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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 3, v. 17-21.
[Spaltenumbruch]
11. Welcher sich den Lüsten zum Sclaven er-
giebet, der entheiliget und verderbet den
Tempel GOttes
des Heiligen Geistes der-
gestalt, daß er einen Tempel des Satans
daraus machet, und wird dahero von dem
HERRN, als einem gerechten Rächer sei-
nes Tempels, nach dem Ausspruch Pauli
wieder verderbet werden.
12. Dasjenige Unrecht, so frommen Seelen zu-
gefüget wird, wiederfähret ihrem HErrn
selbst, als welcher sie für seine Tempel, die
mit Recht nicht können und müssen violiret
werden, erkennet; welcher auch diejenigen,
so sie verletzen, zur schweren Rechenschaft zie-
hen wird.
Trost-Schlüsse.
1. Was zagest du, o beängstigte Seele? War-
um quälest du dich selbst mit Traurigkeit?
Weißt du nicht, daß du ein Tempel
des HErrn bist?
Bist du nun ein Tem-
pel des HErrn, und stehest doch deßwegen noch
im Zweifel; so hast du an der Regierung des
Heiligen Geistes, der in dir wohnet, dessen
Leitung du dich auch im Gehorsam überlässest,
davon ein untrügliches Kennzeichen.
2. Wer sonst der Einwohnung des Heiligen
Geistes ohne Selbst-Betrug versichert ist, und
dabey an seiner Beharrung im Glauben,
und an der Gewißheit seiner Seligkeit
zweifelt, der lasse ja allen Zweifel fahren und
wisse, daß er sey ein Tempel des HERRN;
und zwar desjenigen HERRN, der seinen
Tempel nicht allein besuchet, sondern auch
dergestalt bewohnet, daß er ihn niemals
verlassen wird.
3. Woferne es dir einmal begegnen solte, daß
du keinen äusserlichen Tempel, worin das
reine Evangelium verkündiget wird, hättest;
so sey dennoch gutes Muths, und wisse, daß
du selbst ein Tempel ohne den äusserlichen
seyst, nemlich ein Tempel des HErrn.
4. Hast du etwan keine Güter dieses vergäng-
lichen Lebens, oder werden dir dieselbige ge-
raubet; so verzage deßwegen nicht. Denn
du besitzest innerlich das Reich GOTTes;
du bist sein Tempel geworden, der weit rei-
cher ist, als der Tempel zu Jerusalem, des-
sen Glantz und Schätze nur ein Fürbild gewe-
sen; sintemal dich GOTT selbst, der in dir,
als seinem Tempel, wohnet, an himmlischen
Gütern reich gemacht und damit ausgeschmü-
cket hat. Du bist ein solcher Tempel, wel-
cher im Evangelischen Verstande die Bun-
des-Lade
und andere Heil. Gefäße besitzet,
die zum Dienste GOttes, der im Geist und
in der Wahrheit geschicht, gewidmet sind,
fürnemlich aber bist du ein solcher Tempel,
der mit dem Evangelischen Räuchwerck des
Gebets versehen ist.
5. Weil der Geist GOttes die Seele bewohnet,
und dieselbe zu dem ewigen Leben zubereitet,
so darf man an dem seligen Eingang zu dem-
selben im geringsten nicht zweifeln.
6. Und wer wolte in Zweifel ziehen, daß die
verweseten Leiber dermaleinst in der Aufer-
[Spaltenumbruch] stehung
wieder sollen hergestellet werden?
sintemal sie ja, vermittelst der Seele, bey
den Glaubigen Tempel des Heiligen
Geistes gewesen,
und wegen seiner Ein-
wohnung gantz gewiß werden erwecket wer-
den. Rom. 8, 11.
V. 18.

Niemand betrüge sich selbst, (da
nichts gemeiners ist, als eben dieses, wegen der
verführischen Eigen-Liebe; als welche den ohne
das in göttlichen Dingen von Natur so gar blin-
den und blöden Verstand gar leichtlich noch
mehr hinter das Licht zu führen pfleget,) wel-
cher sich unter euch düncket weise zu seyn,

(schon von Natur Verstand und Witz genug zu
haben, oder, da er erst die ersten Buchstaben
des Christenthums begriffen, vermeinet schon
einen Meister anderer abgeben zu können,) der
werde ein Narr in dieser Welt,
(der er-
kenne seine natürliche Thorheit und Unwissen-
heit in göttlichen Dingen, lasse ab von aller
Vermessenheit, und halte das Geheimniß von
CHristo dem Gecreutzigten, nebst dem, was
dazu gehöret, für seine grösseste und einzige wah-
re Weisheit, und achte es gar nicht, wenn er
darüber von den Welt-Klugen Leuten für einen
Narren gehalten wird,) daß er möge weise
seyn,
(nemlich in GOtt und göttlichen Din-
gen. Siehe auch Jes. 5, 21. Joh. 9, 40. 41. Rom.
12, 16. 1 Cor. 4, 10.

