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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 11, v. 1-3. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch]
6. Hingegen führet Paulus auch ander-
wärtig auf die schuldige Nachfolge seines Exem-
pels. Man sehe oben 1 Cor. 4, 16. Phil. 3, 17.
1 Thess. 1, 6. 2, 7. 2 Thess. 3, 9. Und ist hievon son-
derlich der Ort Phil. 3, 17. zu mercken, da er sa-
get: Folget mir, lieben Brüder, und seht
auf die, die also wandeln, wie ihr uns
habt zum Fürbilde.
So dringet er auch in
den Briefen an den Timotheum und Titum sehr
darauf, daß ein Lehrer soll ein Fürbild seiner
Heerde seyn. 1 Tim. 3, 1. seqq. 4, 12. Tit. 2, 7.
Man sehe auch Hebr. 13, 7. Also sagt auch Pe-
trus, daß die Hirten sollen Fürbilder der Heer-
de seyn 1 Epist. c. 5, 3.
V. 2.

Jch lobe euch, lieben Brüder, daß
ihr an mich gedencket in allen Stücken, und
haltet die Weise,
(tas paradoseis, die Sa-
tzungen, die gemachte Anstalten und Verfas-
sungen, welche auf gute Ordnungen und Ge-
bräuche gingen,) wie ich euch gegeben ha-
be.

Anmerckungen.

1. Man siehet hieraus, daß das, was der
Apostel an der Corinthischen Gemeine schon be-
strafet hat, und noch weiter bestrafet, gar nicht
allgemein gewesen, und daß es an vielen, die
in guter Ordnung geblieben, nicht gefehlet ha-
be. Und diesen spricht er das Lob ihres recht-
schaffnen Wesens nicht ab, sondern giebt es
ihnen dergestalt, daß er sie damit zu noch meh-
rer Lauterkeit ermuntert; aber auch damit zu-
gleich auf die Prüfung ihrer selbst führet, wie
es dißfals um sie stehe, und wie fern sie an den
Ordnungen Theil genommen; sich auch damit
bey ihnen so viel mehrern Eingang machet, daß
sie, zur Abstellung der eingerissenen Mängel bey
andern, das ihrige desto fleißiger möchten mit
beytragen.

2. Wenn der Apostel sich hier und an-
derswo auf gewisse Satzungen beziehet, als
2 Thess. 2, 15. 3, 6. so verstehet er damit gute
Ordnungen
von dem Lehr-Stande, und von
dem, was bey dem öffentlichen Gottes-Dienst
und bey Administration der heiligen Sacramen-
ten, auch bey Verpflegung der Armen und bey
der Kirchen-Disciplin in acht zu nehmen war.
Und so fern er darunter die Glaubens-Lehren
mit verstanden, als von denen er 1 Cor. 10, 3.
saget, daß er sie den Corinthiern übergeben
habe; siehe auch 1 Corinth. 11, 23. so verstehet er
doch damit keine andere Lehren, als welche auch
sonsten in den Briefen und anderwärtig in der
heiligen Schrift enthalten sind. Welches wi-
der die Menschen-Satzungen des Pabstthums
wohl zu mercken ist; als von welchen der Aus-
spruch Christi Matth. 15, 9. gilt: Vergeblich
dienen sie mir, dieweil sie lehren solche
Lehre, die nichts den Menschen-Gebote
sind.

V. 3.

Jch lasse euch aber wissen, (thelo de
umas eidenai, ich will, daß ihr es also wisset,
[Spaltenumbruch] daß ihr es auch alle wege in acht nehmet,) daß
Christus ist eines ieglichen
(Christlichen,
der, was CHristus ist, auch erkennet,) Man-
nes Haupt,
(von dem, als dem Souverainen
Ober-HErrn, er sich soll in allen Gewissens-
Sachen regieren lassen,) der Mann aber ist
des Weibes
(unmittelbares) Haupt, (sie zu
regieren und zu schützen: dabey sie aber unter
dem rechten Ober-Haupte, CHristo, stehet, so
wol, als der Mann; und das gantze weibliche
Geschlecht so wol, als das männliche: wie denn
mit den Worten Mann und Weib, vermöge
des Contexts nicht allein auf den Ehestand, son-
dern auch auf beyderley Geschlechte gesehen
wird:) GOTT aber ist Christus Haupt,
(so fern sein Sohn ist CHristus, das ist, der
nach der menschlichen Natur gesalbete Mittler
und Advocat, da er sonst der göttlichen Natur
nach dem Vater gleich ist. Joh. 10, 30. Phil.
2, 6. etc.)

