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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des andern Briefs Pauli Cap. 8, v. 16-23.
[Spaltenumbruch] ist, wie es unter Menschen überhaupt, und in-
sonderheit unter Christen, billig seyn solte, nem-
lich daß die Wohlhabenden den Armen in rech-
ter Proportion ihres Vermögens und jener ih-
rer Armuth zu Hülffe kommen solten. Aber wie
sehr ist leider diese Liebe erkaltet! und wieviel
unordentliches Wesen ist auch nicht unter vielen
Armen, die selbst an ihrer Armuth schuld sind.

V. 16.

GOTT aber sey Danck, der solchen
Fleiß an euch gegeben hat in das Hertz Titi

(nicht allein vormals die Reise zu euch willigst zu
übernehmen, sondern auch ietzo sich dazu gebrau-
chen zu lassen, daß er mit diesem Briefe von mir
zu euch hinreiset, um das Werck gegen meine
Ankunft vollends in den Stand zu richten.)

V. 17.

Denn er nahm zwar die Ermahnung
an; aber dieweil er so sehr fleißig
(in Be-
forderung des Guten) war, (und noch ist)
ist er von ihm selber zu euch gereiset (hat
bezeuget, daß er dazu sehr willig und bereit sey,
und also nicht so wol meines Begehrens wegen,
als aus eignem Triebe sich zum Dienste dar-
stelle.)

V. 18.

Wir haben aber einen Bruder mit
ihm gesandt, der das Lob hat am Evan-
gelio
(daß er mir in desselben Verkündigung
getreulich beygestanden) durch alle Gemeinen
(nemlich Galatiens, Asiens, Macedoniens;
dadurch ich von Antiochia aus gezogen bin.)

Anmerckung.

Es verstehen zwar viele alhier Barnabam:
allein er ist es wol schwerlich gewesen. Denn
der war schon sieben Jahr vorher, nemlich im
Jahr Christi 50. zu Antiochia von ihm geschie-
den, hatte zur Ausbreitung des Evangelii eine
besonderen Zug vorgenommen, und sich Mar-
cum zum Gehülfen erwehlet Ap. G. 15, 37. u. f.
und lieset man nicht, daß er hernach wieder aufs
neue mit Paulo gezogen sey; hingegen, daß
Paulus an seiner Statt Silam zu sich genom-
men. Und also kan es viel eher Silas gewesen
seyn.

V. 19.

Nicht allein aber das, (hat er das Lob
von allen Gemeinen am Evangelio) sondern er
ist auch verordnet
(kheirotonetheis mit einer sol-
chen Erwehlung, welche mit Aufhebung der Hän-
de geschahe) von den Gemeinen zum Gefähr-
ten unserer Fahrt
(der gantzen Reise nach
dem Jüdischen Lande) in dieser Wohlthat
(der milden Beysteuer) welche durch uns aus-
gerichtet wird dem HErrn
(autou~ tou~ kuriou,
auch selbst dem HErrn) zu Ehren (welche da-
durch befordert wird, wenn die Glaubigen in
Judäa durch den Segen erquicket, und daüber
zum Lobe GOttes, der also für sie gesorget hat,
ermuntert werden) und zum Preis (oder zu
desto mehret Erweckung) eures guten Willens
[Spaltenumbruch] (eurer erwiesenen Willfährigkeit gegen sie, ob
sie euch gleich von Person unbekant sind.)

V. 20. 21.

Und verhüten (damit, daß wir uns an-
derer Personen bedienen v. 18.) das, daß uns
nicht iemand übel nachreden möge, solcher
reichen Steuer halber, die durch uns aus-
gerichtet wird
(nemlich, als wenn wir untreu-
lich damit umgingen und darunter unsern eig-
nen Nutzen suchten: an welcher Verunglim-
pfung es die falschen Apostel nicht würden haben
ermangeln lassen) v. 21. Und sehen darauf,
daß es redlich zugehe, nicht allein vor dem
HErrn
(dazu das gute Gewissen alleine schon
genug war) sondern auch vor den Menschen
(vor welchen man auch allen bösen Schein zu
meiden und ihnen alle Gelegenheit auch nur zum
Argwohn abzuschneiden hat.)