V. 19. 20.

Denn dieser Welt Weisheit (nemlich
die, welche sich wider das Evangelium von
CHristo erhebet: Siehe 2 Cor. 10, 4. 5.) ist
Thorheit bey GOtt,
(und zwar eine solche
Thorheit des Verstandes, die auch voller Bos-
heit des Willens ist,) denn es stehet (Job.
c. 5, 13.) geschrieben: Die Weisen (dieser
Welt) erhaschet er in ihrer Klugheit,
(läßt er aus ihrer eignen Schuld also anlaufen,
daß, wenn sie noch so überklug sind, und seine
Wege meistern, sie ihm nicht allein nicht ent-
gehen können, sondern auch als solche, die sich
durch ihren eignen Witz bestricket haben, erfun-
den und darüber zu Schanden werden, auch
vor Menschen.) V. 20. Und abermal (Ps.
94, 11.) der HErr weiß der Weisen Ge-
dancken,
(auch die gantze Systemata ihrer Leh-
ren,) daß sie eitel, (voller Ungrund, Thor-
heit und Leichtsinnigkeit sind; wie von allen
Lehr-Büchern der heydnischen Philosophorum
bekant ist.

V. 21.

Darum (da die Lehrer, wie zuvor v. 5.
seqq. dahin sonderlich gesehen wird, angezei-
get ist, nicht Herren, sondern nur Diener un-
sers Glaubens sind,) so rühme sich niemand
eines Menschen,
(daß er ihn angehöre, von
ihm sich nenne und nennen lasse, oder auf seine
Autorität sehe:) es ist alles euer, (ihr seyd
nicht ihrer, also daß ihr von ihnen dependiren
müstet, und sie euch in Glaubens- und Gewis-

