Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 9, v. 6-9. [Spaltenumbruch]
rael, davon sie sich so gerne nennen liessen, ha-be den Meßiam, da er sich ihme ehemal, zum Vorspiel seiner Menschwerdung, unter sicht- barer Gestalt geoffenbaret, und mit ihme ge- kämpfet, besser erkannt und verehret, als so viele seiner ausgearteten Nachkommen, welche ihn verworfen und damit ihre eigene Verwer- fung, daß sie nicht mehr ein Volck GOttes wä- ren, verursachet hätten. V. 7. Auch nicht alle die Abrahams Sa- V. 8. Das ist: nicht sind das GOttes (ei- V. 9. Denn (euch anzuzeigen, warum ich den Anmerckungen. 1. Die Sache von den Kindern Abra- hams, mit Erläuterung dessen, was davon schon angezeiget ist, so viel deutlicher zu machen, so ist dabey zweyerley zu mercken: erstlich des- selben Beschaffenheit nach ihrem Unterschei- de: und denn was dadurch vorgebildet und angezeiget worden. 2. Jhrer unterschiedenen Beschaffenheit nach waren eines theils ihrer sieben, Jsmael der Sohn von der Magd Hagar, und die 1 B. Mos. 25, 1. seqq. benante sechs von der Kethu- ra gebohrne Söhne: andern theils der einzige Jsaac, der mit der Sara erzeugete Sohn. 3. Die sieben Söhne waren alle nach dem gemeinen Laufe der Natur, ohne ihrentwe- gen, in Ansehung ihrer Geburt und des Meßiä, besondere Gnaden-Verheissungen empfangen zu haben, gebohren. Und ob gleich Jsmael der erstgebohrne war, daher auch mit seiner Mut- ter das Vorrecht praetendirte; so überkam er es doch nicht, sondern dasselbe bliebe dem Jsaac, und er muste nebst den Kindern der Kethu- ra mit einigem Geschencke aus dem Erbtheil zu- frieden seyn. Und damit geschahe ihnen allen auch gar kein Unrecht. Denn sie haben doch für ihre Personen und Nachkommen an sich selbst genug gehabt: ja sie sind in ihren Nachkommen, vermöge der ertheilten göttlichen Verheissung, zu grossen Völckern und auch an zeitlichen Gü- tern
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 9, v. 6-9. [Spaltenumbruch]
rael, davon ſie ſich ſo gerne nennen lieſſen, ha-be den Meßiam, da er ſich ihme ehemal, zum Vorſpiel ſeiner Menſchwerdung, unter ſicht- barer Geſtalt geoffenbaret, und mit ihme ge- kaͤmpfet, beſſer erkannt und verehret, als ſo viele ſeiner ausgearteten Nachkommen, welche ihn verworfen und damit ihre eigene Verwer- fung, daß ſie nicht mehr ein Volck GOttes waͤ- ren, verurſachet haͤtten. V. 7. Auch nicht alle die Abrahams Sa- V. 8. Das iſt: nicht ſind das GOttes (ei- V. 9. Denn (euch anzuzeigen, warum ich den Anmerckungen. 1. Die Sache von den Kindern Abra- hams, mit Erlaͤuterung deſſen, was davon ſchon angezeiget iſt, ſo viel deutlicher zu machen, ſo iſt dabey zweyerley zu mercken: erſtlich deſ- ſelben Beſchaffenheit nach ihrem Unterſchei- de: und denn was dadurch vorgebildet und angezeiget worden. 2. Jhrer unterſchiedenen Beſchaffenheit nach waren eines theils ihrer ſieben, Jſmael der Sohn von der Magd Hagar, und die 1 B. Moſ. 25, 1. ſeqq. benante ſechs von der Kethu- ra gebohrne Soͤhne: andern theils der einzige Jſaac, der mit der Sara erzeugete Sohn. 3. Die ſieben Soͤhne waren alle nach dem gemeinen Laufe der Natur, ohne ihrentwe- gen, in Anſehung ihrer Geburt und des Meßiaͤ, beſondere Gnaden-Verheiſſungen empfangen zu haben, gebohren. Und ob gleich Jſmael der erſtgebohrne war, daher auch mit ſeiner Mut- ter das Vorrecht prætendirte; ſo uͤberkam er es doch nicht, ſondern daſſelbe bliebe dem Jſaac, und er muſte nebſt den Kindern der Kethu- ra mit einigem Geſchencke aus dem Erbtheil zu- frieden ſeyn. Und damit geſchahe ihnen allen auch gar kein Unrecht. Denn ſie haben doch fuͤr ihre Perſonen und Nachkommen an ſich ſelbſt genug gehabt: ja ſie ſind in ihren Nachkommen, vermoͤge der ertheilten goͤttlichen Verheiſſung, zu groſſen Voͤlckern und auch an zeitlichen Guͤ- tern
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Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 9, v. 6-9.
