Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 1, v. 18-24. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] machen wollen, theils daß solche, auch wol an-
dere, an dem einfältigen, aber doch kräfti-
gen, Vortrage Pauli sich gestossen; welchen er
denn hiemit ihren Anstoß und Jrrthum zu beneh-
men suchet.

V. 18.

Denn das Wort vom Creutz ist eine
Thorheit denen, die verlohren gehen
(wel-
chen der Satan, als gleichsam ein GOtt dieser
Welt, aus ihrer eignen Schuld die Augen ver-
blendet hat, daß sie nicht erkonnen das helle Licht
des Evangelii; da sie nicht erkennen wollen die
Tiefe und Grösse des menschlichen Verderbens,
und das darüber gerechte Zorn-Gerichte GOt-
tes; und also auch daher die Nothwendigkeit ei-
ner von dem Sohne GOttes selbst in angenom-
mener menschlichen Natur zu vollbringenden
Erlösung so viel weniger einsehen) uns aber,
die wir selig werden
(in der Ordnung, daß
wir uns zum Glauben an Christum bringen las-
sen und darinnen verharren) ist es GOttes
Kraft
(und also auch GOttes Weisheit; als
welche sich darinnen auf den höchsten Grad of-
fenbaret. Siehe auch Röm. 1, 16. 2 Cor. 2,
15. 16. 1 Pet. 1, 22. 23. Jac. 1, 18. 21. Eine
GOttes-Kraft aber ist es, weil es nicht allein
in seiner Wahrheit mit so vielen Wunder-Kräf-
ten bestätiget wird, sondern sich auch zur innern
Aenderung oder Wiedergeburt und kräftigen
Beruhigung des Hertzens an das Gewissen of-
fenbaret, und eine solche Glaubens-Freudigkeit
bringet, durch welche der Mensch alles über-
windet, auch den Tod selbst. Röm. 8, 37. sqq.)

V. 19.

Denn es stehet (Jes. 29, 14. von den
Feinden des Creutzes Christi zur Zeit des Neuen
Testaments) geschrieben: Jch will umbrin-
gen
(vernichten, für nichtig und ungültig, wie
sie an sich selbst ist, erklären) die (falsche) Weis-
heit der
(eingebildeten und überklugen) Wei-
sen, und den
(unverständigen) Verstand der
Verständigen
(die sich selbst für solche halten,
in der That aber die grössesten Narren sind) will
ich verwerfen.

V. 20.

Wo sind die Klugen? (die Philosophi
unter den Heiden mit ihrer vermeinten Weis-
heit? reichet sie auch zur Seligkeit hin?) wo
sind die Schriftgelehrten
(unter den Juden?
sind sie nicht blinde Leiter der Blinden, so mit
ihnen in die Grube fallen?) Wo sind die
Weltweisen
(suzetetest tou aionos toutou, die
Disputirer und losen Schwätzer dieser Welt, die
alles mit ihrer Vernunft ausgrübeln und aus-
meistern wollen, und was sie damit in ihrer
Blindheit nicht begreifen können, verwerfen)
hat nicht GOtt die Weisheit dieser Welt
zur Thorheit gemacht
(für thöricht, wie sie
in ihrem Mißbrauche und in ihrem Gegen-
spruche gegen die himmlische Weisheit ist, er-
kläret, und in ihrer Thorheit von den Kindern
des Lichts erkant werden lassen? Siehe auch Jes.
33, 18. Rom. 1, 21. 22.)

[Spaltenumbruch]
V. 21.

Denn dieweil die (im Argen und also auch
in der Thorheit und Finsterniß liegende) Welt
durch ihre
(falsche) Weisheit GOtt in sei-
ner
(wahren) Weisheit nicht erkante (auch
nicht erkennen noch dadurch selig werden kon-
te; GOtt sie aber doch liebte, und gern zu sei-
ner seligen Gemeinschaft bringen wolte;) ge-
fiel es GOtt
(nach seinem allerweisesten Rath
des Friedens) wohl durch thörichte (für
thöricht gehaltene) Predigt selig zu machen
(kräftig zu berufen, zu bekehren, und alhier zum
Reiche der Gnaden, folglich auch zum Reiche der
Herrlichkeit zu bringen) die so daran gläuben
(tous pisteuontas, die Gläubigen, welche sich
zum Glauben an den Sohn GOttes, als den
Mittel-Punct des Evangelii bringen lassen.
Siehe auch Matth. 11, 25. sqq.)

