Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 6, 7. 8. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
3. Wie solte sich die Christliche Religion durch ihre so viele Eigenschaften nicht als gött- lich und wahrhaftig an aller Menschen Gewissen beweisen, da sie selbst ein Wort der Wahrheit ist? 4. Und da das Evangelium an sich selbst schon eine Kraft GOttes ist zur Seligkeit Rom. 1, 16. so gedencket der Apostel darauf der Kraft GOttes; als welche sich damit so wol innerlich in Uberzeugung der Gewissen und Aenderung der Hertzen, als auch äusserlich in so grossen Wun- der-Thaten so viel kräftiger erwiese, so viel schwä- cher die Werckzeuge an sich waren. Denn was war es nicht für eine Kraft GOttes, von der Fin- sterniß zum Lichte und von der Gewalt des Sa- tans zu GOTT sich dergestalt bekehren, daß man sich und die Welt willig verläugnete, und in Ubernehmung der Gemeinschaft des Creu- tzes CHristi sich auch zum Tode selbst bereit hielte. 5. So wenig aber gleich die Apostel vom äusserlichen in die Augen fallenden Ansehen hat- ten, so sehr waren sie doch innerlich mit dieser Kraft GOttes gesalbet und angezogen: sintemal sie sonst nicht würden im Stande gewesen seyn, recht tüchtige Werckzeuge GOttes zu seyn. Denn gewiß, was Paulus von den Glaubigen insge- mein fodert: Seyd starck in dem HERRN, und in der Macht seiner Stärcke. Eph. 6, 10. Das erwiese er an sich selbst nicht allein als ein Apostel, sondern auch als ein Christ: und in dieser Ordnung konte er auch bey andern mit ge- höriger Freudigkeit darauf treiben. 6. Und da der Apostel das Wort der Wahrheit und die Kraft GOttes zusammen setzet, so weiset er uns damit den Weg an, zur rechten Kraft GOttes und in GOTT zu gelan- gen: nemlich wenn wir also mit GOttes Wort umgehen, wie Paulus, daß es recht in uns ge- pflantzet und ins geistliche Leben bey uns verwan- delt werde, also, daß wir dadurch in das Bild CHristi immer mehr verkläret werden, nach 2 Cor. 3, 18. Denn also wird man erstein recht- schafner Arbeiter, der da recht theilet das Wort der Wahrheit 2 Tim. 2, 15. sintemal man so dann wiedergebohren ist aus dem Worte der Wahrheit Jac. 1, 18. Und in dieser Ordnung konte der Apostel 1 Cor. 2, 4. schreiben, daß sein Wort und seine Predigt nicht sey gewesen in vernünftigen Reden menschlicher Weisheit, son- dern in der Beweisung des Geistes und der Kraft. 7. Wahre Christen sind geistliche Strei- ter, und rechtschaffne Lehrer ihre Hauptleute und Anführer unter dem grossen Feld-Herrn JE- su CHristo. Darum sie auch mit geistlichen Waf- fen versehen sind. 8. Diese Waffen sind Waffen der Ge- rechtigkeit, weil sie von der uns erworbenen Gerechtigkeit CHristi herrühren, und zu dero Vertheidigung und Ausbreitung uns gegeben werden: daraus denn ferner von selbst erfolget, daß es gerechte Waffen sind, welche auch müs- sen rechtmäßig gebrauchet werden. 9. Die Redensart die Waffen zur rech- ten und zur lincken führen, ist hergenommen [Spaltenumbruch] von solchen Krieges-Leuten, welche in der lin- cken Hand den Schild zu ihrer Defension, in der rechten aber den Spieß oder das Schwerdt zum Angriffhatten. So machen es demnach recht- schaffne Christen, und sonderlich ihre Lehrer; sie greifen das Reich des Satans getrost an, und da oft in einem bösen Menschen gleichsam eine Legion der bösen Geister ist, und sie daher man- chen Anfällen unterworfen sind, gebrauchen sie allerdings der Waffen auch zu ihrem Schutz. So setzet auch die Welt auf sie an bald mit Ver- heissungen, bald mit Dräuungen, und bald wer- den sie versuchet von äusserlicher Ruhe, auch wol von Ehre und vom Reichthum; bald von Unru- he, Verachtung und Armuth. Da man d[e]nn allewege der Waffen benöthiget ist zur lincken und zur rechten. Wie nachdrücklich Paulus davon schreibet 2 Cor. 10, 4. Eph. 6, 11. das werden wir daselbst erwegen. 