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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 11, 26-28.
[Spaltenumbruch] überlassen. Jndessen siehet man aus diesen
Worten doch so viel, daß es billig nicht selten ge-
schehen soll. Daß es in der ersten Kirche, son-
derlich zur Zeit der Verfolgung sehr oft gesche-
hen, ist denen der Kirchen-Geschichte kundigen,
nicht unbekant.
2. Den Tod des HErrn bey dem heiligen
Abendmahl verkündigen, ist bey dem in der Ge-
meinschaft des Leibes und Blutes stehenden ge-
segneten Brodte und Weine sich den Tod Chri-
sti, worinnen er sein Blut zu unserer Erlösung
vergossen, mit gläubiger Zueignung vorstellen,
und die dadurch empfangene Versöhnung und
andere Heils-Güter mit demüthigem Hertzen er-
kennen, und auch mit dem Munde danckbarlichst
preisen.
3. Und da der Gebrauch des heiligen A-
bendmahls währen soll bis zur Zukunft Christi;
so siehet man wohl, daß es nicht etwa nur eine
solche Ceremonie gewesen, welche auf die ersten
Zeiten gegangen. Daß aber alhie von keiner
geistlichen Zukunft Christi die Rede sey, ist da-
her klar, weil die würdige Geniessung des heili-
gen Abendmahls nicht vor der gedachten Zu-
kunft muß vorher gehen, sondern darauf, wenn
man nemlich erstlich an Christum gläubig wor-
den, und im Glauben mit ihm vereiniget ist, fol-
gen muß.
V. 27.

Welcher nun unwürdig (im Unglau-
ben, mit einem rohen und unbußfertigen Her-
tzen, ohne Selbstprüfung und wahre Aende-
rung des Hertzens und des Lebens, auch ohne
einen rechtschaffnen mit einem guten Nachsatz be-
gleiteten Vorsatz, sich und der Welt abzusterben
und CHristo zu leben, auch sonst in allerhand
Unordnung, wie zu Corinthus vorging) von
diesem Brodte isset, oder
(und) von die-
sem Kelche trincket, der ist schuldig an
dem Leibe und Blute des HERRN
(der
versündiget sich durch solche würckliche Verun-
ehrung so hoch, als hätte er sich an der Person
CHristi vergriffen: nimmt sichs doch ein grosser
Herr an, als ihm selbst geschehen, wenn einer
seinen Brief und Siegel verunehret. Von die-
ser Redensart siehe Lev. 17, 4. Matth. 23, 30.

Anmerckungen.

1. Die Unwürdigkeit ist von dreyerley
Art. Erstlich ist sie eine solche, welche einer sol-
chen Würdigkeit, die man für verdienstlich hält,
oder doch einer solchen, die unser eigen wäre,
und von uns selbst herkäme, entgegen gesetzet.
Jn welchem Verstande wir aller Gnade und al-
ler Gnaden-Gaben unwürdig, oder unwehrt
sind und bleiben. Die andere Unwürdigkeit ist
theils der unbekehrten, die des heiligen Abend-
mahls im rohen Sinn mit Unglauben geniessen;
theils der an sich zwar bekehrten und gläubigen;
aber solcher, die nicht nach dem Grunde der Gna-
de und des Glaubens in gehöriger Zubereitung
und mit gebierender Ehrerbietung mit dem heili-
gen Abendmahl umgehen.

2. Da nun der Apostel diese letztere Arten
der Unwürdigkeit verstehet, so hat man die
[Spaltenumbruch] Unwürdigkeit erster Art wohl zu unterscheiden
von der Unfähigkeit; und das um so vielmehr,
ie mehr diese beyde Dinge von den ungeübten mit
einander confundiret werden. Denn wenn sie
im Gefühle ihrer geistlichen Armuth stehen, und
also ihre Unwürdigkeit, welche der besagten er-
sten Art ist, erkennen, so meynen sie, es sey ei-
ne solche Unwürdigkeit, davon alhie Paulus re-
det, und halten sich daher für solche, die des
heiligen Abendmahls auch unfähig wären. Da
doch diese Gattung der Unwürdigkeit mit der
Fähigkeit so gar wohl bestehet, daß vielmehr
zum würdigen und fähigen Genuß des heiligen
Abendmahls die Erkäntniß unserer natürlichen
Unwürdigkeit und geistlichen Armuth erfodert
wird: daß man also in diesem Verstande sagen
kan: ie unwürdiger, ie fähiger; und dem-
nach niemand deswegen sich vom Abendmahl des
HErrn zurück halten soll.

