Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 9, v. 5. 6. an die Römer. [Spaltenumbruch]
doxologie gehören und auch sonst allein vonGOtt dem Allerhöchsten gebrauchet werden. Man sehe Rom. 1, 25. 2 Cor. 11, 31. deßglei- chen Rom. 16, 27. Phil. 4, 20. Hebr. 13, 21. 1 Pet. 5, 11. u. s. w. Zum vierten darinn, daß der menschlichen Natur CHristi besonders gedacht wird mit den Worten to kata sarka, was das Fleisch, das ist, die menschliche Natur, be- trifft. Wenn nun dadurch, daß Christus der über alles hochgelobte GOtt genennet wird, nicht seine wahre Gottheit angezeiget, sondern er nur ein blosser Mensch wäre; so hätte die menschliche Natur nicht besonders dürfen bezeichnet werden. Zwar stehen die Worte kata sarka, nach dem Fleische, in dieser Epistel auch vom Abraham c. 4, 1. und von den übrigen Jüden c. 9, 1. allein in diesen Oertern wird durch diese Worte nicht eine Natur von der andern unterschieden, sondern sie stehen einseitig und, und zwar nicht von der menschlichen Natur, sondern von dem äusserlichen Zustande der Religion und Ankunft, oder leiblichen Anverwand- schaft. So stehet in denselben auch nur schlechthin kata sarka, nach dem Flei- sche: nicht aber to kata` sarka, wie al- hier Rom. 9, 5. Welches denn so viel ist, als: Was die Menschliche Natur be- trifft. 2. Es ist bey diesem Ort zu dessen mehrern Erläuterung wohl zu mercken, daß, wenn er in eine propositionem logicam gebracht wird, diese also lautet: Subjectum: Khristos o [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]n epi panton Theos eulogetos e[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]s tous a[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]onas: Chri- stus, der hochgelobte GOtt über alles: Praedicatum: Kömmt her aus den Vätern nach dem Fleisch, oder, was die mensch- liche Natur betrifft. Und aus dieser pro- position siehet man auch, warum im Griechi- schen stehe o on, nicht aber os, mit dem verbo esti: nemlich weil das participium nicht zum praedicato gehöret, sondern zum subjecto, und eine apposition machet von dem Worte Khristos, und daher keinen articulum postpositivum, son- dern einen praepositivum haben kan. Und also ist nach der constructione Grammatica der sen- sus logicus dieser: Christus, o [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]n Theos eulo- getos epi panton, der existirende oder we- sentliche hochgelobte GOTT über alles, kömmt her aus den Vätern, nach dem Fleisch. Dergleichen structur der Worte fin- den wir auch 2 Cor. 11, 31. Subjectum: GOtt und der Vater unsers HErrn JEsu Chri- sti, o [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]n eulogetos eis tous aionas, der we- sentliche hochgelobte GOtt in Ewigkeit: Praedicatum: Weiß, daß ich nicht lüge. 3. Jm übrigen ist bey diesem Orte zu mer- cken, daß die Worte, daß Christus sey GOtt hochgelobet in Ewigkeit, von den Socinianis selbst im Racoischen Catechismo Sect. IV. c. 1. p. 105. von Christo angenommen werden. Jh- re dabey befindliche Wort-Verkehrung aber ist von mir entdecket in der Causa Dei Tomi III. p. 314. und folgenden: alwo auch gezeiget wird, wie verkehret diejenige von den Socinianis mit [Spaltenumbruch] diesem Orte umgehen, welche nach den Wor- ten epi panton ein punctum setzen, und die Worte GOTT hochgelobet in Ewigkeit, nicht von Christo, sondern von GOTT dem Vater verstehen, und aus den letztern Wor- ten eine solche auf den Vater gerichtete doxo- logie machen, welche sich doch weder zum Text noch zum Contexte schicket. V. 6. Aber nicht sage ich solches, (was ich Anmerckungen. 1. Das griechische Wort [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]ion heißt oft so 2. Jn den letztern Worten führet uns die rael P 2
Cap. 9, v. 5. 6. an die Roͤmer. [Spaltenumbruch]