sens-
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 3, v. 17-21.
[Spaltenumbruch]
11. Welcher ſich den Luͤſten zum Sclaven er-
giebet, der entheiliget und verderbet den
Tempel GOttes
des Heiligen Geiſtes der-
geſtalt, daß er einen Tempel des Satans
daraus machet, und wird dahero von dem
HERRN, als einem gerechten Raͤcher ſei-
nes Tempels, nach dem Ausſpruch Pauli
wieder verderbet werden.
12. Dasjenige Unrecht, ſo frommen Seelen zu-
gefuͤget wird, wiederfaͤhret ihrem HErrn
ſelbſt, als welcher ſie fuͤr ſeine Tempel, die
mit Recht nicht koͤnnen und muͤſſen violiret
werden, erkennet; welcher auch diejenigen,
ſo ſie verletzen, zur ſchweren Rechenſchaft zie-
hen wird.
Troſt-Schluͤſſe.
1. Was zageſt du, o beaͤngſtigte Seele? War-
um quaͤleſt du dich ſelbſt mit Traurigkeit?
Weißt du nicht, daß du ein Tempel
des HErrn biſt?
Biſt du nun ein Tem-
pel des HErrn, und ſteheſt doch deßwegen noch
im Zweifel; ſo haſt du an der Regierung des
Heiligen Geiſtes, der in dir wohnet, deſſen
Leitung du dich auch im Gehorſam uͤberlaͤſſeſt,
davon ein untruͤgliches Kennzeichen.
2. Wer ſonſt der Einwohnung des Heiligen
Geiſtes ohne Selbſt-Betrug verſichert iſt, und
dabey an ſeiner Beharrung im Glauben,
und an der Gewißheit ſeiner Seligkeit
zweifelt, der laſſe ja allen Zweifel fahren und
wiſſe, daß er ſey ein Tempel des HERRN;
und zwar desjenigen HERRN, der ſeinen
Tempel nicht allein beſuchet, ſondern auch
dergeſtalt bewohnet, daß er ihn niemals
verlaſſen wird.
3. Woferne es dir einmal begegnen ſolte, daß
du keinen aͤuſſerlichen Tempel, worin das
reine Evangelium verkuͤndiget wird, haͤtteſt;
ſo ſey dennoch gutes Muths, und wiſſe, daß
du ſelbſt ein Tempel ohne den aͤuſſerlichen
ſeyſt, nemlich ein Tempel des HErrn.
4. Haſt du etwan keine Guͤter dieſes vergaͤng-
lichen Lebens, oder werden dir dieſelbige ge-
raubet; ſo verzage deßwegen nicht. Denn
du beſitzeſt innerlich das Reich GOTTes;
du biſt ſein Tempel geworden, der weit rei-
cher iſt, als der Tempel zu Jeruſalem, deſ-
ſen Glantz und Schaͤtze nur ein Fuͤrbild gewe-
ſen; ſintemal dich GOTT ſelbſt, der in dir,
als ſeinem Tempel, wohnet, an himmliſchen
Guͤtern reich gemacht und damit ausgeſchmuͤ-
cket hat. Du biſt ein ſolcher Tempel, wel-
cher im Evangeliſchen Verſtande die Bun-
des-Lade
und andere Heil. Gefaͤße beſitzet,
die zum Dienſte GOttes, der im Geiſt und
in der Wahrheit geſchicht, gewidmet ſind,
fuͤrnemlich aber biſt du ein ſolcher Tempel,
der mit dem Evangeliſchen Raͤuchwerck des
Gebets verſehen iſt.
5. Weil der Geiſt GOttes die Seele bewohnet,
und dieſelbe zu dem ewigen Leben zubereitet,
ſo darf man an dem ſeligen Eingang zu dem-
ſelben im geringſten nicht zweifeln.
6. Und wer wolte in Zweifel ziehen, daß die
verweſeten Leiber dermaleinſt in der Aufer-
[Spaltenumbruch] ſtehung
wieder ſollen hergeſtellet werden?
ſintemal ſie ja, vermittelſt der Seele, bey
den Glaubigen Tempel des Heiligen
Geiſtes geweſen,
und wegen ſeiner Ein-
wohnung gantz gewiß werden erwecket wer-
den. Rom. 8, 11.
V. 18.

Niemand betruͤge ſich ſelbſt, (da
nichts gemeiners iſt, als eben dieſes, wegen der
verfuͤhriſchen Eigen-Liebe; als welche den ohne
das in goͤttlichen Dingen von Natur ſo gar blin-
den und bloͤden Verſtand gar leichtlich noch
mehr hinter das Licht zu fuͤhren pfleget,) wel-
cher ſich unter euch duͤncket weiſe zu ſeyn,

(ſchon von Natur Verſtand und Witz genug zu
haben, oder, da er erſt die erſten Buchſtaben
des Chriſtenthums begriffen, vermeinet ſchon
einen Meiſter anderer abgeben zu koͤnnen,) der
werde ein Narr in dieſer Welt,
(der er-
kenne ſeine natuͤrliche Thorheit und Unwiſſen-
heit in goͤttlichen Dingen, laſſe ab von aller
Vermeſſenheit, und halte das Geheimniß von
CHriſto dem Gecreutzigten, nebſt dem, was
dazu gehoͤret, fuͤr ſeine groͤſſeſte und einzige wah-
re Weisheit, und achte es gar nicht, wenn er
daruͤber von den Welt-Klugen Leuten fuͤr einen
Narren gehalten wird,) daß er moͤge weiſe
ſeyn,
(nemlich in GOtt und goͤttlichen Din-
gen. Siehe auch Jeſ. 5, 21. Joh. 9, 40. 41. Rom.
12, 16. 1 Cor. 4, 10.