Anmerckungen.
1. Es kan keine Ehe recht glückselig und
GOtt gefällig seyn, es sey denn, daß sich bey
den Eheleuten diese drey Stücke finden: a. Daß
der Mann CHristum also für sein Haupt erken-
ne, daß er sich von ihm durch seinen Geist regie-
ren lasse, und in einer seligen Gemeinschaft mit
ihm stehe. b. Daß er sich als des Weibes
Haupt auch in der That bezeuge, und wie Chri-
stus ihn regieret, er auch in seinem Masse sein
Weib regiere; und zwar also, daß sie durch sein
Regiment erst recht auf CHristi Ober-Regi-
ment geführet werde, und davon so wol depen-
dir
e, als der Mann: c. Daß das Weib den
Ehe-Mann für ihr Haupt erkenne, mit gehö-
riger Unterwerfung: an welcher es eine Christ-
liche Ehegattin, wenn sie sich nicht wider GOt-
tes Ordnung versündigen will, so viel weniger
ermangeln läßt, so viel deutlicher in des Man-
nes Regiment das Regiment CHristi vorgestel-
let und abgebildet wird.
2. Mancher Christlicher Ehe-Mann erken-
net zwar CHristum für sein Haupt, und läßt
sich von ihm regieren: aber er vergisset seines
männlichen Characters, und kan oder will sein
Weib nicht regieren. Und das kommt entwe-
der daher, daß er sich in der Wahl übereilet
hat, oder aber sich hernach durch eine unordent-
liche Weiber-Liebe beherrschen läßt: damit er
aber nicht allein sich, sondern auch Christo vie-
les vergiebet, und keine GOTT wohlgefällige
Ehe führet. Fehlet es ihm denn noch dazu ent-
weder am männlichen Hertzen, oder am nöthi-
gen Verstande, so stehet es um ihn desto schlech-
ter, und leidet dabey auch selbst das Christen-
thum nicht wenig.
3. Mancher Mann könte und wolte gern
in gehöriger Ordnung des Weibes Haupt seyn:
allein es fehlet ihr an der Unterthänigkeit; da-
mit sie sich aber nicht wenig an ihrem Ehe-Mann
und an CHristo selbst versündiget, und also
selbst die Hinderung ist von einer vergnügten
und dabey recht Christlichen Ehe. Welches
Ehe-Weib nun darinnen ihre Ehre suchet, daß
sie ihren Willen über des Mannes Willen setzet
(wider
O o
Cap. 11, v. 1-3. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch]
6. Hingegen fuͤhret Paulus auch ander-
waͤrtig auf die ſchuldige Nachfolge ſeines Exem-
pels. Man ſehe oben 1 Cor. 4, 16. Phil. 3, 17.
1 Theſſ. 1, 6. 2, 7. 2 Theſſ. 3, 9. Und iſt hievon ſon-
derlich der Ort Phil. 3, 17. zu mercken, da er ſa-
get: Folget mir, lieben Bruͤder, und ſeht
auf die, die alſo wandeln, wie ihr uns
habt zum Fuͤrbilde.
So dringet er auch in
den Briefen an den Timotheum und Titum ſehr
darauf, daß ein Lehrer ſoll ein Fuͤrbild ſeiner
Heerde ſeyn. 1 Tim. 3, 1. ſeqq. 4, 12. Tit. 2, 7.
Man ſehe auch Hebr. 13, 7. Alſo ſagt auch Pe-
trus, daß die Hirten ſollen Fuͤrbilder der Heer-
de ſeyn 1 Epiſt. c. 5, 3.
V. 2.

Jch lobe euch, lieben Bruͤder, daß
ihr an mich gedencket in allen Stuͤcken, und
haltet die Weiſe,
(τὰς παραδόσεις, die Sa-
tzungen, die gemachte Anſtalten und Verfaſ-
ſungen, welche auf gute Ordnungen und Ge-
braͤuche gingen,) wie ich euch gegeben ha-
be.

Anmerckungen.

1. Man ſiehet hieraus, daß das, was der
Apoſtel an der Corinthiſchen Gemeine ſchon be-
ſtrafet hat, und noch weiter beſtrafet, gar nicht
allgemein geweſen, und daß es an vielen, die
in guter Ordnung geblieben, nicht gefehlet ha-
be. Und dieſen ſpricht er das Lob ihres recht-
ſchaffnen Weſens nicht ab, ſondern giebt es
ihnen dergeſtalt, daß er ſie damit zu noch meh-
rer Lauterkeit ermuntert; aber auch damit zu-
gleich auf die Pruͤfung ihrer ſelbſt fuͤhret, wie
es dißfals um ſie ſtehe, und wie fern ſie an den
Ordnungen Theil genommen; ſich auch damit
bey ihnen ſo viel mehrern Eingang machet, daß
ſie, zur Abſtellung der eingeriſſenen Maͤngel bey
andern, das ihrige deſto fleißiger moͤchten mit
beytragen.

