Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des andern Briefs Pauli Cap. 6, v. 1. 2. [Spaltenumbruch]
terie von der Versöhnung CHristi, in demletztern Theile dieses Capitels mit mehrern exe- getischen Anmerckungen erläutert habe. Wohl dem, der daran einen rechten Geschmack hat, und sie wie zur Freudigkeit des Glaubens, also auch zur Heiligung des Hertzens und Wandels wohl anleget! Der aber hat jene, und erweiset dieses, der mit der gläubigen Seele bey dem Je- saia nach der Wahrheit sagen kan c. 61, 10. Jch freue mich im HERRN, und meine Seele ist frölich in meinem GOTT: denn er hat [Spaltenumbruch] mich angezogen mit Kleidern des Heils, und mit dem Rock der Gerechtigkeit geklei- det. Wer dieses nach der Wahrheit sagen kan, der spricht auch nicht weniger mit Paulo: Was mir Gewinn war, das habe ich um CHristi willen für Schaden geachtet - - ich achte es alles für Dreck, auf daß ich CHristum ge- winne, und in ihm erfunden werde - - - Jch vergesse was dahinten ist, und strecke mich zu dem, das da vorne ist etc. Das sechste Capitel/ Darinnen der Apostel die Corinthier zum würdigen Be- brauch der empfangenen Gnade ermahnet/ und anzeiget/ wie sie unter mancherley Leiden in der Unschuld des Wandels/ sonderlich von Leh- rern/ anzulegen sey/ und wie damit der Dienst der Sünden und der Welt nicht bestehen könne. V. 1. [Spaltenumbruch]
WJr ermahnen aber euch, als Anmerckungen. 1. Da der Apostel die evangelische Oeco- nomie des neuen Testaments, dazu die Corin- thier gelanget waren, nach Würden gepriesen, und darauf Cap. 5. desselben Haupt-Jnnhalt vom Versöhnungs-Tode CHristi vorgestellet hat, und darinnen sich die Gnade GOttes gleichsam zusammen concentriret; so ist nicht zu zweifeln, daß er alhier mit dem Worte Gnade darauf se- he, und auf dessen würdige Anlegung gehe. 2. Jn dem ersten Briefe c. 3, 9. nennet sich Paulus einen Gehülfen GOttes, nemlich des- sen Werckzeug. Alhier ist er es auch den Corin- thiern, doch also, daß sie selbst solten alle Treue beweisen, und sich durch seinen Dienst dazu er- wecken lassen: wie denn ein Lehrer vergeblich ar- beitet, wenn es an dem Zuhörer fehlet. O wie schwer muß aber nicht die Schuld eines solchen Lehrers seyn, der das geistliche Gute bey andern mehr verhindert, als befodert; theils mit losen Lehr-Sätzen, dadurch die Christliche Freyheit in Frechheit verkehret wird; theils durch ärgerli- ches Leben. 3. Die Gnade GOttes ist, nebst den damit verknüpften Heils-Gütern, ein theures Deposi- tum, eine theure Beylage, die wohl angeleget seyn will. Denn ie getreuer sie angeleget wird, ie besser wird sie bewahret und vermehret. Wie unser Heiland saget: Wer da hat, (also, daß er es recht gebrauchet,) dem wird gegeben, daß er die Fülle habe. Wer aber nicht hat (das, was er hat, ohne Gebrauch hat, als hätte er es nicht,) von dem wird auch genommen, das [Spaltenumbruch] er hat. Matth. 13, 12. 25, 19. Siehe Matth. 25, 14. seqq. ein mehrers im Gleichnisse vom Herrn, der seinen Knechten seine Güter aus- gethan. 4. Wer die Gnade vergeblich empfähet, dem dienet sie so gar nicht zur Seligkeit, daß sie vielmehr das gerechte Gerichte GOttes über ihn häufet; zumal wo sie ausser der Versäumung auf Muthwillen gezogen wird Jud. v. 4. Wie wollen wir entfliehen, heißt es alhier auch Hebr. 2, 3. so wir eine solche Seligkeit nicht achten! Darum spricht der Apostel auch c. 12, 15. Se- het darauf, daß nicht iemand GOttes Gna- de versäume. 