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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Vorrede, oder Vorbericht
[Spaltenumbruch] auch die längsten Briefe in einem
halben Jahre zu Ende bringen/ von
den kleinern aber ein paar in solcher
Zeit habe abhandeln können. Denn
mit weitläuftiger Deduction und
vielen Neben-Dingen die Jugend/
welche nicht lange auf Vniversitäten
bleiben kan/ lange aufzuhalten/ und
daher viel weniger zu absolviren/ ist
allhier niemals für gut gefunden
worden. Solchergestalt siehet
nun der Leser/ warum ich gesaget/
daß dieses Werck eine Frucht mei-
ner exegetischen Arbeit von meh-
rern Jahren her sey/ und warum
ich mehr aus eigener Meditation,
als auf eine andere Art/ habe schrei-
ben wollen und können.

§. XIII.

So viel zur Nachricht von
der Erklärung der Apostolischen
Briefe.
Was nun die noch übri-
ge Offenbahrung Johannis anlan-
get/ so war ich zwar willens/ de-
roselben Auslegung diesem Wercke
mit beyzufügen. Jch bin auch mit
der Arbeit schon fertig. Ob ich
mich nun gleich der Kürtze dabey be-
flissen habe/ so ist die Abhandelung
doch etwas weitläuftiger worden/
als es sich für diesen einzigen Band
(darein/ wer zu dünnen Bänden
nicht Lust hat/ beyde Theile füglich
gebracht werden können) schicken
möchte. Und daher werde ich die
apocalyptische Arbeit/ nach GOttes
Willen/ als ein besonderes Werck
ediren/ vorher aber noch den an-
dern Theil aus den prophetischen
Schriften des alten Testaments da-
zu verfertigen. Denn die heilige
Offenbahrung ist nicht allein ein
prophetisches Buch/ sondern sie
stehet auch mit den prophetischen
Büchern des alten Testaments/ so
wol was die Sachen selbst/ als die
phraseologie mit ihren figürlichen
[Spaltenumbruch] Bildern und Vorstellungen betrifft/
in der allergenauesten/ ja in einer
solchen Harmonie/ daß weder die
Offenbahrung Johannis ohne die
Propheten/ noch diese ohne jene/
in sehr vielen Stücken recht verstan-
den und ausgeleget werden können;
sonderlich was diejenigen Dinge
anlanget/ welche in der Kirche
GOttes auf Erden/ den so vielen
und so theuren Verheissungen nach/
noch werden erfüllet werden. Nun
wünschte ich zwar/ darinnen ein
mehrers Licht zu haben/ als ich
noch zur Zeit bey mir finde: indessen
aber kan ich doch diejenige Gnade/
welche GOtt mir unwürdigen zur
Einsicht dißfalls gegeben hat/ nicht
verläugnen: wie ich denn auch be-
reits fast vor 20. Jahren/ als ich in
meinem Systemate recentiorum controver-
siarum antibarbaro
causam
des sel. D.
Philippi Jacobi Speneri,
wie über-
haupt/ also insonderheit in der Ma-
teri
e von der Hoffnung besserer Zei-
ten
geführet/ meine geringe Erkänt-
niß davon im vierten Theile von p.
646. bis p. 738. ausführlich vor-
getragen habe. Ob ich nun gleich
in apocalypticis und propheticis
solcher meiner eigenen Einsicht hätte
nachgehen können; so habe ich doch
lieber dem bisher nicht allein bey
der Reformirten/ sondern auch bey
unserer Evangelisch-Lutherischen
Kirche so sehr beliebt gewordenen
Systemati des hochgelehrten und
berühmten Niederländischen Theo-
logi, Campegii Vitringae,
folgen wollen;
da dieser ohne das in allen Haupt-
Stücken mit meinem Begriffe har-
monir
et/ insonderheit auch darin-
nen mit mir überein kömmt/ daß er
sich der besondern Determination
enthält/ und solche ohne Grübeln
dem würcklichen Ausgange über-
läßt. Da sich nun dieser Auctor da-
bey allewege auf das fundamentum
apocalypseos propheticum
beziehet/

auch

Vorrede, oder Vorbericht
[Spaltenumbruch] auch die laͤngſten Briefe in einem
halben Jahre zu Ende bringen/ von
den kleinern aber ein paar in ſolcher
Zeit habe abhandeln koͤnnen. Denn
mit weitlaͤuftiger Deduction und
vielen Neben-Dingen die Jugend/
welche nicht lange auf Vniverſitaͤten
bleiben kan/ lange aufzuhalten/ und
daher viel weniger zu abſolviren/ iſt
allhier niemals fuͤr gut gefunden
worden. Solchergeſtalt ſiehet
nun der Leſer/ warum ich geſaget/
daß dieſes Werck eine Frucht mei-
ner exegetiſchen Arbeit von meh-
rern Jahren her ſey/ und warum
ich mehr aus eigener Meditation,
als auf eine andere Art/ habe ſchrei-
ben wollen und koͤnnen.