V. 22.

Auch haben wir mit ihnen gesandt un-
sern Bruder, den wir oft gespüret haben
in vielen Stücken, daß er fleißig sey, nun
aber
(sich zu dieser Sache gebrauchen zu lassen)
viel fleißiger (und williger) und wir sind
grosser Zuversicht zu euch.
(welche letztere
Worte, des ausgelassenen verbi wegen, auch
gar wohl auf den mitgeschickten Bruder gehen
können, daß er aus grosser Zuversicht zu den Co-
rinthiern, nemlich, daß er bey ihnen werde vielen
Eingang in Sammlung der Allmosen finden,
zur Ubernehmung dieser Sache sich so viel willi-
ger erzeiget habe.)

Anmerckung.

Dieser Bruder ist unterschieden von dem
vorher v. 18. 19. gedachten, aber ungenannten.
Wer er aber gewesen sey, läßt sich nicht wol sa-
gen: da der apostolischen Männer und Evange-
listen viele waren.

V. 23.

Es sey Titus halber (was Titum be-
trifft) so ist er mein Geselle und Gehülffe un-
ter euch
(als den ich schon vorher einmal an euch
gesandt habe, der auch unter euch im vielen Se-
gen gewesen ist, und mir die erfreuliche Nach-
richt von euch überbracht hat c. 7, 6.) oder un-
ser Brüder halber
(oder was unsere Brüder
betrifft, die wir Tito zu Gefehrten gaben) wel-
che Apostel sind
(so sollet ihr wissen, daß sie
Apostel sind) der Gemeinen und eine Ehre
Christi.

Anmerckungen.
1. Das Wort Apostel stehet alhier nicht
in einem so engen und eigentlichen Verstande,
als es stehet, wenn es von den eigentlichen Apo-
steln, als Paulus war, gebrauchet wird. Und
da ein Apostel eigentlich heißt ein Abgesandter,
ein wozu verordneter oder Deputirter; so sind
die Apostel oder die Deputirte der Gemeinen,
davon alhier die Rede ist, nicht gleich Apostel
Christi in dem Haupt-Verstande dieses Worts.
Von

Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 8, v. 16-23.
[Spaltenumbruch] iſt, wie es unter Menſchen uͤberhaupt, und in-
ſonderheit unter Chriſten, billig ſeyn ſolte, nem-
lich daß die Wohlhabenden den Armen in rech-
ter Proportion ihres Vermoͤgens und jener ih-
rer Armuth zu Huͤlffe kommen ſolten. Aber wie
ſehr iſt leider dieſe Liebe erkaltet! und wieviel
unordentliches Weſen iſt auch nicht unter vielen
Armen, die ſelbſt an ihrer Armuth ſchuld ſind.

V. 16.

GOTT aber ſey Danck, der ſolchen
Fleiß an euch gegeben hat in das Hertz Titi

(nicht allein vormals die Reiſe zu euch willigſt zu
uͤbernehmen, ſondern auch ietzo ſich dazu gebrau-
chen zu laſſen, daß er mit dieſem Briefe von mir
zu euch hinreiſet, um das Werck gegen meine
Ankunft vollends in den Stand zu richten.)

V. 17.

Denn er nahm zwar die Ermahnung
an; aber dieweil er ſo ſehr fleißig
(in Be-
forderung des Guten) war, (und noch iſt)
iſt er von ihm ſelber zu euch gereiſet (hat
bezeuget, daß er dazu ſehr willig und bereit ſey,
und alſo nicht ſo wol meines Begehrens wegen,
als aus eignem Triebe ſich zum Dienſte dar-
ſtelle.)

V. 18.

Wir haben aber einen Bruder mit
ihm geſandt, der das Lob hat am Evan-
gelio
(daß er mir in deſſelben Verkuͤndigung
getreulich beygeſtanden) durch alle Gemeinen
(nemlich Galatiens, Aſiens, Macedoniens;
dadurch ich von Antiochia aus gezogen bin.)