V. 22.

Sintemal die Juden (obgleich zur Be-
schämung ihres Unglaubens Zeichen und Wunder
genuggeschehen, dennoch so verwegen waren, daß
sie noch) Zeichen fordern (nemlich daß, da Mo-
ses ein Wunder mit dem Manna vom Himmel ge-
than, auch der Meßias nach ihrem Gefallen und
eigenem Willen ihnen dergleichen Zeichen, zum
Beweise seiner von GOtt geschehenen Sendung,
thun solte. Matth. 13, 38. 16, 1. Joh. 6, 30. 31.
Siehe auch Joh. 4, 48.) und die Griechen
nach Weisheit fragen
(bey der Predigt des
Evangelii nur darauf sehen, ob es auch alles fein
spitzfündig und scharfsinnig herauskomme, oder
eine neue philosophische Secte sey, die etwas
sonderbares zu Marckte bringe und die fürwitzi-
gen Ohren einnehme.)

V. 23.

Wir aber predigen den gecreutzigten
Christum
(zwar auch den auferstandenen und
gen Himmel gefahrnen, aber zuvorderst den ge-
creutzigten, daß wir lehren, wie er um unsert wil-
len vom Himmel kommen, Mensch worden, und
in der menschlichen Natur durch den Tod am
Creutze uns erlöset habe; welches ihnen nicht an-
stehet) den Juden ein Aergerniß (daß sie einen
Gecreutzigten, der in einer so niedrigen Gestalt
gekommen, zum Heilande haben sollen. Matth.
11, 6. 13, 57. Joh. 16, 1. Jes. 53, 2.) und den
(nur auf fleischliche Weisheit sehenden) Grie-
chen eine Thorheit
(daß sie durch einen solchen
Heiland sollen selig werden; und zwar in der
Ordnung der Gemeinschaft seines Creutzes und
der Verleugnung irdischer, aber dabey verkehr-
ter und thörichter, Weisheit.)

V. 24.

Denen aber, die berufen sind (also, daß
sie dem göttlichen Berufe gehorsamlich gefolget,
wie unter andern die Gläubigen zu Rom, die
daher berufene Heilige genennet werden c. 1, 7.
von welchen es auch c. 8, 30. heißt: Welche
er berufen hat, die hat er auch gerecht ge-
machet) predigen wir Christum göttliche
Kraft
(GOttes Kraft, der da selbst ist die Kraft
des Höchsten Luc. 1, 35. und sich auch in der Nie-

drig-
A a

Cap. 1, v. 18-24. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] machen wollen, theils daß ſolche, auch wol an-
dere, an dem einfaͤltigen, aber doch kraͤfti-
gen, Vortrage Pauli ſich geſtoſſen; welchen er
denn hiemit ihren Anſtoß und Jrrthum zu beneh-
men ſuchet.

V. 18.

Denn das Wort vom Creutz iſt eine
Thorheit denen, die verlohren gehen
(wel-
chen der Satan, als gleichſam ein GOtt dieſer
Welt, aus ihrer eignen Schuld die Augen ver-
blendet hat, daß ſie nicht erkonnen das helle Licht
des Evangelii; da ſie nicht erkennen wollen die
Tiefe und Groͤſſe des menſchlichen Verderbens,
und das daruͤber gerechte Zorn-Gerichte GOt-
tes; und alſo auch daher die Nothwendigkeit ei-
ner von dem Sohne GOttes ſelbſt in angenom-
mener menſchlichen Natur zu vollbringenden
Erloͤſung ſo viel weniger einſehen) uns aber,
die wir ſelig werden
(in der Ordnung, daß
wir uns zum Glauben an Chriſtum bringen laſ-
ſen und darinnen verharren) iſt es GOttes
Kraft
(und alſo auch GOttes Weisheit; als
welche ſich darinnen auf den hoͤchſten Grad of-
fenbaret. Siehe auch Roͤm. 1, 16. 2 Cor. 2,
15. 16. 1 Pet. 1, 22. 23. Jac. 1, 18. 21. Eine
GOttes-Kraft aber iſt es, weil es nicht allein
in ſeiner Wahrheit mit ſo vielen Wunder-Kraͤf-
ten beſtaͤtiget wird, ſondern ſich auch zur innern
Aenderung oder Wiedergeburt und kraͤftigen
Beruhigung des Hertzens an das Gewiſſen of-
fenbaret, und eine ſolche Glaubens-Freudigkeit
bringet, durch welche der Menſch alles uͤber-
windet, auch den Tod ſelbſt. Roͤm. 8, 37. ſqq.)

