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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 1, 16-21. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] sus im Vorsatze behalten und ihnen auch wol
vielleicht mündlich durch die, welche zwischen
Ephesus und Corinthus zu Wasser häufig ab
und zu reiseten, haben sagen lassen. Da er
aber zu Ephesus länger aufgehalten wurde, als
er vermeinet hatte, nemlich bey drey Jahre hin-
durch (siehe Ap. Gesch. 20, 34.) und ihme un-
ter dessen manche unangenehme Nachricht von
so mancher in der Corinthischen Gemeine ent-
standenen Unordnung war hinterbracht worden,
und er daher Bedencken trug vor derselben Ab-
stellung zu ihnen zu kommen; so änderte er sei-
nen Vorsatz, und, an statt dessen, daß er über
Corinthus hätte nach Macedonien gehen sollen,
schrieb er den ersten Brief an die Corinthier,
zeigete darinnen am Ende an, daß er erst wer-
de nach Macedonien reisen, und von da zu ihnen
kommen: um ihnen indessen mehrere Zeit zu las-
sen, theils zu der ihnen anbefohlnen Collecte für
die Gemeine zu Jerusalem, theils zur Abstellung
unterschiedlicher an ihnen bestrafeten Unordnun-
gen; mit hinzugethaner Anzeige, daß er, wenn
er von Macedonien aus hernach zu ihnen kom-
men würde, sodann etwas länger bey ihnen
würde bleiben können. So unschuldig nun
gleich eben dieses Verfahren war, so sehr ward
es Paulo doch von einigen unruhigen Geistern
gemißdeutet, daß er seinem Versprechen nicht
sey nachgekommen: also daß sie daraus widri-
ge Schlüsse gemachet haben. Dannenhero sich
der Apostel genöthiget gefunden, dißfals seine
Unschuld anzuzeigen. Welches denn nun in
dem nachfolgenden geschiehet. Wenn man
nun anmercket, daß Paulus schon zweymal in
Bereitschaft gestanden, nach Corinthus zu kom-
men, so kan man daher erkennen, warum er
unten c. 12, 14. schreibt, er sey nun zum drit-
ten mal zur Uberkunft bereit.

V. 17.

Habe ich aber einer Leichtfertigkeit,
(Leichtsinnigkeit, oder Falschheit und Verstel-
lung) gebrauchet, da ich solches gedachte
(bouleuomenos, gewolt, und euch versprochen,
aber nicht gehalten; wie es mir einige widrig-
gesinnete Gemüther auslegen) oder sind mei-
ne Anschläge fleischlich?
(daß ich aus fleisch-
lichen Absichten etwas vornehme, oder den Vor-
satz ändere:) Nicht also, sondern bey mir ist
ja ja, nein nein.
(Gr. Habe ich denn, was ich
gewolt, nach dem Fleische gewolt, also daß bey
mir (in einerley Sache bald) seye ja ja, und
(bald) nein, nein! Es gehören demnach diese
letztern Worte noch mit zu dem Vorwurf.

V. 18.

Aber o ein treuer GOtt (GOtt ist ge-
treu, der mich davor bewahret hat) daß mein
Wort bey euch
(so ich mündlich an euch ge-
habt und euch vorgetragen habe) nicht ja und
nein
(oder ungewiß und unbeständig gewesen:
wie einige Widersacher vorgegeben, die da nicht
allein die aus guten Gründen geschehene Aende-
rung des Vorsatzes von der Wiederkunft so gar
übel gedeutet, sondern daraus auch gar den
seindseligsten Schluß auf seine gantze Lehre, als
[Spaltenumbruch] hätte man sich der Unbeständigkeit wegen darauf
gar nicht zu verlassen, gemachet haben. Dar-
aus man siehet, was für verkehrten Urtheilen
auch die besten Handlungen rechtschaffner Knech-
te GOttes unterworfen sind.)

V. 19.

Denn der Sohn GOttes, JESUS
CHristus, der unter euch durch uns ge-
prediget ist durch mich, Silvanum
(Si-
lam) und Timotheum (beyde Gefehrten und
Gehülfen am Evangelio) der war nicht ja und
nein
(ist nicht unbeständiger Weise verkündiget,
also daß wir mit einiger Ungewißheit und einiger
Contradiction von ihm etwas vorgetragen hät-
ten) sondern es war (unser Vortrag, oder al-
les) ja in ihm (voller Gewißheit, also daß wir
von ihm in aller Glaubens-Freudigkeit gepredi-
get haben.)

