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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 11, v. 7-11. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] Ehre, (in Ansehung der Herrschaft über sein
Weib. Denn gleichwie GOTT die Herrschaft
hat über alle Creaturen: also hat sie in gewisser
Masse der Mann über sein Weib und über alle
seine Haus-Genossen: daß er also darinn das
Bild und die Ehre, doxan, die Herrlichkeit, das
ist, das herrliche Ebenbild GOttes träget; da
sonst ausser dem das Weib so wol als der Mann,
am Ebenbilde GOttes, was die Heiligung und
die Seligkeit betrifft, Theil hat:) Das Weib
aber ist des Mannes Ehre,
(wenn sie sich
bedecket, und damit ihre Unterthänigkeit gegen
den Mann bezeiget, so bezeiget sie auch damit
zugleich denjenigen Vorzug, welchen GOTT
dem männlichen Geschlechte vor dem weiblichen
gegeben hat; und daher ist sie damit ein solches
Bild des Mannes, woran des Mannes doxa,
Würde in Ansehung der Herrschaft erkannt
wird. Und also ist einiger Unterscheid in dem
Verstande, darnach der Mann GOttes, und
das Weib des Mannes Ehre ist. Der Mann
hat sie von GOTT in Ansehung der Aehnlich-
keit seiner Herrschaft mit der Herrschaft GOt-
tes. Aber das Weib hat sie nicht vom Manne
in diesem Stücke, sondern sie begiebt sich der
selben und überläßt sie dem Manne, und ist
das Object, oder die Sache, woran des Man-
nes Ehre, oder Würde und Vorzug erkannt
wird: ob sie wol auch sonst an der Ehre des
Mannes Theil nimmt, und um des Mannes
willen billig geehret, oder lieb und werth gehal-
ten wird und in so fern ist sie das Bild und die
Ehre des Mannes, da sie, was sie an der Für-
treflichkeit ihrer Natur in der Schöpfung hat,
von dem Manne hat, gleichwie der Mann alles
von GOTT hat, und also an dem Weibe der
Mann, an dem Manne GOTT erkant wird.

V. 8. 9.

Denn der Mann (ob er gleich ietzo nach
dem Laufe der Natur von einem Weibe geboh-
ren wird, so ist er doch anfänglich der ersten
Schöpfung nach) nicht vom Weibe, son-
dern das Weib ist vom Manne
(in der
Schöpfung genommen.) V. 9. Und der
Mann ist nicht geschaffen um des Weibes
willen,
(sintemal das Weib bey der Schö-
pfung des Mannes noch nicht da war; und al-
so ist er so viel weniger erschaffen worden zu dem
Ende, daß er ihr solte unterworfen seyn,) son-
dern das Weib ist um des Mannes wil-
len,
(daß sie ihm eine Gehülfin, und ihm in
gehöriger Subordination unterworfen sey, und
sich von ihm regieren lasse)