V. 19.

Denn es ſtehet (Jeſ. 29, 14. von den
Feinden des Creutzes Chriſti zur Zeit des Neuen
Teſtaments) geſchrieben: Jch will umbrin-
gen
(vernichten, fuͤr nichtig und unguͤltig, wie
ſie an ſich ſelbſt iſt, erklaͤren) die (falſche) Weis-
heit der
(eingebildeten und uͤberklugen) Wei-
ſen, und den
(unverſtaͤndigen) Verſtand der
Verſtaͤndigen
(die ſich ſelbſt fuͤr ſolche halten,
in der That aber die groͤſſeſten Narren ſind) will
ich verwerfen.

V. 20.

Wo ſind die Klugen? (die Philoſophi
unter den Heiden mit ihrer vermeinten Weis-
heit? reichet ſie auch zur Seligkeit hin?) wo
ſind die Schriftgelehrten
(unter den Juden?
ſind ſie nicht blinde Leiter der Blinden, ſo mit
ihnen in die Grube fallen?) Wo ſind die
Weltweiſen
(συζητητὴστ τοῦ αἰῶνος τούτου, die
Diſputirer und loſen Schwaͤtzer dieſer Welt, die
alles mit ihrer Vernunft ausgruͤbeln und aus-
meiſtern wollen, und was ſie damit in ihrer
Blindheit nicht begreifen koͤnnen, verwerfen)
hat nicht GOtt die Weisheit dieſer Welt
zur Thorheit gemacht
(fuͤr thoͤricht, wie ſie
in ihrem Mißbrauche und in ihrem Gegen-
ſpruche gegen die himmliſche Weisheit iſt, er-
klaͤret, und in ihrer Thorheit von den Kindern
des Lichts erkant werden laſſen? Siehe auch Jeſ.
33, 18. Rom. 1, 21. 22.)

[Spaltenumbruch]
V. 21.

Denn dieweil die (im Argen und alſo auch
in der Thorheit und Finſterniß liegende) Welt
durch ihre
(falſche) Weisheit GOtt in ſei-
ner
(wahren) Weisheit nicht erkante (auch
nicht erkennen noch dadurch ſelig werden kon-
te; GOtt ſie aber doch liebte, und gern zu ſei-
ner ſeligen Gemeinſchaft bringen wolte;) ge-
fiel es GOtt
(nach ſeinem allerweiſeſten Rath
des Friedens) wohl durch thoͤrichte (fuͤr
thoͤricht gehaltene) Predigt ſelig zu machen
(kraͤftig zu berufen, zu bekehren, und alhier zum
Reiche der Gnaden, folglich auch zum Reiche der
Herrlichkeit zu bringen) die ſo daran glaͤuben
(τοὺς πιστέυοντας, die Glaͤubigen, welche ſich
zum Glauben an den Sohn GOttes, als den
Mittel-Punct des Evangelii bringen laſſen.
Siehe auch Matth. 11, 25. ſqq.)

V. 22.

Sintemal die Juden (obgleich zur Be-
ſchaͤmung ihres Unglaubens Zeichen und Wunder
genuggeſchehen, dennoch ſo verwegen waren, daß
ſie noch) Zeichen fordern (nemlich daß, da Mo-
ſes ein Wunder mit dem Manna vom Himmel ge-
than, auch der Meßias nach ihrem Gefallen und
eigenem Willen ihnen dergleichen Zeichen, zum
Beweiſe ſeiner von GOtt geſchehenen Sendung,
thun ſolte. Matth. 13, 38. 16, 1. Joh. 6, 30. 31.
Siehe auch Joh. 4, 48.) und die Griechen
nach Weisheit fragen
(bey der Predigt des
Evangelii nur darauf ſehen, ob es auch alles fein
ſpitzfuͤndig und ſcharfſinnig herauskomme, oder
eine neue philoſophiſche Secte ſey, die etwas
ſonderbares zu Marckte bringe und die fuͤrwitzi-
gen Ohren einnehme.)

