Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
Cap. 14, 32-35. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] Denn erstlich fehlet es an solchen ausserordentli-
chen Gaben; wie man auch derselben nicht mehr
also nöthig hat, als sie bey Pflantzung der Kirche
gewesen. Hernach sind itzo die Gemeinen viel
zu groß und zu weitläuftig dazu. Und was wür-
de nicht bey solcher und anderer Beschaffenheit
daher für eine Confusion entstehen? Gewiß an
statt der Erbauung nichts als Zerrüttung. Was
aber in öffentlichen Versammlungen sich nicht
thun lässt, das kan doch, so viel die Betrach-
tung des göttlichen Worts und die daher zuneh-
mende Erweckung betrifft, daheim in geringe-
rer Anzahl von denen geschehen, welche eines
Sinnes sind: dabey sie aber auch allewege auf
gute Ordnung zu sehen, und sich in ihren Schran-
cken zu halten haben, also daß es dem öffentli-
chen Lehr-Amte mehr zum geistlichen Nutzen und
zur Zierde, als zum Nachtheil gereiche.
V. 33.

Denn GOtt ist nicht ein GOtt der
Unordnung
(daß er Gaben ertheilete zur Un-
ordnung in der öffentlichen Versammlung, und
zur Zerrüttung der Gemüther, oder als wenn er
solches wohl tragen, und seine lautere und auf-
richtige Bedienung damit bestehen könte) son-
dern ein GOtt des Friedens
(der, wie er in
Christo versöhnet, und gegen die Glaubigen vä-
terlich gesinnet ist, auch ihnen den wahren Frie-
den der Seele schencket, also auch will, daß sich
der Beweis, als die Frucht davon, unter ihnen
im Umgange, sonderlich wenn sie zum öffentli-
chen Gottesdienste versammlet sind, hervor thun
soll: welches aber ohne gute Ordnung, so man
in allen Stücken zu halten hat, nicht geschehen
kan) wie in allen Gemeinen der Heiligen
(welches der Ehren-Name der gläubigen Chri-
sten ist, nachdem sie sich durch den Heiligen
Geist in der Ordnung des Heils heiligen lassen,
auch in der Heiligung, der sie nachjagen, immer
völliger zu werden suchen.)

Anmerckung.

Es solte oder könte eigentlich heissen:
GOtt ist nicht ein GOtt der Unordnung,
sondern der Ordnung.
Da aber der Un-
ordnung
der Friede entgegen gesetzet wird, so
wird damit angezeiget, daß wo Ordnung ist,
da ist auch Friede, Unfriede aber, wo Unord-
nung
im Schwange gehet.

V. 34.

Eure Weiber (sie stehen in der Ehe, oder
nicht) lasset schweigen in der Gemeine: denn
es soll ihnen nicht zugelassen werden, daß
sie reden, sondern unterthan seyn; wie
auch das Gesetze saget
(nemlich 1 B. Mos. 3,
16. da es heißt: dein Wille soll deinem Manne
unterworfen seyn, und er soll dein Herr seyn)

