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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 12, v. 15-18.
[Spaltenumbruch] richte über den Hals, warum soltest du ihm noch
über das auch Leides zufügen?
V. 15.

Freuet euch mit den Fröhlichen (wenn
es euren Mitgliedern wohlgehet, ihnen dieses
und jenes zu ihrer Erquickung wiederfähret und
sie wohlgemuth machet; so nehmet dergestalt
Theil daran, daß ihr es euch ohne allen Neid
lasset lieb seyn, und GOtt mit dafür dancket.
Sir. 7, 37. 38. 1 Cor. 12, 16. Hebr. 13, 3.) und
weinet mit den Weinenden
(lasset euch die
Noth und das Elend, welches andere zum Wei-
nen bringet, oder sie doch sonst sehr drucket, also
zu Hertzen gehen, daß ihr es selbst empfindet, und
aus solchem Mitleiden ihnen mit Worten und
Wercken tröstlich und behülflich seyd. 1 Pet. 3, 8.

Anmerckung.

Ein offenbarer Mißbrauch dieser Worte ist
es, wenn einige gedencken, Paulus habe ihnen
mit der anbefohlnen Frölichkeit die Freyheit ge-
geben, sich zu lustigen und eitlen Gesellschaften
zu halten, und eines mitzumachen. Fromme
Christen haben zwar auch eine Freude, und zwar
eine beständige, die niemand von ihnen neh-
men kan Joh. 16, 22. abereine reine und heili-
ge Freude in dem HErrn; eine Freude zwar
schon in der Welt, aber nicht nach der Welt.)

V. 16.

Habet einerley Sinn untereinander
(zuvorderst, daß ihr alle nach Christo gesinnet
seyd, und nach diesem Grunde suchet unter und
gegen einander immer in einem guten Verständ-
niß und gutem Vertrauen zu stehen; daß ein
ieder dem andern das thue, und nicht thue, was
er sich selbst wünschet gethan und gelassen zu wer-
den. Rom. 15, 5. 1 Cor. 1, 10. 2 Cor. 13, 11.
Phil. 2, 2. c. 3, 16. 1 Pet. 3, 8.) Trachtet
nicht nach hohen Dingen,
(daß ihr theils in
der Welt hoch hinaus und vor andern hervor
ragen wollet, theils im Christenthum nach aus-
serordentlichen Dingen und Gaben gaffet, euch
auch lasset auf solche Gemüths-Höhen führen,
daß ihr die gemeinen Regeln des Glaubens und
des Lebens zu gering achtet, und in der falschen
Meinung, daß sie allein für die Anfänger gehö-
reten, besondere und höhere Einsichten, auch be-
sondere Führungen von GOtt haben wollet)
sondern haltet euch herunter zu den Nie-
drigen
(an den Exempeln solcher Seelen, wel-
che in der Einfalt ihres Hertzens, und in der Nie-
drigkeit ihres Sinnes mit Demuth vor GOTT
wandeln, lernet, und die stellet euch zur Nach-
folge vor, also, daß ihr auf keine Gemüths-Hö-
hen kommet, oder euch doch davon wieder her-
unter führen lasset. Siehe Psalm 131, 1. Jer.
45, 5.) Haltet euch nicht selbst für klug
(ein anders ist klug seyn, oder die wahre Klug-
heit der Gerechten haben; als welche c. 12, 2. 3.
uns recommendiret wird, wie sie nemlich durch
den Weg der Verleugnung unserer selbst und
der Welt, und durch die Verneurung unsers
innern Menschen, auch durch die Aufopferung
[Spaltenumbruch] gegen GOtt zu erhalten ist: welche Klugheit
mit der Demuth aufs genaueste übereinstimmet:
ein anders ist, aus dem Grunde der Eigenliebe
sich selbst für klug, oder für klüger halten, als
man würcklich ist; und dabey auch in göttlichen
Dingen und Wegen klügeln, fürwitzig seyn und
hochherfahren. Siehe auch Prov. 3, 7. c. 26,
12, 16. 28, 26. Jes. 5, 21. Rom. 11, 25.)

