Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des andern Briefs Pauli Cap. 7, v. 10-13. [Spaltenumbruch]
lohrnen Sohn und Zöllner Luc. 15, 21. 18, 13.und an Petro Matth. 26, 75. gleichwie uns hingegen die Exempel Cains, Achitophels und Juda zeigen, was die Traurigkeit dieser Welt zu wege bringet. 2. Da eine aus irdischen Ursachen herrührende Traurigkeit den natürlichen Tod wircket, hinge- gen aber die göttliche Traurigkeit ein so gesegne- tes Mittel wird zur Seligkeit, ja auch dieses zeit- liche Leben selbst verlängert, so wird auch hierin- nen wahr, was Paulus 1 Tim. 4, 8. spricht: Die Gottseligkeit ist zu allen Dingen nütze, und hat die Verheissung dieses und des zu- künftigen Lebens. 3. Wie aber die Gottseligkeit auch dieses zeitliche Leben verlängere, ist aus dem Gegensa- tze leichtlich zu erkennen. Denn kan die Gottlo- sigkeit, dieser und jener bösen Thaten wegen, ei- ne das Leben abkürtzende Traurigkeit nachziehen, oder auch kan die ihr selbst gelassene Natur sich bey diesem und jenem grossen Unfalle nicht auf- richten, sondern versincket darüber in einen der Gefundheit und dem Leben nachtheiligen grossen Kummer: wie solte nicht hingegen die Gottse- ligkeit, da sie das Gewissen in beständiger Ruhe erhält, und den gantzen Menschen freudig und wohlgemuth machet, das Leben verlängern? wie denn es nicht allein alle Medici bekennen, sondern es auch die beständige Erfahrung lehret, was die widrige, heftige und unruhige Gemüths-Bewe- gungen der Gesundheit für Schaden bringen, und was dieselbe für einen grossen Nutzen habe von einem ruhigen, gelassenen und frölichen Muthe. 4. Man siehet demnach, wie die Cur und Genesung der Seele auch die Cur und Genesung des Leibes in manchen Stücken mit besordere. Und da nun die Christliche Religion in ihrer wah- ren Ubung auch einen so grossen leiblichen Nutzen schaffet, und derselbe sich davon in allen Socie- täten des menschlichen und bürgerlichen Lebens hervor thut, so zeiget sie auch darinnen einen herr- lichen Character von ihrer Vortreflichkeit: wie es denn gewiß nicht ein geringes ist, daß der Mensch, wenn er deroselben Regeln nachköm- met, und das Gute, worauf sie führet, in seiner Seele besitzet, auch seines Lebens recht froh wird, und es damit verlängert. Wird es ihm aber, in den Verfolgungen der Gottseligkeit wegen, ab- gekürtzet, so kömmt es nicht von dem Christen- thum selbst, sondern von dem Haß gegen dasselbe her. 5. O wie unbedachtsam und verkehrt han- deln demnach mit sich selbst so viele rohe Welt- Menschen, welchen dieses zeitliche Leben gleich- sam ein rechter Himmel ist, oder die doch nichts mehr suchen, als dessen Verlängerung; und doch das beste Mittel dazu, wodurch sie ihre tumultui- rende, u. der Gesundheit so gar schädliche Affecten bändigen, und ihr Gemüth in einen der Gesund- heit so ersprießlichen beständigen Stand der Ruhe und Zufriedenheit setzen, ja, welches die Haupt-Sache ist, das ewige Leben erhalten kön- ten, so muthwillig aus den Augen setzen! V. 11. Siehe, dasselbe, daß ihr göttlich seyd Anmerckung. Die wiederholte particula alla heißt in V. 12. Darum, ob ich euch (gleich) geschrie- V. 13. Derohalben (nach solchem von euch an- sein
Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 7, v. 10-13. [Spaltenumbruch]
