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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 11, 29-34. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] den Leib (und das Blut) des HErrn (davon
das gesegnete Brodt, und der gesegnete Kelch,
oder Wein im Kelche, die Gemeinschaft ist;
sondern diese sacramentliche Speise wie eine ge-
meine ansiehet, ja dabey alle gehörige Ehrerbie-
tung aus den Augen setzet.)

V. 30.

Darum (dieweil ihr durch den unwürdi-
gen Genuß euch an GOtt versündiget habet)
sind so viel schwache und krancke unter
euch, und ein gut Theil schlafen
(sind durch
den zeitlichen Tod entschlafen, nach der in der
heiligen Schrift gebräuchlichen Redens-Art
Matth. 9, 24. c. 27, 52. Joh. 11, 11. 1 Cor. 7,
39. c. 15, 6. 18. 1 Thess. 4, 13.

Anmerckungen.

1. Da allem Ansehen nach die Rede ist
von solcher Kranckheit, die zwar eben in keiner
starcken ansteckenden Senche, oder Pest bestan-
den, aber doch etwas ungewöhnlich gewesen,
und ihrer mehrere hingerissen, als sonsten or-
dentlicher Weise gestorben sind: so erkennet
man hieraus, wie man die göttliche Providentz
auch bey solchen Kranckheiten, welche ihre na-
türliche Ursachen haben, aber doch weiter um
sich greifen, anzusehen habe. Denn da GOtt
auch die Creatur zur Rache rüsten kan Sap. 5. so
ists ihm ein leichtes, auch die Kranckheiten von
natürlichen Ursachen, welche sich auch auf ge-
wisse Art bey den grösten Land-Plagen der Pest
befinden, sich zur Strafe wider die Gottlosen,
und zu Ruthen wider seine unartige Kinder zu
bedienen. Da man sich aber im Urtheil leicht-
lich versündigen, und das als eine Strafe, o-
der Züchtigung, bey dieser und jener Person an-
sehen kan, was es doch wol nicht ist; so hat
man sich dißfals wohl in acht zu nehmen, und
lieber nach der Liebe das Beste zu hoffen.

2. Es ist doch aber auch nicht zu achten,
als wenn die unter den Corinthiern entschlafene
unselig gestorben wären. Denn, wie es der
Apostel hernach v. 32. selbst erläutert, so hat
man zu hoffen, daß sie sich die göttliche Züchti-
gung zur Prüfung ihrer selbst und zur Besserung
haben dienen lassen, und also selig abgeschieden
sind.

V. 31.

Denn wenn wir uns selbst richteten
(wohl prüfeten, und die in derselben befundene
Mängel abstelleten) so würden wir nicht
(von GOtt) gerichtet (und, wie zuvor gedacht,
mit gewisser Züchtigung heimgesuchet.)

Anmerckungen.
1. Dem Selbst-Gerichte stehet entge-
gen theils der Mangel von der Wahrnehmung
unserer selbst, welcher gememiglich aus grosser
Eigenliebe und Zerstreuung entstehet; theils das
damit verknüpfte unzeitige und lieblose Richten
oder Urtheilen über andere.
2. Zu dem heilsamen Selbst-Gerichte
gehören sonderlich diese drey Stücke: a. die
Sammlung seiner selbst von der Zerstreuung,
[Spaltenumbruch] und zwar eine Sammlung, dadurch man recht
zu sich selbst kommet und in sich kehret. b. Die
Prüfung seiner selbst; dabey man sich sorgfäl-
tig vor der verführischen Eigenliebe, welche das
Gute bey uns so sehr leicht grösser machet, und
das Böse geringer machet als es ist, zu hüten
hat. c. Die würckliche Besserung in allen
solchen Stücken, welche die Prüfung an die
Hand giebet, und die zu ergreifende Gnade GOt-
tes möglich und leicht machet.
3. Wer nicht täglich in einem solchen
Selbst-Gerichte über sich stehet, der kan im
Stande der Gnaden nicht wohl bestehen: oder,
wo er ja daraus nicht sofort gar verfällt, so wird
er doch nach und nach durch den Betrug der
Sünde unvermerckt in eine solche Unlauterkeit
seines Sinnes und seines Wandels gerathen,
und am Geiste also geschwächet werden, daß er,
ehe er sichs versiehet, daher doch endlich gar aus
seiner geistlichen Vestung entfällt. Es erfodert
aber die tägliche Ubung eines solchen Selbst-Ge-
richts nicht nothwendig eine besondere Zeit; son-
dern sie kan auch unter anderer äusserlichen Be-
schäftigung geschehen, wo das Gemüth darun-
ter nicht gar zu sehr zerstreuet ist. Doch ist es
das geistliche und ewige Heil unserer Seelen
wohl wehrt, daß man darauf täglich eine kurtze
Zeit wende; die sich dazu auch leichtlich findet,
nicht allein bey dem Morgen- und Abend-Gebet,
sondern auch wol ausser demselben.
V. 32.

