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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 1, v. 4-9. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] unvermeidlich sey. Wiewol sich doch bey diesen
eine solche Dispensation GOttes befindet, daß,
was äussere Leiden betrift, manche Seelen, wo
nicht gäntzlich, doch auf mehrere Zeit damit ver-
schont bleiben: denen es doch aber an innern
Prüfungen nicht zu fehlen pfleget.
2. Tröstet GOTT in allem Trübsal, so
sey getrost in allem Leiden, und siehe darinnen auf
den GOTT alles Trostes, nach v. 3.
3. Das Kennzeichen eines wahren Tro-
stes
ist, daß er den Betrübten nicht allein aufrich-
tet, sondern auch, wie an Pauli Exempel zu se-
hen, heiliget, und sein Hertz und Mund in ein
Lob GOttes resolviret, daß man sagen kan mit
Paulo: Gelobet sey GOtt etc. v. 3. und mit
David: Wenn du mein Hertz tröstest, so
laufe ich den Weg deiner Gebote.
Ps. 119,
32. Da hingegen ein fälschlich angemaßter Trost
das unlautere Hertz nur unlauterer machet, auch
nicht haftet, sondern ist wie ein neuer Lappe auf
ein zerrissenes altes Kleid.
4. Die Theologia ascetica ist auch paracle-
tica:
das ist, die Ubung des thätigen Christen-
thums bringet Leiden; und die Leiden führen den
wahren göttlichen Trost mit sich. Und also cha-
racterisir
et sich dieser auch am besten durch ge-
dachte Ubung.
5. Die Theologia paracletica ist experi-
mentalis,
das ist, wer andere trösten will, muß
selbst in allerley Leiden die Kraft des Trostes em-
pfunden haben. Denn sonst ist er gemeiniglich
nur ein leidiger Tröster. Er bringet zwar wol
einige Trost-Gründe und Trost-Sprüche her-
vor, die auch in gewissen Fällen und bey man-
chen Seelen ihren Segen haben können: allein
er weiß sie doch nicht recht zu appliciren: noch
weniger weiß er den Betrübten aus eigner Er-
fahrung recht an das Hertze zu reden. Ja es ist
ein solcher falscher Tröster oft so blind, daß er
nicht einmal das eigentliche Creutz CHristi von
den gemeinen und selbst gemachten Leiden recht
unterscheiden kan. Auch handelt er oft so gar
verkehrt, daß er tröstet, die er mit Vorhaltung
des Gesetzes noch erst betrüben, oder zur Betrüb-
niß über ihre Sünde bringen solte: und hinge-
gen oft betrübet, und noch mehr niederschläget,
die er zu trösten und aufzurichten hätte. Vor
solchen unerfahrnen Aertzten haben sich Betrübte
und angefochtene Seelen zu hüten.
6. Was Paulus von sich saget, das gilt in
gewisser masse auch von allen andern rechtschaf-
fenen Christen; nemlich daß sie, wenn sie nach
dem göttlichen Worte aus eigner Erfahrung
wissen, was die Leiden und die Tröstungen wah-
rer Christen sind, sie auch, im Umgange mit an-
dern Ungeübten, diese durch ihre tröstliche Er-
weckung erbauen können, und nach ihrer Chri-
sten-Pflicht zu erwecken haben.
V. 5.

Denn gleichwie wir des Leidens Chri-
sti viel haben, also werden wir auch reich-
lich getröstet durch Christum.

Anmerckung.

Jn den Leiden und Tröstungen liegt ein
[Spaltenumbruch] vierfacher Character von der Göttlichkeit oder
göttlichen Wahrheit der Christlichen Re-
ligion. Erstlich
dieser: daß die Christen da-
von sich dergestalt überzeuget halten, daß sie, bey
Verläugnung irdischer Vortheile, alles Leiden,
ja den Tod selbst, über sich nehmen. Zum an-
dern
dieser: daß sie an den göttlichen Tröstun-
gen
das Reich GOttes schon in dieser Zeit in
sich haben, und dadurch auch ihres zeitlichen Le-
bens in GOTT schon froh werden. Und drit-
tens:
daß die Tröstungen eine Proportion ha-
ben gegen die Leiden, ja daß, was der ihr selbst
gelassenen menschlichen Natur unmöglich ist, die
Tröstungen solches alles nicht allein erträglich,
sondern auch leicht machen. Worinnen sich
gewißlich eine rechte wunderthätige Kraft GOt-
tes hervor thut, also, daß man die Wunder GOt-
tes sonderlich im Geheimnisse des Creutzes
und an den Märtyrern zu sehen und zu finden
hat. Und endlich viertens, daß die aufs härte-
ste Verfolgete, dennoch gegen ihre ärgesten Fein-
de eine aufrichtige und hertzliche Liebe behalten
haben. Jm übrigen hat man hiebey zu conferi-
ren Ps. 34, 10. 94, 19. Rom. 5, 2. seqq. 8, 17.
2 Cor. 4, 10. 17. Col. 1, 24.

