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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 7, v. 1. 2.
Die eigentliche Erklärung des siebenten Capitels.
V. 1.
[Spaltenumbruch]

VOn dem ihr aber mir geschrie-
ben habet, antworte ich; Es
ist dem Menschen gut, daß er
kein Weib berühre,
(ehelicher
Weise, sie zu heyrathen, Gen. 20,
6. Von der hurischen Berührung, wie schänd-
lich die sey, davon ist vorher Cap. 6. gehan-
delt.)

Anmerckungen.
1. Was die Corinthier dem Apostel zuge-
schrieben, oder warum sie ihn befraget, kan man
aus seiner Antwort erkennen. Und aus dieser
siehet man, daß sie ihm mehr als eine Frage
vorgeleget haben; nemlich folgende:
a. Ob es nicht gut oder besser sey, im ledigen
Stande zu bleiben, als ehelich zu werden?
v. 1. 2. 8. 9. 31-35. 40.
b. Ob sich ein Ehegatte dem andern wol entzie-
hen dürfe, was die eheliche Beywohnnng be-
trifft v. 3-6.
c. Ob nicht die Wittwen und Wittwer in ih-
rem Wittwen-Stande beständig zu verblei-
ben, und nicht zur andern und mehrern Ehe,
auf den dazwischen kommenden Todes-Fäl-
len zu schreiten hätten? v. 8. 9.
d. Ob man sich nicht von dem Ehegatten gar
scheiden könne, sonderlich der glaubige Theil
von dem unglaubigen, nemlich wenn es ge-
schiehet, daß von zweyen Jüdischen, oder
Heidnischen Eheleuten der eine die Christliche
Religion annimmt, der andere aber nicht? v.
10-16. 27. 39.
e. Ob nicht den Jungfrauen zu rathen sey, daß
sie in ihrem jungfräulichen Stande bleiben?
v. 25. 26. 28. 36. 37. 38. Welche Frage mit
der ersten ziemlich überein kömmt: von der-
selben aber doch in einigen Stücken unter-
schieden ist, sonderlich darinn, daß sie sonder-
lich scheinet gerichtet gewesen zu seyn auf die
Eltern, wie sie sich mit ihren mannbaren Töch-
tern zu verhalten hätten, in Ansehen ihrer
Verheyrathung.
2. Diese fünf Fragen beantwortet der A-
postel also, daß er theils bey solcher Gelegenheit
einige mit der vorhabenden Materie verwandte
gute Erinnerungen dabey anbringet, als da son-
derlich sind die von der äusserlichen Lebens-Art,
in welcher man zu CHristo berufen und bekehret
worden; wie man darinn mit gutem Gewissen
wohl bleiben und sie heiligen könne: theils auch,
bey Erörterung der einen Materie, auch zugleich
etwas, was zur andern gehöret, mit berüh-
ret.
3. Von der Polygamie, ob es einem Man-
ne nicht erlaubet sey, mehre Weiber, als eine
zu haben, scheinet dem Apostel keine ausdrück-
liche Frage vorgeleget zu seyn; sintemal die Co-
rinthier daran, daß sie verboten sey, wol nicht
[Spaltenumbruch] gezweifelt haben, nach dem von Paulo empfan-
genen Unterricht. Jndessen redet er doch also
vom ehelichen Bande, daß damit der irrige
Satz von der Vielweiberey durchaus nicht be-
stehen kan, sondern gäntzlich dahin fällt.
4. Die erste Frage: Ob es nicht gut
sey unverheyrathet zu bleiben?
beantwor-
tet der Apostel mit ja; es sey gut, nemlich in
Ansehung dessen, daß man bey dem ledigen Stan-
de weniger Sorge, Mühe und Ungemach finde
in äusserlichen Dingen, und folglich auch weni-
gere Hinderung habe GOTT wohl anzuhan-
gan: wie er es hernach v. 26. 28. 32. 33. 34. er-
kläret. Er zeiget aber darauf an, daß es sich
nicht so leicht thun lasse, und daher der Ehe-
stand in seiner Ordnung und Würde bleibe.
Wodurch denn das bekräftiget wird, was GOtt
selbst von demselben im Gegensatz auf den ledi-
gen Stand gesaget: Es ist nicht gut, daß
der Mensch alleine sey; ich will ihm eine
Gehülfin machen, die um ihn sey:
als wel-
ches nicht so wol von der Einsamkeit insgemein,
als von der im ledigen Leben zu verstehen ist.
V. 2.