10. Wenn nun aber ein Lehrer selbst nicht zu GOtt bekehret ist, sondern mit seinem gantzen Hertzen, auch wol äusserlichen Leben, noch selbst wider GOtt streitet, und also selbst noch ein Sclave der Sünde und des Satans ist; wie kan und will der die Waffen der Gerechtigkeit zur rechten und lincken führen? V. 8. Durch Ehre und Schande, durch Anmerckungen. 1. Ein Christ suchet keine eigne Ehre, son- dern in Verleugnung der Ehrbegierde oder des Ehrgeitzes, suchet er allein GOttes Ehre. Wenn er nun zu dem Ende weise ist, auch weislich han- delt und recht thut, oder in allen Pflichten des Christenthums gegen GOtt, sich selbst und an- dere Menschen sich rechtschaffen erweiset, und dieses allen GOtt- und Tugendliebenden Men- schen, auch zuweilen wol gar einigen Gottlosen, wohlgefället, auch daher von ihnen gelobet, auch lieb und wehrt, und also in Ehren gehalten wird (wie denn ein rechtschaffner Lehrer bey solcher Beschaffenheit zwiefacher Ehren werth ist 1 Tim. 5, 17.) so nimmt er solches dergestalt an, daß er es GOtt wieder giebet, und darinnen keineswe- ges ruhet, als in seinem Eigenthum; daher auch, wenn die Menschen ihr Gemüth und Urtheil än- dern, nichts daraus machet, als in so ferne nur, daß er bedauret, daß sie sich versündigen. Es ist demnach ein anders, Ehre suchen vor und unter Leuten; ein anders Ehre überkom- men und haben. Jenes ist nichts anders, als der sündliche Ehrgeitz: dieses aber eine Frucht der Weisheit und Tugend, welche davon so ungesucht von sich selbst fällt, als der Schatte vom Cörper: Darein sich ein Christ eben so we- nig verliebet, als ein Mensch in seinen Schatten, er sey groß oder klein. 2. Die Schande hat man eigentlich von schändlichen Dingen, als Lastern und Ubeltha- ten. Weil aber die Welt im Argen lieget, und aus dem Argen auch von der Wahrheit und den besten Sachen aufs ärgste urtheilet; so wird einer, der der
Cap. 6, 7. 8. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
3. Wie ſolte ſich die Chriſtliche Religion durch ihre ſo viele Eigenſchaften nicht als goͤtt- lich und wahrhaftig an aller Menſchen Gewiſſen beweiſen, da ſie ſelbſt ein Wort der Wahrheit iſt? 4. Und da das Evangelium an ſich ſelbſt ſchon eine Kraft GOttes iſt zur Seligkeit Rom. 1, 16. ſo gedencket der Apoſtel darauf der Kraft GOttes; als welche ſich damit ſo wol innerlich in Uberzeugung der Gewiſſen und Aenderung der Hertzen, als auch aͤuſſerlich in ſo groſſen Wun- der-Thaten ſo viel kraͤftiger erwieſe, ſo viel ſchwaͤ- cher die Werckzeuge an ſich waren. Denn was war es nicht fuͤr eine Kraft GOttes, von der Fin- ſterniß zum Lichte und von der Gewalt des Sa- tans zu GOTT ſich dergeſtalt bekehren, daß man ſich und die Welt willig verlaͤugnete, und in Ubernehmung der Gemeinſchaft des Creu- tzes CHriſti ſich auch zum Tode ſelbſt bereit hielte. 5. So wenig aber gleich die Apoſtel vom aͤuſſerlichen in die Augen fallenden Anſehen hat- ten, ſo ſehr waren ſie doch innerlich mit dieſer Kraft GOttes geſalbet und angezogen: ſintemal ſie ſonſt nicht wuͤrden im Stande geweſen ſeyn, recht tuͤchtige Werckzeuge GOttes zu ſeyn. Denn gewiß, was Paulus von den Glaubigen insge- mein fodert: Seyd ſtarck in dem HERRN, und in der Macht ſeiner Staͤrcke. Eph. 6, 10. Das erwieſe er an ſich ſelbſt nicht allein als ein Apoſtel, ſondern auch als ein Chriſt: und in dieſer Ordnung konte er auch bey andern mit ge- hoͤriger Freudigkeit darauf treiben. 6. Und da der Apoſtel das Wort der Wahrheit und die Kraft GOttes zuſammen ſetzet, ſo weiſet er uns damit den Weg an, zur rechten Kraft GOttes und in GOTT zu gelan- gen: nemlich wenn wir alſo mit GOttes Wort umgehen, wie Paulus, daß es recht in uns ge- pflantzet und ins geiſtliche Leben bey uns verwan- delt werde, alſo, daß wir dadurch in das Bild CHriſti immer mehr verklaͤret werden, nach 2 Cor. 3, 18. Denn alſo wird man erſtein recht- ſchafner Arbeiter, der da recht theilet das Wort der Wahrheit 2 Tim. 2, 15. ſintemal man ſo dann wiedergebohren iſt aus dem Worte der Wahrheit Jac. 1, 18. Und in dieſer Ordnung konte der Apoſtel 1 Cor. 2, 4. ſchreiben, daß ſein Wort und ſeine Predigt nicht ſey geweſen in vernuͤnftigen Reden menſchlicher Weisheit, ſon- dern in der Beweiſung des Geiſtes und der Kraft. 