V. 6.

Wir haben aber Trübsal, oder Trost,
so geschiehet es euch zu Gute
(also, daß ihr es
euch zu Gute, oder zu Nutzen machen könnet.)
Jsts Trübsal, so geschichts euch zu Trost
und Heil,
(daß ihr an meinem Exempel sehen,
und, wenn euch dergleichen in seiner Masse be-
gegnet, damit aufrichten, und gleichen Trost ge-
wärtig seyn könnet) welches Heil beweiset
sich, so ihr leidet mit Geduld, dermassen,
wie wir leiden. Jsts Trost, so geschichts
euch auch zu Trost und Heil
(als welches ihr
euch werdet recht lieb seyn lassen, und in solcher
Ordnung eures Heils desto freudiger wahrneh-
men, da ihr, was GOtt an mir thut, ansehet
und annehmet, als thäte er es euch selbst.)

V. 7.

Und stehet unsere Hoffnung veste für
euch,
(daß ihr, was uns begegnet, zu eurem
Besten euch werdet dienen lassen, und daß ihr
euch auch des Evangelii nicht schämen, sondern
dergleichen Leiden zur Empfindung und Ver-
mehrung des Trostes zum Heil anwenden wer-
det:) dieweil wir wissen, daß, wie ihr des
Leidens theilhaftig seyd, so werdet ihr
auch des Trostes theilhaftig seyn
(nach der
grossen Treue GOttes, nach welcher er die Lei-
den mit innerlichem Trost und mit vieler Erqui-
ckung zu versüssen pfleget.)

V. 8. 9.

Denn wir wollen euch nicht verhal-
ten, lieben Brüder, unsere Trübsal, die
uns in Asien widerfahren ist, da wir über
die Masse beschweret waren und über

(menschliche oder gemeine) Macht (und Kraft
es auszustehen) also, daß wir uns auch des
Lebens erwogen
(menschlicher Weise den Tod
vor Augen sahen.) V. 9. Und bey uns be-

schlos-
X x 3
Cap. 1, v. 4-9. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] unvermeidlich ſey. Wiewol ſich doch bey dieſen
eine ſolche Diſpenſation GOttes befindet, daß,
was aͤuſſere Leiden betrift, manche Seelen, wo
nicht gaͤntzlich, doch auf mehrere Zeit damit ver-
ſchont bleiben: denen es doch aber an innern
Pruͤfungen nicht zu fehlen pfleget.
2. Troͤſtet GOTT in allem Truͤbſal, ſo
ſey getroſt in allem Leiden, und ſiehe darinnen auf
den GOTT alles Troſtes, nach v. 3.
3. Das Kennzeichen eines wahren Tro-
ſtes
iſt, daß er den Betruͤbten nicht allein aufrich-
tet, ſondern auch, wie an Pauli Exempel zu ſe-
hen, heiliget, und ſein Hertz und Mund in ein
Lob GOttes reſolviret, daß man ſagen kan mit
Paulo: Gelobet ſey GOtt ꝛc. v. 3. und mit
David: Wenn du mein Hertz troͤſteſt, ſo
laufe ich den Weg deiner Gebote.
Pſ. 119,
32. Da hingegen ein faͤlſchlich angemaßter Troſt
das unlautere Hertz nur unlauterer machet, auch
nicht haftet, ſondern iſt wie ein neuer Lappe auf
ein zerriſſenes altes Kleid.
4. Die Theologia aſcetica iſt auch paracle-
tica:
das iſt, die Ubung des thaͤtigen Chriſten-
thums bringet Leiden; und die Leiden fuͤhren den
wahren goͤttlichen Troſt mit ſich. Und alſo cha-
racteriſir
et ſich dieſer auch am beſten durch ge-
dachte Ubung.
5. Die Theologia paracletica iſt experi-
mentalis,
das iſt, wer andere troͤſten will, muß
ſelbſt in allerley Leiden die Kraft des Troſtes em-
pfunden haben. Denn ſonſt iſt er gemeiniglich
nur ein leidiger Troͤſter. Er bringet zwar wol
einige Troſt-Gruͤnde und Troſt-Spruͤche her-
vor, die auch in gewiſſen Faͤllen und bey man-
chen Seelen ihren Segen haben koͤnnen: allein
er weiß ſie doch nicht recht zu appliciren: noch
weniger weiß er den Betruͤbten aus eigner Er-
fahrung recht an das Hertze zu reden. Ja es iſt
ein ſolcher falſcher Troͤſter oft ſo blind, daß er
nicht einmal das eigentliche Creutz CHriſti von
den gemeinen und ſelbſt gemachten Leiden recht
unterſcheiden kan. Auch handelt er oft ſo gar
verkehrt, daß er troͤſtet, die er mit Vorhaltung
des Geſetzes noch erſt betruͤben, oder zur Betruͤb-
niß uͤber ihre Suͤnde bringen ſolte: und hinge-
gen oft betruͤbet, und noch mehr niederſchlaͤget,
die er zu troͤſten und aufzurichten haͤtte. Vor
ſolchen unerfahrnen Aertzten haben ſich Betruͤbte
und angefochtene Seelen zu huͤten.
6. Was Paulus von ſich ſaget, das gilt in
gewiſſer maſſe auch von allen andern rechtſchaf-
fenen Chriſten; nemlich daß ſie, wenn ſie nach
dem goͤttlichen Worte aus eigner Erfahrung
wiſſen, was die Leiden und die Troͤſtungen wah-
rer Chriſten ſind, ſie auch, im Umgange mit an-
dern Ungeuͤbten, dieſe durch ihre troͤſtliche Er-
weckung erbauen koͤnnen, und nach ihrer Chri-
ſten-Pflicht zu erwecken haben.
V. 5.