Aber um der Hurerey (dia tas por-
geias, um der Hurerey, das ist um allerhand
Arten der Verunreinigung willen, nemlich die-
selbe zu vermeiden,) habe ein ieglicher sein
eigen Weib, und eine iegliche habe ihren
eignen Maun,
in einer rechtmäßigen und un-
zertrennlichen Ehe.)

Anmerckungen.
1. Paulus unterscheidet den Gebrauch des
Ehestandes dergestalt von der Hurerey, daß
er denselben der Hurerey entgegen setzet, als ein
Mittel, sie zu vermeiden. Es versündigen sich
demnach diejenigen nicht wenig wider diese von
GOTT gemachte Ordnung des Ehestandes,
welche diesen eine gleichsam privilegirte Hurerey
nennen. Denn ob er auch gleich gemißbrau-
chet wird, sonderlich von unbekehrten und nur
bloß fleischlich gesinneten Leuten; und also auf
eine sehr sündliche Art geführet wird; so ist es
doch keine Hurerey-Sünde.
2. Der Apostel giebet beyderseits Eheleu-
ten ein gleiches Recht, das ein Theil gegen den
andern ohne Unterscheid haben soll. Denn wie
ein ieglicher Ehe-Mann sein eignes Ehe-Weib
hat; so soll ein iegliches Ehe-Weib ihren eig-
nen
Ehe-Mann haben.
3. Eine dem Ehe-Manne eigne Frau ist,
welche er nur allein hat, oder die er, nach v.
3. 4. zur ehelichen Freundschaft mit andern Ehe-
Männern nicht gemein hat, und über deren
Leib ihm daher allein das Recht und die Macht
zustehet
4. Da
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 7, v. 1. 2.
Die eigentliche Erklaͤrung des ſiebenten Capitels.
V. 1.
[Spaltenumbruch]

VOn dem ihr aber mir geſchrie-
ben habet, antworte ich; Es
iſt dem Menſchen gut, daß er
kein Weib beruͤhre,
(ehelicher
Weiſe, ſie zu heyrathen, Gen. 20,
6. Von der huriſchen Beruͤhrung, wie ſchaͤnd-
lich die ſey, davon iſt vorher Cap. 6. gehan-
delt.)