lohrnen Sohn und Zoͤllner Luc. 15, 21. 18, 13.und an Petro Matth. 26, 75. gleichwie uns hingegen die Exempel Cains, Achitophels und Juda zeigen, was die Traurigkeit dieſer Welt zu wege bringet. 2. Da eine aus irdiſchen Urſachen herruͤhrende Traurigkeit den natuͤrlichen Tod wircket, hinge- gen aber die goͤttliche Traurigkeit ein ſo geſegne- tes Mittel wird zur Seligkeit, ja auch dieſes zeit- liche Leben ſelbſt verlaͤngert, ſo wird auch hierin- nen wahr, was Paulus 1 Tim. 4, 8. ſpricht: Die Gottſeligkeit iſt zu allen Dingen nuͤtze, und hat die Verheiſſung dieſes und des zu- kuͤnftigen Lebens. 3. Wie aber die Gottſeligkeit auch dieſes zeitliche Leben verlaͤngere, iſt aus dem Gegenſa- tze leichtlich zu erkennen. Denn kan die Gottlo- ſigkeit, dieſer und jener boͤſen Thaten wegen, ei- ne das Leben abkuͤrtzende Traurigkeit nachziehen, oder auch kan die ihr ſelbſt gelaſſene Natur ſich bey dieſem und jenem groſſen Unfalle nicht auf- richten, ſondern verſincket daruͤber in einen der Gefundheit und dem Leben nachtheiligen groſſen Kummer: wie ſolte nicht hingegen die Gottſe- ligkeit, da ſie das Gewiſſen in beſtaͤndiger Ruhe erhaͤlt, und den gantzen Menſchen freudig und wohlgemuth machet, das Leben verlaͤngern? wie denn es nicht allein alle Medici bekennen, ſondern es auch die beſtaͤndige Erfahrung lehret, was die widrige, heftige und unruhige Gemuͤths-Bewe- gungen der Geſundheit fuͤr Schaden bringen, und was dieſelbe fuͤr einen groſſen Nutzen habe von einem ruhigen, gelaſſenen und froͤlichen Muthe. 4. Man ſiehet demnach, wie die Cur und Geneſung der Seele auch die Cur und Geneſung des Leibes in manchen Stuͤcken mit beſordere. Und da nun die Chriſtliche Religion in ihrer wah- ren Ubung auch einen ſo groſſen leiblichen Nutzen ſchaffet, und derſelbe ſich davon in allen Socie- taͤten des menſchlichen und buͤrgerlichen Lebens hervor thut, ſo zeiget ſie auch darinnen einen herr- lichen Character von ihrer Vortreflichkeit: wie es denn gewiß nicht ein geringes iſt, daß der Menſch, wenn er deroſelben Regeln nachkoͤm- met, und das Gute, worauf ſie fuͤhret, in ſeiner Seele beſitzet, auch ſeines Lebens recht froh wird, und es damit verlaͤngert. Wird es ihm aber, in den Verfolgungen der Gottſeligkeit wegen, ab- gekuͤrtzet, ſo koͤmmt es nicht von dem Chriſten- thum ſelbſt, ſondern von dem Haß gegen daſſelbe her. 5. O wie unbedachtſam und verkehrt han- deln demnach mit ſich ſelbſt ſo viele rohe Welt- Menſchen, welchen dieſes zeitliche Leben gleich- ſam ein rechter Himmel iſt, oder die doch nichts mehr ſuchen, als deſſen Verlaͤngerung; und doch das beſte Mittel dazu, wodurch ſie ihre tumultui- rende, u. der Geſundheit ſo gar ſchaͤdliche Affecten baͤndigen, und ihr Gemuͤth in einen der Geſund- heit ſo erſprießlichen beſtaͤndigen Stand der Ruhe und Zufriedenheit ſetzen, ja, welches die Haupt-Sache iſt, das ewige Leben erhalten koͤn- ten, ſo muthwillig aus den Augen ſetzen! V. 11. Siehe, daſſelbe, daß ihr goͤttlich ſeyd Anmerckung. Die wiederholte particula ἀλλὰ heißt in V. 12. Darum, ob ich euch (gleich) geſchrie- V. 13. Derohalben (nach ſolchem von euch an- ſein
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Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 7, v. 10-13.
lohrnen Sohn und Zoͤllner Luc. 15, 21. 18, 13.
und an Petro Matth. 26, 75. gleichwie uns
hingegen die Exempel Cains, Achitophels und
Juda zeigen, was die Traurigkeit dieſer Welt
zu wege bringet.