Anmerckungen.
1. Da Paulus Cap. 11, 5. einem Weibe
das beten und weissagen in öffentlicher Gemeine
verstattet, und nur erinnert, daß es mit einem
bedeckten Haupt geschehen soll: hie aber das
lehren dem weiblichen Geschlecht überhaupt ver-
[Spaltenumbruch] bietet; so ist die Conciliation dieser beyden Stel-
len schon oben gegeben worden: nemlich Pau-
lus redet c. 11, 5. von der ausserordentlichen Ga-
be der Propheceyung, wie die Töchter Philip-
pi gehabt Ap. Gesch. 21, 9. Hie aber redet er
vom ordentlichen Lehr, Amte. Ein mehrers sehe
man daselbst. Daß aber Paulus alhie vom or-
dentlichen Lehr-Amte, wie solchesauch ausser den
ausserordentlichen Gaben, ordentlicher Weise in
der ersten Kirche geführet worden, rede; das
ist daraus klar genug, daß ja dasselbe allerdinge
auch unter den Corinthiern gewesen ist; und,
ob er gleich von ausserordentlichen Gaben gere-
det hat, doch in diesen und folgenden Worten
derselben nicht gedencket, sondern nur bloß vom
öffentlichen Reden spricht, und dieses dem weib-
lichen Geschlecht nicht verstatten will. Da ei-
nige Weiber die prophetische Gabe gehabt ha-
ben, und damit von GOtt selbst legitimiret wor-
den, auch einen öffentlichen Vortrag zu thun;
so scheinen andere Weiber daher Gelegenheit
genommen zu haben, sich auch des ordentlichen
Lehr-Amts, wie solches nebst dem Gebrauch der
ausserordentlichen Gaben auch zu Corinthus ver-
waltet wurde, anzumassen; welcher Unordnung
Paulus vorbauet.
2. Wenn der Apostel dem öffentlichen Re-
den der Weiber ihre Unterthänigkeit entgegen
setzet, so zeiget er damit an, daß jenes sich zu der
subordination, nach welcher das weibliche Ge-
schlecht unter dem männlichen stehet, gar nicht
schicken wolle. Denn da würde ja vielmal diß
und das an den Männern in Ansehung der Pflich-
ten ihres Christenthums, Hauswesens und Ehe-
standes, zu bestrafen seyn. Solte nun diese
Bestrafung von dem Geschlecht geschehen, wel-
ches dem andern unterthänig seyn soll, so wür-
de dieses freylich wider die Auctorität der Män-
ner und Submission der Weiber streiten, auch
wegen der grössern Schwäche des weiblichen
Geschlechts gar sehr gemißbrauchet werden, und
vom Mißbrauche nicht zu retten seyn; davon es
doch bey dem männlichen Geschlechte viel leichter
befreyet seyn kan.
3. Von der Unterthänigkeit des weiblichen
Geschlechts, die manchem Eheweibe eben so
schwer eingehet, als sehr es manchem Eheman-
ne an der Gabe, sein Weib recht zu regieren,
fehlet: so sind davon vor andern folgende Stel-
len wohl zu mercken: 1 Cor. 11, 4. Der Mann
ist des Weibes Haupt.
Eph. 5, 22. 23. Die
Weiber seyn unterthan ihren Männern,
als dem HErrn. Denn der Mann ist des
Weibes Haupt; gleichwie auch Christus
das Haupt ist der Gemeine.
Coloss. 3, 18.
Jhr Weiber seyd unterthan euren Män-
nern in dem HErrn, wie sichs gebühret.

2 Tim. 2, 12. Einem Weibe gestatte ich
nicht, daß sie lehre, auch nicht, daß sie des
Mannes Herr sey, sondern stille sey.
Sie-
he auch Tit. 2, 5. 1 Pet. 3, 1.
V. 35.

Wollen sie etwas lernen (in der Er-
käntniß GOttes und göttlicher Dinge vor an-
dern zunehmen, so haben sie dazu die Ubung des

öffent-
R r 2
Cap. 14, 32-35. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] Denn erſtlich fehlet es an ſolchen auſſerordentli-
chen Gaben; wie man auch derſelben nicht mehr
alſo noͤthig hat, als ſie bey Pflantzung der Kirche
geweſen. Hernach ſind itzo die Gemeinen viel
zu groß und zu weitlaͤuftig dazu. Und was wuͤr-
de nicht bey ſolcher und anderer Beſchaffenheit
daher fuͤr eine Confuſion entſtehen? Gewiß an
ſtatt der Erbauung nichts als Zerruͤttung. Was
aber in oͤffentlichen Verſammlungen ſich nicht
thun laͤſſt, das kan doch, ſo viel die Betrach-
tung des goͤttlichen Worts und die daher zuneh-
mende Erweckung betrifft, daheim in geringe-
rer Anzahl von denen geſchehen, welche eines
Sinnes ſind: dabey ſie aber auch allewege auf
gute Ordnung zu ſehen, und ſich in ihren Schran-
cken zu halten haben, alſo daß es dem oͤffentli-
chen Lehr-Amte mehr zum geiſtlichen Nutzen und
zur Zierde, als zum Nachtheil gereiche.
V. 33.

