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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 15, 51. 52. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch]
V. 51. 52.

Siehe, (ein ieder mercke es wohl!) Jch
sage euch ein Geheimniß
(welches ich aus den
Schriften der Propheten, zum Theil auch aus be-
sonderer göttlichen Offenbarung habe, und wel-
ches nicht allein auf die Verwandelung, sondern
auch auf alles dasjenige gehet, was in der Of-
fenbarung Johannis der letzten oder siebenden
Posaune zugeschrieben wird) wir werden nicht
alle entschlafen
(sterben vor der Zukunft CHri-
sti zum jüngsten Gerichte, als welcher viele leben-
dig antreffen wird) wir werden aber alle ver-
wandelt werden
(mit den auferweckten un-
verwesliche Leiber bekommen, wir, die wir in
unsern Nachkommen in der Zukunft CHristi
werden lebendig erfunden werden 1 Thess. 4, 15.)
und dasselbe plötzlich in einem Augenblick,
zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird
die Posaune schallen, und die Todten wer-
den auferstehen unverweslich, und wir
werden verwandelt werden.

Anmerckungen.
1. Jn der Redensart: Wir werden nicht
alle entschlafen,
verstehet der Apostel nicht die
damals lebende, sondern das gantze menschliche
Geschlecht. Eben also heißt es auch 1 Thess. 4,
15. Wir, die wir leben und überbleiben in
der Zukunft des HErrn, werden denen nicht
vorkommen, die da schlafen.
2. Die Verwandelung ist allgemein,
und kömmt sowol den Unglaubigen, als Gläu-
bigen zu: in sofern sie überhaupt darinnen beste-
het, daß, was sterblich ist, unsterblich, was
verweslich, unverweslich, und also der gro-
be, dürftige, verwesliche Leib subtilisiret und
gantz metamorphosiret werde, und geistliche Ei-
genschaften bekomme, um wie des ewigen Le-
bens, also auch der ewigen Verdammniß fähig
zu werden. Wie groß aber der Unterscheid bey
solcher Verwandelung seyn werde, ist leicht zu
erachten. Zwar wird die Verwandelung allen
an statt des allen sonst gemeinen Todes seyn v.
22. aber wie den Glaubigen zu solcher Herrlich-
keit, daß sie in Conformität mit dem verklärten
Leibe CHristi Phil. 3, 11. auch dem Leibe nach
werden leuchten, wie des Himmels Glantz; al-
so den Gottlosen zu ewiger Schmach und Schan-
de. Dan. 12, 2. 3. Der Glaubigen ihre Ver-
wandelung ist in einem Exempel vorgestellet an
Henoch, Gen. 5, 24. und Elia 2 Reg. 2,
11. 12.
3. Auf diese Verwandelung siehet Pau-
lus, wenn er 2 Cor. 5, 2. seqq. schreibet: Wir
sehnen uns nach unserer Behausung, die
vom Himmel ist, und uns verlanget, daß
wir damit überkleidet werden etc. Wir
wollen lieber nicht entkleidet, sondern
überkleidet werden, auf daß das sterbli-
che würde verschlungen von dem Leben.

u. s. w.
4. Die Verwandelung wird plötzlich in
einem Augenblick geschehen, und daher wie
den Gläubigen desto erfreulicher, also den Gott-
losen desto erschrecklicher seyn. Jenen wird zur
[Spaltenumbruch] gäntzlichen Verwandelung wiederfahren, was
den Krancken zur Gesundheit in einem Augen-
blick begegnet, wenn es hiesse: Jch will, sey
gereiniget:
oder: Stehe auf und wande-
le
u. s. w.
5. Man siehet sowol aus dem Worte ver-
wandeln,
als auch aus dem gantzen Contexte,
daß die Veränderung, welche mit dem mensch-
lichen Leibe in der Auferstehung und Verwan-
delung vorgehen wird, nicht werde auf das
Wesen selbst, sondern nur auf die Eigenschaf-
ten, oder Beschaffenheit des Leibes gehen.
