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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 13, v. 11-13. an die Römer.
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Die gantze Morale, oder Tugend-Lehre
der Christen ist nichts anders als das aufgeklär-
te Recht, oder Gesetz, der Natur, davon die
Philosophie bey den Heiden und noch heute zu
Tage bey den Christen, so fern sie ausser dem
göttlichen Worte betrachtet wird, nur einen
Schatten hat, und eine Nacht ist gegen den
hellen Tag. O wie haben wir aber auch leider
unter uns Christen der Kinder des Nachts so
viel, welche die Finsterniß mehr lieben, als das
Licht!

2. Die gantze andere Tafel des Gesetzes
lieget mit allen ihren Pflichten der Liebe gegen
uns selbst und den Nächsten in diesem von Chri-
sto selbst gebrauchten axiomate des Natur-Gese-
tzes: Alles, was ihr wollt, daß euch die
Leute thun sollen, das thut ihr ihnen:

mit dem Zusatze: Das ist das Gesetz und die
Propheten.
Matth. 7, 12. Es ist aber ein sol-
ches wollen zu verstehen, das in der Buß-Ord-
nung rectificiret worden, und in der Heils-Ord-
nung geübet wird.

V. 11.

Und weil wir solches wissen, nemlich
die Zeit, daß die Stunde da ist aufzustehen
vom Schlaf
(Gr. Und solches nemlich thut
so viel mehr
oder lasset uns thun, nemlich
was die Liebe fodert, weil ihr wisset, oder weil
wir wissen, die rechte Zeit; nemlich daß es Zeit
ist vom Schlafe der Sünden aufzustehen. Sie-
he auch 2 Cor. 6, 2. Eph. 5, 14. 1 Thess. 5, 6.)
Sintemal unser Heil ietzt näher ist, (wir sind
in dem bisherigen Lauf unsers Christenthums
unserm ewigen Heil in CHristo, der unser Heil
ist Ap. Gesch. 4, 12. Joh. 17, 3. schon näher)
denn da wirs glaubten, (da wir erst zum
Glauben kamen, oder glaubig worden sind:
daher wir ja nicht wieder zurück gehen müssen,
sondern was uns vom Sünden-Schlafe, oder
sündlicher Trägheit noch anklebet, immer mehr
abzulegen haben. Von dem Worte glauben,
oder gläubig werden, siehe Eph. 1, 13. und
vom nähern Heil Hebr. 6, 9.)

Anmerckungen.
1. Die alten Interpretes construiren zwar
die Wörter kai touto mit dem participio eidotes,
ohne ein comma; dahin auch die Ubersetzung
Lutheri gehet: wenn man aber die distinction un-
serer exemplarium, da sie gar füglich ist, behal-
ten will, also, daß das kai touto auf das vorher-
gehende gehe, und das participium mit den fol-
genden Worten dazu, als eine bewegende Ursa-
che, angeführet werde; so dienet zur Erläuterung
solcher construction der Ort 1 Cor. 6, 6. Es
hadert ein Bruder mit dem andern,
kai touto,
dazu, oder, und solches (nemlich thut er)
vor den Ungläubigen. Sie auch Hebr.
11, 12.
2. Ein ieder Leser gedencke, daß der Apostel
ihn insonderheit anrede, und daß die Zeit, da er
dieses lieset, eben seine rechte Zeit sey, vom Schla-
fe oder Trägheit der Sünden aufzustehen.
[Spaltenumbruch]
3. Es kan sich hievon auch so viel weniger
iemand ausnehmen, so viel klärer es ist, daß
Paulus, da er es mit den schon geistlich erweck-
ten Römern zu thun hat, nicht redet von dem er-
sten Aufstehen, sondern von dem Fortfahren in
der geistlichen Auferstehung: gleichwie alle übri-
ge Lebens-Pflichten, dazu sie in diesem Briefe
ermahnet werden, z. E. Stellet euch nicht
der Welt gleich, sondern verneuret euch etc.

von einem muntern Fortgange, darinnen man
mit einem neuen Vorsatze gleichsam immer von
neuen wieder anfangt, zu verstehen sind.
V. 12.