Denn GOtt iſt nicht ein GOtt der
Unordnung
(daß er Gaben ertheilete zur Un-
ordnung in der oͤffentlichen Verſammlung, und
zur Zerruͤttung der Gemuͤther, oder als wenn er
ſolches wohl tragen, und ſeine lautere und auf-
richtige Bedienung damit beſtehen koͤnte) ſon-
dern ein GOtt des Friedens
(der, wie er in
Chriſto verſoͤhnet, und gegen die Glaubigen vaͤ-
terlich geſinnet iſt, auch ihnen den wahren Frie-
den der Seele ſchencket, alſo auch will, daß ſich
der Beweis, als die Frucht davon, unter ihnen
im Umgange, ſonderlich wenn ſie zum oͤffentli-
chen Gottesdienſte verſammlet ſind, hervor thun
ſoll: welches aber ohne gute Ordnung, ſo man
in allen Stuͤcken zu halten hat, nicht geſchehen
kan) wie in allen Gemeinen der Heiligen
(welches der Ehren-Name der glaͤubigen Chri-
ſten iſt, nachdem ſie ſich durch den Heiligen
Geiſt in der Ordnung des Heils heiligen laſſen,
auch in der Heiligung, der ſie nachjagen, immer
voͤlliger zu werden ſuchen.)

Anmerckung.

Es ſolte oder koͤnte eigentlich heiſſen:
GOtt iſt nicht ein GOtt der Unordnung,
ſondern der Ordnung.
Da aber der Un-
ordnung
der Friede entgegen geſetzet wird, ſo
wird damit angezeiget, daß wo Ordnung iſt,
da iſt auch Friede, Unfriede aber, wo Unord-
nung
im Schwange gehet.

V. 34.

Eure Weiber (ſie ſtehen in der Ehe, oder
nicht) laſſet ſchweigen in der Gemeine: denn
es ſoll ihnen nicht zugelaſſen werden, daß
ſie reden, ſondern unterthan ſeyn; wie
auch das Geſetze ſaget
(nemlich 1 B. Moſ. 3,
16. da es heißt: dein Wille ſoll deinem Manne
unterworfen ſeyn, und er ſoll dein Herr ſeyn)

Anmerckungen.
1. Da Paulus Cap. 11, 5. einem Weibe
das beten und weiſſagen in oͤffentlicher Gemeine
verſtattet, und nur erinnert, daß es mit einem
bedeckten Haupt geſchehen ſoll: hie aber das
lehren dem weiblichen Geſchlecht uͤberhaupt ver-
[Spaltenumbruch] bietet; ſo iſt die Conciliation dieſer beyden Stel-
len ſchon oben gegeben worden: nemlich Pau-
lus redet c. 11, 5. von der auſſerordentlichen Ga-
be der Propheceyung, wie die Toͤchter Philip-
pi gehabt Ap. Geſch. 21, 9. Hie aber redet er
vom ordentlichen Lehr, Amte. Ein mehrers ſehe
man daſelbſt. Daß aber Paulus alhie vom or-
dentlichen Lehr-Amte, wie ſolchesauch auſſer den
auſſerordentlichen Gaben, ordentlicher Weiſe in
der erſten Kirche gefuͤhret worden, rede; das
iſt daraus klar genug, daß ja daſſelbe allerdinge
auch unter den Corinthiern geweſen iſt; und,
ob er gleich von auſſerordentlichen Gaben gere-
det hat, doch in dieſen und folgenden Worten
derſelben nicht gedencket, ſondern nur bloß vom
oͤffentlichen Reden ſpricht, und dieſes dem weib-
lichen Geſchlecht nicht verſtatten will. Da ei-
nige Weiber die prophetiſche Gabe gehabt ha-
ben, und damit von GOtt ſelbſt legitimiret wor-
den, auch einen oͤffentlichen Vortrag zu thun;
ſo ſcheinen andere Weiber daher Gelegenheit
genommen zu haben, ſich auch des ordentlichen
Lehr-Amts, wie ſolches nebſt dem Gebrauch der
auſſerordentlichen Gaben auch zu Corinthus ver-
waltet wurde, anzumaſſen; welcher Unordnung
Paulus vorbauet.
2. Wenn der Apoſtel dem oͤffentlichen Re-
den der Weiber ihre Unterthaͤnigkeit entgegen
ſetzet, ſo zeiget er damit an, daß jenes ſich zu der
ſubordination, nach welcher das weibliche Ge-
ſchlecht unter dem maͤnnlichen ſtehet, gar nicht
ſchicken wolle. Denn da wuͤrde ja vielmal diß
und das an den Maͤnnern in Anſehung der Pflich-
ten ihres Chriſtenthums, Hausweſens und Ehe-
ſtandes, zu beſtrafen ſeyn. Solte nun dieſe
Beſtrafung von dem Geſchlecht geſchehen, wel-
ches dem andern unterthaͤnig ſeyn ſoll, ſo wuͤr-
de dieſes freylich wider die Auctoritaͤt der Maͤn-
ner und Submisſion der Weiber ſtreiten, auch
wegen der groͤſſern Schwaͤche des weiblichen
Geſchlechts gar ſehr gemißbrauchet werden, und
vom Mißbrauche nicht zu retten ſeyn; davon es
doch bey dem maͤnnlichen Geſchlechte viel leichter
befreyet ſeyn kan.
3. Von der Unterthaͤnigkeit des weiblichen
Geſchlechts, die manchem Eheweibe eben ſo
ſchwer eingehet, als ſehr es manchem Eheman-
ne an der Gabe, ſein Weib recht zu regieren,
fehlet: ſo ſind davon vor andern folgende Stel-
len wohl zu mercken: 1 Cor. 11, 4. Der Mann
iſt des Weibes Haupt.
Eph. 5, 22. 23. Die
Weiber ſeyn unterthan ihren Maͤnnern,
als dem HErrn. Denn der Mann iſt des
Weibes Haupt; gleichwie auch Chriſtus
das Haupt iſt der Gemeine.
Coloſſ. 3, 18.
Jhr Weiber ſeyd unterthan euren Maͤn-
nern in dem HErrn, wie ſichs gebuͤhret.

