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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des andern Briefs Pauli Cap. 3, v. 12.
[Spaltenumbruch] die daher auch ihre Kleider waschen und hel-
le machen im Blute des Lammes c. 7, 14.
Er will ihnen geben zu essen von dem Hol-
tze
(Baume) des Lebens, das im Paradiese
GOttes wächset,
c. 2, 7. er will ihnen zu
essen geben von dem verborgenen Manna,
und will ihnen geben ein gut Zeugniß, und
mit dem Zeugniß einen neuen Namen
etc.
c. 2, 17. sie sollen, als Uberwinder, mit weis-
sen Kleidern angeleget werden, und der
HERR will ihre Namen bekennen vor sei-
nem Vater und vor seinen Engeln.
c. 3, 5.
Er will sie zu Pfeilern machen in dem Tem-
pel seines GOttes. Er will auf sie schrei-
ben den Namen seines GOttes, und den
Namen des neuen Jerusalems, der Stadt
seines GOttes, die vom Himmel hernieder
kömmt von seinem GOTT, und seinen Na-
men, den neuen.
c. 3, 12. Siehe ein mehrers
von der Herrlichkeit der Gläubigen c. 7, 13. seqq.
12, 10. seqq.
und sonderlich in den beyden letztern
Capiteln, da ihr voller Glantz der Herrlichkeit un-
ter dem herrlichsten Bilde des neuen Jerusa-
lems
vorgestellet wird.
7. Zu aller dieser Klarheit und Herrlichkeit
wird durch die Application des Evangelii bereits
der Grund geleget, also, daß der HErr JEsus in
den Hertzen der Gläubigen verkläret wird. Denn
aus solcher innerlichen Verklärung und geistli-
chem Leben der Gläubigen, das bey ihnen mit
CHristo verborgen ist in GOTT, wird, als ei-
nem Samen, die ewige Herrlichkeit nach Leib
und Seel hervorbrechen, wenn CHristus ihr Le-
ben sich offenbaren wird. Col. 3, 3. 4. Und ie
mehr CHristus eine Gestalt in ihnen gewinnet,
ie mehr wird diese doxa, Herrlichkeit, welche
mit dem Ebenbilde GOttes verlohren war, Rom.
3, 23. in ihnen wieder angerichtet und vermehret.
Denn also spiegelt sich in ihnen allen schon alhier
des HERRN Klarheit mit aufgedecktem Ange-
sicht, und sie werden verkläret in dasselbige Bild,
von einer Klarheit zu der andern, als vom Geiste
des HERRN. 2 Cor. 3, 18. Da wird denn ei-
ner gläubigen Seele das hochzeitliche Kleid an-
geleget, darinnen sie wird endoxos, voller Herr-
lichkeit Eph. 5, 27. daß sie sagen kan: Jch freue
mich im HERRN, und meine Seele ist
frölich in meinem GOTT. Denn er hat
mich angezogen mit Kleidern des Heils,
und mit dem Rock der Gerechtigkeit geklei-
det
etc. Jes. 61, 10. auf welche Art denn des Kö-
nigs Tochter und Braut gantz herrlich ist
inwendig, mit güldenen Stücken geklei-
det
etc. Psalm 45, 14. u. f. Und dieses alles zum
Vorschmacke von der künftigen khara aneklale-
to kai dedoxasmene, der unaussprechlichen und
so sehr verherrlichten und verklärten Freude.
1 Pet. 1, 8.
8. Einen solchen Vorzug hat CHristus mit
seinem Evangelio in und mit seinen Gläubigen in
der Ooeconomie seines Reichs vor Mose und sei-
ner gesetzlichen Oeconomie!
