Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 15, 4-6. [Spaltenumbruch]
das menschliche Geschlecht gebracht ist: welchesist die Evangelische Hauptlehrte, worauf, nebst der von der Auferstehung, die Apostel ihre Pre- digten fürnehmlich gerichtet, und die Gemeinen darauf gebauet haben. 2. Und eben dieses ist auch die Hauptlehre der gantzen heiligen Schrift des alten Testa- ments, in derselben theils Vorbildern, theils aber Verheissungen. Man sehe unter vielen an- dern Orten Psalm 22, 16. 17. Jes. 53, 5. 8. 9. Dan. 9, 24. 26. Zach. 12, 10. c. 13, 7. Sie- he auch Psalm 16, 10. etc. Daher unser Hey- land zu den Emauntischen Jüngern sagte: Mu- ste nicht Christus solches leiden, und zu seiner Herrlichkeit eingehen. Da Lucas hinzu thut: Und er fing an von Mose und allen Propheten, und legete ihnen alle Schrift aus, die von ihm gesaget war. Luc. 24, 26. 27. 3. Die Begräbniß CHristi dienete zur Bekräftigung seines wahrhaftigen Todes: Die Auferstehung aber zum Beweise dessen, daß sein Tod zu unserer Versöhnung gültig gewesen, und das Löse-Geld angenommen worden; wir auch daher zuvorderst mit Beschenckung der er- worbenen Gerechtigkeit, geistlich und auch zum ewigen Leben leiblich erwecket werden solten. Daß aber die Auferstehung am dritten Tage geschahe, darunter war eine sonderbare Weisheit GOt- tes. Denn wäre es noch eher geschehen, so hätte der Tod von den Feinden nur für eine Ohn- macht können ausgegeben werden. Wäre sie aber weiter hinaus gesetzet, so würden sie sol- ches auch einem Unvermögen es eher zu thun zu- geschrieben, oder doch der Jünger schwacher Glaube indessen noch mehr Anstoß erlitten haben. V. 5. Und daß er gesehen worden ist von Anmerckungen. 1. Der Apostel gedencket alhie nur fünf Erscheinungen CHristi: es sind derselben aber 10 nach einander geschehen. Und da keiner der Evangelisten alle 10 nach einander erzehlet, sondern es einem ieden genug war, unterschied- liche davon anzuführen; so muß man aus Zu- sammenhaltung der Evangelisten und dieses Pau- linischen Textes alle zehen zusammen suchen. 2. Vor der Erscheinung, die Petro wie- derfahren, und deren hie gedacht wird, sind zwo andere vorher gegangen, und ist sie die dritte gewesen. Die allererste ist der Maria Magdalena geschehen Joh. 21, 1. seqq. 14. seqq. Denn da diese mit den andern Weibern zum Grabe gekommen, und ihr der HERR im Garten erschienen war; so lief sie darauf, nach dem Befehl des HErrn, zu den Jüngern nach Jerusalem, um diesen die Auferstehung zu ver- kündigen. Da nun die übrigen Weib er indes- sen noch zurück geblieben waren, und später wieder nach Jerusalem gingen; siehe so begeg- nete ihnen der HErr unterweges, und sprach [Spaltenumbruch] zu ihnen: seyd gegrüsset. Matth. 28 8. 9. 10. Welches die zweyte Erscheinung war. Hier- auf wiederfuhr nun die Gnade der dritten Er- scheinung Petro; als dieser nemlich auf die durch die Weiber von der Auferstehung JEsu empfangene Nachricht, nachdem er, auf dem von der Maria Magdalena empfangnen Bericht, vorher schon mit Johanne zum Grabe gelaufen war, Joh. 20, 2. 10. zum andern mal dahin ging. Denn daß ihme der HERR zu diesem mal erschienen seyn muß, ersiehet man aus 1 Cor. 15, 5. da die Erscheinung, welche Petro geschehen, der, mit welcher die sämtlichen Apo- stel begnadiget worden, vorgesetzet wird: und auch Luc. 24, 34. die versammleten Jünger sag- ten: Der HERR ist wahrhaftig aufer- standen, und Simoni erschienen. Wel- ches zu keiner Zeit füglicher geschehen seyn kan, als da Petrus zum andern mal zum Grabe ge- gangen: worauf er denn auch den übrigen Jün- gern diese fröliche Botschaft von der Auferste- hung Christi gebracht hat. Was der HErr JEsus aber zu Petro gesaget, ist leichtlich zu er- achten aus dem ihm bekant gewesenen Zustan- de des um der gethanen Verleugnung willen höchst betrübten Petri: zu dessen Aufrichtung der Engel zu den Weibern gesaget hatte: Jhr suchet JEsum von Nazareth, den ge- creutzigten. Er ist auferstanden - - Ge- het aber hin und sagets seinen Jüngern und Petro. Marc. 16, 6. 