Denn gleichwie wir des Leidens Chri-
ſti viel haben, alſo werden wir auch reich-
lich getroͤſtet durch Chriſtum.

Anmerckung.

Jn den Leiden und Troͤſtungen liegt ein
[Spaltenumbruch] vierfacher Character von der Goͤttlichkeit oder
goͤttlichen Wahrheit der Chriſtlichen Re-
ligion. Erſtlich
dieſer: daß die Chriſten da-
von ſich dergeſtalt uͤberzeuget halten, daß ſie, bey
Verlaͤugnung irdiſcher Vortheile, alles Leiden,
ja den Tod ſelbſt, uͤber ſich nehmen. Zum an-
dern
dieſer: daß ſie an den goͤttlichen Troͤſtun-
gen
das Reich GOttes ſchon in dieſer Zeit in
ſich haben, und dadurch auch ihres zeitlichen Le-
bens in GOTT ſchon froh werden. Und drit-
tens:
daß die Troͤſtungen eine Proportion ha-
ben gegen die Leiden, ja daß, was der ihr ſelbſt
gelaſſenen menſchlichen Natur unmoͤglich iſt, die
Troͤſtungen ſolches alles nicht allein ertraͤglich,
ſondern auch leicht machen. Worinnen ſich
gewißlich eine rechte wunderthaͤtige Kraft GOt-
tes hervor thut, alſo, daß man die Wunder GOt-
tes ſonderlich im Geheimniſſe des Creutzes
und an den Maͤrtyrern zu ſehen und zu finden
hat. Und endlich viertens, daß die aufs haͤrte-
ſte Verfolgete, dennoch gegen ihre aͤrgeſten Fein-
de eine aufrichtige und hertzliche Liebe behalten
haben. Jm uͤbrigen hat man hiebey zu conferi-
ren Pſ. 34, 10. 94, 19. Rom. 5, 2. ſeqq. 8, 17.
2 Cor. 4, 10. 17. Col. 1, 24.

V. 6.

Wir haben aber Truͤbſal, oder Troſt,
ſo geſchiehet es euch zu Gute
(alſo, daß ihr es
euch zu Gute, oder zu Nutzen machen koͤnnet.)
Jſts Truͤbſal, ſo geſchichts euch zu Troſt
und Heil,
(daß ihr an meinem Exempel ſehen,
und, wenn euch dergleichen in ſeiner Maſſe be-
gegnet, damit aufrichten, und gleichen Troſt ge-
waͤrtig ſeyn koͤnnet) welches Heil beweiſet
ſich, ſo ihr leidet mit Geduld, dermaſſen,
wie wir leiden. Jſts Troſt, ſo geſchichts
euch auch zu Troſt und Heil
(als welches ihr
euch werdet recht lieb ſeyn laſſen, und in ſolcher
Ordnung eures Heils deſto freudiger wahrneh-
men, da ihr, was GOtt an mir thut, anſehet
und annehmet, als thaͤte er es euch ſelbſt.)

