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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 14, v. 22. 23. an die Römer.
[Spaltenumbruch] für diese Gnade und gebrauche dich der Freyheit
alsdenn nur, wenn es ohne Anstoß der Schwä-
chern geschehen kan.) Selig ist (der ist besser
daran, als der Schwächere,) der ihm selbst
kein Gewissen machet, in dem, das er an-
nimt,
(in solchen Dingen, von welchen er in der
Prüfung findet, daß sie an sich selbst nicht sünd-
lich, sondern erlaubet sind.)

V. 23.

Wer aber darüber zweifelt, (also daß
er diß und das, mit Hindansetzung des Leviti-
schen Verbots zu thun für so sündlich hält, daß
dadurch GOTT beleidiget werde,) und isset
doch, der ist verdammet,
(zwar vor GOtt
in seinem Gewissen, als darinnen er ist autoka-
takritos, der sich, da er was thut, was er für
unrecht erkennet, das Urtheil selbst spricht: a-
ber doch nicht so fort von GOtt: als der mit
solchem aus Schwachheit geschehenen Verge-
hen wol väterliche Geduld träget, ihn auch wol
im Gewissen darüber bestrafet, und es ihm an
Gelegenheit zu mehrer Stärckung zu gelangen
nicht fehlen läßt: wiewol es aber doch leicht ge-
schehen kan, daß ein solcher noch weiter verfällt
und sich versündiget, also daß er auch endlich
von GOTT selbst verdammet wird: dahin der
15te Vers gehet. An sich heißt es sonst von dem
irrenden Gewissen: non tam obligat, quam li-
ligat,
es verbindet nicht so wol, als es bindet.)
denn es gehet nicht aus dem Glauben, (aus
der Glaubens-Freudigkeit und Versicherung,
daß es recht sey.) Was aber nicht aus dem
Glauben gehet,
(in der Versicherung geschie-
het, daß es GOtt in CHristo gefalle,) das ist
Sünde,
(es mag auch gleich sonst noch so
scheinbar seyn. Siehe auch Phil. 2, 14. Tit. 1,
15. Hebr. 11, 6.

Anmerckungen.
1. Daß das, welches aus dem Glau-
ben gehet,
GOtt gefalle; als ein gutes, ob-
gleich unvollkommnes, Werck; was aber nicht
aus dem Glauben gehet,
Sünde sey, ist ei-
ne von den Haupt-Regeln des Christenthums,
und muß dannenhero recht erkannt und wohl ap-
plicir
et werden: Zumal da das, was Paulus
von dem principio des Glaubens in besondern,
damals vorkommenden, Fällen handelt, über-
haupt von der gantzen Ausübung des Christen-
thums gilt.
2. Es ist demnach wohl zu mercken, was
die Redens-Art, etwas aus dem Glauben
oder im Glauben thun,
in sich fasse. Sie
hält zweyerley in sich: erstlich das, daß man den
Glauben wircklich habe: und hernach das,
daß der Glaube zu den Handlungen, die GOtt
gefallen sollen, auch recht gebrauchet wer-
de,
also daß der Glaube darein seinen rechten
Einfluß gebe.
[Spaltenumbruch]
3. Zuvorderst muß einer den Glauben
haben
und also wiedergebohren seyn. Nun
aber ist der Glaube, an sich selbst in seiner Na-
tur betrachtet, ein göttliches Licht und ein
geistliches Leben in der Seele. Hat nun ein
Mensch den Glauben, so erkennet er vermöge
der Lichts-Kraft des Glaubens, nach dem
göttlichen Gesetze, was GOttes Wille ist,
was GOtt geboten und verboten hat, was er
will gethan oder gelassen haben. Und nicht we-
niger hat er nach der geistlichen Lebens-Kraft
des Glaubens (da er vermöge des Glaubens
ist wie ein saftiger Baum an den Wasserbächen
gepflantzet Psalm. 1.) die geistlichen Kräfte, das,
was er dem Willen GOttes gemäß zu seyn er-
kennet, zu thun, und das Gegentheil zu lassen;
ob gleich noch gar unvollkommen, doch nach
der Wahrheit und Aufrichtigkeit: wie denn in
Ansehung der Unvollkommenheit der Glaube
sich an CHristum hält, als um dessen willen sich
GOTT ein solches Werck gnädiglich gefallen
läßt. Und also ist der wiedergebohrne Mensch
vermöge seines Glaubens so wol nach dem Ver-
stande
in Erkäntniß des Wohlgefallens GOt-
tes; als auch nach dem Willen, in der beywoh-
nenden Kraft, im Stande, etwas gutes zu ver-
richten.
