Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 2, v. 14-16. [Spaltenumbruch]
und Gnaden-Kraft, und um Christi willen;sondern auch in der Ordnung der Vereinigung und der Gemeinschaft mit CHristo, also, daß Christus in ihm wircke, und er in Christo und mit Christo. Denn gewißlich, wer den Sieg nicht suchet und erhält in Christo, als ein Rebe an ihm, dem himmlischen Weinstocke, der wird ihn auch nicht erhalten von Christo; es sey denn, daß er sich zugleich ernstlich zu ihm wende, und durch den Glauben suche ihme einverleibet zu werden. 5. Die Redens-Art, den Geruch der Erkäntniß offenbaren, ist hergenommen von dem Salb-Oele und vom Rauchopfer des Leviti- schen GOttes-Dienstes. Exod. 30, 22. sqq. etc. Denn das aus vielen der kostbarsten und edel- sten Specereyen zubereitete Salb-Oel, womit Aaron und seine Söhne gesalbet und zum Amte eingeweihet wurden, gab einen starcken und da- bey sehr angenehmen und erquicklichen Geruch von sich. Und ein solcher entstunde auch nicht weniger von dem Rauch-Wercke, welches im heiligen Theil des Tempels auf dem Räuch- Opfer-Altar täglich angezündet wurde, und da- mit der Hohepriester alle Jahr nur einmal, nem- lich am hohen Versöhnungs-Feste, ins Allerhei- ligste einging. Lev. 16. 2. Gleichwie nun so wol das Salb-Oel nebst den Priestern und allem übrigen heiligen Geräthe, welches damit gesalbet wurde, als auch das Rauch-Werck auf Christum ging, und ein Vorbild war von der ihm nach der menschlichen Natur zukommenden Salbung, und von seinem Mitler-Amte, welches vermöge des allen aus- gerichtet werden solte, und wozu unter andern auch die Hohepriesterliche Vorbitte gehörete: so ging es auch auf das dazu gehörige Evange- lium von Christo. Und in solchem Verstande sagt Paulus alhier, daß GOtt den Geruch sei- ner Erkäntniß durch ihn an allen Orten geoffen- baret habe. 7. Man hat hiebey noch zweyerley zu mer- cken: erstlich, daß damit die liebliche und stär- ckende Kraft des Evangelii angezeiget wird: und denn, daß auch daselbst, wohin die Apostel selbst nicht wircklich gekommen sind, dennoch der liebliche und seligmachende Schall des Evange- lii erschollen sey. Man hat hierbey zu erwegen die schönen Worte der Braut Christi im Hohen- liede von Christo c. 1, 3. Dein Name ist eine ausgeschüttete Salbe. V. 15. Denn wir sind GOTT ein guter Ge- Anmerckungen. 1. Was in Ansehung des guten Geruchs von Christo und seinem Evangelio gilt, (siehe Eph. 5, 2.) das gilt auch von denen, welche es in aller Lauterkeit verkündigen. 2. GOtte ein guter Geruch seyn, ist den guten Geruch des Evangelii zur Ehre GOttes [Spaltenumbruch] allenthalben ausbreiten. Und ein solcher Ge- ruch ist ein guter Geruch Christi, als der seiner Person und seinem Mittler-Amte nach dadurch bekant gemachet und verkläret wird. Man sehe hievon Mal. 1, 11. da es von den Zeiten des Mes- siä heißt: Vom Aufgang der Sonnen bis zum Niedergang soll mein Name herrlich werden unter den Heyden, und an allen Orten soll meinem Namen geräuchert und ein rein Speis-Oofer geopfert werden. 3. Wie konten denn die Apostel mit dem Evangelio GOtte ein guter Geruch CHristi seyn, auch bey denen, die verlohren werden? Auf diese Art, daß das Evangelium an sich selbst blieb, was es war, wenn es auch schon nicht an- genommen, sondern, da man es nicht recht er- kante, als eine ungereimte Lehre verworfen wur- de. So war auch der Apostel ihre Amts- Treue bey diesen so groß, als bey denen, die es aunnahmen. Und nach derselben waren sie GOtt gleichsam ein angenehmer Geruch. 