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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des andern Briefs Pauli Cap. 12, 7-9.
[Spaltenumbruch] und einen also verwerfen. Ja mancher also
Angefochtener gedencket wohl gar, er begehe
damit eine Sünde wider den Heiligen Geist,
und habe daher sich keiner Vergebung zu ge-
trösten. Da doch die eigentliche Sünde wi-
der den Heiligen Geist ihrer wesentlichen
Beschaffenheit nach, in allen Stücken von
dieser Versuchung des Satans unterschie-
den ist. Wird nun aber eine hiemit ange-
sochtene Seele durch bessern Unterricht ver-
sichert, daß es nicht allein keine Sünde wi-
der den Heiligen Geist sey, sondern GOtt
ihre so beängstigende Gedancken und Einfäl-
le ihr nicht einmal zur Sünde zurechnet, und
sie dabey aller dinge in seiner Gnade stehen
und beharren kan, ja sie zu einer mehrern Beve-
stigung im Stande der Gnaden selbst die-
nen müssen: so ist die größte Noth überwun-
den.
b. Man hat mit Paulo zwar auch öfters zu be-
ten, daß man von solchen feurigen Pfeilen
befreyet werden möge: geschiehet es aber
nicht; so kan man mit Paulo getrost seyn,
und sich an der so gewissen Gnade GOttes
genügen lassen.
c. Man hat dahin zu sehen, daß GOTT den
zuvor angezeigten heilsamen Zweck von sei-
ner gnädigen Zulassung erhalten möge.
d. Man hat die Einfälle nichts zu achten, son-
dern vielmehr recht großmüthig zu verachten,
in Ansehung dessen, daß sie vielmehr ein Zei-
chen göttlicher Gnade, oder Gnaden-Stan-
des, als der Ungnade sind. Und gleichwie
der Satan, wenn man sich über seine Fäu-
sten-Schläge so sehr ängstiget, seinen inten-
dirt
en Zweck erreichet, in der Meinung, ei-
nen Angefochtenen endlich gar von allem
Vertrauen auf GOTT abzuführen: dadurch
denn übel nur noch immer ärger wird: so
werden hingegen die Anläufe, oder doch die
Empfindungen davon, so viel mehr vermin-
dert, so viel weniger sie geachtet werden.
Es ist demnach kein sicherers Mittel dagegen,
als eine glaubige Nichtachtung, mit der
getrosten Entschliessung, man wolle es
leiden.
Je stärck er diese Resolution wird,
und ie beständiger sie sich in der That selbst
zeiget, ie mehr verlieret sich die Empfindung,
oder machet doch weniger Beängstigung.
Und damit man nicht nach einiger Befrey-
ung durch einen unvermutheten Ansatz des
Satans aufs neue zu sehr beunruhiget wer-
den möge, so ist es nöthig, daß man sich schon
vorher mit dem guten Muth waffne, es nicht
zu achten, es mögen die Pfeile auch noch so
häufig und noch so dicke wieder eingeschossen
werden. Denn das Schild eines solchen
glaubigen Muths kan sie, wenn sie eine Ent-
zündung, oder Beunruhigung, machen wol-
len, bald dämpfen.
V. 8.

Dafür ich drey mal den HERRN
geflehet habe, daß er von mir wiche.

[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Daß der Apostel dieses von dreyen be-
sondern Gebets-Ubungen verstanden, ist
schon angezeiget worden. Er würde mit den-
selben auch wol noch öfter angehalten haben,
wofern nicht zum dritten mal ihme die Anwei-
sung zur Geduld und Gelassenheit wäre gegeben
worden. Welcher gestalt CHristus am Oel-
Berge vor seinem Leiden seinen himmlischen
Vater dreymal angeflehet um die Uberhebung
des Kelches, um desselben Bitterkeit, oder die
Grösse der zu übernehmenden Angst der Höllen,
oder des ewigen Todes, damit anzuzeigen, se-
he man Matth. 26, 3. seqq.

2. Es ist nichts bessers, als sich in allen
Nöthen zum HErrn im Gebet zu wenden; auch
das Gebet öfters zu wiederholen. Denn es ist
die beste Ubung unsers Glaubens und unserer
Liebe gegen GOTT. Und gesetzet auch, daß
uns GOTT das, darum wir beten, nicht nütz-
lich zu seyn erkennet, und also auch auf die er-
wünschte Art nicht erhöret; so ziehet es doch al-
lemal einen Seegen nach sich.