Denn würde der vorige Leib gantz vernichtet,
und ein gantz anderer, von dem vorigen dem
Samen und Wesen nach gantz unterschiedener
Leib dargestellet werden, so hätte davon das
Wort verwandeln nicht können gebrauchet wer-
den: sintemal das, was verwandelt wird, nicht
aufhöretzu seyn, sondern nur eine andere Form
an sich nimmt: welche andere Form doch auch
hie um des nöthigen Unterscheids willen von
andern Cörpern der Substanz nach mit der er-
sten überein kommen wird. Und wie könte man
sich auch immermehr an denen, welche leben-
dig werden erfunden werden, eine solche anni-
hilation
ihrer Leiber vorstellen, welche gar aufhö-
ren würden? als welches nicht allein contradi-
cto
risch wäre, aufhören oder nichts werden,
und doch auch verwandelt und aus der Verwes-
lichkeit ins unverwesliche mit seinem Leibe über-
gehen; sondern auch wider die Weisheit und
Gerechtigkeit GOttes streiten würde. Und kan
die Allmacht gantz neue Leiber darstellen; war-
um nicht vielmehr, oder doch eben so leicht die
vorigen in neuen Eigenschaften? Und wer
könte auch nur gedencken, daß, da Henoch und
Elias aus der Zeit in die Ewigkeit ihrer gantzen
Person nach versetzet worden, sie nicht solten
ihre Leiber behalten haben? da ihnen ja die blos-
se Verwandelung genug war.
6. Da nun die Leiber der bey der Zukunft
CHristi lebendig erfundenen nicht werden dem
Wesen nach vergehen, sondern nur verändert wer-
den: wie läßt es sich denn immer mehr von de-
nen, welche erwecket werden, anders geden-
cken? Denn es würden ja sonst Menschen von
zweyfacher Art im ewigen Leben und ewigen To-
de seyn, viele mit ihren vorigen, und noch meh-
rere mit gantz andern Leibern. Wie würde sich
dieses zu der Weisheit GOttes schicken? Wie
würde es auch mit der Gerechtigkeit übere in kom-
men; als die erfodert, daß der gantze Mensch
die gerechte Bestrafung oder Gnaden-Beloh-
nung erfahre, und also kein fremder, sondern
eben derselbe Leib, der alhie mit gesündiget hat,
oder mit geheiliget worden und mit gelitten, der
Strafe oder Gnaden-Lohnung theilhaftig werde.
7. Und wo die Seelen gantz andere Leiber
von den vorigen zu ihrer Wohnung wieder be-
kommen solten; was wäre es denn nöthig, daß
der Auferweckung und der Auferstehung der Tod-
ten aus ihren Gräbern in der heiligen Schrift ge-
dacht würde, sonderlich Dan. 12, 2. Joh. 5,
25. 28. 29. Denn da die Seelen nicht in den
Gräbern sind, so würden sie, wofern solche Lei-
ber, welche von den vorigen dem gantzen We-
sen
T t 3
Cap. 15, 51. 52. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch]
V. 51. 52.

Siehe, (ein ieder mercke es wohl!) Jch
ſage euch ein Geheimniß
(welches ich aus den
Schriften der Propheten, zum Theil auch aus be-
ſonderer goͤttlichen Offenbarung habe, und wel-
ches nicht allein auf die Verwandelung, ſondern
auch auf alles dasjenige gehet, was in der Of-
fenbarung Johannis der letzten oder ſiebenden
Poſaune zugeſchrieben wird) wir werden nicht
alle entſchlafen
(ſterben vor der Zukunft CHri-
ſti zum juͤngſten Gerichte, als welcher viele leben-
dig antreffen wird) wir werden aber alle ver-
wandelt werden
(mit den auferweckten un-
verwesliche Leiber bekommen, wir, die wir in
unſern Nachkommen in der Zukunft CHriſti
werden lebendig erfunden werden 1 Theſſ. 4, 15.)
und daſſelbe ploͤtzlich in einem Augenblick,
zur Zeit der letzten Poſaune. Denn es wird
die Poſaune ſchallen, und die Todten wer-
den auferſtehen unverweslich, und wir
werden verwandelt werden.

Anmerckungen.
1. Jn der Redensart: Wir werden nicht
alle entſchlafen,
verſtehet der Apoſtel nicht die
damals lebende, ſondern das gantze menſchliche
Geſchlecht. Eben alſo heißt es auch 1 Theſſ. 4,
15. Wir, die wir leben und uͤberbleiben in
der Zukunft des HErrn, werden denen nicht
vorkommen, die da ſchlafen.