Wenn wir aber gerichtet (mit dieser
und jener geistlichen Strafe heimgesuchet) wer-
den, so werden wir von dem HErrn ge-
züchtiget, auf daß wir nicht samt der Welt

(den gantz im Argen liegenden und darinnen
bleibenden Welt-Kindern) verdammet wer-
den.

Anmerckungen.

1. Es sind demnach die Leiden der Gläu-
bigen,
welche sie selbst verursachen, von den
eigentlichen Strafen der Sünden, welche über
die Gortlosen ergehen, auf eine zwiefache Art
gar weit unterschieden: erstlich an sich selbst,
daß sie nur Züchtigungen sind, welche von der
gnädigen Hand eines versöhnten Vaters herrüh-
ren: und denn in Ansehung ihres Zwecks, daß
sie nicht zum Verderben, sondern zu unserer
Seligkeit dienen sollen. Welcher Zweck aber
nicht erhalten wird, es sey denn, daß man durch
Veranlassung derselben wohl in sich schlage, und
nach der Selbstprüfung dasjenige abthue, was
einem an dem Wachsthum im Guten und an
der Seligkeit hinderlich ist.

2. Man schlage hievon nach unter andern
Prov. 3, 11. 12. c. 12, 22. c. 16, 11. Hebr. 12, 5.
seqq. Mein Sohn, achte nicht gering die
Züchtigung des HErrn, und verzage nicht,
wenn du von ihm gestrafet wirst. Denn
welchen der HErr lieb hat, den züchtiget
er. etc.

V. 33. 34.

Darum, meine Brüder, (damit ihr der
Züchtigung des HErrn entgehen möget) wenn

ihr
P p

Cap. 11, 29-34. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] den Leib (und das Blut) des HErrn (davon
das geſegnete Brodt, und der geſegnete Kelch,
oder Wein im Kelche, die Gemeinſchaft iſt;
ſondern dieſe ſacramentliche Speiſe wie eine ge-
meine anſiehet, ja dabey alle gehoͤrige Ehrerbie-
tung aus den Augen ſetzet.)

V. 30.

Darum (dieweil ihr durch den unwuͤrdi-
gen Genuß euch an GOtt verſuͤndiget habet)
ſind ſo viel ſchwache und krancke unter
euch, und ein gut Theil ſchlafen
(ſind durch
den zeitlichen Tod entſchlafen, nach der in der
heiligen Schrift gebraͤuchlichen Redens-Art
Matth. 9, 24. c. 27, 52. Joh. 11, 11. 1 Cor. 7,
39. c. 15, 6. 18. 1 Theſſ. 4, 13.

Anmerckungen.

1. Da allem Anſehen nach die Rede iſt
von ſolcher Kranckheit, die zwar eben in keiner
ſtarcken anſteckenden Senche, oder Peſt beſtan-
den, aber doch etwas ungewoͤhnlich geweſen,
und ihrer mehrere hingeriſſen, als ſonſten or-
dentlicher Weiſe geſtorben ſind: ſo erkennet
man hieraus, wie man die goͤttliche Providentz
auch bey ſolchen Kranckheiten, welche ihre na-
tuͤrliche Urſachen haben, aber doch weiter um
ſich greifen, anzuſehen habe. Denn da GOtt
auch die Creatur zur Rache ruͤſten kan Sap. 5. ſo
iſts ihm ein leichtes, auch die Kranckheiten von
natuͤrlichen Urſachen, welche ſich auch auf ge-
wiſſe Art bey den groͤſten Land-Plagen der Peſt
befinden, ſich zur Strafe wider die Gottloſen,
und zu Ruthen wider ſeine unartige Kinder zu
bedienen. Da man ſich aber im Urtheil leicht-
lich verſuͤndigen, und das als eine Strafe, o-
der Zuͤchtigung, bey dieſer und jener Perſon an-
ſehen kan, was es doch wol nicht iſt; ſo hat
man ſich dißfals wohl in acht zu nehmen, und
lieber nach der Liebe das Beſte zu hoffen.