V. 7.

Und ſtehet unſere Hoffnung veſte fuͤr
euch,
(daß ihr, was uns begegnet, zu eurem
Beſten euch werdet dienen laſſen, und daß ihr
euch auch des Evangelii nicht ſchaͤmen, ſondern
dergleichen Leiden zur Empfindung und Ver-
mehrung des Troſtes zum Heil anwenden wer-
det:) dieweil wir wiſſen, daß, wie ihr des
Leidens theilhaftig ſeyd, ſo werdet ihr
auch des Troſtes theilhaftig ſeyn
(nach der
groſſen Treue GOttes, nach welcher er die Lei-
den mit innerlichem Troſt und mit vieler Erqui-
ckung zu verſuͤſſen pfleget.)

V. 8. 9.

Denn wir wollen euch nicht verhal-
ten, lieben Bruͤder, unſere Truͤbſal, die
uns in Aſien widerfahren iſt, da wir uͤber
die Maſſe beſchweret waren und uͤber

(menſchliche oder gemeine) Macht (und Kraft
es auszuſtehen) alſo, daß wir uns auch des
Lebens erwogen
(menſchlicher Weiſe den Tod
vor Augen ſahen.) V. 9. Und bey uns be-

ſchloſ-
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[349/0377] Cap. 1, v. 4-9. an die Corinthier. unvermeidlich ſey. Wiewol ſich doch bey dieſen eine ſolche Diſpenſation GOttes befindet, daß, was aͤuſſere Leiden betrift, manche Seelen, wo nicht gaͤntzlich, doch auf mehrere Zeit damit ver- ſchont bleiben: denen es doch aber an innern Pruͤfungen nicht zu fehlen pfleget. 2. Troͤſtet GOTT in allem Truͤbſal, ſo ſey getroſt in allem Leiden, und ſiehe darinnen auf den GOTT alles Troſtes, nach v. 3. 3. Das Kennzeichen eines wahren Tro- ſtes iſt, daß er den Betruͤbten nicht allein aufrich- tet, ſondern auch, wie an Pauli Exempel zu ſe- hen, heiliget, und ſein Hertz und Mund in ein Lob GOttes reſolviret, daß man ſagen kan mit Paulo: Gelobet ſey GOtt ꝛc. v. 3. und mit David: Wenn du mein Hertz troͤſteſt, ſo laufe ich den Weg deiner Gebote. Pſ. 119, 32. Da hingegen ein faͤlſchlich angemaßter Troſt das unlautere Hertz nur unlauterer machet, auch nicht haftet, ſondern iſt wie ein neuer Lappe auf ein zerriſſenes altes Kleid. 4. Die Theologia aſcetica iſt auch paracle- tica: das iſt, die Ubung des thaͤtigen Chriſten- thums bringet Leiden; und die Leiden fuͤhren den wahren goͤttlichen Troſt mit ſich. Und alſo cha- racteriſiret ſich dieſer auch am beſten durch ge- dachte Ubung. 5. Die Theologia paracletica iſt experi- mentalis, das iſt, wer andere troͤſten will, muß ſelbſt in allerley Leiden die Kraft des Troſtes em- pfunden haben. Denn ſonſt iſt er gemeiniglich nur ein leidiger Troͤſter. Er bringet zwar wol einige Troſt-Gruͤnde und Troſt-Spruͤche her- vor, die auch in gewiſſen Faͤllen und bey man- chen Seelen ihren Segen haben koͤnnen: allein er weiß ſie doch nicht recht zu appliciren: noch weniger weiß er den Betruͤbten aus eigner Er- fahrung recht an das Hertze zu reden. Ja es iſt ein ſolcher falſcher Troͤſter oft ſo blind, daß er nicht einmal das eigentliche Creutz CHriſti von den gemeinen und ſelbſt gemachten Leiden recht unterſcheiden kan. Auch handelt er oft ſo gar verkehrt, daß er troͤſtet, die er mit Vorhaltung des Geſetzes noch erſt betruͤben, oder zur Betruͤb- niß uͤber ihre Suͤnde bringen ſolte: und hinge- gen oft betruͤbet, und noch mehr niederſchlaͤget, die er zu troͤſten und aufzurichten haͤtte. Vor ſolchen unerfahrnen Aertzten haben ſich Betruͤbte und angefochtene Seelen zu huͤten. 6. Was Paulus von ſich ſaget, das gilt in gewiſſer maſſe auch von allen andern rechtſchaf- fenen