7. Wahre Chriſten ſind geiſtliche Strei- ter, und rechtſchaffne Lehrer ihre Hauptleute und Anfuͤhrer unter dem groſſen Feld-Herrn JE- ſu CHriſto. Darum ſie auch mit geiſtlichen Waf- fen verſehen ſind. 8. Dieſe Waffen ſind Waffen der Ge- rechtigkeit, weil ſie von der uns erworbenen Gerechtigkeit CHriſti herruͤhren, und zu dero Vertheidigung und Ausbreitung uns gegeben werden: daraus denn ferner von ſelbſt erfolget, daß es gerechte Waffen ſind, welche auch muͤſ- ſen rechtmaͤßig gebrauchet werden. 9. Die Redensart die Waffen zur rech- ten und zur lincken fuͤhren, iſt hergenommen [Spaltenumbruch] von ſolchen Krieges-Leuten, welche in der lin- cken Hand den Schild zu ihrer Defenſion, in der rechten aber den Spieß oder das Schwerdt zum Angriffhatten. So machen es demnach recht- ſchaffne Chriſten, und ſonderlich ihre Lehrer; ſie greifen das Reich des Satans getroſt an, und da oft in einem boͤſen Menſchen gleichſam eine Legion der boͤſen Geiſter iſt, und ſie daher man- chen Anfaͤllen unterworfen ſind, gebrauchen ſie allerdings der Waffen auch zu ihrem Schutz. So ſetzet auch die Welt auf ſie an bald mit Ver- heiſſungen, bald mit Draͤuungen, und bald wer- den ſie verſuchet von aͤuſſerlicher Ruhe, auch wol von Ehre und vom Reichthum; bald von Unru- he, Verachtung und Armuth. Da man d[e]nn allewege der Waffen benoͤthiget iſt zur lincken und zur rechten. Wie nachdruͤcklich Paulus davon ſchreibet 2 Cor. 10, 4. Eph. 6, 11. das werden wir daſelbſt erwegen. 10. Wenn nun aber ein Lehrer ſelbſt nicht zu GOtt bekehret iſt, ſondern mit ſeinem gantzen Hertzen, auch wol aͤuſſerlichen Leben, noch ſelbſt wider GOtt ſtreitet, und alſo ſelbſt noch ein Sclave der Suͤnde und des Satans iſt; wie kan und will der die Waffen der Gerechtigkeit zur rechten und lincken fuͤhren? V. 8. Durch Ehre und Schande, durch Anmerckungen. 1. Ein Chriſt ſuchet keine eigne Ehre, ſon- dern in Verleugnung der Ehrbegierde oder des Ehrgeitzes, ſuchet er allein GOttes Ehre. Wenn er nun zu dem Ende weiſe iſt, auch weislich han- delt und recht thut, oder in allen Pflichten des Chriſtenthums gegen GOtt, ſich ſelbſt und an- dere Menſchen ſich rechtſchaffen erweiſet, und dieſes allen GOtt- und Tugendliebenden Men- ſchen, auch zuweilen wol gar einigen Gottloſen, wohlgefaͤllet, auch daher von ihnen gelobet, auch lieb und wehrt, und alſo in Ehren gehalten wird (wie denn ein rechtſchaffner Lehrer bey ſolcher Beſchaffenheit zwiefacher Ehren werth iſt 1 Tim. 5, 17.) ſo nimmt er ſolches dergeſtalt an, daß er es GOtt wieder giebet, und darinnen keineswe- ges ruhet, als in ſeinem Eigenthum; daher auch, wenn die Menſchen ihr Gemuͤth und Urtheil aͤn- dern, nichts daraus machet, als in ſo ferne nur, daß er bedauret, daß ſie ſich verſuͤndigen. Es iſt demnach ein anders, Ehre ſuchen vor und unter Leuten; ein anders Ehre uͤberkom- men und haben. Jenes iſt nichts anders, als der ſuͤndliche Ehrgeitz: dieſes aber eine Frucht der Weisheit und Tugend, welche davon ſo ungeſucht von ſich ſelbſt faͤllt, als der Schatte vom Coͤrper: Darein ſich ein Chriſt eben ſo we- nig verliebet, als ein Menſch in ſeinen Schatten, er ſey groß oder klein. 2. Die Schande hat man eigentlich von ſchaͤndlichen Dingen, als Laſtern und Ubeltha- ten. Weil aber die Welt im Argen lieget, und aus dem Argen auch von der Wahrheit und den beſten Sachen aufs aͤrgſte urtheilet; ſo wird einer, der der
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Cap. 6, 7. 8. an die Corinthier.