V. 20.

Denn alle Verheissungen GOttes sind
ja in ihm, und sind Amen in ihm
(gleichwie
sie alle auf ihn gehen, und auf ihn gegründet
sind; so haben sie auch in ihm ihre Erfüllung)
GOtt zu Lobe durch uns (von welchen sein
Name darüber verherrlichet werden solte.)

Anmerckung.

Die Verheissungen sind das Evangelium
von der Wiederbringung unsers Heils. Da
nun JEsus CHristus der Wiederbringer des
Heils ist, und davon den Namen des Heilandes
hat: so lieget in ihm das gantze Evangelium.
Demnach muß man sich ja zu CHristo halten,
wenn man auch an sich diese und jene Verheis-
sung in der Erfüllung sehen will.

V. 21.

GOtt ists aber, der uns bevestiget
samt euch in Christum
(eis ton khriston, auf
CHristum, daß unser Glaube in aller Gewiß-
heit auf ihn gerichtet ist und bleibet, ohne mit
einer Wanckelmüthigkeit von ihm bald diß und
das zu glauben und zu bejahen; wie ich fälsch-
lich beschuldiget werde) und uns gesalbet (mit
seinem Heiligen Geiste, also daß wir die Ge-
wißheit nicht von uns haben, sondern aus der
Erleuchtung und Versicherung des Heiligen
Geistes, der uns dißfals in alle Wahrheit
leitet.)

Anmerckungen.
1. Anfangen im Christenthum ist gut,
aber beharren noch besser, und nothwendig.
Dazu aber ist die Bevestigung nöthig. Diese
kömmt nun zwar von GOtt, aber in der Ord-
nung der würdigen Annehmung, daß man die
empfangne Gnade getreulich anlege und ge-
brauche.
2. Die Bevestigung wird hie nicht al-
lein von den Lehrern, sondern auch von Zuhö-
rern gesaget. Dannenhero sollen Zuhörer nicht
an dem Vortrage und dabey an der Auctorität
der Lehrer, wenn sie auch schon rechtschaffen
sind, hangen bleiben, daß, was sie annehmen,
sie ihres Vortrages willen annehmen, son-
dern das Wort lassen recht in sich, und in
ihnen
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Cap. 1, 16-21. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] ſus im Vorſatze behalten und ihnen auch wol
vielleicht muͤndlich durch die, welche zwiſchen
Epheſus und Corinthus zu Waſſer haͤufig ab
und zu reiſeten, haben ſagen laſſen. Da er
aber zu Epheſus laͤnger aufgehalten wurde, als
er vermeinet hatte, nemlich bey drey Jahre hin-
durch (ſiehe Ap. Geſch. 20, 34.) und ihme un-
ter deſſen manche unangenehme Nachricht von
ſo mancher in der Corinthiſchen Gemeine ent-
ſtandenen Unordnung war hinterbracht worden,
und er daher Bedencken trug vor derſelben Ab-
ſtellung zu ihnen zu kommen; ſo aͤnderte er ſei-
nen Vorſatz, und, an ſtatt deſſen, daß er uͤber
Corinthus haͤtte nach Macedonien gehen ſollen,
ſchrieb er den erſten Brief an die Corinthier,
zeigete darinnen am Ende an, daß er erſt wer-
de nach Macedonien reiſen, und von da zu ihnen
kommen: um ihnen indeſſen mehrere Zeit zu laſ-
ſen, theils zu der ihnen anbefohlnen Collecte fuͤr
die Gemeine zu Jeruſalem, theils zur Abſtellung
unterſchiedlicher an ihnen beſtrafeten Unordnun-
gen; mit hinzugethaner Anzeige, daß er, wenn
er von Macedonien aus hernach zu ihnen kom-
men wuͤrde, ſodann etwas laͤnger bey ihnen
wuͤrde bleiben koͤnnen. So unſchuldig nun
gleich eben dieſes Verfahren war, ſo ſehr ward
es Paulo doch von einigen unruhigen Geiſtern
gemißdeutet, daß er ſeinem Verſprechen nicht
ſey nachgekommen: alſo daß ſie daraus widri-
ge Schluͤſſe gemachet haben. Dannenhero ſich
der Apoſtel genoͤthiget gefunden, dißfals ſeine
Unſchuld anzuzeigen. Welches denn nun in
dem nachfolgenden geſchiehet. Wenn man
nun anmercket, daß Paulus ſchon zweymal in
Bereitſchaft geſtanden, nach Corinthus zu kom-
men, ſo kan man daher erkennen, warum er
unten c. 12, 14. ſchreibt, er ſey nun zum drit-
ten mal zur Uberkunft bereit.