V. 23.

Wir aber predigen den gecreutzigten
Chriſtum
(zwar auch den auferſtandenen und
gen Himmel gefahrnen, aber zuvorderſt den ge-
creutzigten, daß wir lehren, wie er um unſert wil-
len vom Himmel kommen, Menſch worden, und
in der menſchlichen Natur durch den Tod am
Creutze uns erloͤſet habe; welches ihnen nicht an-
ſtehet) den Juden ein Aergerniß (daß ſie einen
Gecreutzigten, der in einer ſo niedrigen Geſtalt
gekommen, zum Heilande haben ſollen. Matth.
11, 6. 13, 57. Joh. 16, 1. Jeſ. 53, 2.) und den
(nur auf fleiſchliche Weisheit ſehenden) Grie-
chen eine Thorheit
(daß ſie durch einen ſolchen
Heiland ſollen ſelig werden; und zwar in der
Ordnung der Gemeinſchaft ſeines Creutzes und
der Verleugnung irdiſcher, aber dabey verkehr-
ter und thoͤrichter, Weisheit.)

V. 24.

Denen aber, die berufen ſind (alſo, daß
ſie dem goͤttlichen Berufe gehorſamlich gefolget,
wie unter andern die Glaͤubigen zu Rom, die
daher berufene Heilige genennet werden c. 1, 7.
von welchen es auch c. 8, 30. heißt: Welche
er berufen hat, die hat er auch gerecht ge-
machet) predigen wir Chriſtum goͤttliche
Kraft
(GOttes Kraft, der da ſelbſt iſt die Kraft
des Hoͤchſten Luc. 1, 35. und ſich auch in der Nie-

