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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des andern Briefs Pauli Cap. 3, v. 1-3.
[Spaltenumbruch] Recommendations-Briefe an die Corinthier be-
dienet, dergleichen auch wol von ihnen an an-
dere verlanget. Welchen also der Apostel hie-
mit entgegen gehet, und anzeiget, wie daß er
solcher Briefe gar nicht gebrauche.
3. Jndessen siehet man hieraus auch so viel,
daß es ein Liebes-Werck ist, wenn man Leute,
von deren rechtschaffnen Wesen man genugsam
v[e]rsichert ist, denen, welchen sie unbekant sind,
zum besten, mündlich oder schriftlich recommen-
dir
et. Nur muß es mit Vorsichtigkeit und nach
der Wahrheit geschehen.
V. 2.

Jhr seyd unser Brief in unser Hertz
geschrieben, der erkannt und gelesen wird
von allen Menschen,
(nicht allein von Ein-
heimischen, sondern auch von Ausländern, wel-
che der vielen Gewerbe wegen immer ab und zu
bey euch reisen.)

Anmerckungen.
1. Es sind diese Worte sehr emphatisch,
und müssen etwas genauer erwogen werden.
Paulus sagt von den Corinthiern dreyerley: a.
sie wären sein und Timothei Brief: b. sie
wären in ihr Hertz geschrieben: c. sie kön-
ten von allen Menschen gelesen wer-
den.
2. Die Corinthier waren Pauli Brief,
ein realer Recommendations-Brief an ieder-
man, nemlich damit, daß sie durch ihn vom
Heidenthum, theils auch vom Judenthum, zu
CHristo waren bekehret, und zum Zeugniß des-
sen, auch vor andern Gemeinen mit so vielen
und so herrlichen ausserordentlichen Gnaden-
Gaben, davon 1 Cor. 12. und 14. gehandelt
wird, gezieret worden. Und also gebrauchte
Paulus keiner solchen mit Tinten geschriebenen
Briefe, deren etwa die falschen Apostel sich hie
und da mochten bedienet haben.
3. Wenn Paulus saget, daß die Corin-
thier, als ein Brief, in sein und Timothei
Hertzen eingeschrieben
stünden, so zeiget er
damit ihrer beyder hertzliche Liebe gegen sie an,
vermöge welcher sie ihm immer im Sinne lägen,
wie die Philipper cap. 1, 7. Und diß ist aber-
mal ein rechtes Kennzeichen der wahren Hirten,
wenn ihr Hertze so an ihren Schafen hanget,
daß nur all ihr Tichten und Trachten dahin ge-
het, daß ihnen recht gerathen werde, auf wel-
che Art die Zuhörer mit einem solchen Lehrer
gleichsam zu Bette gehen, und wieder aufste-
hen, insonderheit was seine Fürbitte für diesel-
be betrifft.
4. Daß der an den Corinthiern dargestel-
lete reale Brief Pauli von allen Menschen
gelesen werden konte,
machte ihr Exempel
des Glaubens und der Liebe, da sie durch den
Glauben an CHristum gantz andere Menschen
worden waren. Denn was der Apostel von
den Römern schreibet, c. 1. v. 8. das konte er
auch in gewisser Masse von den Corinthiern be-
zeugen, nemlich daß man von ihrem Glauben
in aller Welt sagete. Denn ob gleich die Co-
rinthische Gemeine ihre viele und grosse Män-
[Spaltenumbruch] gel hatte, so waren doch dieselbe weder allge-
mein, daß alle daran hätten Theil genommen;
noch von Anfange gewesen, sondern erst in Pau-
li Abwesenheit eingeschlichen; noch auch bestän-
dig, sondern wurden nach dem erhaltenen Brie-
fe abgethan. Und also war doch das Wort Got-
tes unter ihnen und an ihnen offenbar.
5. Es ist zwar wahr, daß das Christen-
thum hauptsächlich innerlich ist, oder daß es
darinnen am meisten aufs innere ankommet, und
man GOTT im Hertzen haben muß: allein
die innere Realität muß sich doch am gantzen Le-
ben und in allen Handlungen äusserlich erwei-
sen: wie Paulus von den Corinthiern bezeuget.
Das äussere kan wol ohne das innere seyn, nem-
lich bey einem Heuchler auf eine Zeitlang: aber
das innere kan nicht ohne das äussere bleiben.