2. Es iſt doch aber auch nicht zu achten,
als wenn die unter den Corinthiern entſchlafene
unſelig geſtorben waͤren. Denn, wie es der
Apoſtel hernach v. 32. ſelbſt erlaͤutert, ſo hat
man zu hoffen, daß ſie ſich die goͤttliche Zuͤchti-
gung zur Pruͤfung ihrer ſelbſt und zur Beſſerung
haben dienen laſſen, und alſo ſelig abgeſchieden
ſind.

V. 31.

Denn wenn wir uns ſelbſt richteten
(wohl pruͤfeten, und die in derſelben befundene
Maͤngel abſtelleten) ſo wuͤrden wir nicht
(von GOtt) gerichtet (und, wie zuvor gedacht,
mit gewiſſer Zuͤchtigung heimgeſuchet.)

Anmerckungen.
1. Dem Selbſt-Gerichte ſtehet entge-
gen theils der Mangel von der Wahrnehmung
unſerer ſelbſt, welcher gememiglich aus groſſer
Eigenliebe und Zerſtreuung entſtehet; theils das
damit verknuͤpfte unzeitige und liebloſe Richten
oder Urtheilen uͤber andere.
2. Zu dem heilſamen Selbſt-Gerichte
gehoͤren ſonderlich dieſe drey Stuͤcke: a. die
Sammlung ſeiner ſelbſt von der Zerſtreuung,
[Spaltenumbruch] und zwar eine Sammlung, dadurch man recht
zu ſich ſelbſt kommet und in ſich kehret. b. Die
Pruͤfung ſeiner ſelbſt; dabey man ſich ſorgfaͤl-
tig vor der verfuͤhriſchen Eigenliebe, welche das
Gute bey uns ſo ſehr leicht groͤſſer machet, und
das Boͤſe geringer machet als es iſt, zu huͤten
hat. c. Die wuͤrckliche Beſſerung in allen
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Hand giebet, und die zu ergreifende Gnade GOt-
tes moͤglich und leicht machet.
3. Wer nicht taͤglich in einem ſolchen
Selbſt-Gerichte uͤber ſich ſtehet, der kan im
Stande der Gnaden nicht wohl beſtehen: oder,
wo er ja daraus nicht ſofort gar verfaͤllt, ſo wird
er doch nach und nach durch den Betrug der
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aber die taͤgliche Ubung eines ſolchen Selbſt-Ge-
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dern ſie kan auch unter anderer aͤuſſerlichen Be-
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ter nicht gar zu ſehr zerſtreuet iſt. Doch iſt es
das geiſtliche und ewige Heil unſerer Seelen
wohl wehrt, daß man darauf taͤglich eine kurtze
Zeit wende; die ſich dazu auch leichtlich findet,
nicht allein bey dem Morgen- und Abend-Gebet,
ſondern auch wol auſſer demſelben.
V. 32.

Wenn wir aber gerichtet (mit dieſer
und jener geiſtlichen Strafe heimgeſuchet) wer-
den, ſo werden wir von dem HErrn ge-
zuͤchtiget, auf daß wir nicht ſamt der Welt

(den gantz im Argen liegenden und darinnen
bleibenden Welt-Kindern) verdammet wer-
den.

Anmerckungen.

