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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 11, v. 22-24. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] allenthalben in der Zerstreuung lebenden Jüdi-
schen Nation, so viel von dieser angetroffen,
und bey ihnen leichtlich einen Eingang gefunden
haben: worüber denn auch die aus den Heiden
bekehrte stutzig und irre gemachet worden.
4. Man siehet dieses zuvorderst an der
grossen Gemeine zu Antiochia, was die von Ju-
däa dahin gekommene Halb-Christen und ver-
kehrte Gesetz-Lehrer für Unruhe darinnen an-
richteten, also daß Paulus und Barnabas dar-
über eine Reise nach Jerusalem thun, und von
einigen daselbst noch gegenwärtigen Aposteln
und den übrigen Aeltesten der Gemeine, zur Be-
kräftigung dessen, was sie zu Antiochia gelehret
hatten, der Jüden wegen einen Ausspruch ho-
len musten. Ap. Gesch. 15. Deßgleichen ge-
schahe an den sämtlichen Gemeinen in der Land-
schaft Galatia; als welche durch solche Judische
Halb-Christen, da sie sich für Lehrer unter ihnen
aufwarfen, sehr zerrüttet wurden; wie man aus
Pauli an sie geschriebenem Briefe mit mehrern
ersiehet. Und in der Gemeine zu Philippen
machten sie Paulo fast gleiche Noth, als da sie
auf die Beschneidung gingen. Darum sie Pau-
lus cap. 3, 2. die Zerschneidung, ja Hunde
und böse Arbeiter, und v. 18. 19. Feinde des
Creutzes Christi nennet, welcher Ende ist
das Verdammniß, deren der Bauch ihr
Gott ist, deren Ehre zu schanden wird,
die irdisch gesinnet sind.
Und da sich solche
verführische Menschen auch in den Gemeinen
der Jnsel Creta funden, schrieb Paulus an den
Titum c. 1, 10. Es sind viel freche und un-
nütze Schwätzer und Verführer; sonder-
lich die aus der Beschneidung.
Auch gab
es dergleichen in der Gemeine zu Ephesus.
Darum als Paulus an den Timotheum dahin
schrieb, so heißts davon Epist. 1. c. 1, 3. seqq.
Jch habe dich ermahnet, daß du zu Ephe-
sus bliebest, da ich in Macedoniam zog,
und gebötest etlichen, daß sie nicht anders
lehreten: auch nicht acht hätten auf die
Fabeln und der Geschlecht Register etc.
Welcher
(der Haupt-Summa des Gebots)
haben etliche gefehlet, und sind umge-
wandt zu unnützem Geschwätz: wollen der
Schrift Meister seyn, und verstehen nicht,
was sie sagen, oder was sie setzen.
Da er
sie nennet nomodidaskalous, Gesetz-Lehrer,
und damit, wie auch mit dem, was er von den
Geschlecht-Registern saget, deutlich genug an-
zeiget, daß sie von den Jüden gewesen sind.
5. Wenn nun Paulus diesen Jüdischen
Lehrern, so noch kaum halbe Christen, und da-
her noch ärger und schädlicher waren, als die
Unchristen, (als von welchen eine so grosse Ver-
führung nicht zu besorgen war,) entgegen se-
tzet, daß er das, dessen sie sich zu Corinthen
ihrer Herkunft wegen gerühmet, auch sey; so
geschiehet dieses mit dem Unterscheid, daß er
aus dem, das ihnen etwas sonderliches war,
gar nichts machte. Dieses bezeuget er noch
deutlicher wider solche Leute an die Philipper c.
3, 4. u. f. da er spricht: So ein ander sich
düncken lässet, er möge sich Fleisches rüh-
men, ich viel mehr. Der ich am achten
[Spaltenumbruch] Tage beschnitten bin, einer aus dem Volck
von Jsrael, des Geschlechts von Benja-
min, ein Ebräer aus den Ebräern, und
nach dem Gesetz ein Pharisäer: nach dem
Eifer, ein Verfolger der Gemeine, nach
der Gerechtigkeit im Gesetz, gewesen un-
sträflich. Aber was mir Gewinn war, das
habe ich um Christi willen für Schaden ge-
achtet
etc.
V. 23.

