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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 8, v. 33. 34. an die Römer.
[Spaltenumbruch] schlecht Joh. 3, 16. 1 Joh. 2, 1. 2.) dahin gege-
ben
(und zwar erstlich ins Fleisch zur Mensch-
werdung, und darauf auch folglich zur Genug-
thuung für alle, und zum Versöhnungs-Tode;
er hat ihn aber auch in demselben nicht gelassen,
sondern siegreich wieder auferwecket: siehe oben
c. 4, 25. 5, 6. Gal. 2, 20.) wie solte er uns
mit ihm nicht alles schencken
(was zum Le-
ben und göttlichen Wandel, ja zu unserer ewigen
Seligkeit und Verherrlichung, dienet 2 Pet. 1, 3.
und uns also zu Mit-Erben seines Sohnes ma-
chen?)

Anmerckungen.
1. Daher, daß GOTT seines eignen
Sohnes nicht verschonet hat,
darf niemand
gedencken, als habe GOtt darinn wider seine
Gerechtigkeit und Liebe gehandelt, daß er ihn,
als den höchst unschuldigen, für die schuldigen
in den Tod gegeben. Denn der Sohn GOt-
tes ist freywillig Bürge geworden, und hat sich
zum Mittler-Amte freywillig erboten und einge-
stellet. Und da, wenn ein blosser Mensch sich
für einen andern in den Tod geben wolte, er ihn
doch nicht erlösen, auch sein Leben aus dem To-
de nicht wiedernehmen, vielweniger sich von dem
ewigen Tode selbst und einen andern befreyen
könte, und daher dessen Tod für den andern mit
Recht weder geschehen, noch angenommen wer-
den kan: so hat es mit Christo eine gantz andere
Beschaffenheit: als der das Leben von dem To-
de wiedernehmen, und, ohne den ewigen Tod
auf ewig auszustehen, die Erlösung davon voll-
bringen konte.
2. Eine betrübte und angefochtene Seele
gedencke also: Hat GOtt seinen Sohn für
uns alle dahin gegeben;
so hat er ihn auch für
mich dahin gegeben, darum will ich, als ein Er-
löseter, freudig und getrost seyn. Das gebe
GOtt!
3. Hat nun GOtt seinen Sohn für dich
dahin gegeben, und will dir mit ihm alles schen-
cken; ey so bitte und nimm solche in allen Heils-
Gütern bestehende Geschencke an, und opfere
dich ihm hinwieder auf mit Leib und Seel.
4. Gibt dir GOtt aber diß und das nicht,
so gedencke, daß es dir nicht nützlich seyn müsse;
sonst er, da er dir das grössere gegeben, das ge-
ringere nicht versagen würde.
V. 33.

Wer will die Auserwehlten GOttes
(welche der Vater nach seiner Vorhersehung in
Christo findet, und ihnen daher das ewige Leben
gewiß verordnet hat v. 29. 30.) beschuldigen
(der Sünde halber zur Anklage wider sie ins Ge-
richt vor GOtt treten; wie der Satan wider
Hiob that; aber ohne den intendirten Efsect c. 1,
6. sqq.) GOtt (selbst) ist hie, der gerecht
machet
(sie vor Gericht absolviret, und ihnen
seines Sohnes Gerechtigkeit zurechnet, als ihr
eigen. Siehe auch Jes. 50, 8. 9. Und da durch
eine fremde Gerechtigkeit das Gesetz erfüllet ist,
so kan auch dieses sie nicht verklagen, wie sonst
geschehen würde. Joh. 5, 45.)

[Spaltenumbruch]
V. 34.

Wer will verdammen? CHristus ist
hie, der gestorben ist,
(und sich damit an un-
serer Statt verdammen lassen, und damit
die Verdammniß von uns hinweg genommen.
Röm. 3, 24. 25. 4, 25. 5, 6. sqq. 8, 2.) ja viel-
mehr, der auch auferwecket ist
(wie denn die
Auferweckung dem Versöhnungs-Tode zur Be-
vestigung unsers Glaubens noch den rechten
Nachdruck giebet) welcher auch ist zur Rech-
ten GOttes
(dazu ihn der Vater der menschli-
chen Natur nach erhöhet, und damit wie dem
Leiden und Sterben, also auch der Auferstehung
noch mehrern Nachdruck gegeben, und öffentlich
bezeuget hat, daß das Werck der Erlösung recht
siegreich und herrlich ausgeführet worden) und
vertritt uns
(mit der verdienstlichen Darstel-
lung seines vollgültigen Löse-Geldes, also, daß
er auf eine seiner Majestät anständige Art für
uns bittet, und durch seine Fürbitte uns allen
himmlischen Segen erlanget und mittheilet:
im Gegenbilde auf das, da im Alten Testamen-
te der Hohepriester am hohen Versöhnungs-
Feste ins Allerheiligste einging, und darinnen
mit dem gesprengten Opfer-Blute und mit dem
Rauch-Wercke, auch beygefügten würcklichen
Gebeten, das Volck Jsrael zur Versöhnung
vertrat. Vom Sitzen zur Rechten siehe Psalm
110, 1. Marc. 16, 19. Hebr. 1, 3. 8, 1. 12, 2.
und von dem Vertreten 1 Joh. 2, 2. 1 Petr. 3,
22. Hebr. 7, 25. 19, 24. 12, 24.)