V. 17.

Vergeltet niemand Böses mit Bösem.
(wozu unsere sündliche Natur sehr geneiget ist,
sondern Böses mit Gutem: als womit ihr nicht
allein nach eurem guten principio und Grunde
handelt; als die ihr im Guten euer rechtes Ele-
ment
haben sollet: sondern ihr erhaltet damit
auch desto eher Ruhe und Friede, und gewinnet
noch dazu etwas an euren Verfolgern, zur
Uberzeugung von eurer Unschuld, und zur Be-
schämung in ihrer Bosheit: da ihr hingegen,
wofern ihr Böses mit Bösem vergelten wollet,
nicht allein wider euren Beruf, der aufs Leiden
gehet, handelt, sondern auch noch dazu bey eu-
ren Feinden übel nur immer ärger machet.
Siehe auch Sprüchw. 3, 4. nach den LXX. In-
terpr.
daher die Worte genommen: ferner cap.
20, 22. 24, 29. Matth. 5, 39. 40. 1 Thess. 5, 15.
1 Pet. 3, 9.) Befleißiget euch der Ehrbar-
keit gegen jederman
(seyd darauf bedacht,
daß ihr gegen iederman, und also sonderlich ge-
gen die Unchristen, oder Jüden und Heiden, in
Geberden, Worten und Wercken zum guten
Exempel beweiset, ta kala, was tugendhaft,
gut und löblich ist; damit allewege ferner ein gu-
ter Geruch von euch ausgehe, wie ich von euch
schon oben c. 1, 8. habe rühmen und darüber
GOtt preisen können. Siehe auch 2 Cor. 8,
21. Phil. 4, 8. 1 Pet. 2, 12.

V. 18.

Jst es möglich, so viel an euch ist, so
habet mit allen Menschen Friede:
(so viel
als es Gewissens wegen immer mehr geschehen
kan, so wandelt gegen jederman, sonderlich ge-
gen die Juden und Heiden, also in der Liebe und
aller Vorsichtigkeit, daß ihr ihnen nicht selbst
eine Gelegenheit an die Hand gebet, mit euch zu
zerfallen, und sich an euch mit vieler Unruhe zu
versündigen. Wo ihr aber eures Orts dem
Frieden nachjaget, und sich doch ein Unfried und
Verfolgung wider euch erhebet, da seyd denn
geduldig in Trübsal, nach v. 12. Siehe auch
Marc. 9, 50. Eph. 4, 3. 1 Pet. 3, 11. Hebr.
12, 14.)

Anmerckung.

Es gehöret ein gar weiser, auch lauterer
und treuer, Sinn dazu, sich eines theils nicht
selbst durch Unvorsichtigkeit und Ubereilung Lei-
den zu machen, und also der Gottlosen auch dar-
innen zu schonen, daß man sie nicht, zu ihrer
noch mehrern Versündigung, wider sich und
alles Gute noch mehr aufbringe: andern theils
aber nicht in eine Klugheit des Fleisches eingehe,
und der Welt diß und das einräume, um nur mit
dem Creutze Christi verschonet zu bleiben.

V. 19.
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 12, v. 15-18.
[Spaltenumbruch] richte uͤber den Hals, warum ſolteſt du ihm noch
uͤber das auch Leides zufuͤgen?
V. 15.

Freuet euch mit den Froͤhlichen (wenn
es euren Mitgliedern wohlgehet, ihnen dieſes
und jenes zu ihrer Erquickung wiederfaͤhret und
ſie wohlgemuth machet; ſo nehmet dergeſtalt
Theil daran, daß ihr es euch ohne allen Neid
laſſet lieb ſeyn, und GOtt mit dafuͤr dancket.
Sir. 7, 37. 38. 1 Cor. 12, 16. Hebr. 13, 3.) und
weinet mit den Weinenden
(laſſet euch die
Noth und das Elend, welches andere zum Wei-
nen bringet, oder ſie doch ſonſt ſehr drucket, alſo
zu Hertzen gehen, daß ihr es ſelbſt empfindet, und
aus ſolchem Mitleiden ihnen mit Worten und
Wercken troͤſtlich und behuͤlflich ſeyd. 1 Pet. 3, 8.

Anmerckung.

Ein offenbarer Mißbrauch dieſer Worte iſt
es, wenn einige gedencken, Paulus habe ihnen
mit der anbefohlnen Froͤlichkeit die Freyheit ge-
geben, ſich zu luſtigen und eitlen Geſellſchaften
zu halten, und eines mitzumachen. Fromme
Chriſten haben zwar auch eine Freude, und zwar
eine beſtaͤndige, die niemand von ihnen neh-
men kan Joh. 16, 22. abereine reine und heili-
ge Freude in dem HErrn; eine Freude zwar
ſchon in der Welt, aber nicht nach der Welt.)