V. 9.

Und er hat zu mir gesaget: Laß dir
an meiner Gnade genügen,
(meine Gnade
ist dir genug; als dero völliger und ungehinder-
ter Genuß bey solchem Leiden wohl bestehen kan,
und es dir zu deinem Besten wenden wird.)
Denn meine Kraft ist in den Schwachen
(en te astheneia, in der Schwachheit) mäch-
tig,
(teleioutas, kömmt recht zu ihrer Voll-
endung: dich wie in dieser, also auch in allen
übrigen Leidens-Schwachheiten, oder Nöthen
kräftigst zu unterstützen:) Darum will ich
mich auch am liebsten rühmen meiner
Schwachheit,
(aller solchen den äusserlichen
Menschen schwächenden und auch zum Theil
den innern mit angreifenden Leiden, die vor-
her nach der Länge sind benennet worden,)
auf daß die Kraft CHRJSTJ bey mir
wohne.

Anmerckungen.
1. Wie GOTT der HERR dieses zu
Paulo gesaget habe, drucket er nicht aus. Es
kan zwar wol durch eine innerliche Inspiration,
oder durch eine solche kräftige innerliche Versi-
cherung geschehen seyn, welche ihm wie ein Zu-
und Einspruch in seine Seele gewesen ist. Die-
weil doch aber Paulus schon öfters der Offenba-
rung gewürdiget worden, so ist vermuthlich, daß
ihme diese Antwort auf eine besondere Art gege-
ben sey.
2. Nun haben wir zwar von einem solchen
Zuspruche keine Verheissung; gebrauchen der-
gleichen auch nicht: indessen müssen wir doch
bey unserm Gebet auch der göttlichen Antwort
zur oder von der Erhörung wohl wahrnehmen.
Dieses aber geschiehet nicht allein dadurch, daß
wir uns durch den Glauben an die von der Erhö-
rung gegebene Verheissung halten, sondern
auch auf diese Art, wenn wir auf unser Hertz mer-
cken, wie sich das bey dem Gebete in diesem und
jenem
Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 12, 7-9.
[Spaltenumbruch] und einen alſo verwerfen. Ja mancher alſo
Angefochtener gedencket wohl gar, er begehe
damit eine Suͤnde wider den Heiligen Geiſt,
und habe daher ſich keiner Vergebung zu ge-
troͤſten. Da doch die eigentliche Suͤnde wi-
der den Heiligen Geiſt ihrer weſentlichen
Beſchaffenheit nach, in allen Stuͤcken von
dieſer Verſuchung des Satans unterſchie-
den iſt. Wird nun aber eine hiemit ange-
ſochtene Seele durch beſſern Unterricht ver-
ſichert, daß es nicht allein keine Suͤnde wi-
der den Heiligen Geiſt ſey, ſondern GOtt
ihre ſo beaͤngſtigende Gedancken und Einfaͤl-
le ihr nicht einmal zur Suͤnde zurechnet, und
ſie dabey aller dinge in ſeiner Gnade ſtehen
und beharren kan, ja ſie zu einer mehrern Beve-
ſtigung im Stande der Gnaden ſelbſt die-
nen muͤſſen: ſo iſt die groͤßte Noth uͤberwun-
den.
b. Man hat mit Paulo zwar auch oͤfters zu be-
ten, daß man von ſolchen feurigen Pfeilen
befreyet werden moͤge: geſchiehet es aber
nicht; ſo kan man mit Paulo getroſt ſeyn,
und ſich an der ſo gewiſſen Gnade GOttes
genuͤgen laſſen.
c. Man hat dahin zu ſehen, daß GOTT den
zuvor angezeigten heilſamen Zweck von ſei-
ner gnaͤdigen Zulaſſung erhalten moͤge.
d. Man hat die Einfaͤlle nichts zu achten, ſon-
dern vielmehr recht großmuͤthig zu verachten,
in Anſehung deſſen, daß ſie vielmehr ein Zei-
chen goͤttlicher Gnade, oder Gnaden-Stan-
des, als der Ungnade ſind. Und gleichwie
der Satan, wenn man ſich uͤber ſeine Faͤu-
ſten-Schlaͤge ſo ſehr aͤngſtiget, ſeinen inten-
dirt
en Zweck erreichet, in der Meinung, ei-
nen Angefochtenen endlich gar von allem
Vertrauen auf GOTT abzufuͤhren: dadurch
denn uͤbel nur noch immer aͤrger wird: ſo
werden hingegen die Anlaͤufe, oder doch die
Empfindungen davon, ſo viel mehr vermin-
dert, ſo viel weniger ſie geachtet werden.
Es iſt demnach kein ſicherers Mittel dagegen,
als eine glaubige Nichtachtung, mit der
getroſten Entſchlieſſung, man wolle es
leiden.
Je ſtaͤrck er dieſe Reſolution wird,
und ie beſtaͤndiger ſie ſich in der That ſelbſt
zeiget, ie mehr verlieret ſich die Empfindung,
oder machet doch weniger Beaͤngſtigung.
Und damit man nicht nach einiger Befrey-
ung durch einen unvermutheten Anſatz des
Satans aufs neue zu ſehr beunruhiget wer-
den moͤge, ſo iſt es noͤthig, daß man ſich ſchon
vorher mit dem guten Muth waffne, es nicht
zu achten, es moͤgen die Pfeile auch noch ſo
haͤufig und noch ſo dicke wieder eingeſchoſſen
werden. Denn das Schild eines ſolchen
glaubigen Muths kan ſie, wenn ſie eine Ent-
zuͤndung, oder Beunruhigung, machen wol-
len, bald daͤmpfen.
V. 8.