V. 12.

Dieweil wir nun solche Hoffnung (ja
die verheissene und gehoffete Sache selbst) haben,
[Spaltenumbruch] (nemlich die Oeconomie des Evangelii, und der-
selben nicht allein für uns theilhaftig worden
sind, sondern auch die Frucht solches unsers nach
derselben geführten Amts, unter andern auch an
euch Corinthiern, als gleichsam dem von uns zu-
bereiteten lebendigen Briefe haben c. 3, 2. 3. und
von GOTT hiezu tüchtig gemachet sind v. 4. 5.
und dannenhero nach einem so herrlichen Grun-
de, Anfange und Fortgange, so viel weniger an
der Vollendung unserer Seligkeit zweifeln, (so
gebrauchen wir grosser Freudigkeit
(im Vor-
trage des Evangelii, auch mitten unter allen Lei-
den; sintemal, da unser Hertz davon voll ist, unser
Mund billig davon übergehet. Matth. 12, 34.)

Anmerckungen.
1. Das Wort paRResia, welches Paulus
alhier, und auch sonst öfter gebrauchet, zeiget nach
seinem grammaticalischen Ursprunge zwar eigent-
lich nur eine solche Freymündigkeit an, da man
mit freyem und vollem Munde redet, und ohne
Zurückhaltung alles heraus saget, was dazu ge-
höret, und man im Hertzen hat: gleichwie die Fa-
vorit
en bey einem grossen Herrn, ein vertrauter
Freund gegen den andern, und die Kinder ge-
gen die Eltern sich also erweisen: allein es setzet
doch alles dieses, als ein effectus, oder Frucht, die
causam, die würckende Ursache, zum Grunde.
Und diese ist die wahre Evangelische Freymü-
thigkeit;
da man mit Paulo dem Gemüthe nach
zur Erkäntniß und Besitzung der Evangelischen
Heils-Güter gebracht ist: kömmt nun noch die-
ses dazu, daß man von GOtt berufen und tüch-
tig gemacht ist, das Amt des Geistes bey andern
zu führen, so ist solche Freymüthigkeit nebst der
daher entstehenden und des Griechischen Worts
wegen mit Recht also zu nennenden Freymün-
digkeit, desto grösser und richtiger.
2. Wer im Christenthum, und sonderlich
im Lehr-Amte einen freyen Mund haben, oder
das Wort reden will mit freudigem Aufthun sei-
nes Mundes, der muß zuvorderst ein durch CHri-
stum, auch der Application nach, befreyetes, und
also freyes, und daher freudiges Hertz haben.
Denn die Freymündigkeit ohne eine solche Frey-
müthigkeit
ist nur natürlich, auch oft nur affe-
ctir
et, und geschiehet daher wie mit einem rohen
Gemüthe, also gemeiniglich auch mit einer wil-
den und frechen Stimme, auch mit allzufreyen
und frechen Geberden, welche nur einen fleischli-
chen Sinn an den Tag legen. Da hingegen die
wahre parrhesie sich allezeit in einer gebührenden
Ehr-Furcht vor GOTT hält, und von dieser
auch den Zuhörern zu so viel mehrern Segen ei-
nen heiligen Eindruck giebt.
3. Wer aber die rechte Freudigkeit im
Christenthum und im Lehr-Amte haben will, der
muß nothwendig bey der Klarheit des Evangelii
dessen Universalität, daß es alle Menschen ohne
Unterscheid angehe, zum Grunde setzen. Denn
gewiß die Lehre von der allgemeinen Gnade
GOttes und allgemeinen Erlösung CHristi ist
noch mehr, als der volle Mond in seinem vollen
Schein gegen desselben ersten Vierthel. Und
wer nicht darauf, sondern nun hierauf bey einer
particulairen Gnade und absoluten Decret ge-
het,
Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 3, v. 12.
[Spaltenumbruch] die daher auch ihre Kleider waſchen und hel-
le machen im Blute des Lammes c. 7, 14.