V. 16.

Habet einerley Sinn untereinander
(zuvorderſt, daß ihr alle nach Chriſto geſinnet
ſeyd, und nach dieſem Grunde ſuchet unter und
gegen einander immer in einem guten Verſtaͤnd-
niß und gutem Vertrauen zu ſtehen; daß ein
ieder dem andern das thue, und nicht thue, was
er ſich ſelbſt wuͤnſchet gethan und gelaſſen zu wer-
den. Rom. 15, 5. 1 Cor. 1, 10. 2 Cor. 13, 11.
Phil. 2, 2. c. 3, 16. 1 Pet. 3, 8.) Trachtet
nicht nach hohen Dingen,
(daß ihr theils in
der Welt hoch hinaus und vor andern hervor
ragen wollet, theils im Chriſtenthum nach auſ-
ſerordentlichen Dingen und Gaben gaffet, euch
auch laſſet auf ſolche Gemuͤths-Hoͤhen fuͤhren,
daß ihr die gemeinen Regeln des Glaubens und
des Lebens zu gering achtet, und in der falſchen
Meinung, daß ſie allein fuͤr die Anfaͤnger gehoͤ-
reten, beſondere und hoͤhere Einſichten, auch be-
ſondere Fuͤhrungen von GOtt haben wollet)
ſondern haltet euch herunter zu den Nie-
drigen
(an den Exempeln ſolcher Seelen, wel-
che in der Einfalt ihres Hertzens, und in der Nie-
drigkeit ihres Sinnes mit Demuth vor GOTT
wandeln, lernet, und die ſtellet euch zur Nach-
folge vor, alſo, daß ihr auf keine Gemuͤths-Hoͤ-
hen kommet, oder euch doch davon wieder her-
unter fuͤhren laſſet. Siehe Pſalm 131, 1. Jer.
45, 5.) Haltet euch nicht ſelbſt fuͤr klug
(ein anders iſt klug ſeyn, oder die wahre Klug-
heit der Gerechten haben; als welche c. 12, 2. 3.
uns recommendiret wird, wie ſie nemlich durch
den Weg der Verleugnung unſerer ſelbſt und
der Welt, und durch die Verneurung unſers
innern Menſchen, auch durch die Aufopferung
[Spaltenumbruch] gegen GOtt zu erhalten iſt: welche Klugheit
mit der Demuth aufs genaueſte uͤbereinſtimmet:
ein anders iſt, aus dem Grunde der Eigenliebe
ſich ſelbſt fuͤr klug, oder fuͤr kluͤger halten, als
man wuͤrcklich iſt; und dabey auch in goͤttlichen
Dingen und Wegen kluͤgeln, fuͤrwitzig ſeyn und
hochherfahren. Siehe auch Prov. 3, 7. c. 26,
12, 16. 28, 26. Jeſ. 5, 21. Rom. 11, 25.)

V. 17.

Vergeltet niemand Boͤſes mit Boͤſem.
(wozu unſere ſuͤndliche Natur ſehr geneiget iſt,
ſondern Boͤſes mit Gutem: als womit ihr nicht
allein nach eurem guten principio und Grunde
handelt; als die ihr im Guten euer rechtes Ele-
ment
haben ſollet: ſondern ihr erhaltet damit
auch deſto eher Ruhe und Friede, und gewinnet
noch dazu etwas an euren Verfolgern, zur
Uberzeugung von eurer Unſchuld, und zur Be-
ſchaͤmung in ihrer Bosheit: da ihr hingegen,
wofern ihr Boͤſes mit Boͤſem vergelten wollet,
nicht allein wider euren Beruf, der aufs Leiden
gehet, handelt, ſondern auch noch dazu bey eu-
ren Feinden uͤbel nur immer aͤrger machet.
Siehe auch Spruͤchw. 3, 4. nach den LXX. In-
terpr.
daher die Worte genommen: ferner cap.
20, 22. 24, 29. Matth. 5, 39. 40. 1 Theſſ. 5, 15.
1 Pet. 3, 9.) Befleißiget euch der Ehrbar-
keit gegen jederman
(ſeyd darauf bedacht,
daß ihr gegen iederman, und alſo ſonderlich ge-
gen die Unchriſten, oder Juͤden und Heiden, in
Geberden, Worten und Wercken zum guten
Exempel beweiſet, τά καλά, was tugendhaft,
gut und loͤblich iſt; damit allewege ferner ein gu-
ter Geruch von euch ausgehe, wie ich von euch
ſchon oben c. 1, 8. habe ruͤhmen und daruͤber
GOtt preiſen koͤnnen. Siehe auch 2 Cor. 8,
21. Phil. 4, 8. 1 Pet. 2, 12.