4. Gleichwie aber rechtschafne Lehrer GOtt ein guter Geruch Christi sind, und zwar nicht allein mit ihrer reinen Lehre, sondern auch mit ihrem heiligen und unsträflichen Leben; als worauf der Apostel sich auch c. 1. v. 12. mit aller Freudigkeit berufet; so sind hingegen un- bekehrte und fleischlich-gesinnete Prediger ein böser Geruch, ein solcher Geruch, wodurch das Evangelium von Christo gleichsam stinckend ge- machet wird: und zwar in Ansehung ihrer Leh- re und ihres Lebens. Jn Ansehung ihrer Leh- re; weil sie dieselbe nicht in gehöriger Lauter- keit und Ehrerbietung vortragen, sondern mit ihrem eitlen, kaltsinnigen, theils auch gekün- stelten und in vielen Stücken unlautern Vor- trage verursachen, daß Christus mit seinem Evangelio den Leuten nur verleidet und zuwider gemacht wird. Nicht weniger auch in Anse- hung ihres Lebens: wenn von ihnen und den ihrigen solche Aergernisse ausbrechen, oder auch der Gemeine täglich vor Augen liegen, welche gleichsam einen heßlichen Gestanck in derselben erregen, und das wenige Gute, so etwa noch aus dem buchstäblich richtigen Vortrage dieser und jener Wahrheit entstehen könte, bey den meisten wieder niederschlagen. Siehe von einem durch Aergernisse angerichteten bösen Geruche Gen. 34, 30. da Jacob sich beklaget, daß er durch das böse Verhalten seiner Kinder sey stinckend worden vor den Einwohnern des Landes. V. 16. Diesen ein Geruch des Todes zum To- Anmerckungen. 1. Das Evangelium von Christo ist zwar an sich selbst ein Geruch des Lebens, der das geistliche Leben giebet, unterhält und vermeh- ret, auch zum ewigen Leben führet: aber es wird doch
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 2, v. 14-16. [Spaltenumbruch]
und Gnaden-Kraft, und um Chriſti willen;ſondern auch in der Ordnung der Vereinigung und der Gemeinſchaft mit CHriſto, alſo, daß Chriſtus in ihm wircke, und er in Chriſto und mit Chriſto. Denn gewißlich, wer den Sieg nicht ſuchet und erhaͤlt in Chriſto, als ein Rebe an ihm, dem himmliſchen Weinſtocke, der wird ihn auch nicht erhalten von Chriſto; es ſey denn, daß er ſich zugleich ernſtlich zu ihm wende, und durch den Glauben ſuche ihme einverleibet zu werden. 5. Die Redens-Art, den Geruch der Erkaͤntniß offenbaren, iſt hergenommen von dem Salb-Oele und vom Rauchopfer des Leviti- ſchen GOttes-Dienſtes. Exod. 30, 22. ſqq. ꝛc. Denn das aus vielen der koſtbarſten und edel- ſten Specereyen zubereitete Salb-Oel, womit Aaron und ſeine Soͤhne geſalbet und zum Amte eingeweihet wurden, gab einen ſtarcken und da- bey ſehr angenehmen und erquicklichen Geruch von ſich. Und ein ſolcher entſtunde auch nicht weniger von dem Rauch-Wercke, welches im heiligen Theil des Tempels auf dem Raͤuch- Opfer-Altar taͤglich angezuͤndet wurde, und da- mit der Hoheprieſter alle Jahr nur einmal, nem- lich am hohen Verſoͤhnungs-Feſte, ins Allerhei- ligſte einging. Lev. 16. 2. Gleichwie nun ſo wol das Salb-Oel nebſt den Prieſtern und allem uͤbrigen heiligen Geraͤthe, welches damit geſalbet wurde, als auch das Rauch-Werck auf Chriſtum ging, und ein Vorbild war von der ihm nach der menſchlichen Natur zukommenden Salbung, und von ſeinem Mitler-Amte, welches vermoͤge des allen aus- gerichtet werden ſolte, und wozu unter andern auch die Hoheprieſterliche Vorbitte gehoͤrete: ſo ging es auch auf das dazu gehoͤrige Evange- lium von Chriſto. Und in ſolchem Verſtande ſagt Paulus alhier, daß GOtt den Geruch ſei- ner Erkaͤntniß durch