3. Wie ſolte ſich die Chriſtliche Religion
durch ihre ſo viele Eigenſchaften nicht als goͤtt-
lich und wahrhaftig an aller Menſchen Gewiſſen
beweiſen, da ſie ſelbſt ein Wort der Wahrheit
iſt?
4. Und da das Evangelium an ſich ſelbſt
ſchon eine Kraft GOttes iſt zur Seligkeit Rom.
1, 16. ſo gedencket der Apoſtel darauf der Kraft
GOttes; als welche ſich damit ſo wol innerlich
in Uberzeugung der Gewiſſen und Aenderung
der Hertzen, als auch aͤuſſerlich in ſo groſſen Wun-
der-Thaten ſo viel kraͤftiger erwieſe, ſo viel ſchwaͤ-
cher die Werckzeuge an ſich waren. Denn was
war es nicht fuͤr eine Kraft GOttes, von der Fin-
ſterniß zum Lichte und von der Gewalt des Sa-
tans zu GOTT ſich dergeſtalt bekehren, daß
man ſich und die Welt willig verlaͤugnete, und
in Ubernehmung der Gemeinſchaft des Creu-
tzes CHriſti ſich auch zum Tode ſelbſt bereit
hielte.
5. So wenig aber gleich die Apoſtel vom
aͤuſſerlichen in die Augen fallenden Anſehen hat-
ten, ſo ſehr waren ſie doch innerlich mit dieſer
Kraft GOttes geſalbet und angezogen: ſintemal
ſie ſonſt nicht wuͤrden im Stande geweſen ſeyn,
recht tuͤchtige Werckzeuge GOttes zu ſeyn. Denn
gewiß, was Paulus von den Glaubigen insge-
mein fodert: Seyd ſtarck in dem HERRN,
und in der Macht ſeiner Staͤrcke. Eph. 6,
10. Das erwieſe er an ſich ſelbſt nicht allein als
ein Apoſtel, ſondern auch als ein Chriſt: und in
dieſer Ordnung konte er auch bey andern mit ge-
hoͤriger Freudigkeit darauf treiben.
6. Und da der Apoſtel das Wort der
Wahrheit und die Kraft GOttes zuſammen
ſetzet, ſo weiſet er uns damit den Weg an, zur
rechten Kraft GOttes und in GOTT zu gelan-
gen: nemlich wenn wir alſo mit GOttes Wort
umgehen, wie Paulus, daß es recht in uns ge-
pflantzet und ins geiſtliche Leben bey uns verwan-
delt werde, alſo, daß wir dadurch in das Bild
CHriſti immer mehr verklaͤret werden, nach
2 Cor. 3, 18. Denn alſo wird man erſtein recht-
ſchafner Arbeiter, der da recht theilet das
Wort der Wahrheit 2 Tim. 2, 15. ſintemal
man ſo dann wiedergebohren iſt aus dem Worte
der Wahrheit Jac. 1, 18. Und in dieſer Ordnung
konte der Apoſtel 1 Cor. 2, 4. ſchreiben, daß ſein
Wort und ſeine Predigt nicht ſey geweſen in
vernuͤnftigen Reden menſchlicher Weisheit, ſon-
dern in der Beweiſung des Geiſtes und der
Kraft.
7. Wahre Chriſten ſind geiſtliche Strei-
ter, und rechtſchaffne Lehrer ihre Hauptleute
und Anfuͤhrer unter dem groſſen Feld-Herrn JE-
ſu CHriſto. Darum ſie auch mit geiſtlichen Waf-
fen verſehen ſind.