1. Es ſind demnach die Leiden der Glaͤu-
bigen,
welche ſie ſelbſt verurſachen, von den
eigentlichen Strafen der Suͤnden, welche uͤber
die Gortloſen ergehen, auf eine zwiefache Art
gar weit unterſchieden: erſtlich an ſich ſelbſt,
daß ſie nur Zuͤchtigungen ſind, welche von der
gnaͤdigen Hand eines verſoͤhnten Vaters herruͤh-
ren: und denn in Anſehung ihres Zwecks, daß
ſie nicht zum Verderben, ſondern zu unſerer
Seligkeit dienen ſollen. Welcher Zweck aber
nicht erhalten wird, es ſey denn, daß man durch
Veranlaſſung derſelben wohl in ſich ſchlage, und
nach der Selbſtpruͤfung dasjenige abthue, was
einem an dem Wachsthum im Guten und an
der Seligkeit hinderlich iſt.

2. Man ſchlage hievon nach unter andern
Prov. 3, 11. 12. c. 12, 22. c. 16, 11. Hebr. 12, 5.
ſeqq. Mein Sohn, achte nicht gering die
Zuͤchtigung des HErrn, und verzage nicht,
wenn du von ihm geſtrafet wirſt. Denn
welchen der HErr lieb hat, den zuͤchtiget
er. ꝛc.