2. Die Verwandelung iſt allgemein,
und koͤmmt ſowol den Unglaubigen, als Glaͤu-
bigen zu: in ſofern ſie uͤberhaupt darinnen beſte-
het, daß, was ſterblich iſt, unſterblich, was
verweslich, unverweslich, und alſo der gro-
be, duͤrftige, verwesliche Leib ſubtiliſiret und
gantz metamorphoſiret werde, und geiſtliche Ei-
genſchaften bekomme, um wie des ewigen Le-
bens, alſo auch der ewigen Verdammniß faͤhig
zu werden. Wie groß aber der Unterſcheid bey
ſolcher Verwandelung ſeyn werde, iſt leicht zu
erachten. Zwar wird die Verwandelung allen
an ſtatt des allen ſonſt gemeinen Todes ſeyn v.
22. aber wie den Glaubigen zu ſolcher Herrlich-
keit, daß ſie in Conformitaͤt mit dem verklaͤrten
Leibe CHriſti Phil. 3, 11. auch dem Leibe nach
werden leuchten, wie des Himmels Glantz; al-
ſo den Gottloſen zu ewiger Schmach und Schan-
de. Dan. 12, 2. 3. Der Glaubigen ihre Ver-
wandelung iſt in einem Exempel vorgeſtellet an
Henoch, Gen. 5, 24. und Elia 2 Reg. 2,
11. 12.
3. Auf dieſe Verwandelung ſiehet Pau-
lus, wenn er 2 Cor. 5, 2. ſeqq. ſchreibet: Wir
ſehnen uns nach unſerer Behauſung, die
vom Himmel iſt, und uns verlanget, daß
wir damit uͤberkleidet werden ꝛc. Wir
wollen lieber nicht entkleidet, ſondern
uͤberkleidet werden, auf daß das ſterbli-
che wuͤrde verſchlungen von dem Leben.

u. ſ. w.
4. Die Verwandelung wird ploͤtzlich in
einem Augenblick geſchehen, und daher wie
den Glaͤubigen deſto erfreulicher, alſo den Gott-
loſen deſto erſchrecklicher ſeyn. Jenen wird zur
[Spaltenumbruch] gaͤntzlichen Verwandelung wiederfahren, was
den Krancken zur Geſundheit in einem Augen-
blick begegnet, wenn es hieſſe: Jch will, ſey
gereiniget:
oder: Stehe auf und wande-
le
u. ſ. w.
5. Man ſiehet ſowol aus dem Worte ver-
wandeln,
als auch aus dem gantzen Contexte,
daß die Veraͤnderung, welche mit dem menſch-
lichen Leibe in der Auferſtehung und Verwan-
delung vorgehen wird, nicht werde auf das
Weſen ſelbſt, ſondern nur auf die Eigenſchaf-
ten, oder Beſchaffenheit des Leibes gehen.
Denn wuͤrde der vorige Leib gantz vernichtet,
und ein gantz anderer, von dem vorigen dem
Samen und Weſen nach gantz unterſchiedener
Leib dargeſtellet werden, ſo haͤtte davon das
Wort verwandeln nicht koͤnnen gebrauchet wer-
den: ſintemal das, was verwandelt wird, nicht
aufhoͤretzu ſeyn, ſondern nur eine andere Form
an ſich nimmt: welche andere Form doch auch
hie um des noͤthigen Unterſcheids willen von
andern Coͤrpern der Subſtanz nach mit der er-
ſten uͤberein kommen wird. Und wie koͤnte man
ſich auch immermehr an denen, welche leben-
dig werden erfunden werden, eine ſolche anni-
hilation
ihrer Leiber vorſtellen, welche gar aufhoͤ-
ren wuͤrden? als welches nicht allein contradi-
cto
riſch waͤre, aufhoͤren oder nichts werden,
und doch auch verwandelt und aus der Verwes-
lichkeit ins unverwesliche mit ſeinem Leibe uͤber-
gehen; ſondern auch wider die Weisheit und
Gerechtigkeit GOttes ſtreiten wuͤrde. Und kan
die Allmacht gantz neue Leiber darſtellen; war-
um nicht vielmehr, oder doch eben ſo leicht die
vorigen in neuen Eigenſchaften? Und wer
koͤnte auch nur gedencken, daß, da Henoch und
Elias aus der Zeit in die Ewigkeit ihrer gantzen
Perſon nach verſetzet worden, ſie nicht ſolten
ihre Leiber behalten haben? da ihnen ja die bloſ-
ſe Verwandelung genug war.