Er will ihnen geben zu eſſen von dem Hol-
tze
(Baume) des Lebens, das im Paradieſe
GOttes waͤchſet,
c. 2, 7. er will ihnen zu
eſſen geben von dem verborgenen Manna,
und will ihnen geben ein gut Zeugniß, und
mit dem Zeugniß einen neuen Namen
ꝛc.
c. 2, 17. ſie ſollen, als Uberwinder, mit weiſ-
ſen Kleidern angeleget werden, und der
HERR will ihre Namen bekennen vor ſei-
nem Vater und vor ſeinen Engeln.
c. 3, 5.
Er will ſie zu Pfeilern machen in dem Tem-
pel ſeines GOttes. Er will auf ſie ſchrei-
ben den Namen ſeines GOttes, und den
Namen des neuen Jeruſalems, der Stadt
ſeines GOttes, die vom Himmel hernieder
koͤmmt von ſeinem GOTT, und ſeinen Na-
men, den neuen.
c. 3, 12. Siehe ein mehrers
von der Herrlichkeit der Glaͤubigen c. 7, 13. ſeqq.
12, 10. ſeqq.
und ſonderlich in den beyden letztern
Capiteln, da ihr voller Glantz der Herrlichkeit un-
ter dem herrlichſten Bilde des neuen Jeruſa-
lems
vorgeſtellet wird.
7. Zu aller dieſer Klarheit und Herrlichkeit
wird durch die Application des Evangelii bereits
der Grund geleget, alſo, daß der HErr JEſus in
den Hertzen der Glaͤubigen verklaͤret wird. Denn
aus ſolcher innerlichen Verklaͤrung und geiſtli-
chem Leben der Glaͤubigen, das bey ihnen mit
CHriſto verborgen iſt in GOTT, wird, als ei-
nem Samen, die ewige Herrlichkeit nach Leib
und Seel hervorbrechen, wenn CHriſtus ihr Le-
ben ſich offenbaren wird. Col. 3, 3. 4. Und ie
mehr CHriſtus eine Geſtalt in ihnen gewinnet,
ie mehr wird dieſe δόξα, Herrlichkeit, welche
mit dem Ebenbilde GOttes verlohren war, Rom.
3, 23. in ihnen wieder angerichtet und vermehret.
Denn alſo ſpiegelt ſich in ihnen allen ſchon alhier
des HERRN Klarheit mit aufgedecktem Ange-
ſicht, und ſie werden verklaͤret in daſſelbige Bild,
von einer Klarheit zu der andern, als vom Geiſte
des HERRN. 2 Cor. 3, 18. Da wird denn ei-
ner glaͤubigen Seele das hochzeitliche Kleid an-
geleget, darinnen ſie wird ἔνδοξος, voller Herr-
lichkeit Eph. 5, 27. daß ſie ſagen kan: Jch freue
mich im HERRN, und meine Seele iſt
froͤlich in meinem GOTT. Denn er hat
mich angezogen mit Kleidern des Heils,
und mit dem Rock der Gerechtigkeit geklei-
det
ꝛc. Jeſ. 61, 10. auf welche Art denn des Koͤ-
nigs Tochter und Braut gantz herrlich iſt
inwendig, mit guͤldenen Stuͤcken geklei-
det
ꝛc. Pſalm 45, 14. u. f. Und dieſes alles zum
Vorſchmacke von der kuͤnftigen χαρᾷ ἀνεκλαλή-
τῳ καὶ δεδοξασμένῃ, der unausſprechlichen und
ſo ſehr verherrlichten und verklaͤrten Freude.
1 Pet. 1, 8.
8. Einen ſolchen Vorzug hat CHriſtus mit
ſeinem Evangelio in und mit ſeinen Glaͤubigen in
der Ooeconomie ſeines Reichs vor Moſe und ſei-
ner geſetzlichen Oeconomie!
