Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
Historische und exegetische Einleitung
Historische und Exegetische
Einleitung
in den andern Brief Pauli
an die Corinthier.
I. Die Historische Nachricht.

Jnnhalt.
[Spaltenumbruch] Die Zeit, wenn dieser Brief geschrieben/ das Jahr
CHristi 57. §. I.
Der Ort, wo er geschrieben, Philippen in Macedo-
nien §. II.
Die Veranlassung ist vielerley §. III.
Der Jnnhalt ist auch mancherley §. IV.
[Spaltenumbruch] Die Haupt-Materien sind zum Voraus wohl zu mer-
cken §. V.
Und die schweren Oerter §. VI.
Die Vortreflichkeit und der besondere Nutze dieses Brie-
fes §. VII.
Wie der Leser dazu beschaffen seyn soll §. VIII.

§. I.

[Spaltenumbruch]

DJe Zeit, wenn dieser Brief ge-
schrieben, ist gewesen noch eben
dasselbe Jahr, in welchem der
Apostel den ersten Brief an die
Corinthier gesandt hatte; daß
also kein volles Jahr, oder doch nichts mehr
darzwischen gewesen. Da nun der erste Brief
in das Jahr CHristi 56. und der Bekehrung
Pauli 20. zu setzen ist, so gehöret dieser ins Jahr
CHristi 57. und des Apostel-Amts Pauli 21.
Daß der erste Brief bald auf den andern ge-
folget, siehet man erstlich überhaupt aus dem
Jnnhalt desselben, in so fern sich derselbe auf
die gesegnete Frucht des erstern Briefes beziehet
und darinnen die liebreiche Aufnahme derjeni-
gen Person, welche mit der Blut-Schande ein
grosses Aergerniß gegeben hatte, und sich durch
die ergangene Kirchen-Zucht hatte gewinnen las-
sen, anbefiehlet cap. 2, 6. seqq. Jnsonderheit
aber ist es zu ersehen aus c. 8, 10. 9, 2. da er die
in dem ersten Briefe recommendirte und auch
wircklich veranstaltete Beysteuer also beschreibet,
daß er den Corinthiern das Zeugniß giebet, daß
sie damit schon im vorigen Jahre den Anfang ge-
machet hätten.

§. II. Der Ort, wo dieser Brief ge-
schrieben, ist gewesen Macedonien, und darin-
nen vermuthlich die Haupt-Stadt Philippen,
nachdem er, seinem am Ende des ersten Brie-
fes bezeugeten Vorsatze nach, aus Asien, von
Ephesus dahin gereiset war. Um dieses desto
gewisser zu erkennen, so mercke man folgendes:
1. Paulus war zwar willens gewesen, von E-
phesus erst nach Corinthen zu kommen, und von
da in Macedonien zu reisen: er hatte aber ge-
wisser Ursachen wegen solchen Vorsatz ändern
und erst nach Troade und von da in Macedonien
gehen müssen: welches er c. 1, 15. 16. 17. 2, 12.
[Spaltenumbruch] 13. anführet und zum besten gedeutet wissen will.
2. Paulus bezeuget, daß Titus von Corinthen
zu ihm nach Macedonien gekommen, und ihn
durch die gute Nachricht von der gesegneten
Frucht seines vorigen Briefes sehr erquicket ha-
be c. 7, 5, seqq. auch daß er bald darauf Titum
habe von dannen mit dem andern Briefe wieder
nach Corinthus zurück gesandt, sonderlich um
der angeordneten Steuer willen, um dieselbe
für die Gemeine zu Jerusalem vollends zu stan-
de zu bringen c. 8, 6. seqq. 16. seqq. 9, 3. 4. 5.
Hiezu kömmt 3. daß der Apostel, da er diesen
Brief schreibet, ausdrücklich gedencket, daß er
in Macedonien sey. cap. 8, 1. 9, 2. Und da er
sich allem Ansehen nach in der Haupt-Stadt,
zu Philippen aufgehalten; so trifft bey dieser
Epistel zu, was von den Schreibern vor Alters
am Ende derselben von diesem Orte gesetzet ist;
wie auch in dem, was dabey stehet, daß dieser
andere Brief durch Titum und Lucam nach Co-
rinthen gesandt worden.

§. III. Die Veranlassung dieses
Briefes ist sonderlich fünffach gewesen.