V. 19. 20.

Denn dieſer Welt Weisheit (nemlich
die, welche ſich wider das Evangelium von
CHriſto erhebet: Siehe 2 Cor. 10, 4. 5.) iſt
Thorheit bey GOtt,
(und zwar eine ſolche
Thorheit des Verſtandes, die auch voller Bos-
heit des Willens iſt,) denn es ſtehet (Job.
c. 5, 13.) geſchrieben: Die Weiſen (dieſer
Welt) erhaſchet er in ihrer Klugheit,
(laͤßt er aus ihrer eignen Schuld alſo anlaufen,
daß, wenn ſie noch ſo uͤberklug ſind, und ſeine
Wege meiſtern, ſie ihm nicht allein nicht ent-
gehen koͤnnen, ſondern auch als ſolche, die ſich
durch ihren eignen Witz beſtricket haben, erfun-
den und daruͤber zu Schanden werden, auch
vor Menſchen.) V. 20. Und abermal (Pſ.
94, 11.) der HErr weiß der Weiſen Ge-
dancken,
(auch die gantze Syſtemata ihrer Leh-
ren,) daß ſie eitel, (voller Ungrund, Thor-
heit und Leichtſinnigkeit ſind; wie von allen
Lehr-Buͤchern der heydniſchen Philoſophorum
bekant iſt.

V. 21.

Darum (da die Lehrer, wie zuvor v. 5.
ſeqq. dahin ſonderlich geſehen wird, angezei-
get iſt, nicht Herren, ſondern nur Diener un-
ſers Glaubens ſind,) ſo ruͤhme ſich niemand
eines Menſchen,
(daß er ihn angehoͤre, von
ihm ſich nenne und nennen laſſe, oder auf ſeine
Autoritaͤt ſehe:) es iſt alles euer, (ihr ſeyd
nicht ihrer, alſo daß ihr von ihnen dependiren
muͤſtet, und ſie euch in Glaubens- und Gewiſ-