Anmerckungen.
1. Es lieget in den vier letztern Versen ein
besonderer Nachdruck, und halten sie einen sol-
chen Evangelischen Text in sich, der sehr lieblich,
tröstlich und dabey Kraft-reich, und also vor vielen
andern wohl zu mercken ist.
2. Jn dem letzten Verse ist sonderlich in acht
zu nehmen, daß der Apostel darinnen mit dem
Beweise der Liebe GOttes in Christo stuffen-
weise gehet, und immer höher steiget: nem-
lich vom Sterben Christi, auf desselben Erwe-
ckung,
von dieser auf das Sitzen zur Rechten
GOttes,
und von diesem Sitzen auf das hohe-
priesterliche Vertreten. Welches denn auch
im Griechischen durch die wiederholte particulam
copulativam
kai angezeiget ist.
3. Daß die Worte rechtfertigen, ge-
rechtmachen, Rechtfertigung
sensum foren-
sem
haben, das ist, so viel heissen, als einen
vor Gericht absolviren oder loßsprechen, das sie-
het man alhier aufs neue gar klärlich aus dem,
daß dem gerechtmachen das beschuldigen
und Verdammen, welches richterliche Hand-
lungen sind, entgegen gesetzet wird.
4. Daß aber dieses gerechtmachen, wie
wir oben cap. 3. mit mehrern gesehen, die Erlö-
sung Christi zum Grunde hat, und es durch Zu-
rechnung des Löse-Geldes Christi geschiehet,
wird damit zugleich deutlich genug angezeiget,
da die Gerechtmachung auf den Versöhnungs-
Tod und auf die Auferstehung Christi gegrün-
det wird.
5. Die
O 3

Cap. 8, v. 33. 34. an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch] ſchlecht Joh. 3, 16. 1 Joh. 2, 1. 2.) dahin gege-
ben
(und zwar erſtlich ins Fleiſch zur Menſch-
werdung, und darauf auch folglich zur Genug-
thuung fuͤr alle, und zum Verſoͤhnungs-Tode;
er hat ihn aber auch in demſelben nicht gelaſſen,
ſondern ſiegreich wieder auferwecket: ſiehe oben
c. 4, 25. 5, 6. Gal. 2, 20.) wie ſolte er uns
mit ihm nicht alles ſchencken
(was zum Le-
ben und goͤttlichen Wandel, ja zu unſerer ewigen
Seligkeit und Verherrlichung, dienet 2 Pet. 1, 3.
und uns alſo zu Mit-Erben ſeines Sohnes ma-
chen?)