ihn an allen Orten geoffen- baret habe. 7. Man hat hiebey noch zweyerley zu mer- cken: erſtlich, daß damit die liebliche und ſtaͤr- ckende Kraft des Evangelii angezeiget wird: und denn, daß auch daſelbſt, wohin die Apoſtel ſelbſt nicht wircklich gekommen ſind, dennoch der liebliche und ſeligmachende Schall des Evange- lii erſchollen ſey. Man hat hierbey zu erwegen die ſchoͤnen Worte der Braut Chriſti im Hohen- liede von Chriſto c. 1, 3. Dein Name iſt eine ausgeſchuͤttete Salbe. V. 15. Denn wir ſind GOTT ein guter Ge- Anmerckungen. 1. Was in Anſehung des guten Geruchs von Chriſto und ſeinem Evangelio gilt, (ſiehe Eph. 5, 2.) das gilt auch von denen, welche es in aller Lauterkeit verkuͤndigen. 2. GOtte ein guter Geruch ſeyn, iſt den guten Geruch des Evangelii zur Ehre GOttes [Spaltenumbruch] allenthalben ausbreiten. Und ein ſolcher Ge- ruch iſt ein guter Geruch Chriſti, als der ſeiner Perſon und ſeinem Mittler-Amte nach dadurch bekant gemachet und verklaͤret wird. Man ſehe hievon Mal. 1, 11. da es von den Zeiten des Meſ- ſiaͤ heißt: Vom Aufgang der Sonnen bis zum Niedergang ſoll mein Name herrlich werden unter den Heyden, und an allen Orten ſoll meinem Namen geraͤuchert und ein rein Speis-Oofer geopfert werden. 3. Wie konten denn die Apoſtel mit dem Evangelio GOtte ein guter Geruch CHriſti ſeyn, auch bey denen, die verlohren werden? Auf dieſe Art, daß das Evangelium an ſich ſelbſt blieb, was es war, wenn es auch ſchon nicht an- genommen, ſondern, da man es nicht recht er- kante, als eine ungereimte Lehre verworfen wur- de. So war auch der Apoſtel ihre Amts- Treue bey dieſen ſo groß, als bey denen, die es aunnahmen. Und nach derſelben waren ſie GOtt gleichſam ein angenehmer Geruch. 4. Gleichwie aber rechtſchafne Lehrer GOtt ein guter Geruch Chriſti ſind, und zwar nicht allein mit ihrer reinen Lehre, ſondern auch mit ihrem heiligen und unſtraͤflichen Leben; als worauf der Apoſtel ſich auch c. 1. v. 12. mit aller Freudigkeit berufet; ſo ſind hingegen un- bekehrte und fleiſchlich-geſinnete Prediger ein boͤſer Geruch, ein ſolcher Geruch, wodurch das Evangelium von Chriſto gleichſam ſtinckend ge- machet wird: und zwar in Anſehung ihrer Leh- re und ihres Lebens. Jn Anſehung ihrer Leh- re; weil ſie dieſelbe nicht in gehoͤriger Lauter- keit und Ehrerbietung vortragen, ſondern mit ihrem eitlen, kaltſinnigen, theils auch gekuͤn- ſtelten und in vielen Stuͤcken unlautern Vor- trage verurſachen, daß Chriſtus mit ſeinem Evangelio den Leuten nur verleidet und zuwider gemacht wird. Nicht weniger auch in Anſe- hung ihres Lebens: wenn von ihnen und den ihrigen ſolche Aergerniſſe ausbrechen, oder auch der Gemeine taͤglich vor Augen liegen, welche gleichſam einen heßlichen Geſtanck in derſelben erregen, und das wenige Gute, ſo etwa noch aus dem buchſtaͤblich richtigen Vortrage dieſer und jener Wahrheit entſtehen koͤnte, bey den meiſten wieder niederſchlagen. Siehe von einem durch Aergerniſſe angerichteten boͤſen Geruche Gen. 34, 30. da Jacob ſich beklaget, daß er durch das boͤſe Verhalten ſeiner Kinder ſey ſtinckend worden vor den Einwohnern des Landes. V. 16. Dieſen ein Geruch des Todes zum To- Anmerckungen. 1. Das Evangelium von Chriſto iſt zwar an ſich ſelbſt ein Geruch des Lebens, der das geiſtliche Leben giebet, unterhaͤlt und vermeh- ret, auch zum ewigen Leben fuͤhret: aber es wird doch
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Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 2, v. 14-16.