V. 28.

Der Mensch prüfe sich selbst, und al-
so esse er von diesem Brodte, und trincke von
diesem Kelche.

Anmerckungen.
1. Die Selbst-Prüfung kan eigentlich
nur von dem geschehen, der nicht mehr in der
herrschenden Eigenliebe stehet, nach welcher sich
ein ieder, der bey der kirchlichen Gemeinschaft in
äusserlicher Ehrbarkeit sich findet, für würdig zu
halten pfleget; und der nach dem Exempel der
Corinthier, schon würcklich zu GOtt bekehret
ist, und vermöge eines erweckten Gewissens sich
selbst schon wohl erkennet: und da gehet sie auf
die Untersuchung des innern Zustandes, nach der
Beschaffenheit des Glaubens und des guten Ge-
wissens, wie auch des Vorsatzes von mehrer
Aufopferung gegen GOtt. Versuchet euch
selbst,
muß es hie heissen, ob ihr im Glauben
seyd, prüfet euch selbst. Oder erkennet
ihr euch selbst nicht, daß JEsus Christus
in euch ist? etc.
2. Es kan doch aber die Prüfung in so weit
auch von unbekehrten geschehen, so fern sie ih-
ren Zustand aus der ihnen zuvorkommenden und
züchtigenden Gnade GOttes nach dem Worte
GOttes untersuchen wollen, zumal unter der
Anleitung eines rechtschaffnen Lehrers oder auch
eines andern wahren und geübten Christen.
3. Man siehet aber auch aus der zum wür-
digen Genuß des heiligen Abendmahls erforder-
ten Selbstprüfung, daß dazu weder kleine
Kinder, noch die, welche ihres Verstandes nicht
recht mächtig sind, gelassen werden können.
V. 29.

Denn welcher unwürdig isset und
trincket, der isset und trincket ihm selber
das Gerichte
(der ladet dadurch eine solche
Schuld auf sich, welche eine Strafe nach sich
ziehet; wo nicht eine ewige zur Verdammniß,
doch eine zeitliche zur scharfen Züchtigung: wie
Kinder GOttes auch wol mit andern Sünden
eines unlautern Wesens über sich zu ziehen pfle-
gen) damit, daß er nicht unterscheidet

den
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 11, 26-28.
[Spaltenumbruch] uͤberlaſſen. Jndeſſen ſiehet man aus dieſen
Worten doch ſo viel, daß es billig nicht ſelten ge-
ſchehen ſoll. Daß es in der erſten Kirche, ſon-
derlich zur Zeit der Verfolgung ſehr oft geſche-
hen, iſt denen der Kirchen-Geſchichte kundigen,
nicht unbekant.
2. Den Tod des HErrn bey dem heiligen
Abendmahl verkuͤndigen, iſt bey dem in der Ge-
meinſchaft des Leibes und Blutes ſtehenden ge-
ſegneten Brodte und Weine ſich den Tod Chri-
ſti, worinnen er ſein Blut zu unſerer Erloͤſung
vergoſſen, mit glaͤubiger Zueignung vorſtellen,
und die dadurch empfangene Verſoͤhnung und
andere Heils-Guͤter mit demuͤthigem Hertzen er-
kennen, und auch mit dem Munde danckbarlichſt
preiſen.
3. Und da der Gebrauch des heiligen A-
bendmahls waͤhren ſoll bis zur Zukunft Chriſti;
ſo ſiehet man wohl, daß es nicht etwa nur eine
ſolche Ceremonie geweſen, welche auf die erſten
Zeiten gegangen. Daß aber alhie von keiner
geiſtlichen Zukunft Chriſti die Rede ſey, iſt da-
her klar, weil die wuͤrdige Genieſſung des heili-
gen Abendmahls nicht vor der gedachten Zu-
kunft muß vorher gehen, ſondern darauf, wenn
man nemlich erſtlich an Chriſtum glaͤubig wor-
den, und im Glauben mit ihm vereiniget iſt, fol-
gen muß.
V. 27.