Dafuͤr ich drey mal den HERRN
geflehet habe, daß er von mir wiche.

[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Daß der Apoſtel dieſes von dreyen be-
ſondern Gebets-Ubungen verſtanden, iſt
ſchon angezeiget worden. Er wuͤrde mit den-
ſelben auch wol noch oͤfter angehalten haben,
wofern nicht zum dritten mal ihme die Anwei-
ſung zur Geduld und Gelaſſenheit waͤre gegeben
worden. Welcher geſtalt CHriſtus am Oel-
Berge vor ſeinem Leiden ſeinen himmliſchen
Vater dreymal angeflehet um die Uberhebung
des Kelches, um deſſelben Bitterkeit, oder die
Groͤſſe der zu uͤbernehmenden Angſt der Hoͤllen,
oder des ewigen Todes, damit anzuzeigen, ſe-
he man Matth. 26, 3. ſeqq.

2. Es iſt nichts beſſers, als ſich in allen
Noͤthen zum HErrn im Gebet zu wenden; auch
das Gebet oͤfters zu wiederholen. Denn es iſt
die beſte Ubung unſers Glaubens und unſerer
Liebe gegen GOTT. Und geſetzet auch, daß
uns GOTT das, darum wir beten, nicht nuͤtz-
lich zu ſeyn erkennet, und alſo auch auf die er-
wuͤnſchte Art nicht erhoͤret; ſo ziehet es doch al-
lemal einen Seegen nach ſich.

V. 9.

Und er hat zu mir geſaget: Laß dir
an meiner Gnade genuͤgen,
(meine Gnade
iſt dir genug; als dero voͤlliger und ungehinder-
ter Genuß bey ſolchem Leiden wohl beſtehen kan,
und es dir zu deinem Beſten wenden wird.)
Denn meine Kraft iſt in den Schwachen
(ἐν τῇ ἀσϑενείᾳ, in der Schwachheit) maͤch-
tig,
(τελειοῦτας, koͤmmt recht zu ihrer Voll-
endung: dich wie in dieſer, alſo auch in allen
uͤbrigen Leidens-Schwachheiten, oder Noͤthen
kraͤftigſt zu unterſtuͤtzen:) Darum will ich
mich auch am liebſten ruͤhmen meiner
Schwachheit,
(aller ſolchen den aͤuſſerlichen
Menſchen ſchwaͤchenden und auch zum Theil
den innern mit angreifenden Leiden, die vor-
her nach der Laͤnge ſind benennet worden,)
auf daß die Kraft CHRJSTJ bey mir
wohne.