Sie sind (ihrer Meinung nach,) Die-
ner Christi,
(da sie doch Satans-Diener
sind v. 15: aber gesetzt, es wäre also,) so bin
ich doch nicht weniger,
(sondern) ich rede
thörlich,
(ist mir leid, daß ich es sagen muß.
Da es mir für eine Thorheit gerechnet werden
könte,) ich bin wohl mehr, (ich habe mich
damit besser legitimiret, und im Dienste Chri-
sti besser bewiesen, als sie, nicht allein mit vie-
ler Arbeit in Pflantzung und Begiessung so vie-
ler Gemeinen, sondern auch mit und unter so
vielen und so schweren Leiden: wie da folget.)
Jch habe mehr gearbeitet, (nicht allein als
ein falscher Apostel, sondern auch als einer der
wahren 1 Cor. 15, 10.) ich habe (um CHristi
und um der Wahrheit willen) mehr Schlä-
ge erlitten,
(siehe c. 6, 4. 5.) ich bin öf-
ters gefangen und oft in Todes-Nöthen

(die so hart und so schwer, wie der Tod
selbst, waren, en thanatois,) gewest, (nach 1.
Cor. 15, 31. 2 Cor. 1, 10. 4, 11. Siehe was
ihm begegnet zu Damascus Act. 9, 23. zu An-
tiochia 13, 50. zu Lystra 14, 19. in Asien zu Ephe-
sus c. 19.)

Anmerckung.

Paulus hat diesen Brief geschrieben im
Jahr CHristi 57. da er von Ephesus nach Ma-
cedonien gereiset war. Da nun Lucas in der
Apostel-Geschicht Pauli Reisen ordentlich auf-
gezeichnet hat, und er dieser Reise im Anfange
des 20ten Capitels Meldung thut; so siehet man
wohl, daß man von allem dem, was Paulus
von seinen widrigen Begebenheiten angeführet
hat, nichts suchen müsse in den letztern neun
Capiteln dieses Buches, sondern in den vorher-
gehenden vom 9ten Capitel an bis an das 20te:
was man aber darinnen hievon nicht findet, das
hat Lucas ausgelassen, und es GOTT nicht
gefallen, daß uns davon eine ausführlichere
Nachricht ertheilet werden sollen. Wie es denn
auch sonst eine sehr weitläuftige Schrift würde
geworden seyn.

V. 24.

Von den Juden habe ich fünfmal
empfangen vierzig Streiche
(mit der schär-
festen Geissel,) weniger eins.