doxologie gehoͤren und auch ſonſt allein vonGOtt dem Allerhoͤchſten gebrauchet werden. Man ſehe Rom. 1, 25. 2 Cor. 11, 31. deßglei- chen Rom. 16, 27. Phil. 4, 20. Hebr. 13, 21. 1 Pet. 5, 11. u. ſ. w. Zum vierten darinn, daß der menſchlichen Natur CHriſti beſonders gedacht wird mit den Worten τὸ κατὰ σάρκα, was das Fleiſch, das iſt, die menſchliche Natur, be- trifft. Wenn nun dadurch, daß Chriſtus der uͤber alles hochgelobte GOtt genennet wird, nicht ſeine wahre Gottheit angezeiget, ſondern er nur ein bloſſer Menſch waͤre; ſo haͤtte die menſchliche Natur nicht beſonders duͤrfen bezeichnet werden. Zwar ſtehen die Worte κατὰ σάρκα, nach dem Fleiſche, in dieſer Epiſtel auch vom Abraham c. 4, 1. und von den uͤbrigen Juͤden c. 9, 1. allein in dieſen Oertern wird durch dieſe Worte nicht eine Natur von der andern unterſchieden, ſondern ſie ſtehen einſeitig und, und zwar nicht von der menſchlichen Natur, ſondern von dem aͤuſſerlichen Zuſtande der Religion und Ankunft, oder leiblichen Anverwand- ſchaft. So ſtehet in denſelben auch nur ſchlechthin κατὰ σἀρκα, nach dem Flei- ſche: nicht aber τὸ κατα` σάρκα, wie al- hier Rom. 9, 5. Welches denn ſo viel iſt, als: Was die Menſchliche Natur be- trifft. 2. Es iſt bey dieſem Ort zu deſſen mehrern Erlaͤuterung wohl zu mercken, daß, wenn er in eine propoſitionem logicam gebracht wird, dieſe alſo lautet: Subjectum: Χριστὸς ὁ [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ν ἐπὶ πάντων Θεὸς ἐυλογητὸς ε[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ς τοὺς α[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ῶνας: Chri- ſtus, der hochgelobte GOtt uͤber alles: Prædicatum: Koͤmmt her aus den Vaͤtern nach dem Fleiſch, oder, was die menſch- liche Natur betrifft. Und aus dieſer pro- poſition ſiehet man auch, warum im Griechi- ſchen ſtehe ὁ ῶν, nicht aber ὅς, mit dem verbo ἐστί: nemlich weil das participium nicht zum prædicato gehoͤret, ſondern zum ſubjecto, und eine appoſition machet von dem Worte Χριστὸς, und daher keinen articulum poſtpoſitivum, ſon- dern einen præpoſitivum haben kan. Und alſo iſt nach der conſtructione Grammatica der ſen- ſus logicus dieſer: Chriſtus, ὁ [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ν Θεὸς ἐυλο- γητὸς ἐπὶ πάντων, der exiſtirende oder we- ſentliche hochgelobte GOTT uͤber alles, koͤmmt her aus den Vaͤtern, nach dem Fleiſch. Dergleichen ſtructur der Worte fin- den wir auch 2 Cor. 11, 31. Subjectum: GOtt und der Vater unſers HErrn JEſu Chri- ſti, ὁ [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ν ἐυλογητὸς ἐις τοὺς αἰῶνας, der we- ſentliche hochgelobte GOtt in Ewigkeit: Prædicatum: Weiß, daß ich nicht luͤge. 3. Jm uͤbrigen iſt bey dieſem Orte zu mer- cken, daß die Worte, daß Chriſtus ſey GOtt hochgelobet in Ewigkeit, von den Socinianis ſelbſt im Racoiſchen Catechiſmo Sect. IV. c. 1. p. 105. von Chriſto angenommen werden. Jh- re dabey befindliche Wort-Verkehrung aber iſt von mir entdecket in der Cauſa Dei Tomi III. p. 314. und folgenden: alwo auch gezeiget wird, wie verkehret diejenige von den Socinianis mit [Spaltenumbruch] dieſem Orte umgehen, welche nach den Wor- ten ἐπὶ πάντων ein punctum ſetzen, und die Worte GOTT hochgelobet in Ewigkeit, nicht von Chriſto, ſondern von GOTT dem Vater verſtehen, und aus den letztern Wor- ten eine ſolche auf den Vater gerichtete doxo- logie machen, welche ſich doch weder zum Text noch zum Contexte ſchicket. V. 6. Aber nicht ſage ich ſolches, (was ich Anmerckungen. 1. Das griechiſche Wort [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ιον heißt oft ſo 2. Jn den letztern Worten fuͤhret uns die rael P 2
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Cap. 9, v. 5. 6. an die Roͤmer.
doxologie gehoͤren und auch ſonſt allein von
GOtt dem Allerhoͤchſten gebrauchet werden.