V. 12.

Dieweil wir nun ſolche Hoffnung (ja
die verheiſſene und gehoffete Sache ſelbſt) haben,
[Spaltenumbruch] (nemlich die Oeconomie des Evangelii, und der-
ſelben nicht allein fuͤr uns theilhaftig worden
ſind, ſondern auch die Frucht ſolches unſers nach
derſelben gefuͤhrten Amts, unter andern auch an
euch Corinthiern, als gleichſam dem von uns zu-
bereiteten lebendigen Briefe haben c. 3, 2. 3. und
von GOTT hiezu tuͤchtig gemachet ſind v. 4. 5.
und dannenhero nach einem ſo herrlichen Grun-
de, Anfange und Fortgange, ſo viel weniger an
der Vollendung unſerer Seligkeit zweifeln, (ſo
gebrauchen wir groſſer Freudigkeit
(im Vor-
trage des Evangelii, auch mitten unter allen Lei-
den; ſintemal, da unſer Hertz davon voll iſt, unſer
Mund billig davon uͤbergehet. Matth. 12, 34.)

Anmerckungen.
1. Das Wort παῤῥησία, welches Paulus
alhier, und auch ſonſt oͤfter gebrauchet, zeiget nach
ſeinem grammaticaliſchen Urſprunge zwar eigent-
lich nur eine ſolche Freymuͤndigkeit an, da man
mit freyem und vollem Munde redet, und ohne
Zuruͤckhaltung alles heraus ſaget, was dazu ge-
hoͤret, und man im Hertzen hat: gleichwie die Fa-
vorit
en bey einem groſſen Herrn, ein vertrauter
Freund gegen den andern, und die Kinder ge-
gen die Eltern ſich alſo erweiſen: allein es ſetzet
doch alles dieſes, als ein effectus, oder Frucht, die
cauſam, die wuͤrckende Urſache, zum Grunde.
Und dieſe iſt die wahre Evangeliſche Freymuͤ-
thigkeit;
da man mit Paulo dem Gemuͤthe nach
zur Erkaͤntniß und Beſitzung der Evangeliſchen
Heils-Guͤter gebracht iſt: koͤmmt nun noch die-
ſes dazu, daß man von GOtt berufen und tuͤch-
tig gemacht iſt, das Amt des Geiſtes bey andern
zu fuͤhren, ſo iſt ſolche Freymuͤthigkeit nebſt der
daher entſtehenden und des Griechiſchen Worts
wegen mit Recht alſo zu nennenden Freymuͤn-
digkeit, deſto groͤſſer und richtiger.
2. Wer im Chriſtenthum, und ſonderlich
im Lehr-Amte einen freyen Mund haben, oder
das Wort reden will mit freudigem Aufthun ſei-
nes Mundes, der muß zuvorderſt ein durch CHri-
ſtum, auch der Application nach, befreyetes, und
alſo freyes, und daher freudiges Hertz haben.
Denn die Freymuͤndigkeit ohne eine ſolche Frey-
muͤthigkeit
iſt nur natuͤrlich, auch oft nur affe-
ctir
et, und geſchiehet daher wie mit einem rohen
Gemuͤthe, alſo gemeiniglich auch mit einer wil-
den und frechen Stimme, auch mit allzufreyen
und frechen Geberden, welche nur einen fleiſchli-
chen Sinn an den Tag legen. Da hingegen die
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Ehr-Furcht vor GOTT haͤlt, und von dieſer
auch den Zuhoͤrern zu ſo viel mehrern Segen ei-
nen heiligen Eindruck giebt.