Anmerckungen.
1. Wie GOTT der HERR dieſes zu
Paulo geſaget habe, drucket er nicht aus. Es
kan zwar wol durch eine innerliche Inſpiration,
oder durch eine ſolche kraͤftige innerliche Verſi-
cherung geſchehen ſeyn, welche ihm wie ein Zu-
und Einſpruch in ſeine Seele geweſen iſt. Die-
weil doch aber Paulus ſchon oͤfters der Offenba-
rung gewuͤrdiget worden, ſo iſt vermuthlich, daß
ihme dieſe Antwort auf eine beſondere Art gege-
ben ſey.
2. Nun haben wir zwar von einem ſolchen
Zuſpruche keine Verheiſſung; gebrauchen der-
gleichen auch nicht: indeſſen muͤſſen wir doch
bey unſerm Gebet auch der goͤttlichen Antwort
zur oder von der Erhoͤrung wohl wahrnehmen.
Dieſes aber geſchiehet nicht allein dadurch, daß
wir uns durch den Glauben an die von der Erhoͤ-
rung gegebene Verheiſſung halten, ſondern
auch auf dieſe Art, wenn wir auf unſer Hertz mer-
cken, wie ſich das bey dem Gebete in dieſem und
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[468/0496] Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 12, 7-9. und einen alſo verwerfen. Ja mancher alſo Angefochtener gedencket wohl gar, er begehe damit eine Suͤnde wider den Heiligen Geiſt, und habe daher ſich keiner Vergebung zu ge- troͤſten. Da doch die eigentliche Suͤnde wi- der den Heiligen Geiſt ihrer weſentlichen Beſchaffenheit nach, in allen Stuͤcken von dieſer Verſuchung des Satans unterſchie- den iſt. Wird nun aber eine hiemit ange- ſochtene Seele durch beſſern Unterricht ver- ſichert, daß es nicht allein keine Suͤnde wi- der den Heiligen Geiſt ſey, ſondern GOtt ihre ſo beaͤngſtigende Gedancken und Einfaͤl- le ihr nicht einmal zur Suͤnde zurechnet, und ſie dabey aller dinge in ſeiner Gnade ſtehen und beharren kan, ja ſie zu einer mehrern Beve- ſtigung im Stande der Gnaden ſelbſt die- nen muͤſſen: ſo iſt die groͤßte Noth uͤberwun- den. b. Man hat mit Paulo zwar auch oͤfters zu be- ten, daß man von ſolchen feurigen Pfeilen befreyet werden moͤge: geſchiehet es aber nicht; ſo kan man mit Paulo getroſt ſeyn, und ſich an der ſo gewiſſen Gnade GOttes genuͤgen laſſen. c. Man hat dahin zu ſehen, daß GOTT den zuvor angezeigten heilſamen Zweck von ſei- ner gnaͤdigen Zulaſſung erhalten moͤge. d. Man hat die Einfaͤlle nichts zu achten, ſon- dern vielmehr recht großmuͤthig zu verachten, in Anſehung deſſen, daß ſie vielmehr ein Zei- chen goͤttlicher Gnade, oder Gnaden-Stan- des, als der Ungnade ſind. Und gleichwie der Satan, wenn man ſich uͤber ſeine Faͤu- ſten-Schlaͤge ſo ſehr aͤngſtiget, ſeinen inten- dirten Zweck erreichet, in der Meinung, ei- nen Angefochtenen endlich gar von allem Vertrauen auf GOTT abzufuͤhren: dadurch denn uͤbel nur noch immer aͤrger wird: ſo werden hingegen die Anlaͤufe, oder doch die Empfindungen davon, ſo viel mehr vermin- dert, ſo viel weniger ſie geachtet werden. Es iſt demnach kein ſicherers Mittel dagegen, als eine glaubige Nichtachtung, mit der getroſten Entſchlieſſung, man wolle es leiden. Je ſtaͤrck er dieſe Reſolution wird, und ie beſtaͤndiger ſie ſich in der That ſelbſt zeiget, ie mehr verlieret ſich die Empfindung, oder machet doch weniger Beaͤngſtigung. Und damit man nicht nach einiger Befrey- ung durch einen unvermutheten