Christen sind innerlich brennende und äusserlich
scheinende Lichter, wie Johannes der Täufer
Joh. 5, 35.
6. Die beste Recommendation muß ein
ieder damit sich selbst geben, daß sein gantzer
Wandel ist wie ein Brief, und alle seine actio-
nes
wie lebendige Buchstaben und Worte, die
von seinem rechtschaffnen Wesen zeugen.
V. 3.

Die ihr offenbar worden seyd, daß
ihr ein Brief Christi seyd, durchs Predig-
Amt zubereitet, und durch uns geschrie-
ben, nicht mit Tinten, sondern mit dem
Geist des lebendigen GOTTes: nicht in
steinern Tafeln, sondern in fleischern Ta-
feln des Hertzens.

Anmerckungen.
1. Was der Apostel vom Briefe gesaget
hatte, das declariret er also, daß er vom Brie-
fe auf die steinerne Tafeln des Gesetzes kömmt,
und damit so viel mehr Gelegenheit nimmt ge-
gen die falschen Gesetz-Lehrer den Corinthiern
das Evangelium, und damit zugleich, wider je-
ner ihrer Verkleinerung, ihnen sein Apostel-
Amt anzupreisen, und also den Vorzug des Ev-
angelii vor dem Gesetze zu zeigen. Denn die
Gesetzes-Tafeln, worauf der Apostel bey dem
Gleichniß vom Briefe kömmt, hatten mit ei-
nem Briefe vieles gemein: sintemal sie gleich-
sam waren ein Brief GOttes an die Menschen,
von GOTT selbst geschrieben, und also beschaf-
fen, daß sie dabey die Hertzen der Menschen
vorstelleten, in welche GOTT sein Gesetz, um
gleichsam sein von iederman zu lesender Brief zu
werden, durch das Evangelium nach dem neuen
Bunde schreiben wolte.
2. Mit dem Worte, offenbar worden
seyd,
erläutert der Apostel das, was er vorher
gesaget hatte, der erkannt und gelesen wird
von allen Menschen.
Denn die Christen
sind nicht wie geheime und verdeckte Schriften,
die man niemanden sehen läßt, oder niemand
lesen kan; sondern wie öffentliche Patente, wel-
che iederman müssen kund werden: als die ihr
Licht müssen in Demuth leuchten lassen vor den
Menschen zum Preise GOttes und gutem Exem-
pel der Nachfolge. Matth. 5, 16.
3. Nach-
Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 3, v. 1-3.
[Spaltenumbruch] Recommendations-Briefe an die Corinthier be-
dienet, dergleichen auch wol von ihnen an an-
dere verlanget. Welchen alſo der Apoſtel hie-
mit entgegen gehet, und anzeiget, wie daß er
ſolcher Briefe gar nicht gebrauche.
3. Jndeſſen ſiehet man hieraus auch ſo viel,
daß es ein Liebes-Werck iſt, wenn man Leute,
von deren rechtſchaffnen Weſen man genugſam
v[e]rſichert iſt, denen, welchen ſie unbekant ſind,
zum beſten, muͤndlich oder ſchriftlich recommen-
dir
et. Nur muß es mit Vorſichtigkeit und nach
der Wahrheit geſchehen.
V. 2.

Jhr ſeyd unſer Brief in unſer Hertz
geſchrieben, der erkannt und geleſen wird
von allen Menſchen,
(nicht allein von Ein-
heimiſchen, ſondern auch von Auslaͤndern, wel-
che der vielen Gewerbe wegen immer ab und zu
bey euch reiſen.)

Anmerckungen.
1. Es ſind dieſe Worte ſehr emphatiſch,
und muͤſſen etwas genauer erwogen werden.
Paulus ſagt von den Corinthiern dreyerley: a.
ſie waͤren ſein und Timothei Brief: b. ſie
waͤren in ihr Hertz geſchrieben: c. ſie koͤn-
ten von allen Menſchen geleſen wer-
den.