5. Wenn ein Lehrer mit gutem Gewissen sagen will: Jch ermahne euch, als ein Mithelfer, daß ihr nicht vergeblich die Gnade GOttes em- pfahet; so muß er auch mit Paulo nach der Wahr- heit sagen können: GOttes Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen. 1 Cor. 15, 10. 6. Kan es geschehen, daß einer die Gnade GOttes, die er wohl anlegen könte und solte, ver- geblich empfahe und von sich stosse, so siehet man wohl, daß die Gnade zwar nöthig sey, aber doch die Freyheit des Willens nicht aufhebe, und in dem Wercke der Seligkeit kein absolutes Decret, nach welcher, was geschiehet, nothwendig gesche- hen müsse, statt findet. V. 2. Denn er (GOtt, dessen Gnade wir nicht der
Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 6, v. 1. 2. [Spaltenumbruch]
terie von der Verſoͤhnung CHriſti, in demletztern Theile dieſes Capitels mit mehrern exe- getiſchen Anmerckungen erlaͤutert habe. Wohl dem, der daran einen rechten Geſchmack hat, und ſie wie zur Freudigkeit des Glaubens, alſo auch zur Heiligung des Hertzens und Wandels wohl anleget! Der aber hat jene, und erweiſet dieſes, der mit der glaͤubigen Seele bey dem Je- ſaia nach der Wahrheit ſagen kan c. 61, 10. Jch freue mich im HERRN, und meine Seele iſt froͤlich in meinem GOTT: denn er hat [Spaltenumbruch] mich angezogen mit Kleidern des Heils, und mit dem Rock der Gerechtigkeit geklei- det. Wer dieſes nach der Wahrheit ſagen kan, der ſpricht auch nicht weniger mit Paulo: Was mir Gewinn war, das habe ich um CHriſti willen fuͤr Schaden geachtet ‒ ‒ ich achte es alles fuͤr Dreck, auf daß ich CHriſtum ge- winne, und in ihm erfunden werde ‒ ‒ ‒ Jch vergeſſe was dahinten iſt, und ſtrecke mich zu dem, das da vorne iſt ꝛc. Das ſechſte Capitel/ Darinnen der Apoſtel die Corinthier zum wuͤrdigen Be- brauch der empfangenen Gnade ermahnet/ und anzeiget/ wie ſie unter mancherley Leiden in der Unſchuld des Wandels/ ſonderlich von Leh- rern/ anzulegen ſey/ und wie damit der Dienſt der Suͤnden und der Welt nicht beſtehen koͤnne. V. 1. [Spaltenumbruch]
WJr ermahnen aber euch, als Anmerckungen. 1. Da der Apoſtel die evangeliſche Oeco- nomie des neuen Teſtaments, dazu die Corin- thier gelanget waren, nach Wuͤrden geprieſen, und darauf Cap. 5. deſſelben Haupt-Jnnhalt vom Verſoͤhnungs-Tode CHriſti vorgeſtellet hat, und darinnen ſich die Gnade GOttes gleichſam zuſammen concentriret; ſo iſt nicht zu zweifeln, daß er alhier mit dem Worte Gnade darauf ſe- he, und auf deſſen wuͤrdige Anlegung gehe. 2. Jn dem erſten Briefe c. 3, 9. nennet ſich Paulus einen Gehuͤlfen GOttes, nemlich deſ- ſen Werckzeug. Alhier iſt er es auch den Corin- thiern, doch alſo, daß ſie ſelbſt ſolten alle Treue beweiſen, und ſich durch ſeinen Dienſt dazu er- wecken laſſen: wie denn ein Lehrer vergeblich ar- beitet, wenn es an dem Zuhoͤrer fehlet. O wie ſchwer muß aber nicht die Schuld eines ſolchen Lehrers ſeyn, der das geiſtliche Gute bey andern mehr verhindert, als befodert; theils mit loſen Lehr-Saͤtzen, dadurch die Chriſtliche Freyheit in Frechheit verkehret wird; theils durch aͤrgerli- ches Leben. 