Anmerckungen.
1. Die in der Schöpfung des männlichen
und weiblichen Geschlechts gehaltene Art und
Ordnung hat sehr vieles auf sich. Erstlich
darinn, daß der Mann zu erst erschaffen, das
Weib aber erst hernach zu seiner Gehülfin in der
Erzeugung und Erziehung der Kinder, auch in
der Regierung der Familie und in nöthiger Pfle-
ge. Hernach darinn, daß nicht der Mann
vom Weibe, sondern das Weib vom Manne
genommen, um die Dependentz damit zu lehren
[Spaltenumbruch] und daran zu erkennen, nicht weniger aber in
der Dependentz den Grund der natürlichen Zu-
neigung eines Geschlechts zu dem andern zu legen
und zu erwegen.
2. Und diese Subordination zeiget die
Weisheit GOttes an: sintemal es sich für das
menschliche Geschlecht, und denn insonderheit
für den Ehestand, unmüglich anders würde ge-
schicket haben. Denn wäre einer dem andern
an der Autorität gleich, daß der eine so viel zu
sagen hätte, als der andere, so würde einer
dem andern nicht nachgeben wollen und können.
so würde auch einer hie, der andere da hinaus
wollen, der eine diß, der andere das befehlen,
und in der Familie nichts als Contradiction,
Unruhe und Unordnung seyn. So wenig nun
beyde Theile der Herrschaft nach einander kon-
ten gleich seyn, so wenig konten auch alle beyde
zugleich im Vorzuge oder in der Unterwerfung
stehen. Denn diß wäre contradictorisch. Dar-
um muste diese Subordination seyn. Und da
nun das männliche Geschlecht den Vorzug ha-
ben solte, so hat GOTT auch dazu nicht allein
desselben Schöpfung, sondern auch dessen gan-
tze Natur darnach eingerichtet, nicht weniger
auch die weibliche Natur von der Beschaffenheit
gemachet, daß sie sich zu der Unterthänigkeit
schicket.
3. Wenn nun ein Weib diese Subordina-
tion
nicht erkennet, sondern den Mann beherr-
schen, und ihm in allen vorschreiben, oder, wel-
ches einerley ist, alles nach ihrem eignen Sin-
ne haben und machen will; so mustert sie in der
That GOTT auf gedoppelte Art: erstlich in
der Schöpfung, daß er eine solche Einrich-
tung beyder Geschlechter gemachet hat: und
denn in dem Wercke der Erzeugung von ih-
ren Eltern, daß er sie nicht zum Manne, son-
dern zum Weibe lassen erzeuget und gebohren
werden. Darum Ehe-Weiber, deren Sinn
nach der Herrschaft stehet, dieses wohl beden-
cken sollen. Wenn aber mancher Ehe-Mann
ein rechter unverständiger und unordentlicher
Nabal ist, und eine verständige und tugendsa-
me Abigail hat, und sich von dieser in Dingen,
worinnen sie Recht hat, und ihm mit gehöriger
submission gute Vorstellung thut, aus eignem
Sinne nicht will sagen lassen, so ist dieses ein
Mißbrauch der Herrschaft.
V. 10.

Darum soll das Weib eine Macht
(das ist eine Decke) auf dem Haupte haben,
(dadurch sie zu erkennen gebe, daß sie eine
Macht, oder Herrschaft an dem Manne über
sich habe, und unter ihme stehe,) um der En-
gel willen,
(als welche wie allenthalben bey
den Gläubigen, also insonderheit in ihrer Ver-
sammlung, da sie GOtt verehren, loben und
anbeten, welches der Engel ihr vornehmstes Ge-
schäfte ist, gegenwärtig sind, und sehen, ob al-
les ordentlich und ehrerbietig zugehe, oder nicht.
Siehe auch Matth. 18, 20.)

V. 11.

Doch ist weder der Mann ohne das

Weib,
O o 2

Cap. 11, v. 7-11. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] Ehre, (in Anſehung der Herrſchaft uͤber ſein
Weib. Denn gleichwie GOTT die Herrſchaft
hat uͤber alle Creaturen: alſo hat ſie in gewiſſer
Maſſe der Mann uͤber ſein Weib und uͤber alle
ſeine Haus-Genoſſen: daß er alſo darinn das
Bild und die Ehre, δόξαν, die Herrlichkeit, das
iſt, das herrliche Ebenbild GOttes traͤget; da
ſonſt auſſer dem das Weib ſo wol als der Mann,
am Ebenbilde GOttes, was die Heiligung und
die Seligkeit betrifft, Theil hat:) Das Weib
aber iſt des Mannes Ehre,
(wenn ſie ſich
bedecket, und damit ihre Unterthaͤnigkeit gegen
den Mann bezeiget, ſo bezeiget ſie auch damit
zugleich denjenigen Vorzug, welchen GOTT
dem maͤnnlichen Geſchlechte vor dem weiblichen
gegeben hat; und daher iſt ſie damit ein ſolches
Bild des Mannes, woran des Mannes δόξα,
Wuͤrde in Anſehung der Herrſchaft erkannt
wird. Und alſo iſt einiger Unterſcheid in dem
Verſtande, darnach der Mann GOttes, und
das Weib des Mannes Ehre iſt. Der Mann
hat ſie von GOTT in Anſehung der Aehnlich-
keit ſeiner Herrſchaft mit der Herrſchaft GOt-
tes. Aber das Weib hat ſie nicht vom Manne
in dieſem Stuͤcke, ſondern ſie begiebt ſich der
ſelben und uͤberlaͤßt ſie dem Manne, und iſt
das Object, oder die Sache, woran des Man-
nes Ehre, oder Wuͤrde und Vorzug erkannt
wird: ob ſie wol auch ſonſt an der Ehre des
Mannes Theil nimmt, und um des Mannes
willen billig geehret, oder lieb und werth gehal-
ten wird und in ſo fern iſt ſie das Bild und die
Ehre des Mannes, da ſie, was ſie an der Fuͤr-
treflichkeit ihrer Natur in der Schoͤpfung hat,
von dem Manne hat, gleichwie der Mann alles
von GOTT hat, und alſo an dem Weibe der
Mann, an dem Manne GOTT erkant wird.