Anmerckungen.
1. Was der Apostel v. 23. von Schlägen
insgemein gesaget hat, das spricht er hier und
v. 25. insonderheit aus von gewissen Arten der-
selben
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Cap. 11, v. 22-24. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] allenthalben in der Zerſtreuung lebenden Juͤdi-
ſchen Nation, ſo viel von dieſer angetroffen,
und bey ihnen leichtlich einen Eingang gefunden
haben: woruͤber denn auch die aus den Heiden
bekehrte ſtutzig und irre gemachet worden.
4. Man ſiehet dieſes zuvorderſt an der
groſſen Gemeine zu Antiochia, was die von Ju-
daͤa dahin gekommene Halb-Chriſten und ver-
kehrte Geſetz-Lehrer fuͤr Unruhe darinnen an-
richteten, alſo daß Paulus und Barnabas dar-
uͤber eine Reiſe nach Jeruſalem thun, und von
einigen daſelbſt noch gegenwaͤrtigen Apoſteln
und den uͤbrigen Aelteſten der Gemeine, zur Be-
kraͤftigung deſſen, was ſie zu Antiochia gelehret
hatten, der Juͤden wegen einen Ausſpruch ho-
len muſten. Ap. Geſch. 15. Deßgleichen ge-
ſchahe an den ſaͤmtlichen Gemeinen in der Land-
ſchaft Galatia; als welche durch ſolche Judiſche
Halb-Chriſten, da ſie ſich fuͤr Lehrer unter ihnen
aufwarfen, ſehr zerruͤttet wurden; wie man aus
Pauli an ſie geſchriebenem Briefe mit mehrern
erſiehet. Und in der Gemeine zu Philippen
machten ſie Paulo faſt gleiche Noth, als da ſie
auf die Beſchneidung gingen. Darum ſie Pau-
lus cap. 3, 2. die Zerſchneidung, ja Hunde
und boͤſe Arbeiter, und v. 18. 19. Feinde des
Creutzes Chriſti nennet, welcher Ende iſt
das Verdammniß, deren der Bauch ihr
Gott iſt, deren Ehre zu ſchanden wird,
die irdiſch geſinnet ſind.
Und da ſich ſolche
verfuͤhriſche Menſchen auch in den Gemeinen
der Jnſel Creta funden, ſchrieb Paulus an den
Titum c. 1, 10. Es ſind viel freche und un-
nuͤtze Schwaͤtzer und Verfuͤhrer; ſonder-
lich die aus der Beſchneidung.
Auch gab
es dergleichen in der Gemeine zu Epheſus.
Darum als Paulus an den Timotheum dahin
ſchrieb, ſo heißts davon Epiſt. 1. c. 1, 3. ſeqq.
Jch habe dich ermahnet, daß du zu Ephe-
ſus bliebeſt, da ich in Macedoniam zog,
und geboͤteſt etlichen, daß ſie nicht anders
lehreten: auch nicht acht haͤtten auf die
Fabeln und der Geſchlecht Regiſter ꝛc.
Welcher
(der Haupt-Summa des Gebots)
haben etliche gefehlet, und ſind umge-
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Da er
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und damit, wie auch mit dem, was er von den
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Lehrern, ſo noch kaum halbe Chriſten, und da-
her noch aͤrger und ſchaͤdlicher waren, als die
Unchriſten, (als von welchen eine ſo groſſe Ver-
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ihrer Herkunft wegen geruͤhmet, auch ſey; ſo
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aus dem, das ihnen etwas ſonderliches war,
gar nichts machte. Dieſes bezeuget er noch
deutlicher wider ſolche Leute an die Philipper c.
3, 4. u. f. da er ſpricht: So ein ander ſich
duͤncken laͤſſet, er moͤge ſich Fleiſches ruͤh-
men, ich viel mehr. Der ich am achten
[Spaltenumbruch] Tage beſchnitten bin, einer aus dem Volck
von Jſrael, des Geſchlechts von Benja-
min, ein Ebraͤer aus den Ebraͤern, und
nach dem Geſetz ein Phariſaͤer: nach dem
Eifer, ein Verfolger der Gemeine, nach
der Gerechtigkeit im Geſetz, geweſen un-
ſtraͤflich. Aber was mir Gewinn war, das
habe ich um Chriſti willen fuͤr Schaden ge-
achtet
ꝛc.
V. 23.

Sie ſind (ihrer Meinung nach,) Die-
ner Chriſti,
(da ſie doch Satans-Diener
ſind v. 15: aber geſetzt, es waͤre alſo,) ſo bin
ich doch nicht weniger,
(ſondern) ich rede
thoͤrlich,
(iſt mir leid, daß ich es ſagen muß.
Da es mir fuͤr eine Thorheit gerechnet werden
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ſti beſſer bewieſen, als ſie, nicht allein mit vie-
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vielen und ſo ſchweren Leiden: wie da folget.)
Jch habe mehr gearbeitet, (nicht allein als
ein falſcher Apoſtel, ſondern auch als einer der
wahren 1 Cor. 15, 10.) ich habe (um CHriſti
und um der Wahrheit willen) mehr Schlaͤ-
ge erlitten,
(ſiehe c. 6, 4. 5.) ich bin oͤf-
ters gefangen und oft in Todes-Noͤthen

(die ſo hart und ſo ſchwer, wie der Tod
ſelbſt, waren, ἐν ϑανάτοις,) geweſt, (nach 1.
Cor. 15, 31. 2 Cor. 1, 10. 4, 11. Siehe was
ihm begegnet zu Damaſcus Act. 9, 23. zu An-
tiochia 13, 50. zu Lyſtra 14, 19. in Aſien zu Ephe-
ſus c. 19.)

Anmerckung.