1. Die nicht erfüllete und also zu entschuldigen-
de Verheissung der frühen Uberkunft.
Denn Paulus hatte den Corinthiern kund
gethan, daß er von Ephesus gleich zu ihnen
kommen wolte: da aber solches nicht gesche-
hen können, und sie darüber einen Anstoß ge-
nommen hatten, so benimmt er ihnen solchen.
c. 1, 15. seqq. v. 23. 2, 1. 2.
2. Die Paulo durch Titum gebrachte erfreuli-
liche Nachricht
von der geschehenen recht-
schaffnen Besserung der Corinthier, und
darunter insonderheit dessen, der mit der
Blut-Schande ein so grosses Aergerniß an-
gerichtet hatte. Dannenhero er darüber sei-
ne Freude bezeuget, und die liebreiche Auf-
nahme
Hiſtoriſche und exegetiſche Einleitung
Hiſtoriſche und Exegetiſche
Einleitung
in den andern Brief Pauli
an die Corinthier.
I. Die Hiſtoriſche Nachricht.

Jnnhalt.
[Spaltenumbruch] Die Zeit, wenn dieſer Brief geſchrieben/ das Jahr
CHriſti 57. §. I.
Der Ort, wo er geſchrieben, Philippen in Macedo-
nien §. II.
Die Veranlaſſung iſt vielerley §. III.
Der Jnnhalt iſt auch mancherley §. IV.
[Spaltenumbruch] Die Haupt-Materien ſind zum Voraus wohl zu mer-
cken §. V.
Und die ſchweren Oerter §. VI.
Die Vortreflichkeit und der beſondere Nutze dieſes Brie-
fes §. VII.
Wie der Leſer dazu beſchaffen ſeyn ſoll §. VIII.

§. I.

[Spaltenumbruch]

DJe Zeit, wenn dieſer Brief ge-
ſchrieben, iſt geweſen noch eben
daſſelbe Jahr, in welchem der
Apoſtel den erſten Brief an die
Corinthier geſandt hatte; daß
alſo kein volles Jahr, oder doch nichts mehr
darzwiſchen geweſen. Da nun der erſte Brief
in das Jahr CHriſti 56. und der Bekehrung
Pauli 20. zu ſetzen iſt, ſo gehoͤret dieſer ins Jahr
CHriſti 57. und des Apoſtel-Amts Pauli 21.
Daß der erſte Brief bald auf den andern ge-
folget, ſiehet man erſtlich uͤberhaupt aus dem
Jnnhalt deſſelben, in ſo fern ſich derſelbe auf
die geſegnete Frucht des erſtern Briefes beziehet
und darinnen die liebreiche Aufnahme derjeni-
gen Perſon, welche mit der Blut-Schande ein
groſſes Aergerniß gegeben hatte, und ſich durch
die ergangene Kirchen-Zucht hatte gewinnen laſ-
ſen, anbefiehlet cap. 2, 6. ſeqq. Jnſonderheit
aber iſt es zu erſehen aus c. 8, 10. 9, 2. da er die
in dem erſten Briefe recommendirte und auch
wircklich veranſtaltete Beyſteuer alſo beſchreibet,
daß er den Corinthiern das Zeugniß giebet, daß
ſie damit ſchon im vorigen Jahre den Anfang ge-
machet haͤtten.