V. 17.

Habe ich aber einer Leichtfertigkeit,
(Leichtſinnigkeit, oder Falſchheit und Verſtel-
lung) gebrauchet, da ich ſolches gedachte
(βουλευόμενος, gewolt, und euch verſprochen,
aber nicht gehalten; wie es mir einige widrig-
geſinnete Gemuͤther auslegen) oder ſind mei-
ne Anſchlaͤge fleiſchlich?
(daß ich aus fleiſch-
lichen Abſichten etwas vornehme, oder den Vor-
ſatz aͤndere:) Nicht alſo, ſondern bey mir iſt
ja ja, nein nein.
(Gr. Habe ich denn, was ich
gewolt, nach dem Fleiſche gewolt, alſo daß bey
mir (in einerley Sache bald) ſeye ja ja, und
(bald) nein, nein! Es gehoͤren demnach dieſe
letztern Worte noch mit zu dem Vorwurf.

V. 18.

Aber o ein treuer GOtt (GOtt iſt ge-
treu, der mich davor bewahret hat) daß mein
Wort bey euch
(ſo ich muͤndlich an euch ge-
habt und euch vorgetragen habe) nicht ja und
nein
(oder ungewiß und unbeſtaͤndig geweſen:
wie einige Widerſacher vorgegeben, die da nicht
allein die aus guten Gruͤnden geſchehene Aende-
rung des Vorſatzes von der Wiederkunft ſo gar
uͤbel gedeutet, ſondern daraus auch gar den
ſeindſeligſten Schluß auf ſeine gantze Lehre, als
[Spaltenumbruch] haͤtte man ſich der Unbeſtaͤndigkeit wegen darauf
gar nicht zu verlaſſen, gemachet haben. Dar-
aus man ſiehet, was fuͤr verkehrten Urtheilen
auch die beſten Handlungen rechtſchaffner Knech-
te GOttes unterworfen ſind.)

V. 19.

Denn der Sohn GOttes, JESUS
CHriſtus, der unter euch durch uns ge-
prediget iſt durch mich, Silvanum
(Si-
lam) und Timotheum (beyde Gefehrten und
Gehuͤlfen am Evangelio) der war nicht ja und
nein
(iſt nicht unbeſtaͤndiger Weiſe verkuͤndiget,
alſo daß wir mit einiger Ungewißheit und einiger
Contradiction von ihm etwas vorgetragen haͤt-
ten) ſondern es war (unſer Vortrag, oder al-
les) ja in ihm (voller Gewißheit, alſo daß wir
von ihm in aller Glaubens-Freudigkeit gepredi-
get haben.)

V. 20.

Denn alle Verheiſſungen GOttes ſind
ja in ihm, und ſind Amen in ihm
(gleichwie
ſie alle auf ihn gehen, und auf ihn gegruͤndet
ſind; ſo haben ſie auch in ihm ihre Erfuͤllung)
GOtt zu Lobe durch uns (von welchen ſein
Name daruͤber verherrlichet werden ſolte.)

Anmerckung.

Die Verheiſſungen ſind das Evangelium
von der Wiederbringung unſers Heils. Da
nun JEſus CHriſtus der Wiederbringer des
Heils iſt, und davon den Namen des Heilandes
hat: ſo lieget in ihm das gantze Evangelium.
Demnach muß man ſich ja zu CHriſto halten,
wenn man auch an ſich dieſe und jene Verheiſ-
ſung in der Erfuͤllung ſehen will.