§. XIII.

So viel zur Nachricht von
der Erklaͤrung der Apoſtoliſchen
Briefe.
Was nun die noch uͤbri-
ge Offenbahrung Johannis anlan-
get/ ſo war ich zwar willens/ de-
roſelben Auslegung dieſem Wercke
mit beyzufuͤgen. Jch bin auch mit
der Arbeit ſchon fertig. Ob ich
mich nun gleich der Kuͤrtze dabey be-
fliſſen habe/ ſo iſt die Abhandelung
doch etwas weitlaͤuftiger worden/
als es ſich fuͤr dieſen einzigen Band
(darein/ wer zu duͤnnen Baͤnden
nicht Luſt hat/ beyde Theile fuͤglich
gebracht werden koͤnnen) ſchicken
moͤchte. Und daher werde ich die
apocalyptiſche Arbeit/ nach GOttes
Willen/ als ein beſonderes Werck
ediren/ vorher aber noch den an-
dern Theil aus den prophetiſchen
Schriften des alten Teſtaments da-
zu verfertigen. Denn die heilige
Offenbahrung iſt nicht allein ein
prophetiſches Buch/ ſondern ſie
ſtehet auch mit den prophetiſchen
Buͤchern des alten Teſtaments/ ſo
wol was die Sachen ſelbſt/ als die
phraſeologie mit ihren figuͤrlichen
[Spaltenumbruch] Bildern und Vorſtellungen betrifft/
in der allergenaueſten/ ja in einer
ſolchen Harmonie/ daß weder die
Offenbahrung Johannis ohne die
Propheten/ noch dieſe ohne jene/
in ſehr vielen Stuͤcken recht verſtan-
den und ausgeleget werden koͤnnen;
ſonderlich was diejenigen Dinge
anlanget/ welche in der Kirche
GOttes auf Erden/ den ſo vielen
und ſo theuren Verheiſſungen nach/
noch werden erfuͤllet werden. Nun
wuͤnſchte ich zwar/ darinnen ein
mehrers Licht zu haben/ als ich
noch zur Zeit bey mir finde: indeſſen
aber kan ich doch diejenige Gnade/
welche GOtt mir unwuͤrdigen zur
Einſicht dißfalls gegeben hat/ nicht
verlaͤugnen: wie ich denn auch be-
reits faſt vor 20. Jahren/ als ich in
meinem Syſtemate recentiorum controver-
ſiarum antibarbaro
cauſam
des ſel. D.
Philippi Jacobi Speneri,
wie uͤber-
haupt/ alſo inſonderheit in der Ma-
teri
e von der Hoffnung beſſerer Zei-
ten
gefuͤhret/ meine geringe Erkaͤnt-
niß davon im vierten Theile von p.
646. bis p. 738. ausfuͤhrlich vor-
getragen habe. Ob ich nun gleich
in apocalypticis und propheticis
ſolcher meiner eigenen Einſicht haͤtte
nachgehen koͤnnen; ſo habe ich doch
lieber dem bisher nicht allein bey
der Reformirten/ ſondern auch bey
unſerer Evangeliſch-Lutheriſchen
Kirche ſo ſehr beliebt gewordenen
Syſtemati des hochgelehrten und
beruͤhmten Niederlaͤndiſchen Theo-
logi, Campegii Vitringæ,
folgen wollen;
da dieſer ohne das in allen Haupt-
Stuͤcken mit meinem Begriffe har-
monir
et/ inſonderheit auch darin-
nen mit mir uͤberein koͤmmt/ daß er
ſich der beſondern Determination
enthaͤlt/ und ſolche ohne Gruͤbeln
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[0022] Vorrede, oder Vorbericht auch die laͤngſten Briefe in einem halben Jahre zu Ende bringen/ von den kleinern aber ein paar in ſolcher Zeit habe abhandeln koͤnnen. Denn mit weitlaͤuftiger Deduction und vielen Neben-Dingen die Jugend/ welche nicht lange auf Vniverſitaͤten bleiben kan/ lange aufzuhalten/ und daher viel weniger zu abſolviren/ iſt allhier niemals fuͤr gut gefunden worden. Solchergeſtalt