Paulus hat dieſen Brief geſchrieben im
Jahr CHriſti 57. da er von Epheſus nach Ma-
cedonien gereiſet war. Da nun Lucas in der
Apoſtel-Geſchicht Pauli Reiſen ordentlich auf-
gezeichnet hat, und er dieſer Reiſe im Anfange
des 20ten Capitels Meldung thut; ſo ſiehet man
wohl, daß man von allem dem, was Paulus
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hat, nichts ſuchen muͤſſe in den letztern neun
Capiteln dieſes Buches, ſondern in den vorher-
gehenden vom 9ten Capitel an bis an das 20te:
was man aber darinnen hievon nicht findet, das
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gefallen, daß uns davon eine ausfuͤhrlichere
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auch ſonſt eine ſehr weitlaͤuftige Schrift wuͤrde
geworden ſeyn.

V. 24.

Von den Juden habe ich fuͤnfmal
empfangen vierzig Streiche
(mit der ſchaͤr-
feſten Geiſſel,) weniger eins.

Anmerckungen.
1. Was der Apoſtel v. 23. von Schlaͤgen
insgemein geſaget hat, das ſpricht er hier und
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[451/0479] Cap. 11, v. 22-24. an die Corinthier. allenthalben in der Zerſtreuung lebenden Juͤdi- ſchen Nation, ſo viel von dieſer angetroffen, und bey ihnen leichtlich einen Eingang gefunden haben: woruͤber denn auch die aus den Heiden bekehrte ſtutzig und irre gemachet worden. 4. Man ſiehet dieſes zuvorderſt an der groſſen Gemeine zu Antiochia, was die von Ju- daͤa dahin gekommene Halb-Chriſten und ver- kehrte Geſetz-Lehrer fuͤr Unruhe darinnen an- richteten, alſo daß Paulus und Barnabas dar- uͤber eine Reiſe nach Jeruſalem thun, und von einigen daſelbſt noch gegenwaͤrtigen Apoſteln und den uͤbrigen Aelteſten der Gemeine, zur Be- kraͤftigung deſſen, was ſie zu Antiochia gelehret hatten, der Juͤden wegen einen Ausſpruch ho- len muſten. Ap. Geſch. 15. Deßgleichen ge- ſchahe an den ſaͤmtlichen Gemeinen in der Land- ſchaft Galatia; als welche durch ſolche Judiſche Halb-Chriſten, da ſie ſich fuͤr Lehrer unter ihnen aufwarfen, ſehr zerruͤttet wurden; wie man aus Pauli an ſie geſchriebenem Briefe mit mehrern erſiehet. Und in der Gemeine zu Philippen machten ſie Paulo faſt gleiche Noth, als da ſie auf die Beſchneidung gingen. Darum ſie Pau- lus cap. 3, 2. die Zerſchneidung, ja Hunde und boͤſe Arbeiter, und v. 18. 19. Feinde des Creutzes Chriſti nennet, welcher Ende iſt das Verdammniß, deren der Bauch ihr Gott iſt, deren Ehre zu ſchanden wird, die irdiſch geſinnet ſind. Und da ſich ſolche verfuͤhriſche Menſchen auch in den Gemeinen der Jnſel Creta funden, ſchrieb Paulus an den Titum c. 1, 10. Es ſind viel freche und un- nuͤtze Schwaͤtzer und Verfuͤhrer; ſonder- lich die aus der Beſchneidung. Auch gab es dergleichen in der Gemeine zu Epheſus. Darum als Paulus an den Timotheum dahin ſchrieb, ſo heißts davon Epiſt. 1. c. 1, 3. ſeqq. Jch habe dich ermahnet, daß du zu Ephe- ſus bliebeſt, da ich in Macedoniam zog, und geboͤteſt etlichen, daß ſie nicht anders lehreten: auch nicht acht haͤtten auf die Fabeln und der Geſchlecht Regiſter ꝛc. Welcher (der Haupt-Summa des Gebots) haben etliche gefehlet, und ſind umge- wandt zu unnuͤtzem Geſchwaͤtz: wollen der Schrift Meiſter ſeyn, und verſtehen nicht, was ſie ſagen, oder was ſie ſetzen. Da er ſie nennet νομοδιδασκάλους, Geſetz-Lehrer, und damit, wie auch