§. II. Der Ort, wo dieſer Brief ge-
ſchrieben, iſt geweſen Macedonien, und darin-
nen vermuthlich die Haupt-Stadt Philippen,
nachdem er, ſeinem am Ende des erſten Brie-
fes bezeugeten Vorſatze nach, aus Aſien, von
Epheſus dahin gereiſet war. Um dieſes deſto
gewiſſer zu erkennen, ſo mercke man folgendes:
1. Paulus war zwar willens geweſen, von E-
pheſus erſt nach Corinthen zu kommen, und von
da in Macedonien zu reiſen: er hatte aber ge-
wiſſer Urſachen wegen ſolchen Vorſatz aͤndern
und erſt nach Troade und von da in Macedonien
gehen muͤſſen: welches er c. 1, 15. 16. 17. 2, 12.
[Spaltenumbruch] 13. anfuͤhret und zum beſten gedeutet wiſſen will.
2. Paulus bezeuget, daß Titus von Corinthen
zu ihm nach Macedonien gekommen, und ihn
durch die gute Nachricht von der geſegneten
Frucht ſeines vorigen Briefes ſehr erquicket ha-
be c. 7, 5, ſeqq. auch daß er bald darauf Titum
habe von dannen mit dem andern Briefe wieder
nach Corinthus zuruͤck geſandt, ſonderlich um
der angeordneten Steuer willen, um dieſelbe
fuͤr die Gemeine zu Jeruſalem vollends zu ſtan-
de zu bringen c. 8, 6. ſeqq. 16. ſeqq. 9, 3. 4. 5.
Hiezu koͤmmt 3. daß der Apoſtel, da er dieſen
Brief ſchreibet, ausdruͤcklich gedencket, daß er
in Macedonien ſey. cap. 8, 1. 9, 2. Und da er
ſich allem Anſehen nach in der Haupt-Stadt,
zu Philippen aufgehalten; ſo trifft bey dieſer
Epiſtel zu, was von den Schreibern vor Alters
am Ende derſelben von dieſem Orte geſetzet iſt;
wie auch in dem, was dabey ſtehet, daß dieſer
andere Brief durch Titum und Lucam nach Co-
rinthen geſandt worden.

§. III. Die Veranlaſſung dieſes
Briefes iſt ſonderlich fuͤnffach geweſen.