3. Die Gnade GOttes iſt, nebſt den damit verknuͤpften Heils-Guͤtern, ein theures Depoſi- tum, eine theure Beylage, die wohl angeleget ſeyn will. Denn ie getreuer ſie angeleget wird, ie beſſer wird ſie bewahret und vermehret. Wie unſer Heiland ſaget: Wer da hat, (alſo, daß er es recht gebrauchet,) dem wird gegeben, daß er die Fuͤlle habe. Wer aber nicht hat (das, was er hat, ohne Gebrauch hat, als haͤtte er es nicht,) von dem wird auch genommen, das [Spaltenumbruch] er hat. Matth. 13, 12. 25, 19. Siehe Matth. 25, 14. ſeqq. ein mehrers im Gleichniſſe vom Herrn, der ſeinen Knechten ſeine Guͤter aus- gethan. 4. Wer die Gnade vergeblich empfaͤhet, dem dienet ſie ſo gar nicht zur Seligkeit, daß ſie vielmehr das gerechte Gerichte GOttes uͤber ihn haͤufet; zumal wo ſie auſſer der Verſaͤumung auf Muthwillen gezogen wird Jud. v. 4. Wie wollen wir entfliehen, heißt es alhier auch Hebr. 2, 3. ſo wir eine ſolche Seligkeit nicht achten! Darum ſpricht der Apoſtel auch c. 12, 15. Se- het darauf, daß nicht iemand GOttes Gna- de verſaͤume. 5. Wenn ein Lehrer mit gutem Gewiſſen ſagen will: Jch ermahne euch, als ein Mithelfer, daß ihr nicht vergeblich die Gnade GOttes em- pfahet; ſo muß er auch mit Paulo nach der Wahr- heit ſagen koͤnnen: GOttes Gnade an mir iſt nicht vergeblich geweſen. 1 Cor. 15, 10. 6. Kan es geſchehen, daß einer die Gnade GOttes, die er wohl anlegen koͤnte und ſolte, ver- geblich empfahe und von ſich ſtoſſe, ſo ſiehet man wohl, daß die Gnade zwar noͤthig ſey, aber doch die Freyheit des Willens nicht aufhebe, und in dem Wercke der Seligkeit kein abſolutes Decret, nach welcher, was geſchiehet, nothwendig geſche- hen muͤſſe, ſtatt findet. V. 2. Denn er (GOtt, deſſen Gnade wir nicht der
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Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 6, v. 1. 2.
terie von der Verſoͤhnung CHriſti, in dem
letztern Theile dieſes Capitels mit mehrern exe-
getiſchen Anmerckungen erlaͤutert habe. Wohl
dem, der daran einen rechten Geſchmack hat, und
ſie wie zur Freudigkeit des Glaubens, alſo auch
zur Heiligung des Hertzens und Wandels
wohl anleget! Der aber hat jene, und erweiſet
dieſes, der mit der glaͤubigen Seele bey dem Je-
ſaia nach der Wahrheit ſagen kan c. 61, 10. Jch
freue mich im HERRN, und meine Seele
iſt froͤlich in meinem GOTT: denn er hat
mich angezogen mit Kleidern des Heils,
und mit dem Rock der Gerechtigkeit geklei-
det. Wer dieſes nach der Wahrheit ſagen kan,
der ſpricht auch nicht weniger mit Paulo: Was
mir Gewinn war, das habe ich um CHriſti
willen fuͤr Schaden geachtet ‒ ‒ ich achte
es alles fuͤr Dreck, auf daß ich CHriſtum ge-
winne, und in ihm erfunden werde ‒ ‒ ‒
Jch vergeſſe was dahinten iſt, und ſtrecke
mich zu dem, das da vorne iſt ꝛc.
Das ſechſte Capitel/
Darinnen der Apoſtel die Corinthier zum wuͤrdigen Be-
brauch der empfangenen Gnade ermahnet/ und anzeiget/ wie ſie unter
mancherley Leiden in der Unſchuld des Wandels/ ſonderlich von Leh-
rern/ anzulegen ſey/ und wie damit der Dienſt der Suͤnden und
der Welt nicht beſtehen koͤnne.
V. 1.
WJr ermahnen aber euch, als
Mithelfer, daß ihr nicht
vergeblich die (zuvor im fuͤnf-
ten Capitel, theils auch im drit-
ten angeprieſene) Gnade GOt-
tes empfahet (oder wollet empfangen haben,
ſondern ſie wohl anleget.)
Anmerckungen.
