichſtellen. Rom. 12, 2. 8. Und dieſen Verſtand der Worte Pau- li erlaͤutern jene Worte Petri Act 2, 40. Laſ- ſet euch helfen von dieſen unartigen Leu- ten. Jmgleichen in der erſten Epiſtel c. 1, 18. Wiſſet, daß ihr nicht mit vergaͤnglichen Silber oder Gold erloͤſet ſeyd von eurem eitelen Wandel nach vaͤterlicher Weiſe, ſondern mit dem theuren Blute Chriſti ꝛc. da wir ſehen, wie daß die Erloͤſung Chriſti aller- dinge die Heiligung zum Zweck habe. Wie denn auch keine wahre Heiligung ſtatt findet, es ſey denn, daß ſie aus dem Grunde und aus der Kraft der Erloͤſung hergeleitet werde. Da- her die zur Erloͤſung geſchehene Menſchwerdung Chriſti auch heißt ein Geheimniß der Gott- ſeligkeit. 1 Tim. 3, 16. 9. Der Grund, auf welchen der Sohn GOttes das Werck der Erloͤſung gebauet hat, iſt der gnaͤdige Wille GOttes des himmli- ſchen Vaters: nach welchem GOtt den Rath des Friedens zur Widerbringung unſers Heils in der Erloͤſung ſeines Sohnes erfunden hat, und, da der Sohn GOttes die Buͤrgſchaft uͤber ſich genommen, GOtt der Vater nebſt dem Hei- ligen Geiſte ſolche ihm gnaͤdiglich gefallen laſ- ſen, und daher den Sohn zur Menſchwerdung in die Welt geſandt, um das Werck der Erloͤ- ſung zu vollbringen. Und diß iſt der Wille GOttes, der zur Gruͤndung unſers Heils gehoͤ- ret, und auf den ſich unſer Heiland zum oͤftern beziehet, ſonderlich in ſeinen Reden, bey dem Johanne z. E. c. 6, 38. Jch bin vom Himmel kommen, nicht daß ich meinen Willen thue, ſondern deß, der mich geſandt hat. v. 39. Das iſt aber der Wille des Vaters, der mich geſandt hat, daß ich nichts verliere von allem dem ꝛc. v. 40. Das iſt der Wille deß, deꝛ mich geſandt hat, daß wer den Sohn ſiehet, und glaͤubet an ihn, habe das ewige Leben ꝛc. Jmgleichen c. 4, 34. Meine Speiſe iſt die, daß ich thue den Willen deß, der mich geſandt hat, und vollende ſein Werck. Siehe auch Pſ. 10, 8. 9. Hebr. 9, 9. Siehe, ich komme zu thun GOtt deinen Willen. Und dieſen Willen declarirte GOtt von ſeinem Sohne, als er getaufet und verklaͤret wurde, da es hieß: Diß iſt mein lieber Sohn, ἐν ᾧ ἐυδόκησα, an welchem ich Wohlgefallen habe Matth. 3, 17. 17, 5. Siehe auch Jeſ. 53, 11. da es heißt: Des HErrn Fuͤrnehmen wird durch ſeine Hand von ſtatten gehen. Und Eph. 1, 5. da dieſer Wille genennet wird ἐυδοκία τοῦ ϑε- [Spaltenumbruch] λήματος, das Wohlgefallen des Willens. Und da es ein ſo ſehr gnaͤdiger und liebreicher Wille iſt, ſo wird er auch mit dem Namen der Gnade, der Liebe, der Barmhertzigkeit und der Leutſeligkeit bezeichnet. Joh. 3, 16. Tit. 2, 11. 3, 4. 5. ꝛc. 10. Wenn nun GOtt nicht allein alhier heißt der Vater, ſondern auch unſer Vater, ſo geſchiehet ſolches in Anſehung der vorher ge- dachten Erloͤſung Chriſti; als nach welcher der verſoͤhnte Richter ſich als einen liebreichen Vater zuvorderſt in Chriſto gegen alle Menſchen erklaͤret, ſich auch in der That gegen alle, die ſich zu der Heils-Ordnung bringen und ſich in Chriſto erfinden laſſen, als einen ſolchen er- weiſet. V. 5. Welchem ſey Ehre von Ewigkeit zu Anmerckungen. 1. Mit dieſer δοξολογίᾳ, oder Danckſa- gung gegen GOtt, beſchlieſſet der Apoſtel den Eingang ſeines Briefes alſo, daß er aus der Fuͤlle ſeines Hertzens redet, und damit bezeu- get, wie das durch Chriſtum geſchehene Werck der Erloͤſung angeſehen und zu welchem Zwecke es gerichtet werden ſoll. 2. GOtt ehren und verherrlichen, iſt ſeine Majeſtaͤt und in ſo vielen Eigenſchaften und Wercken hervorleuchtende Herrlichkeit glaͤu- big erkennen, ihn dafuͤr demuͤthigſt preiſen, und alles alſo anwenden, daß er auch von andern deshalb erkant und geprieſen werde. 