Rede ich aber solches (was ich von dem Unterhalt der Lehrer gesaget habe,) auf Men- schen Weise, (daß es nur bloß ein menschli- ches Gesetz, oder Gewohnheit sey; gleichwie ich es mit solchen von menschlichen Lebens-Arten hergenommenen Exempeln oder Gleichnissen er- läutert habe.) Saget nicht solches das Ge- setz auch? Denn im Gesetz Mose stehet (Deut. 25, 4.) geschrieben: Du solt dem Ochsen nicht das Maul verbinden, der da drischet. Sorget GOtt für die Ochsen, (allein und hauptsächlich, daß er nicht unter die- sem Bilde solte fürnemlich auf die Menschen ge- sehen, und die Zuhörer ihrer Pflicht gegen ih- re Lehrer erinnert haben? Daß er aber auch für die Ochsen sorge, ist aus seiner allgemeinen Providentz nach seinem Wort bekannt. Psalm. 104, 11. 14. 27. 147, 9. Matth. 10, 29.)
Anmerckungen.
1. Jm Morgenlande, theils auch in Grie- chenland, wurde das Getreide durch die über dasselbe hin und her getriebene Ochsen ausge- treten, oder auch das Korn durch die von den Ochsen über die Garben gezognen Dresch-Wa- gen von dem Stroh und Aehren geschieden. Da es denn eine Unbarmhertzigkeit würde gewesen seyn, dem Vieh davon nicht seine Nothdurft gönnen, sondern es mit verbundenem Maul da- von abhalten und Mangel leiden lassen.
2. Da nun GOtt in diesem Gebote weiter gesehen, als der blosse Buchstabe lautet, so gie- bet uns dieses eine Anleitung auch in vielen an- dern dergleichen Dingen nebst dem buchstäbli- chen zugleich einen geheimen Verstand zu suchen. Siehe auch 1 Tim. 5, 17. 18.
V. 10.
Oder saget ers (GOTT, der weise Ge- setzgeber,) nicht allerdinge (fürnemlich) um unsert willen, (daß so wol Lehrer, als Zuhö- hörer ihr Recht und ihre Pflicht daraus erken- nen sollen,) denn es ist ja um unsert willen geschrieben, daß der da pflüget, (oder ei- nen Weinberg nach v. 7. oder an statt dessen ei- nen Acker, bestellet,) soll auf Hoffnung pflü- gen, und der da drischet, soll auf Hoff- nung dreschen, daß er der Hoffnung (um seinen Genuß zum Unterhalt davon zu haben,) theilhaftig werde. Siehe auch 1 Timoth. 2, 6.
V. 11.
So wir euer geistliches säen, (den Acker eurer Hertzen, oder den gantzen geistlichen Kirchen-Acker, bauen, und euch mit dem leben- digen Samen des göttlichen Worts dienen,) ists ein grosses Ding, ob wir euer leibli- ches erndten? (unsern Unterhalt davon ha- ben, ohne denselben mit anderer Arbeit verdie- nen zu dürfen?) Siehe auch Rom. 15, 27. und Galat. 6, 6. Der da unterrichtet wird mit dem Wort, der theile mit allerley Gutes dem, der ihn unterrichtet.)
[Spaltenumbruch]
Anmerckung.
Dieser gantze Text handelt nur von dem Recht der Lehrer, und ist dem Mißbrauche des Paulinischen gantz besondern Exempels, und al- so auch der undanckbaren Lieblosigkeit vieler Zu- hörer entgegen gesetzet: gleichwie er hingegen auch von geitzigen und Lohn-süchtigen Lehrern gantz unbilliger weise gemißbrauchet wird.
V. 12.
So aber andere (die nach unserm Ab- schiede das, was wir gepflantzet haben, begies- sen, und auf den Grund, den wir geleget ha- ben, bauen c. 3, 6. seqq.) dieser Macht (von ihrer geistlichen Arbeit an euch sich zu ernehren) an euch theilhaftig sind, (ohne allen euren Widerspruch,) warum nicht vielmehr wir, (die wir den Anfang von allem gemachet ha- ben?) Aber wir haben solcher Macht nicht gebrauchet, (Act. 20, 33. 2 Cor. 11, 9. 12, 13. 1 Thess. 2, 7.) sondern wir vertragen aller- ley, (zuvorderst alle Mühe der Arbeit, und da- bey auch sonst noch manchen Mangel Phil. 4, 11. 12. 13.) daß wir nicht dem Evangelio CHristi eine Hinderung machen.