7. 3. Die vierte Erscheinung ist diejenige, welche die beyden nach Emaus gehenden Jün- ger gehabt: welche eine der herrlichsten ist, und von Luca c. 24. ausführlich beschrieben ist. 4. Hierauf folgte zum fünften diejenige, welcher Paulus gedencket in den Worten, daß er von den zwölfen gesehen worden. Davon man sehe Luc. 24, 33-36. seqq. Joh. 20, 19. seqq. 5. Ob nun gleich nicht allein Judas ab- gegangen war, sondern auch Thomas fehlete Joh. 20, 24. so wird das Collegium der Apo- stel dennoch mit Recht von der verordneten zwölf- ten Zahl benennet: wie auch sonst bey solchen aus einer gewissen Anzahl der Personen beste- henden Collegiis geschiehet, daß sie nach ihrer gewöhnlichen Zahl benennet werden, ob auch gleich einer und der andere davon abgegangen, oder davon nicht zugegen ist z. E. wenn man sa- get: die Acht-Männer u. s. w. V. 6. Darauf ist er gesehen worden von Anmerckungen. 1. Vor dieser Erscheinung, welche in der Ordnung die achte gewesen, sind noch zwo andere vorher gegangen. Erstlich die, als die sechste, da acht Tage nach dem Osterfeste, der zuvor abwesende Thomas bey den übrigen Jün- gern zugegen war, und seinen Glauben an Chri- stum mit der demüthigsten Verehrung und An- be-
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 15, 4-6. [Spaltenumbruch]
das menſchliche Geſchlecht gebracht iſt: welchesiſt die Evangeliſche Hauptlehrte, worauf, nebſt der von der Auferſtehung, die Apoſtel ihre Pre- digten fuͤrnehmlich gerichtet, und die Gemeinen darauf gebauet haben. 2. Und eben dieſes iſt auch die Hauptlehre der gantzen heiligen Schrift des alten Teſta- ments, in derſelben theils Vorbildern, theils aber Verheiſſungen. Man ſehe unter vielen an- dern Orten Pſalm 22, 16. 17. Jeſ. 53, 5. 8. 9. Dan. 9, 24. 26. Zach. 12, 10. c. 13, 7. Sie- he auch Pſalm 16, 10. ꝛc. Daher unſer Hey- land zu den Emauntiſchen Juͤngern ſagte: Mu- ſte nicht Chriſtus ſolches leiden, und zu ſeiner Herrlichkeit eingehen. Da Lucas hinzu thut: Und er fing an von Moſe und allen Propheten, und legete ihnen alle Schrift aus, die von ihm geſaget war. Luc. 24, 26. 27. 3. Die Begraͤbniß CHriſti dienete zur Bekraͤftigung ſeines wahrhaftigen Todes: Die Auferſtehung aber zum Beweiſe deſſen, daß ſein Tod zu unſerer Verſoͤhnung guͤltig geweſen, und das Loͤſe-Geld angenommen worden; wir auch daher zuvorderſt mit Beſchenckung der er- worbenen Gerechtigkeit, geiſtlich und auch zum ewigen Leben leiblich erwecket werden ſolten. Daß aber die Auferſtehung am dritten Tage geſchahe, darunter war eine ſonderbare Weisheit GOt- tes. Denn waͤre es noch eher geſchehen, ſo haͤtte der Tod von den Feinden nur fuͤr eine Ohn- macht koͤnnen ausgegeben werden. Waͤre ſie aber weiter hinaus geſetzet, ſo wuͤrden ſie ſol- ches auch einem Unvermoͤgen es eher zu thun zu- geſchrieben, oder doch der Juͤnger ſchwacher Glaube indeſſen noch mehr Anſtoß erlitten haben. V. 5. Und daß er geſehen worden iſt von Anmerckungen. 