3. Daß aber die Ehre des Vaters auch zu- gleich die Ehre des Sohnes, ja des dreyeinigen GOttes ſey, iſt aus der Einigkeit des goͤttlichen Weſens offenbar. Und alſo gilt hier, was der Sohn GOttes ſelbſt ſaget: Joh. 5, 22. Der Vater hat alles Gericht dem Sohn gege- ben, auf daß ſie alle den Sohn ehren, wie ſie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehret, der ehret den Vater nicht, der ihn geſandt hat. 4. Die Ehre aber ſoll GOtt wiederfah- ren, εἰς τοὺς ἀιῶνας τῶν ἀιώνων, in die Ewig- keit der Ewigkeiten, das iſt in die unendliche Weite und Laͤnge der Ewigkeit, da gleichſam immer eine unermeßliche Tiefe und Daurung nach der andern ſeyn wird. 5. Wohl dem, der von dieſem ewigen Lo- be GOttes ſchon alhier in der Zeit einen ſolchen Anfang machet, dadurch er zur ſeligen Ewigkeit immer mehr bereitet wird. Wie denn GOtt loben der beſte GOttes-Dienſt iſt: als wel- ches anzeiget, daß man ihn recht erkenne, auch ſeiner Gnade theilhaftig worden ſey, und man dermaleins zu den himmliſchen Choͤren der GOtt lobenden Engel gelangen werde. V. 6. Mich wundert (da ich es von euch nicht An- Q q q
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Cap. 1, v. 4-6. an die Galater.
wolle, ſolches thun muͤſſe in der Ordnung, daß
er auch die Gnaden-Kraft Chriſti in der Erwe-
ckung zum neuen Leben, zur innerlichen Toͤdtung
und Abſterbung der Suͤnde, zur Verleugnung
der Welt und zur Nachfolge Chriſti, muͤſſe in
ſich eindringen laſſen und fruchtbarlich anneh-
men. Wie denn die heilſame Gnade in
Chriſto eben dazu erſchienen iſt, daß wir
verleugnen ſollen das ungoͤttliche Weſen
und die weltlichen Luͤſte ꝛc. Tit. 2, 11. 12.
und alſo dergeſtalt den Sinn Chriſti an uns
nehmen, 1 Cor. 2, 16. Phil. 2, 5, 1 Joh. 5, 20.
daß wir uns der Welt in ihrem ſuͤndlichen We-
ſen nicht gleichſtellen. Rom. 12, 2.
8. Und dieſen Verſtand der Worte Pau-
li erlaͤutern jene Worte Petri Act 2, 40. Laſ-
ſet euch helfen von dieſen unartigen Leu-
ten. Jmgleichen in der erſten Epiſtel c. 1, 18.
Wiſſet, daß ihr nicht mit vergaͤnglichen
Silber oder Gold erloͤſet ſeyd von eurem
eitelen Wandel nach vaͤterlicher Weiſe,
ſondern mit dem theuren Blute Chriſti ꝛc.
da wir ſehen, wie daß die Erloͤſung Chriſti aller-
dinge die Heiligung zum Zweck habe. Wie
denn auch keine wahre Heiligung ſtatt findet,
es ſey denn, daß ſie aus dem Grunde und aus
der Kraft der Erloͤſung hergeleitet werde. Da-
her die zur Erloͤſung geſchehene Menſchwerdung
Chriſti auch heißt ein Geheimniß der Gott-
ſeligkeit. 1 Tim. 3, 16.
9. Der Grund, auf welchen der Sohn
GOttes das Werck der Erloͤſung gebauet hat,
iſt der gnaͤdige Wille GOttes des himmli-
ſchen Vaters: nach welchem GOtt den Rath
des Friedens zur Widerbringung unſers Heils
in der Erloͤſung ſeines Sohnes erfunden hat,
und, da der Sohn GOttes die Buͤrgſchaft uͤber
ſich genommen, GOtt der Vater nebſt dem Hei-
ligen Geiſte ſolche ihm gnaͤdiglich gefallen laſ-
ſen, und daher den Sohn zur Menſchwerdung
in die Welt geſandt, um das Werck der Erloͤ-
ſung zu vollbringen. Und diß iſt der Wille
GOttes, der zur Gruͤndung unſers Heils gehoͤ-
ret, und auf den ſich unſer Heiland zum oͤftern
beziehet, ſonderlich in ſeinen Reden, bey dem
Johanne z. E. c. 6, 38. Jch bin vom Himmel
kommen, nicht daß ich meinen Willen
thue, ſondern deß, der mich geſandt hat.