Anmerckung.
Es hat wol keiner von allen Aposteln leicht- lich mehrere Neider, Feinde und ungütige Rich- ter gehabt, als Paulus: Da er nun gesehen, daß, wenn er den Gehalt von den Gemeinen fordern und nehmen würde, mancher Schwa- cher, der seinen lautern Grund noch nicht recht einsahe, in den Argwohn gerathen würde, als suchte er nur das Seinige bey dem Evangelio, und daß es auch wol nicht an solchen Leuten feh- len würde, ja schon dazumal fehlete, welche andern diese böse Meinung von ihm beyzubrin- gen suchten: wie er denn, als wir aus dem an- dern Briefe an die Corinthier sehen, mit arg- listigen Widersachern und falschen Aposteln es zu Corinthen fürnemlich hat zu thun gehabt. Dazu mochte auch noch wol dieses kommen, daß er besorgete, es möchte einigen, die sonst nichts im Vermögen gehabt, etwas zu ihrer Last zur Beysteuer mit abgefordert und einige dadurch von der Liebe zum Evangelio abgehalten werden. Diß war denn die Ursache, warum er sich, nach der zartesten und lautern Liebe zu CHristo und zur Gewinnung mehrer Seelen, seines Rechts begeben hat: unterdessen doch aber an- dern damit nichts will vergeben, oder zum Nach- theil gethan haben. Hieher gehöret der Ort 2 Cor. 12, 11. Was ich thue, und thun will, das thue ich darum, daß ich die Ursache abhaue denen, die Ursache suchen, daß sie rühmen möchten, sie seyn wie wir.
V. 13.
Wisset ihr nicht, daß die opfern, die essen von den Opfern, (als an welchen die Priester des Alten Testaments ihr Antheil ge- habt Num. 18, 8. seqq. 18. 19. Deut. 18, 1.) oder die des Altars pflegen, geniessen des Al- tars.
Anmer-
Cap. 9, v. 8-13. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch]
V. 8. 9.
Rede ich aber ſolches (was ich von dem Unterhalt der Lehrer geſaget habe,) auf Men- ſchen Weiſe, (daß es nur bloß ein menſchli- ches Geſetz, oder Gewohnheit ſey; gleichwie ich es mit ſolchen von menſchlichen Lebens-Arten hergenommenen Exempeln oder Gleichniſſen er- laͤutert habe.) Saget nicht ſolches das Ge- ſetz auch? Denn im Geſetz Moſe ſtehet (Deut. 25, 4.) geſchrieben: Du ſolt dem Ochſen nicht das Maul verbinden, der da driſchet. Sorget GOtt fuͤr die Ochſen, (allein und hauptſaͤchlich, daß er nicht unter die- ſem Bilde ſolte fuͤrnemlich auf die Menſchen ge- ſehen, und die Zuhoͤrer ihrer Pflicht gegen ih- re Lehrer erinnert haben? Daß er aber auch fuͤr die Ochſen ſorge, iſt aus ſeiner allgemeinen Providentz nach ſeinem Wort bekannt. Pſalm. 104, 11. 14. 27. 147, 9. Matth. 10, 29.)
Anmerckungen.
1. Jm Morgenlande, theils auch in Grie- chenland, wurde das Getreide durch die uͤber daſſelbe hin und her getriebene Ochſen ausge- treten, oder auch das Korn durch die von den Ochſen uͤber die Garben gezognen Dreſch-Wa- gen von dem Stroh und Aehren geſchieden. Da es denn eine Unbarmhertzigkeit wuͤrde geweſen ſeyn, dem Vieh davon nicht ſeine Nothdurft goͤnnen, ſondern es mit verbundenem Maul da- von abhalten und Mangel leiden laſſen.