3. Es ist aber nicht genug, den Glauben
dergestalt haben; sondern es ist allerdings nö-
thig, daß der Glaube auch recht gebrauchet
werde,
und er zu dem Wercke, das GOtt ge-
fallen soll, seinen gehörigen Einfluß gebe. Denn
es kan einer zwar den wahren Glauben haben;
und kan doch gar leichtlich geschehen, daß er et-
was thut, welches nicht aus dem principio des
Geistes und des Glaubens, sondern des Fleisches,
oder der blossen Natur herrühret. Wiewol,
wenn das Werck also beschaffen ist, daß das
Fleisch dabey die Herrschaft nimt und behält,
dabey wegen Verletzung des guten Gewissens
der Glaube nicht bestehen kan, sondern man dar-
an Schiffbruch leidet. 1 Tim. 1, 19. Alsdenn
aber hat der Glaube seinen Einfluß in das Werck,
wenn ich von dem Wercke gewiß bin, daß es dem
Willen GOttes gemäß sey, und er es sich um
CHristi willen gefallen lasse, also daß ichs ohne
Bestrafung meines Gewissens in der Freudigkeit
thun kan: und wenn ich in der beywohnenden
Glaubens- oder geistlichen Lebens-Kraft das
Werck auch wircklich verrichte, und es also nicht
aus blossen Natur-Kräften, sondern auch aus
Gnaden-Kräften thue, und jene durch diese hei-
ligen und dirigiren lasse, auch das Werck im
Glaubens-Lichte, und in der Glaubens-
Kraft
zum rechten Zweck zu GOttes Ehre, und
was in gehöriger subordination dahin gehet, auf-
richtig richte. So ist denn ein also gethanes
Werck im Glauben geschehen. O wie wenig
geschiehet recht im Glauben!
Das
X 3

Cap. 14, v. 22. 23. an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch] fuͤr dieſe Gnade und gebrauche dich der Freyheit
alsdenn nur, wenn es ohne Anſtoß der Schwaͤ-
chern geſchehen kan.) Selig iſt (der iſt beſſer
daran, als der Schwaͤchere,) der ihm ſelbſt
kein Gewiſſen machet, in dem, das er an-
nimt,
(in ſolchen Dingen, von welchen er in der
Pruͤfung findet, daß ſie an ſich ſelbſt nicht ſuͤnd-
lich, ſondern erlaubet ſind.)

V. 23.

Wer aber daruͤber zweifelt, (alſo daß
er diß und das, mit Hindanſetzung des Leviti-
ſchen Verbots zu thun fuͤr ſo ſuͤndlich haͤlt, daß
dadurch GOTT beleidiget werde,) und iſſet
doch, der iſt verdammet,
(zwar vor GOtt
in ſeinem Gewiſſen, als darinnen er iſt ἀυτοκα-
τάκριτος, der ſich, da er was thut, was er fuͤr
unrecht erkennet, das Urtheil ſelbſt ſpricht: a-
ber doch nicht ſo fort von GOtt: als der mit
ſolchem aus Schwachheit geſchehenen Verge-
hen wol vaͤterliche Geduld traͤget, ihn auch wol
im Gewiſſen daruͤber beſtrafet, und es ihm an
Gelegenheit zu mehrer Staͤrckung zu gelangen
nicht fehlen laͤßt: wiewol es aber doch leicht ge-
ſchehen kan, daß ein ſolcher noch weiter verfaͤllt
und ſich verſuͤndiget, alſo daß er auch endlich
von GOTT ſelbſt verdammet wird: dahin der
15te Vers gehet. An ſich heißt es ſonſt von dem
irrenden Gewiſſen: non tam obligat, quam li-
ligat,
es verbindet nicht ſo wol, als es bindet.)