Man ſehe Rom. 1, 25. 2 Cor. 11, 31. deßglei-
chen Rom. 16, 27. Phil. 4, 20. Hebr. 13, 21.
1 Pet. 5, 11. u. ſ. w.
Zum vierten darinn, daß der menſchlichen
Natur CHriſti beſonders gedacht wird mit
den Worten τὸ κατὰ σάρκα, was das
Fleiſch, das iſt, die menſchliche Natur, be-
trifft. Wenn nun dadurch, daß Chriſtus
der uͤber alles hochgelobte GOtt genennet
wird, nicht ſeine wahre Gottheit angezeiget,
ſondern er nur ein bloſſer Menſch waͤre; ſo
haͤtte die menſchliche Natur nicht beſonders
duͤrfen bezeichnet werden. Zwar ſtehen die
Worte κατὰ σάρκα, nach dem Fleiſche,
in dieſer Epiſtel auch vom Abraham c. 4, 1.
und von den uͤbrigen Juͤden c. 9, 1. allein in
dieſen Oertern wird durch dieſe Worte nicht
eine Natur von der andern unterſchieden,
ſondern ſie ſtehen einſeitig und, und zwar
nicht von der menſchlichen Natur, ſondern
von dem aͤuſſerlichen Zuſtande der Religion
und Ankunft, oder leiblichen Anverwand-
ſchaft. So ſtehet in denſelben auch nur
ſchlechthin κατὰ σἀρκα, nach dem Flei-
ſche: nicht aber τὸ κατα` σάρκα, wie al-
hier Rom. 9, 5. Welches denn ſo viel iſt,
als: Was die Menſchliche Natur be-
trifft.
2. Es iſt bey dieſem Ort zu deſſen mehrern
Erlaͤuterung wohl zu mercken, daß, wenn er
in eine propoſitionem logicam gebracht wird,
dieſe alſo lautet: Subjectum: Χριστὸς ὁ _ ν ἐπὶ
πάντων Θεὸς ἐυλογητὸς ε_ ς τοὺς α_ ῶνας: Chri-
ſtus, der hochgelobte GOtt uͤber alles:
Prædicatum: Koͤmmt her aus den Vaͤtern
nach dem Fleiſch, oder, was die menſch-
liche Natur betrifft. Und aus dieſer pro-
poſition ſiehet man auch, warum im Griechi-
ſchen ſtehe ὁ ῶν, nicht aber ὅς, mit dem verbo
ἐστί: nemlich weil das participium nicht zum
prædicato gehoͤret, ſondern zum ſubjecto, und
eine appoſition machet von dem Worte Χριστὸς,
und daher keinen articulum poſtpoſitivum, ſon-
dern einen præpoſitivum haben kan. Und alſo
iſt nach der conſtructione Grammatica der ſen-
ſus logicus dieſer: Chriſtus, ὁ _ ν Θεὸς ἐυλο-
γητὸς ἐπὶ πάντων, der exiſtirende oder we-
ſentliche hochgelobte GOTT uͤber alles,
koͤmmt her aus den Vaͤtern, nach dem
Fleiſch. Dergleichen ſtructur der Worte fin-
den wir auch 2 Cor. 11, 31. Subjectum: GOtt
und der Vater unſers HErrn JEſu Chri-
ſti, ὁ _ ν ἐυλογητὸς ἐις τοὺς αἰῶνας, der we-
ſentliche hochgelobte GOtt in Ewigkeit:
Prædicatum: Weiß, daß ich nicht luͤge.
3. Jm uͤbrigen iſt bey dieſem Orte zu mer-
cken, daß die Worte, daß Chriſtus ſey GOtt
hochgelobet in Ewigkeit, von den Socinianis
ſelbſt im Racoiſchen Catechiſmo Sect. IV. c. 1.
p. 105. von Chriſto angenommen werden. Jh-
re dabey befindliche Wort-Verkehrung aber iſt
von mir entdecket in der Cauſa Dei Tomi III. p.