Anmerckungen.
1. Was die Corinthier dem Apoſtel zuge-
ſchrieben, oder warum ſie ihn befraget, kan man
aus ſeiner Antwort erkennen. Und aus dieſer
ſiehet man, daß ſie ihm mehr als eine Frage
vorgeleget haben; nemlich folgende:
a. Ob es nicht gut oder beſſer ſey, im ledigen
Stande zu bleiben, als ehelich zu werden?
v. 1. 2. 8. 9. 31-35. 40.
b. Ob ſich ein Ehegatte dem andern wol entzie-
hen duͤrfe, was die eheliche Beywohnnng be-
trifft v. 3-6.
c. Ob nicht die Wittwen und Wittwer in ih-
rem Wittwen-Stande beſtaͤndig zu verblei-
ben, und nicht zur andern und mehrern Ehe,
auf den dazwiſchen kommenden Todes-Faͤl-
len zu ſchreiten haͤtten? v. 8. 9.
d. Ob man ſich nicht von dem Ehegatten gar
ſcheiden koͤnne, ſonderlich der glaubige Theil
von dem unglaubigen, nemlich wenn es ge-
ſchiehet, daß von zweyen Juͤdiſchen, oder
Heidniſchen Eheleuten der eine die Chriſtliche
Religion annimmt, der andere aber nicht? v.
10-16. 27. 39.
e. Ob nicht den Jungfrauen zu rathen ſey, daß
ſie in ihrem jungfraͤulichen Stande bleiben?
v. 25. 26. 28. 36. 37. 38. Welche Frage mit
der erſten ziemlich uͤberein koͤmmt: von der-
ſelben aber doch in einigen Stuͤcken unter-
ſchieden iſt, ſonderlich darinn, daß ſie ſonder-
lich ſcheinet gerichtet geweſen zu ſeyn auf die
Eltern, wie ſie ſich mit ihren mannbaren Toͤch-
tern zu verhalten haͤtten, in Anſehen ihrer
Verheyrathung.
2. Dieſe fuͤnf Fragen beantwortet der A-
poſtel alſo, daß er theils bey ſolcher Gelegenheit
einige mit der vorhabenden Materie verwandte
gute Erinnerungen dabey anbringet, als da ſon-
derlich ſind die von der aͤuſſerlichen Lebens-Art,
in welcher man zu CHriſto berufen und bekehret
worden; wie man darinn mit gutem Gewiſſen
wohl bleiben und ſie heiligen koͤnne: theils auch,
bey Eroͤrterung der einen Materie, auch zugleich
etwas, was zur andern gehoͤret, mit beruͤh-
ret.
3. Von der Polygamie, ob es einem Man-
ne nicht erlaubet ſey, mehre Weiber, als eine
zu haben, ſcheinet dem Apoſtel keine ausdruͤck-
liche Frage vorgeleget zu ſeyn; ſintemal die Co-
rinthier daran, daß ſie verboten ſey, wol nicht
[Spaltenumbruch] gezweifelt haben, nach dem von Paulo empfan-
genen Unterricht. Jndeſſen redet er doch alſo
vom ehelichen Bande, daß damit der irrige
Satz von der Vielweiberey durchaus nicht be-
ſtehen kan, ſondern gaͤntzlich dahin faͤllt.
4. Die erſte Frage: Ob es nicht gut
ſey unverheyrathet zu bleiben?
beantwor-
tet der Apoſtel mit ja; es ſey gut, nemlich in
Anſehung deſſen, daß man bey dem ledigen Stan-
de weniger Sorge, Muͤhe und Ungemach finde
in aͤuſſerlichen Dingen, und folglich auch weni-
gere Hinderung habe GOTT wohl anzuhan-
gan: wie er es hernach v. 26. 28. 32. 33. 34. er-
klaͤret. Er zeiget aber darauf an, daß es ſich
nicht ſo leicht thun laſſe, und daher der Ehe-
ſtand in ſeiner Ordnung und Wuͤrde bleibe.
Wodurch denn das bekraͤftiget wird, was GOtt
ſelbſt von demſelben im Gegenſatz auf den ledi-
gen Stand geſaget: Es iſt nicht gut, daß
der Menſch alleine ſey; ich will ihm eine
Gehuͤlfin machen, die um ihn ſey:
als wel-
ches nicht ſo wol von der Einſamkeit insgemein,
als von der im ledigen Leben zu verſtehen iſt.
V. 2.

Aber um der Hurerey (διὰ τὰς πορ-
γείας, um der Hurerey, das iſt um allerhand
Arten der Verunreinigung willen, nemlich die-
ſelbe zu vermeiden,) habe ein ieglicher ſein
eigen Weib, und eine iegliche habe ihren
eignen Maun,
in einer rechtmaͤßigen und un-
zertrennlichen Ehe.)