denn es gehet nicht aus dem Glauben, (aus
der Glaubens-Freudigkeit und Verſicherung,
daß es recht ſey.) Was aber nicht aus dem
Glauben gehet,
(in der Verſicherung geſchie-
het, daß es GOtt in CHriſto gefalle,) das iſt
Suͤnde,
(es mag auch gleich ſonſt noch ſo
ſcheinbar ſeyn. Siehe auch Phil. 2, 14. Tit. 1,
15. Hebr. 11, 6.

Anmerckungen.
1. Daß das, welches aus dem Glau-
ben gehet,
GOtt gefalle; als ein gutes, ob-
gleich unvollkommnes, Werck; was aber nicht
aus dem Glauben gehet,
Suͤnde ſey, iſt ei-
ne von den Haupt-Regeln des Chriſtenthums,
und muß dannenhero recht erkannt und wohl ap-
plicir
et werden: Zumal da das, was Paulus
von dem principio des Glaubens in beſondern,
damals vorkommenden, Faͤllen handelt, uͤber-
haupt von der gantzen Ausuͤbung des Chriſten-
thums gilt.
2. Es iſt demnach wohl zu mercken, was
die Redens-Art, etwas aus dem Glauben
oder im Glauben thun,
in ſich faſſe. Sie
haͤlt zweyerley in ſich: erſtlich das, daß man den
Glauben wircklich habe: und hernach das,
daß der Glaube zu den Handlungen, die GOtt
gefallen ſollen, auch recht gebrauchet wer-
de,
alſo daß der Glaube darein ſeinen rechten
Einfluß gebe.
[Spaltenumbruch]
3. Zuvorderſt muß einer den Glauben
haben
und alſo wiedergebohren ſeyn. Nun
aber iſt der Glaube, an ſich ſelbſt in ſeiner Na-
tur betrachtet, ein goͤttliches Licht und ein
geiſtliches Leben in der Seele. Hat nun ein
Menſch den Glauben, ſo erkennet er vermoͤge
der Lichts-Kraft des Glaubens, nach dem
goͤttlichen Geſetze, was GOttes Wille iſt,
was GOtt geboten und verboten hat, was er
will gethan oder gelaſſen haben. Und nicht we-
niger hat er nach der geiſtlichen Lebens-Kraft
des Glaubens (da er vermoͤge des Glaubens
iſt wie ein ſaftiger Baum an den Waſſerbaͤchen
gepflantzet Pſalm. 1.) die geiſtlichen Kraͤfte, das,
was er dem Willen GOttes gemaͤß zu ſeyn er-
kennet, zu thun, und das Gegentheil zu laſſen;
ob gleich noch gar unvollkommen, doch nach
der Wahrheit und Aufrichtigkeit: wie denn in
Anſehung der Unvollkommenheit der Glaube
ſich an CHriſtum haͤlt, als um deſſen willen ſich
GOTT ein ſolches Werck gnaͤdiglich gefallen
laͤßt. Und alſo iſt der wiedergebohrne Menſch
vermoͤge ſeines Glaubens ſo wol nach dem Ver-
ſtande
in Erkaͤntniß des Wohlgefallens GOt-
tes; als auch nach dem Willen, in der beywoh-
nenden Kraft, im Stande, etwas gutes zu ver-
richten.