und Gnaden-Kraft, und um Chriſti willen;
ſondern auch in der Ordnung der Vereinigung
und der Gemeinſchaft mit CHriſto, alſo, daß
Chriſtus in ihm wircke, und er in Chriſto und
mit Chriſto. Denn gewißlich, wer den Sieg
nicht ſuchet und erhaͤlt in Chriſto, als ein Rebe
an ihm, dem himmliſchen Weinſtocke, der wird
ihn auch nicht erhalten von Chriſto; es ſey denn,
daß er ſich zugleich ernſtlich zu ihm wende, und
durch den Glauben ſuche ihme einverleibet zu
werden.
5. Die Redens-Art, den Geruch der
Erkaͤntniß offenbaren, iſt hergenommen von
dem Salb-Oele und vom Rauchopfer des Leviti-
ſchen GOttes-Dienſtes. Exod. 30, 22. ſqq. ꝛc.
Denn das aus vielen der koſtbarſten und edel-
ſten Specereyen zubereitete Salb-Oel, womit
Aaron und ſeine Soͤhne geſalbet und zum Amte
eingeweihet wurden, gab einen ſtarcken und da-
bey ſehr angenehmen und erquicklichen Geruch
von ſich. Und ein ſolcher entſtunde auch nicht
weniger von dem Rauch-Wercke, welches im
heiligen Theil des Tempels auf dem Raͤuch-
Opfer-Altar taͤglich angezuͤndet wurde, und da-
mit der Hoheprieſter alle Jahr nur einmal, nem-
lich am hohen Verſoͤhnungs-Feſte, ins Allerhei-
ligſte einging. Lev. 16.
2. Gleichwie nun ſo wol das Salb-Oel
nebſt den Prieſtern und allem uͤbrigen heiligen
Geraͤthe, welches damit geſalbet wurde, als auch
das Rauch-Werck auf Chriſtum ging, und ein
Vorbild war von der ihm nach der menſchlichen
Natur zukommenden Salbung, und von ſeinem
Mitler-Amte, welches vermoͤge des allen aus-
gerichtet werden ſolte, und wozu unter andern
auch die Hoheprieſterliche Vorbitte gehoͤrete:
ſo ging es auch auf das dazu gehoͤrige Evange-
lium von Chriſto. Und in ſolchem Verſtande
ſagt Paulus alhier, daß GOtt den Geruch ſei-
ner Erkaͤntniß durch ihn an allen Orten geoffen-
baret habe.
7. Man hat hiebey noch zweyerley zu mer-
cken: erſtlich, daß damit die liebliche und ſtaͤr-
ckende Kraft des Evangelii angezeiget wird: und
denn, daß auch daſelbſt, wohin die Apoſtel ſelbſt
nicht wircklich gekommen ſind, dennoch der
liebliche und ſeligmachende Schall des Evange-
lii erſchollen ſey. Man hat hierbey zu erwegen
die ſchoͤnen Worte der Braut Chriſti im Hohen-
liede von Chriſto c. 1, 3. Dein Name iſt eine
ausgeſchuͤttete Salbe.
V. 15.
Denn wir ſind GOTT ein guter Ge-
ruch Chriſti, beyde unter denen, die ſelig
werden, und unter denen, die verlohren
werden.
Anmerckungen.