V. 21.

GOtt iſts aber, der uns beveſtiget
ſamt euch in Chriſtum
(εις τὸν χριϛὸν, auf
CHriſtum, daß unſer Glaube in aller Gewiß-
heit auf ihn gerichtet iſt und bleibet, ohne mit
einer Wanckelmuͤthigkeit von ihm bald diß und
das zu glauben und zu bejahen; wie ich faͤlſch-
lich beſchuldiget werde) und uns geſalbet (mit
ſeinem Heiligen Geiſte, alſo daß wir die Ge-
wißheit nicht von uns haben, ſondern aus der
Erleuchtung und Verſicherung des Heiligen
Geiſtes, der uns dißfals in alle Wahrheit
leitet.)

Anmerckungen.
1. Anfangen im Chriſtenthum iſt gut,
aber beharren noch beſſer, und nothwendig.
Dazu aber iſt die Beveſtigung noͤthig. Dieſe
koͤmmt nun zwar von GOtt, aber in der Ord-
nung der wuͤrdigen Annehmung, daß man die
empfangne Gnade getreulich anlege und ge-
brauche.
2. Die Beveſtigung wird hie nicht al-
lein von den Lehrern, ſondern auch von Zuhoͤ-
rern geſaget. Dannenhero ſollen Zuhoͤrer nicht
an dem Vortrage und dabey an der Auctoritaͤt
der Lehrer, wenn ſie auch ſchon rechtſchaffen
ſind, hangen bleiben, daß, was ſie annehmen,
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dern das Wort laſſen recht in ſich, und in
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[353/0381] Cap. 1, 16-21. an die Corinthier. ſus im Vorſatze behalten und ihnen auch wol vielleicht muͤndlich durch die, welche zwiſchen Epheſus und Corinthus zu Waſſer haͤufig ab und zu reiſeten, haben ſagen laſſen. Da er aber zu Epheſus laͤnger aufgehalten wurde, als er vermeinet hatte, nemlich bey drey Jahre hin- durch (ſiehe Ap. Geſch. 20, 34.) und ihme un- ter deſſen manche unangenehme Nachricht von ſo mancher in der Corinthiſchen Gemeine ent- ſtandenen Unordnung war hinterbracht worden, und er daher Bedencken trug vor derſelben Ab- ſtellung zu ihnen zu kommen; ſo aͤnderte er ſei- nen Vorſatz, und, an ſtatt deſſen, daß er uͤber Corinthus haͤtte nach Macedonien gehen ſollen, ſchrieb er den erſten Brief an die Corinthier, zeigete darinnen am Ende an, daß er erſt wer- de nach Macedonien reiſen, und von da zu ihnen kommen: um ihnen indeſſen mehrere Zeit zu laſ- ſen, theils zu der ihnen anbefohlnen Collecte fuͤr die Gemeine zu Jeruſalem, theils zur Abſtellung unterſchiedlicher an ihnen beſtrafeten Unordnun- gen; mit hinzugethaner Anzeige, daß er, wenn er von Macedonien aus hernach zu ihnen kom- men wuͤrde, ſodann etwas laͤnger bey ihnen wuͤrde bleiben koͤnnen. So unſchuldig nun gleich eben dieſes Verfahren war, ſo ſehr ward es Paulo doch von einigen unruhigen Geiſtern gemißdeutet, daß er ſeinem Verſprechen nicht ſey nachgekommen: alſo daß ſie daraus widri- ge Schluͤſſe gemachet haben. Dannenhero ſich der Apoſtel genoͤthiget gefunden, dißfals ſeine Unſchuld anzuzeigen. Welches denn nun in dem nachfolgenden geſchiehet. Wenn man nun anmercket, daß Paulus ſchon zweymal in Bereitſchaft geſtanden, nach Corinthus zu kom- men, ſo kan man daher erkennen, warum er unten c. 12, 14. ſchreibt, er ſey nun zum drit- ten mal zur Uberkunft bereit. V. 17. Habe ich aber einer Leichtfertigkeit, (Leichtſinnigkeit, oder Falſchheit und Verſtel- lung) gebrauchet, da ich ſolches gedachte (βουλευόμενος, gewolt, und euch verſprochen, aber nicht gehalten; wie es mir einige widrig- geſinnete Gemuͤther auslegen) oder ſind mei- ne Anſchlaͤge fleiſchlich? (daß ich aus fleiſch- lichen Abſichten etwas