3. Es iſt aber nicht genug, den Glauben
dergeſtalt haben; ſondern es iſt allerdings noͤ-
thig, daß der Glaube auch recht gebrauchet
werde,
und er zu dem Wercke, das GOtt ge-
fallen ſoll, ſeinen gehoͤrigen Einfluß gebe. Denn
es kan einer zwar den wahren Glauben haben;
und kan doch gar leichtlich geſchehen, daß er et-
was thut, welches nicht aus dem principio des
Geiſtes und des Glaubens, ſondern des Fleiſches,
oder der bloſſen Natur herruͤhret. Wiewol,
wenn das Werck alſo beſchaffen iſt, daß das
Fleiſch dabey die Herrſchaft nimt und behaͤlt,
dabey wegen Verletzung des guten Gewiſſens
der Glaube nicht beſtehen kan, ſondern man dar-
an Schiffbruch leidet. 1 Tim. 1, 19. Alsdenn
aber hat der Glaube ſeinen Einfluß in das Werck,
wenn ich von dem Wercke gewiß bin, daß es dem
Willen GOttes gemaͤß ſey, und er es ſich um
CHriſti willen gefallen laſſe, alſo daß ichs ohne
Beſtrafung meines Gewiſſens in der Freudigkeit
thun kan: und wenn ich in der beywohnenden
Glaubens- oder geiſtlichen Lebens-Kraft das
Werck auch wircklich verrichte, und es alſo nicht
aus bloſſen Natur-Kraͤften, ſondern auch aus
Gnaden-Kraͤften thue, und jene durch dieſe hei-
ligen und dirigiren laſſe, auch das Werck im
Glaubens-Lichte, und in der Glaubens-
Kraft
zum rechten Zweck zu GOttes Ehre, und
was in gehoͤriger ſubordination dahin gehet, auf-
richtig richte. So iſt denn ein alſo gethanes
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geſchiehet recht im Glauben!
Das
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[165/0193] Cap. 14, v. 22. 23. an die Roͤmer. fuͤr dieſe Gnade und gebrauche dich der Freyheit alsdenn nur, wenn es ohne Anſtoß der Schwaͤ- chern geſchehen kan.) Selig iſt (der iſt beſſer daran, als der Schwaͤchere,) der ihm ſelbſt kein Gewiſſen machet, in dem, das er an- nimt, (in ſolchen Dingen, von welchen er in der Pruͤfung findet, daß ſie an ſich ſelbſt nicht ſuͤnd- lich, ſondern erlaubet ſind.) V. 23. Wer aber daruͤber zweifelt, (alſo daß er diß und das, mit Hindanſetzung des Leviti- ſchen Verbots zu thun fuͤr ſo ſuͤndlich haͤlt, daß dadurch GOTT beleidiget werde,) und iſſet doch, der iſt verdammet, (zwar vor GOtt in ſeinem Gewiſſen, als darinnen er iſt ἀυτοκα- τάκριτος, der ſich, da er was thut, was er fuͤr unrecht erkennet, das Urtheil ſelbſt ſpricht: a- ber doch nicht ſo fort von GOtt: als der mit ſolchem aus Schwachheit geſchehenen Verge- hen wol vaͤterliche Geduld traͤget, ihn auch wol im Gewiſſen daruͤber beſtrafet, und es ihm an Gelegenheit zu mehrer Staͤrckung zu gelangen nicht fehlen laͤßt: wiewol es aber doch leicht ge- ſchehen kan, daß ein ſolcher noch weiter verfaͤllt und ſich verſuͤndiget, alſo daß er auch endlich von GOTT ſelbſt verdammet wird: dahin der 15te Vers gehet. An ſich heißt es ſonſt von dem irrenden Gewiſſen: non tam obligat, quam li- ligat, es verbindet nicht ſo wol, als es bindet.) denn es gehet nicht aus dem Glauben, (aus der Glaubens-Freudigkeit und Verſicherung, daß es recht ſey.) Was aber nicht aus dem Glauben gehet, (in der Verſicherung geſchie- het, daß es GOtt in CHriſto gefalle,) das iſt Suͤnde, (es mag auch gleich ſonſt noch ſo ſcheinbar ſeyn. Siehe auch Phil. 2, 14. Tit. 1, 15. Hebr. 11, 6. Anmerckungen. 