drig-
A a
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0213" n="185"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 1, v. 18-24. an die Corinthier.</hi></fw><lb/><cb/>
machen wollen, theils daß &#x017F;olche, auch wol an-<lb/>
dere, an dem einfa&#x0364;ltigen, aber doch kra&#x0364;fti-<lb/>
gen, Vortrage Pauli &#x017F;ich ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en; welchen er<lb/>
denn hiemit ihren An&#x017F;toß und Jrrthum zu beneh-<lb/>
men &#x017F;uchet.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 18.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Denn das Wort vom Creutz i&#x017F;t eine<lb/>
Thorheit denen, die verlohren gehen</hi> (wel-<lb/>
chen der Satan, als gleich&#x017F;am ein GOtt die&#x017F;er<lb/>
Welt, aus ihrer eignen Schuld die Augen ver-<lb/>
blendet hat, daß &#x017F;ie nicht erkonnen das helle Licht<lb/>
des Evangelii; da &#x017F;ie nicht erkennen wollen die<lb/>
Tiefe und Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e des men&#x017F;chlichen Verderbens,<lb/>
und das daru&#x0364;ber gerechte Zorn-Gerichte GOt-<lb/>
tes; und al&#x017F;o auch daher die Nothwendigkeit ei-<lb/>
ner von dem Sohne GOttes &#x017F;elb&#x017F;t in angenom-<lb/>
mener men&#x017F;chlichen Natur zu vollbringenden<lb/>
Erlo&#x0364;&#x017F;ung &#x017F;o viel weniger ein&#x017F;ehen) <hi rendition="#fr">uns aber,<lb/>
die wir &#x017F;elig werden</hi> (in der Ordnung, daß<lb/>
wir uns zum Glauben an Chri&#x017F;tum bringen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en und darinnen verharren) <hi rendition="#fr">i&#x017F;t es GOttes<lb/>
Kraft</hi> (und al&#x017F;o auch GOttes Weisheit; als<lb/>
welche &#x017F;ich darinnen auf den ho&#x0364;ch&#x017F;ten Grad of-<lb/>
fenbaret. Siehe auch Ro&#x0364;m. 1, 16. 2 Cor. 2,<lb/>
15. 16. 1 Pet. 1, 22. 23. Jac. 1, 18. 21. Eine<lb/>
GOttes-Kraft aber i&#x017F;t es, weil es nicht allein<lb/>
in &#x017F;einer Wahrheit mit &#x017F;o vielen Wunder-Kra&#x0364;f-<lb/>
ten be&#x017F;ta&#x0364;tiget wird, &#x017F;ondern &#x017F;ich auch zur innern<lb/>
Aenderung oder Wiedergeburt und kra&#x0364;ftigen<lb/>
Beruhigung des Hertzens an das Gewi&#x017F;&#x017F;en of-<lb/>
fenbaret, und eine &#x017F;olche Glaubens-Freudigkeit<lb/>
bringet, durch welche der Men&#x017F;ch alles u&#x0364;ber-<lb/>
windet, auch den Tod &#x017F;elb&#x017F;t. Ro&#x0364;m. 8, 37. <hi rendition="#aq">&#x017F;qq.</hi>)</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 19.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Denn es &#x017F;tehet</hi> (Je&#x017F;. 29, 14. von den<lb/>
Feinden des Creutzes Chri&#x017F;ti zur Zeit des Neuen<lb/>
Te&#x017F;taments) <hi rendition="#fr">ge&#x017F;chrieben: Jch will umbrin-<lb/>
gen</hi> (vernichten, fu&#x0364;r nichtig und ungu&#x0364;ltig, wie<lb/>
&#x017F;ie an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t, erkla&#x0364;ren) <hi rendition="#fr">die</hi> (fal&#x017F;che) <hi rendition="#fr">Weis-<lb/>
heit der</hi> (eingebildeten und u&#x0364;berklugen) <hi rendition="#fr">Wei-<lb/>
&#x017F;en, und den</hi> (unver&#x017F;ta&#x0364;ndigen) <hi rendition="#fr">Ver&#x017F;tand der<lb/>
Ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen</hi> (die &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;r &#x017F;olche halten,<lb/>
in der That aber die gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten Narren &#x017F;ind) <hi rendition="#fr">will<lb/>
ich verwerfen.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 20.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Wo &#x017F;ind die Klugen?</hi> (die <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophi</hi><lb/>
unter den Heiden mit ihrer vermeinten Weis-<lb/>
heit? reichet &#x017F;ie auch zur Seligkeit hin?) <hi rendition="#fr">wo<lb/>
