Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 15, v. 10-15. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
vielmehr gearbeitet, denn sie alle (nicht ebeninsgesamt, sondern wie ein jeder besonders ge- rechnet wird) nicht aber ich (damit ihr nicht gedencket, als schriebe ich darunter mir selbst und meinen eignen Kräften etwas zu) sondern GOttes Gnade, die in mir ist (durch mich und mit mir in der Ordnung wircket, daß sie auch in mir wohnet.) Anmerckungen. 1. Wenn grosse Herren sich schreiben von GOttes Gnaden, so thun sie zwar recht dar- an, wenn sie nur mit demüthigen Hertzen erken- nen, daß sie ihr Regiment von GOtt zur Lehne haben, und es in der Furcht GOttes also füh- rtn, daß sie es dermaleins vor ihm verantwor- ten können: noch viel besser aber ist es, wenn sie auch in Ansehung ihrer Geburt aus GOtt also sagen können, und das Leben aus GOtt mit ei- nem heiligen Wandel vor GOtt beweisen. 2. Wie sehr in geistlichen Sachen ein eit- ler Ruhm von einer demüthigen Erkäntniß der Wahrheit, welche zum Lobe GOttes geschiehet, unterschieden sey, siehet man alhier an Pauli Exempel. Man sehe auch oben c. 3, 10. 2 Cor. 11, 23. 12, 11. Eph. 3, 8. 3. Daß die Gnade bey so manchem Men- schen vergeblich ist, zeiget an, daß sie keine Noth- wendigkeit mit sich führet, noch den Menschen zwinge, sondern einen Dienst GOttes in der wahren geistlichen Freyheit von ihm haben wolle. 4. Da nun GOTT seine Gnade allen Menschen anbietet, viele sie auch annehmen, wenige aber sie recht anlegen und derselben wür- dig wandeln, und sie daher auch wol gar wieder verlieren: so haben wir wohl zu erwegen, sowol alhie Pauli Exempel, als auch dort 2 Cor. 6, 1. Pauli Worte, da er spricht: Wir ermahnen euch aber, als Mithelfer, daß ihr nicht vergeblich die Gnade GOttes empfahet. 5. Es ist ein menschliches Gedicht, wenn man eine solche Amts-Gnade vorgiebt, welche einem ungeistlichen Lehrer, ausser der Einwoh- nung, also beystehe, daß er daher zur Führung des Amts des Geistes die wahre geistliche Tüch- tigkeit habe. Paulus wuste von keiner andern Gnade bey ihm, als die auch zugleich in ihm war. V. 11. Es sey nun ich, oder jene, also (daß V. 12. So aber Christus geprediget wird, V. 13. Jst aber die Auferstehung der Todten Anmerckung. Der Apostel ziehet aus dem irrigen Satz V. 14. 15. Jst aber Christus nicht auferstanden, Anmerckung. Nachdem der Apostel aus der verleugneten wahr: S s
Cap. 15, v. 10-15. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
vielmehr gearbeitet, denn ſie alle (nicht ebeninsgeſamt, ſondern wie ein jeder beſonders ge- rechnet wird) nicht aber ich (damit ihr nicht gedencket, als ſchriebe ich darunter mir ſelbſt und meinen eignen Kraͤften etwas zu) ſondern GOttes Gnade, die in mir iſt (durch mich und mit mir in der Ordnung wircket, daß ſie auch in mir wohnet.) Anmerckungen. 1. Wenn groſſe Herren ſich ſchreiben von GOttes Gnaden, ſo thun ſie zwar recht dar- an, wenn ſie nur mit demuͤthigen Hertzen erken- nen, daß ſie ihr Regiment von GOtt zur Lehne haben, und es in der Furcht GOttes alſo fuͤh- rtn, daß ſie es dermaleins vor ihm verantwor- ten koͤnnen: noch viel beſſer aber iſt es, wenn ſie auch in Anſehung ihrer Geburt aus GOtt alſo ſagen koͤnnen, und das Leben aus GOtt mit ei- nem heiligen Wandel vor GOtt beweiſen. 