1. Die nicht erfuͤllete und alſo zu entſchuldigen-
de Verheiſſung der fruͤhen Uberkunft.
Denn Paulus hatte den Corinthiern kund
gethan, daß er von Epheſus gleich zu ihnen
kommen wolte: da aber ſolches nicht geſche-
hen koͤnnen, und ſie daruͤber einen Anſtoß ge-
nommen hatten, ſo benimmt er ihnen ſolchen.
c. 1, 15. ſeqq. v. 23. 2, 1. 2.
2. Die Paulo durch Titum gebrachte erfreuli-
liche Nachricht
von der geſchehenen recht-
ſchaffnen Beſſerung der Corinthier, und
darunter inſonderheit deſſen, der mit der
Blut-Schande ein ſo groſſes Aergerniß an-
gerichtet hatte. Dannenhero er daruͤber ſei-
ne Freude bezeuget, und die liebreiche Auf-
nahme
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0372" n="344"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hi&#x017F;tori&#x017F;che und <hi rendition="#aq">exegeti</hi>&#x017F;che Einleitung</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Hi&#x017F;tori&#x017F;che und <hi rendition="#aq">Exegeti</hi>&#x017F;che<lb/>
Einleitung<lb/>
in den andern Brief Pauli<lb/>
an die Corinthier.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Die Hi&#x017F;tori&#x017F;che Nachricht.</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p><hi rendition="#b"><hi rendition="#c">Jnnhalt.</hi></hi><lb/><cb/>
Die <hi rendition="#fr">Zeit,</hi> wenn die&#x017F;er Brief ge&#x017F;chrieben/ das Jahr<lb/>
CHri&#x017F;ti 57. §. <hi rendition="#aq">I.</hi><lb/>
Der <hi rendition="#fr">Ort,</hi> wo er ge&#x017F;chrieben, Philippen in Macedo-<lb/>
nien §. <hi rendition="#aq">II.</hi><lb/>
Die Veranla&#x017F;&#x017F;ung i&#x017F;t vielerley §. <hi rendition="#aq">III.</hi><lb/>
Der Jnnhalt i&#x017F;t auch mancherley §. <hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/><cb/>
Die Haupt-Materien &#x017F;ind zum Voraus wohl zu mer-<lb/>
cken §. <hi rendition="#aq">V.</hi><lb/>
Und die &#x017F;chweren Oerter §. <hi rendition="#aq">VI.</hi><lb/>
Die Vortreflichkeit und der be&#x017F;ondere Nutze die&#x017F;es Brie-<lb/>
fes §. <hi rendition="#aq">VII.</hi><lb/>
Wie der Le&#x017F;er dazu be&#x017F;chaffen &#x017F;eyn &#x017F;oll §. <hi rendition="#aq">VIII.</hi></p>
          </argument><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">§. <hi rendition="#aq">I.</hi></hi> </p><lb/>
          <cb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi><hi rendition="#fr">Je Zeit,</hi> wenn die&#x017F;er Brief ge-<lb/>
&#x017F;chrieben, i&#x017F;t gewe&#x017F;en noch eben<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe Jahr, in welchem der<lb/>
Apo&#x017F;tel den er&#x017F;ten Brief an die<lb/>
Corinthier ge&#x017F;andt hatte; daß<lb/>
al&#x017F;o kein volles Jahr, oder doch nichts mehr<lb/>
darzwi&#x017F;chen gewe&#x017F;en. Da nun der er&#x017F;te Brief<lb/>
in das Jahr CHri&#x017F;ti 56. und der Bekehrung<lb/>
Pauli 20. zu &#x017F;etzen i&#x017F;t, &#x017F;o geho&#x0364;ret die&#x017F;er ins Jahr<lb/>
CHri&#x017F;ti 57. und des Apo&#x017F;tel-Amts Pauli 21.<lb/>
Daß der er&#x017F;te Brief bald auf den andern ge-<lb/>
folget, &#x017F;iehet man er&#x017F;tlich u&#x0364;berhaupt aus dem<lb/>
Jnnhalt de&#x017F;&#x017F;elben, in &#x017F;o fern &#x017F;ich der&#x017F;elbe auf<lb/>
die ge&#x017F;egnete Frucht des er&#x017F;tern Briefes beziehet<lb/>
und darinnen die liebreiche Aufnahme derjeni-<lb/>
gen Per&#x017F;on, welche mit der Blut-Schande ein<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;es Aergerniß gegeben hatte, und &#x017F;ich durch<lb/>
die ergangene Kirchen-Zucht hatte gewinnen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, anbefiehlet cap. 2, 6. <hi rendition="#aq">&#x017F;eqq.</hi> Jn&#x017F;onderheit<lb/>
aber i&#x017F;t es zu er&#x017F;ehen aus c. 8, 10. 9, 2. da er die<lb/>
in dem er&#x017F;ten Briefe <hi rendition="#aq">recommendir</hi>te und auch<lb/>
wircklich veran&#x017F;taltete Bey&#x017F;teuer al&#x017F;o be&#x017F;chreibet,<lb/>
daß er den Corinthiern das Zeugniß giebet, daß<lb/>
&#x017F;ie damit &#x017F;chon im vorigen Jahre den Anfang ge-<lb/>