Anmerckung.

Es verſtehen zwar viele alhier Barnabam:
allein er iſt es wol ſchwerlich geweſen. Denn
der war ſchon ſieben Jahr vorher, nemlich im
Jahr Chriſti 50. zu Antiochia von ihm geſchie-
den, hatte zur Ausbreitung des Evangelii eine
beſonderen Zug vorgenommen, und ſich Mar-
cum zum Gehuͤlfen erwehlet Ap. G. 15, 37. u. f.
und lieſet man nicht, daß er hernach wieder aufs
neue mit Paulo gezogen ſey; hingegen, daß
Paulus an ſeiner Statt Silam zu ſich genom-
men. Und alſo kan es viel eher Silas geweſen
ſeyn.

V. 19.

Nicht allein aber das, (hat er das Lob
von allen Gemeinen am Evangelio) ſondern er
iſt auch verordnet
(χειροτονηϑεὶς mit einer ſol-
chen Erwehlung, welche mit Aufhebung der Haͤn-
de geſchahe) von den Gemeinen zum Gefaͤhr-
ten unſerer Fahrt
(der gantzen Reiſe nach
dem Juͤdiſchen Lande) in dieſer Wohlthat
(der milden Beyſteuer) welche durch uns aus-
gerichtet wird dem HErrn
(ἀυτου῀ του῀ κυρίου,
auch ſelbſt dem HErrn) zu Ehren (welche da-
durch befordert wird, wenn die Glaubigen in
Judaͤa durch den Segen erquicket, und dauͤber
zum Lobe GOttes, der alſo fuͤr ſie geſorget hat,
ermuntert werden) und zum Preis (oder zu
deſto mehret Erweckung) eures guten Willens
[Spaltenumbruch] (eurer erwieſenen Willfaͤhrigkeit gegen ſie, ob
ſie euch gleich von Perſon unbekant ſind.)

V. 20. 21.

Und verhuͤten (damit, daß wir uns an-
derer Perſonen bedienen v. 18.) das, daß uns
nicht iemand uͤbel nachreden moͤge, ſolcher
reichen Steuer halber, die durch uns aus-
gerichtet wird
(nemlich, als wenn wir untreu-
lich damit umgingen und darunter unſern eig-
nen Nutzen ſuchten: an welcher Verunglim-
pfung es die falſchen Apoſtel nicht wuͤrden haben
ermangeln laſſen) v. 21. Und ſehen darauf,
daß es redlich zugehe, nicht allein vor dem
HErrn
(dazu das gute Gewiſſen alleine ſchon
genug war) ſondern auch vor den Menſchen
(vor welchen man auch allen boͤſen Schein zu
meiden und ihnen alle Gelegenheit auch nur zum
Argwohn abzuſchneiden hat.)

V. 22.

Auch haben wir mit ihnen geſandt un-
ſern Bruder, den wir oft geſpuͤret haben
in vielen Stuͤcken, daß er fleißig ſey, nun
aber
(ſich zu dieſer Sache gebrauchen zu laſſen)
viel fleißiger (und williger) und wir ſind
groſſer Zuverſicht zu euch.
(welche letztere
Worte, des ausgelaſſenen verbi wegen, auch
gar wohl auf den mitgeſchickten Bruder gehen
koͤnnen, daß er aus groſſer Zuverſicht zu den Co-
rinthiern, nemlich, daß er bey ihnen werde vielen
Eingang in Sammlung der Allmoſen finden,
zur Ubernehmung dieſer Sache ſich ſo viel willi-
ger erzeiget habe.)

Anmerckung.

Dieſer Bruder iſt unterſchieden von dem
vorher v. 18. 19. gedachten, aber ungenannten.
Wer er aber geweſen ſey, laͤßt ſich nicht wol ſa-
gen: da der apoſtoliſchen Maͤnner und Evange-
liſten viele waren.