ſens-
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[198/0226] Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 3, v. 17-21. 11. Welcher ſich den Luͤſten zum Sclaven er- giebet, der entheiliget und verderbet den Tempel GOttes des Heiligen Geiſtes der- geſtalt, daß er einen Tempel des Satans daraus machet, und wird dahero von dem HERRN, als einem gerechten Raͤcher ſei- nes Tempels, nach dem Ausſpruch Pauli wieder verderbet werden. 12. Dasjenige Unrecht, ſo frommen Seelen zu- gefuͤget wird, wiederfaͤhret ihrem HErrn ſelbſt, als welcher ſie fuͤr ſeine Tempel, die mit Recht nicht koͤnnen und muͤſſen violiret werden, erkennet; welcher auch diejenigen, ſo ſie verletzen, zur ſchweren Rechenſchaft zie- hen wird. Troſt-Schluͤſſe. 1. Was zageſt du, o beaͤngſtigte Seele? War- um quaͤleſt du dich ſelbſt mit Traurigkeit? Weißt du nicht, daß du ein Tempel des HErrn biſt? Biſt du nun ein Tem- pel des HErrn, und ſteheſt doch deßwegen noch im Zweifel; ſo haſt du an der Regierung des Heiligen Geiſtes, der in dir wohnet, deſſen Leitung du dich auch im Gehorſam uͤberlaͤſſeſt, davon ein untruͤgliches Kennzeichen. 2. Wer ſonſt der Einwohnung des Heiligen Geiſtes ohne Selbſt-Betrug verſichert iſt, und dabey an ſeiner Beharrung im Glauben, und an der Gewißheit ſeiner Seligkeit zweifelt, der laſſe ja allen Zweifel fahren und wiſſe, daß er ſey ein Tempel des HERRN; und zwar desjenigen HERRN, der ſeinen Tempel nicht allein beſuchet, ſondern auch dergeſtalt bewohnet, daß er ihn niemals verlaſſen wird. 3. Woferne es dir einmal begegnen ſolte, daß du keinen aͤuſſerlichen Tempel, worin das reine Evangelium verkuͤndiget wird, haͤtteſt; ſo ſey dennoch gutes Muths, und wiſſe, daß du ſelbſt ein Tempel ohne den aͤuſſerlichen ſeyſt, nemlich ein Tempel des HErrn. 4. Haſt du etwan keine Guͤter dieſes vergaͤng- lichen Lebens, oder werden dir dieſelbige ge- raubet; ſo verzage deßwegen nicht. Denn du beſitzeſt innerlich das Reich GOTTes; du biſt ſein Tempel geworden, der weit rei- cher iſt, als der Tempel zu Jeruſalem, deſ- ſen Glantz und Schaͤtze nur ein Fuͤrbild gewe- ſen; ſintemal dich GOTT ſelbſt, der in dir, als ſeinem Tempel, wohnet, an himmliſchen Guͤtern reich gemacht und damit ausgeſchmuͤ- cket hat. Du biſt ein ſolcher Tempel, wel- cher im Evangeliſchen Verſtande die Bun- des-Lade und andere Heil. Gefaͤße beſitzet, die zum Dienſte GOttes, der im Geiſt und in der Wahrheit geſchicht, gewidmet ſind, fuͤrnemlich aber biſt du ein ſolcher Tempel, der mit dem Evangeliſchen Raͤuchwerck des Gebets verſehen iſt. 5. Weil der Geiſt GOttes die Seele bewohnet, und dieſelbe zu dem ewigen Leben zubereitet, ſo darf man an dem ſeligen Eingang zu dem- ſelben im geringſten nicht zweifeln. 6. Und wer wolte in Zweifel ziehen, daß die verweſeten Leiber dermaleinſt in der Aufer- ſtehung wieder ſollen hergeſtellet werden? ſintemal ſie ja, vermittelſt der Seele, bey den Glaubigen Tempel des Heiligen Geiſtes geweſen, und wegen ſeiner Ein- wohnung gantz gewiß werden erwecket wer- den. Rom. 8, 11. V. 18. Niemand betruͤge ſich ſelbſt, (da nichts gemeiners iſt, als eben dieſes, wegen der verfuͤhriſchen Eigen-Liebe; als welche den ohne das in goͤttlichen Dingen von Natur ſo gar blin- den und bloͤden Verſtand gar leichtlich noch mehr hinter das Licht zu fuͤhren pfleget,) wel- cher ſich unter euch duͤncket weiſe zu ſeyn, (ſchon von Natur Verſtand und Witz genug zu haben, oder, da er erſt die erſten Buchſtaben des Chriſtenthums begriffen, vermeinet ſchon einen Meiſter anderer abgeben zu koͤnnen,) der werde ein Narr in dieſer Welt, (der er- kenne ſeine natuͤrliche Thorheit und Unwiſſen- heit in goͤttlichen Dingen, laſſe ab von aller Vermeſſenheit, und halte das Geheimniß von CHriſto dem Gecreutzigten, nebſt dem, was dazu gehoͤret, fuͤr ſeine groͤſſeſte und einzige wah- re Weisheit, und achte es gar nicht, wenn er daruͤber von den Welt-Klugen Leuten fuͤr einen Narren gehalten wird,) daß er moͤge weiſe ſeyn, (nemlich in GOtt und goͤttlichen Din- gen. Siehe auch Jeſ. 5, 21. Joh. 9, 40. 41. Rom. 12, 16. 1 Cor. 4, 10. V. 19. 20. Denn dieſer Welt Weisheit (nemlich die, welche ſich wider das Evangelium von CHriſto erhebet: Siehe 2 Cor. 10, 4. 5.) iſt Thorheit bey GOtt, (und zwar eine ſolche Thorheit des Verſtandes, die auch voller Bos- heit des Willens iſt,) denn es ſtehet (Job. c. 5, 13.) geſchrieben: Die Weiſen (dieſer Welt) erhaſchet er in ihrer Klugheit, (laͤßt er aus ihrer eignen Schuld alſo anlaufen, daß, wenn ſie noch ſo uͤberklug ſind, und ſeine Wege meiſtern, ſie ihm nicht allein nicht ent- gehen koͤnnen, ſondern auch als ſolche, die ſich durch ihren eignen Witz beſtricket haben, erfun- den und daruͤber zu Schanden werden, auch vor Menſchen.) V. 20. Und abermal (Pſ. 94, 11.) der HErr weiß der Weiſen Ge- dancken, (auch die gantze Syſtemata ihrer Leh- ren,) daß ſie eitel, (voller Ungrund, Thor- heit und Leichtſinnigkeit ſind; wie von allen Lehr-Buͤchern der heydniſchen Philoſophorum bekant iſt. V. 21. Darum (da die Lehrer, wie zuvor v. 5. ſeqq. dahin ſonderlich geſehen wird, angezei- get iſt, nicht Herren, ſondern nur Diener un- ſers Glaubens ſind,) ſo ruͤhme ſich niemand eines Menſchen, (daß er ihn angehoͤre, von ihm ſich nenne und nennen laſſe, oder auf ſeine Autoritaͤt ſehe:) es iſt alles euer, (ihr ſeyd nicht ihrer, alſo daß ihr von ihnen dependiren muͤſtet, und ſie euch in Glaubens- und Gewiſ- ſens-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/226>, abgerufen am 24.11.2024.