machet ha&#x0364;tten.</p><lb/>
          <p>§. <hi rendition="#aq">II.</hi> <hi rendition="#fr">Der Ort,</hi> wo die&#x017F;er Brief ge-<lb/>
&#x017F;chrieben, i&#x017F;t gewe&#x017F;en Macedonien, und darin-<lb/>
nen vermuthlich die Haupt-Stadt <hi rendition="#fr">Philippen,</hi><lb/>
nachdem er, &#x017F;einem am Ende des er&#x017F;ten Brie-<lb/>
fes bezeugeten Vor&#x017F;atze nach, aus A&#x017F;ien, von<lb/>
Ephe&#x017F;us dahin gerei&#x017F;et war. Um die&#x017F;es de&#x017F;to<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;er zu erkennen, &#x017F;o mercke man folgendes:<lb/>
1. Paulus war zwar willens gewe&#x017F;en, von E-<lb/>
phe&#x017F;us er&#x017F;t nach Corinthen zu kommen, und von<lb/>
da in Macedonien zu rei&#x017F;en: er hatte aber ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;er Ur&#x017F;achen wegen &#x017F;olchen Vor&#x017F;atz a&#x0364;ndern<lb/>
und er&#x017F;t nach Troade und von da in Macedonien<lb/>
gehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: welches er c. 1, 15. 16. 17. 2, 12.<lb/><cb/>
13. anfu&#x0364;hret und zum be&#x017F;ten gedeutet wi&#x017F;&#x017F;en will.<lb/>
2. Paulus bezeuget, daß Titus von Corinthen<lb/>
zu ihm nach Macedonien gekommen, und ihn<lb/>
durch die gute Nachricht von der ge&#x017F;egneten<lb/>
Frucht &#x017F;eines vorigen Briefes &#x017F;ehr erquicket ha-<lb/>
be c. 7, 5, <hi rendition="#aq">&#x017F;eqq.</hi> auch daß er bald darauf Titum<lb/>
habe von dannen mit dem andern Briefe wieder<lb/>
nach Corinthus zuru&#x0364;ck ge&#x017F;andt, &#x017F;onderlich um<lb/>
der angeordneten Steuer willen, um die&#x017F;elbe<lb/>
fu&#x0364;r die Gemeine zu Jeru&#x017F;alem vollends zu &#x017F;tan-<lb/>
de zu bringen c. 8, 6. <hi rendition="#aq">&#x017F;eqq. 16. &#x017F;eqq.</hi> 9, 3. 4. 5.<lb/>
Hiezu ko&#x0364;mmt 3. daß der Apo&#x017F;tel, da er die&#x017F;en<lb/>
Brief &#x017F;chreibet, ausdru&#x0364;cklich gedencket, daß er<lb/>
in Macedonien &#x017F;ey. cap. 8, 1. 9, 2. Und da er<lb/>
&#x017F;ich allem An&#x017F;ehen nach in der Haupt-Stadt,<lb/>
zu Philippen aufgehalten; &#x017F;o trifft bey die&#x017F;er<lb/>
Epi&#x017F;tel zu, was von den Schreibern vor Alters<lb/>
am Ende der&#x017F;elben von die&#x017F;em Orte ge&#x017F;etzet i&#x017F;t;<lb/>
wie auch in dem, was dabey &#x017F;tehet, daß die&#x017F;er<lb/>
andere Brief durch Titum und Lucam nach Co-<lb/>
rinthen ge&#x017F;andt worden.</p><lb/>
          <p>§. <hi rendition="#aq">III.</hi> <hi rendition="#fr">Die Veranla&#x017F;&#x017F;ung</hi> die&#x017F;es<lb/>
Briefes i&#x017F;t &#x017F;onderlich fu&#x0364;nffach gewe&#x017F;en.</p><lb/>
          <list>
            <item>1. Die nicht erfu&#x0364;llete und al&#x017F;o zu ent&#x017F;chuldigen-<lb/>
de Verhei&#x017F;&#x017F;ung der fru&#x0364;hen <hi rendition="#fr">Uberkunft.</hi><lb/>
Denn Paulus hatte den Corinthiern kund<lb/>
gethan, daß er von Ephe&#x017F;us gleich zu ihnen<lb/>
kommen wolte: da aber &#x017F;olches nicht ge&#x017F;che-<lb/>
hen ko&#x0364;nnen, und &#x017F;ie daru&#x0364;ber einen An&#x017F;toß ge-<lb/>
nommen hatten, &#x017F;o benimmt er ihnen &#x017F;olchen.<lb/>
c. 1, 15. <hi rendition="#aq">&#x017F;eqq.</hi> v. 23. 2, 1. 2.</item><lb/>
            <item>2. Die Paulo durch Titum gebrachte <hi rendition="#fr">erfreuli-<lb/>
liche Nachricht</hi> von der ge&#x017F;chehenen recht-<lb/>
&#x017F;chaffnen <hi rendition="#fr">Be&#x017F;&#x017F;erung</hi> der Corinthier, und<lb/>
darunter in&#x017F;onderheit de&#x017F;&#x017F;en, der mit der<lb/>
Blut-Schande ein &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;es Aergerniß an-<lb/>
gerichtet hatte. Dannenhero er daru&#x0364;ber &#x017F;ei-<lb/>
ne Freude bezeuget, und die liebreiche Auf-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nahme</fw><lb/></item>