Welcher nun unwuͤrdig (im Unglau-
ben, mit einem rohen und unbußfertigen Her-
tzen, ohne Selbſtpruͤfung und wahre Aende-
rung des Hertzens und des Lebens, auch ohne
einen rechtſchaffnen mit einem guten Nachſatz be-
gleiteten Vorſatz, ſich und der Welt abzuſterben
und CHriſto zu leben, auch ſonſt in allerhand
Unordnung, wie zu Corinthus vorging) von
dieſem Brodte iſſet, oder
(und) von die-
ſem Kelche trincket, der iſt ſchuldig an
dem Leibe und Blute des HERRN
(der
verſuͤndiget ſich durch ſolche wuͤrckliche Verun-
ehrung ſo hoch, als haͤtte er ſich an der Perſon
CHriſti vergriffen: nimmt ſichs doch ein groſſer
Herr an, als ihm ſelbſt geſchehen, wenn einer
ſeinen Brief und Siegel verunehret. Von die-
ſer Redensart ſiehe Lev. 17, 4. Matth. 23, 30.

Anmerckungen.

1. Die Unwuͤrdigkeit iſt von dreyerley
Art. Erſtlich iſt ſie eine ſolche, welche einer ſol-
chen Wuͤrdigkeit, die man fuͤr verdienſtlich haͤlt,
oder doch einer ſolchen, die unſer eigen waͤre,
und von uns ſelbſt herkaͤme, entgegen geſetzet.
Jn welchem Verſtande wir aller Gnade und al-
ler Gnaden-Gaben unwuͤrdig, oder unwehrt
ſind und bleiben. Die andere Unwuͤrdigkeit iſt
theils der unbekehrten, die des heiligen Abend-
mahls im rohen Sinn mit Unglauben genieſſen;
theils der an ſich zwar bekehrten und glaͤubigen;
aber ſolcher, die nicht nach dem Grunde der Gna-
de und des Glaubens in gehoͤriger Zubereitung
und mit gebierender Ehrerbietung mit dem heili-
gen Abendmahl umgehen.

2. Da nun der Apoſtel dieſe letztere Arten
der Unwuͤrdigkeit verſtehet, ſo hat man die
[Spaltenumbruch] Unwuͤrdigkeit erſter Art wohl zu unterſcheiden
von der Unfaͤhigkeit; und das um ſo vielmehr,
ie mehr dieſe beyde Dinge von den ungeuͤbten mit
einander confundiret werden. Denn wenn ſie
im Gefuͤhle ihrer geiſtlichen Armuth ſtehen, und
alſo ihre Unwuͤrdigkeit, welche der beſagten er-
ſten Art iſt, erkennen, ſo meynen ſie, es ſey ei-
ne ſolche Unwuͤrdigkeit, davon alhie Paulus re-
det, und halten ſich daher fuͤr ſolche, die des
heiligen Abendmahls auch unfaͤhig waͤren. Da
doch dieſe Gattung der Unwuͤrdigkeit mit der
Faͤhigkeit ſo gar wohl beſtehet, daß vielmehr
zum wuͤrdigen und faͤhigen Genuß des heiligen
Abendmahls die Erkaͤntniß unſerer natuͤrlichen
Unwuͤrdigkeit und geiſtlichen Armuth erfodert
wird: daß man alſo in dieſem Verſtande ſagen
kan: ie unwuͤrdiger, ie faͤhiger; und dem-
nach niemand deswegen ſich vom Abendmahl des
HErrn zuruͤck halten ſoll.

V. 28.

Der Menſch pruͤfe ſich ſelbſt, und al-
ſo eſſe er von dieſem Brodte, und trincke von
dieſem Kelche.

Anmerckungen.
1. Die Selbſt-Pruͤfung kan eigentlich
nur von dem geſchehen, der nicht mehr in der
herrſchenden Eigenliebe ſtehet, nach welcher ſich
ein ieder, der bey der kirchlichen Gemeinſchaft in
aͤuſſerlicher Ehrbarkeit ſich findet, fuͤr wuͤrdig zu
halten pfleget; und der nach dem Exempel der
Corinthier, ſchon wuͤrcklich zu GOtt bekehret
iſt, und vermoͤge eines erweckten Gewiſſens ſich
ſelbſt ſchon wohl erkennet: und da gehet ſie auf
die Unterſuchung des innern Zuſtandes, nach der
Beſchaffenheit des Glaubens und des guten Ge-
wiſſens, wie auch des Vorſatzes von mehrer
Aufopferung gegen GOtt. Verſuchet euch
ſelbſt,
muß es hie heiſſen, ob ihr im Glauben
ſeyd, pruͤfet euch ſelbſt. Oder erkennet
ihr euch ſelbſt nicht, daß JEſus Chriſtus
in euch iſt? ꝛc.
2. Es kan doch aber die Pruͤfung in ſo weit
auch von unbekehrten geſchehen, ſo fern ſie ih-
ren Zuſtand aus der ihnen zuvorkommenden und
zuͤchtigenden Gnade GOttes nach dem Worte
GOttes unterſuchen wollen, zumal unter der
Anleitung eines rechtſchaffnen Lehrers oder auch
eines andern wahren und geuͤbten Chriſten.
3. Man ſiehet aber auch aus der zum wuͤr-
digen Genuß des heiligen Abendmahls erforder-
ten Selbſtpruͤfung, daß dazu weder kleine
Kinder, noch die, welche ihres Verſtandes nicht
recht maͤchtig ſind, gelaſſen werden koͤnnen.
V. 29.