6. Da nun die Leiber der bey der Zukunft
CHriſti lebendig erfundenen nicht werden dem
Weſen nach vergehen, ſondern nur veraͤndert wer-
den: wie laͤßt es ſich denn immer mehr von de-
nen, welche erwecket werden, anders geden-
cken? Denn es wuͤrden ja ſonſt Menſchen von
zweyfacher Art im ewigen Leben und ewigen To-
de ſeyn, viele mit ihren vorigen, und noch meh-
rere mit gantz andern Leibern. Wie wuͤrde ſich
dieſes zu der Weisheit GOttes ſchicken? Wie
wuͤrde es auch mit der Gerechtigkeit uͤbere in kom-
men; als die erfodert, daß der gantze Menſch
die gerechte Beſtrafung oder Gnaden-Beloh-
nung erfahre, und alſo kein fremder, ſondern
eben derſelbe Leib, der alhie mit geſuͤndiget hat,
oder mit geheiliget worden und mit gelitten, der
Strafe oder Gnaden-Lohnung theilhaftig werde.
7. Und wo die Seelen gantz andere Leiber
von den vorigen zu ihrer Wohnung wieder be-
kommen ſolten; was waͤre es denn noͤthig, daß
der Auferweckung und der Auferſtehung der Tod-
ten aus ihren Graͤbern in der heiligen Schrift ge-
dacht wuͤrde, ſonderlich Dan. 12, 2. Joh. 5,
25. 28. 29. Denn da die Seelen nicht in den
Graͤbern ſind, ſo wuͤrden ſie, wofern ſolche Lei-
ber, welche von den vorigen dem gantzen We-
ſen
T t 3
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[333/0361] Cap. 15, 51. 52. an die Corinthier. V. 51. 52. Siehe, (ein ieder mercke es wohl!) Jch ſage euch ein Geheimniß (welches ich aus den Schriften der Propheten, zum Theil auch aus be- ſonderer goͤttlichen Offenbarung habe, und wel- ches nicht allein auf die Verwandelung, ſondern auch auf alles dasjenige gehet, was in der Of- fenbarung Johannis der letzten oder ſiebenden Poſaune zugeſchrieben wird) wir werden nicht alle entſchlafen (ſterben vor der Zukunft CHri- ſti zum juͤngſten Gerichte, als welcher viele leben- dig antreffen wird) wir werden aber alle ver- wandelt werden (mit den auferweckten un- verwesliche Leiber bekommen, wir, die wir in unſern Nachkommen in der Zukunft CHriſti werden lebendig erfunden werden 1 Theſſ. 4, 15.) und daſſelbe ploͤtzlich in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Poſaune. Denn es wird die Poſaune ſchallen, und die Todten wer- den auferſtehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Anmerckungen. 1. Jn der Redensart: Wir werden nicht alle entſchlafen, verſtehet der Apoſtel nicht die damals lebende, ſondern das gantze menſchliche Geſchlecht. Eben alſo heißt es auch 1 Theſſ. 4, 15. Wir, die wir leben und uͤberbleiben in der Zukunft des HErrn, werden denen nicht vorkommen, die da ſchlafen. 2. Die Verwandelung iſt allgemein, und koͤmmt ſowol den Unglaubigen, als Glaͤu- bigen zu: in ſofern ſie uͤberhaupt darinnen beſte- het, daß, was ſterblich iſt, unſterblich, was verweslich, unverweslich, und alſo der gro- be, duͤrftige, verwesliche Leib ſubtiliſiret und gantz metamorphoſiret werde, und geiſtliche Ei- genſchaften bekomme, um wie des ewigen Le- bens, alſo auch der ewigen Verdammniß faͤhig zu werden. Wie groß aber der Unterſcheid bey ſolcher Verwandelung ſeyn werde, iſt leicht zu erachten. Zwar wird die Verwandelung allen an ſtatt des allen ſonſt gemeinen Todes ſeyn v. 22. aber wie den Glaubigen zu ſolcher Herrlich- keit, daß ſie in Conformitaͤt mit dem verklaͤrten Leibe CHriſti Phil. 3, 11. auch dem Leibe nach werden leuchten, wie des Himmels Glantz; al- ſo den Gottloſen zu ewiger Schmach und Schan- de. Dan. 12, 2. 3. Der Glaubigen ihre Ver- wandelung iſt in einem Exempel vorgeſtellet an Henoch, Gen. 5, 24. und Elia 2 Reg. 2, 11. 12. 