rael, davon ſie ſich ſo gerne nennen lieſſen, ha-
be den Meßiam, da er ſich ihme ehemal, zum
Vorſpiel ſeiner Menſchwerdung, unter ſicht-
barer Geſtalt geoffenbaret, und mit ihme ge-
kaͤmpfet, beſſer erkannt und verehret, als ſo
viele ſeiner ausgearteten Nachkommen, welche
ihn verworfen und damit ihre eigene Verwer-
fung, daß ſie nicht mehr ein Volck GOttes waͤ-
ren, verurſachet haͤtten.
V. 7.
Auch nicht alle die Abrahams Sa-
men ſind, (der leiblichen Abkunft nach,) ſind
darum auch Kinder, (ſolche Kinder, welchen
das voͤllige Erbtheil gegeben iſt, zum Vorbilde
der geiſtlichen Kinder, welche dem Abraham, als
geiſtlichen Glaubens-Vater, oder Muſter, ſo
wol aus den Heiden, als Juͤden, wuͤrden durch
das Evangelium von Chriſto geiſtlich gebohren
werden,) ſondern in Jſaac (hieſſe es 1 B.
Moſ. 21, 12. nach der goͤttlichen Verheiſſung,)
ſoll dir der Same genennet werden, (auch
wircklich ſeyn: nicht von dem Jſmael, dem
Sohn der Magd, Hagar; auch nicht von den
mit der Kethura gezeugten ſechs Soͤhnen, 1 B.
25, 1. ſeqq. ſoll der verheiſſene Weibes-Saame,
der Meßias, gebohren werden, ſondern von
dem Jſaac, in ſeinen Nachkommen; von Jſaac,
der der voͤllige Erbe der leiblichen Guͤter Abra-
hams worden iſt: und alſo ſollen auch nur die-
jenigen fuͤr aͤchte und geiſtliche Kinder Abra-
hams geachtet werden, die, wie der Jſaac zum
Vorbilde, vermoͤge der Verheiſſung zur leibli-
chen Geburt, uͤber die gemeinen Natur-Kraͤfte
leiblich gebohren wurde, alſo im Gegenbilde aus
dem Evangelio von CHriſto, das voller Ver-
heiſſungen und Erfuͤllungen iſt, wuͤrden geiſt-
lich gebohren, das iſt, wiedergebohren werden,
und an den Meßiam glauben; ſie moͤchten nun
gleich heidniſcher, oder juͤdiſcher Abkunft nach
dem Fleiſche, oder nach der Natur ſeyn. Wie
denn daher Paulus zu den aus Juden und Hei-
den beſtehenden Galatern ſaget: Hie iſt kein
Juͤde, noch Grieche ꝛc. (mit einigem Vor-
recht,) denn ihr ſeyd allzumal einer (gleich
geachtet) in Chriſto JEſu. Seyd ihr aber
Chriſti, ſo ſeyd ihr ja Abrahams Saamen
und nach der Verheiſſung Erben.)
V. 8.
Das iſt: nicht ſind das GOttes (ei-
gentliche) Kinder, die (nur allein) nach
dem Fleiſche Kinder ſind, (vom Abraham
nichts haben, als die leibliche Abkunft, mit dem
aͤuſſerlichen Bundes-Zeichen der Beſchneidung;
und, ſo unaͤhnlich ſie ihm gleich ſind am Ge-
muͤth und am Glauben, ſo ſehr ſie ſich doch ſei-
ner ruͤhmen: alſo daß auch Johannes der Taͤu-
fer ſie deswegen beſtrafen und ſagen muſte:
Dencket nur nicht, daß ihr bey euch wolt
ſagen: Wir haben Abraham zum Vater
ꝛc. Es iſt ſchon die Axt den Baͤumen an
die Wurtzel geleget ꝛc. Matth. 3, 9. 10. Wie
trotzig antworteten ſie nicht unſerm Heilande
mit der Beziehung auf Abraham Joh. c. 8, 33.