8. Dieſe Waffen ſind Waffen der Ge-
rechtigkeit, weil ſie von der uns erworbenen
Gerechtigkeit CHriſti herruͤhren, und zu dero
Vertheidigung und Ausbreitung uns gegeben
werden: daraus denn ferner von ſelbſt erfolget,
daß es gerechte Waffen ſind, welche auch muͤſ-
ſen rechtmaͤßig gebrauchet werden.
9. Die Redensart die Waffen zur rech-
ten und zur lincken fuͤhren, iſt hergenommen
von ſolchen Krieges-Leuten, welche in der lin-
cken Hand den Schild zu ihrer Defenſion, in der
rechten aber den Spieß oder das Schwerdt zum
Angriffhatten. So machen es demnach recht-
ſchaffne Chriſten, und ſonderlich ihre Lehrer; ſie
greifen das Reich des Satans getroſt an, und
da oft in einem boͤſen Menſchen gleichſam eine
Legion der boͤſen Geiſter iſt, und ſie daher man-
chen Anfaͤllen unterworfen ſind, gebrauchen ſie
allerdings der Waffen auch zu ihrem Schutz.
So ſetzet auch die Welt auf ſie an bald mit Ver-
heiſſungen, bald mit Draͤuungen, und bald wer-
den ſie verſuchet von aͤuſſerlicher Ruhe, auch wol
von Ehre und vom Reichthum; bald von Unru-
he, Verachtung und Armuth. Da man denn
allewege der Waffen benoͤthiget iſt zur lincken
und zur rechten. Wie nachdruͤcklich Paulus
davon ſchreibet 2 Cor. 10, 4. Eph. 6, 11. das
werden wir daſelbſt erwegen.
10. Wenn nun aber ein Lehrer ſelbſt nicht zu
GOtt bekehret iſt, ſondern mit ſeinem gantzen
Hertzen, auch wol aͤuſſerlichen Leben, noch ſelbſt
wider GOtt ſtreitet, und alſo ſelbſt noch ein
Sclave der Suͤnde und des Satans iſt; wie kan
und will der die Waffen der Gerechtigkeit zur
rechten und lincken fuͤhren?
V. 8.
Durch Ehre und Schande, durch
boͤſe Geruͤchte und gute Geruͤchte: als die
Verfuͤhrer, und doch wahrhaftig.
Anmerckungen.
1. Ein Chriſt ſuchet keine eigne Ehre, ſon-
dern in Verleugnung der Ehrbegierde oder des
Ehrgeitzes, ſuchet er allein GOttes Ehre. Wenn
er nun zu dem Ende weiſe iſt, auch weislich han-
delt und recht thut, oder in allen Pflichten des
Chriſtenthums gegen GOtt, ſich ſelbſt und an-
dere Menſchen ſich rechtſchaffen erweiſet, und
dieſes allen GOtt- und Tugendliebenden Men-
ſchen, auch zuweilen wol gar einigen Gottloſen,
wohlgefaͤllet, auch daher von ihnen gelobet, auch
lieb und wehrt, und alſo in Ehren gehalten wird
(wie denn ein rechtſchaffner Lehrer bey ſolcher
Beſchaffenheit zwiefacher Ehren werth iſt 1 Tim.
5, 17.) ſo nimmt er ſolches dergeſtalt an, daß er
es GOtt wieder giebet, und darinnen keineswe-
ges ruhet, als in ſeinem Eigenthum; daher auch,
wenn die Menſchen ihr Gemuͤth und Urtheil aͤn-
dern, nichts daraus machet, als in ſo ferne nur,
daß er bedauret, daß ſie ſich verſuͤndigen. Es iſt
demnach ein anders, Ehre ſuchen vor und
unter Leuten; ein anders Ehre uͤberkom-
men und haben. Jenes iſt nichts anders, als
der ſuͤndliche Ehrgeitz: dieſes aber eine Frucht
der Weisheit und Tugend, welche davon ſo
ungeſucht von ſich ſelbſt faͤllt, als der Schatte
vom Coͤrper: Darein ſich ein Chriſt eben ſo we-
nig verliebet, als ein Menſch in ſeinen Schatten,
er ſey groß oder klein.
2. Die Schande hat man eigentlich von
ſchaͤndlichen Dingen, als Laſtern und Ubeltha-
ten. Weil aber die Welt im Argen lieget, und aus
dem Argen auch von der Wahrheit und den beſten
Sachen aufs aͤrgſte urtheilet; ſo wird einer, der
der
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