2 Tim. 2, 12. Einem Weibe geſtatte ich
nicht, daß ſie lehre, auch nicht, daß ſie des
Mannes Herr ſey, ſondern ſtille ſey.
Sie-
he auch Tit. 2, 5. 1 Pet. 3, 1.
V. 35.

Wollen ſie etwas lernen (in der Er-
kaͤntniß GOttes und goͤttlicher Dinge vor an-
dern zunehmen, ſo haben ſie dazu die Ubung des

oͤffent-
R r 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <list>
                <item><pb facs="#f0343" n="315"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 14, 32-35. an die Corinthier.</hi></fw><lb/><cb/>
Denn er&#x017F;tlich fehlet es an &#x017F;olchen au&#x017F;&#x017F;erordentli-<lb/>
chen Gaben; wie man auch der&#x017F;elben nicht mehr<lb/>
al&#x017F;o no&#x0364;thig hat, als &#x017F;ie bey Pflantzung der Kirche<lb/>
gewe&#x017F;en. Hernach &#x017F;ind itzo die Gemeinen viel<lb/>
zu groß und zu weitla&#x0364;uftig dazu. Und was wu&#x0364;r-<lb/>
de nicht bey &#x017F;olcher und anderer Be&#x017F;chaffenheit<lb/>
daher fu&#x0364;r eine <hi rendition="#aq">Confu&#x017F;ion</hi> ent&#x017F;tehen? Gewiß an<lb/>
&#x017F;tatt der Erbauung nichts als Zerru&#x0364;ttung. Was<lb/>
aber in o&#x0364;ffentlichen Ver&#x017F;ammlungen &#x017F;ich nicht<lb/>
thun la&#x0364;&#x017F;&#x017F;t, das kan doch, &#x017F;o viel die Betrach-<lb/>
tung des go&#x0364;ttlichen Worts und die daher zuneh-<lb/>
mende Erweckung betrifft, daheim in geringe-<lb/>
rer Anzahl von denen ge&#x017F;chehen, welche eines<lb/>
Sinnes &#x017F;ind: dabey &#x017F;ie aber auch allewege auf<lb/>
gute Ordnung zu &#x017F;ehen, und &#x017F;ich in ihren Schran-<lb/>
cken zu halten haben, al&#x017F;o daß es dem o&#x0364;ffentli-<lb/>
chen Lehr-Amte mehr zum gei&#x017F;tlichen Nutzen und<lb/>
zur Zierde, als zum Nachtheil gereiche.</item>
              </list>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 33.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Denn GOtt i&#x017F;t nicht ein GOtt der<lb/>
Unordnung</hi> (daß er Gaben ertheilete zur Un-<lb/>
ordnung in der o&#x0364;ffentlichen Ver&#x017F;ammlung, und<lb/>
zur Zerru&#x0364;ttung der Gemu&#x0364;ther, oder als wenn er<lb/>
&#x017F;olches wohl tragen, und &#x017F;eine lautere und auf-<lb/>
richtige Bedienung damit be&#x017F;tehen ko&#x0364;nte) <hi rendition="#fr">&#x017F;on-<lb/>
dern ein GOtt des Friedens</hi> (der, wie er in<lb/>
Chri&#x017F;to ver&#x017F;o&#x0364;hnet, und gegen die Glaubigen va&#x0364;-<lb/>
terlich ge&#x017F;innet i&#x017F;t, auch ihnen den wahren Frie-<lb/>
den der Seele &#x017F;chencket, al&#x017F;o auch will, daß &#x017F;ich<lb/>
der Beweis, als die Frucht davon, unter ihnen<lb/>
im Umgange, &#x017F;onderlich wenn &#x017F;ie zum o&#x0364;ffentli-<lb/>
chen Gottesdien&#x017F;te ver&#x017F;ammlet &#x017F;ind, hervor thun<lb/>
&#x017F;oll: welches aber ohne gute Ordnung, &#x017F;o man<lb/>
in allen Stu&#x0364;cken zu halten hat, nicht ge&#x017F;chehen<lb/>
kan) <hi rendition="#fr">wie in allen Gemeinen der Heiligen</hi><lb/>
(welches der Ehren-Name der gla&#x0364;ubigen Chri-<lb/>
&#x017F;ten i&#x017F;t, nachdem &#x017F;ie &#x017F;ich durch den Heiligen<lb/>