1. Der Apoſtel gedencket alhie nur fuͤnf Erſcheinungen CHriſti: es ſind derſelben aber 10 nach einander geſchehen. Und da keiner der Evangeliſten alle 10 nach einander erzehlet, ſondern es einem ieden genug war, unterſchied- liche davon anzufuͤhren; ſo muß man aus Zu- ſammenhaltung der Evangeliſten und dieſes Pau- liniſchen Textes alle zehen zuſammen ſuchen. 2. Vor der Erſcheinung, die Petro wie- derfahren, und deren hie gedacht wird, ſind zwo andere vorher gegangen, und iſt ſie die dritte geweſen. Die allererſte iſt der Maria Magdalena geſchehen Joh. 21, 1. ſeqq. 14. ſeqq. Denn da dieſe mit den andern Weibern zum Grabe gekommen, und ihr der HERR im Garten erſchienen war; ſo lief ſie darauf, nach dem Befehl des HErrn, zu den Juͤngern nach Jeruſalem, um dieſen die Auferſtehung zu ver- kuͤndigen. Da nun die uͤbrigen Weib er indeſ- ſen noch zuruͤck geblieben waren, und ſpaͤter wieder nach Jeruſalem gingen; ſiehe ſo begeg- nete ihnen der HErr unterweges, und ſprach [Spaltenumbruch] zu ihnen: ſeyd gegruͤſſet. Matth. 28 8. 9. 10. Welches die zweyte Erſcheinung war. Hier- auf wiederfuhr nun die Gnade der dritten Er- ſcheinung Petro; als dieſer nemlich auf die durch die Weiber von der Auferſtehung JEſu empfangene Nachricht, nachdem er, auf dem von der Maria Magdalena empfangnen Bericht, vorher ſchon mit Johanne zum Grabe gelaufen war, Joh. 20, 2. 10. zum andern mal dahin ging. Denn daß ihme der HERR zu dieſem mal erſchienen ſeyn muß, erſiehet man aus 1 Cor. 15, 5. da die Erſcheinung, welche Petro geſchehen, der, mit welcher die ſaͤmtlichen Apo- ſtel begnadiget worden, vorgeſetzet wird: und auch Luc. 24, 34. die verſammleten Juͤnger ſag- ten: Der HERR iſt wahrhaftig aufer- ſtanden, und Simoni erſchienen. Wel- ches zu keiner Zeit fuͤglicher geſchehen ſeyn kan, als da Petrus zum andern mal zum Grabe ge- gangen: worauf er denn auch den uͤbrigen Juͤn- gern dieſe froͤliche Botſchaft von der Auferſte- hung Chriſti gebracht hat. Was der HErr JEſus aber zu Petro geſaget, iſt leichtlich zu er- achten aus dem ihm bekant geweſenen Zuſtan- de des um der gethanen Verleugnung willen hoͤchſt betruͤbten Petri: zu deſſen Aufrichtung der Engel zu den Weibern geſaget hatte: Jhr ſuchet JEſum von Nazareth, den ge- creutzigten. Er iſt auferſtanden ‒ ‒ Ge- het aber hin und ſagets ſeinen Juͤngern und Petro. Marc. 16, 6. 7. 3. Die vierte Erſcheinung iſt diejenige, welche die beyden nach Emaus gehenden Juͤn- ger gehabt: welche eine der herrlichſten iſt, und von Luca c. 24. ausfuͤhrlich beſchrieben iſt. 4. Hierauf folgte zum fuͤnften diejenige, welcher Paulus gedencket in den Worten, daß er von den zwoͤlfen geſehen worden. Davon man ſehe Luc. 24, 33-36. ſeqq. Joh. 20, 19. ſeqq. 5. Ob nun gleich nicht allein Judas ab- gegangen war, ſondern auch Thomas fehlete Joh. 20, 24. ſo wird das Collegium der Apo- ſtel dennoch mit Recht von der verordneten zwoͤlf- ten Zahl benennet: wie auch ſonſt bey ſolchen aus einer gewiſſen Anzahl der Perſonen beſte- henden Collegiis geſchiehet, daß ſie nach ihrer gewoͤhnlichen Zahl benennet werden, ob auch gleich einer und der andere davon abgegangen, oder davon nicht zugegen iſt z. E. wenn man ſa- get: die Acht-Maͤnner u. ſ. w. V. 6. Darauf iſt er geſehen worden von Anmerckungen. 1. Vor dieſer Erſcheinung, welche in der Ordnung die achte geweſen, ſind noch zwo andere vorher gegangen. Erſtlich die, als die ſechſte, da acht Tage nach dem Oſterfeſte, der zuvor abweſende Thomas bey den uͤbrigen Juͤn- gern zugegen war, und ſeinen Glauben an Chri- ſtum mit der demuͤthigſten Verehrung und An- be-
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Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 15, 4-6.