V. 33. 34.

Darum, meine Bruͤder, (damit ihr der
Zuͤchtigung des HErrn entgehen moͤget) wenn

ihr
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[297/0325] Cap. 11, 29-34. an die Corinthier. den Leib (und das Blut) des HErrn (davon das geſegnete Brodt, und der geſegnete Kelch, oder Wein im Kelche, die Gemeinſchaft iſt; ſondern dieſe ſacramentliche Speiſe wie eine ge- meine anſiehet, ja dabey alle gehoͤrige Ehrerbie- tung aus den Augen ſetzet.) V. 30. Darum (dieweil ihr durch den unwuͤrdi- gen Genuß euch an GOtt verſuͤndiget habet) ſind ſo viel ſchwache und krancke unter euch, und ein gut Theil ſchlafen (ſind durch den zeitlichen Tod entſchlafen, nach der in der heiligen Schrift gebraͤuchlichen Redens-Art Matth. 9, 24. c. 27, 52. Joh. 11, 11. 1 Cor. 7, 39. c. 15, 6. 18. 1 Theſſ. 4, 13. Anmerckungen. 1. Da allem Anſehen nach die Rede iſt von ſolcher Kranckheit, die zwar eben in keiner ſtarcken anſteckenden Senche, oder Peſt beſtan- den, aber doch etwas ungewoͤhnlich geweſen, und ihrer mehrere hingeriſſen, als ſonſten or- dentlicher Weiſe geſtorben ſind: ſo erkennet man hieraus, wie man die goͤttliche Providentz auch bey ſolchen Kranckheiten, welche ihre na- tuͤrliche Urſachen haben, aber doch weiter um ſich greifen, anzuſehen habe. Denn da GOtt auch die Creatur zur Rache ruͤſten kan Sap. 5. ſo iſts ihm ein leichtes, auch die Kranckheiten von natuͤrlichen Urſachen, welche ſich auch auf ge- wiſſe Art bey den groͤſten Land-Plagen der Peſt befinden, ſich zur Strafe wider die Gottloſen, und zu Ruthen wider ſeine unartige Kinder zu bedienen. Da man ſich aber im Urtheil leicht- lich verſuͤndigen, und das als eine Strafe, o- der Zuͤchtigung, bey dieſer und jener Perſon an- ſehen kan, was es doch wol nicht iſt; ſo hat man ſich dißfals wohl in acht zu nehmen, und lieber nach der Liebe das Beſte zu hoffen. 2. Es iſt doch aber auch nicht zu achten, als wenn die unter den Corinthiern entſchlafene unſelig geſtorben waͤren. Denn, wie es der Apoſtel hernach v. 32. ſelbſt erlaͤutert, ſo hat man zu hoffen, daß ſie ſich die goͤttliche Zuͤchti- gung zur Pruͤfung ihrer ſelbſt und zur Beſſerung haben dienen laſſen, und alſo ſelig abgeſchieden ſind. V. 31. Denn wenn wir uns ſelbſt richteten (wohl pruͤfeten, und die in derſelben befundene Maͤngel abſtelleten) ſo wuͤrden wir nicht (von GOtt) gerichtet (und, wie zuvor gedacht, mit gewiſſer Zuͤchtigung heimgeſuchet.) Anmerckungen. 1. Dem Selbſt-Gerichte ſtehet entge- gen theils der Mangel von der Wahrnehmung unſerer ſelbſt, welcher gememiglich aus groſſer Eigenliebe und Zerſtreuung entſtehet; theils das damit verknuͤpfte unzeitige und liebloſe Richten oder Urtheilen uͤber andere. 2. Zu dem heilſamen Selbſt-Gerichte gehoͤren ſonderlich dieſe drey Stuͤcke: a. die Sammlung ſeiner ſelbſt von der Zerſtreuung, und zwar eine Sammlung, dadurch man recht zu ſich ſelbſt kommet und in ſich kehret. b. Die Pruͤfung ſeiner ſelbſt; dabey man ſich ſorgfaͤl- tig vor der verfuͤhriſchen Eigenliebe, welche das Gute bey uns ſo ſehr leicht groͤſſer machet, und das Boͤſe geringer machet als es iſt, zu huͤten hat. c. Die wuͤrckliche Beſſerung in allen ſolchen Stuͤcken, welche die Pruͤfung an die Hand giebet, und die zu ergreifende Gnade GOt- tes moͤglich und leicht machet. 3. Wer nicht taͤglich in einem ſolchen Selbſt-Gerichte uͤber ſich ſtehet, der kan im Stande der Gnaden nicht wohl beſtehen: oder, wo er ja daraus nicht ſofort gar verfaͤllt, ſo wird er doch nach und nach durch den Betrug der Suͤnde unvermerckt in eine ſolche Unlauterkeit ſeines Sinnes und ſeines Wandels gerathen, und am Geiſte alſo geſchwaͤchet werden, daß er, ehe er ſichs verſiehet, daher doch endlich gar aus ſeiner geiſtlichen Veſtung entfaͤllt. Es erfodert aber die taͤgliche Ubung eines ſolchen Selbſt-Ge- richts nicht nothwendig eine beſondere Zeit; ſon- dern ſie kan auch unter anderer aͤuſſerlichen Be- ſchaͤftigung geſchehen, wo das Gemuͤth darun- ter nicht gar zu ſehr zerſtreuet iſt. Doch iſt es das geiſtliche und ewige Heil unſerer Seelen wohl wehrt, daß man darauf taͤglich eine kurtze Zeit wende; die ſich dazu auch leichtlich findet, nicht allein bey dem Morgen- und Abend-Gebet, ſondern auch wol auſſer demſelben. V. 32. Wenn wir aber gerichtet (mit dieſer und jener geiſtlichen Strafe heimgeſuchet) wer- den, ſo werden wir von dem HErrn ge- zuͤchtiget, auf daß wir nicht ſamt der Welt (den gantz im Argen liegenden und darinnen bleibenden Welt-Kindern) verdammet wer- den. Anmerckungen. 1. Es ſind demnach die Leiden der Glaͤu- bigen, welche ſie ſelbſt verurſachen, von den eigentlichen Strafen der Suͤnden, welche uͤber die Gortloſen ergehen, auf eine zwiefache Art gar weit unterſchieden: erſtlich an ſich ſelbſt, daß ſie nur Zuͤchtigungen ſind, welche von der gnaͤdigen Hand eines verſoͤhnten Vaters herruͤh- ren: und denn in Anſehung ihres Zwecks, daß ſie nicht zum Verderben, ſondern zu unſerer Seligkeit dienen ſollen. Welcher Zweck aber nicht erhalten wird, es ſey denn, daß man durch Veranlaſſung derſelben wohl in ſich ſchlage, und nach der Selbſtpruͤfung dasjenige abthue, was einem an dem Wachsthum im Guten und an der Seligkeit hinderlich iſt. 2. Man ſchlage hievon nach unter andern Prov. 3, 11. 12. c. 12, 22. c. 16, 11. Hebr. 12, 5. ſeqq. Mein Sohn, achte nicht gering die Zuͤchtigung des HErrn, und verzage nicht, wenn du von ihm geſtrafet wirſt. Denn welchen der HErr lieb hat, den zuͤchtiget er. ꝛc. V. 33. 34. Darum, meine Bruͤder, (damit ihr der Zuͤchtigung des HErrn entgehen moͤget) wenn ihr P p

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/325>, abgerufen am 27.11.2024.