2. Wie ſehr in geiſtlichen Sachen ein eit- ler Ruhm von einer demuͤthigen Erkaͤntniß der Wahrheit, welche zum Lobe GOttes geſchiehet, unterſchieden ſey, ſiehet man alhier an Pauli Exempel. Man ſehe auch oben c. 3, 10. 2 Cor. 11, 23. 12, 11. Eph. 3, 8. 3. Daß die Gnade bey ſo manchem Men- ſchen vergeblich iſt, zeiget an, daß ſie keine Noth- wendigkeit mit ſich fuͤhret, noch den Menſchen zwinge, ſondern einen Dienſt GOttes in der wahren geiſtlichen Freyheit von ihm haben wolle. 4. Da nun GOTT ſeine Gnade allen Menſchen anbietet, viele ſie auch annehmen, wenige aber ſie recht anlegen und derſelben wuͤr- dig wandeln, und ſie daher auch wol gar wieder verlieren: ſo haben wir wohl zu erwegen, ſowol alhie Pauli Exempel, als auch dort 2 Cor. 6, 1. Pauli Worte, da er ſpricht: Wir ermahnen euch aber, als Mithelfer, daß ihr nicht vergeblich die Gnade GOttes empfahet. 5. Es iſt ein menſchliches Gedicht, wenn man eine ſolche Amts-Gnade vorgiebt, welche einem ungeiſtlichen Lehrer, auſſer der Einwoh- nung, alſo beyſtehe, daß er daher zur Fuͤhrung des Amts des Geiſtes die wahre geiſtliche Tuͤch- tigkeit habe. Paulus wuſte von keiner andern Gnade bey ihm, als die auch zugleich in ihm war. V. 11. Es ſey nun ich, oder jene, alſo (daß V. 12. So aber Chriſtus geprediget wird, V. 13. Jſt aber die Auferſtehung der Todten Anmerckung. Der Apoſtel ziehet aus dem irrigen Satz V. 14. 15. Jſt aber Chriſtus nicht auferſtanden, Anmerckung. Nachdem der Apoſtel aus der verleugneten wahr: S s
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0349" n="321"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 15, v. 10-15. an die Corinthier.</hi></fw><lb/><cb/><hi rendition="#fr">vielmehr gearbeitet, denn ſie alle</hi> (nicht eben<lb/> insgeſamt, ſondern wie ein jeder beſonders ge-<lb/> rechnet wird) <hi rendition="#fr">nicht aber ich</hi> (damit ihr nicht<lb/> gedencket, als ſchriebe ich darunter mir ſelbſt<lb/> und meinen eignen Kraͤften etwas zu) <hi rendition="#fr">ſondern<lb/> GOttes Gnade, die in mir iſt</hi> (durch mich<lb/> und mit mir in der Ordnung wircket, daß ſie<lb/> auch in mir wohnet.)</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. Wenn groſſe Herren ſich ſchreiben <hi rendition="#fr">von<lb/> GOttes Gnaden,</hi> ſo thun ſie zwar recht dar-<lb/> an, wenn ſie nur mit demuͤthigen Hertzen erken-<lb/> nen, daß ſie ihr Regiment von GOtt zur Lehne<lb/> haben, und es in der Furcht GOttes alſo fuͤh-<lb/> rtn, daß ſie es dermaleins vor ihm verantwor-<lb/> ten koͤnnen: noch viel beſſer aber iſt es, wenn ſie<lb/> auch in Anſehung ihrer Geburt aus GOtt alſo<lb/> ſagen koͤnnen, und das Leben aus GOtt mit ei-<lb/> nem heiligen Wandel vor GOtt beweiſen.</item><lb/> <item>2. Wie ſehr in geiſtlichen Sachen ein eit-<lb/> ler Ruhm von einer demuͤthigen Erkaͤntniß der<lb/> Wahrheit, welche zum Lobe GOttes geſchiehet,<lb/> unterſchieden ſey, ſiehet man alhier an Pauli<lb/> Exempel. Man ſehe auch oben c. 3, 10. 2 Cor.<lb/> 11, 23. 12, 11. Eph. 3, 8.</item><lb/> <item>3. Daß die Gnade bey ſo manchem Men-<lb/> ſchen vergeblich iſt, zeiget an, daß ſie keine Noth-<lb/> wendigkeit mit ſich fuͤhret, noch den Menſchen<lb/> zwinge, ſondern einen Dienſt GOttes in der<lb/> wahren geiſtlichen Freyheit von ihm haben<lb/> wolle.</item><lb/> <item>4. Da nun GOTT ſeine Gnade allen<lb/> Menſchen anbietet, viele ſie auch annehmen,<lb/> wenige aber ſie recht anlegen und derſelben wuͤr-<lb/> dig wandeln, und ſie daher auch wol gar wieder<lb/> verlieren: ſo haben wir wohl zu erwegen, ſowol<lb/> alhie Pauli Exempel, als auch dort 2 Cor. 6, 1.