2. Die Corinthier waren Pauli Brief,
ein realer Recommendations-Brief an ieder-
man, nemlich damit, daß ſie durch ihn vom
Heidenthum, theils auch vom Judenthum, zu
CHriſto waren bekehret, und zum Zeugniß deſ-
ſen, auch vor andern Gemeinen mit ſo vielen
und ſo herrlichen auſſerordentlichen Gnaden-
Gaben, davon 1 Cor. 12. und 14. gehandelt
wird, gezieret worden. Und alſo gebrauchte
Paulus keiner ſolchen mit Tinten geſchriebenen
Briefe, deren etwa die falſchen Apoſtel ſich hie
und da mochten bedienet haben.
3. Wenn Paulus ſaget, daß die Corin-
thier, als ein Brief, in ſein und Timothei
Hertzen eingeſchrieben
ſtuͤnden, ſo zeiget er
damit ihrer beyder hertzliche Liebe gegen ſie an,
vermoͤge welcher ſie ihm immer im Sinne laͤgen,
wie die Philipper cap. 1, 7. Und diß iſt aber-
mal ein rechtes Kennzeichen der wahren Hirten,
wenn ihr Hertze ſo an ihren Schafen hanget,
daß nur all ihr Tichten und Trachten dahin ge-
het, daß ihnen recht gerathen werde, auf wel-
che Art die Zuhoͤrer mit einem ſolchen Lehrer
gleichſam zu Bette gehen, und wieder aufſte-
hen, inſonderheit was ſeine Fuͤrbitte fuͤr dieſel-
be betrifft.
4. Daß der an den Corinthiern dargeſtel-
lete reale Brief Pauli von allen Menſchen
geleſen werden konte,
machte ihr Exempel
des Glaubens und der Liebe, da ſie durch den
Glauben an CHriſtum gantz andere Menſchen
worden waren. Denn was der Apoſtel von
den Roͤmern ſchreibet, c. 1. v. 8. das konte er
auch in gewiſſer Maſſe von den Corinthiern be-
zeugen, nemlich daß man von ihrem Glauben
in aller Welt ſagete. Denn ob gleich die Co-
rinthiſche Gemeine ihre viele und groſſe Maͤn-
[Spaltenumbruch] gel hatte, ſo waren doch dieſelbe weder allge-
mein, daß alle daran haͤtten Theil genommen;
noch von Anfange geweſen, ſondern erſt in Pau-
li Abweſenheit eingeſchlichen; noch auch beſtaͤn-
dig, ſondern wurden nach dem erhaltenen Brie-
fe abgethan. Und alſo war doch das Wort Got-
tes unter ihnen und an ihnen offenbar.
5. Es iſt zwar wahr, daß das Chriſten-
thum hauptſaͤchlich innerlich iſt, oder daß es
darinnen am meiſten aufs innere ankommet, und
man GOTT im Hertzen haben muß: allein
die innere Realitaͤt muß ſich doch am gantzen Le-
ben und in allen Handlungen aͤuſſerlich erwei-
ſen: wie Paulus von den Corinthiern bezeuget.
Das aͤuſſere kan wol ohne das innere ſeyn, nem-
lich bey einem Heuchler auf eine Zeitlang: aber
das innere kan nicht ohne das aͤuſſere bleiben.
Chriſten ſind innerlich brennende und aͤuſſerlich
ſcheinende Lichter, wie Johannes der Taͤufer
Joh. 5, 35.
6. Die beſte Recommendation muß ein
ieder damit ſich ſelbſt geben, daß ſein gantzer
Wandel iſt wie ein Brief, und alle ſeine actio-
nes
wie lebendige Buchſtaben und Worte, die
von ſeinem rechtſchaffnen Weſen zeugen.
V. 3.

Die ihr offenbar worden ſeyd, daß
ihr ein Brief Chriſti ſeyd, durchs Predig-
Amt zubereitet, und durch uns geſchrie-
ben, nicht mit Tinten, ſondern mit dem
Geiſt des lebendigen GOTTes: nicht in
ſteinern Tafeln, ſondern in fleiſchern Ta-
feln des Hertzens.

Anmerckungen.