Gei&#x017F;t in der Ordnung des Heils heiligen la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
auch in der Heiligung, der &#x017F;ie nachjagen, immer<lb/>
vo&#x0364;lliger zu werden &#x017F;uchen.)</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/>
              <p>Es &#x017F;olte oder ko&#x0364;nte eigentlich hei&#x017F;&#x017F;en:<lb/><hi rendition="#fr">GOtt i&#x017F;t nicht ein GOtt der Unordnung,<lb/>
&#x017F;ondern der Ordnung.</hi> Da aber der <hi rendition="#fr">Un-<lb/>
ordnung</hi> der <hi rendition="#fr">Friede</hi> entgegen ge&#x017F;etzet wird, &#x017F;o<lb/>
wird damit angezeiget, daß wo <hi rendition="#fr">Ordnung</hi> i&#x017F;t,<lb/>
da i&#x017F;t auch <hi rendition="#fr">Friede, Unfriede</hi> aber, wo <hi rendition="#fr">Unord-<lb/>
nung</hi> im Schwange gehet.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 34.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Eure Weiber</hi> (&#x017F;ie &#x017F;tehen in der Ehe, oder<lb/>
nicht) <hi rendition="#fr">la&#x017F;&#x017F;et &#x017F;chweigen in der Gemeine: denn<lb/>
es &#x017F;oll ihnen nicht zugela&#x017F;&#x017F;en werden, daß<lb/>
&#x017F;ie reden, &#x017F;ondern unterthan &#x017F;eyn; wie<lb/>
auch das Ge&#x017F;etze &#x017F;aget</hi> (nemlich 1 B. Mo&#x017F;. 3,<lb/>
16. da es heißt: dein Wille &#x017F;oll deinem Manne<lb/>
unterworfen &#x017F;eyn, und er &#x017F;oll dein Herr &#x017F;eyn)</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <list>
                <item>1. Da Paulus Cap. 11, 5. einem Weibe<lb/>
das beten und wei&#x017F;&#x017F;agen in o&#x0364;ffentlicher Gemeine<lb/>
ver&#x017F;tattet, und nur erinnert, daß es mit einem<lb/>
bedeckten Haupt ge&#x017F;chehen &#x017F;oll: hie aber das<lb/>
lehren dem weiblichen Ge&#x017F;chlecht u&#x0364;berhaupt ver-<lb/><cb/>
bietet; &#x017F;o i&#x017F;t die <hi rendition="#aq">Conciliation</hi> die&#x017F;er beyden Stel-<lb/>
len &#x017F;chon oben gegeben worden: nemlich Pau-<lb/>
lus redet c. 11, 5. von der au&#x017F;&#x017F;erordentlichen Ga-<lb/>
be der Propheceyung, wie die To&#x0364;chter Philip-<lb/>
pi gehabt Ap. Ge&#x017F;ch. 21, 9. Hie aber redet er<lb/>
vom ordentlichen Lehr, Amte. Ein mehrers &#x017F;ehe<lb/>
man da&#x017F;elb&#x017F;t. Daß aber Paulus alhie vom or-<lb/>
dentlichen Lehr-Amte, wie &#x017F;olchesauch au&#x017F;&#x017F;er den<lb/>
au&#x017F;&#x017F;erordentlichen Gaben, ordentlicher Wei&#x017F;e in<lb/>
der er&#x017F;ten Kirche gefu&#x0364;hret worden, rede; das<lb/>
i&#x017F;t daraus klar genug, daß ja da&#x017F;&#x017F;elbe allerdinge<lb/>
auch unter den Corinthiern gewe&#x017F;en i&#x017F;t; und,<lb/>
ob er gleich von au&#x017F;&#x017F;erordentlichen Gaben gere-<lb/>
det hat, doch in die&#x017F;en und folgenden Worten<lb/>
der&#x017F;elben nicht gedencket, &#x017F;ondern nur bloß vom<lb/>
o&#x0364;ffentlichen Reden &#x017F;pricht, und die&#x017F;es dem weib-<lb/>
lichen Ge&#x017F;chlecht nicht ver&#x017F;tatten will. Da ei-<lb/>
nige Weiber die propheti&#x017F;che Gabe gehabt ha-<lb/>