2. Da eine aus irdiſchen Urſachen herruͤhrende
Traurigkeit den natuͤrlichen Tod wircket, hinge-
gen aber die goͤttliche Traurigkeit ein ſo geſegne-
tes Mittel wird zur Seligkeit, ja auch dieſes zeit-
liche Leben ſelbſt verlaͤngert, ſo wird auch hierin-
nen wahr, was Paulus 1 Tim. 4, 8. ſpricht:
Die Gottſeligkeit iſt zu allen Dingen nuͤtze,
und hat die Verheiſſung dieſes und des zu-
kuͤnftigen Lebens.
3. Wie aber die Gottſeligkeit auch dieſes
zeitliche Leben verlaͤngere, iſt aus dem Gegenſa-
tze leichtlich zu erkennen. Denn kan die Gottlo-
ſigkeit, dieſer und jener boͤſen Thaten wegen, ei-
ne das Leben abkuͤrtzende Traurigkeit nachziehen,
oder auch kan die ihr ſelbſt gelaſſene Natur ſich
bey dieſem und jenem groſſen Unfalle nicht auf-
richten, ſondern verſincket daruͤber in einen der
Gefundheit und dem Leben nachtheiligen groſſen
Kummer: wie ſolte nicht hingegen die Gottſe-
ligkeit, da ſie das Gewiſſen in beſtaͤndiger Ruhe
erhaͤlt, und den gantzen Menſchen freudig und
wohlgemuth machet, das Leben verlaͤngern? wie
denn es nicht allein alle Medici bekennen, ſondern
es auch die beſtaͤndige Erfahrung lehret, was die
widrige, heftige und unruhige Gemuͤths-Bewe-
gungen der Geſundheit fuͤr Schaden bringen, und
was dieſelbe fuͤr einen groſſen Nutzen habe von
einem ruhigen, gelaſſenen und froͤlichen Muthe.
4. Man ſiehet demnach, wie die Cur und
Geneſung der Seele auch die Cur und Geneſung
des Leibes in manchen Stuͤcken mit beſordere.
Und da nun die Chriſtliche Religion in ihrer wah-
ren Ubung auch einen ſo groſſen leiblichen Nutzen
ſchaffet, und derſelbe ſich davon in allen Socie-
taͤten des menſchlichen und buͤrgerlichen Lebens
hervor thut, ſo zeiget ſie auch darinnen einen herr-
lichen Character von ihrer Vortreflichkeit: wie es
denn gewiß nicht ein geringes iſt, daß der
Menſch, wenn er deroſelben Regeln nachkoͤm-
met, und das Gute, worauf ſie fuͤhret, in ſeiner
Seele beſitzet, auch ſeines Lebens recht froh wird,
und es damit verlaͤngert. Wird es ihm aber, in
den Verfolgungen der Gottſeligkeit wegen, ab-
gekuͤrtzet, ſo koͤmmt es nicht von dem Chriſten-
thum ſelbſt, ſondern von dem Haß gegen daſſelbe
her.
5. O wie unbedachtſam und verkehrt han-
deln demnach mit ſich ſelbſt ſo viele rohe Welt-
Menſchen, welchen dieſes zeitliche Leben gleich-
ſam ein rechter Himmel iſt, oder die doch nichts
mehr ſuchen, als deſſen Verlaͤngerung; und doch
das beſte Mittel dazu, wodurch ſie ihre tumultui-
rende, u. der Geſundheit ſo gar ſchaͤdliche Affecten
baͤndigen, und ihr Gemuͤth in einen der Geſund-
heit ſo erſprießlichen beſtaͤndigen Stand der
Ruhe und Zufriedenheit ſetzen, ja, welches die
Haupt-Sache iſt, das ewige Leben erhalten koͤn-
ten, ſo muthwillig aus den Augen ſetzen!