1. Was in Anſehung des guten Geruchs
von Chriſto und ſeinem Evangelio gilt, (ſiehe
Eph. 5, 2.) das gilt auch von denen, welche es
in aller Lauterkeit verkuͤndigen.
2. GOtte ein guter Geruch ſeyn, iſt den
guten Geruch des Evangelii zur Ehre GOttes
allenthalben ausbreiten. Und ein ſolcher Ge-
ruch iſt ein guter Geruch Chriſti, als der ſeiner
Perſon und ſeinem Mittler-Amte nach dadurch
bekant gemachet und verklaͤret wird. Man ſehe
hievon Mal. 1, 11. da es von den Zeiten des Meſ-
ſiaͤ heißt: Vom Aufgang der Sonnen bis
zum Niedergang ſoll mein Name herrlich
werden unter den Heyden, und an allen
Orten ſoll meinem Namen geraͤuchert
und ein rein Speis-Oofer geopfert
werden.
3. Wie konten denn die Apoſtel mit dem
Evangelio GOtte ein guter Geruch CHriſti
ſeyn, auch bey denen, die verlohren werden?
Auf dieſe Art, daß das Evangelium an ſich ſelbſt
blieb, was es war, wenn es auch ſchon nicht an-
genommen, ſondern, da man es nicht recht er-
kante, als eine ungereimte Lehre verworfen wur-
de. So war auch der Apoſtel ihre Amts-
Treue bey dieſen ſo groß, als bey denen, die es
aunnahmen. Und nach derſelben waren ſie
GOtt gleichſam ein angenehmer Geruch.
4. Gleichwie aber rechtſchafne Lehrer
GOtt ein guter Geruch Chriſti ſind, und zwar
nicht allein mit ihrer reinen Lehre, ſondern auch
mit ihrem heiligen und unſtraͤflichen Leben;
als worauf der Apoſtel ſich auch c. 1. v. 12. mit
aller Freudigkeit berufet; ſo ſind hingegen un-
bekehrte und fleiſchlich-geſinnete Prediger ein
boͤſer Geruch, ein ſolcher Geruch, wodurch das
Evangelium von Chriſto gleichſam ſtinckend ge-
machet wird: und zwar in Anſehung ihrer Leh-
re und ihres Lebens. Jn Anſehung ihrer Leh-
re; weil ſie dieſelbe nicht in gehoͤriger Lauter-
keit und Ehrerbietung vortragen, ſondern mit
ihrem eitlen, kaltſinnigen, theils auch gekuͤn-
ſtelten und in vielen Stuͤcken unlautern Vor-
trage verurſachen, daß Chriſtus mit ſeinem
Evangelio den Leuten nur verleidet und zuwider
gemacht wird. Nicht weniger auch in Anſe-
hung ihres Lebens: wenn von ihnen und den
ihrigen ſolche Aergerniſſe ausbrechen, oder auch
der Gemeine taͤglich vor Augen liegen, welche
gleichſam einen heßlichen Geſtanck in derſelben
erregen, und das wenige Gute, ſo etwa noch aus
dem buchſtaͤblich richtigen Vortrage dieſer und
jener Wahrheit entſtehen koͤnte, bey den meiſten
wieder niederſchlagen. Siehe von einem durch
Aergerniſſe angerichteten boͤſen Geruche Gen.
34, 30. da Jacob ſich beklaget, daß er durch
das boͤſe Verhalten ſeiner Kinder ſey ſtinckend
worden vor den Einwohnern des Landes.
V. 16.
Dieſen ein Geruch des Todes zum To-
de, jenen aber ein Geruch des Lebens zum
Leben: und wer iſt hiezu (das Evangelium
alſo vorzutragen, daß es ein Geruch des Lebens
zum Leben ſey, aus eignen Kraͤften) tuͤchtig?
Anmerckungen.
1. Das Evangelium von Chriſto iſt zwar
an ſich ſelbſt ein Geruch des Lebens, der das
geiſtliche Leben giebet, unterhaͤlt und vermeh-
ret, auch zum ewigen Leben fuͤhret: aber es wird
doch
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