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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 4, v. 4-6. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch]
V. 4.

Jch bin mir wohl nichts bewust, (Gr. denn,
nemlich um zu zeigen, warum ich nach dem un-
gleichen Urtheil der Menschen nichts frage) ich
bin mir nichts bewust
(habe ein gut Gewis-
sen, und bin gewiß, daß ich nichts unterlassen
habe nach meiner Pflicht, und nichts gethan wi-
der dieselbe, darüber jemand, um mich zu beur-
theilen, einen Anstoß nehmen könte) aber dar-
innen bin ich nicht gerechtfertiget
(vor
GOtt, als wenn ich damit vor GOtt bestehen
könte. Denn ein anders ist, ein gut Gewissen ha-
ben und bewahren, sich auch dessen getrösten 1 Joh.
3, 21. ein anders, darinnen solche eigene Gerech-
tigkeit haben, die gantz ohne Mangel und vor
GOtt verdienstlich sey. Denn vor GOtt, der
auch die verborgenste Erb-Sünde, und was noch
immer daher entstehet, an uns erkennet, ist kein
Lebendiger in und aus sich selbst gerecht Psalm
143, 2. Siehe auch Exod. 34, 7. Job 9, 2. Ps.
19, 13. 130, 3. Rom. 4, 2. Phil. 3, 12. 13. 1 Joh.
1, 8.) der HErr aber (JEsus Christus, dessen
wir alle, Lehrer und Zuhörer, sind, und vor des-
sen Richterstuhl wir alle dermaleins werden ge-
stellet werden (der ist es, der mich richtet,
(recht erkennet in Sachen meines Gewissens und
meines Amts, auf dessen Gericht und Ausspruch
es allein ankömmt, und vor welchem mit Freu-
digkeit zu bestehen, ich mir angelegen seyn lasse.)

V. 5.

Darum richtet nicht (von Sachen, die
eurem Urtheil und Ausspruch nicht anheim gege-
ben sind) vor der Zeit, bis der HErr (unser
HErr JEsus, der allgemeine Richter aller
Welt, der Lebendigen und der Todten, zu sei-
nem grossen Welt-Gerichte) komme, welcher
(da er ein Hertzenkündiger ist) auch wird ans
Licht bringen
(vor aller Welt offenbahren)
was im Finstern verborgen ist (kein Mensch
erfahren hat, es sey Gutes oder Böses,) und
(nicht allein verborgen gebliebene Wercke, son-
dern auch) den Rath (die Anschläge, das Vor-
nehmen, die Begierden, es seyn gute oder böse)
offenbaren (und zuvorderst einem jeden, der sie
geheget, aber noch wol selbst nicht so eigentlich
eingeschen hat, wie alles gute in ihm von GOtt
hergerühret, und das böse, das er aus einem
Selbst-Betruge für eine Kleinigkeit gehalten,
so gar groß sey) alsdenn wird einem jeden
(der vor ihm mit gutem Gewissen bestehet) von
GOtt Lob wiederfahren
(welches Lob, samt
der wircklichen Gnaden-Belohnung, denn nicht
ist aus Menschen, da sie einem diesen und jenen
vorziehen, sondern aus GOtt Rom. 2, 29.
Siehe auch Matth. 7, 1. Luc. 6, 37. Rom. 2, 1.
14, 10. Dan. 7, 10. 2 Cor. 5, 10.)

Anmerckungen.
1. Von diesem Lobe heißt es Matth. 25, 23.
Ey du frommer und getreuer Knecht, du
bist
(in Ansehung des vielen und grossen, das
ich dir anvertrauen will) über wenigen getreu
gewesen, ich will dich über viel setzen: ge-
he ein zu deines HErrn Freude.
[Spaltenumbruch]
2. Gleichwie den getreuen Dienern GOt-
tes ein würckliches Lob wiederfähret: also
wird auch hingegen denen, die Böses gethan
haben, mit der wircklichen Strafe ewige Schan-
de wiederfahren. Darum, wer sich des Bösen
dergestalt bewust ist, daß er es zur Herrschaft
bey sich kommen und darin bleiben lassen, der ge-
he ja bey Zeiten in sich, damit es vorhin abge-
than und die Schuld-Rechnung durch das Blut
CHristi durchgestrichen werde.
3. Es sind dieses billig Schreck-Worte,
wenn es heißt, daß GOtt alles offenbaren wol-
le, was im Finstern verborgen ist, und den Rath
der Menschen. O wie mancher Dieb, Mör-
der, Hurer und Ehebrecher, auch Ungerechter
und Lügner, oder falscher Zeuge, der alhier ver-
borgen geblieben, wird alsdenn in seiner Blösse
vor aller Welt dargestellet werden! O wie
mancher, der alhier aus Schaam und Furcht
vor Menschen diese und jene böse That verdecket
hat, wird alsdenn öffentlich zuschanden werden!
Und da auch der böse Vorsatz selbst mit aller
Raths-Pflegung, als eine innerliche Handlung
des Menschen, wird ans Licht gezogen werden,
so hat man sich auch davor zu hüten.
4. Es sind gedachte Worte nicht weniger
auch Trost-Worte für alle diejenigen, dero
Unschuld in dieser Welt nicht kund wird, son-
dern unterdrucket bleibet: desgleichen sind es
Worte der Aufmunterung, daß man in Anse-
hung der so herrlichen Gnaden-Belohnung so
viel williger thue, was man ohne das schul-
dig ist.
V. 6.