1. Was der Apoſtel vom Briefe geſaget
hatte, das declariret er alſo, daß er vom Brie-
fe auf die ſteinerne Tafeln des Geſetzes koͤmmt,
und damit ſo viel mehr Gelegenheit nimmt ge-
gen die falſchen Geſetz-Lehrer den Corinthiern
das Evangelium, und damit zugleich, wider je-
ner ihrer Verkleinerung, ihnen ſein Apoſtel-
Amt anzupreiſen, und alſo den Vorzug des Ev-
angelii vor dem Geſetze zu zeigen. Denn die
Geſetzes-Tafeln, worauf der Apoſtel bey dem
Gleichniß vom Briefe koͤmmt, hatten mit ei-
nem Briefe vieles gemein: ſintemal ſie gleich-
ſam waren ein Brief GOttes an die Menſchen,
von GOTT ſelbſt geſchrieben, und alſo beſchaf-
fen, daß ſie dabey die Hertzen der Menſchen
vorſtelleten, in welche GOTT ſein Geſetz, um
gleichſam ſein von iederman zu leſender Brief zu
werden, durch das Evangelium nach dem neuen
Bunde ſchreiben wolte.
2. Mit dem Worte, offenbar worden
ſeyd,
erlaͤutert der Apoſtel das, was er vorher
geſaget hatte, der erkannt und geleſen wird
von allen Menſchen.
Denn die Chriſten
ſind nicht wie geheime und verdeckte Schriften,
die man niemanden ſehen laͤßt, oder niemand
leſen kan; ſondern wie oͤffentliche Patente, wel-
che iederman muͤſſen kund werden: als die ihr
Licht muͤſſen in Demuth leuchten laſſen vor den
Menſchen zum Preiſe GOttes und gutem Exem-
pel der Nachfolge. Matth. 5, 16.
3. Nach-
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[364/0392] Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 3, v. 1-3. Recommendations-Briefe an die Corinthier be- dienet, dergleichen auch wol von ihnen an an- dere verlanget. Welchen alſo der Apoſtel hie- mit entgegen gehet, und anzeiget, wie daß er ſolcher Briefe gar nicht gebrauche. 3. Jndeſſen ſiehet man hieraus auch ſo viel, daß es ein Liebes-Werck iſt, wenn man Leute, von deren rechtſchaffnen Weſen man genugſam verſichert iſt, denen, welchen ſie unbekant ſind, zum beſten, muͤndlich oder ſchriftlich recommen- diret. Nur muß es mit Vorſichtigkeit und nach der Wahrheit geſchehen. V. 2. Jhr ſeyd unſer Brief in unſer Hertz geſchrieben, der erkannt und geleſen wird von allen Menſchen, (nicht allein von Ein- heimiſchen, ſondern auch von Auslaͤndern, wel- che der vielen Gewerbe wegen immer ab und zu bey euch reiſen.) Anmerckungen. 1. Es ſind dieſe Worte ſehr emphatiſch, und muͤſſen etwas genauer erwogen werden. Paulus ſagt von den Corinthiern dreyerley: a. ſie waͤren ſein und Timothei Brief: b. ſie waͤren in ihr Hertz geſchrieben: c. ſie koͤn- ten von allen Menſchen geleſen wer- den. 2. Die Corinthier waren Pauli Brief, ein realer Recommendations-Brief an ieder- man, nemlich damit, daß ſie durch ihn vom Heidenthum, theils auch vom Judenthum, zu CHriſto waren bekehret, und zum Zeugniß deſ- ſen, auch vor andern Gemeinen mit ſo vielen und ſo herrlichen auſſerordentlichen Gnaden- Gaben, davon 1 Cor. 12. und 14. gehandelt wird, gezieret worden. Und alſo gebrauchte Paulus keiner ſolchen mit Tinten geſchriebenen Briefe, deren etwa die falſchen Apoſtel ſich hie und da mochten bedienet haben. 3. Wenn Paulus ſaget, daß die Corin- thier, als ein Brief, in ſein und Timothei Hertzen eingeſchrieben ſtuͤnden, ſo zeiget er damit ihrer beyder hertzliche Liebe gegen ſie an, vermoͤge welcher ſie ihm immer im Sinne laͤgen, wie die Philipper cap. 1, 7. Und diß iſt aber- mal ein rechtes Kennzeichen der wahren Hirten, wenn ihr Hertze ſo an ihren Schafen hanget, daß nur all ihr Tichten und Trachten dahin ge- het, daß ihnen recht gerathen werde, auf wel- che Art die Zuhoͤrer mit einem ſolchen Lehrer gleichſam zu Bette gehen, und wieder aufſte- hen, inſonderheit was ſeine Fuͤrbitte fuͤr dieſel- be betrifft. 