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Chriſtenthum und im Lehr-Amte haben will, der
muß nothwendig bey der Klarheit des Evangelii
deſſen Univerſalitaͤt, daß es alle Menſchen ohne
Unterſcheid angehe, zum Grunde ſetzen. Denn
gewiß die Lehre von der allgemeinen Gnade
GOttes und allgemeinen Erloͤſung CHriſti iſt
noch mehr, als der volle Mond in ſeinem vollen
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[370/0398] Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 3, v. 12. die daher auch ihre Kleider waſchen und hel- le machen im Blute des Lammes c. 7, 14. Er will ihnen geben zu eſſen von dem Hol- tze (Baume) des Lebens, das im Paradieſe GOttes waͤchſet, c. 2, 7. er will ihnen zu eſſen geben von dem verborgenen Manna, und will ihnen geben ein gut Zeugniß, und mit dem Zeugniß einen neuen Namen ꝛc. c. 2, 17. ſie ſollen, als Uberwinder, mit weiſ- ſen Kleidern angeleget werden, und der HERR will ihre Namen bekennen vor ſei- nem Vater und vor ſeinen Engeln. c. 3, 5. Er will ſie zu Pfeilern machen in dem Tem- pel ſeines GOttes. Er will auf ſie ſchrei- ben den Namen ſeines GOttes, und den Namen des neuen Jeruſalems, der Stadt ſeines GOttes, die vom Himmel hernieder koͤmmt von ſeinem GOTT, und ſeinen Na- men, den neuen. c. 3, 12. Siehe ein mehrers von der Herrlichkeit der Glaͤubigen c. 7, 13. ſeqq. 12, 10. ſeqq. und ſonderlich in den beyden letztern Capiteln, da ihr voller Glantz der Herrlichkeit un- ter dem herrlichſten Bilde des neuen Jeruſa- lems vorgeſtellet wird. 7. Zu aller dieſer Klarheit und Herrlichkeit wird durch die Application des Evangelii bereits der Grund geleget, alſo, daß der HErr JEſus in den Hertzen der Glaͤubigen verklaͤret wird. Denn aus ſolcher innerlichen Verklaͤrung und geiſtli- chem Leben der Glaͤubigen, das bey ihnen mit CHriſto verborgen iſt in GOTT, wird, als ei- nem Samen, die ewige Herrlichkeit nach Leib und Seel hervorbrechen, wenn CHriſtus ihr Le- ben ſich offenbaren wird. Col. 3, 3. 4. Und ie mehr CHriſtus eine Geſtalt in ihnen gewinnet, ie mehr wird dieſe δόξα, Herrlichkeit, welche mit dem Ebenbilde GOttes verlohren war, Rom. 3, 23. in ihnen wieder angerichtet und vermehret. Denn alſo ſpiegelt ſich in ihnen allen ſchon alhier des HERRN Klarheit mit aufgedecktem Ange- ſicht, und ſie werden verklaͤret in daſſelbige Bild, von einer Klarheit zu der andern, als vom Geiſte des HERRN. 2 Cor. 3, 18. Da wird denn ei- ner glaͤubigen Seele das hochzeitliche Kleid an- geleget, darinnen ſie wird ἔνδοξος, voller Herr- lichkeit Eph. 5, 27. daß ſie ſagen kan: Jch freue mich im HERRN, und meine Seele iſt froͤlich in meinem GOTT. Denn er hat mich angezogen mit Kleidern des Heils, und mit dem Rock der Gerechtigkeit geklei- det ꝛc. Jeſ. 61, 10. auf welche Art denn des Koͤ- nigs Tochter und Braut gantz herrlich iſt inwendig, mit guͤldenen Stuͤcken geklei- det ꝛc. Pſalm 45, 14. u. f. Und dieſes alles zum Vorſchmacke von der kuͤnftigen χαρᾷ ἀνεκλαλή- τῳ καὶ δεδοξασμένῃ, der unausſprechlichen und ſo ſehr verherrlichten und verklaͤrten Freude. 1 Pet. 1, 8. 