Die Nacht (unsers unbekehrten und ver-
finsterten Zustandes im unglaubigen Juden-
thum, auch aberglaubigen und abgöttischen Hei-
denthum) ist vergangen, der Tag aber (der
Gnaden-Zeit und unserer Erleuchtung und Be-
kehrung) ist herbey kommen (von der Zeit an,
da Christus, das Licht der Welt, uns zu sich ge-
zogen, bekehret und erleuchtet hat, Eph. 5, 14.
1 Thess. 5, 5. 1 Joh. 2, 8.) So lasset uns (fer-
ner, wie bisher geschehen,) ablegen die (an der
Erb-Sünde und dem, was daher entstehet, noch
übrigen) Wercke der Finsterniß (2 Cor. 7, 1.
Eph. 5, 11. 14. 6, 13. Col. 3, 8.) und (immer mehr)
anlegen die Waffen des Lichts (an uns neh-
men und in uns zur mehrern Kraft kommen las-
sen die Kräfte des Lichts oder des Evangelii von
CHristo unserm Lichte; mit welchen Waffen
wir, als geistliche Krieges-Leute, gegen das
Reich der Finsterniß uns dergestalt vertheidigen,
daß wir dasselbe helfen zerstören. Siehe Rom.
6, 13. 19. 2 Cor. 10, 3. 4. 5. Eph. 6, 10. seqq.
Ferner Eph. 4, 22. seqq. Col. 3, 8. seq. 1 Pet.
2, 1. 4, 2. Tit. 3, 3. Hebr. 12, 1.)

V. 13.

Lasset uns ehrbarlich (euskhemonos, al-
so, wie es der Wohlstand und die gute Gestalt,
oder Beschaffenheit unsers Berufs zum Himmel-
reich mit sich bringet Phil. 4, 8. 1 Thess. 4, 12.
Col. 4, 5. 1 Pet. 2, 12.) wandeln, als am Ta-
ge
(wie es der helle Tag des uns aufgegange-
nen Lichts des Evangelii erfodert, da uns Chri-
stus selbst zum Heil erschienen ist.) nicht in Fres-
sen und Saufen
(in liederlichen Sauf-Spiel-
und Tantz-Gelagen) nicht in Kammern, koi-
tais, in unehelichen, oder hurischen und ehebre-
cherischen Beyschlafen) und Unzucht, (aller-
hand stummen Sünden, andern Unreinigkeiten
und muthwilligen Befleckungen des Fleisches)
nicht in Hader und Neid (welcher nebst aller-
hand Sünden der Unzucht aus den komois, sünd-
lichen Gelagen zu entstehen pfleget, sonderlich
zur Nacht-Zeit. Siehe auch Luc. 21, 34. 1 Cor.
6, 9. 10. Gal. 5, 19. seqq. Eph. 5, 5. 18. 1 Thess.
5, 6. 7. Jac. 3, 14. 16.)

Anmerckungen.
1. Das Wort komos, welches Lutherus
hat Fressen vertiret, hat zwar diese Bedeutung
mit in sich; wie denn daher auch das Lateinische
Wort comessor, ich schlemme, prasse, deßglei-
chen comoedia entstanden zu seyn scheinet; allein
es
U 3
Cap. 13, v. 11-13. an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Die gantze Morale, oder Tugend-Lehre
der Chriſten iſt nichts anders als das aufgeklaͤr-
te Recht, oder Geſetz, der Natur, davon die
Philoſophie bey den Heiden und noch heute zu
Tage bey den Chriſten, ſo fern ſie auſſer dem
goͤttlichen Worte betrachtet wird, nur einen
Schatten hat, und eine Nacht iſt gegen den
hellen Tag. O wie haben wir aber auch leider
unter uns Chriſten der Kinder des Nachts ſo
viel, welche die Finſterniß mehr lieben, als das
Licht!