Anſatz des Satans aufs neue zu ſehr beunruhiget wer- den moͤge, ſo iſt es noͤthig, daß man ſich ſchon vorher mit dem guten Muth waffne, es nicht zu achten, es moͤgen die Pfeile auch noch ſo haͤufig und noch ſo dicke wieder eingeſchoſſen werden. Denn das Schild eines ſolchen glaubigen Muths kan ſie, wenn ſie eine Ent- zuͤndung, oder Beunruhigung, machen wol- len, bald daͤmpfen. V. 8. Dafuͤr ich drey mal den HERRN geflehet habe, daß er von mir wiche. Anmerckungen. 1. Daß der Apoſtel dieſes von dreyen be- ſondern Gebets-Ubungen verſtanden, iſt ſchon angezeiget worden. Er wuͤrde mit den- ſelben auch wol noch oͤfter angehalten haben, wofern nicht zum dritten mal ihme die Anwei- ſung zur Geduld und Gelaſſenheit waͤre gegeben worden. Welcher geſtalt CHriſtus am Oel- Berge vor ſeinem Leiden ſeinen himmliſchen Vater dreymal angeflehet um die Uberhebung des Kelches, um deſſelben Bitterkeit, oder die Groͤſſe der zu uͤbernehmenden Angſt der Hoͤllen, oder des ewigen Todes, damit anzuzeigen, ſe- he man Matth. 26, 3. ſeqq. 2. Es iſt nichts beſſers, als ſich in allen Noͤthen zum HErrn im Gebet zu wenden; auch das Gebet oͤfters zu wiederholen. Denn es iſt die beſte Ubung unſers Glaubens und unſerer Liebe gegen GOTT. Und geſetzet auch, daß uns GOTT das, darum wir beten, nicht nuͤtz- lich zu ſeyn erkennet, und alſo auch auf die er- wuͤnſchte Art nicht erhoͤret; ſo ziehet es doch al- lemal einen Seegen nach ſich. V. 9. Und er hat zu mir geſaget: Laß dir an meiner Gnade genuͤgen, (meine Gnade iſt dir genug; als dero voͤlliger und ungehinder- ter Genuß bey ſolchem Leiden wohl beſtehen kan, und es dir zu deinem Beſten wenden wird.) Denn meine Kraft iſt in den Schwachen (ἐν τῇ ἀσϑενείᾳ, in der Schwachheit) maͤch- tig, (τελειοῦτας, koͤmmt recht zu ihrer Voll- endung: dich wie in dieſer, alſo auch in allen uͤbrigen Leidens-Schwachheiten, oder Noͤthen kraͤftigſt zu unterſtuͤtzen:) Darum will ich mich auch am liebſten ruͤhmen meiner Schwachheit, (aller ſolchen den aͤuſſerlichen Menſchen ſchwaͤchenden und auch zum Theil den innern mit angreifenden Leiden, die vor- her nach der Laͤnge ſind benennet worden,) auf daß die Kraft CHRJSTJ bey mir wohne. Anmerckungen. 1. Wie GOTT der HERR dieſes zu Paulo geſaget habe, drucket er nicht aus. Es kan zwar wol durch eine innerliche Inſpiration, oder durch eine ſolche kraͤftige innerliche Verſi- cherung geſchehen ſeyn, welche ihm wie ein Zu- und Einſpruch in ſeine Seele geweſen iſt. Die- weil doch aber Paulus ſchon oͤfters der Offenba- rung gewuͤrdiget worden, ſo iſt vermuthlich, daß ihme dieſe Antwort auf eine beſondere Art gege- ben ſey. 2. Nun haben wir zwar von einem ſolchen Zuſpruche keine Verheiſſung; gebrauchen der- gleichen auch nicht: indeſſen muͤſſen wir doch bey unſerm Gebet auch der goͤttlichen Antwort zur oder von der Erhoͤrung wohl wahrnehmen. Dieſes aber geſchiehet nicht allein dadurch, daß wir uns durch den Glauben an die von der Erhoͤ- rung gegebene Verheiſſung halten, ſondern auch auf dieſe Art, wenn wir auf unſer Hertz mer- cken, wie ſich das bey dem Gebete in dieſem und jenem

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/496>, abgerufen am 24.11.2024.