Anmerckungen.
1. Daher, daß GOTT ſeines eignen
Sohnes nicht verſchonet hat,
darf niemand
gedencken, als habe GOtt darinn wider ſeine
Gerechtigkeit und Liebe gehandelt, daß er ihn,
als den hoͤchſt unſchuldigen, fuͤr die ſchuldigen
in den Tod gegeben. Denn der Sohn GOt-
tes iſt freywillig Buͤrge geworden, und hat ſich
zum Mittler-Amte freywillig erboten und einge-
ſtellet. Und da, wenn ein bloſſer Menſch ſich
fuͤr einen andern in den Tod geben wolte, er ihn
doch nicht erloͤſen, auch ſein Leben aus dem To-
de nicht wiedernehmen, vielweniger ſich von dem
ewigen Tode ſelbſt und einen andern befreyen
koͤnte, und daher deſſen Tod fuͤr den andern mit
Recht weder geſchehen, noch angenommen wer-
den kan: ſo hat es mit Chriſto eine gantz andere
Beſchaffenheit: als der das Leben von dem To-
de wiedernehmen, und, ohne den ewigen Tod
auf ewig auszuſtehen, die Erloͤſung davon voll-
bringen konte.
2. Eine betruͤbte und angefochtene Seele
gedencke alſo: Hat GOtt ſeinen Sohn fuͤr
uns alle dahin gegeben;
ſo hat er ihn auch fuͤr
mich dahin gegeben, darum will ich, als ein Er-
loͤſeter, freudig und getroſt ſeyn. Das gebe
GOtt!
3. Hat nun GOtt ſeinen Sohn fuͤr dich
dahin gegeben, und will dir mit ihm alles ſchen-
cken; ey ſo bitte und nimm ſolche in allen Heils-
Guͤtern beſtehende Geſchencke an, und opfere
dich ihm hinwieder auf mit Leib und Seel.
4. Gibt dir GOtt aber diß und das nicht,
ſo gedencke, daß es dir nicht nuͤtzlich ſeyn muͤſſe;
ſonſt er, da er dir das groͤſſere gegeben, das ge-
ringere nicht verſagen wuͤrde.
V. 33.

Wer will die Auserwehlten GOttes
(welche der Vater nach ſeiner Vorherſehung in
Chriſto findet, und ihnen daher das ewige Leben
gewiß verordnet hat v. 29. 30.) beſchuldigen
(der Suͤnde halber zur Anklage wider ſie ins Ge-
richt vor GOtt treten; wie der Satan wider
Hiob that; aber ohne den intendirten Efſect c. 1,
6. ſqq.) GOtt (ſelbſt) iſt hie, der gerecht
machet
(ſie vor Gericht abſolviret, und ihnen
ſeines Sohnes Gerechtigkeit zurechnet, als ihr
eigen. Siehe auch Jeſ. 50, 8. 9. Und da durch
eine fremde Gerechtigkeit das Geſetz erfuͤllet iſt,
ſo kan auch dieſes ſie nicht verklagen, wie ſonſt
geſchehen wuͤrde. Joh. 5, 45.)

[Spaltenumbruch]
V. 34.

Wer will verdammen? CHriſtus iſt
hie, der geſtorben iſt,
(und ſich damit an un-
ſerer Statt verdammen laſſen, und damit
die Verdammniß von uns hinweg genommen.
Roͤm. 3, 24. 25. 4, 25. 5, 6. ſqq. 8, 2.) ja viel-
mehr, der auch auferwecket iſt
(wie denn die
Auferweckung dem Verſoͤhnungs-Tode zur Be-
veſtigung unſers Glaubens noch den rechten
Nachdruck giebet) welcher auch iſt zur Rech-
ten GOttes
(dazu ihn der Vater der menſchli-
chen Natur nach erhoͤhet, und damit wie dem
Leiden und Sterben, alſo auch der Auferſtehung
noch mehrern Nachdruck gegeben, und oͤffentlich
bezeuget hat, daß das Werck der Erloͤſung recht
ſiegreich und herrlich ausgefuͤhret worden) und
vertritt uns
(mit der verdienſtlichen Darſtel-
lung ſeines vollguͤltigen Loͤſe-Geldes, alſo, daß
er auf eine ſeiner Majeſtaͤt anſtaͤndige Art fuͤr
uns bittet, und durch ſeine Fuͤrbitte uns allen
himmliſchen Segen erlanget und mittheilet:
im Gegenbilde auf das, da im Alten Teſtamen-
te der Hoheprieſter am hohen Verſoͤhnungs-
Feſte ins Allerheiligſte einging, und darinnen
mit dem geſprengten Opfer-Blute und mit dem
Rauch-Wercke, auch beygefuͤgten wuͤrcklichen
Gebeten, das Volck Jſrael zur Verſoͤhnung
vertrat. Vom Sitzen zur Rechten ſiehe Pſalm
110, 1. Marc. 16, 19. Hebr. 1, 3. 8, 1. 12, 2.
und von dem Vertreten 1 Joh. 2, 2. 1 Petr. 3,
22. Hebr. 7, 25. 19, 24. 12, 24.)