2. Die gantze andere Tafel des Geſetzes
lieget mit allen ihren Pflichten der Liebe gegen
uns ſelbſt und den Naͤchſten in dieſem von Chri-
ſto ſelbſt gebrauchten axiomate des Natur-Geſe-
tzes: Alles, was ihr wollt, daß euch die
Leute thun ſollen, das thut ihr ihnen:

mit dem Zuſatze: Das iſt das Geſetz und die
Propheten.
Matth. 7, 12. Es iſt aber ein ſol-
ches wollen zu verſtehen, das in der Buß-Ord-
nung rectificiret worden, und in der Heils-Ord-
nung geuͤbet wird.

V. 11.

Und weil wir ſolches wiſſen, nemlich
die Zeit, daß die Stunde da iſt aufzuſtehen
vom Schlaf
(Gr. Und ſolches nemlich thut
ſo viel mehr
oder laſſet uns thun, nemlich
was die Liebe fodert, weil ihr wiſſet, oder weil
wir wiſſen, die rechte Zeit; nemlich daß es Zeit
iſt vom Schlafe der Suͤnden aufzuſtehen. Sie-
he auch 2 Cor. 6, 2. Eph. 5, 14. 1 Theſſ. 5, 6.)
Sintemal unſer Heil ietzt naͤher iſt, (wir ſind
in dem bisherigen Lauf unſers Chriſtenthums
unſerm ewigen Heil in CHriſto, der unſer Heil
iſt Ap. Geſch. 4, 12. Joh. 17, 3. ſchon naͤher)
denn da wirs glaubten, (da wir erſt zum
Glauben kamen, oder glaubig worden ſind:
daher wir ja nicht wieder zuruͤck gehen muͤſſen,
ſondern was uns vom Suͤnden-Schlafe, oder
ſuͤndlicher Traͤgheit noch anklebet, immer mehr
abzulegen haben. Von dem Worte glauben,
oder glaͤubig werden, ſiehe Eph. 1, 13. und
vom naͤhern Heil Hebr. 6, 9.)

Anmerckungen.
1. Die alten Interpretes conſtruiren zwar
die Woͤrter καὶ τοῦτο mit dem participio εἰδότες,
ohne ein comma; dahin auch die Uberſetzung
Lutheri gehet: wenn man aber die diſtinction un-
ſerer exemplarium, da ſie gar fuͤglich iſt, behal-
ten will, alſo, daß das καὶ τοῦτο auf das vorher-
gehende gehe, und das participium mit den fol-
genden Worten dazu, als eine bewegende Urſa-
che, angefuͤhret werde; ſo dienet zur Erlaͤuterung
ſolcher conſtruction der Ort 1 Cor. 6, 6. Es
hadert ein Bruder mit dem andern,
καὶ τοῦτο,
dazu, oder, und ſolches (nemlich thut er)
vor den Unglaͤubigen. Sie auch Hebr.
11, 12.
2. Ein ieder Leſer gedencke, daß der Apoſtel
ihn inſonderheit anrede, und daß die Zeit, da er
dieſes lieſet, eben ſeine rechte Zeit ſey, vom Schla-
fe oder Traͤgheit der Suͤnden aufzuſtehen.
[Spaltenumbruch]
3. Es kan ſich hievon auch ſo viel weniger
iemand ausnehmen, ſo viel klaͤrer es iſt, daß
Paulus, da er es mit den ſchon geiſtlich erweck-
ten Roͤmern zu thun hat, nicht redet von dem er-
ſten Aufſtehen, ſondern von dem Fortfahren in
der geiſtlichen Auferſtehung: gleichwie alle uͤbri-
ge Lebens-Pflichten, dazu ſie in dieſem Briefe
ermahnet werden, z. E. Stellet euch nicht
der Welt gleich, ſondern verneuret euch ꝛc.

von einem muntern Fortgange, darinnen man
mit einem neuen Vorſatze gleichſam immer von
neuen wieder anfangt, zu verſtehen ſind.
V. 12.