V. 18.

Jſt es moͤglich, ſo viel an euch iſt, ſo
habet mit allen Menſchen Friede:
(ſo viel
als es Gewiſſens wegen immer mehr geſchehen
kan, ſo wandelt gegen jederman, ſonderlich ge-
gen die Juden und Heiden, alſo in der Liebe und
aller Vorſichtigkeit, daß ihr ihnen nicht ſelbſt
eine Gelegenheit an die Hand gebet, mit euch zu
zerfallen, und ſich an euch mit vieler Unruhe zu
verſuͤndigen. Wo ihr aber eures Orts dem
Frieden nachjaget, und ſich doch ein Unfried und
Verfolgung wider euch erhebet, da ſeyd denn
geduldig in Truͤbſal, nach v. 12. Siehe auch
Marc. 9, 50. Eph. 4, 3. 1 Pet. 3, 11. Hebr.
12, 14.)

Anmerckung.

Es gehoͤret ein gar weiſer, auch lauterer
und treuer, Sinn dazu, ſich eines theils nicht
ſelbſt durch Unvorſichtigkeit und Ubereilung Lei-
den zu machen, und alſo der Gottloſen auch dar-
innen zu ſchonen, daß man ſie nicht, zu ihrer
noch mehrern Verſuͤndigung, wider ſich und
alles Gute noch mehr aufbringe: andern theils
aber nicht in eine Klugheit des Fleiſches eingehe,
und der Welt diß und das einraͤume, um nur mit
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V. 19.
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[152/0180] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 12, v. 15-18. richte uͤber den Hals, warum ſolteſt du ihm noch uͤber das auch Leides zufuͤgen? V. 15. Freuet euch mit den Froͤhlichen (wenn es euren Mitgliedern wohlgehet, ihnen dieſes und jenes zu ihrer Erquickung wiederfaͤhret und ſie wohlgemuth machet; ſo nehmet dergeſtalt Theil daran, daß ihr es euch ohne allen Neid laſſet lieb ſeyn, und GOtt mit dafuͤr dancket. Sir. 7, 37. 38. 1 Cor. 12, 16. Hebr. 13, 3.) und weinet mit den Weinenden (laſſet euch die Noth und das Elend, welches andere zum Wei- nen bringet, oder ſie doch ſonſt ſehr drucket, alſo zu Hertzen gehen, daß ihr es ſelbſt empfindet, und aus ſolchem Mitleiden ihnen mit Worten und Wercken troͤſtlich und behuͤlflich ſeyd. 1 Pet. 3, 8. Anmerckung. Ein offenbarer Mißbrauch dieſer Worte iſt es, wenn einige gedencken, Paulus habe ihnen mit der anbefohlnen Froͤlichkeit die Freyheit ge- geben, ſich zu luſtigen und eitlen Geſellſchaften zu halten, und eines mitzumachen. Fromme Chriſten haben zwar auch eine Freude, und zwar eine beſtaͤndige, die niemand von ihnen neh- men kan Joh. 16, 22. abereine reine und heili- ge Freude in dem HErrn; eine Freude zwar ſchon in der Welt, aber nicht nach der Welt.) V. 16. Habet einerley Sinn untereinander (zuvorderſt, daß ihr alle nach Chriſto geſinnet ſeyd, und nach dieſem Grunde ſuchet unter und gegen einander immer in einem guten Verſtaͤnd- niß und gutem Vertrauen zu ſtehen; daß ein ieder dem andern das thue, und nicht thue, was er ſich ſelbſt wuͤnſchet gethan und gelaſſen zu wer- den. Rom. 15, 5. 1 Cor. 1, 10. 2 Cor. 13, 11. Phil. 2, 2. c. 3, 16. 1 Pet. 3, 8.) Trachtet nicht nach hohen Dingen, (daß ihr theils in der Welt hoch hinaus und vor andern hervor ragen wollet, theils im Chriſtenthum nach auſ- ſerordentlichen Dingen und Gaben gaffet, euch auch laſſet auf ſolche Gemuͤths-Hoͤhen fuͤhren, daß ihr die gemeinen Regeln des Glaubens und des Lebens zu gering achtet, und in der falſchen Meinung, daß ſie allein fuͤr die Anfaͤnger gehoͤ- reten, beſondere und hoͤhere Einſichten, auch be- ſondere Fuͤhrungen von GOtt haben wollet) ſondern haltet euch herunter zu den Nie- drigen (an den Exempeln ſolcher Seelen, wel- che in der Einfalt ihres Hertzens, und in der Nie- drigkeit ihres Sinnes mit Demuth vor GOTT wandeln, lernet, und die ſtellet euch zur Nach- folge vor, alſo, daß ihr auf keine Gemuͤths-Hoͤ- hen kommet, oder euch doch davon wieder her- unter fuͤhren laſſet. Siehe Pſalm 131, 1. Jer. 45, 5.) Haltet euch nicht ſelbſt fuͤr klug (ein anders iſt klug ſeyn, oder die wahre Klug- heit der Gerechten haben; als welche c. 12, 2. 