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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 8, v. 29. an die Römer.
[Spaltenumbruch] damit verknüpften Sünden-Wegen: sondern
umgekehret: Wer da verdammet werden
soll,
nemlich vermöge des absoluten Decrets,
der soll auch nicht glauben oder zum glau-
ben nicht gelangen, wenn ihm nemlich auch schon
das Evangelium in der Ordnung der Busse an-
getragen wird.
4. Es ist demnach ein gar grosser Unter-
scheid unter dem deoreto absoluto und respectivo.
Und daß die aus den angeführten Schrift-Stel-
len erläuterte prothesis, der Fürsatz GOttes,
die Ordnung des Heils in sich fasse, ist aus der
gantzen proposition gantz offenbar. Denn da
das Decretum an sich eigentlich lieget im praedi-
cato:
der soll selig werden: so wird im sub-
jecto
die Heils-Ordnung angezeiget, wenn es
heist: wer da gläubet.
5. Dieses Wort aber glauben führet uns
zugleich auf das Object des Glaubens, auf Chri-
stum
und seine Erlösung: ja es führet uns auch
nicht weniger mit auf die allgemeine Liebe des
Vaters,
und auf die allgemeine Berufungs-
Gnade des Heiligen Geistes.
Welches man
gar deutlich siehet, wenn man die Worte; wer
da gläubet,
nach dem Sinne der heiligen
Schrift also paraphrasiret: Wer da an den
Sohn GOttes, den der Vater aus allgemeiner
Liebe zum allgemeinen Heiland aller Men-
schen gesandt und dahin gegeben hat, vermöge
der allgemeinen und kräftigen Wirckung des H.
Geistes in der Ordnung der Bekehrung, glau-
bet, und in solchem Glauben bis an sein Ende
verharret; der soll selig werden.
6. Es ist alhier die eigentliche Beschaffen-
heit der protheseos, des göttlichen Fürsatzes, zu
dem Ende mit mehrern und etwas deutlicher vor-
gestellet worden, damit man sich in die Lehre von
der Gnaden-Wahl, davon im nechsten Context
gehandelt wird, desto besser finden könne: als
bey deren Erklärung ich mich wieder auf die
Prothesin, wie sie itzo beschrieben ist, werde zu
beziehen haben. Man sehe von dieser Prothesi
auch Eph. 1, 5. 11. 3, 11. 2 Tim. 1, 9.
V. 29.

Denn welche er zuvor versehen hat
(proegno, nach seiner Allwissenheit vorhergese-
hen hat, ehe sie noch da waren; nemlich, daß sie
in die Heils-Ordnung sich würden bringen las-
sen, oder an Christum glauben und im Glauben
verharren) die hat er auch verordnet (auser-
wehlet, und den Rathschluß gemachet) daß sie
gleich seyn solten dem Ebenbilde seines
Sohnes
(in der Herrlichkeit, als dessen Mit-
Erben v. 17. gleichwie sie, der göttlichen Praevision
nach, sich alhier in der Heils-Ordnung, dem
Bilde Christi im Leiden gleichförmig machen
lassen) auf daß derselbe der Erstgebohrne
sey unter vielen Brüdern
(darauf denn er-
folget, daß Christus, der unter andern auch
durch die erste Geburt im A. Testament vorgebil-
det worden, nach dem Rechte der ersten Geburt,
oder Erstgebohrnen, vermöge seiner unendlichen
Würde einen solchen Vorzug an dem Erbe der
ewigen Herrlichkeit habe, der unendlich ist, und
[Spaltenumbruch] und davon er alle seine geistliche Glieder, als Brü-
der mit beseligen kan; der, wie er selbst sich zum
Hohenpriester in der angenommenen menschli-
chen Natur dargestellet, und darinnen auch zur
königlichen Würde, oder zur Rechten GOttes
erhaben worden, also auch alle seine Glaubigen
zu geistlichen Priestern und Königen gemachet
hat Apoc. 1, 6. 5, 10. Siehe auch Phil. 3, 21.
Col. 1, 18. 1 Joh. 3, 2.)