ben, und damit von GOtt &#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">legitimi</hi>ret wor-<lb/>
den, auch einen o&#x0364;ffentlichen Vortrag zu thun;<lb/>
&#x017F;o &#x017F;cheinen andere Weiber daher Gelegenheit<lb/>
genommen zu haben, &#x017F;ich auch des ordentlichen<lb/>
Lehr-Amts, wie &#x017F;olches neb&#x017F;t dem Gebrauch der<lb/>
au&#x017F;&#x017F;erordentlichen Gaben auch zu Corinthus ver-<lb/>
waltet wurde, anzuma&#x017F;&#x017F;en; welcher Unordnung<lb/>
Paulus vorbauet.</item><lb/>
                <item>2. Wenn der Apo&#x017F;tel dem o&#x0364;ffentlichen Re-<lb/>
den der Weiber ihre Untertha&#x0364;nigkeit entgegen<lb/>
&#x017F;etzet, &#x017F;o zeiget er damit an, daß jenes &#x017F;ich zu der<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;ubordination,</hi> nach welcher das weibliche Ge-<lb/>
&#x017F;chlecht unter dem ma&#x0364;nnlichen &#x017F;tehet, gar nicht<lb/>
&#x017F;chicken wolle. Denn da wu&#x0364;rde ja vielmal diß<lb/>
und das an den Ma&#x0364;nnern in An&#x017F;ehung der Pflich-<lb/>
ten ihres Chri&#x017F;tenthums, Hauswe&#x017F;ens und Ehe-<lb/>
&#x017F;tandes, zu be&#x017F;trafen &#x017F;eyn. Solte nun die&#x017F;e<lb/>
Be&#x017F;trafung von dem Ge&#x017F;chlecht ge&#x017F;chehen, wel-<lb/>
ches dem andern untertha&#x0364;nig &#x017F;eyn &#x017F;oll, &#x017F;o wu&#x0364;r-<lb/>
de die&#x017F;es freylich wider die <hi rendition="#aq">Auctorit</hi>a&#x0364;t der Ma&#x0364;n-<lb/>
ner und <hi rendition="#aq">Submis&#x017F;ion</hi> der Weiber &#x017F;treiten, auch<lb/>
wegen der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Schwa&#x0364;che des weiblichen<lb/>
Ge&#x017F;chlechts gar &#x017F;ehr gemißbrauchet werden, und<lb/>
vom Mißbrauche nicht zu retten &#x017F;eyn; davon es<lb/>
doch bey dem ma&#x0364;nnlichen Ge&#x017F;chlechte viel leichter<lb/>
befreyet &#x017F;eyn kan.</item><lb/>
                <item>3. Von der Untertha&#x0364;nigkeit des weiblichen<lb/>
Ge&#x017F;chlechts, die manchem Eheweibe eben &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chwer eingehet, als &#x017F;ehr es manchem Eheman-<lb/>
ne an der Gabe, &#x017F;ein Weib recht zu regieren,<lb/>
fehlet: &#x017F;o &#x017F;ind davon vor andern folgende Stel-<lb/>
len wohl zu mercken: 1 Cor. 11, 4. <hi rendition="#fr">Der Mann<lb/>
i&#x017F;t des Weibes Haupt.</hi> Eph. 5, 22. 23. <hi rendition="#fr">Die<lb/>
Weiber &#x017F;eyn unterthan ihren Ma&#x0364;nnern,<lb/>
als dem HErrn. Denn der Mann i&#x017F;t des<lb/>
Weibes Haupt; gleichwie auch Chri&#x017F;tus<lb/>
das Haupt i&#x017F;t der Gemeine.</hi> Colo&#x017F;&#x017F;. 3, 18.<lb/><hi rendition="#fr">Jhr Weiber &#x017F;eyd unterthan euren Ma&#x0364;n-<lb/>
nern in dem HErrn, wie &#x017F;ichs gebu&#x0364;hret.</hi><lb/>
2 Tim. 2, 12. <hi rendition="#fr">Einem Weibe ge&#x017F;tatte ich<lb/>
nicht, daß &#x017F;ie lehre, auch nicht, daß &#x017F;ie des<lb/>
Mannes Herr &#x017F;ey, &#x017F;ondern &#x017F;tille &#x017F;ey.</hi> Sie-<lb/>
he auch Tit. 2, 5. 1 Pet. 3, 1.</item>