V. 23.

Es ſey Titus halber (was Titum be-
trifft) ſo iſt er mein Geſelle und Gehuͤlffe un-
ter euch
(als den ich ſchon vorher einmal an euch
geſandt habe, der auch unter euch im vielen Se-
gen geweſen iſt, und mir die erfreuliche Nach-
richt von euch uͤberbracht hat c. 7, 6.) oder un-
ſer Bruͤder halber
(oder was unſere Bruͤder
betrifft, die wir Tito zu Gefehrten gaben) wel-
che Apoſtel ſind
(ſo ſollet ihr wiſſen, daß ſie
Apoſtel ſind) der Gemeinen und eine Ehre
Chriſti.

Anmerckungen.
1. Das Wort Apoſtel ſtehet alhier nicht
in einem ſo engen und eigentlichen Verſtande,
als es ſtehet, wenn es von den eigentlichen Apo-
ſteln, als Paulus war, gebrauchet wird. Und
da ein Apoſtel eigentlich heißt ein Abgeſandter,
ein wozu verordneter oder Deputirter; ſo ſind
die Apoſtel oder die Deputirte der Gemeinen,
davon alhier die Rede iſt, nicht gleich Apoſtel
Chriſti in dem Haupt-Verſtande dieſes Worts.
Von
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[428/0456] Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 8, v. 16-23. iſt, wie es unter Menſchen uͤberhaupt, und in- ſonderheit unter Chriſten, billig ſeyn ſolte, nem- lich daß die Wohlhabenden den Armen in rech- ter Proportion ihres Vermoͤgens und jener ih- rer Armuth zu Huͤlffe kommen ſolten. Aber wie ſehr iſt leider dieſe Liebe erkaltet! und wieviel unordentliches Weſen iſt auch nicht unter vielen Armen, die ſelbſt an ihrer Armuth ſchuld ſind. V. 16. GOTT aber ſey Danck, der ſolchen Fleiß an euch gegeben hat in das Hertz Titi (nicht allein vormals die Reiſe zu euch willigſt zu uͤbernehmen, ſondern auch ietzo ſich dazu gebrau- chen zu laſſen, daß er mit dieſem Briefe von mir zu euch hinreiſet, um das Werck gegen meine Ankunft vollends in den Stand zu richten.) V. 17. Denn er nahm zwar die Ermahnung an; aber dieweil er ſo ſehr fleißig (in Be- forderung des Guten) war, (und noch iſt) iſt er von ihm ſelber zu euch gereiſet (hat bezeuget, daß er dazu ſehr willig und bereit ſey, und alſo nicht ſo wol meines Begehrens wegen, als aus eignem Triebe ſich zum Dienſte dar- ſtelle.) V. 18. Wir haben aber einen Bruder mit ihm geſandt, der das Lob hat am Evan- gelio (daß er mir in deſſelben Verkuͤndigung getreulich beygeſtanden) durch alle Gemeinen (nemlich Galatiens, Aſiens, Macedoniens; dadurch ich von Antiochia aus gezogen bin.) Anmerckung. Es verſtehen zwar viele alhier Barnabam: allein er iſt es wol ſchwerlich geweſen. Denn der war ſchon ſieben Jahr vorher, nemlich im Jahr Chriſti 50. zu Antiochia von ihm geſchie- den, hatte zur Ausbreitung des Evangelii eine beſonderen Zug vorgenommen, und ſich Mar- cum zum Gehuͤlfen erwehlet Ap. G. 15, 37. u. f. und lieſet man nicht, daß er hernach wieder aufs neue mit Paulo gezogen ſey; hingegen, daß Paulus an ſeiner Statt Silam zu ſich genom- men. Und alſo kan es viel eher Silas geweſen ſeyn. V. 19. Nicht allein aber das, (hat er das Lob von allen Gemeinen am Evangelio) ſondern er iſt auch verordnet (χειροτονηϑεὶς mit einer ſol- chen Erwehlung, welche mit Aufhebung der