1. Daß das, welches aus dem Glau- ben gehet, GOtt gefalle; als ein gutes, ob- gleich unvollkommnes, Werck; was aber nicht aus dem Glauben gehet, Suͤnde ſey, iſt ei- ne von den Haupt-Regeln des Chriſtenthums, und muß dannenhero recht erkannt und wohl ap- pliciret werden: Zumal da das, was Paulus von dem principio des Glaubens in beſondern, damals vorkommenden, Faͤllen handelt, uͤber- haupt von der gantzen Ausuͤbung des Chriſten- thums gilt. 2. Es iſt demnach wohl zu mercken, was die Redens-Art, etwas aus dem Glauben oder im Glauben thun, in ſich faſſe. Sie haͤlt zweyerley in ſich: erſtlich das, daß man den Glauben wircklich habe: und hernach das, daß der Glaube zu den Handlungen, die GOtt gefallen ſollen, auch recht gebrauchet wer- de, alſo daß der Glaube darein ſeinen rechten Einfluß gebe. 3. Zuvorderſt muß einer den Glauben haben und alſo wiedergebohren ſeyn. Nun aber iſt der Glaube, an ſich ſelbſt in ſeiner Na- tur betrachtet, ein goͤttliches Licht und ein geiſtliches Leben in der Seele. Hat nun ein Menſch den Glauben, ſo erkennet er vermoͤge der Lichts-Kraft des Glaubens, nach dem goͤttlichen Geſetze, was GOttes Wille iſt, was GOtt geboten und verboten hat, was er will gethan oder gelaſſen haben. Und nicht we- niger hat er nach der geiſtlichen Lebens-Kraft des Glaubens (da er vermoͤge des Glaubens iſt wie ein ſaftiger Baum an den Waſſerbaͤchen gepflantzet Pſalm. 1.) die geiſtlichen Kraͤfte, das, was er dem Willen GOttes gemaͤß zu ſeyn er- kennet, zu thun, und das Gegentheil zu laſſen; ob gleich noch gar unvollkommen, doch nach der Wahrheit und Aufrichtigkeit: wie denn in Anſehung der Unvollkommenheit der Glaube ſich an CHriſtum haͤlt, als um deſſen willen ſich GOTT ein ſolches Werck gnaͤdiglich gefallen laͤßt. Und alſo iſt der wiedergebohrne Menſch vermoͤge ſeines Glaubens ſo wol nach dem Ver- ſtande in Erkaͤntniß des Wohlgefallens GOt- tes; als auch nach dem Willen, in der beywoh- nenden Kraft, im Stande, etwas gutes zu ver- richten. 3. Es iſt aber nicht genug, den Glauben dergeſtalt haben; ſondern es iſt allerdings noͤ- thig, daß der Glaube auch recht gebrauchet werde, und er zu dem Wercke, das GOtt ge- fallen ſoll, ſeinen gehoͤrigen Einfluß gebe. Denn es kan einer zwar den wahren Glauben haben; und kan doch gar leichtlich geſchehen, daß er et- was thut, welches nicht aus dem principio des Geiſtes und des Glaubens, ſondern des Fleiſches, oder der bloſſen Natur herruͤhret. Wiewol, wenn das Werck alſo beſchaffen iſt, daß das Fleiſch dabey die Herrſchaft nimt und behaͤlt, dabey wegen Verletzung des guten Gewiſſens der Glaube nicht beſtehen kan, ſondern man dar- an Schiffbruch leidet. 1 Tim. 1, 19. Alsdenn aber hat der Glaube ſeinen Einfluß in das Werck, wenn ich von dem Wercke gewiß bin, daß es dem Willen GOttes gemaͤß ſey, und er es ſich um CHriſti willen gefallen laſſe, alſo daß ichs ohne Beſtrafung meines Gewiſſens in der Freudigkeit thun kan: und wenn ich in der beywohnenden Glaubens- oder geiſtlichen Lebens-Kraft das Werck auch wircklich verrichte, und es alſo nicht aus bloſſen Natur-Kraͤften, ſondern auch aus Gnaden-Kraͤften thue, und jene durch dieſe hei- ligen und dirigiren laſſe, auch das Werck im Glaubens-Lichte, und in der Glaubens- Kraft zum rechten Zweck zu GOttes Ehre, und was in gehoͤriger ſubordination dahin gehet, auf- richtig richte. So iſt denn ein alſo gethanes Werck im Glauben geſchehen. O wie wenig geſchiehet recht im Glauben! Das X 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/193>, abgerufen am 24.11.2024.