4. Daß der an den Corinthiern dargeſtel- lete reale Brief Pauli von allen Menſchen geleſen werden konte, machte ihr Exempel des Glaubens und der Liebe, da ſie durch den Glauben an CHriſtum gantz andere Menſchen worden waren. Denn was der Apoſtel von den Roͤmern ſchreibet, c. 1. v. 8. das konte er auch in gewiſſer Maſſe von den Corinthiern be- zeugen, nemlich daß man von ihrem Glauben in aller Welt ſagete. Denn ob gleich die Co- rinthiſche Gemeine ihre viele und groſſe Maͤn- gel hatte, ſo waren doch dieſelbe weder allge- mein, daß alle daran haͤtten Theil genommen; noch von Anfange geweſen, ſondern erſt in Pau- li Abweſenheit eingeſchlichen; noch auch beſtaͤn- dig, ſondern wurden nach dem erhaltenen Brie- fe abgethan. Und alſo war doch das Wort Got- tes unter ihnen und an ihnen offenbar. 5. Es iſt zwar wahr, daß das Chriſten- thum hauptſaͤchlich innerlich iſt, oder daß es darinnen am meiſten aufs innere ankommet, und man GOTT im Hertzen haben muß: allein die innere Realitaͤt muß ſich doch am gantzen Le- ben und in allen Handlungen aͤuſſerlich erwei- ſen: wie Paulus von den Corinthiern bezeuget. Das aͤuſſere kan wol ohne das innere ſeyn, nem- lich bey einem Heuchler auf eine Zeitlang: aber das innere kan nicht ohne das aͤuſſere bleiben. Chriſten ſind innerlich brennende und aͤuſſerlich ſcheinende Lichter, wie Johannes der Taͤufer Joh. 5, 35. 6. Die beſte Recommendation muß ein ieder damit ſich ſelbſt geben, daß ſein gantzer Wandel iſt wie ein Brief, und alle ſeine actio- nes wie lebendige Buchſtaben und Worte, die von ſeinem rechtſchaffnen Weſen zeugen. V. 3. Die ihr offenbar worden ſeyd, daß ihr ein Brief Chriſti ſeyd, durchs Predig- Amt zubereitet, und durch uns geſchrie- ben, nicht mit Tinten, ſondern mit dem Geiſt des lebendigen GOTTes: nicht in ſteinern Tafeln, ſondern in fleiſchern Ta- feln des Hertzens. Anmerckungen. 1. Was der Apoſtel vom Briefe geſaget hatte, das declariret er alſo, daß er vom Brie- fe auf die ſteinerne Tafeln des Geſetzes koͤmmt, und damit ſo viel mehr Gelegenheit nimmt ge- gen die falſchen Geſetz-Lehrer den Corinthiern das Evangelium, und damit zugleich, wider je- ner ihrer Verkleinerung, ihnen ſein Apoſtel- Amt anzupreiſen, und alſo den Vorzug des Ev- angelii vor dem Geſetze zu zeigen. Denn die Geſetzes-Tafeln, worauf der Apoſtel bey dem Gleichniß vom Briefe koͤmmt, hatten mit ei- nem Briefe vieles gemein: ſintemal ſie gleich- ſam waren ein Brief GOttes an die Menſchen, von GOTT ſelbſt geſchrieben, und alſo beſchaf- fen, daß ſie dabey die Hertzen der Menſchen vorſtelleten, in welche GOTT ſein Geſetz, um gleichſam ſein von iederman zu leſender Brief zu werden, durch das Evangelium nach dem neuen Bunde ſchreiben wolte. 2. Mit dem Worte, offenbar worden ſeyd, erlaͤutert der Apoſtel das, was er vorher geſaget hatte, der erkannt und geleſen wird von allen Menſchen. Denn die Chriſten ſind nicht wie geheime und verdeckte Schriften, die man niemanden ſehen laͤßt, oder niemand leſen kan; ſondern wie oͤffentliche Patente, wel- che iederman muͤſſen kund werden: als die ihr Licht muͤſſen in Demuth leuchten laſſen vor den Menſchen zum Preiſe GOttes und gutem Exem- pel der Nachfolge. Matth. 5, 16. 3. Nach-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/392>, abgerufen am 24.11.2024.