Anmerckungen.
1. Es lieget in den vier letztern Verſen ein
beſonderer Nachdruck, und halten ſie einen ſol-
chen Evangeliſchen Text in ſich, der ſehr lieblich,
troͤſtlich und dabey Kraft-reich, und alſo vor vielen
andern wohl zu mercken iſt.
2. Jn dem letzten Verſe iſt ſonderlich in acht
zu nehmen, daß der Apoſtel darinnen mit dem
Beweiſe der Liebe GOttes in Chriſto ſtuffen-
weiſe gehet, und immer hoͤher ſteiget: nem-
lich vom Sterben Chriſti, auf deſſelben Erwe-
ckung,
von dieſer auf das Sitzen zur Rechten
GOttes,
und von dieſem Sitzen auf das hohe-
prieſterliche Vertreten. Welches denn auch
im Griechiſchen durch die wiederholte particulam
copulativam
καὶ angezeiget iſt.
3. Daß die Worte rechtfertigen, ge-
rechtmachen, Rechtfertigung
ſenſum foren-
ſem
haben, das iſt, ſo viel heiſſen, als einen
vor Gericht abſolviren oder loßſprechen, das ſie-
het man alhier aufs neue gar klaͤrlich aus dem,
daß dem gerechtmachen das beſchuldigen
und Verdammen, welches richterliche Hand-
lungen ſind, entgegen geſetzet wird.
4. Daß aber dieſes gerechtmachen, wie
wir oben cap. 3. mit mehrern geſehen, die Erloͤ-
ſung Chriſti zum Grunde hat, und es durch Zu-
rechnung des Loͤſe-Geldes Chriſti geſchiehet,
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da die Gerechtmachung auf den Verſoͤhnungs-
Tod und auf die Auferſtehung Chriſti gegruͤn-
det wird.
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[109/0137] Cap. 8, v. 33. 34. an die Roͤmer. ſchlecht Joh. 3, 16. 1 Joh. 2, 1. 2.) dahin gege- ben (und zwar erſtlich ins Fleiſch zur Menſch- werdung, und darauf auch folglich zur Genug- thuung fuͤr alle, und zum Verſoͤhnungs-Tode; er hat ihn aber auch in demſelben nicht gelaſſen, ſondern ſiegreich wieder auferwecket: ſiehe oben c. 4, 25. 5, 6. Gal. 2, 20.) wie ſolte er uns mit ihm nicht alles ſchencken (was zum Le- ben und goͤttlichen Wandel, ja zu unſerer ewigen Seligkeit und Verherrlichung, dienet 2 Pet. 1, 3. und uns alſo zu Mit-Erben ſeines Sohnes ma- chen?) Anmerckungen. 1. Daher, daß GOTT ſeines eignen Sohnes nicht verſchonet hat, darf niemand gedencken, als habe GOtt darinn wider ſeine Gerechtigkeit und Liebe gehandelt, daß er ihn, als den hoͤchſt unſchuldigen, fuͤr die ſchuldigen in den Tod gegeben. Denn der Sohn GOt- tes iſt freywillig Buͤrge geworden, und hat ſich zum Mittler-Amte freywillig erboten und einge- ſtellet. Und da, wenn ein bloſſer Menſch ſich fuͤr einen andern in den Tod geben wolte, er ihn doch nicht erloͤſen, auch ſein Leben aus dem To- de nicht wiedernehmen, vielweniger ſich von dem ewigen Tode ſelbſt und einen andern befreyen koͤnte, und daher deſſen Tod fuͤr den andern mit Recht weder geſchehen, noch angenommen wer- den kan: ſo hat es mit Chriſto eine gantz andere Beſchaffenheit: als der das Leben von dem To- de wiedernehmen, und, ohne den ewigen Tod auf ewig auszuſtehen, die Erloͤſung davon voll- bringen konte. 2. Eine betruͤbte und angefochtene Seele gedencke alſo: Hat GOtt ſeinen Sohn fuͤr uns alle dahin gegeben; ſo hat er ihn auch fuͤr mich dahin gegeben, darum will ich, als ein Er- loͤſeter, freudig und getroſt ſeyn. Das gebe GOtt! 3. Hat nun GOtt ſeinen Sohn fuͤr dich dahin gegeben, und will dir mit ihm alles ſchen- cken; ey ſo bitte und nimm ſolche in allen Heils- Guͤtern beſtehende Geſchencke an, und opfere dich ihm hinwieder auf mit Leib und Seel. 4. Gibt dir GOtt aber diß und das nicht, ſo gedencke, daß es dir nicht nuͤtzlich ſeyn muͤſſe; ſonſt er, da er dir das groͤſſere gegeben, das ge- ringere nicht verſagen wuͤrde. V. 33. Wer will die Auserwehlten GOttes (welche der Vater nach ſeiner Vorherſehung in Chriſto findet, und ihnen daher das ewige Leben gewiß verordnet hat v. 29. 