2. Wenn der Apoſtel ſich hier und an-
derswo auf gewiſſe Satzungen beziehet, als
2 Theſſ. 2, 15. 3, 6. ſo verſtehet er damit gute
Ordnungen
von dem Lehr-Stande, und von
dem, was bey dem oͤffentlichen Gottes-Dienſt
und bey Adminiſtration der heiligen Sacramen-
ten, auch bey Verpflegung der Armen und bey
der Kirchen-Diſciplin in acht zu nehmen war.
Und ſo fern er darunter die Glaubens-Lehren
mit verſtanden, als von denen er 1 Cor. 10, 3.
ſaget, daß er ſie den Corinthiern uͤbergeben
habe; ſiehe auch 1 Corinth. 11, 23. ſo verſtehet er
doch damit keine andere Lehren, als welche auch
ſonſten in den Briefen und anderwaͤrtig in der
heiligen Schrift enthalten ſind. Welches wi-
der die Menſchen-Satzungen des Pabſtthums
wohl zu mercken iſt; als von welchen der Aus-
ſpruch Chriſti Matth. 15, 9. gilt: Vergeblich
dienen ſie mir, dieweil ſie lehren ſolche
Lehre, die nichts den Menſchen-Gebote
ſind.

V. 3.

Jch laſſe euch aber wiſſen, (ϑέλω δέ
ὑμᾶς ἐιδέναι, ich will, daß ihr es alſo wiſſet,
[Spaltenumbruch] daß ihr es auch alle wege in acht nehmet,) daß
Chriſtus iſt eines ieglichen
(Chriſtlichen,
der, was CHriſtus iſt, auch erkennet,) Man-
nes Haupt,
(von dem, als dem Souverainen
Ober-HErrn, er ſich ſoll in allen Gewiſſens-
Sachen regieren laſſen,) der Mann aber iſt
des Weibes
(unmittelbares) Haupt, (ſie zu
regieren und zu ſchuͤtzen: dabey ſie aber unter
dem rechten Ober-Haupte, CHriſto, ſtehet, ſo
wol, als der Mann; und das gantze weibliche
Geſchlecht ſo wol, als das maͤnnliche: wie denn
mit den Worten Mann und Weib, vermoͤge
des Contexts nicht allein auf den Eheſtand, ſon-
dern auch auf beyderley Geſchlechte geſehen
wird:) GOTT aber iſt Chriſtus Haupt,
(ſo fern ſein Sohn iſt CHriſtus, das iſt, der
nach der menſchlichen Natur geſalbete Mittler
und Advocat, da er ſonſt der goͤttlichen Natur
nach dem Vater gleich iſt. Joh. 10, 30. Phil.
2, 6. ꝛc.)