Solches aber (was ich bisher von eurer
Anhänglichkeit an die Lehrer, und von dieser ih-
rem eigentlichen Amte euch vorgetragen habe)
habe ich auf mich und Apollo gedeutet
(meteskhematisa, ich habe unter meiner und des
Apollo Person vorgestellet, nicht allein, was
von uns wahr ist, sondern auch, was von allen
andern Lehrern gilt, nemlich, daß ihr sie nicht
für Herren, sondern für Diener oder Gehülfen
eures Glaubens zu halten habet, und euch ihr
Amt nicht zur Trennung, sondern vielmehr zur
Einigkeit im Geist, darinn allein dem HErrn
anzuhangen, sollet dienen lassen) um euret
willen
(weil ihr euch zum Theil darinn so ver-
gangen habet) daß ihr an uns lernet, daß
niemand
(er sey Lehrer oder Zuhörer) höher
von sich halte
(klüger seyn und es besser wissen
wolle) denn geschrieben ist (theils ietzo in die-
sem Briefe bis hieher von dem Amt der Lehrer
als Diener, theils auch sonst davon in der Heil.
Schrift, als die unsere Regel ist, und uns son-
derlich auf die Selbst-Prüfung und Niedrigkeit
des Hertzens weiset, Prov. 3, 7. Rom. 12, 3.)
auf daß sich nicht einer wider den andern
um jemands willen aufblase
(auf daß nicht
einer sich um deswillen auch dem andern Neben-
Christen vorziehe, weil er einem Lehrer anhan-
get, deme er vor andern den Vorzug giebet, und
daß also vielmehr ein ieglicher von solcher An-
hänglichkeit ablasse.

V. 7.
C c
Cap. 4, v. 4-6. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch]
V. 4.

Jch bin mir wohl nichts bewuſt, (Gr. denn,
nemlich um zu zeigen, warum ich nach dem un-
gleichen Urtheil der Menſchen nichts frage) ich
bin mir nichts bewuſt
(habe ein gut Gewiſ-
ſen, und bin gewiß, daß ich nichts unterlaſſen
habe nach meiner Pflicht, und nichts gethan wi-
der dieſelbe, daruͤber jemand, um mich zu beur-
theilen, einen Anſtoß nehmen koͤnte) aber dar-
innen bin ich nicht gerechtfertiget
(vor
GOtt, als wenn ich damit vor GOtt beſtehen
koͤnte. Denn ein anders iſt, ein gut Gewiſſen ha-
ben und bewahren, ſich auch deſſen getroͤſten 1 Joh.
3, 21. ein anders, darinnen ſolche eigene Gerech-
tigkeit haben, die gantz ohne Mangel und vor
GOtt verdienſtlich ſey. Denn vor GOtt, der
auch die verborgenſte Erb-Suͤnde, und was noch
immer daher entſtehet, an uns erkennet, iſt kein
Lebendiger in und aus ſich ſelbſt gerecht Pſalm
143, 2. Siehe auch Exod. 34, 7. Job 9, 2. Pſ.
19, 13. 130, 3. Rom. 4, 2. Phil. 3, 12. 13. 1 Joh.
1, 8.) der HErr aber (JEſus Chriſtus, deſſen
wir alle, Lehrer und Zuhoͤrer, ſind, und vor deſ-
ſen Richterſtuhl wir alle dermaleins werden ge-
ſtellet werden (der iſt es, der mich richtet,
(recht erkennet in Sachen meines Gewiſſens und
meines Amts, auf deſſen Gericht und Ausſpruch
es allein ankoͤmmt, und vor welchem mit Freu-
digkeit zu beſtehen, ich mir angelegen ſeyn laſſe.)