30.) beſchuldigen (der Suͤnde halber zur Anklage wider ſie ins Ge- richt vor GOtt treten; wie der Satan wider Hiob that; aber ohne den intendirten Efſect c. 1, 6. ſqq.) GOtt (ſelbſt) iſt hie, der gerecht machet (ſie vor Gericht abſolviret, und ihnen ſeines Sohnes Gerechtigkeit zurechnet, als ihr eigen. Siehe auch Jeſ. 50, 8. 9. Und da durch eine fremde Gerechtigkeit das Geſetz erfuͤllet iſt, ſo kan auch dieſes ſie nicht verklagen, wie ſonſt geſchehen wuͤrde. Joh. 5, 45.) V. 34. Wer will verdammen? CHriſtus iſt hie, der geſtorben iſt, (und ſich damit an un- ſerer Statt verdammen laſſen, und damit die Verdammniß von uns hinweg genommen. Roͤm. 3, 24. 25. 4, 25. 5, 6. ſqq. 8, 2.) ja viel- mehr, der auch auferwecket iſt (wie denn die Auferweckung dem Verſoͤhnungs-Tode zur Be- veſtigung unſers Glaubens noch den rechten Nachdruck giebet) welcher auch iſt zur Rech- ten GOttes (dazu ihn der Vater der menſchli- chen Natur nach erhoͤhet, und damit wie dem Leiden und Sterben, alſo auch der Auferſtehung noch mehrern Nachdruck gegeben, und oͤffentlich bezeuget hat, daß das Werck der Erloͤſung recht ſiegreich und herrlich ausgefuͤhret worden) und vertritt uns (mit der verdienſtlichen Darſtel- lung ſeines vollguͤltigen Loͤſe-Geldes, alſo, daß er auf eine ſeiner Majeſtaͤt anſtaͤndige Art fuͤr uns bittet, und durch ſeine Fuͤrbitte uns allen himmliſchen Segen erlanget und mittheilet: im Gegenbilde auf das, da im Alten Teſtamen- te der Hoheprieſter am hohen Verſoͤhnungs- Feſte ins Allerheiligſte einging, und darinnen mit dem geſprengten Opfer-Blute und mit dem Rauch-Wercke, auch beygefuͤgten wuͤrcklichen Gebeten, das Volck Jſrael zur Verſoͤhnung vertrat. Vom Sitzen zur Rechten ſiehe Pſalm 110, 1. Marc. 16, 19. Hebr. 1, 3. 8, 1. 12, 2. und von dem Vertreten 1 Joh. 2, 2. 1 Petr. 3, 22. Hebr. 7, 25. 19, 24. 12, 24.) Anmerckungen. 1. Es lieget in den vier letztern Verſen ein beſonderer Nachdruck, und halten ſie einen ſol- chen Evangeliſchen Text in ſich, der ſehr lieblich, troͤſtlich und dabey Kraft-reich, und alſo vor vielen andern wohl zu mercken iſt. 2. Jn dem letzten Verſe iſt ſonderlich in acht zu nehmen, daß der Apoſtel darinnen mit dem Beweiſe der Liebe GOttes in Chriſto ſtuffen- weiſe gehet, und immer hoͤher ſteiget: nem- lich vom Sterben Chriſti, auf deſſelben Erwe- ckung, von dieſer auf das Sitzen zur Rechten GOttes, und von dieſem Sitzen auf das hohe- prieſterliche Vertreten. Welches denn auch im Griechiſchen durch die wiederholte particulam copulativam καὶ angezeiget iſt. 3. Daß die Worte rechtfertigen, ge- rechtmachen, Rechtfertigung ſenſum foren- ſem haben, das iſt, ſo viel heiſſen, als einen vor Gericht abſolviren oder loßſprechen, das ſie- het man alhier aufs neue gar klaͤrlich aus dem, daß dem gerechtmachen das beſchuldigen und Verdammen, welches richterliche Hand- lungen ſind, entgegen geſetzet wird. 4. Daß aber dieſes gerechtmachen, wie wir oben cap. 3. mit mehrern geſehen, die Erloͤ- ſung Chriſti zum Grunde hat, und es durch Zu- rechnung des Loͤſe-Geldes Chriſti geſchiehet, wird damit zugleich deutlich genug angezeiget, da die Gerechtmachung auf den Verſoͤhnungs- Tod und auf die Auferſtehung Chriſti gegruͤn- det wird. 5. Die O 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/137>, abgerufen am 16.07.2024.