2. Da nun GOtt in dieſem Gebote weiter geſehen, als der bloſſe Buchſtabe lautet, ſo gie- bet uns dieſes eine Anleitung auch in vielen an- dern dergleichen Dingen nebſt dem buchſtaͤbli- chen zugleich einen geheimen Verſtand zu ſuchen. Siehe auch 1 Tim. 5, 17. 18.
V. 10.
Oder ſaget ers (GOTT, der weiſe Ge- ſetzgeber,) nicht allerdinge (fuͤrnemlich) um unſert willen, (daß ſo wol Lehrer, als Zuhoͤ- hoͤrer ihr Recht und ihre Pflicht daraus erken- nen ſollen,) denn es iſt ja um unſert willen geſchrieben, daß der da pfluͤget, (oder ei- nen Weinberg nach v. 7. oder an ſtatt deſſen ei- nen Acker, beſtellet,) ſoll auf Hoffnung pfluͤ- gen, und der da driſchet, ſoll auf Hoff- nung dreſchen, daß er der Hoffnung (um ſeinen Genuß zum Unterhalt davon zu haben,) theilhaftig werde. Siehe auch 1 Timoth. 2, 6.
V. 11.
So wir euer geiſtliches ſaͤen, (den Acker eurer Hertzen, oder den gantzen geiſtlichen Kirchen-Acker, bauen, und euch mit dem leben- digen Samen des goͤttlichen Worts dienen,) iſts ein groſſes Ding, ob wir euer leibli- ches erndten? (unſern Unterhalt davon ha- ben, ohne denſelben mit anderer Arbeit verdie- nen zu duͤrfen?) Siehe auch Rom. 15, 27. und Galat. 6, 6. Der da unterrichtet wird mit dem Wort, der theile mit allerley Gutes dem, der ihn unterrichtet.)
[Spaltenumbruch]
Anmerckung.
Dieſer gantze Text handelt nur von dem Recht der Lehrer, und iſt dem Mißbrauche des Pauliniſchen gantz beſondern Exempels, und al- ſo auch der undanckbaren Liebloſigkeit vieler Zu- hoͤrer entgegen geſetzet: gleichwie er hingegen auch von geitzigen und Lohn-ſuͤchtigen Lehrern gantz unbilliger weiſe gemißbrauchet wird.
V. 12.
So aber andere (die nach unſerm Ab- ſchiede das, was wir gepflantzet haben, begieſ- ſen, und auf den Grund, den wir geleget ha- ben, bauen c. 3, 6. ſeqq.) dieſer Macht (von ihrer geiſtlichen Arbeit an euch ſich zu ernehren) an euch theilhaftig ſind, (ohne allen euren Widerſpruch,) warum nicht vielmehr wir, (die wir den Anfang von allem gemachet ha- ben?) Aber wir haben ſolcher Macht nicht gebrauchet, (Act. 20, 33. 2 Cor. 11, 9. 12, 13. 1 Theſſ. 2, 7.) ſondern wir vertragen aller- ley, (zuvorderſt alle Muͤhe der Arbeit, und da- bey auch ſonſt noch manchen Mangel Phil. 4, 11. 12. 13.) daß wir nicht dem Evangelio CHriſti eine Hinderung machen.
Anmerckung.
Es hat wol keiner von allen Apoſteln leicht- lich mehrere Neider, Feinde und unguͤtige Rich- ter gehabt, als Paulus: Da er nun geſehen, daß, wenn er den Gehalt von den Gemeinen fordern und nehmen wuͤrde, mancher Schwa- cher, der ſeinen lautern Grund noch nicht recht einſahe, in den Argwohn gerathen wuͤrde, als ſuchte er nur das Seinige bey dem Evangelio, und daß es auch wol nicht an ſolchen Leuten feh- len wuͤrde, ja ſchon dazumal fehlete, welche andern dieſe boͤſe Meinung von ihm beyzubrin- gen ſuchten: wie er denn, als wir aus dem an- dern Briefe an die Corinthier ſehen, mit arg- liſtigen Widerſachern und falſchen Apoſteln es zu Corinthen fuͤrnemlich hat zu thun gehabt. Dazu mochte auch noch wol dieſes kommen, daß er beſorgete, es moͤchte einigen, die ſonſt nichts im Vermoͤgen gehabt, etwas zu ihrer Laſt zur Beyſteuer mit abgefordert und einige dadurch von der Liebe zum Evangelio abgehalten werden. Diß war denn die Urſache, warum er ſich, nach der zarteſten und lautern Liebe zu CHriſto und zur Gewinnung mehrer Seelen, ſeines Rechts begeben hat: unterdeſſen doch aber an- dern damit nichts will vergeben, oder zum Nach- theil gethan haben. Hieher gehoͤret der Ort 2 Cor. 12, 11. Was ich thue, und thun will, das thue ich darum, daß ich die Urſache abhaue denen, die Urſache ſuchen, daß ſie ruͤhmen moͤchten, ſie ſeyn wie wir.