Haͤn- de geſchahe) von den Gemeinen zum Gefaͤhr- ten unſerer Fahrt (der gantzen Reiſe nach dem Juͤdiſchen Lande) in dieſer Wohlthat (der milden Beyſteuer) welche durch uns aus- gerichtet wird dem HErrn (ἀυτου῀ του῀ κυρίου, auch ſelbſt dem HErrn) zu Ehren (welche da- durch befordert wird, wenn die Glaubigen in Judaͤa durch den Segen erquicket, und dauͤber zum Lobe GOttes, der alſo fuͤr ſie geſorget hat, ermuntert werden) und zum Preis (oder zu deſto mehret Erweckung) eures guten Willens (eurer erwieſenen Willfaͤhrigkeit gegen ſie, ob ſie euch gleich von Perſon unbekant ſind.) V. 20. 21. Und verhuͤten (damit, daß wir uns an- derer Perſonen bedienen v. 18.) das, daß uns nicht iemand uͤbel nachreden moͤge, ſolcher reichen Steuer halber, die durch uns aus- gerichtet wird (nemlich, als wenn wir untreu- lich damit umgingen und darunter unſern eig- nen Nutzen ſuchten: an welcher Verunglim- pfung es die falſchen Apoſtel nicht wuͤrden haben ermangeln laſſen) v. 21. Und ſehen darauf, daß es redlich zugehe, nicht allein vor dem HErrn (dazu das gute Gewiſſen alleine ſchon genug war) ſondern auch vor den Menſchen (vor welchen man auch allen boͤſen Schein zu meiden und ihnen alle Gelegenheit auch nur zum Argwohn abzuſchneiden hat.) V. 22. Auch haben wir mit ihnen geſandt un- ſern Bruder, den wir oft geſpuͤret haben in vielen Stuͤcken, daß er fleißig ſey, nun aber (ſich zu dieſer Sache gebrauchen zu laſſen) viel fleißiger (und williger) und wir ſind groſſer Zuverſicht zu euch. (welche letztere Worte, des ausgelaſſenen verbi wegen, auch gar wohl auf den mitgeſchickten Bruder gehen koͤnnen, daß er aus groſſer Zuverſicht zu den Co- rinthiern, nemlich, daß er bey ihnen werde vielen Eingang in Sammlung der Allmoſen finden, zur Ubernehmung dieſer Sache ſich ſo viel willi- ger erzeiget habe.) Anmerckung. Dieſer Bruder iſt unterſchieden von dem vorher v. 18. 19. gedachten, aber ungenannten. Wer er aber geweſen ſey, laͤßt ſich nicht wol ſa- gen: da der apoſtoliſchen Maͤnner und Evange- liſten viele waren. V. 23. Es ſey Titus halber (was Titum be- trifft) ſo iſt er mein Geſelle und Gehuͤlffe un- ter euch (als den ich ſchon vorher einmal an euch geſandt habe, der auch unter euch im vielen Se- gen geweſen iſt, und mir die erfreuliche Nach- richt von euch uͤberbracht hat c. 7, 6.) oder un- ſer Bruͤder halber (oder was unſere Bruͤder betrifft, die wir Tito zu Gefehrten gaben) wel- che Apoſtel ſind (ſo ſollet ihr wiſſen, daß ſie Apoſtel ſind) der Gemeinen und eine Ehre Chriſti. Anmerckungen. 1. Das Wort Apoſtel ſtehet alhier nicht in einem ſo engen und eigentlichen Verſtande, als es ſtehet, wenn es von den eigentlichen Apo- ſteln, als Paulus war, gebrauchet wird. Und da ein Apoſtel eigentlich heißt ein Abgeſandter, ein wozu verordneter oder Deputirter; ſo ſind die Apoſtel oder die Deputirte der Gemeinen, davon alhier die Rede iſt, nicht gleich Apoſtel Chriſti in dem Haupt-Verſtande dieſes Worts. Von

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/456>, abgerufen am 24.11.2024.