<lb/> Pauli Worte, da er ſpricht: <hi rendition="#fr">Wir ermahnen<lb/> euch aber, als Mithelfer, daß ihr nicht<lb/> vergeblich die Gnade GOttes empfahet.</hi></item><lb/> <item>5. Es iſt ein menſchliches Gedicht, wenn<lb/> man eine ſolche <hi rendition="#fr">Amts-Gnade</hi> vorgiebt, welche<lb/> einem ungeiſtlichen Lehrer, auſſer der Einwoh-<lb/> nung, alſo <hi rendition="#fr">beyſtehe,</hi> daß er daher zur Fuͤhrung<lb/> des Amts des Geiſtes die wahre geiſtliche Tuͤch-<lb/> tigkeit habe. Paulus wuſte von keiner andern<lb/> Gnade <hi rendition="#fr">bey ihm,</hi> als die auch zugleich <hi rendition="#fr">in ihm</hi><lb/> war.</item> </list> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 11.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Es ſey nun ich, oder jene, alſo</hi> (daß<lb/> Chriſtus fuͤr unſere Suͤnde geſtorben, aber auch<lb/> wieder auferſtanden und ſeinen Apoſteln, auch<lb/> andern Glaubigen erſchienen ſey, nach der<lb/> Schrift) <hi rendition="#fr">predigen wir</hi> (ſintemal wir mit ei-<lb/> nem Geiſte der Wahrheit und Einigkeit geſal-<lb/> bet ſind, und von ihm regieret werden) <hi rendition="#fr">und alſo<lb/> habet ihr geglaubet</hi> (da ihr dieſe Lehre nicht<lb/> allein als eine kundbar wahrhaftige Geſchicht<lb/> mit natuͤrlichem Beyfall, ſondern auch mit ei-<lb/> nem in der Ordnung der Bekehrung von GOtt<lb/> gewirckten uͤbernatuͤrlichen Glauben angenom-<lb/> men habet.)</p><lb/> <cb/> </div> <div n="3"> <head>V. 12.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">So aber Chriſtus geprediget wird,<lb/> daß er ſey von den Todten auferſtanden;<lb/> wie ſagen denn etliche</hi> (die noch einem heid-<lb/> niſchen und Sadducaͤiſchen Jrrthum nachhan-<lb/> gen) <hi rendition="#fr">die Auferſtehung der Todten ſey<lb/> nichts?</hi> (da ſie doch wohl wiſſen, daß die Lehre<lb/> von der Auferſtehung Chriſti dergeſtalt auf den<lb/> Zweck unſerer durch ſeinen Tod erworbenen Ge-<lb/> rechtigkeit und der Gerechtmachung von uns<lb/> Apoſteln gefuͤhret iſt, daß damit die Lehre von<lb/> der Auferſtehung aller Menſchen, inſonderheit<lb/> der Glaͤubigen, verknuͤpfet worden: Da nem-<lb/> lich gezeiget iſt, daß das, welches an dem Haupte<lb/> geſchehen, auch an deſſen geiſtlichen Leibe, als eine<lb/> Frucht, erfolgen muͤſſe.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 13.</head><lb/> <p> <hi rendition="#fr">Jſt aber die Auferſtehung der Todten<lb/> nichts, ſo iſt auch Chriſtus nicht aufer-<lb/> ſtanden.</hi> </p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/> <p>Der Apoſtel ziehet aus dem irrigen Satz<lb/> von geleugneter Auferſtehung der Todten die<lb/> Folge, daß auf die Art auch die Evangeliſche<lb/> Haupt-Lehre von der Auferſtehung Chriſti mit<lb/> wuͤrde uͤber einen Haufen gehen: ſintemal die<lb/> Verleugnung einer nothwendigen Frucht auch<lb/> auf die Verneinung der wirckenden Urſach leicht-<lb/> lich zuruͤck faͤllt. Er bedienet ſich aber dieſer<lb/><hi rendition="#aq">argumentation</hi> nicht bey den unglaubigen Sad-<lb/> ducaͤern und Heiden: als die beydes leugneten<lb/> und alſo das eine, ſo lange ſie es noch nicht an-<lb/> nehmen, zum Beweiſe des andern bey ihnen<lb/> nicht konte <hi rendition="#aq">urgi</hi>ret werden: ſondern bey denen,<lb/> welche ſich von der Wahrheit der Auferſtehung<lb/> Chriſti uͤberzeuget hielten; die daher bey dieſer<lb/> Lehre veſte halten, und davon einen Schluß ma-<lb/> chen konten auf die von einigen annoch in Zwei-<lb/> fel gezogene Auferſtehung der Todten.