&#x017F;ind die Schriftgelehrten</hi> (unter den Juden?<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;ie nicht blinde Leiter der Blinden, &#x017F;o mit<lb/>
ihnen in die Grube fallen?) <hi rendition="#fr">Wo &#x017F;ind die<lb/>
Weltwei&#x017F;en</hi> (&#x03C3;&#x03C5;&#x03B6;&#x03B7;&#x03C4;&#x03B7;&#x03C4;&#x1F74;&#x03C3;&#x03C4; &#x03C4;&#x03BF;&#x1FE6; &#x03B1;&#x1F30;&#x1FF6;&#x03BD;&#x03BF;&#x03C2; &#x03C4;&#x03BF;&#x03CD;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C5;, die<lb/>
Di&#x017F;putirer und lo&#x017F;en Schwa&#x0364;tzer die&#x017F;er Welt, die<lb/>
alles mit ihrer Vernunft ausgru&#x0364;beln und aus-<lb/>
mei&#x017F;tern wollen, und was &#x017F;ie damit in ihrer<lb/>
Blindheit nicht begreifen ko&#x0364;nnen, verwerfen)<lb/><hi rendition="#fr">hat nicht GOtt die Weisheit die&#x017F;er Welt<lb/>
zur Thorheit gemacht</hi> (fu&#x0364;r tho&#x0364;richt, wie &#x017F;ie<lb/>
in ihrem Mißbrauche und in ihrem Gegen-<lb/>
&#x017F;pruche gegen die himmli&#x017F;che Weisheit i&#x017F;t, er-<lb/>
kla&#x0364;ret, und in ihrer Thorheit von den Kindern<lb/>
des Lichts erkant werden la&#x017F;&#x017F;en? Siehe auch Je&#x017F;.<lb/>
33, 18. Rom. 1, 21. 22.)</p><lb/>
            <cb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head>V. 21.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Denn dieweil die</hi> (im Argen und al&#x017F;o auch<lb/>
in der Thorheit und Fin&#x017F;terniß liegende) <hi rendition="#fr">Welt<lb/>
durch ihre</hi> (fal&#x017F;che) <hi rendition="#fr">Weisheit GOtt in &#x017F;ei-<lb/>
ner</hi> (wahren) <hi rendition="#fr">Weisheit nicht erkante</hi> (auch<lb/>
nicht erkennen noch dadurch &#x017F;elig werden kon-<lb/>
te; GOtt &#x017F;ie aber doch liebte, und gern zu &#x017F;ei-<lb/>
ner &#x017F;eligen Gemein&#x017F;chaft bringen wolte;) <hi rendition="#fr">ge-<lb/>
fiel es GOtt</hi> (nach &#x017F;einem allerwei&#x017F;e&#x017F;ten Rath<lb/>
des Friedens) <hi rendition="#fr">wohl durch tho&#x0364;richte</hi> (fu&#x0364;r<lb/>
tho&#x0364;richt gehaltene) <hi rendition="#fr">Predigt &#x017F;elig zu machen</hi><lb/>
(kra&#x0364;ftig zu berufen, zu bekehren, und alhier zum<lb/>
Reiche der Gnaden, folglich auch zum Reiche der<lb/>
Herrlichkeit zu bringen) <hi rendition="#fr">die &#x017F;o daran gla&#x0364;uben</hi><lb/>
(&#x03C4;&#x03BF;&#x1F7A;&#x03C2; &#x03C0;&#x03B9;&#x03C3;&#x03C4;&#x03AD;&#x03C5;&#x03BF;&#x03BD;&#x03C4;&#x03B1;&#x03C2;, die Gla&#x0364;ubigen, welche &#x017F;ich<lb/>
zum Glauben an den Sohn GOttes, als den<lb/>
Mittel-Punct des Evangelii bringen la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Siehe auch Matth. 11, 25. <hi rendition="#aq">&#x017F;qq.</hi>)</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 22.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Sintemal die Juden</hi> (obgleich zur Be-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;mung ihres Unglaubens Zeichen und Wunder<lb/>
genugge&#x017F;chehen, dennoch &#x017F;o verwegen waren, daß<lb/>
&#x017F;ie noch) <hi rendition="#fr">Zeichen fordern</hi> (nemlich daß, da Mo-<lb/>
&#x017F;es ein Wunder mit dem Manna vom Himmel ge-<lb/>
than, auch der Meßias nach ihrem Gefallen und<lb/>
eigenem Willen ihnen dergleichen Zeichen, zum<lb/>
Bewei&#x017F;e &#x017F;einer von GOtt ge&#x017F;chehenen Sendung,<lb/>
thun &#x017F;olte. Matth. 13, 38. 16, 1. Joh. 6, 30. 31.<lb/>
Siehe auch Joh. 4, 48.) <hi rendition="#fr">und die Griechen<lb/>
nach Weisheit fragen</hi> (bey der Predigt des<lb/>
Evangelii nur darauf &#x017F;ehen, ob es auch alles fein<lb/>
&#x017F;pitzfu&#x0364;ndig und &#x017F;charf&#x017F;innig herauskomme, oder<lb/>
eine neue <hi rendition="#aq">philo&#x017F;ophi</hi>&#x017F;che Secte &#x017F;ey, die etwas<lb/>
&#x017F;onderbares zu Marckte bringe und die fu&#x0364;rwitzi-<lb/>