V. 5.

Darum richtet nicht (von Sachen, die
eurem Urtheil und Ausſpruch nicht anheim gege-
ben ſind) vor der Zeit, bis der HErr (unſer
HErr JEſus, der allgemeine Richter aller
Welt, der Lebendigen und der Todten, zu ſei-
nem groſſen Welt-Gerichte) komme, welcher
(da er ein Hertzenkuͤndiger iſt) auch wird ans
Licht bringen
(vor aller Welt offenbahren)
was im Finſtern verborgen iſt (kein Menſch
erfahren hat, es ſey Gutes oder Boͤſes,) und
(nicht allein verborgen gebliebene Wercke, ſon-
dern auch) den Rath (die Anſchlaͤge, das Vor-
nehmen, die Begierden, es ſeyn gute oder boͤſe)
offenbaren (und zuvorderſt einem jeden, der ſie
geheget, aber noch wol ſelbſt nicht ſo eigentlich
eingeſchen hat, wie alles gute in ihm von GOtt
hergeruͤhret, und das boͤſe, das er aus einem
Selbſt-Betruge fuͤr eine Kleinigkeit gehalten,
ſo gar groß ſey) alsdenn wird einem jeden
(der vor ihm mit gutem Gewiſſen beſtehet) von
GOtt Lob wiederfahren
(welches Lob, ſamt
der wircklichen Gnaden-Belohnung, denn nicht
iſt aus Menſchen, da ſie einem dieſen und jenen
vorziehen, ſondern aus GOtt Rom. 2, 29.
Siehe auch Matth. 7, 1. Luc. 6, 37. Rom. 2, 1.
14, 10. Dan. 7, 10. 2 Cor. 5, 10.)

Anmerckungen.
1. Von dieſem Lobe heißt es Matth. 25, 23.
Ey du frommer und getreuer Knecht, du
biſt
(in Anſehung des vielen und groſſen, das
ich dir anvertrauen will) uͤber wenigen getreu
geweſen, ich will dich uͤber viel ſetzen: ge-
he ein zu deines HErrn Freude.
[Spaltenumbruch]
2. Gleichwie den getreuen Dienern GOt-
tes ein wuͤrckliches Lob wiederfaͤhret: alſo
wird auch hingegen denen, die Boͤſes gethan
haben, mit der wircklichen Strafe ewige Schan-
de wiederfahren. Darum, wer ſich des Boͤſen
dergeſtalt bewuſt iſt, daß er es zur Herrſchaft
bey ſich kommen und darin bleiben laſſen, der ge-
he ja bey Zeiten in ſich, damit es vorhin abge-
than und die Schuld-Rechnung durch das Blut
CHriſti durchgeſtrichen werde.
3. Es ſind dieſes billig Schreck-Worte,
wenn es heißt, daß GOtt alles offenbaren wol-
le, was im Finſtern verborgen iſt, und den Rath
der Menſchen. O wie mancher Dieb, Moͤr-
der, Hurer und Ehebrecher, auch Ungerechter
und Luͤgner, oder falſcher Zeuge, der alhier ver-
borgen geblieben, wird alsdenn in ſeiner Bloͤſſe
vor aller Welt dargeſtellet werden! O wie
mancher, der alhier aus Schaam und Furcht
vor Menſchen dieſe und jene boͤſe That verdecket
hat, wird alsdenn oͤffentlich zuſchanden werden!
Und da auch der boͤſe Vorſatz ſelbſt mit aller
Raths-Pflegung, als eine innerliche Handlung
des Menſchen, wird ans Licht gezogen werden,
ſo hat man ſich auch davor zu huͤten.
4. Es ſind gedachte Worte nicht weniger
auch Troſt-Worte fuͤr alle diejenigen, dero
Unſchuld in dieſer Welt nicht kund wird, ſon-
dern unterdrucket bleibet: desgleichen ſind es
Worte der Aufmunterung, daß man in Anſe-
hung der ſo herrlichen Gnaden-Belohnung ſo
viel williger thue, was man ohne das ſchul-
dig iſt.
V. 6.