V. 13.
Wiſſet ihr nicht, daß die opfern, die eſſen von den Opfern, (als an welchen die Prieſter des Alten Teſtaments ihr Antheil ge- habt Num. 18, 8. ſeqq. 18. 19. Deut. 18, 1.) oder die des Altars pflegen, genieſſen des Al- tars.
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[263/0291]
Cap. 9, v. 8-13. an die Corinthier.
V. 8. 9.
Rede ich aber ſolches (was ich von dem
Unterhalt der Lehrer geſaget habe,) auf Men-
ſchen Weiſe, (daß es nur bloß ein menſchli-
ches Geſetz, oder Gewohnheit ſey; gleichwie ich
es mit ſolchen von menſchlichen Lebens-Arten
hergenommenen Exempeln oder Gleichniſſen er-
laͤutert habe.) Saget nicht ſolches das Ge-
ſetz auch? Denn im Geſetz Moſe ſtehet
(Deut. 25, 4.) geſchrieben: Du ſolt dem
Ochſen nicht das Maul verbinden, der da
driſchet. Sorget GOtt fuͤr die Ochſen,
(allein und hauptſaͤchlich, daß er nicht unter die-
ſem Bilde ſolte fuͤrnemlich auf die Menſchen ge-
ſehen, und die Zuhoͤrer ihrer Pflicht gegen ih-
re Lehrer erinnert haben? Daß er aber auch fuͤr
die Ochſen ſorge, iſt aus ſeiner allgemeinen
Providentz nach ſeinem Wort bekannt. Pſalm.
104, 11. 14. 27. 147, 9. Matth. 10, 29.)
Anmerckungen.
1. Jm Morgenlande, theils auch in Grie-
chenland, wurde das Getreide durch die uͤber
daſſelbe hin und her getriebene Ochſen ausge-
treten, oder auch das Korn durch die von den
Ochſen uͤber die Garben gezognen Dreſch-Wa-
gen von dem Stroh und Aehren geſchieden. Da
es denn eine Unbarmhertzigkeit wuͤrde geweſen
ſeyn, dem Vieh davon nicht ſeine Nothdurft
goͤnnen, ſondern es mit verbundenem Maul da-
von abhalten und Mangel leiden laſſen.
2. Da nun GOtt in dieſem Gebote weiter
geſehen, als der bloſſe Buchſtabe lautet, ſo gie-
bet uns dieſes eine Anleitung auch in vielen an-
dern dergleichen Dingen nebſt dem buchſtaͤbli-
chen zugleich einen geheimen Verſtand zu ſuchen.
Siehe auch 1 Tim. 5, 17. 18.
V. 10.
Oder ſaget ers (GOTT, der weiſe Ge-
ſetzgeber,) nicht allerdinge (fuͤrnemlich) um
unſert willen, (daß ſo wol Lehrer, als Zuhoͤ-
hoͤrer ihr Recht und ihre Pflicht daraus erken-
nen ſollen,) denn es iſt ja um unſert willen
geſchrieben, daß der da pfluͤget, (oder ei-
nen Weinberg nach v. 7. oder an ſtatt deſſen ei-
nen Acker, beſtellet,) ſoll auf Hoffnung pfluͤ-
gen, und der da driſchet, ſoll auf Hoff-
nung dreſchen, daß er der Hoffnung (um
ſeinen Genuß zum Unterhalt davon zu haben,)
theilhaftig werde. Siehe auch 1 Timoth.
2, 6.