Anmerckungen.
1. Paulus unterſcheidet den Gebrauch des
Eheſtandes dergeſtalt von der Hurerey, daß
er denſelben der Hurerey entgegen ſetzet, als ein
Mittel, ſie zu vermeiden. Es verſuͤndigen ſich
demnach diejenigen nicht wenig wider dieſe von
GOTT gemachte Ordnung des Eheſtandes,
welche dieſen eine gleichſam privilegirte Hurerey
nennen. Denn ob er auch gleich gemißbrau-
chet wird, ſonderlich von unbekehrten und nur
bloß fleiſchlich geſinneten Leuten; und alſo auf
eine ſehr ſuͤndliche Art gefuͤhret wird; ſo iſt es
doch keine Hurerey-Suͤnde.
2. Der Apoſtel giebet beyderſeits Eheleu-
ten ein gleiches Recht, das ein Theil gegen den
andern ohne Unterſcheid haben ſoll. Denn wie
ein ieglicher Ehe-Mann ſein eignes Ehe-Weib
hat; ſo ſoll ein iegliches Ehe-Weib ihren eig-
nen
Ehe-Mann haben.
3. Eine dem Ehe-Manne eigne Frau iſt,
welche er nur allein hat, oder die er, nach v.
3. 4. zur ehelichen Freundſchaft mit andern Ehe-
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Leib ihm daher allein das Recht und die Macht
zuſtehet
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[228/0256] Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 7, v. 1. 2. Die eigentliche Erklaͤrung des ſiebenten Capitels. V. 1. VOn dem ihr aber mir geſchrie- ben habet, antworte ich; Es iſt dem Menſchen gut, daß er kein Weib beruͤhre, (ehelicher Weiſe, ſie zu heyrathen, Gen. 20, 6. Von der huriſchen Beruͤhrung, wie ſchaͤnd- lich die ſey, davon iſt vorher Cap. 6. gehan- delt.) Anmerckungen. 1. Was die Corinthier dem Apoſtel zuge- ſchrieben, oder warum ſie ihn befraget, kan man aus ſeiner Antwort erkennen. Und aus dieſer ſiehet man, daß ſie ihm mehr als eine Frage vorgeleget haben; nemlich folgende: a. Ob es nicht gut oder beſſer ſey, im ledigen Stande zu bleiben, als ehelich zu werden? v. 1. 2. 8. 9. 31-35. 40. b. Ob ſich ein Ehegatte dem andern wol entzie- hen duͤrfe, was die eheliche Beywohnnng be- trifft v. 3-6. c. Ob nicht die Wittwen und Wittwer in ih- rem Wittwen-Stande beſtaͤndig zu verblei- ben, und nicht zur andern und mehrern Ehe, auf den dazwiſchen kommenden Todes-Faͤl- len zu ſchreiten haͤtten? v. 8. 9. d. Ob man ſich nicht von dem Ehegatten gar ſcheiden koͤnne, ſonderlich der glaubige Theil von dem unglaubigen, nemlich wenn es ge- ſchiehet, daß von zweyen Juͤdiſchen, oder Heidniſchen Eheleuten der eine die Chriſtliche Religion annimmt, der andere aber nicht? v. 10-16. 27. 39. e. Ob nicht den Jungfrauen zu rathen ſey, daß ſie in ihrem jungfraͤulichen Stande bleiben? v. 25. 26. 28. 36. 37. 38. Welche Frage mit der erſten ziemlich uͤberein koͤmmt: von der- ſelben aber doch in einigen Stuͤcken unter- ſchieden iſt, ſonderlich darinn, daß ſie ſonder- lich ſcheinet gerichtet geweſen zu ſeyn auf die Eltern, wie ſie ſich mit ihren mannbaren Toͤch- tern zu verhalten haͤtten, in Anſehen ihrer Verheyrathung. 