Solches aber (was ich bisher von eurer
Anhaͤnglichkeit an die Lehrer, und von dieſer ih-
rem eigentlichen Amte euch vorgetragen habe)
habe ich auf mich und Apollo gedeutet
(μετεσχημάτισα, ich habe unter meiner und des
Apollo Perſon vorgeſtellet, nicht allein, was
von uns wahr iſt, ſondern auch, was von allen
andern Lehrern gilt, nemlich, daß ihr ſie nicht
fuͤr Herren, ſondern fuͤr Diener oder Gehuͤlfen
eures Glaubens zu halten habet, und euch ihr
Amt nicht zur Trennung, ſondern vielmehr zur
Einigkeit im Geiſt, darinn allein dem HErrn
anzuhangen, ſollet dienen laſſen) um euret
willen
(weil ihr euch zum Theil darinn ſo ver-
gangen habet) daß ihr an uns lernet, daß
niemand
(er ſey Lehrer oder Zuhoͤrer) hoͤher
von ſich halte
(kluͤger ſeyn und es beſſer wiſſen
wolle) denn geſchrieben iſt (theils ietzo in die-
ſem Briefe bis hieher von dem Amt der Lehrer
als Diener, theils auch ſonſt davon in der Heil.
Schrift, als die unſere Regel iſt, und uns ſon-
derlich auf die Selbſt-Pruͤfung und Niedrigkeit
des Hertzens weiſet, Prov. 3, 7. Rom. 12, 3.)
auf daß ſich nicht einer wider den andern
um jemands willen aufblaſe
(auf daß nicht
einer ſich um deswillen auch dem andern Neben-
Chriſten vorziehe, weil er einem Lehrer anhan-
get, deme er vor andern den Vorzug giebet, und
daß alſo vielmehr ein ieglicher von ſolcher An-
haͤnglichkeit ablaſſe.