V. 11.
So wir euer geiſtliches ſaͤen, (den
Acker eurer Hertzen, oder den gantzen geiſtlichen
Kirchen-Acker, bauen, und euch mit dem leben-
digen Samen des goͤttlichen Worts dienen,)
iſts ein groſſes Ding, ob wir euer leibli-
ches erndten? (unſern Unterhalt davon ha-
ben, ohne denſelben mit anderer Arbeit verdie-
nen zu duͤrfen?) Siehe auch Rom. 15, 27. und
Galat. 6, 6. Der da unterrichtet wird mit
dem Wort, der theile mit allerley Gutes
dem, der ihn unterrichtet.)
Anmerckung.
Dieſer gantze Text handelt nur von dem
Recht der Lehrer, und iſt dem Mißbrauche des
Pauliniſchen gantz beſondern Exempels, und al-
ſo auch der undanckbaren Liebloſigkeit vieler Zu-
hoͤrer entgegen geſetzet: gleichwie er hingegen
auch von geitzigen und Lohn-ſuͤchtigen Lehrern
gantz unbilliger weiſe gemißbrauchet wird.
V. 12.
So aber andere (die nach unſerm Ab-
ſchiede das, was wir gepflantzet haben, begieſ-
ſen, und auf den Grund, den wir geleget ha-
ben, bauen c. 3, 6. ſeqq.) dieſer Macht (von
ihrer geiſtlichen Arbeit an euch ſich zu ernehren)
an euch theilhaftig ſind, (ohne allen euren
Widerſpruch,) warum nicht vielmehr wir,
(die wir den Anfang von allem gemachet ha-
ben?) Aber wir haben ſolcher Macht nicht
gebrauchet, (Act. 20, 33. 2 Cor. 11, 9. 12, 13.
1 Theſſ. 2, 7.) ſondern wir vertragen aller-
ley, (zuvorderſt alle Muͤhe der Arbeit, und da-
bey auch ſonſt noch manchen Mangel Phil. 4,
11. 12. 13.) daß wir nicht dem Evangelio
CHriſti eine Hinderung machen.
Anmerckung.
Es hat wol keiner von allen Apoſteln leicht-
lich mehrere Neider, Feinde und unguͤtige Rich-
ter gehabt, als Paulus: Da er nun geſehen,
daß, wenn er den Gehalt von den Gemeinen
fordern und nehmen wuͤrde, mancher Schwa-
cher, der ſeinen lautern Grund noch nicht recht
einſahe, in den Argwohn gerathen wuͤrde, als
ſuchte er nur das Seinige bey dem Evangelio,
und daß es auch wol nicht an ſolchen Leuten feh-
len wuͤrde, ja ſchon dazumal fehlete, welche
andern dieſe boͤſe Meinung von ihm beyzubrin-
gen ſuchten: wie er denn, als wir aus dem an-
dern Briefe an die Corinthier ſehen, mit arg-
liſtigen Widerſachern und falſchen Apoſteln es
zu Corinthen fuͤrnemlich hat zu thun gehabt.
Dazu mochte auch noch wol dieſes kommen, daß
er beſorgete, es moͤchte einigen, die ſonſt nichts
im Vermoͤgen gehabt, etwas zu ihrer Laſt zur
Beyſteuer mit abgefordert und einige dadurch
von der Liebe zum Evangelio abgehalten werden.
Diß war denn die Urſache, warum er ſich, nach
der zarteſten und lautern Liebe zu CHriſto und
zur Gewinnung mehrer Seelen, ſeines
Rechts begeben hat: unterdeſſen doch aber an-
dern damit nichts will vergeben, oder zum Nach-
theil gethan haben. Hieher gehoͤret der Ort
2 Cor. 12, 11. Was ich thue, und thun will,
das thue ich darum, daß ich die Urſache
abhaue denen, die Urſache ſuchen, daß
ſie ruͤhmen moͤchten, ſie ſeyn wie wir.
V. 13.
Wiſſet ihr nicht, daß die opfern, die
eſſen von den Opfern, (als an welchen die
Prieſter des Alten Teſtaments ihr Antheil ge-
habt Num. 18, 8. ſeqq. 18. 19. Deut. 18, 1.) oder
die des Altars pflegen, genieſſen des Al-
tars.
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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/291>, abgerufen am 27.11.2024.
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