8. Einen ſolchen Vorzug hat CHriſtus mit ſeinem Evangelio in und mit ſeinen Glaͤubigen in der Ooeconomie ſeines Reichs vor Moſe und ſei- ner geſetzlichen Oeconomie! V. 12. Dieweil wir nun ſolche Hoffnung (ja die verheiſſene und gehoffete Sache ſelbſt) haben, (nemlich die Oeconomie des Evangelii, und der- ſelben nicht allein fuͤr uns theilhaftig worden ſind, ſondern auch die Frucht ſolches unſers nach derſelben gefuͤhrten Amts, unter andern auch an euch Corinthiern, als gleichſam dem von uns zu- bereiteten lebendigen Briefe haben c. 3, 2. 3. und von GOTT hiezu tuͤchtig gemachet ſind v. 4. 5. und dannenhero nach einem ſo herrlichen Grun- de, Anfange und Fortgange, ſo viel weniger an der Vollendung unſerer Seligkeit zweifeln, (ſo gebrauchen wir groſſer Freudigkeit (im Vor- trage des Evangelii, auch mitten unter allen Lei- den; ſintemal, da unſer Hertz davon voll iſt, unſer Mund billig davon uͤbergehet. Matth. 12, 34.) Anmerckungen. 1. Das Wort παῤῥησία, welches Paulus alhier, und auch ſonſt oͤfter gebrauchet, zeiget nach ſeinem grammaticaliſchen Urſprunge zwar eigent- lich nur eine ſolche Freymuͤndigkeit an, da man mit freyem und vollem Munde redet, und ohne Zuruͤckhaltung alles heraus ſaget, was dazu ge- hoͤret, und man im Hertzen hat: gleichwie die Fa- voriten bey einem groſſen Herrn, ein vertrauter Freund gegen den andern, und die Kinder ge- gen die Eltern ſich alſo erweiſen: allein es ſetzet doch alles dieſes, als ein effectus, oder Frucht, die cauſam, die wuͤrckende Urſache, zum Grunde. Und dieſe iſt die wahre Evangeliſche Freymuͤ- thigkeit; da man mit Paulo dem Gemuͤthe nach zur Erkaͤntniß und Beſitzung der Evangeliſchen Heils-Guͤter gebracht iſt: koͤmmt nun noch die- ſes dazu, daß man von GOtt berufen und tuͤch- tig gemacht iſt, das Amt des Geiſtes bey andern zu fuͤhren, ſo iſt ſolche Freymuͤthigkeit nebſt der daher entſtehenden und des Griechiſchen Worts wegen mit Recht alſo zu nennenden Freymuͤn- digkeit, deſto groͤſſer und richtiger. 2. Wer im Chriſtenthum, und ſonderlich im Lehr-Amte einen freyen Mund haben, oder das Wort reden will mit freudigem Aufthun ſei- nes Mundes, der muß zuvorderſt ein durch CHri- ſtum, auch der Application nach, befreyetes, und alſo freyes, und daher freudiges Hertz haben. Denn die Freymuͤndigkeit ohne eine ſolche Frey- muͤthigkeit iſt nur natuͤrlich, auch oft nur affe- ctiret, und geſchiehet daher wie mit einem rohen Gemuͤthe, alſo gemeiniglich auch mit einer wil- den und frechen Stimme, auch mit allzufreyen und frechen Geberden, welche nur einen fleiſchli- chen Sinn an den Tag legen. Da hingegen die wahre parrheſie ſich allezeit in einer gebuͤhrenden Ehr-Furcht vor GOTT haͤlt, und von dieſer auch den Zuhoͤrern zu ſo viel mehrern Segen ei- nen heiligen Eindruck giebt. 3. Wer aber die rechte Freudigkeit im Chriſtenthum und im Lehr-Amte haben will, der muß nothwendig bey der Klarheit des Evangelii deſſen Univerſalitaͤt, daß es alle Menſchen ohne Unterſcheid angehe, zum Grunde ſetzen. Denn gewiß die Lehre von der allgemeinen Gnade GOttes und allgemeinen Erloͤſung CHriſti iſt noch mehr, als der volle Mond in ſeinem vollen Schein gegen deſſelben erſten Vierthel. Und wer nicht darauf, ſondern nun hierauf bey einer particulairen Gnade und abſoluten Decret ge- het,

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/398>, abgerufen am 24.11.2024.