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 14. 15.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Jſt aber Chriſtus nicht auferſtanden,<lb/> ſo iſt unſere Predigt vergeblich, ſo iſt auch<lb/> euer Glaube vergeblich.</hi> v. 15. <hi rendition="#fr">Wir wuͤr-<lb/> den auch erfunden falſche Zeugen GOttes<lb/> daß wir wider</hi> (oder von GOtt) <hi rendition="#fr">gezeuget<lb/> haͤtten, er haͤtte Chriſtum auferwecket,<lb/> den er nicht auferwecket haͤtte, ſintemal</hi><lb/> (wofern) <hi rendition="#fr">die Todten nicht auferſtehen.</hi></p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/> <p>Nachdem der Apoſtel aus der verleugneten<lb/> Auferſtehung der Todten die eine an ſich hoͤchſt<lb/> irrige Folge von der daher zu verleugnenden Auf-<lb/> erſtehung Chriſti gezogen hatte; ſo ziehet er dar-<lb/> aus noch drey andere hoͤchſt ſchaͤdliche Folgen,<lb/> nemlich es wuͤrde daraus ferner zu ſchlieſſen ſeyn:<lb/> 1. der Apoſtel Predigt ſey vergeblich, nemlich<lb/> auf einen falſchen Grund gebauet: 2. der Co-<lb/> rinthier Glaube ſey gleichfalls ohne Grund;<lb/> ja 3. der Apoſtel Predigt von Chriſto ſey nicht<lb/> allein vergeblich und ohne allen <hi rendition="#aq">Effect</hi> der Se-<lb/> ligkeit, ſondern auch noch dazu falſch und un-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">S s</fw><fw place="bottom" type="catch">wahr:</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [321/0349]
Cap. 15, v. 10-15. an die Corinthier.
vielmehr gearbeitet, denn ſie alle (nicht eben
insgeſamt, ſondern wie ein jeder beſonders ge-
rechnet wird) nicht aber ich (damit ihr nicht
gedencket, als ſchriebe ich darunter mir ſelbſt
und meinen eignen Kraͤften etwas zu) ſondern
GOttes Gnade, die in mir iſt (durch mich
und mit mir in der Ordnung wircket, daß ſie
auch in mir wohnet.)
Anmerckungen.
1. Wenn groſſe Herren ſich ſchreiben von
GOttes Gnaden, ſo thun ſie zwar recht dar-
an, wenn ſie nur mit demuͤthigen Hertzen erken-
nen, daß ſie ihr Regiment von GOtt zur Lehne
haben, und es in der Furcht GOttes alſo fuͤh-
rtn, daß ſie es dermaleins vor ihm verantwor-
ten koͤnnen: noch viel beſſer aber iſt es, wenn ſie
auch in Anſehung ihrer Geburt aus GOtt alſo
ſagen koͤnnen, und das Leben aus GOtt mit ei-
nem heiligen Wandel vor GOtt beweiſen.
2. Wie ſehr in geiſtlichen Sachen ein eit-
ler Ruhm von einer demuͤthigen Erkaͤntniß der
Wahrheit, welche zum Lobe GOttes geſchiehet,
unterſchieden ſey, ſiehet man alhier an Pauli
Exempel. Man ſehe auch oben c. 3, 10. 2 Cor.
11, 23. 12, 11. Eph. 3, 8.
3. Daß die Gnade bey ſo manchem Men-
ſchen vergeblich iſt, zeiget an, daß ſie keine Noth-
wendigkeit mit ſich fuͤhret, noch den Menſchen
zwinge, ſondern einen Dienſt GOttes in der
wahren geiſtlichen Freyheit von ihm haben
wolle.
4. Da nun GOTT ſeine Gnade allen
Menſchen anbietet, viele ſie auch annehmen,
wenige aber ſie recht anlegen und derſelben wuͤr-
dig wandeln, und ſie daher auch wol gar wieder
verlieren: ſo haben wir wohl zu erwegen, ſowol
alhie Pauli Exempel, als auch dort 2 Cor. 6, 1.
Pauli Worte, da er ſpricht: Wir ermahnen
euch aber, als Mithelfer, daß ihr nicht
vergeblich die Gnade GOttes empfahet.
