Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 9, v. 4-9. [Spaltenumbruch]
sich derselben aus gewissen Ursachen freywillig be-geben habe. V. 5. Haben wir nicht auch Macht eine Anmerckungen. 1. Durch die Worte Schwester zum 2. Es folget aber hieraus nicht, daß der V. 6. Oder habe allein ich und Barnabas Anmerckungen. 1. Ergazesthas heisset alhie also arbeiten, 2. Dieses Rechts hatte sich nun zwar V. 7. Welcher reiset (strateuetai, thut Krieges- Anmerckungen. 1. Wir haben hie ein dreyfaches Bild ei- nes rechtschaffnen Lehrers, an einem Krieges- mann, an einem Weingärtner, an einem Hirten. Das erste führet auf die Tapferkeit und auf einen unerschrocknen Muth bey Zerstö- rung des Reichs der Finsterniß, und also bey dem rechten Gebrauch der geistlichen Waffen 1 Cor. 9, 25. 2 Cor. 10, 4. 5. 2 Tim. 2, 4. Das andere auf unermüdete Arbeit 2 Tim. 2, 15. Das dritte auf eine dringende Liebe und Amts-Treue, nach welcher man den geistli- chen Schafen und Lämmern ergeben seyn soll. Ezech. 34. Joh. 10. 2. Wer sich auf das Recht der Krieges- Leute, der Weingärtner und der Schäfer, welches sie zu ihrem Unterhalte haben, will mit gutem Gewissen beziehen, der muß sich ja wol nach seiner Eigenschaft und nach seinen Pflich- ten prüfen: nemlich ob er auch ein rechter Be- schützer, und nicht vielmehr ein Feind der gött- lichen Wahrheit sey? ob er nicht vielmehr einen faulen und untreuen, als fleißigen Arbeiter in dem Weinberge GOttes abgebe? und ob er nicht vielmehr sich als einen Mietling, ja Wolf, als sorgfältigen Hirten erweise? 3. Geitz und Undanckbarkeit sind glei- che grosse Laster; jenes bey den Lehrern, wenn sie nur arbeiten als lohnsüchtige Mietlinge: die- ses bey den Zuhörern, wenn sie ihre Lehrer lassen Noth leiden. V. 8. 9.
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 9, v. 4-9. [Spaltenumbruch]
ſich derſelben aus gewiſſen Urſachen freywillig be-geben habe. V. 5. Haben wir nicht auch Macht eine Anmerckungen. 1. Durch die Worte Schweſter zum 2. Es folget aber hieraus nicht, daß der V. 6. Oder habe allein ich und Barnabas Anmerckungen. 1. Ἐργάζεσϑας heiſſet alhie alſo arbeiten, 2. Dieſes Rechts hatte ſich nun zwar V. 7. Welcher reiſet (στρατεύεται, thut Krieges- Anmerckungen. 1. Wir haben hie ein dreyfaches Bild ei- nes rechtſchaffnen Lehrers, an einem Krieges- mann, an einem Weingaͤrtner, an einem Hirten. Das erſte fuͤhret auf die Tapferkeit und auf einen unerſchrocknen Muth bey Zerſtoͤ- rung des Reichs der Finſterniß, und alſo bey dem rechten Gebrauch der geiſtlichen Waffen 1 Cor. 9, 25. 2 Cor. 10, 4. 5. 2 Tim. 2, 4. Das andere auf unermuͤdete Arbeit 2 Tim. 2, 15. Das dritte auf eine dringende Liebe und Amts-Treue, nach welcher man den geiſtli- chen Schafen und Laͤmmern ergeben ſeyn ſoll. Ezech. 34. Joh. 10. 2. Wer ſich auf das Recht der Krieges- Leute, der Weingaͤrtner und der Schaͤfer, welches ſie zu ihrem Unterhalte haben, will mit gutem Gewiſſen beziehen, der muß ſich ja wol nach ſeiner Eigenſchaft und nach ſeinen Pflich- ten pruͤfen: nemlich ob er auch ein rechter Be- ſchuͤtzer, und nicht vielmehr ein Feind der goͤtt- lichen Wahrheit ſey? ob er nicht vielmehr einen faulen und untreuen, als fleißigen Arbeiter in dem Weinberge GOttes abgebe? und ob er nicht vielmehr ſich als einen Mietling, ja Wolf, als ſorgfaͤltigen Hirten erweiſe? 3. Geitz und Undanckbarkeit ſind glei- che groſſe Laſter; jenes bey den Lehrern, wenn ſie nur arbeiten als lohnſuͤchtige Mietlinge: die- ſes bey den Zuhoͤrern, wenn ſie ihre Lehrer laſſen Noth leiden. V. 8. 9.