Die Nacht (unſers unbekehrten und ver-
finſterten Zuſtandes im unglaubigen Juden-
thum, auch aberglaubigen und abgoͤttiſchen Hei-
denthum) iſt vergangen, der Tag aber (der
Gnaden-Zeit und unſerer Erleuchtung und Be-
kehrung) iſt herbey kommen (von der Zeit an,
da Chriſtus, das Licht der Welt, uns zu ſich ge-
zogen, bekehret und erleuchtet hat, Eph. 5, 14.
1 Theſſ. 5, 5. 1 Joh. 2, 8.) So laſſet uns (fer-
ner, wie bisher geſchehen,) ablegen die (an der
Erb-Suͤnde und dem, was daher entſtehet, noch
uͤbrigen) Wercke der Finſterniß (2 Cor. 7, 1.
Eph. 5, 11. 14. 6, 13. Col. 3, 8.) und (immer mehr)
anlegen die Waffen des Lichts (an uns neh-
men und in uns zur mehrern Kraft kommen laſ-
ſen die Kraͤfte des Lichts oder des Evangelii von
CHriſto unſerm Lichte; mit welchen Waffen
wir, als geiſtliche Krieges-Leute, gegen das
Reich der Finſterniß uns dergeſtalt vertheidigen,
daß wir daſſelbe helfen zerſtoͤren. Siehe Rom.
6, 13. 19. 2 Cor. 10, 3. 4. 5. Eph. 6, 10. ſeqq.
Ferner Eph. 4, 22. ſeqq. Col. 3, 8. ſeq. 1 Pet.
2, 1. 4, 2. Tit. 3, 3. Hebr. 12, 1.)

V. 13.

Laſſet uns ehrbarlich (ἐυσχημόνως, al-
ſo, wie es der Wohlſtand und die gute Geſtalt,
oder Beſchaffenheit unſers Berufs zum Himmel-
reich mit ſich bringet Phil. 4, 8. 1 Theſſ. 4, 12.
Col. 4, 5. 1 Pet. 2, 12.) wandeln, als am Ta-
ge
(wie es der helle Tag des uns aufgegange-
nen Lichts des Evangelii erfodert, da uns Chri-
ſtus ſelbſt zum Heil erſchienen iſt.) nicht in Freſ-
ſen und Saufen
(in liederlichen Sauf-Spiel-
und Tantz-Gelagen) nicht in Kammern, κοί-
ταις, in unehelichen, oder huriſchen und ehebre-
cheriſchen Beyſchlafen) und Unzucht, (aller-
hand ſtummen Suͤnden, andern Unreinigkeiten
und muthwilligen Befleckungen des Fleiſches)
nicht in Hader und Neid (welcher nebſt aller-
hand Suͤnden der Unzucht aus den κώμοις, ſuͤnd-
lichen Gelagen zu entſtehen pfleget, ſonderlich
zur Nacht-Zeit. Siehe auch Luc. 21, 34. 1 Cor.
6, 9. 10. Gal. 5, 19. ſeqq. Eph. 5, 5. 18. 1 Theſſ.
5, 6. 7. Jac. 3, 14. 16.)