v. 39. Das iſt aber der Wille des Vaters,
der mich geſandt hat, daß ich nichts verliere
von allem dem ꝛc. v. 40. Das iſt der Wille
deß, deꝛ mich geſandt hat, daß wer den Sohn
ſiehet, und glaͤubet an ihn, habe das ewige
Leben ꝛc. Jmgleichen c. 4, 34. Meine Speiſe
iſt die, daß ich thue den Willen deß, der mich
geſandt hat, und vollende ſein Werck. Siehe
auch Pſ. 10, 8. 9. Hebr. 9, 9. Siehe, ich komme
zu thun GOtt deinen Willen. Und dieſen
Willen declarirte GOtt von ſeinem Sohne, als
er getaufet und verklaͤret wurde, da es hieß:
Diß iſt mein lieber Sohn, ἐν ᾧ ἐυδόκησα, an
welchem ich Wohlgefallen habe Matth. 3,
17. 17, 5. Siehe auch Jeſ. 53, 11. da es heißt:
Des HErrn Fuͤrnehmen wird durch ſeine
Hand von ſtatten gehen. Und Eph. 1, 5.
da dieſer Wille genennet wird ἐυδοκία τοῦ ϑε-
λήματος, das Wohlgefallen des Willens.
Und da es ein ſo ſehr gnaͤdiger und liebreicher
Wille iſt, ſo wird er auch mit dem Namen der
Gnade, der Liebe, der Barmhertzigkeit und
der Leutſeligkeit bezeichnet. Joh. 3, 16. Tit. 2,
11. 3, 4. 5. ꝛc.
10. Wenn nun GOtt nicht allein alhier
heißt der Vater, ſondern auch unſer Vater,
ſo geſchiehet ſolches in Anſehung der vorher ge-
dachten Erloͤſung Chriſti; als nach welcher
der verſoͤhnte Richter ſich als einen liebreichen
Vater zuvorderſt in Chriſto gegen alle Menſchen
erklaͤret, ſich auch in der That gegen alle, die
ſich zu der Heils-Ordnung bringen und ſich in
Chriſto erfinden laſſen, als einen ſolchen er-
weiſet.
V. 5.
Welchem ſey Ehre von Ewigkeit zu
Ewigkeit, Amen!
Anmerckungen.
1. Mit dieſer δοξολογίᾳ, oder Danckſa-
gung gegen GOtt, beſchlieſſet der Apoſtel den
Eingang ſeines Briefes alſo, daß er aus der
Fuͤlle ſeines Hertzens redet, und damit bezeu-
get, wie das durch Chriſtum geſchehene Werck
der Erloͤſung angeſehen und zu welchem Zwecke
es gerichtet werden ſoll.
2. GOtt ehren und verherrlichen, iſt
ſeine Majeſtaͤt und in ſo vielen Eigenſchaften
und Wercken hervorleuchtende Herrlichkeit glaͤu-
big erkennen, ihn dafuͤr demuͤthigſt preiſen, und
alles alſo anwenden, daß er auch von andern
deshalb erkant und geprieſen werde.
3. Daß aber die Ehre des Vaters auch zu-
gleich die Ehre des Sohnes, ja des dreyeinigen
GOttes ſey, iſt aus der Einigkeit des goͤttlichen
Weſens offenbar. Und alſo gilt hier, was der
Sohn GOttes ſelbſt ſaget: Joh. 5, 22. Der
Vater hat alles Gericht dem Sohn gege-
ben, auf daß ſie alle den Sohn ehren, wie
ſie den Vater ehren. Wer den Sohn
nicht ehret, der ehret den Vater nicht, der
ihn geſandt hat.
4. Die Ehre aber ſoll GOtt wiederfah-
ren, εἰς τοὺς ἀιῶνας τῶν ἀιώνων, in die Ewig-
keit der Ewigkeiten, das iſt in die unendliche
Weite und Laͤnge der Ewigkeit, da gleichſam
immer eine unermeßliche Tiefe und Daurung
nach der andern ſeyn wird.
5. Wohl dem, der von dieſem ewigen Lo-
be GOttes ſchon alhier in der Zeit einen ſolchen
Anfang machet, dadurch er zur ſeligen Ewigkeit
immer mehr bereitet wird. Wie denn GOtt
loben der beſte GOttes-Dienſt iſt: als wel-
ches anzeiget, daß man ihn recht erkenne, auch
ſeiner Gnade theilhaftig worden ſey, und man
dermaleins zu den himmliſchen Choͤren der
GOtt lobenden Engel gelangen werde.
V. 6.
Mich wundert (da ich es von euch nicht
vermuthet haͤtte) daß ihr euch ſobald (nach
eurer Bekehrung zu Chriſto, und auf die Ver-
ſuchung der falſchen Lehrer) abwenden laſſet
(μετατίϑεσϑε, euch herumſetzen laſſet) von dem,
der euch berufen hat in die Gnade Chriſti,
auf ein ander Evangelium.
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