Anmerckungen.
1. Es kan keine Ehe recht gluͤckſelig und
GOtt gefaͤllig ſeyn, es ſey denn, daß ſich bey
den Eheleuten dieſe drey Stuͤcke finden: a. Daß
der Mann CHriſtum alſo fuͤr ſein Haupt erken-
ne, daß er ſich von ihm durch ſeinen Geiſt regie-
ren laſſe, und in einer ſeligen Gemeinſchaft mit
ihm ſtehe. b. Daß er ſich als des Weibes
Haupt auch in der That bezeuge, und wie Chri-
ſtus ihn regieret, er auch in ſeinem Maſſe ſein
Weib regiere; und zwar alſo, daß ſie durch ſein
Regiment erſt recht auf CHriſti Ober-Regi-
ment gefuͤhret werde, und davon ſo wol depen-
dir
e, als der Mann: c. Daß das Weib den
Ehe-Mann fuͤr ihr Haupt erkenne, mit gehoͤ-
riger Unterwerfung: an welcher es eine Chriſt-
liche Ehegattin, wenn ſie ſich nicht wider GOt-
tes Ordnung verſuͤndigen will, ſo viel weniger
ermangeln laͤßt, ſo viel deutlicher in des Man-
nes Regiment das Regiment CHriſti vorgeſtel-
let und abgebildet wird.
2. Mancher Chriſtlicher Ehe-Mann erken-
net zwar CHriſtum fuͤr ſein Haupt, und laͤßt
ſich von ihm regieren: aber er vergiſſet ſeines
maͤnnlichen Characters, und kan oder will ſein
Weib nicht regieren. Und das kommt entwe-
der daher, daß er ſich in der Wahl uͤbereilet
hat, oder aber ſich hernach durch eine unordent-
liche Weiber-Liebe beherrſchen laͤßt: damit er
aber nicht allein ſich, ſondern auch Chriſto vie-
les vergiebet, und keine GOTT wohlgefaͤllige
Ehe fuͤhret. Fehlet es ihm denn noch dazu ent-
weder am maͤnnlichen Hertzen, oder am noͤthi-
gen Verſtande, ſo ſtehet es um ihn deſto ſchlech-
ter, und leidet dabey auch ſelbſt das Chriſten-
thum nicht wenig.
3. Mancher Mann koͤnte und wolte gern
in gehoͤriger Ordnung des Weibes Haupt ſeyn:
allein es fehlet ihr an der Unterthaͤnigkeit; da-
mit ſie ſich aber nicht wenig an ihrem Ehe-Mann
und an CHriſto ſelbſt verſuͤndiget, und alſo
ſelbſt die Hinderung iſt von einer vergnuͤgten
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(wider
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[289/0317] Cap. 11, v. 1-3. an die Corinthier. 6. Hingegen fuͤhret Paulus auch ander- waͤrtig auf die ſchuldige Nachfolge ſeines Exem- pels. Man ſehe oben 1 Cor. 4, 16. Phil. 3, 17. 1 Theſſ. 1, 6. 2, 7. 2 Theſſ. 3, 9. Und iſt hievon ſon- derlich der Ort Phil. 3, 17. zu mercken, da er ſa- get: Folget mir, lieben Bruͤder, und ſeht auf die, die alſo wandeln, wie ihr uns habt zum Fuͤrbilde. So dringet er auch in den Briefen an den Timotheum und Titum ſehr darauf, daß ein Lehrer ſoll ein Fuͤrbild ſeiner Heerde ſeyn. 1 Tim. 3, 1. ſeqq. 4, 12. Tit. 2, 7. Man ſehe auch Hebr. 13, 7. Alſo ſagt auch Pe- trus, daß die Hirten ſollen Fuͤrbilder der Heer- de ſeyn 1 Epiſt. c. 5, 3. V. 2. Jch lobe euch, lieben Bruͤder, daß ihr an mich gedencket in allen Stuͤcken, und haltet die Weiſe, (τὰς παραδόσεις, die Sa- tzungen, die gemachte Anſtalten und Verfaſ- ſungen, welche auf gute Ordnungen und Ge- braͤuche gingen,) wie ich euch gegeben ha- be. Anmerckungen. 1. Man ſiehet hieraus, daß das, was der Apoſtel an der Corinthiſchen Gemeine ſchon be- ſtrafet hat, und noch weiter beſtrafet, gar nicht allgemein geweſen, und daß es an vielen, die in guter Ordnung geblieben, nicht gefehlet ha- be. Und dieſen ſpricht er das Lob ihres recht- ſchaffnen Weſens nicht ab, ſondern giebt es ihnen dergeſtalt, daß er ſie damit zu noch meh- rer Lauterkeit ermuntert; aber auch damit zu- gleich auf die Pruͤfung ihrer ſelbſt fuͤhret, wie es dißfals um ſie ſtehe, und wie fern ſie an den Ordnungen Theil genommen; ſich auch damit bey ihnen ſo viel mehrern Eingang machet, daß ſie, zur Abſtellung der eingeriſſenen Maͤngel bey andern, das ihrige deſto fleißiger moͤchten mit beytragen. 2. Wenn der Apoſtel ſich hier und an- derswo auf gewiſſe Satzungen beziehet, als 2 Theſſ. 2, 15. 