V. 8. 9.

Denn der Mann (ob er gleich ietzo nach
dem Laufe der Natur von einem Weibe geboh-
ren wird, ſo iſt er doch anfaͤnglich der erſten
Schoͤpfung nach) nicht vom Weibe, ſon-
dern das Weib iſt vom Manne
(in der
Schoͤpfung genommen.) V. 9. Und der
Mann iſt nicht geſchaffen um des Weibes
willen,
(ſintemal das Weib bey der Schoͤ-
pfung des Mannes noch nicht da war; und al-
ſo iſt er ſo viel weniger erſchaffen worden zu dem
Ende, daß er ihr ſolte unterworfen ſeyn,) ſon-
dern das Weib iſt um des Mannes wil-
len,
(daß ſie ihm eine Gehuͤlfin, und ihm in
gehoͤriger Subordination unterworfen ſey, und
ſich von ihm regieren laſſe)

Anmerckungen.
1. Die in der Schoͤpfung des maͤnnlichen
und weiblichen Geſchlechts gehaltene Art und
Ordnung hat ſehr vieles auf ſich. Erſtlich
darinn, daß der Mann zu erſt erſchaffen, das
Weib aber erſt hernach zu ſeiner Gehuͤlfin in der
Erzeugung und Erziehung der Kinder, auch in
der Regierung der Familie und in noͤthiger Pfle-
ge. Hernach darinn, daß nicht der Mann
vom Weibe, ſondern das Weib vom Manne
genommen, um die Dependentz damit zu lehren
[Spaltenumbruch] und daran zu erkennen, nicht weniger aber in
der Dependentz den Grund der natuͤrlichen Zu-
neigung eines Geſchlechts zu dem andern zu legen
und zu erwegen.
2. Und dieſe Subordination zeiget die
Weisheit GOttes an: ſintemal es ſich fuͤr das
menſchliche Geſchlecht, und denn inſonderheit
fuͤr den Eheſtand, unmuͤglich anders wuͤrde ge-
ſchicket haben. Denn waͤre einer dem andern
an der Autoritaͤt gleich, daß der eine ſo viel zu
ſagen haͤtte, als der andere, ſo wuͤrde einer
dem andern nicht nachgeben wollen und koͤnnen.
ſo wuͤrde auch einer hie, der andere da hinaus
wollen, der eine diß, der andere das befehlen,
und in der Familie nichts als Contradiction,
Unruhe und Unordnung ſeyn. So wenig nun
beyde Theile der Herrſchaft nach einander kon-
ten gleich ſeyn, ſo wenig konten auch alle beyde
zugleich im Vorzuge oder in der Unterwerfung
ſtehen. Denn diß waͤre contradictoriſch. Dar-
um muſte dieſe Subordination ſeyn. Und da
nun das maͤnnliche Geſchlecht den Vorzug ha-
ben ſolte, ſo hat GOTT auch dazu nicht allein
deſſelben Schoͤpfung, ſondern auch deſſen gan-
tze Natur darnach eingerichtet, nicht weniger
auch die weibliche Natur von der Beſchaffenheit
gemachet, daß ſie ſich zu der Unterthaͤnigkeit
ſchicket.
3. Wenn nun ein Weib dieſe Subordina-
tion
nicht erkennet, ſondern den Mann beherr-
ſchen, und ihm in allen vorſchreiben, oder, wel-
ches einerley iſt, alles nach ihrem eignen Sin-
ne haben und machen will; ſo muſtert ſie in der
That GOTT auf gedoppelte Art: erſtlich in
der Schoͤpfung, daß er eine ſolche Einrich-
tung beyder Geſchlechter gemachet hat: und
denn in dem Wercke der Erzeugung von ih-
ren Eltern, daß er ſie nicht zum Manne, ſon-
dern zum Weibe laſſen erzeuget und gebohren
werden. Darum Ehe-Weiber, deren Sinn
nach der Herrſchaft ſtehet, dieſes wohl beden-
cken ſollen. Wenn aber mancher Ehe-Mann
ein rechter unverſtaͤndiger und unordentlicher
Nabal iſt, und eine verſtaͤndige und tugendſa-
me Abigail hat, und ſich von dieſer in Dingen,
worinnen ſie Recht hat, und ihm mit gehoͤriger
ſubmiſſion gute Vorſtellung thut, aus eignem
Sinne nicht will ſagen laſſen, ſo iſt dieſes ein
Mißbrauch der Herrſchaft.
V. 10.