1. Da der Apoſtel die evangeliſche Oeco-
nomie des neuen Teſtaments, dazu die Corin-
thier gelanget waren, nach Wuͤrden geprieſen,
und darauf Cap. 5. deſſelben Haupt-Jnnhalt vom
Verſoͤhnungs-Tode CHriſti vorgeſtellet hat,
und darinnen ſich die Gnade GOttes gleichſam
zuſammen concentriret; ſo iſt nicht zu zweifeln,
daß er alhier mit dem Worte Gnade darauf ſe-
he, und auf deſſen wuͤrdige Anlegung gehe.
2. Jn dem erſten Briefe c. 3, 9. nennet ſich
Paulus einen Gehuͤlfen GOttes, nemlich deſ-
ſen Werckzeug. Alhier iſt er es auch den Corin-
thiern, doch alſo, daß ſie ſelbſt ſolten alle Treue
beweiſen, und ſich durch ſeinen Dienſt dazu er-
wecken laſſen: wie denn ein Lehrer vergeblich ar-
beitet, wenn es an dem Zuhoͤrer fehlet. O wie
ſchwer muß aber nicht die Schuld eines ſolchen
Lehrers ſeyn, der das geiſtliche Gute bey andern
mehr verhindert, als befodert; theils mit loſen
Lehr-Saͤtzen, dadurch die Chriſtliche Freyheit in
Frechheit verkehret wird; theils durch aͤrgerli-
ches Leben.
3. Die Gnade GOttes iſt, nebſt den damit
verknuͤpften Heils-Guͤtern, ein theures Depoſi-
tum, eine theure Beylage, die wohl angeleget
ſeyn will. Denn ie getreuer ſie angeleget wird,
ie beſſer wird ſie bewahret und vermehret. Wie
unſer Heiland ſaget: Wer da hat, (alſo, daß er
es recht gebrauchet,) dem wird gegeben, daß
er die Fuͤlle habe. Wer aber nicht hat (das,
was er hat, ohne Gebrauch hat, als haͤtte er es
nicht,) von dem wird auch genommen, das
er hat. Matth. 13, 12. 25, 19. Siehe Matth.
25, 14. ſeqq. ein mehrers im Gleichniſſe vom
Herrn, der ſeinen Knechten ſeine Guͤter aus-
gethan.
4. Wer die Gnade vergeblich empfaͤhet,
dem dienet ſie ſo gar nicht zur Seligkeit, daß ſie
vielmehr das gerechte Gerichte GOttes uͤber ihn
haͤufet; zumal wo ſie auſſer der Verſaͤumung auf
Muthwillen gezogen wird Jud. v. 4. Wie wollen
wir entfliehen, heißt es alhier auch Hebr. 2, 3.
ſo wir eine ſolche Seligkeit nicht achten!
Darum ſpricht der Apoſtel auch c. 12, 15. Se-
het darauf, daß nicht iemand GOttes Gna-
de verſaͤume.
5. Wenn ein Lehrer mit gutem Gewiſſen
ſagen will: Jch ermahne euch, als ein Mithelfer,
daß ihr nicht vergeblich die Gnade GOttes em-
pfahet; ſo muß er auch mit Paulo nach der Wahr-
heit ſagen koͤnnen: GOttes Gnade an mir iſt
nicht vergeblich geweſen. 1 Cor. 15, 10.
6. Kan es geſchehen, daß einer die Gnade
GOttes, die er wohl anlegen koͤnte und ſolte, ver-
geblich empfahe und von ſich ſtoſſe, ſo ſiehet man
wohl, daß die Gnade zwar noͤthig ſey, aber doch
die Freyheit des Willens nicht aufhebe, und in
dem Wercke der Seligkeit kein abſolutes Decret,
nach welcher, was geſchiehet, nothwendig geſche-
hen muͤſſe, ſtatt findet.
V. 2.
Denn er (GOtt, deſſen Gnade wir nicht
vergeblich empfangen ſollen) ſpricht (bey dem
Jeſaia c. 49, 8. zu dem Meßia von der Zeit und
von dem Wercke der Seligkeit:) Jch habe
dich in der angenehmen Zeit (in der Zeit, da
du das Wohlgefallen meines gnaͤdigen Willens
zur Erloͤſung der Menſchen vollbracht, und da ich
erſtlich durch die Engel Luc. 2, 14. und hernach
durch eine Stimme vom Himmel mein Wohl-
gefallen an dir bezeuget habe Matth. 3, 17.) er-
höret (da du fuͤr das menſchliche Geſchlecht, als
der
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