Anmerckungen.
1. Das Wort κῶμος, welches Lutherus
hat Freſſen vertiret, hat zwar dieſe Bedeutung
mit in ſich; wie denn daher auch das Lateiniſche
Wort comeſſor, ich ſchlemme, praſſe, deßglei-
chen comœdia entſtanden zu ſeyn ſcheinet; allein
es
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[157/0185] Cap. 13, v. 11-13. an die Roͤmer. Anmerckungen. 1. Die gantze Morale, oder Tugend-Lehre der Chriſten iſt nichts anders als das aufgeklaͤr- te Recht, oder Geſetz, der Natur, davon die Philoſophie bey den Heiden und noch heute zu Tage bey den Chriſten, ſo fern ſie auſſer dem goͤttlichen Worte betrachtet wird, nur einen Schatten hat, und eine Nacht iſt gegen den hellen Tag. O wie haben wir aber auch leider unter uns Chriſten der Kinder des Nachts ſo viel, welche die Finſterniß mehr lieben, als das Licht! 2. Die gantze andere Tafel des Geſetzes lieget mit allen ihren Pflichten der Liebe gegen uns ſelbſt und den Naͤchſten in dieſem von Chri- ſto ſelbſt gebrauchten axiomate des Natur-Geſe- tzes: Alles, was ihr wollt, daß euch die Leute thun ſollen, das thut ihr ihnen: mit dem Zuſatze: Das iſt das Geſetz und die Propheten. Matth. 7, 12. Es iſt aber ein ſol- ches wollen zu verſtehen, das in der Buß-Ord- nung rectificiret worden, und in der Heils-Ord- nung geuͤbet wird. V. 11. Und weil wir ſolches wiſſen, nemlich die Zeit, daß die Stunde da iſt aufzuſtehen vom Schlaf (Gr. Und ſolches nemlich thut ſo viel mehr oder laſſet uns thun, nemlich was die Liebe fodert, weil ihr wiſſet, oder weil wir wiſſen, die rechte Zeit; nemlich daß es Zeit iſt vom Schlafe der Suͤnden aufzuſtehen. Sie- he auch 2 Cor. 6, 2. Eph. 5, 14. 1 Theſſ. 5, 6.) Sintemal unſer Heil ietzt naͤher iſt, (wir ſind in dem bisherigen Lauf unſers Chriſtenthums unſerm ewigen Heil in CHriſto, der unſer Heil iſt Ap. Geſch. 4, 12. Joh. 17, 3. ſchon naͤher) denn da wirs glaubten, (da wir erſt zum Glauben kamen, oder glaubig worden ſind: daher wir ja nicht wieder zuruͤck gehen muͤſſen, ſondern was uns vom Suͤnden-Schlafe, oder ſuͤndlicher Traͤgheit noch anklebet, immer mehr abzulegen haben. Von dem Worte glauben, oder glaͤubig werden, ſiehe Eph. 1, 13. und vom naͤhern Heil Hebr. 6, 9.) Anmerckungen. 1. Die alten Interpretes conſtruiren zwar die Woͤrter καὶ τοῦτο mit dem participio εἰδότες, ohne ein comma; dahin auch die Uberſetzung Lutheri gehet: wenn man aber die diſtinction un- ſerer exemplarium, da ſie gar fuͤglich iſt, behal- ten will, alſo, daß das καὶ τοῦτο auf das vorher- gehende gehe, und das participium mit den fol- genden Worten dazu, als eine bewegende Urſa- che, angefuͤhret werde; ſo dienet zur Erlaͤuterung ſolcher conſtruction der Ort 1 Cor. 6, 6. Es hadert ein Bruder mit dem andern, καὶ τοῦτο, dazu, oder, und ſolches (nemlich thut er) vor den Unglaͤubigen. Sie auch Hebr. 11, 12. 2. Ein ieder Leſer gedencke, daß der Apoſtel ihn inſonderheit anrede, und daß die Zeit, da er dieſes lieſet, eben ſeine rechte Zeit ſey, vom Schla- fe oder Traͤgheit der Suͤnden aufzuſtehen. 