Darum ſoll das Weib eine Macht
(das iſt eine Decke) auf dem Haupte haben,
(dadurch ſie zu erkennen gebe, daß ſie eine
Macht, oder Herrſchaft an dem Manne uͤber
ſich habe, und unter ihme ſtehe,) um der En-
gel willen,
(als welche wie allenthalben bey
den Glaͤubigen, alſo inſonderheit in ihrer Ver-
ſammlung, da ſie GOtt verehren, loben und
anbeten, welches der Engel ihr vornehmſtes Ge-
ſchaͤfte iſt, gegenwaͤrtig ſind, und ſehen, ob al-
les ordentlich und ehrerbietig zugehe, oder nicht.
Siehe auch Matth. 18, 20.)

V. 11.

Doch iſt weder der Mann ohne das

Weib,
O o 2
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[291/0319] Cap. 11, v. 7-11. an die Corinthier. Ehre, (in Anſehung der Herrſchaft uͤber ſein Weib. Denn gleichwie GOTT die Herrſchaft hat uͤber alle Creaturen: alſo hat ſie in gewiſſer Maſſe der Mann uͤber ſein Weib und uͤber alle ſeine Haus-Genoſſen: daß er alſo darinn das Bild und die Ehre, δόξαν, die Herrlichkeit, das iſt, das herrliche Ebenbild GOttes traͤget; da ſonſt auſſer dem das Weib ſo wol als der Mann, am Ebenbilde GOttes, was die Heiligung und die Seligkeit betrifft, Theil hat:) Das Weib aber iſt des Mannes Ehre, (wenn ſie ſich bedecket, und damit ihre Unterthaͤnigkeit gegen den Mann bezeiget, ſo bezeiget ſie auch damit zugleich denjenigen Vorzug, welchen GOTT dem maͤnnlichen Geſchlechte vor dem weiblichen gegeben hat; und daher iſt ſie damit ein ſolches Bild des Mannes, woran des Mannes δόξα, Wuͤrde in Anſehung der Herrſchaft erkannt wird. Und alſo iſt einiger Unterſcheid in dem Verſtande, darnach der Mann GOttes, und das Weib des Mannes Ehre iſt. Der Mann hat ſie von GOTT in Anſehung der Aehnlich- keit ſeiner Herrſchaft mit der Herrſchaft GOt- tes. Aber das Weib hat ſie nicht vom Manne in dieſem Stuͤcke, ſondern ſie begiebt ſich der ſelben und uͤberlaͤßt ſie dem Manne, und iſt das Object, oder die Sache, woran des Man- nes Ehre, oder Wuͤrde und Vorzug erkannt wird: ob ſie wol auch ſonſt an der Ehre des Mannes Theil nimmt, und um des Mannes willen billig geehret, oder lieb und werth gehal- ten wird und in ſo fern iſt ſie das Bild und die Ehre des Mannes, da ſie, was ſie an der Fuͤr- treflichkeit ihrer Natur in der Schoͤpfung hat, von dem Manne hat, gleichwie der Mann alles von GOTT hat, und alſo an dem Weibe der Mann, an dem Manne GOTT erkant wird. V. 8. 9. Denn der Mann (ob er gleich ietzo nach dem Laufe der Natur von einem Weibe geboh- ren wird, ſo iſt er doch anfaͤnglich der erſten Schoͤpfung nach) nicht vom Weibe, ſon- dern das Weib iſt vom Manne (in der Schoͤpfung genommen.) V. 9. Und der Mann iſt nicht geſchaffen um des Weibes willen, (ſintemal das Weib bey der Schoͤ- pfung des Mannes noch nicht da war; und al- ſo iſt er ſo viel weniger erſchaffen worden zu dem Ende, daß er ihr ſolte unterworfen ſeyn,) ſon- dern das Weib iſt um des Mannes wil- len, (daß ſie ihm eine Gehuͤlfin, und ihm in gehoͤriger Subordination unterworfen ſey, und ſich von ihm regieren laſſe) Anmerckungen. 