V. 11.
Siehe, daſſelbe, daß ihr goͤttlich ſeyd
betruͤbet worden, welchen Fleiß (das Aer-
gerniß abzuthun, und das Verſaumte wie ge-
treulich, alſo auch bald, wieder einzubringen)
hat es in euch gewircket: dazu Verant-
wortung (dadurch ſich die Unſchuldige von den
Schuldigen unterſchieden haben) Zorn (ἀγα-
νάκτησιν, Unwillen gegen die Aergerniſſe) Furcht
(vor GOtt und der Ep. 1. c. 4, 19. 20. 21. bezeu-
geten Apoſtoliſchen Kirchen-Zucht, GOttes Un-
gnade durch Widerſpenſtigkeit nicht auf ſich zu
laden) Verlangen (meinen Forderungen ein
Genuͤge zu thun, und alles in einen guten Stand
zu ſetzen) Eifer (und Ernſt zur Verabſcheuung
alles unanſtaͤndigen Weſens, Rache (in der ge-
rechten und ernſtlichen Kirchen Zucht gegen den
Blut-Schaͤnder bewieſen:) Jhr habt euch
beweiſet in allen Stuͤcken, daß ihr rein ſeyd
an der (beſondern) That (der Blut-Schande,
in ſo fern, daß ihr es nicht gebilliget, noch unge-
ſtrafet habet wollen bleiben laſſen; ob ihr wol in
ſo fern nichtgantz unſchuldig ſeyd, daß ihr auf
die Abthuung des Aergerniß nicht ſelbſt und eher
ſeyd bedacht geweſen.)
Anmerckung.
Die wiederholte particula ἀλλὰ heißt in
dieſen Worten nicht ſondern, ſondern ja, oder
was noch mehr iſt, wie ſie auch ſonſt mehrmal
gebrauchet wird. Darum ſie Lutherus auch
durch dazu uͤberſetzet hat. Siehe unter andern
Joh. 16, 2. da es heißt: Sie werden euch in
den Bann thun; ἀλλ᾽ ἔρχεται ὥρα, ja es
koͤmmt die Zeit, daß wer euch toͤdtet ꝛc.
da es hingegen Lutherus gegeben: es koͤmmt
aber die Zeit: welches den ſenſum verdun-
ckelt.
V. 12.
Darum, ob ich euch (gleich) geſchrie-
ben habe (wie das Aergerniß abzuthun) ſo iſt
es doch nicht (eigentlich und vornehmlich) ge-
ſchehen um des willen, der (mich und andere
mit der aͤrgerlichen That) beleidiget hat, auch
nicht um des willen, der beleidiget iſt (um
meinet und anderer willen, als waͤre es mir nur
um mich und meine Auctoritaͤt darinnen zu thun
geweſen, und als haͤtte ich einige Vergnuͤgung
in der Beſtrafung des Beleidigers geſucht) ſon-
dern um des willen, daß euer Fleiß gegen
uns (oder, wie andere Codices haben, unſer Fleiß
gegen euch) offenbar wuͤrde bey euch vor
GOTT (alſo, daß er GOtt gefaͤllig ſey. Siehe
auch c. 2, 9.)
V. 13.
Derohalben (nach ſolchem von euch an-
gewendeten Fleiß) ſind wir getroſtet wor-
den, daß ihr getroͤſtet ſeyd) uͤber den Troſt,
den ihr nachdem, da ihr meinen erſten Brief
ſo wohl aufgenommen habt, in der Beſſerung
ſelbſt empfunden habt.) Uberſchwaͤnglicher
aber haben wir uns noch mehr gefreuet
uͤber der Freude Titi (mit welcher er mir nach
ſeiner Ankunft euren beſſern Zuſtand erzehlet
hat; welches mich denn auch veranlaſſet, dieſen
liebreichen Brief an euch zu ſchreiben:) denn
ſein
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