3. Es kan ſich hievon auch ſo viel weniger iemand ausnehmen, ſo viel klaͤrer es iſt, daß Paulus, da er es mit den ſchon geiſtlich erweck- ten Roͤmern zu thun hat, nicht redet von dem er- ſten Aufſtehen, ſondern von dem Fortfahren in der geiſtlichen Auferſtehung: gleichwie alle uͤbri- ge Lebens-Pflichten, dazu ſie in dieſem Briefe ermahnet werden, z. E. Stellet euch nicht der Welt gleich, ſondern verneuret euch ꝛc. von einem muntern Fortgange, darinnen man mit einem neuen Vorſatze gleichſam immer von neuen wieder anfangt, zu verſtehen ſind. V. 12. Die Nacht (unſers unbekehrten und ver- finſterten Zuſtandes im unglaubigen Juden- thum, auch aberglaubigen und abgoͤttiſchen Hei- denthum) iſt vergangen, der Tag aber (der Gnaden-Zeit und unſerer Erleuchtung und Be- kehrung) iſt herbey kommen (von der Zeit an, da Chriſtus, das Licht der Welt, uns zu ſich ge- zogen, bekehret und erleuchtet hat, Eph. 5, 14. 1 Theſſ. 5, 5. 1 Joh. 2, 8.) So laſſet uns (fer- ner, wie bisher geſchehen,) ablegen die (an der Erb-Suͤnde und dem, was daher entſtehet, noch uͤbrigen) Wercke der Finſterniß (2 Cor. 7, 1. Eph. 5, 11. 14. 6, 13. Col. 3, 8.) und (immer mehr) anlegen die Waffen des Lichts (an uns neh- men und in uns zur mehrern Kraft kommen laſ- ſen die Kraͤfte des Lichts oder des Evangelii von CHriſto unſerm Lichte; mit welchen Waffen wir, als geiſtliche Krieges-Leute, gegen das Reich der Finſterniß uns dergeſtalt vertheidigen, daß wir daſſelbe helfen zerſtoͤren. Siehe Rom. 6, 13. 19. 2 Cor. 10, 3. 4. 5. Eph. 6, 10. ſeqq. Ferner Eph. 4, 22. ſeqq. Col. 3, 8. ſeq. 1 Pet. 2, 1. 4, 2. Tit. 3, 3. Hebr. 12, 1.) V. 13. Laſſet uns ehrbarlich (ἐυσχημόνως, al- ſo, wie es der Wohlſtand und die gute Geſtalt, oder Beſchaffenheit unſers Berufs zum Himmel- reich mit ſich bringet Phil. 4, 8. 1 Theſſ. 4, 12. Col. 4, 5. 1 Pet. 2, 12.) wandeln, als am Ta- ge (wie es der helle Tag des uns aufgegange- nen Lichts des Evangelii erfodert, da uns Chri- ſtus ſelbſt zum Heil erſchienen iſt.) nicht in Freſ- ſen und Saufen (in liederlichen Sauf-Spiel- und Tantz-Gelagen) nicht in Kammern, κοί- ταις, in unehelichen, oder huriſchen und ehebre- cheriſchen Beyſchlafen) und Unzucht, (aller- hand ſtummen Suͤnden, andern Unreinigkeiten und muthwilligen Befleckungen des Fleiſches) nicht in Hader und Neid (welcher nebſt aller- hand Suͤnden der Unzucht aus den κώμοις, ſuͤnd- lichen Gelagen zu entſtehen pfleget, ſonderlich zur Nacht-Zeit. Siehe auch Luc. 21, 34. 1 Cor. 6, 9. 10. Gal. 5, 19. ſeqq. Eph. 5, 5. 18. 1 Theſſ. 5, 6. 7. Jac. 3, 14. 16.) Anmerckungen. 1. Das Wort κῶμος, welches Lutherus hat Freſſen vertiret, hat zwar dieſe Bedeutung mit in ſich; wie denn daher auch das Lateiniſche Wort comeſſor, ich ſchlemme, praſſe, deßglei- chen comœdia entſtanden zu ſeyn ſcheinet; allein es U 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/185>, abgerufen am 24.11.2024.