ſiehet nun der Leſer/ warum ich geſaget/ daß dieſes Werck eine Frucht mei- ner exegetiſchen Arbeit von meh- rern Jahren her ſey/ und warum ich mehr aus eigener Meditation, als auf eine andere Art/ habe ſchrei- ben wollen und koͤnnen. §. XIII. So viel zur Nachricht von der Erklaͤrung der Apoſtoliſchen Briefe. Was nun die noch uͤbri- ge Offenbahrung Johannis anlan- get/ ſo war ich zwar willens/ de- roſelben Auslegung dieſem Wercke mit beyzufuͤgen. Jch bin auch mit der Arbeit ſchon fertig. Ob ich mich nun gleich der Kuͤrtze dabey be- fliſſen habe/ ſo iſt die Abhandelung doch etwas weitlaͤuftiger worden/ als es ſich fuͤr dieſen einzigen Band (darein/ wer zu duͤnnen Baͤnden nicht Luſt hat/ beyde Theile fuͤglich gebracht werden koͤnnen) ſchicken moͤchte. Und daher werde ich die apocalyptiſche Arbeit/ nach GOttes Willen/ als ein beſonderes Werck ediren/ vorher aber noch den an- dern Theil aus den prophetiſchen Schriften des alten Teſtaments da- zu verfertigen. Denn die heilige Offenbahrung iſt nicht allein ein prophetiſches Buch/ ſondern ſie ſtehet auch mit den prophetiſchen Buͤchern des alten Teſtaments/ ſo wol was die Sachen ſelbſt/ als die phraſeologie mit ihren figuͤrlichen Bildern und Vorſtellungen betrifft/ in der allergenaueſten/ ja in einer ſolchen Harmonie/ daß weder die Offenbahrung Johannis ohne die Propheten/ noch dieſe ohne jene/ in ſehr vielen Stuͤcken recht verſtan- den und ausgeleget werden koͤnnen; ſonderlich was diejenigen Dinge anlanget/ welche in der Kirche GOttes auf Erden/ den ſo vielen und ſo theuren Verheiſſungen nach/ noch werden erfuͤllet werden. Nun wuͤnſchte ich zwar/ darinnen ein mehrers Licht zu haben/ als ich noch zur Zeit bey mir finde: indeſſen aber kan ich doch diejenige Gnade/ welche GOtt mir unwuͤrdigen zur Einſicht dißfalls gegeben hat/ nicht verlaͤugnen: wie ich denn auch be- reits faſt vor 20. Jahren/ als ich in meinem Syſtemate recentiorum controver- ſiarum antibarbaro cauſam des ſel. D. Philippi Jacobi Speneri, wie uͤber- haupt/ alſo inſonderheit in der Ma- terie von der Hoffnung beſſerer Zei- ten gefuͤhret/ meine geringe Erkaͤnt- niß davon im vierten Theile von p. 646. bis p. 738. ausfuͤhrlich vor- getragen habe. Ob ich nun gleich in apocalypticis und propheticis ſolcher meiner eigenen Einſicht haͤtte nachgehen koͤnnen; ſo habe ich doch lieber dem bisher nicht allein bey der Reformirten/ ſondern auch bey unſerer Evangeliſch-Lutheriſchen Kirche ſo ſehr beliebt gewordenen Syſtemati des hochgelehrten und beruͤhmten Niederlaͤndiſchen Theo- logi, Campegii Vitringæ, folgen wollen; da dieſer ohne das in allen Haupt- Stuͤcken mit meinem Begriffe har- moniret/ inſonderheit auch darin- nen mit mir uͤberein koͤmmt/ daß er ſich der beſondern Determination enthaͤlt/ und ſolche ohne Gruͤbeln dem wuͤrcklichen Ausgange uͤber- laͤßt. Da ſich nun dieſer Auctor da- bey allewege auf das fundamentum apocalypſeos propheticum beziehet/ auch

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/22>, abgerufen am 25.11.2024.