Chriſten; nemlich daß ſie, wenn ſie nach dem goͤttlichen Worte aus eigner Erfahrung wiſſen, was die Leiden und die Troͤſtungen wah- rer Chriſten ſind, ſie auch, im Umgange mit an- dern Ungeuͤbten, dieſe durch ihre troͤſtliche Er- weckung erbauen koͤnnen, und nach ihrer Chri- ſten-Pflicht zu erwecken haben. V. 5. Denn gleichwie wir des Leidens Chri- ſti viel haben, alſo werden wir auch reich- lich getroͤſtet durch Chriſtum. Anmerckung. Jn den Leiden und Troͤſtungen liegt ein vierfacher Character von der Goͤttlichkeit oder goͤttlichen Wahrheit der Chriſtlichen Re- ligion. Erſtlich dieſer: daß die Chriſten da- von ſich dergeſtalt uͤberzeuget halten, daß ſie, bey Verlaͤugnung irdiſcher Vortheile, alles Leiden, ja den Tod ſelbſt, uͤber ſich nehmen. Zum an- dern dieſer: daß ſie an den goͤttlichen Troͤſtun- gen das Reich GOttes ſchon in dieſer Zeit in ſich haben, und dadurch auch ihres zeitlichen Le- bens in GOTT ſchon froh werden. Und drit- tens: daß die Troͤſtungen eine Proportion ha- ben gegen die Leiden, ja daß, was der ihr ſelbſt gelaſſenen menſchlichen Natur unmoͤglich iſt, die Troͤſtungen ſolches alles nicht allein ertraͤglich, ſondern auch leicht machen. Worinnen ſich gewißlich eine rechte wunderthaͤtige Kraft GOt- tes hervor thut, alſo, daß man die Wunder GOt- tes ſonderlich im Geheimniſſe des Creutzes und an den Maͤrtyrern zu ſehen und zu finden hat. Und endlich viertens, daß die aufs haͤrte- ſte Verfolgete, dennoch gegen ihre aͤrgeſten Fein- de eine aufrichtige und hertzliche Liebe behalten haben. Jm uͤbrigen hat man hiebey zu conferi- ren Pſ. 34, 10. 94, 19. Rom. 5, 2. ſeqq. 8, 17. 2 Cor. 4, 10. 17. Col. 1, 24. V. 6. Wir haben aber Truͤbſal, oder Troſt, ſo geſchiehet es euch zu Gute (alſo, daß ihr es euch zu Gute, oder zu Nutzen machen koͤnnet.) Jſts Truͤbſal, ſo geſchichts euch zu Troſt und Heil, (daß ihr an meinem Exempel ſehen, und, wenn euch dergleichen in ſeiner Maſſe be- gegnet, damit aufrichten, und gleichen Troſt ge- waͤrtig ſeyn koͤnnet) welches Heil beweiſet ſich, ſo ihr leidet mit Geduld, dermaſſen, wie wir leiden. Jſts Troſt, ſo geſchichts euch auch zu Troſt und Heil (als welches ihr euch werdet recht lieb ſeyn laſſen, und in ſolcher Ordnung eures Heils deſto freudiger wahrneh- men, da ihr, was GOtt an mir thut, anſehet und annehmet, als thaͤte er es euch ſelbſt.) V. 7. Und ſtehet unſere Hoffnung veſte fuͤr euch, (daß ihr, was uns begegnet, zu eurem Beſten euch werdet dienen laſſen, und daß ihr euch auch des Evangelii nicht ſchaͤmen, ſondern dergleichen Leiden zur Empfindung und Ver- mehrung des Troſtes zum Heil anwenden wer- det:) dieweil wir wiſſen, daß, wie ihr des Leidens theilhaftig ſeyd, ſo werdet ihr auch des Troſtes theilhaftig ſeyn (nach der groſſen Treue GOttes, nach welcher er die Lei- den mit innerlichem Troſt und mit vieler Erqui- ckung zu verſuͤſſen pfleget.) V. 8. 9. Denn wir wollen euch nicht verhal- ten, lieben Bruͤder, unſere Truͤbſal, die uns in Aſien widerfahren iſt, da wir uͤber die Maſſe beſchweret waren und uͤber (menſchliche oder gemeine) Macht (und Kraft es auszuſtehen) alſo, daß wir uns auch des Lebens erwogen (menſchlicher Weiſe den Tod vor Augen ſahen.) V. 9. Und bey uns be- ſchloſ- X x 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/377>, abgerufen am 24.11.2024.