Wir ſind Abrahams Saamen, ſind nie
keinmal iemands Knechte geweſen; wie
ſprichſt du denn, ihr ſolt frey werden.
Darauf ihnen denn der HErr unter andern v.
37. ſeqq. ſagete: Wenn ihr Abrahams Kin-
der waͤret, ſo thaͤtet ihr Abrahams Wer-
cke. Nun aber ſuchet ihr mich zu toͤdten,
einen ſolchen Menſchen, der ich euch die
Wahrheit geſaget habe, die ich von GOtt
gehoͤret habe, das hat Abraham nicht ge-
than-ꝛc.) ſondern die Kinder der Ver-
heiſſung, (die, wie Jſaac vermoͤge der Ver-
heiſſung zur leiblichen Erbſchaft Abrahams ge-
bohren wurde, alſo aus der Kraft des Evange-
lii durch den Glauben an des Jſaacs Gegen-
bild, den Meßiam, wiedergebohren werden,)
werden fuͤr (den rechten) Saamen (nach
welchem im Reiche des Meßiaͤ geſehen wird: ſie-
he Rom. 2, 28. Gal. 4, 28.) gerechnet.
V. 9.
Denn (euch anzuzeigen, warum ich den
Jſaac einen Sohn der Verheiſſung nenne,)
dieſes iſt ein Wort der Verheiſſung, da
er (der Engel des HERRN, der Meßias)
ſpricht: Um dieſe Zeit (uͤbers Jahr, ſiehe
2 Reg. 4, 16.) will ich (mit der Erfuͤllung
meiner Verheiſſung) kommen, und Sara
ſoll einen Sohn haben, (vermoͤge welcher
Verheiſſung die Eltern die Natur-Kraft zur Er-
zeugung eines Sohnes empfangen haben, zum
Vorbilde aller Gnaden-Kinder GOttes, wie
ſie nemlich aus dem Evangelio uͤbernatuͤrlicher
Weiſe von oben herab wiedergebohren ſeyn muͤ-
ſten, wenn ſie Theil am Meßia und ſeinem geiſt-
lichen Reiche haben wolten.)
Anmerckungen.
1. Die Sache von den Kindern Abra-
hams, mit Erlaͤuterung deſſen, was davon
ſchon angezeiget iſt, ſo viel deutlicher zu machen,
ſo iſt dabey zweyerley zu mercken: erſtlich deſ-
ſelben Beſchaffenheit nach ihrem Unterſchei-
de: und denn was dadurch vorgebildet und
angezeiget worden.
2. Jhrer unterſchiedenen Beſchaffenheit
nach waren eines theils ihrer ſieben, Jſmael
der Sohn von der Magd Hagar, und die 1 B.
Moſ. 25, 1. ſeqq. benante ſechs von der Kethu-
ra gebohrne Soͤhne: andern theils der einzige
Jſaac, der mit der Sara erzeugete Sohn.
3. Die ſieben Soͤhne waren alle nach
dem gemeinen Laufe der Natur, ohne ihrentwe-
gen, in Anſehung ihrer Geburt und des Meßiaͤ,
beſondere Gnaden-Verheiſſungen empfangen zu
haben, gebohren. Und ob gleich Jſmael der
erſtgebohrne war, daher auch mit ſeiner Mut-
ter das Vorrecht prætendirte; ſo uͤberkam er es
doch nicht, ſondern daſſelbe bliebe dem Jſaac,
und er muſte nebſt den Kindern der Kethu-
ra mit einigem Geſchencke aus dem Erbtheil zu-
frieden ſeyn. Und damit geſchahe ihnen allen
auch gar kein Unrecht. Denn ſie haben doch
fuͤr ihre Perſonen und Nachkommen an ſich ſelbſt
genug gehabt: ja ſie ſind in ihren Nachkommen,
vermoͤge der ertheilten goͤttlichen Verheiſſung,
zu groſſen Voͤlckern und auch an zeitlichen Guͤ-
tern
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