3, 6. ſo verſtehet er damit gute Ordnungen von dem Lehr-Stande, und von dem, was bey dem oͤffentlichen Gottes-Dienſt und bey Adminiſtration der heiligen Sacramen- ten, auch bey Verpflegung der Armen und bey der Kirchen-Diſciplin in acht zu nehmen war. Und ſo fern er darunter die Glaubens-Lehren mit verſtanden, als von denen er 1 Cor. 10, 3. ſaget, daß er ſie den Corinthiern uͤbergeben habe; ſiehe auch 1 Corinth. 11, 23. ſo verſtehet er doch damit keine andere Lehren, als welche auch ſonſten in den Briefen und anderwaͤrtig in der heiligen Schrift enthalten ſind. Welches wi- der die Menſchen-Satzungen des Pabſtthums wohl zu mercken iſt; als von welchen der Aus- ſpruch Chriſti Matth. 15, 9. gilt: Vergeblich dienen ſie mir, dieweil ſie lehren ſolche Lehre, die nichts den Menſchen-Gebote ſind. V. 3. Jch laſſe euch aber wiſſen, (ϑέλω δέ ὑμᾶς ἐιδέναι, ich will, daß ihr es alſo wiſſet, daß ihr es auch alle wege in acht nehmet,) daß Chriſtus iſt eines ieglichen (Chriſtlichen, der, was CHriſtus iſt, auch erkennet,) Man- nes Haupt, (von dem, als dem Souverainen Ober-HErrn, er ſich ſoll in allen Gewiſſens- Sachen regieren laſſen,) der Mann aber iſt des Weibes (unmittelbares) Haupt, (ſie zu regieren und zu ſchuͤtzen: dabey ſie aber unter dem rechten Ober-Haupte, CHriſto, ſtehet, ſo wol, als der Mann; und das gantze weibliche Geſchlecht ſo wol, als das maͤnnliche: wie denn mit den Worten Mann und Weib, vermoͤge des Contexts nicht allein auf den Eheſtand, ſon- dern auch auf beyderley Geſchlechte geſehen wird:) GOTT aber iſt Chriſtus Haupt, (ſo fern ſein Sohn iſt CHriſtus, das iſt, der nach der menſchlichen Natur geſalbete Mittler und Advocat, da er ſonſt der goͤttlichen Natur nach dem Vater gleich iſt. Joh. 10, 30. Phil. 2, 6. ꝛc.) Anmerckungen. 1. Es kan keine Ehe recht gluͤckſelig und GOtt gefaͤllig ſeyn, es ſey denn, daß ſich bey den Eheleuten dieſe drey Stuͤcke finden: a. Daß der Mann CHriſtum alſo fuͤr ſein Haupt erken- ne, daß er ſich von ihm durch ſeinen Geiſt regie- ren laſſe, und in einer ſeligen Gemeinſchaft mit ihm ſtehe. b. Daß er ſich als des Weibes Haupt auch in der That bezeuge, und wie Chri- ſtus ihn regieret, er auch in ſeinem Maſſe ſein Weib regiere; und zwar alſo, daß ſie durch ſein Regiment erſt recht auf CHriſti Ober-Regi- ment gefuͤhret werde, und davon ſo wol depen- dire, als der Mann: c. Daß das Weib den Ehe-Mann fuͤr ihr Haupt erkenne, mit gehoͤ- riger Unterwerfung: an welcher es eine Chriſt- liche Ehegattin, wenn ſie ſich nicht wider GOt- tes Ordnung verſuͤndigen will, ſo viel weniger ermangeln laͤßt, ſo viel deutlicher in des Man- nes Regiment das Regiment CHriſti vorgeſtel- let und abgebildet wird. 2. Mancher Chriſtlicher Ehe-Mann erken- net zwar CHriſtum fuͤr ſein Haupt, und laͤßt ſich von ihm regieren: aber er vergiſſet ſeines maͤnnlichen Characters, und kan oder will ſein Weib nicht regieren. Und das kommt entwe- der daher, daß er ſich in der Wahl uͤbereilet hat, oder aber ſich hernach durch eine unordent- liche Weiber-Liebe beherrſchen laͤßt: damit er aber nicht allein ſich, ſondern auch Chriſto vie- les vergiebet, und keine GOTT wohlgefaͤllige Ehe fuͤhret. Fehlet es ihm denn noch dazu ent- weder am maͤnnlichen Hertzen, oder am noͤthi- gen Verſtande, ſo ſtehet es um ihn deſto ſchlech- ter, und leidet dabey auch ſelbſt das Chriſten- thum nicht wenig. 3. Mancher Mann koͤnte und wolte gern in gehoͤriger Ordnung des Weibes Haupt ſeyn: allein es fehlet ihr an der Unterthaͤnigkeit; da- mit ſie ſich aber nicht wenig an ihrem Ehe-Mann und an CHriſto ſelbſt verſuͤndiget, und alſo ſelbſt die Hinderung iſt von einer vergnuͤgten und dabey recht Chriſtlichen Ehe. Welches Ehe-Weib nun darinnen ihre Ehre ſuchet, daß ſie ihren Willen uͤber des Mannes Willen ſetzet (wider O o

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/317>, abgerufen am 27.11.2024.