2. Dieſe fuͤnf Fragen beantwortet der A- poſtel alſo, daß er theils bey ſolcher Gelegenheit einige mit der vorhabenden Materie verwandte gute Erinnerungen dabey anbringet, als da ſon- derlich ſind die von der aͤuſſerlichen Lebens-Art, in welcher man zu CHriſto berufen und bekehret worden; wie man darinn mit gutem Gewiſſen wohl bleiben und ſie heiligen koͤnne: theils auch, bey Eroͤrterung der einen Materie, auch zugleich etwas, was zur andern gehoͤret, mit beruͤh- ret. 3. Von der Polygamie, ob es einem Man- ne nicht erlaubet ſey, mehre Weiber, als eine zu haben, ſcheinet dem Apoſtel keine ausdruͤck- liche Frage vorgeleget zu ſeyn; ſintemal die Co- rinthier daran, daß ſie verboten ſey, wol nicht gezweifelt haben, nach dem von Paulo empfan- genen Unterricht. Jndeſſen redet er doch alſo vom ehelichen Bande, daß damit der irrige Satz von der Vielweiberey durchaus nicht be- ſtehen kan, ſondern gaͤntzlich dahin faͤllt. 4. Die erſte Frage: Ob es nicht gut ſey unverheyrathet zu bleiben? beantwor- tet der Apoſtel mit ja; es ſey gut, nemlich in Anſehung deſſen, daß man bey dem ledigen Stan- de weniger Sorge, Muͤhe und Ungemach finde in aͤuſſerlichen Dingen, und folglich auch weni- gere Hinderung habe GOTT wohl anzuhan- gan: wie er es hernach v. 26. 28. 32. 33. 34. er- klaͤret. Er zeiget aber darauf an, daß es ſich nicht ſo leicht thun laſſe, und daher der Ehe- ſtand in ſeiner Ordnung und Wuͤrde bleibe. Wodurch denn das bekraͤftiget wird, was GOtt ſelbſt von demſelben im Gegenſatz auf den ledi- gen Stand geſaget: Es iſt nicht gut, daß der Menſch alleine ſey; ich will ihm eine Gehuͤlfin machen, die um ihn ſey: als wel- ches nicht ſo wol von der Einſamkeit insgemein, als von der im ledigen Leben zu verſtehen iſt. V. 2. Aber um der Hurerey (διὰ τὰς πορ- γείας, um der Hurerey, das iſt um allerhand Arten der Verunreinigung willen, nemlich die- ſelbe zu vermeiden,) habe ein ieglicher ſein eigen Weib, und eine iegliche habe ihren eignen Maun, in einer rechtmaͤßigen und un- zertrennlichen Ehe.) Anmerckungen. 1. Paulus unterſcheidet den Gebrauch des Eheſtandes dergeſtalt von der Hurerey, daß er denſelben der Hurerey entgegen ſetzet, als ein Mittel, ſie zu vermeiden. Es verſuͤndigen ſich demnach diejenigen nicht wenig wider dieſe von GOTT gemachte Ordnung des Eheſtandes, welche dieſen eine gleichſam privilegirte Hurerey nennen. Denn ob er auch gleich gemißbrau- chet wird, ſonderlich von unbekehrten und nur bloß fleiſchlich geſinneten Leuten; und alſo auf eine ſehr ſuͤndliche Art gefuͤhret wird; ſo iſt es doch keine Hurerey-Suͤnde. 2. Der Apoſtel giebet beyderſeits Eheleu- ten ein gleiches Recht, das ein Theil gegen den andern ohne Unterſcheid haben ſoll. Denn wie ein ieglicher Ehe-Mann ſein eignes Ehe-Weib hat; ſo ſoll ein iegliches Ehe-Weib ihren eig- nen Ehe-Mann haben. 3. Eine dem Ehe-Manne eigne Frau iſt, welche er nur allein hat, oder die er, nach v. 3. 4. zur ehelichen Freundſchaft mit andern Ehe- Maͤnnern nicht gemein hat, und uͤber deren Leib ihm daher allein das Recht und die Macht zuſtehet 4. Da

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/256>, abgerufen am 24.11.2024.