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Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 9, v. 4-9.
ſich derſelben aus gewiſſen Urſachen freywillig be-
geben habe.
V. 5.
Haben wir nicht auch Macht eine
Schweſter zum Weibe (auf Koſten der Ge-
meinen) mit umher zu fuͤhren, wie die an-
dern Apoſtel, und (darunter inſonderheit)
des HErrn Bruͤder (der Marien ihrer Schwe-
ſter Soͤhne und Vettern Matth. 13, 55. Gal. 1,
19. Siehe von ſolchen das Wort der Bruͤder
Gen. 13, 8. c. 29, 15.) und Kephas (Simon
Petrus Joh. 1, 41. 42. deſſen, daß er ein Weib
gehabt, Matth. 8, 14. 16. angezeiget iſt, da ſei-
ner Schwieger-Mutter gedacht wird.)
Anmerckungen.
1. Durch die Worte Schweſter zum
Weibe wird nicht verſtanden eine ſolche chriſt-
liche Weibes-Perſon, welche auſſer der Ehe mit
den Apoſteln zur Pflege herum gezogen waͤre,
wie die Papiſten vorgeben, ſondern eine Ehe-
gattin. Welches erhellet a. aus den bey-
don Worten Schweſter zum Weibe; ſinte-
mal zur Bezeichnung einer andern Perſon das
Wort Schweſter genug geweſen waͤre, wie man
ſiehet Roͤm. 16. ꝛc.; das Wort γυνὴ, Weib,
auch vorher im ſiebenden Capitel, und ſonſt
gantz gewoͤhnlich von einem Eheweibe gebrau-
chet wird. b. Aus dem dazu geſetzten Exempel
der andern Apoſtel und inſonderheit Petri: von
welchen theils bekant, theils vermuthlich iſt,
daß ſie in der Ehe gelebet, und alſo ihre Ehe-
gattinnen, nicht aber andere Weibes-Perſo-
nen, mit ſich gefuͤhret haben. c. Aus einem
ſolchen mit ſich herum fuͤhren, dazu ein Apo-
ſtel befuget geweſen ſeyn muß, und womit er kei-
nen Anſtoß gegeben hat. Welches allein von
einer ordentlichen Ehegattin kan geſaget wer-
den. Es gewinnen demnach die Papiſten mit
dieſem Orte fuͤr den ledigen Stand der Kirchen-
diener gar nichts.
2. Es folget aber hieraus nicht, daß der
Apoſtel ein Eheweib gehabt, und ſie nur nicht
mit ſich gefuͤhret habe; da er nichts mehr anzei-
gen will, als wie er befuget ſey geweſen zu hey-
rathen, und alſo den Unterhalt nicht allein fuͤr
ſeine Perſon; ſondern fuͤr ſeine Familie von den
Gemeinen zu nehmen, er habe ſich deſſen aber ent-
halten.
V. 6.
Oder habe allein ich und Barnabas
(Pauli, College, der mit ihm unter die Heyden
von Antiochia aus verordnet war Ap. Geſch. 13,
2.) nicht Macht ſolches zu thun (ου῏μὴ ἔργα-
ζεσϑας, nicht zu wircken, nemlich mit unſern
Haͤnden, und uns damit unſern Unterhalt zu
verdienen, und dagegen uns von den Gemeinen
hie und da unterhalten zu laſſen.)
Anmerckungen.