3. Auf dieſe Verwandelung ſiehet Pau- lus, wenn er 2 Cor. 5, 2. ſeqq. ſchreibet: Wir ſehnen uns nach unſerer Behauſung, die vom Himmel iſt, und uns verlanget, daß wir damit uͤberkleidet werden ꝛc. Wir wollen lieber nicht entkleidet, ſondern uͤberkleidet werden, auf daß das ſterbli- che wuͤrde verſchlungen von dem Leben. u. ſ. w. 4. Die Verwandelung wird ploͤtzlich in einem Augenblick geſchehen, und daher wie den Glaͤubigen deſto erfreulicher, alſo den Gott- loſen deſto erſchrecklicher ſeyn. Jenen wird zur gaͤntzlichen Verwandelung wiederfahren, was den Krancken zur Geſundheit in einem Augen- blick begegnet, wenn es hieſſe: Jch will, ſey gereiniget: oder: Stehe auf und wande- le u. ſ. w. 5. Man ſiehet ſowol aus dem Worte ver- wandeln, als auch aus dem gantzen Contexte, daß die Veraͤnderung, welche mit dem menſch- lichen Leibe in der Auferſtehung und Verwan- delung vorgehen wird, nicht werde auf das Weſen ſelbſt, ſondern nur auf die Eigenſchaf- ten, oder Beſchaffenheit des Leibes gehen. Denn wuͤrde der vorige Leib gantz vernichtet, und ein gantz anderer, von dem vorigen dem Samen und Weſen nach gantz unterſchiedener Leib dargeſtellet werden, ſo haͤtte davon das Wort verwandeln nicht koͤnnen gebrauchet wer- den: ſintemal das, was verwandelt wird, nicht aufhoͤretzu ſeyn, ſondern nur eine andere Form an ſich nimmt: welche andere Form doch auch hie um des noͤthigen Unterſcheids willen von andern Coͤrpern der Subſtanz nach mit der er- ſten uͤberein kommen wird. Und wie koͤnte man ſich auch immermehr an denen, welche leben- dig werden erfunden werden, eine ſolche anni- hilation ihrer Leiber vorſtellen, welche gar aufhoͤ- ren wuͤrden? als welches nicht allein contradi- ctoriſch waͤre, aufhoͤren oder nichts werden, und doch auch verwandelt und aus der Verwes- lichkeit ins unverwesliche mit ſeinem Leibe uͤber- gehen; ſondern auch wider die Weisheit und Gerechtigkeit GOttes ſtreiten wuͤrde. Und kan die Allmacht gantz neue Leiber darſtellen; war- um nicht vielmehr, oder doch eben ſo leicht die vorigen in neuen Eigenſchaften? Und wer koͤnte auch nur gedencken, daß, da Henoch und Elias aus der Zeit in die Ewigkeit ihrer gantzen Perſon nach verſetzet worden, ſie nicht ſolten ihre Leiber behalten haben? da ihnen ja die bloſ- ſe Verwandelung genug war. 6. Da nun die Leiber der bey der Zukunft CHriſti lebendig erfundenen nicht werden dem Weſen nach vergehen, ſondern nur veraͤndert wer- den: wie laͤßt es ſich denn immer mehr von de- nen, welche erwecket werden, anders geden- cken? Denn es wuͤrden ja ſonſt Menſchen von zweyfacher Art im ewigen Leben und ewigen To- de ſeyn, viele mit ihren vorigen, und noch meh- rere mit gantz andern Leibern. Wie wuͤrde ſich dieſes zu der Weisheit GOttes ſchicken? Wie wuͤrde es auch mit der Gerechtigkeit uͤbere in kom- men; als die erfodert, daß der gantze Menſch die gerechte Beſtrafung oder Gnaden-Beloh- nung erfahre, und alſo kein fremder, ſondern eben derſelbe Leib, der alhie mit geſuͤndiget hat, oder mit geheiliget worden und mit gelitten, der Strafe oder Gnaden-Lohnung theilhaftig werde. 7. Und wo die Seelen gantz andere Leiber von den vorigen zu ihrer Wohnung wieder be- kommen ſolten; was waͤre es denn noͤthig, daß der Auferweckung und der Auferſtehung der Tod- ten aus ihren Graͤbern in der heiligen Schrift ge- dacht wuͤrde, ſonderlich Dan. 12, 2. Joh. 5, 25. 28. 29. Denn da die Seelen nicht in den Graͤbern ſind, ſo wuͤrden ſie, wofern ſolche Lei- ber, welche von den vorigen dem gantzen We- ſen T t 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/361>, abgerufen am 24.11.2024.