das menſchliche Geſchlecht gebracht iſt: welches
iſt die Evangeliſche Hauptlehrte, worauf, nebſt
der von der Auferſtehung, die Apoſtel ihre Pre-
digten fuͤrnehmlich gerichtet, und die Gemeinen
darauf gebauet haben.
2. Und eben dieſes iſt auch die Hauptlehre
der gantzen heiligen Schrift des alten Teſta-
ments, in derſelben theils Vorbildern, theils
aber Verheiſſungen. Man ſehe unter vielen an-
dern Orten Pſalm 22, 16. 17. Jeſ. 53, 5. 8. 9.
Dan. 9, 24. 26. Zach. 12, 10. c. 13, 7. Sie-
he auch Pſalm 16, 10. ꝛc. Daher unſer Hey-
land zu den Emauntiſchen Juͤngern ſagte: Mu-
ſte nicht Chriſtus ſolches leiden, und zu
ſeiner Herrlichkeit eingehen. Da Lucas
hinzu thut: Und er fing an von Moſe und
allen Propheten, und legete ihnen alle
Schrift aus, die von ihm geſaget war. Luc.
24, 26. 27.
3. Die Begraͤbniß CHriſti dienete zur
Bekraͤftigung ſeines wahrhaftigen Todes: Die
Auferſtehung aber zum Beweiſe deſſen, daß
ſein Tod zu unſerer Verſoͤhnung guͤltig geweſen,
und das Loͤſe-Geld angenommen worden; wir
auch daher zuvorderſt mit Beſchenckung der er-
worbenen Gerechtigkeit, geiſtlich und auch zum
ewigen Leben leiblich erwecket werden ſolten. Daß
aber die Auferſtehung am dritten Tage geſchahe,
darunter war eine ſonderbare Weisheit GOt-
tes. Denn waͤre es noch eher geſchehen, ſo
haͤtte der Tod von den Feinden nur fuͤr eine Ohn-
macht koͤnnen ausgegeben werden. Waͤre ſie
aber weiter hinaus geſetzet, ſo wuͤrden ſie ſol-
ches auch einem Unvermoͤgen es eher zu thun zu-
geſchrieben, oder doch der Juͤnger ſchwacher
Glaube indeſſen noch mehr Anſtoß erlitten
haben.
V. 5.
Und daß er geſehen worden iſt von
Kephas (Petro Joh. 1, 42. 43.) darnach von
den zwoͤlfen.)
Anmerckungen.
1. Der Apoſtel gedencket alhie nur fuͤnf
Erſcheinungen CHriſti: es ſind derſelben aber
10 nach einander geſchehen. Und da keiner der
Evangeliſten alle 10 nach einander erzehlet,
ſondern es einem ieden genug war, unterſchied-
liche davon anzufuͤhren; ſo muß man aus Zu-
ſammenhaltung der Evangeliſten und dieſes Pau-
liniſchen Textes alle zehen zuſammen ſuchen.
2. Vor der Erſcheinung, die Petro wie-
derfahren, und deren hie gedacht wird, ſind
zwo andere vorher gegangen, und iſt ſie die
dritte geweſen. Die allererſte iſt der Maria
Magdalena geſchehen Joh. 21, 1. ſeqq. 14. ſeqq.