1. Ἐργάζεσϑας heiſſet alhie alſo arbeiten,
daß man ſich die Nothdurft ſelbſt verdiene. Und
daher iſt μὴ ἐργάζεσϑαι, nicht arbeiten oder ſelbſt
wircken, ſo viel, als ſich ſeinen Unterhalt nicht
ſelbſt ſchaffen mit der Arbeit, ſondern hinge-
gegen denſelben von den Gemeinen nehmen.
Es iſt demnach ſo viel als ſetzte Paulus: Da
alle andere Apoſtel die Macht haben, ſich ohne
ihre eigne Arbeit von den Gemeinen unterhalten
zu laſſen; ſolte denn ich und Barnabas nicht glei-
ches Recht haben?
2. Dieſes Rechts hatte ſich nun zwar
Paulus begeben, und ſeine Nothdurft ſich ſelbſt
erworben, wie man ſiehet Ap. Geſch. 18, 3.
c. 20, 34. 1 Cor. 4, 12. 2 Cor. 11, 9. c. 14, 13.
1 Theſſ. 11, 9. 2 Theſſ. 4, 8. Weil es ihme a-
ber zum Nachtheil ſeines Apoſtoliſchen Amts
von einigen uͤbelgeſinneten gemißdeutet worden
war, ſo rettet er ſich dagegen. Und da er es in
dem folgenden mit mehrern Worten thut, ſo iſt
ſolches eine Anzeige, daß er gewiſſer uns nicht
bekanten Umſtaͤnde wegen es muß fuͤr gar dien-
lich gefunden haben.
V. 7.
Welcher reiſet (στρατεύεται, thut Krieges-
Dienſte) iemals in den Krieg auf ſeinen
eignen Sold (was das Recht betrifft. Gibt es
aber einige Voluntairs, die auf ihre eigne Koſten
einen Feldzug mit thun, ſo thun ſie es nicht aus
Schuldigkeit, ſondern aus gutem Willen. Wie
es Paulus bey ſeinen geiſtlichen Expeditionen
auch thut) Welcher pflantzet einen Wein-
berg, und iſſet nicht von ſeiner Furcht?
(1 Cor. 3, 6. 7. 8.) Oder welcher weidet
eine Heerde, und iſſet nicht von der Milch
der Heerde? (Joh. 21, 15. 1 Pet. 5, 2.)
Anmerckungen.
1. Wir haben hie ein dreyfaches Bild ei-
nes rechtſchaffnen Lehrers, an einem Krieges-
mann, an einem Weingaͤrtner, an einem
Hirten. Das erſte fuͤhret auf die Tapferkeit
und auf einen unerſchrocknen Muth bey Zerſtoͤ-
rung des Reichs der Finſterniß, und alſo bey
dem rechten Gebrauch der geiſtlichen Waffen
1 Cor. 9, 25. 2 Cor. 10, 4. 5. 2 Tim. 2, 4. Das
andere auf unermuͤdete Arbeit 2 Tim. 2, 15.
Das dritte auf eine dringende Liebe und
Amts-Treue, nach welcher man den geiſtli-
chen Schafen und Laͤmmern ergeben ſeyn ſoll.
Ezech. 34. Joh. 10.
2. Wer ſich auf das Recht der Krieges-
Leute, der Weingaͤrtner und der Schaͤfer,
welches ſie zu ihrem Unterhalte haben, will mit
gutem Gewiſſen beziehen, der muß ſich ja wol
nach ſeiner Eigenſchaft und nach ſeinen Pflich-
ten pruͤfen: nemlich ob er auch ein rechter Be-
ſchuͤtzer, und nicht vielmehr ein Feind der goͤtt-
lichen Wahrheit ſey? ob er nicht vielmehr einen
faulen und untreuen, als fleißigen Arbeiter in
dem Weinberge GOttes abgebe? und ob er
nicht vielmehr ſich als einen Mietling, ja Wolf,
als ſorgfaͤltigen Hirten erweiſe?
3. Geitz und Undanckbarkeit ſind glei-
che groſſe Laſter; jenes bey den Lehrern, wenn
ſie nur arbeiten als lohnſuͤchtige Mietlinge: die-
ſes bey den Zuhoͤrern, wenn ſie ihre Lehrer laſſen
Noth leiden.
V. 8. 9.
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