mit dem, was er von den Geſchlecht-Regiſtern ſaget, deutlich genug an- zeiget, daß ſie von den Juͤden geweſen ſind. 5. Wenn nun Paulus dieſen Juͤdiſchen Lehrern, ſo noch kaum halbe Chriſten, und da- her noch aͤrger und ſchaͤdlicher waren, als die Unchriſten, (als von welchen eine ſo groſſe Ver- fuͤhrung nicht zu beſorgen war,) entgegen ſe- tzet, daß er das, deſſen ſie ſich zu Corinthen ihrer Herkunft wegen geruͤhmet, auch ſey; ſo geſchiehet dieſes mit dem Unterſcheid, daß er aus dem, das ihnen etwas ſonderliches war, gar nichts machte. Dieſes bezeuget er noch deutlicher wider ſolche Leute an die Philipper c. 3, 4. u. f. da er ſpricht: So ein ander ſich duͤncken laͤſſet, er moͤge ſich Fleiſches ruͤh- men, ich viel mehr. Der ich am achten Tage beſchnitten bin, einer aus dem Volck von Jſrael, des Geſchlechts von Benja- min, ein Ebraͤer aus den Ebraͤern, und nach dem Geſetz ein Phariſaͤer: nach dem Eifer, ein Verfolger der Gemeine, nach der Gerechtigkeit im Geſetz, geweſen un- ſtraͤflich. Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Chriſti willen fuͤr Schaden ge- achtet ꝛc. V. 23. Sie ſind (ihrer Meinung nach,) Die- ner Chriſti, (da ſie doch Satans-Diener ſind v. 15: aber geſetzt, es waͤre alſo,) ſo bin ich doch nicht weniger, (ſondern) ich rede thoͤrlich, (iſt mir leid, daß ich es ſagen muß. Da es mir fuͤr eine Thorheit gerechnet werden koͤnte,) ich bin wohl mehr, (ich habe mich damit beſſer legitimiret, und im Dienſte Chri- ſti beſſer bewieſen, als ſie, nicht allein mit vie- ler Arbeit in Pflantzung und Begieſſung ſo vie- ler Gemeinen, ſondern auch mit und unter ſo vielen und ſo ſchweren Leiden: wie da folget.) Jch habe mehr gearbeitet, (nicht allein als ein falſcher Apoſtel, ſondern auch als einer der wahren 1 Cor. 15, 10.) ich habe (um CHriſti und um der Wahrheit willen) mehr Schlaͤ- ge erlitten, (ſiehe c. 6, 4. 5.) ich bin oͤf- ters gefangen und oft in Todes-Noͤthen (die ſo hart und ſo ſchwer, wie der Tod ſelbſt, waren, ἐν ϑανάτοις,) geweſt, (nach 1. Cor. 15, 31. 2 Cor. 1, 10. 4, 11. Siehe was ihm begegnet zu Damaſcus Act. 9, 23. zu An- tiochia 13, 50. zu Lyſtra 14, 19. in Aſien zu Ephe- ſus c. 19.) Anmerckung. Paulus hat dieſen Brief geſchrieben im Jahr CHriſti 57. da er von Epheſus nach Ma- cedonien gereiſet war. Da nun Lucas in der Apoſtel-Geſchicht Pauli Reiſen ordentlich auf- gezeichnet hat, und er dieſer Reiſe im Anfange des 20ten Capitels Meldung thut; ſo ſiehet man wohl, daß man von allem dem, was Paulus von ſeinen widrigen Begebenheiten angefuͤhret hat, nichts ſuchen muͤſſe in den letztern neun Capiteln dieſes Buches, ſondern in den vorher- gehenden vom 9ten Capitel an bis an das 20te: was man aber darinnen hievon nicht findet, das hat Lucas ausgelaſſen, und es GOTT nicht gefallen, daß uns davon eine ausfuͤhrlichere Nachricht ertheilet werden ſollen. Wie es denn auch ſonſt eine ſehr weitlaͤuftige Schrift wuͤrde geworden ſeyn. V. 24. Von den Juden habe ich fuͤnfmal empfangen vierzig Streiche (mit der ſchaͤr- feſten Geiſſel,) weniger eins. Anmerckungen. 1. Was der Apoſtel v. 23. von Schlaͤgen insgemein geſaget hat, das ſpricht er hier und v. 25. inſonderheit aus von gewiſſen Arten der- ſelben L l l 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/479>, abgerufen am 24.11.2024.