Denn da dieſe mit den andern Weibern zum
Grabe gekommen, und ihr der HERR im
Garten erſchienen war; ſo lief ſie darauf, nach
dem Befehl des HErrn, zu den Juͤngern nach
Jeruſalem, um dieſen die Auferſtehung zu ver-
kuͤndigen. Da nun die uͤbrigen Weib er indeſ-
ſen noch zuruͤck geblieben waren, und ſpaͤter
wieder nach Jeruſalem gingen; ſiehe ſo begeg-
nete ihnen der HErr unterweges, und ſprach
zu ihnen: ſeyd gegruͤſſet. Matth. 28 8. 9. 10.
Welches die zweyte Erſcheinung war. Hier-
auf wiederfuhr nun die Gnade der dritten Er-
ſcheinung Petro; als dieſer nemlich auf die
durch die Weiber von der Auferſtehung JEſu
empfangene Nachricht, nachdem er, auf dem
von der Maria Magdalena empfangnen Bericht,
vorher ſchon mit Johanne zum Grabe gelaufen
war, Joh. 20, 2. 10. zum andern mal dahin
ging. Denn daß ihme der HERR zu dieſem
mal erſchienen ſeyn muß, erſiehet man aus
1 Cor. 15, 5. da die Erſcheinung, welche Petro
geſchehen, der, mit welcher die ſaͤmtlichen Apo-
ſtel begnadiget worden, vorgeſetzet wird: und
auch Luc. 24, 34. die verſammleten Juͤnger ſag-
ten: Der HERR iſt wahrhaftig aufer-
ſtanden, und Simoni erſchienen. Wel-
ches zu keiner Zeit fuͤglicher geſchehen ſeyn kan,
als da Petrus zum andern mal zum Grabe ge-
gangen: worauf er denn auch den uͤbrigen Juͤn-
gern dieſe froͤliche Botſchaft von der Auferſte-
hung Chriſti gebracht hat. Was der HErr
JEſus aber zu Petro geſaget, iſt leichtlich zu er-
achten aus dem ihm bekant geweſenen Zuſtan-
de des um der gethanen Verleugnung willen
hoͤchſt betruͤbten Petri: zu deſſen Aufrichtung
der Engel zu den Weibern geſaget hatte: Jhr
ſuchet JEſum von Nazareth, den ge-
creutzigten. Er iſt auferſtanden ‒ ‒ Ge-
het aber hin und ſagets ſeinen Juͤngern
und Petro. Marc. 16, 6. 7.
3. Die vierte Erſcheinung iſt diejenige,
welche die beyden nach Emaus gehenden Juͤn-
ger gehabt: welche eine der herrlichſten iſt, und
von Luca c. 24. ausfuͤhrlich beſchrieben iſt.
4. Hierauf folgte zum fuͤnften diejenige,
welcher Paulus gedencket in den Worten, daß
er von den zwoͤlfen geſehen worden. Davon
man ſehe Luc. 24, 33-36. ſeqq. Joh. 20, 19.
ſeqq.
5. Ob nun gleich nicht allein Judas ab-
gegangen war, ſondern auch Thomas fehlete
Joh. 20, 24. ſo wird das Collegium der Apo-
ſtel dennoch mit Recht von der verordneten zwoͤlf-
ten Zahl benennet: wie auch ſonſt bey ſolchen
aus einer gewiſſen Anzahl der Perſonen beſte-
henden Collegiis geſchiehet, daß ſie nach ihrer
gewoͤhnlichen Zahl benennet werden, ob auch
gleich einer und der andere davon abgegangen,
oder davon nicht zugegen iſt z. E. wenn man ſa-
get: die Acht-Maͤnner u. ſ. w.
V. 6.
Darauf iſt er geſehen worden von
mehr denn funfhundert Bruͤdern auf ein-
mal, derer noch viele leben, etliche aber
ſind entſchlafen.
Anmerckungen.
1. Vor dieſer Erſcheinung, welche in der
Ordnung die achte geweſen, ſind noch zwo
andere vorher gegangen. Erſtlich die, als die
ſechſte, da acht Tage nach dem Oſterfeſte, der
zuvor abweſende Thomas bey den uͤbrigen Juͤn-
gern zugegen war, und ſeinen Glauben an Chri-
ſtum mit der demuͤthigſten Verehrung und An-
be-
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