Denn welcher unwuͤrdig iſſet und
trincket, der iſſet und trincket ihm ſelber
das Gerichte
(der ladet dadurch eine ſolche
Schuld auf ſich, welche eine Strafe nach ſich
ziehet; wo nicht eine ewige zur Verdammniß,
doch eine zeitliche zur ſcharfen Zuͤchtigung: wie
Kinder GOttes auch wol mit andern Suͤnden
eines unlautern Weſens uͤber ſich zu ziehen pfle-
gen) damit, daß er nicht unterſcheidet

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[296/0324] Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 11, 26-28. uͤberlaſſen. Jndeſſen ſiehet man aus dieſen Worten doch ſo viel, daß es billig nicht ſelten ge- ſchehen ſoll. Daß es in der erſten Kirche, ſon- derlich zur Zeit der Verfolgung ſehr oft geſche- hen, iſt denen der Kirchen-Geſchichte kundigen, nicht unbekant. 2. Den Tod des HErrn bey dem heiligen Abendmahl verkuͤndigen, iſt bey dem in der Ge- meinſchaft des Leibes und Blutes ſtehenden ge- ſegneten Brodte und Weine ſich den Tod Chri- ſti, worinnen er ſein Blut zu unſerer Erloͤſung vergoſſen, mit glaͤubiger Zueignung vorſtellen, und die dadurch empfangene Verſoͤhnung und andere Heils-Guͤter mit demuͤthigem Hertzen er- kennen, und auch mit dem Munde danckbarlichſt preiſen. 3. Und da der Gebrauch des heiligen A- bendmahls waͤhren ſoll bis zur Zukunft Chriſti; ſo ſiehet man wohl, daß es nicht etwa nur eine ſolche Ceremonie geweſen, welche auf die erſten Zeiten gegangen. Daß aber alhie von keiner geiſtlichen Zukunft Chriſti die Rede ſey, iſt da- her klar, weil die wuͤrdige Genieſſung des heili- gen Abendmahls nicht vor der gedachten Zu- kunft muß vorher gehen, ſondern darauf, wenn man nemlich erſtlich an Chriſtum glaͤubig wor- den, und im Glauben mit ihm vereiniget iſt, fol- gen muß. V. 27. Welcher nun unwuͤrdig (im Unglau- ben, mit einem rohen und unbußfertigen Her- tzen, ohne Selbſtpruͤfung und wahre Aende- rung des Hertzens und des Lebens, auch ohne einen rechtſchaffnen mit einem guten Nachſatz be- gleiteten Vorſatz, ſich und der Welt abzuſterben und CHriſto zu leben, auch ſonſt in allerhand Unordnung, wie zu Corinthus vorging) von dieſem Brodte iſſet, oder (und) von die- ſem Kelche trincket, der iſt ſchuldig an dem Leibe und Blute des HERRN (der verſuͤndiget ſich durch ſolche wuͤrckliche Verun- ehrung ſo hoch, als haͤtte er ſich an der Perſon CHriſti vergriffen: nimmt ſichs doch ein groſſer Herr an, als ihm ſelbſt geſchehen, wenn einer ſeinen Brief und Siegel verunehret. Von die- ſer Redensart ſiehe Lev. 17, 4. Matth. 23, 30. Anmerckungen. 1. Die Unwuͤrdigkeit iſt von dreyerley Art. Erſtlich iſt ſie eine ſolche, welche einer ſol- chen Wuͤrdigkeit, die man fuͤr verdienſtlich haͤlt, oder doch einer ſolchen, die unſer eigen waͤre, und von uns ſelbſt herkaͤme, entgegen geſetzet. Jn welchem Verſtande wir aller Gnade und al- ler Gnaden-Gaben unwuͤrdig, oder unwehrt ſind und bleiben. Die andere Unwuͤrdigkeit iſt theils der unbekehrten, die des heiligen Abend- mahls im rohen Sinn mit Unglauben genieſſen; theils der an ſich zwar bekehrten und glaͤubigen; aber ſolcher, die nicht nach dem Grunde der Gna- de und des Glaubens in gehoͤriger Zubereitung und mit gebierender Ehrerbietung mit dem heili- gen Abendmahl umgehen. 