              </list>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 35.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Wollen &#x017F;ie etwas lernen</hi> (in der Er-<lb/>
ka&#x0364;ntniß GOttes und go&#x0364;ttlicher Dinge vor an-<lb/>
dern zunehmen, &#x017F;o haben &#x017F;ie dazu die Ubung des<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r 2</fw><fw place="bottom" type="catch">o&#x0364;ffent-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[315/0343] Cap. 14, 32-35. an die Corinthier. Denn erſtlich fehlet es an ſolchen auſſerordentli- chen Gaben; wie man auch derſelben nicht mehr alſo noͤthig hat, als ſie bey Pflantzung der Kirche geweſen. Hernach ſind itzo die Gemeinen viel zu groß und zu weitlaͤuftig dazu. Und was wuͤr- de nicht bey ſolcher und anderer Beſchaffenheit daher fuͤr eine Confuſion entſtehen? Gewiß an ſtatt der Erbauung nichts als Zerruͤttung. Was aber in oͤffentlichen Verſammlungen ſich nicht thun laͤſſt, das kan doch, ſo viel die Betrach- tung des goͤttlichen Worts und die daher zuneh- mende Erweckung betrifft, daheim in geringe- rer Anzahl von denen geſchehen, welche eines Sinnes ſind: dabey ſie aber auch allewege auf gute Ordnung zu ſehen, und ſich in ihren Schran- cken zu halten haben, alſo daß es dem oͤffentli- chen Lehr-Amte mehr zum geiſtlichen Nutzen und zur Zierde, als zum Nachtheil gereiche. V. 33. Denn GOtt iſt nicht ein GOtt der Unordnung (daß er Gaben ertheilete zur Un- ordnung in der oͤffentlichen Verſammlung, und zur Zerruͤttung der Gemuͤther, oder als wenn er ſolches wohl tragen, und ſeine lautere und auf- richtige Bedienung damit beſtehen koͤnte) ſon- dern ein GOtt des Friedens (der, wie er in Chriſto verſoͤhnet, und gegen die Glaubigen vaͤ- terlich geſinnet iſt, auch ihnen den wahren Frie- den der Seele ſchencket, alſo auch will, daß ſich der Beweis, als die Frucht davon, unter ihnen im Umgange, ſonderlich wenn ſie zum oͤffentli- chen Gottesdienſte verſammlet ſind, hervor thun ſoll: welches aber ohne gute Ordnung, ſo man in allen Stuͤcken zu halten hat, nicht geſchehen kan) wie in allen Gemeinen der Heiligen (welches der Ehren-Name der glaͤubigen Chri- ſten iſt, nachdem ſie ſich durch den Heiligen Geiſt in der Ordnung des Heils heiligen laſſen, auch in der Heiligung, der ſie nachjagen, immer voͤlliger zu werden ſuchen.) Anmerckung. Es ſolte oder koͤnte eigentlich heiſſen: GOtt iſt nicht ein GOtt der Unordnung, ſondern der Ordnung. Da aber der Un- ordnung der Friede entgegen geſetzet wird, ſo wird damit angezeiget, daß wo Ordnung iſt, da iſt auch Friede, Unfriede aber, wo Unord- nung im Schwange gehet. V. 34. Eure Weiber (ſie ſtehen in der Ehe, oder nicht) laſſet ſchweigen in der Gemeine: denn es ſoll ihnen nicht zugelaſſen werden, daß ſie reden, ſondern unterthan ſeyn; wie auch das Geſetze ſaget (nemlich 1 B. Moſ. 3, 16. da es heißt: dein Wille ſoll deinem Manne unterworfen ſeyn, und er ſoll dein Herr ſeyn) Anmerckungen. 1. Da Paulus Cap. 11, 5. einem Weibe das beten und weiſſagen in oͤffentlicher Gemeine verſtattet, und nur erinnert, daß es mit einem bedeckten Haupt geſchehen ſoll: hie aber das lehren dem weiblichen Geſchlecht uͤberhaupt ver- bietet; ſo iſt die Conciliation dieſer beyden Stel- len ſchon oben gegeben worden: nemlich Pau- lus redet c. 11, 5. von der auſſerordentlichen Ga- be der Propheceyung, wie die Toͤchter Philip- pi gehabt Ap. Geſch. 21, 9. Hie aber redet er vom ordentlichen Lehr, Amte. Ein mehrers ſehe man daſelbſt. Daß aber Paulus alhie vom or- dentlichen Lehr-Amte, wie ſolchesauch auſſer den auſſerordentlichen Gaben, ordentlicher Weiſe in der erſten Kirche gefuͤhret worden, rede; das iſt daraus klar genug, daß ja daſſelbe allerdinge auch unter den Corinthiern geweſen iſt; und, ob er gleich von auſſerordentlichen Gaben gere- det hat, doch in dieſen und folgenden Worten derſelben nicht gedencket, ſondern nur bloß vom oͤffentlichen Reden ſpricht, und dieſes dem weib- lichen Geſchlecht nicht verſtatten will. Da ei- nige Weiber die prophetiſche Gabe gehabt ha- ben, und damit von GOtt ſelbſt legitimiret wor- den, auch einen oͤffentlichen Vortrag zu thun; ſo ſcheinen andere Weiber daher Gelegenheit genommen zu haben, ſich auch des ordentlichen Lehr-Amts, wie ſolches nebſt dem Gebrauch der auſſerordentlichen Gaben auch zu Corinthus ver- waltet wurde, anzumaſſen; welcher Unordnung Paulus vorbauet. 2. Wenn der Apoſtel dem oͤffentlichen Re- den der Weiber ihre Unterthaͤnigkeit entgegen ſetzet, ſo zeiget er damit an, daß jenes ſich zu der ſubordination, nach welcher das weibliche Ge- ſchlecht unter dem maͤnnlichen ſtehet, gar nicht ſchicken wolle. Denn da wuͤrde ja vielmal diß und das an den Maͤnnern in Anſehung der Pflich- ten ihres Chriſtenthums, Hausweſens und Ehe- ſtandes, zu beſtrafen ſeyn. Solte nun dieſe Beſtrafung von dem Geſchlecht geſchehen, wel- ches dem andern unterthaͤnig ſeyn ſoll, ſo wuͤr- de dieſes freylich wider die Auctoritaͤt der Maͤn- ner und Submisſion der Weiber ſtreiten, auch wegen der groͤſſern Schwaͤche des weiblichen Geſchlechts gar ſehr gemißbrauchet werden, und vom Mißbrauche nicht zu retten ſeyn; davon es doch bey dem maͤnnlichen Geſchlechte viel leichter befreyet ſeyn kan. 3. Von der Unterthaͤnigkeit des weiblichen Geſchlechts, die manchem Eheweibe eben ſo ſchwer eingehet, als ſehr es manchem Eheman- ne an der Gabe, ſein Weib recht zu regieren, fehlet: ſo ſind davon vor andern folgende Stel- len wohl zu mercken: 1 Cor. 11, 4. Der Mann iſt des Weibes Haupt. Eph. 5, 22. 23. Die Weiber ſeyn unterthan ihren Maͤnnern, als dem HErrn. Denn der Mann iſt des Weibes Haupt; gleichwie auch Chriſtus das Haupt iſt der Gemeine. Coloſſ. 3, 18. Jhr Weiber ſeyd unterthan euren Maͤn- nern in dem HErrn, wie ſichs gebuͤhret. 2 Tim. 2, 12. Einem Weibe geſtatte ich nicht, daß ſie lehre, auch nicht, daß ſie des Mannes Herr ſey, ſondern ſtille ſey. Sie- he auch Tit. 2, 5. 1 Pet. 3, 1. V. 35. Wollen ſie etwas lernen (in der Er- kaͤntniß GOttes und goͤttlicher Dinge vor an- dern zunehmen, ſo haben ſie dazu die Ubung des oͤffent- R r 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/343
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/343>, abgerufen am 15.08.2024.