1. Die in der Schoͤpfung des maͤnnlichen und weiblichen Geſchlechts gehaltene Art und Ordnung hat ſehr vieles auf ſich. Erſtlich darinn, daß der Mann zu erſt erſchaffen, das Weib aber erſt hernach zu ſeiner Gehuͤlfin in der Erzeugung und Erziehung der Kinder, auch in der Regierung der Familie und in noͤthiger Pfle- ge. Hernach darinn, daß nicht der Mann vom Weibe, ſondern das Weib vom Manne genommen, um die Dependentz damit zu lehren und daran zu erkennen, nicht weniger aber in der Dependentz den Grund der natuͤrlichen Zu- neigung eines Geſchlechts zu dem andern zu legen und zu erwegen. 2. Und dieſe Subordination zeiget die Weisheit GOttes an: ſintemal es ſich fuͤr das menſchliche Geſchlecht, und denn inſonderheit fuͤr den Eheſtand, unmuͤglich anders wuͤrde ge- ſchicket haben. Denn waͤre einer dem andern an der Autoritaͤt gleich, daß der eine ſo viel zu ſagen haͤtte, als der andere, ſo wuͤrde einer dem andern nicht nachgeben wollen und koͤnnen. ſo wuͤrde auch einer hie, der andere da hinaus wollen, der eine diß, der andere das befehlen, und in der Familie nichts als Contradiction, Unruhe und Unordnung ſeyn. So wenig nun beyde Theile der Herrſchaft nach einander kon- ten gleich ſeyn, ſo wenig konten auch alle beyde zugleich im Vorzuge oder in der Unterwerfung ſtehen. Denn diß waͤre contradictoriſch. Dar- um muſte dieſe Subordination ſeyn. Und da nun das maͤnnliche Geſchlecht den Vorzug ha- ben ſolte, ſo hat GOTT auch dazu nicht allein deſſelben Schoͤpfung, ſondern auch deſſen gan- tze Natur darnach eingerichtet, nicht weniger auch die weibliche Natur von der Beſchaffenheit gemachet, daß ſie ſich zu der Unterthaͤnigkeit ſchicket. 3. Wenn nun ein Weib dieſe Subordina- tion nicht erkennet, ſondern den Mann beherr- ſchen, und ihm in allen vorſchreiben, oder, wel- ches einerley iſt, alles nach ihrem eignen Sin- ne haben und machen will; ſo muſtert ſie in der That GOTT auf gedoppelte Art: erſtlich in der Schoͤpfung, daß er eine ſolche Einrich- tung beyder Geſchlechter gemachet hat: und denn in dem Wercke der Erzeugung von ih- ren Eltern, daß er ſie nicht zum Manne, ſon- dern zum Weibe laſſen erzeuget und gebohren werden. Darum Ehe-Weiber, deren Sinn nach der Herrſchaft ſtehet, dieſes wohl beden- cken ſollen. Wenn aber mancher Ehe-Mann ein rechter unverſtaͤndiger und unordentlicher Nabal iſt, und eine verſtaͤndige und tugendſa- me Abigail hat, und ſich von dieſer in Dingen, worinnen ſie Recht hat, und ihm mit gehoͤriger ſubmiſſion gute Vorſtellung thut, aus eignem Sinne nicht will ſagen laſſen, ſo iſt dieſes ein Mißbrauch der Herrſchaft. V. 10. Darum ſoll das Weib eine Macht (das iſt eine Decke) auf dem Haupte haben, (dadurch ſie zu erkennen gebe, daß ſie eine Macht, oder Herrſchaft an dem Manne uͤber ſich habe, und unter ihme ſtehe,) um der En- gel willen, (als welche wie allenthalben bey den Glaͤubigen, alſo inſonderheit in ihrer Ver- ſammlung, da ſie GOtt verehren, loben und anbeten, welches der Engel ihr vornehmſtes Ge- ſchaͤfte iſt, gegenwaͤrtig ſind, und ſehen, ob al- les ordentlich und ehrerbietig zugehe, oder nicht. Siehe auch Matth. 18, 20.) V. 11. Doch iſt weder der Mann ohne das Weib, O o 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/319>, abgerufen am 27.11.2024.