2. Da nun der Apoſtel dieſe letztere Arten der Unwuͤrdigkeit verſtehet, ſo hat man die Unwuͤrdigkeit erſter Art wohl zu unterſcheiden von der Unfaͤhigkeit; und das um ſo vielmehr, ie mehr dieſe beyde Dinge von den ungeuͤbten mit einander confundiret werden. Denn wenn ſie im Gefuͤhle ihrer geiſtlichen Armuth ſtehen, und alſo ihre Unwuͤrdigkeit, welche der beſagten er- ſten Art iſt, erkennen, ſo meynen ſie, es ſey ei- ne ſolche Unwuͤrdigkeit, davon alhie Paulus re- det, und halten ſich daher fuͤr ſolche, die des heiligen Abendmahls auch unfaͤhig waͤren. Da doch dieſe Gattung der Unwuͤrdigkeit mit der Faͤhigkeit ſo gar wohl beſtehet, daß vielmehr zum wuͤrdigen und faͤhigen Genuß des heiligen Abendmahls die Erkaͤntniß unſerer natuͤrlichen Unwuͤrdigkeit und geiſtlichen Armuth erfodert wird: daß man alſo in dieſem Verſtande ſagen kan: ie unwuͤrdiger, ie faͤhiger; und dem- nach niemand deswegen ſich vom Abendmahl des HErrn zuruͤck halten ſoll. V. 28. Der Menſch pruͤfe ſich ſelbſt, und al- ſo eſſe er von dieſem Brodte, und trincke von dieſem Kelche. Anmerckungen. 1. Die Selbſt-Pruͤfung kan eigentlich nur von dem geſchehen, der nicht mehr in der herrſchenden Eigenliebe ſtehet, nach welcher ſich ein ieder, der bey der kirchlichen Gemeinſchaft in aͤuſſerlicher Ehrbarkeit ſich findet, fuͤr wuͤrdig zu halten pfleget; und der nach dem Exempel der Corinthier, ſchon wuͤrcklich zu GOtt bekehret iſt, und vermoͤge eines erweckten Gewiſſens ſich ſelbſt ſchon wohl erkennet: und da gehet ſie auf die Unterſuchung des innern Zuſtandes, nach der Beſchaffenheit des Glaubens und des guten Ge- wiſſens, wie auch des Vorſatzes von mehrer Aufopferung gegen GOtt. Verſuchet euch ſelbſt, muß es hie heiſſen, ob ihr im Glauben ſeyd, pruͤfet euch ſelbſt. Oder erkennet ihr euch ſelbſt nicht, daß JEſus Chriſtus in euch iſt? ꝛc. 2. Es kan doch aber die Pruͤfung in ſo weit auch von unbekehrten geſchehen, ſo fern ſie ih- ren Zuſtand aus der ihnen zuvorkommenden und zuͤchtigenden Gnade GOttes nach dem Worte GOttes unterſuchen wollen, zumal unter der Anleitung eines rechtſchaffnen Lehrers oder auch eines andern wahren und geuͤbten Chriſten. 3. Man ſiehet aber auch aus der zum wuͤr- digen Genuß des heiligen Abendmahls erforder- ten Selbſtpruͤfung, daß dazu weder kleine Kinder, noch die, welche ihres Verſtandes nicht recht maͤchtig ſind, gelaſſen werden koͤnnen. V. 29. Denn welcher unwuͤrdig iſſet und trincket, der iſſet und trincket ihm ſelber das Gerichte (der ladet dadurch eine ſolche Schuld auf ſich, welche eine Strafe nach ſich ziehet; wo nicht eine ewige zur Verdammniß, doch eine zeitliche zur ſcharfen Zuͤchtigung: wie Kinder GOttes auch wol mit andern Suͤnden eines unlautern Weſens uͤber ſich zu ziehen pfle- gen) damit, daß er nicht unterſcheidet den

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/324>, abgerufen am 27.11.2024.