V. 7.
C c
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[201/0229] Cap. 4, v. 4-6. an die Corinthier. V. 4. Jch bin mir wohl nichts bewuſt, (Gr. denn, nemlich um zu zeigen, warum ich nach dem un- gleichen Urtheil der Menſchen nichts frage) ich bin mir nichts bewuſt (habe ein gut Gewiſ- ſen, und bin gewiß, daß ich nichts unterlaſſen habe nach meiner Pflicht, und nichts gethan wi- der dieſelbe, daruͤber jemand, um mich zu beur- theilen, einen Anſtoß nehmen koͤnte) aber dar- innen bin ich nicht gerechtfertiget (vor GOtt, als wenn ich damit vor GOtt beſtehen koͤnte. Denn ein anders iſt, ein gut Gewiſſen ha- ben und bewahren, ſich auch deſſen getroͤſten 1 Joh. 3, 21. ein anders, darinnen ſolche eigene Gerech- tigkeit haben, die gantz ohne Mangel und vor GOtt verdienſtlich ſey. Denn vor GOtt, der auch die verborgenſte Erb-Suͤnde, und was noch immer daher entſtehet, an uns erkennet, iſt kein Lebendiger in und aus ſich ſelbſt gerecht Pſalm 143, 2. Siehe auch Exod. 34, 7. Job 9, 2. Pſ. 19, 13. 130, 3. Rom. 4, 2. Phil. 3, 12. 13. 1 Joh. 1, 8.) der HErr aber (JEſus Chriſtus, deſſen wir alle, Lehrer und Zuhoͤrer, ſind, und vor deſ- ſen Richterſtuhl wir alle dermaleins werden ge- ſtellet werden (der iſt es, der mich richtet, (recht erkennet in Sachen meines Gewiſſens und meines Amts, auf deſſen Gericht und Ausſpruch es allein ankoͤmmt, und vor welchem mit Freu- digkeit zu beſtehen, ich mir angelegen ſeyn laſſe.) V. 5. Darum richtet nicht (von Sachen, die eurem Urtheil und Ausſpruch nicht anheim gege- ben ſind) vor der Zeit, bis der HErr (unſer HErr JEſus, der allgemeine Richter aller Welt, der Lebendigen und der Todten, zu ſei- nem groſſen Welt-Gerichte) komme, welcher (da er ein Hertzenkuͤndiger iſt) auch wird ans Licht bringen (vor aller Welt offenbahren) was im Finſtern verborgen iſt (kein Menſch erfahren hat, es ſey Gutes oder Boͤſes,) und (nicht allein verborgen gebliebene Wercke, ſon- dern auch) den Rath (die Anſchlaͤge, das Vor- nehmen, die Begierden, es ſeyn gute oder boͤſe) offenbaren (und zuvorderſt einem jeden, der ſie geheget, aber noch wol ſelbſt nicht ſo eigentlich eingeſchen hat, wie alles gute in ihm von GOtt hergeruͤhret, und das boͤſe, das er aus einem Selbſt-Betruge fuͤr eine Kleinigkeit gehalten, ſo gar groß ſey) alsdenn wird einem jeden (der vor ihm mit gutem Gewiſſen beſtehet) von GOtt Lob wiederfahren (welches Lob, ſamt der wircklichen Gnaden-Belohnung, denn nicht iſt aus Menſchen, da ſie einem dieſen und jenen vorziehen, ſondern aus GOtt Rom. 2, 29. Siehe auch Matth. 7, 1. Luc. 6, 37. Rom. 2, 1. 14, 10. Dan. 7, 10. 2 Cor. 5, 10.) Anmerckungen. 1. Von dieſem Lobe heißt es Matth. 25, 23. Ey du frommer und getreuer Knecht, du biſt (in Anſehung des vielen und groſſen, das ich dir anvertrauen will) uͤber wenigen getreu geweſen, ich will dich uͤber viel ſetzen: ge- he ein zu deines HErrn Freude. 2. Gleichwie den getreuen Dienern GOt- tes ein wuͤrckliches Lob wiederfaͤhret: alſo wird auch hingegen denen, die Boͤſes gethan haben, mit der wircklichen Strafe ewige Schan- de wiederfahren. Darum, wer ſich des Boͤſen dergeſtalt bewuſt iſt, daß er es zur Herrſchaft bey ſich kommen und darin bleiben laſſen, der ge- he ja bey Zeiten in ſich, damit es vorhin abge- than und die Schuld-Rechnung durch das Blut CHriſti durchgeſtrichen werde. 3. Es ſind dieſes billig Schreck-Worte, wenn es heißt, daß GOtt alles offenbaren wol- le, was im Finſtern verborgen iſt, und den Rath der Menſchen. O wie mancher Dieb, Moͤr- der, Hurer und Ehebrecher, auch Ungerechter und Luͤgner, oder falſcher Zeuge, der alhier ver- borgen geblieben, wird alsdenn in ſeiner Bloͤſſe vor aller Welt dargeſtellet werden! O wie mancher, der alhier aus Schaam und Furcht vor Menſchen dieſe und jene boͤſe That verdecket hat, wird alsdenn oͤffentlich zuſchanden werden! Und da auch der boͤſe Vorſatz ſelbſt mit aller Raths-Pflegung, als eine innerliche Handlung des Menſchen, wird ans Licht gezogen werden, ſo hat man ſich auch davor zu huͤten. 4. Es ſind gedachte Worte nicht weniger auch Troſt-Worte fuͤr alle diejenigen, dero Unſchuld in dieſer Welt nicht kund wird, ſon- dern unterdrucket bleibet: desgleichen ſind es Worte der Aufmunterung, daß man in Anſe- hung der ſo herrlichen Gnaden-Belohnung ſo viel williger thue, was man ohne das ſchul- dig iſt. V. 6. Solches aber (was ich bisher von eurer Anhaͤnglichkeit an die Lehrer, und von dieſer ih- rem eigentlichen Amte euch vorgetragen habe) habe ich auf mich und Apollo gedeutet (μετεσχημάτισα, ich habe unter meiner und des Apollo Perſon vorgeſtellet, nicht allein, was von uns wahr iſt, ſondern auch, was von allen andern Lehrern gilt, nemlich, daß ihr ſie nicht fuͤr Herren, ſondern fuͤr Diener oder Gehuͤlfen eures Glaubens zu halten habet, und euch ihr Amt nicht zur Trennung, ſondern vielmehr zur Einigkeit im Geiſt, darinn allein dem HErrn anzuhangen, ſollet dienen laſſen) um euret willen (weil ihr euch zum Theil darinn ſo ver- gangen habet) daß ihr an uns lernet, daß niemand (er ſey Lehrer oder Zuhoͤrer) hoͤher von ſich halte (kluͤger ſeyn und es beſſer wiſſen wolle) denn geſchrieben iſt (theils ietzo in die- ſem Briefe bis hieher von dem Amt der Lehrer als Diener, theils auch ſonſt davon in der Heil. Schrift, als die unſere Regel iſt, und uns ſon- derlich auf die Selbſt-Pruͤfung und Niedrigkeit des Hertzens weiſet, Prov. 3, 7. Rom. 12, 3.) auf daß ſich nicht einer wider den andern um jemands willen aufblaſe (auf daß nicht einer ſich um deswillen auch dem andern Neben- Chriſten vorziehe, weil er einem Lehrer anhan- get, deme er vor andern den Vorzug giebet, und daß alſo vielmehr ein ieglicher von ſolcher An- haͤnglichkeit ablaſſe. V. 7. C c

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/229>, abgerufen am 24.11.2024.