314. und folgenden: alwo auch gezeiget wird,
wie verkehret diejenige von den Socinianis mit
dieſem Orte umgehen, welche nach den Wor-
ten ἐπὶ πάντων ein punctum ſetzen, und die
Worte GOTT hochgelobet in Ewigkeit,
nicht von Chriſto, ſondern von GOTT dem
Vater verſtehen, und aus den letztern Wor-
ten eine ſolche auf den Vater gerichtete doxo-
logie machen, welche ſich doch weder zum Text
noch zum Contexte ſchicket.
V. 6.
Aber nicht ſage ich ſolches, (was ich
von meiner groſſen Betruͤbniß, die ich wegen
der Verwerfung des ſonſt ſo hoch gewuͤrdigten
Juͤdiſchen Volcks bey mir empfinde. Gr. Es
iſt aber nicht moͤglich,) daß GOttes Wort
(darinnen ihnen ſolche Vorrechte beygeleget
worden,) darum aus ſey, (gleichſam auf die
Erde gefallen und unerfuͤllet geblieben ſey, al-
ſo daß das Juͤdiſche Volck ſich des ſo vielen Gu-
ten nicht auch noch ietzo, ja ietzo und auch noch
kuͤnftig ſonderlich, zu getroͤſten haͤtte. Siehe
Num. 23, 19. Rom. 3, 3. 11, 29. 2 Corinth. 1, 20.
2 Tim. 2, 13.) denn es ſind nicht alle (rechte)
Jſraeliter, (die auſſer der Beſchneidung am
Fleiſche auch innerlich am Hertzen beſchnitten
ſind, und auſſer dem aͤuſſerlichen Levitiſchen
Gottes-Dienſte GOtt auch innerlich im Geiſte
und in der Wahrheit dienen, wie Jacob und
Nathanael, die rechten Jſraeliten, und ande-
re, die zum geiſtlichen Jſrael GOttes gehoͤren
Joh. 1, 48. 8, 39. Rom. 2, 28. 29. Gal. 6, 16.
Apoc. 2, 9.)
Anmerckungen.
1. Das griechiſche Wort _ ιον heißt oft ſo
viel als moͤglich, davon man den ſel Eraſmum
Schmidium ad h. l. und die Lexicographos nach-
ſchlagen kan. Und alſo ſind die Worte: οὐχ
_ ιον δὲ, &c. mit jenem zu vertiren: fieriautem
non poteſt, ut exciderit ſermo Dei: Es iſt a-
ber nicht moͤglich, daß GOttes Wort da-
hin gefallen ſey: nemlich das Wort, wel-
ches den Juͤden ſo viele Vorzuͤge zuerkannt hat:
dieſes kan durch den Unglauben ſo vieler Juͤden
nicht unkraͤftig werden, ſondern es aͤuſſert ſich
zu den Zeiten Meßiaͤ noch erſt am meiſten in
dem Gegenbilde, und in der rechten Kraft der
Erfuͤllung.
2. Jn den letztern Worten fuͤhret uns die
davor geſetzte particula denn auf die Urſache,
warum das Wort ſeine Kraft zur Erfuͤllung
und zum Segen zwar an ſich behalte, auch bey
manchen erreiche; bey vielen aber nicht: nem-
lich es gehe auf das wahre Jſrael, welches GOtt
auch im Geiſte dienet und den Meßiam erken-
net und annimt; nicht aber auf das, ſo ſich um
der bloſſen natuͤrlichen Geburt und Abſtam-
mung wegen fuͤr das wahre haͤlt, es aber nach
dem Sinne GOttes und nach dem Muſter der
Patriarchen gar nicht iſt. Da nun nicht alle
rechte Jſraeliter waͤren, die von Jſrael herſtam-
meten, ſo ſey es kein Wunder, daß GOttes
Wort, das Wort des geiſtlichen Segens, bey
ihnen zur Erfuͤllung nicht gelangen koͤnte, ſon-
dern es das Anſehen gewinne, als ſey es dahin
gefallen. Und alſo will der Apoſtel ſagen: Jſ-
rael
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