gen Ohren einnehme.)</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 23.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Wir aber predigen den gecreutzigten<lb/>
Chri&#x017F;tum</hi> (zwar auch den aufer&#x017F;tandenen und<lb/>
gen Himmel gefahrnen, aber zuvorder&#x017F;t den ge-<lb/>
creutzigten, daß wir lehren, wie er um un&#x017F;ert wil-<lb/>
len vom Himmel kommen, Men&#x017F;ch worden, und<lb/>
in der men&#x017F;chlichen Natur durch den Tod am<lb/>
Creutze uns erlo&#x0364;&#x017F;et habe; welches ihnen nicht an-<lb/>
&#x017F;tehet) <hi rendition="#fr">den Juden ein Aergerniß</hi> (daß &#x017F;ie einen<lb/>
Gecreutzigten, der in einer &#x017F;o niedrigen Ge&#x017F;talt<lb/>
gekommen, zum Heilande haben &#x017F;ollen. Matth.<lb/>
11, 6. 13, 57. Joh. 16, 1. Je&#x017F;. 53, 2.) <hi rendition="#fr">und den</hi><lb/>
(nur auf flei&#x017F;chliche Weisheit &#x017F;ehenden) <hi rendition="#fr">Grie-<lb/>
chen eine Thorheit</hi> (daß &#x017F;ie durch einen &#x017F;olchen<lb/>
Heiland &#x017F;ollen &#x017F;elig werden; und zwar in der<lb/>
Ordnung der Gemein&#x017F;chaft &#x017F;eines Creutzes und<lb/>
der Verleugnung irdi&#x017F;cher, aber dabey verkehr-<lb/>
ter und tho&#x0364;richter, Weisheit.)</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 24.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Denen aber, die berufen &#x017F;ind</hi> (al&#x017F;o, daß<lb/>
&#x017F;ie dem go&#x0364;ttlichen Berufe gehor&#x017F;amlich gefolget,<lb/>
wie unter andern die Gla&#x0364;ubigen zu Rom, die<lb/>
daher berufene Heilige genennet werden c. 1, 7.<lb/>
von welchen es auch c. 8, 30. heißt: <hi rendition="#fr">Welche<lb/>
er berufen hat, die hat er auch gerecht ge-<lb/>
machet) predigen wir Chri&#x017F;tum go&#x0364;ttliche<lb/>
Kraft</hi> (GOttes Kraft, der da &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t die Kraft<lb/>
des Ho&#x0364;ch&#x017F;ten Luc. 1, 35. und &#x017F;ich auch in der Nie-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a</fw><fw place="bottom" type="catch">drig-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[185/0213] Cap. 1, v. 18-24. an die Corinthier. machen wollen, theils daß ſolche, auch wol an- dere, an dem einfaͤltigen, aber doch kraͤfti- gen, Vortrage Pauli ſich geſtoſſen; welchen er denn hiemit ihren Anſtoß und Jrrthum zu beneh- men ſuchet. V. 18. Denn das Wort vom Creutz iſt eine Thorheit denen, die verlohren gehen (wel- chen der Satan, als gleichſam ein GOtt dieſer Welt, aus ihrer eignen Schuld die Augen ver- blendet hat, daß ſie nicht erkonnen das helle Licht des Evangelii; da ſie nicht erkennen wollen die Tiefe und Groͤſſe des menſchlichen Verderbens, und das daruͤber gerechte Zorn-Gerichte GOt- tes; und alſo auch daher die Nothwendigkeit ei- ner von dem Sohne GOttes ſelbſt in angenom- mener menſchlichen Natur zu vollbringenden Erloͤſung ſo viel weniger einſehen) uns aber, die wir ſelig werden (in der Ordnung, daß wir uns zum Glauben an Chriſtum bringen laſ- ſen und darinnen verharren) iſt es GOttes Kraft (und alſo auch GOttes Weisheit; als welche ſich darinnen auf den hoͤchſten Grad of- fenbaret. Siehe auch Roͤm. 1, 16. 2 Cor. 2, 15. 16. 1 Pet. 1, 22. 23. Jac. 1, 18. 21. Eine GOttes-Kraft aber iſt es, weil es nicht allein in ſeiner Wahrheit mit ſo vielen Wunder-Kraͤf- ten beſtaͤtiget wird, ſondern ſich auch zur innern Aenderung oder Wiedergeburt und kraͤftigen Beruhigung des Hertzens an das Gewiſſen of- fenbaret, und eine ſolche Glaubens-Freudigkeit bringet, durch welche der Menſch alles uͤber- windet, auch den Tod ſelbſt. Roͤm. 8, 37. ſqq.) V. 19. Denn es ſtehet (Jeſ. 29, 14. von den Feinden des Creutzes Chriſti zur Zeit des Neuen Teſtaments) geſchrieben: Jch will umbrin- gen (vernichten, fuͤr nichtig und unguͤltig, wie ſie an ſich ſelbſt iſt, erklaͤren) die (falſche) Weis- heit der (eingebildeten und uͤberklugen) Wei- ſen, und den (unverſtaͤndigen) Verſtand der Verſtaͤndigen (die ſich ſelbſt fuͤr ſolche halten, in der That aber die groͤſſeſten Narren ſind) will ich verwerfen. V. 20. Wo ſind die Klugen? (die Philoſophi unter den Heiden mit ihrer vermeinten Weis- heit? reichet ſie auch zur Seligkeit hin?) wo ſind die Schriftgelehrten (unter den Juden? ſind ſie nicht blinde Leiter der Blinden, ſo mit ihnen in die Grube fallen?) Wo ſind die Weltweiſen (συζητητὴστ τοῦ αἰῶνος τούτου, die Diſputirer und loſen Schwaͤtzer dieſer Welt, die alles mit ihrer Vernunft ausgruͤbeln und aus- meiſtern wollen, und was ſie damit in ihrer Blindheit nicht begreifen koͤnnen, verwerfen) hat nicht GOtt die Weisheit dieſer Welt zur Thorheit gemacht (fuͤr thoͤricht, wie ſie in ihrem Mißbrauche und in ihrem Gegen- ſpruche gegen die himmliſche Weisheit iſt, er- klaͤret, und in ihrer Thorheit von den Kindern des Lichts erkant werden laſſen? Siehe auch Jeſ. 33, 18. Rom. 1, 21. 22.) V. 21. Denn dieweil die (im Argen und alſo auch in der Thorheit und Finſterniß liegende) Welt durch ihre (falſche) Weisheit GOtt in ſei- ner (wahren) Weisheit nicht erkante (auch nicht erkennen noch dadurch ſelig werden kon- te; GOtt ſie aber doch liebte, und gern zu ſei- ner ſeligen Gemeinſchaft bringen wolte;) ge- fiel es GOtt (nach ſeinem allerweiſeſten Rath des Friedens) wohl durch thoͤrichte (fuͤr thoͤricht gehaltene) Predigt ſelig zu machen (kraͤftig zu berufen, zu bekehren, und alhier zum Reiche der Gnaden, folglich auch zum Reiche der Herrlichkeit zu bringen) die ſo daran glaͤuben (τοὺς πιστέυοντας, die Glaͤubigen, welche ſich zum Glauben an den Sohn GOttes, als den Mittel-Punct des Evangelii bringen laſſen. Siehe auch Matth. 11, 25. ſqq.) V. 22. Sintemal die Juden (obgleich zur Be- ſchaͤmung ihres Unglaubens Zeichen und Wunder genuggeſchehen, dennoch ſo verwegen waren, daß ſie noch) Zeichen fordern (nemlich daß, da Mo- ſes ein Wunder mit dem Manna vom Himmel ge- than, auch der Meßias nach ihrem Gefallen und eigenem Willen ihnen dergleichen Zeichen, zum Beweiſe ſeiner von GOtt geſchehenen Sendung, thun ſolte. Matth. 13, 38. 16, 1. Joh. 6, 30. 31. Siehe auch Joh. 4, 48.) und die Griechen nach Weisheit fragen (bey der Predigt des Evangelii nur darauf ſehen, ob es auch alles fein ſpitzfuͤndig und ſcharfſinnig herauskomme, oder eine neue philoſophiſche Secte ſey, die etwas ſonderbares zu Marckte bringe und die fuͤrwitzi- gen Ohren einnehme.) V. 23. Wir aber predigen den gecreutzigten Chriſtum (zwar auch den auferſtandenen und gen Himmel gefahrnen, aber zuvorderſt den ge- creutzigten, daß wir lehren, wie er um unſert wil- len vom Himmel kommen, Menſch worden, und in der menſchlichen Natur durch den Tod am Creutze uns erloͤſet habe; welches ihnen nicht an- ſtehet) den Juden ein Aergerniß (daß ſie einen Gecreutzigten, der in einer ſo niedrigen Geſtalt gekommen, zum Heilande haben ſollen. Matth. 11, 6. 13, 57. Joh. 16, 1. Jeſ. 53, 2.) und den (nur auf fleiſchliche Weisheit ſehenden) Grie- chen eine Thorheit (daß ſie durch einen ſolchen Heiland ſollen ſelig werden; und zwar in der Ordnung der Gemeinſchaft ſeines Creutzes und der Verleugnung irdiſcher, aber dabey verkehr- ter und thoͤrichter, Weisheit.) V. 24. Denen aber, die berufen ſind (alſo, daß ſie dem goͤttlichen Berufe gehorſamlich gefolget, wie unter andern die Glaͤubigen zu Rom, die daher berufene Heilige genennet werden c. 1, 7. von welchen es auch c. 8, 30. heißt: Welche er berufen hat, die hat er auch gerecht ge- machet) predigen wir Chriſtum goͤttliche Kraft (GOttes Kraft, der da ſelbſt iſt die Kraft des Hoͤchſten Luc. 1, 35. und ſich auch in der Nie- drig- A a

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/213
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/213>, abgerufen am 24.11.2024.