5. Es iſt ein menſchliches Gedicht, wenn
man eine ſolche Amts-Gnade vorgiebt, welche
einem ungeiſtlichen Lehrer, auſſer der Einwoh-
nung, alſo beyſtehe, daß er daher zur Fuͤhrung
des Amts des Geiſtes die wahre geiſtliche Tuͤch-
tigkeit habe. Paulus wuſte von keiner andern
Gnade bey ihm, als die auch zugleich in ihm
war.
V. 11.
Es ſey nun ich, oder jene, alſo (daß
Chriſtus fuͤr unſere Suͤnde geſtorben, aber auch
wieder auferſtanden und ſeinen Apoſteln, auch
andern Glaubigen erſchienen ſey, nach der
Schrift) predigen wir (ſintemal wir mit ei-
nem Geiſte der Wahrheit und Einigkeit geſal-
bet ſind, und von ihm regieret werden) und alſo
habet ihr geglaubet (da ihr dieſe Lehre nicht
allein als eine kundbar wahrhaftige Geſchicht
mit natuͤrlichem Beyfall, ſondern auch mit ei-
nem in der Ordnung der Bekehrung von GOtt
gewirckten uͤbernatuͤrlichen Glauben angenom-
men habet.)
V. 12.
So aber Chriſtus geprediget wird,
daß er ſey von den Todten auferſtanden;
wie ſagen denn etliche (die noch einem heid-
niſchen und Sadducaͤiſchen Jrrthum nachhan-
gen) die Auferſtehung der Todten ſey
nichts? (da ſie doch wohl wiſſen, daß die Lehre
von der Auferſtehung Chriſti dergeſtalt auf den
Zweck unſerer durch ſeinen Tod erworbenen Ge-
rechtigkeit und der Gerechtmachung von uns
Apoſteln gefuͤhret iſt, daß damit die Lehre von
der Auferſtehung aller Menſchen, inſonderheit
der Glaͤubigen, verknuͤpfet worden: Da nem-
lich gezeiget iſt, daß das, welches an dem Haupte
geſchehen, auch an deſſen geiſtlichen Leibe, als eine
Frucht, erfolgen muͤſſe.
V. 13.
Jſt aber die Auferſtehung der Todten
nichts, ſo iſt auch Chriſtus nicht aufer-
ſtanden.
Anmerckung.
Der Apoſtel ziehet aus dem irrigen Satz
von geleugneter Auferſtehung der Todten die
Folge, daß auf die Art auch die Evangeliſche
Haupt-Lehre von der Auferſtehung Chriſti mit
wuͤrde uͤber einen Haufen gehen: ſintemal die
Verleugnung einer nothwendigen Frucht auch
auf die Verneinung der wirckenden Urſach leicht-
lich zuruͤck faͤllt. Er bedienet ſich aber dieſer
argumentation nicht bey den unglaubigen Sad-
ducaͤern und Heiden: als die beydes leugneten
und alſo das eine, ſo lange ſie es noch nicht an-
nehmen, zum Beweiſe des andern bey ihnen
nicht konte urgiret werden: ſondern bey denen,
welche ſich von der Wahrheit der Auferſtehung
Chriſti uͤberzeuget hielten; die daher bey dieſer
Lehre veſte halten, und davon einen Schluß ma-
chen konten auf die von einigen annoch in Zwei-
fel gezogene Auferſtehung der Todten.
V. 14. 15.
Jſt aber Chriſtus nicht auferſtanden,
ſo iſt unſere Predigt vergeblich, ſo iſt auch
euer Glaube vergeblich. v. 15. Wir wuͤr-
den auch erfunden falſche Zeugen GOttes
daß wir wider (oder von GOtt) gezeuget
haͤtten, er haͤtte Chriſtum auferwecket,
den er nicht auferwecket haͤtte, ſintemal
(wofern) die Todten nicht auferſtehen.
Anmerckung.
Nachdem der Apoſtel aus der verleugneten
Auferſtehung der Todten die eine an ſich hoͤchſt
irrige Folge von der daher zu verleugnenden Auf-
erſtehung Chriſti gezogen hatte; ſo ziehet er dar-
aus noch drey andere hoͤchſt ſchaͤdliche Folgen,
nemlich es wuͤrde daraus ferner zu ſchlieſſen ſeyn:
1. der Apoſtel Predigt ſey vergeblich, nemlich
auf einen falſchen Grund gebauet: 2. der Co-
rinthier Glaube ſey gleichfalls ohne Grund;
ja 3. der Apoſtel Predigt von Chriſto ſey nicht
allein vergeblich und ohne allen Effect der Se-
ligkeit, ſondern auch noch dazu falſch und un-
wahr:
S s
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |