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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 12, 2. 3. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] den Unterscheid des wahren und falschen Got-
tesdienstes so viel eher erkennen.)

Anmerckungen.

1. Die Connexion des andern Verses mit
dem ersten ist diese, daß der Apostel den Corin-
thiern ihren vorigen so gar elenden und verdamm-
lichen Zustand zu Gemüthe führet, damit sie in
Erinnerung dessen mit den bey dem Christen-
thum empfangenen geistlichen Gaben so viel we-
niger sich überheben, sondern sich derselben un-
wehrt achten, und sie desto besser gebrauchen
möchten.

2. Ob gleich einige Götzen-Bilder eine Ant-
wort zu geben schienen, so waren sie doch an sich
selbst stumm, und kam die Antwort von den be-
trieglichen Götzen-Popen, wolche damit ein sol-
ches Blendwerck und Gauckeley trieben, als die
Pfaffen im Pabstthum mit ihren vorgegebnen
wunderthätigen Bildern der Heiligen. Daß
aber auch der Satan dabey sein besonders Werck
gehabt, daran ist nicht zu zweifeln.

V. 3.

Darum (da ihr Heiden gewesen, aber
nunmehro Christen worden seyd, und also den
Unterscheid unter beyden wohl wisset) thue ich
euch
(zu eurer desto mehrern Versicherung und
Bestärckung in solchem erkanten Unterscheide)
kund, daß niemand JEsum verfluchet,
lästert, wie die unartigen Jüden, und blinden
Heiden thaten) der durch den Geist GOttes
(davon er bewohnet und getrieben wird) redet.
Und niemand kan JEsum
(von Hertzens
Grunde, also, daß die Bekäntniß mit dem Glau-
ben des Hertzens, und mit dem Leben selbst über-
einkomme) einen HErrn (Urheber seines Heils,
seinen Erlöser und Seligmacher, dem er sich zu
eigen gebe) heissen, ohne durch den Heiligen
Geist
(der solchen Glauben des Hertzens, und
die freudige Bekäntniß des Mundes, auch mit-
ten im Leiden, in ihm wircket.)

Anmerckungen.
1. Der Apostel zeiget hie bey dem Unter
scheid des Heidenthums und Christenthums das
Kennzeichen, wobey ein Heide, theils auch ein Ju-
de, von dem Christen zu unterscheiden sey. Nem-
lich da des Christen Eigenschaft und hohe Wür-
de sey, daß er sich vom Heiligen Geiste, als des-
selben Tempel, bewohnen und regieren lasse,
so sey er daher auch dabey für einen Christen zu
erkennen, wenn er JEsum mit den Heyden,
theils auch den verstockten Juden, nicht verflu-
che und lästere, sondern ihn dagegen seinen
HErrn nenne, und damit für seinen Heiland
bekenne; davon sich das Gegentheil bey jenen
finde. Daß er zu dem nicht verfluchen oder lästern,
auch das einen Herrn heissen setzet, kömmt da-
her, weil manche zwar Christum nicht verläster-
ten, aber deßwegen doch noch keine Christen wa-
ren, so lange sie ihn nicht für ihren HErrn öffent-
lich bekanten.
2. JEsum einen und dazu seinen HErrn
nennen, und also für einen wahren GOtt und
Heiland der Weltbekennen, das hatte zur Zeit
[Spaltenumbruch] der Apostel viel mehr zu sagen, als itzo. Denn
wer das that, der verleugnete damit das Juden-
thum und Heidenthum. Weil nun dieses eine
nicht geringe Feindschaft bey Juden und Heiden
nach sich zog; so gehörete zu einer solchen Be-
käntniß der lebendige Glaube in der Seele. Da
hingegen itzo unter den Christen die Bekäntniß,
wenn sie nur bey den Worten bleibet, eine gar
leichte Sache ist; wiewol man einiger Orten
auch die blossen Worte von dieser und jener
Wahrheit für unerträglich hält.
3. Von der wahren Bekäntniß sehe man
unter andern die Oerter Matth. 10, 32. Wer
mich bekennet vor den Menschen, den will
ich bekennen vor meinem himmlischen Va-
ter. Wer mich aber verleugnet vor den
Menschen, den will ich auch verleugnen
vor meinem himmlischen Vater.
Also auch
Röm. 10, 9. 10. von dem aus dem Glauben
kommenden Bekäntniß: So du mit deinem
Munde bekennest JEsum, daß er der
HErr sey, und glaubest in deinem Her-
tzen, daß ihn GOtt von den Todten er-
wecket habe, so wirst du selig. etc.
2 Cor. 4,
18. nach Psalm 116, 10. Dieweil wir densel-
bigen Geist des Glaubens haben, nach dem
geschrieben stehet: Jch gläube, darum
rede ich: so glauben wir auch, darum re-
den wir auch.
Also wird es Timotheo auch
zum wohlverdienten Ruhm gerechnet, daß er
bekant habe ein gut Bekäntniß vor vielen Zeu-
gen. Siehe auch 1 Pet. 3, 12. 1 Joh. 5, 2. 3.
imgleichen Jes. 45, 23. Phil. 2, 11. Was hin-
gegen die Verleugnung JESU auf sich ge-
habt habe, sehe man Hebr. 6. und 10. auch
2 Pet. 2, 1.
4. Weil doch aber unter den wahren Be-
kennern sich nach und noch auch falsche, oder
Heuchler eingeschlichen, und hernach noch meh-
rere sich finden würden, so warnet unser Hei-
land dagegen und spricht Matth. 7, 21. 22. Es
werden nicht alle, die zu mir sagen: HErr,
HErr! ins Himmelreich kommen, sondern
die den Willen thun meines Vaters im
Himmel. etc.
Und von diesen spricht Paulus
Tit. 1, 16. Sie sagen, sie erkennen GOTT,
aber mit den Wercken verleugnen sie es etc.

Also auch 1 Joh. 2, 4. Wer da saget: ich
kenne ihn; und hält seine Gebote nicht,
der ist ein Lügner etc.
Und da das Wort
Jude in der Hebräischen Sprache einen Be-
kenner
bedeutet, so ist von solchen falschen Be-
kennern es zu verstehen, wenn Apoc. 2, 9. ste-
het von den Lästerungen derer, die da sagen,
sie sind Juden, und sinds nicht; sondern
sind des Satans Schule.
Auch c. 3, 19. Sie-
he ich werde geben aus Satanas Schule,
die sagen, sie sind Juden, und sinds nicht,
sondern lügen. etc.
5. Auch ist zu mercken, daß dadurch, daß
man die wahre Bekäntniß von Christo, als sei-
nem HErrn, nicht anders, als durch den Hei-
ligen Geist, oder dessen kräftige Wirckung ab-
legen kan, gar fein erläutert wird, was es gesaget
sey Joh. 16, 14. wenn unser Heiland spricht, daß
der
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Cap. 12, 2. 3. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] den Unterſcheid des wahren und falſchen Got-
tesdienſtes ſo viel eher erkennen.)

Anmerckungen.

1. Die Connexion des andern Verſes mit
dem erſten iſt dieſe, daß der Apoſtel den Corin-
thiern ihren vorigen ſo gar elenden und verdamm-
lichen Zuſtand zu Gemuͤthe fuͤhret, damit ſie in
Erinnerung deſſen mit den bey dem Chriſten-
thum empfangenen geiſtlichen Gaben ſo viel we-
niger ſich uͤberheben, ſondern ſich derſelben un-
wehrt achten, und ſie deſto beſſer gebrauchen
moͤchten.

2. Ob gleich einige Goͤtzen-Bilder eine Ant-
wort zu geben ſchienen, ſo waren ſie doch an ſich
ſelbſt ſtumm, und kam die Antwort von den be-
trieglichen Goͤtzen-Popen, wolche damit ein ſol-
ches Blendwerck und Gauckeley trieben, als die
Pfaffen im Pabſtthum mit ihren vorgegebnen
wunderthaͤtigen Bildern der Heiligen. Daß
aber auch der Satan dabey ſein beſonders Werck
gehabt, daran iſt nicht zu zweifeln.

V. 3.

Darum (da ihr Heiden geweſen, aber
nunmehro Chriſten worden ſeyd, und alſo den
Unterſcheid unter beyden wohl wiſſet) thue ich
euch
(zu eurer deſto mehrern Verſicherung und
Beſtaͤrckung in ſolchem erkanten Unterſcheide)
kund, daß niemand JEſum verfluchet,
laͤſtert, wie die unartigen Juͤden, und blinden
Heiden thaten) der durch den Geiſt GOttes
(davon er bewohnet und getrieben wird) redet.
Und niemand kan JEſum
(von Hertzens
Grunde, alſo, daß die Bekaͤntniß mit dem Glau-
ben des Hertzens, und mit dem Leben ſelbſt uͤber-
einkomme) einen HErrn (Urheber ſeines Heils,
ſeinen Erloͤſer und Seligmacher, dem er ſich zu
eigen gebe) heiſſen, ohne durch den Heiligen
Geiſt
(der ſolchen Glauben des Hertzens, und
die freudige Bekaͤntniß des Mundes, auch mit-
ten im Leiden, in ihm wircket.)

Anmerckungen.
1. Der Apoſtel zeiget hie bey dem Unter
ſcheid des Heidenthums und Chriſtenthums das
Kennzeichen, wobey ein Heide, theils auch ein Ju-
de, von dem Chriſten zu unterſcheiden ſey. Nem-
lich da des Chriſten Eigenſchaft und hohe Wuͤr-
de ſey, daß er ſich vom Heiligen Geiſte, als deſ-
ſelben Tempel, bewohnen und regieren laſſe,
ſo ſey er daher auch dabey fuͤr einen Chriſten zu
erkennen, wenn er JEſum mit den Heyden,
theils auch den verſtockten Juden, nicht verflu-
che und laͤſtere, ſondern ihn dagegen ſeinen
HErrn nenne, und damit fuͤr ſeinen Heiland
bekenne; davon ſich das Gegentheil bey jenen
finde. Daß er zu dem nicht verfluchen oder laͤſtern,
auch das einen Herrn heiſſen ſetzet, koͤmmt da-
her, weil manche zwar Chriſtum nicht verlaͤſter-
ten, aber deßwegen doch noch keine Chriſten wa-
ren, ſo lange ſie ihn nicht fuͤr ihren HErrn oͤffent-
lich bekanten.
2. JEſum einen und dazu ſeinen HErrn
nennen, und alſo fuͤr einen wahren GOtt und
Heiland der Weltbekennen, das hatte zur Zeit
[Spaltenumbruch] der Apoſtel viel mehr zu ſagen, als itzo. Denn
wer das that, der verleugnete damit das Juden-
thum und Heidenthum. Weil nun dieſes eine
nicht geringe Feindſchaft bey Juden und Heiden
nach ſich zog; ſo gehoͤrete zu einer ſolchen Be-
kaͤntniß der lebendige Glaube in der Seele. Da
hingegen itzo unter den Chriſten die Bekaͤntniß,
wenn ſie nur bey den Worten bleibet, eine gar
leichte Sache iſt; wiewol man einiger Orten
auch die bloſſen Worte von dieſer und jener
Wahrheit fuͤr unertraͤglich haͤlt.
3. Von der wahren Bekaͤntniß ſehe man
unter andern die Oerter Matth. 10, 32. Wer
mich bekennet vor den Menſchen, den will
ich bekennen vor meinem himmliſchen Va-
ter. Wer mich aber verleugnet vor den
Menſchen, den will ich auch verleugnen
vor meinem himmliſchen Vater.
Alſo auch
Roͤm. 10, 9. 10. von dem aus dem Glauben
kommenden Bekaͤntniß: So du mit deinem
Munde bekenneſt JEſum, daß er der
HErr ſey, und glaubeſt in deinem Her-
tzen, daß ihn GOtt von den Todten er-
wecket habe, ſo wirſt du ſelig. ꝛc.
2 Cor. 4,
18. nach Pſalm 116, 10. Dieweil wir denſel-
bigen Geiſt des Glaubens haben, nach dem
geſchrieben ſtehet: Jch glaͤube, darum
rede ich: ſo glauben wir auch, darum re-
den wir auch.
Alſo wird es Timotheo auch
zum wohlverdienten Ruhm gerechnet, daß er
bekant habe ein gut Bekaͤntniß vor vielen Zeu-
gen. Siehe auch 1 Pet. 3, 12. 1 Joh. 5, 2. 3.
imgleichen Jeſ. 45, 23. Phil. 2, 11. Was hin-
gegen die Verleugnung JESU auf ſich ge-
habt habe, ſehe man Hebr. 6. und 10. auch
2 Pet. 2, 1.
4. Weil doch aber unter den wahren Be-
kennern ſich nach und noch auch falſche, oder
Heuchler eingeſchlichen, und hernach noch meh-
rere ſich finden wuͤrden, ſo warnet unſer Hei-
land dagegen und ſpricht Matth. 7, 21. 22. Es
werden nicht alle, die zu mir ſagen: HErr,
HErr! ins Himmelreich kommen, ſondern
die den Willen thun meines Vaters im
Himmel. ꝛc.
Und von dieſen ſpricht Paulus
Tit. 1, 16. Sie ſagen, ſie erkennen GOTT,
aber mit den Wercken verleugnen ſie es ꝛc.

Alſo auch 1 Joh. 2, 4. Wer da ſaget: ich
kenne ihn; und haͤlt ſeine Gebote nicht,
der iſt ein Luͤgner ꝛc.
Und da das Wort
Jude in der Hebraͤiſchen Sprache einen Be-
kenner
bedeutet, ſo iſt von ſolchen falſchen Be-
kennern es zu verſtehen, wenn Apoc. 2, 9. ſte-
het von den Laͤſterungen derer, die da ſagen,
ſie ſind Juden, und ſinds nicht; ſondern
ſind des Satans Schule.
Auch c. 3, 19. Sie-
he ich werde geben aus Satanas Schule,
die ſagen, ſie ſind Juden, und ſinds nicht,
ſondern luͤgen. ꝛc.
5. Auch iſt zu mercken, daß dadurch, daß
man die wahre Bekaͤntniß von Chriſto, als ſei-
nem HErrn, nicht anders, als durch den Hei-
ligen Geiſt, oder deſſen kraͤftige Wirckung ab-
legen kan, gar fein erlaͤutert wird, was es geſaget
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der
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[299/0327] Cap. 12, 2. 3. an die Corinthier. den Unterſcheid des wahren und falſchen Got- tesdienſtes ſo viel eher erkennen.) Anmerckungen. 1. Die Connexion des andern Verſes mit dem erſten iſt dieſe, daß der Apoſtel den Corin- thiern ihren vorigen ſo gar elenden und verdamm- lichen Zuſtand zu Gemuͤthe fuͤhret, damit ſie in Erinnerung deſſen mit den bey dem Chriſten- thum empfangenen geiſtlichen Gaben ſo viel we- niger ſich uͤberheben, ſondern ſich derſelben un- wehrt achten, und ſie deſto beſſer gebrauchen moͤchten. 2. Ob gleich einige Goͤtzen-Bilder eine Ant- wort zu geben ſchienen, ſo waren ſie doch an ſich ſelbſt ſtumm, und kam die Antwort von den be- trieglichen Goͤtzen-Popen, wolche damit ein ſol- ches Blendwerck und Gauckeley trieben, als die Pfaffen im Pabſtthum mit ihren vorgegebnen wunderthaͤtigen Bildern der Heiligen. Daß aber auch der Satan dabey ſein beſonders Werck gehabt, daran iſt nicht zu zweifeln. V. 3. Darum (da ihr Heiden geweſen, aber nunmehro Chriſten worden ſeyd, und alſo den Unterſcheid unter beyden wohl wiſſet) thue ich euch (zu eurer deſto mehrern Verſicherung und Beſtaͤrckung in ſolchem erkanten Unterſcheide) kund, daß niemand JEſum verfluchet, laͤſtert, wie die unartigen Juͤden, und blinden Heiden thaten) der durch den Geiſt GOttes (davon er bewohnet und getrieben wird) redet. Und niemand kan JEſum (von Hertzens Grunde, alſo, daß die Bekaͤntniß mit dem Glau- ben des Hertzens, und mit dem Leben ſelbſt uͤber- einkomme) einen HErrn (Urheber ſeines Heils, ſeinen Erloͤſer und Seligmacher, dem er ſich zu eigen gebe) heiſſen, ohne durch den Heiligen Geiſt (der ſolchen Glauben des Hertzens, und die freudige Bekaͤntniß des Mundes, auch mit- ten im Leiden, in ihm wircket.) Anmerckungen. 1. Der Apoſtel zeiget hie bey dem Unter ſcheid des Heidenthums und Chriſtenthums das Kennzeichen, wobey ein Heide, theils auch ein Ju- de, von dem Chriſten zu unterſcheiden ſey. Nem- lich da des Chriſten Eigenſchaft und hohe Wuͤr- de ſey, daß er ſich vom Heiligen Geiſte, als deſ- ſelben Tempel, bewohnen und regieren laſſe, ſo ſey er daher auch dabey fuͤr einen Chriſten zu erkennen, wenn er JEſum mit den Heyden, theils auch den verſtockten Juden, nicht verflu- che und laͤſtere, ſondern ihn dagegen ſeinen HErrn nenne, und damit fuͤr ſeinen Heiland bekenne; davon ſich das Gegentheil bey jenen finde. Daß er zu dem nicht verfluchen oder laͤſtern, auch das einen Herrn heiſſen ſetzet, koͤmmt da- her, weil manche zwar Chriſtum nicht verlaͤſter- ten, aber deßwegen doch noch keine Chriſten wa- ren, ſo lange ſie ihn nicht fuͤr ihren HErrn oͤffent- lich bekanten. 2. JEſum einen und dazu ſeinen HErrn nennen, und alſo fuͤr einen wahren GOtt und Heiland der Weltbekennen, das hatte zur Zeit der Apoſtel viel mehr zu ſagen, als itzo. Denn wer das that, der verleugnete damit das Juden- thum und Heidenthum. Weil nun dieſes eine nicht geringe Feindſchaft bey Juden und Heiden nach ſich zog; ſo gehoͤrete zu einer ſolchen Be- kaͤntniß der lebendige Glaube in der Seele. Da hingegen itzo unter den Chriſten die Bekaͤntniß, wenn ſie nur bey den Worten bleibet, eine gar leichte Sache iſt; wiewol man einiger Orten auch die bloſſen Worte von dieſer und jener Wahrheit fuͤr unertraͤglich haͤlt. 3. Von der wahren Bekaͤntniß ſehe man unter andern die Oerter Matth. 10, 32. Wer mich bekennet vor den Menſchen, den will ich bekennen vor meinem himmliſchen Va- ter. Wer mich aber verleugnet vor den Menſchen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmliſchen Vater. Alſo auch Roͤm. 10, 9. 10. von dem aus dem Glauben kommenden Bekaͤntniß: So du mit deinem Munde bekenneſt JEſum, daß er der HErr ſey, und glaubeſt in deinem Her- tzen, daß ihn GOtt von den Todten er- wecket habe, ſo wirſt du ſelig. ꝛc. 2 Cor. 4, 18. nach Pſalm 116, 10. Dieweil wir denſel- bigen Geiſt des Glaubens haben, nach dem geſchrieben ſtehet: Jch glaͤube, darum rede ich: ſo glauben wir auch, darum re- den wir auch. Alſo wird es Timotheo auch zum wohlverdienten Ruhm gerechnet, daß er bekant habe ein gut Bekaͤntniß vor vielen Zeu- gen. Siehe auch 1 Pet. 3, 12. 1 Joh. 5, 2. 3. imgleichen Jeſ. 45, 23. Phil. 2, 11. Was hin- gegen die Verleugnung JESU auf ſich ge- habt habe, ſehe man Hebr. 6. und 10. auch 2 Pet. 2, 1. 4. Weil doch aber unter den wahren Be- kennern ſich nach und noch auch falſche, oder Heuchler eingeſchlichen, und hernach noch meh- rere ſich finden wuͤrden, ſo warnet unſer Hei- land dagegen und ſpricht Matth. 7, 21. 22. Es werden nicht alle, die zu mir ſagen: HErr, HErr! ins Himmelreich kommen, ſondern die den Willen thun meines Vaters im Himmel. ꝛc. Und von dieſen ſpricht Paulus Tit. 1, 16. Sie ſagen, ſie erkennen GOTT, aber mit den Wercken verleugnen ſie es ꝛc. Alſo auch 1 Joh. 2, 4. Wer da ſaget: ich kenne ihn; und haͤlt ſeine Gebote nicht, der iſt ein Luͤgner ꝛc. Und da das Wort Jude in der Hebraͤiſchen Sprache einen Be- kenner bedeutet, ſo iſt von ſolchen falſchen Be- kennern es zu verſtehen, wenn Apoc. 2, 9. ſte- het von den Laͤſterungen derer, die da ſagen, ſie ſind Juden, und ſinds nicht; ſondern ſind des Satans Schule. Auch c. 3, 19. Sie- he ich werde geben aus Satanas Schule, die ſagen, ſie ſind Juden, und ſinds nicht, ſondern luͤgen. ꝛc. 5. Auch iſt zu mercken, daß dadurch, daß man die wahre Bekaͤntniß von Chriſto, als ſei- nem HErrn, nicht anders, als durch den Hei- ligen Geiſt, oder deſſen kraͤftige Wirckung ab- legen kan, gar fein erlaͤutert wird, was es geſaget ſey Joh. 16, 14. wenn unſer Heiland ſpricht, daß der P p 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/327>, abgerufen am 26.11.2024.