          </list>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[344/0372] Hiſtoriſche und exegetiſche Einleitung Hiſtoriſche und Exegetiſche Einleitung in den andern Brief Pauli an die Corinthier. I. Die Hiſtoriſche Nachricht. Jnnhalt. Die Zeit, wenn dieſer Brief geſchrieben/ das Jahr CHriſti 57. §. I. Der Ort, wo er geſchrieben, Philippen in Macedo- nien §. II. Die Veranlaſſung iſt vielerley §. III. Der Jnnhalt iſt auch mancherley §. IV. Die Haupt-Materien ſind zum Voraus wohl zu mer- cken §. V. Und die ſchweren Oerter §. VI. Die Vortreflichkeit und der beſondere Nutze dieſes Brie- fes §. VII. Wie der Leſer dazu beſchaffen ſeyn ſoll §. VIII. §. I. DJe Zeit, wenn dieſer Brief ge- ſchrieben, iſt geweſen noch eben daſſelbe Jahr, in welchem der Apoſtel den erſten Brief an die Corinthier geſandt hatte; daß alſo kein volles Jahr, oder doch nichts mehr darzwiſchen geweſen. Da nun der erſte Brief in das Jahr CHriſti 56. und der Bekehrung Pauli 20. zu ſetzen iſt, ſo gehoͤret dieſer ins Jahr CHriſti 57. und des Apoſtel-Amts Pauli 21. Daß der erſte Brief bald auf den andern ge- folget, ſiehet man erſtlich uͤberhaupt aus dem Jnnhalt deſſelben, in ſo fern ſich derſelbe auf die geſegnete Frucht des erſtern Briefes beziehet und darinnen die liebreiche Aufnahme derjeni- gen Perſon, welche mit der Blut-Schande ein groſſes Aergerniß gegeben hatte, und ſich durch die ergangene Kirchen-Zucht hatte gewinnen laſ- ſen, anbefiehlet cap. 2, 6. ſeqq. Jnſonderheit aber iſt es zu erſehen aus c. 8, 10. 9, 2. da er die in dem erſten Briefe recommendirte und auch wircklich veranſtaltete Beyſteuer alſo beſchreibet, daß er den Corinthiern das Zeugniß giebet, daß ſie damit ſchon im vorigen Jahre den Anfang ge- machet haͤtten. §. II. Der Ort, wo dieſer Brief ge- ſchrieben, iſt geweſen Macedonien, und darin- nen vermuthlich die Haupt-Stadt Philippen, nachdem er, ſeinem am Ende des erſten Brie- fes bezeugeten Vorſatze nach, aus Aſien, von Epheſus dahin gereiſet war. Um dieſes deſto gewiſſer zu erkennen, ſo mercke man folgendes: 1. Paulus war zwar willens geweſen, von E- pheſus erſt nach Corinthen zu kommen, und von da in Macedonien zu reiſen: er hatte aber ge- wiſſer Urſachen wegen ſolchen Vorſatz aͤndern und erſt nach Troade und von da in Macedonien gehen muͤſſen: welches er c. 1, 15. 16. 17. 2, 12. 13. anfuͤhret und zum beſten gedeutet wiſſen will. 2. Paulus bezeuget, daß Titus von Corinthen zu ihm nach Macedonien gekommen, und ihn durch die gute Nachricht von der geſegneten Frucht ſeines vorigen Briefes ſehr erquicket ha- be c. 7, 5, ſeqq. auch daß er bald darauf Titum habe von dannen mit dem andern Briefe wieder nach Corinthus zuruͤck geſandt, ſonderlich um der angeordneten Steuer willen, um dieſelbe fuͤr die Gemeine zu Jeruſalem vollends zu ſtan- de zu bringen c. 8, 6. ſeqq. 16. ſeqq. 9, 3. 4. 5. Hiezu koͤmmt 3. daß der Apoſtel, da er dieſen Brief ſchreibet, ausdruͤcklich gedencket, daß er in Macedonien ſey. cap. 8, 1. 9, 2. Und da er ſich allem Anſehen nach in der Haupt-Stadt, zu Philippen aufgehalten; ſo trifft bey dieſer Epiſtel zu, was von den Schreibern vor Alters am Ende derſelben von dieſem Orte geſetzet iſt; wie auch in dem, was dabey ſtehet, daß dieſer andere Brief durch Titum und Lucam nach Co- rinthen geſandt worden. §. III. Die Veranlaſſung dieſes Briefes iſt ſonderlich fuͤnffach geweſen. 1. Die nicht erfuͤllete und alſo zu entſchuldigen- de Verheiſſung der fruͤhen Uberkunft. Denn Paulus hatte den Corinthiern kund gethan, daß er von Epheſus gleich zu ihnen kommen wolte: da aber ſolches nicht geſche- hen koͤnnen, und ſie daruͤber einen Anſtoß ge- nommen hatten, ſo benimmt er ihnen ſolchen. c. 1, 15. ſeqq. v. 23. 2, 1. 2. 2. Die Paulo durch Titum gebrachte erfreuli- liche Nachricht von der geſchehenen recht- ſchaffnen Beſſerung der Corinthier, und darunter inſonderheit deſſen, der mit der Blut-Schande ein ſo groſſes Aergerniß an- gerichtet hatte. Dannenhero er daruͤber ſei- ne Freude bezeuget, und die liebreiche Auf- nahme

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/372
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/372>, abgerufen am 24.11.2024.