vornehme, oder den Vor- ſatz aͤndere:) Nicht alſo, ſondern bey mir iſt ja ja, nein nein. (Gr. Habe ich denn, was ich gewolt, nach dem Fleiſche gewolt, alſo daß bey mir (in einerley Sache bald) ſeye ja ja, und (bald) nein, nein! Es gehoͤren demnach dieſe letztern Worte noch mit zu dem Vorwurf. V. 18. Aber o ein treuer GOtt (GOtt iſt ge- treu, der mich davor bewahret hat) daß mein Wort bey euch (ſo ich muͤndlich an euch ge- habt und euch vorgetragen habe) nicht ja und nein (oder ungewiß und unbeſtaͤndig geweſen: wie einige Widerſacher vorgegeben, die da nicht allein die aus guten Gruͤnden geſchehene Aende- rung des Vorſatzes von der Wiederkunft ſo gar uͤbel gedeutet, ſondern daraus auch gar den ſeindſeligſten Schluß auf ſeine gantze Lehre, als haͤtte man ſich der Unbeſtaͤndigkeit wegen darauf gar nicht zu verlaſſen, gemachet haben. Dar- aus man ſiehet, was fuͤr verkehrten Urtheilen auch die beſten Handlungen rechtſchaffner Knech- te GOttes unterworfen ſind.) V. 19. Denn der Sohn GOttes, JESUS CHriſtus, der unter euch durch uns ge- prediget iſt durch mich, Silvanum (Si- lam) und Timotheum (beyde Gefehrten und Gehuͤlfen am Evangelio) der war nicht ja und nein (iſt nicht unbeſtaͤndiger Weiſe verkuͤndiget, alſo daß wir mit einiger Ungewißheit und einiger Contradiction von ihm etwas vorgetragen haͤt- ten) ſondern es war (unſer Vortrag, oder al- les) ja in ihm (voller Gewißheit, alſo daß wir von ihm in aller Glaubens-Freudigkeit gepredi- get haben.) V. 20. Denn alle Verheiſſungen GOttes ſind ja in ihm, und ſind Amen in ihm (gleichwie ſie alle auf ihn gehen, und auf ihn gegruͤndet ſind; ſo haben ſie auch in ihm ihre Erfuͤllung) GOtt zu Lobe durch uns (von welchen ſein Name daruͤber verherrlichet werden ſolte.) Anmerckung. Die Verheiſſungen ſind das Evangelium von der Wiederbringung unſers Heils. Da nun JEſus CHriſtus der Wiederbringer des Heils iſt, und davon den Namen des Heilandes hat: ſo lieget in ihm das gantze Evangelium. Demnach muß man ſich ja zu CHriſto halten, wenn man auch an ſich dieſe und jene Verheiſ- ſung in der Erfuͤllung ſehen will. V. 21. GOtt iſts aber, der uns beveſtiget ſamt euch in Chriſtum (εις τὸν χριϛὸν, auf CHriſtum, daß unſer Glaube in aller Gewiß- heit auf ihn gerichtet iſt und bleibet, ohne mit einer Wanckelmuͤthigkeit von ihm bald diß und das zu glauben und zu bejahen; wie ich faͤlſch- lich beſchuldiget werde) und uns geſalbet (mit ſeinem Heiligen Geiſte, alſo daß wir die Ge- wißheit nicht von uns haben, ſondern aus der Erleuchtung und Verſicherung des Heiligen Geiſtes, der uns dißfals in alle Wahrheit leitet.) Anmerckungen. 1. Anfangen im Chriſtenthum iſt gut, aber beharren noch beſſer, und nothwendig. Dazu aber iſt die Beveſtigung noͤthig. Dieſe koͤmmt nun zwar von GOtt, aber in der Ord- nung der wuͤrdigen Annehmung, daß man die empfangne Gnade getreulich anlege und ge- brauche. 2. Die Beveſtigung wird hie nicht al- lein von den Lehrern, ſondern auch von Zuhoͤ- rern geſaget. Dannenhero ſollen Zuhoͤrer nicht an dem Vortrage und dabey an der Auctoritaͤt der Lehrer, wenn ſie auch ſchon rechtſchaffen ſind, hangen bleiben, daß, was ſie annehmen, ſie ihres Vortrages willen annehmen, ſon- dern das Wort laſſen recht in ſich, und in ihnen Y y

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/381>, abgerufen am 24.11.2024.