3. uns recommendiret wird, wie ſie nemlich durch den Weg der Verleugnung unſerer ſelbſt und der Welt, und durch die Verneurung unſers innern Menſchen, auch durch die Aufopferung gegen GOtt zu erhalten iſt: welche Klugheit mit der Demuth aufs genaueſte uͤbereinſtimmet: ein anders iſt, aus dem Grunde der Eigenliebe ſich ſelbſt fuͤr klug, oder fuͤr kluͤger halten, als man wuͤrcklich iſt; und dabey auch in goͤttlichen Dingen und Wegen kluͤgeln, fuͤrwitzig ſeyn und hochherfahren. Siehe auch Prov. 3, 7. c. 26, 12, 16. 28, 26. Jeſ. 5, 21. Rom. 11, 25.) V. 17. Vergeltet niemand Boͤſes mit Boͤſem. (wozu unſere ſuͤndliche Natur ſehr geneiget iſt, ſondern Boͤſes mit Gutem: als womit ihr nicht allein nach eurem guten principio und Grunde handelt; als die ihr im Guten euer rechtes Ele- ment haben ſollet: ſondern ihr erhaltet damit auch deſto eher Ruhe und Friede, und gewinnet noch dazu etwas an euren Verfolgern, zur Uberzeugung von eurer Unſchuld, und zur Be- ſchaͤmung in ihrer Bosheit: da ihr hingegen, wofern ihr Boͤſes mit Boͤſem vergelten wollet, nicht allein wider euren Beruf, der aufs Leiden gehet, handelt, ſondern auch noch dazu bey eu- ren Feinden uͤbel nur immer aͤrger machet. Siehe auch Spruͤchw. 3, 4. nach den LXX. In- terpr. daher die Worte genommen: ferner cap. 20, 22. 24, 29. Matth. 5, 39. 40. 1 Theſſ. 5, 15. 1 Pet. 3, 9.) Befleißiget euch der Ehrbar- keit gegen jederman (ſeyd darauf bedacht, daß ihr gegen iederman, und alſo ſonderlich ge- gen die Unchriſten, oder Juͤden und Heiden, in Geberden, Worten und Wercken zum guten Exempel beweiſet, τά καλά, was tugendhaft, gut und loͤblich iſt; damit allewege ferner ein gu- ter Geruch von euch ausgehe, wie ich von euch ſchon oben c. 1, 8. habe ruͤhmen und daruͤber GOtt preiſen koͤnnen. Siehe auch 2 Cor. 8, 21. Phil. 4, 8. 1 Pet. 2, 12. V. 18. Jſt es moͤglich, ſo viel an euch iſt, ſo habet mit allen Menſchen Friede: (ſo viel als es Gewiſſens wegen immer mehr geſchehen kan, ſo wandelt gegen jederman, ſonderlich ge- gen die Juden und Heiden, alſo in der Liebe und aller Vorſichtigkeit, daß ihr ihnen nicht ſelbſt eine Gelegenheit an die Hand gebet, mit euch zu zerfallen, und ſich an euch mit vieler Unruhe zu verſuͤndigen. Wo ihr aber eures Orts dem Frieden nachjaget, und ſich doch ein Unfried und Verfolgung wider euch erhebet, da ſeyd denn geduldig in Truͤbſal, nach v. 12. Siehe auch Marc. 9, 50. Eph. 4, 3. 1 Pet. 3, 11. Hebr. 12, 14.) Anmerckung. Es gehoͤret ein gar weiſer, auch lauterer und treuer, Sinn dazu, ſich eines theils nicht ſelbſt durch Unvorſichtigkeit und Ubereilung Lei- den zu machen, und alſo der Gottloſen auch dar- innen zu ſchonen, daß man ſie nicht, zu ihrer noch mehrern Verſuͤndigung, wider ſich und alles Gute noch mehr aufbringe: andern theils aber nicht in eine Klugheit des Fleiſches eingehe, und der Welt diß und das einraͤume, um nur mit dem Creutze Chriſti verſchonet zu bleiben. V. 19.

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/180>, abgerufen am 24.11.2024.