Anmerckungen.
1. Diese drey Stücke sind wohl zu mercken:
nemlich prothesis, der Fürsatz, prognosis, die
Vorhersehung, und proorismos, die Verord-
nung.
Denn die Verordnung ist eigentlich
die Gnaden-Wahl, das decretum electionis:
dieses decretum aber gründet sich auf die prothe-
sin,
auf den Fürsatz, welcher zugleich die Heils-
Ordnung anzeiget. Und die prognosis, die
Vorhersehung, machet in Ansehung aller der-
jenigen, welche in Christo sich erfinden lassen
(Eph. 1, 3. Phil. 3, 9.) die application, also,
daß sie GOtt nach seiner Allwissenheit in der
Heils-Ordnung ersiehet; und daher auch an ih-
nen den Schluß, daß alle, die an Christum
glauben würden, selig werden solten,
voll-
ziehet.
2. Man kan, um sich die Sache so viel
deutlicher vorzustellen, diese drey Stücke, den
Fürsatz, die Vorhersehung und die Verord-
nung,
in eine förmliche Schluß-Rede bringen,
nemlich also:
Prothesis, der Fürsatz: Wer an JEsum
Christum, den aus allgemeiner Liebe des
Vaters gesandten allgemeinen Heiland der
Welt, aus der allgemeinen Wirckung des
Heiligen Geistes glauben und im Glauben
beharren wird, der soll selig werden.
Welches denn ist voluntas antecedens, der
vor der Conclusion, der Natur nach, vor-
hergehende Wille GOttes.
Prognosis, die Vorhersehung: Nun aber
werden diese und jene, die und die, und so
weiter, an Christum - - glauben.
Proorismus, die Verordnung, oder der ei-
gentliche Schluß der Gnaden-Wahl:

Dannenhero sollen auch diese und jene, die
und die, und so weiter, selig werden.
3. Hieraus ersehen wir nun so viel deutli-
cher, wie das decretum electionis zur Seligma-
chung nicht absolut, sondern respectivum ist,
oder sich, als voluntas consequens, in der Vor-
hersehung auf die nach dem Fürsatze gemachte
Heils-Ordnung beziehet.
4. Und eben also verhält sichs auch mit dem
decreto reprobationis, oder damnationis, mit der
zur ewigen Verwerfung gemachten Verord-
nung: wie es nemlich die Worte der prothe-
seos
bey dem Marco c. 16, 16. anzeigen; wer
nicht gläubet, der soll verdammet werden.

Prothesis, der Fürsatz: Wer nicht gläubet,
nemlich aus der allen Menschen und also
auch ihm angebotenen Gnade, an Chri-
stum, den allgemeinen Welt-Heiland, der
soll verdammet werden.
Pra-
O 2
Cap. 8, v. 29. an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch] damit verknuͤpften Suͤnden-Wegen: ſondern
umgekehret: Wer da verdammet werden
ſoll,
nemlich vermoͤge des abſoluten Decrets,
der ſoll auch nicht glauben oder zum glau-
ben nicht gelangen, wenn ihm nemlich auch ſchon
das Evangelium in der Ordnung der Buſſe an-
getragen wird.
4. Es iſt demnach ein gar groſſer Unter-
ſcheid unter dem deoreto abſoluto und reſpectivo.
Und daß die aus den angefuͤhrten Schrift-Stel-
len erlaͤuterte protheſis, der Fuͤrſatz GOttes,
die Ordnung des Heils in ſich faſſe, iſt aus der
gantzen propoſition gantz offenbar. Denn da
das Decretum an ſich eigentlich lieget im prædi-
cato:
der ſoll ſelig werden: ſo wird im ſub-
jecto
die Heils-Ordnung angezeiget, wenn es
heiſt: wer da glaͤubet.
5. Dieſes Wort aber glauben fuͤhret uns
zugleich auf das Object des Glaubens, auf Chri-
ſtum
und ſeine Erloͤſung: ja es fuͤhret uns auch
nicht weniger mit auf die allgemeine Liebe des
Vaters,
und auf die allgemeine Berufungs-
Gnade des Heiligen Geiſtes.
Welches man
gar deutlich ſiehet, wenn man die Worte; wer
da glaͤubet,
nach dem Sinne der heiligen
Schrift alſo paraphraſiret: Wer da an den
Sohn GOttes, den der Vater aus allgemeiner
Liebe zum allgemeinen Heiland aller Men-
ſchen geſandt und dahin gegeben hat, vermoͤge
der allgemeinen und kraͤftigen Wirckung des H.
Geiſtes in der Ordnung der Bekehrung, glau-
bet, und in ſolchem Glauben bis an ſein Ende
verharret; der ſoll ſelig werden.
6. Es iſt alhier die eigentliche Beſchaffen-
heit der protheſeos, des goͤttlichen Fuͤrſatzes, zu
dem Ende mit mehrern und etwas deutlicher vor-
geſtellet worden, damit man ſich in die Lehre von
der Gnaden-Wahl, davon im nechſten Context
gehandelt wird, deſto beſſer finden koͤnne: als
bey deren Erklaͤrung ich mich wieder auf die
Protheſin, wie ſie itzo beſchrieben iſt, werde zu
beziehen haben. Man ſehe von dieſer Protheſi
auch Eph. 1, 5. 11. 3, 11. 2 Tim. 1, 9.
V. 29.

Denn welche er zuvor verſehen hat
(προέγνω, nach ſeiner Allwiſſenheit vorhergeſe-
hen hat, ehe ſie noch da waren; nemlich, daß ſie
in die Heils-Ordnung ſich wuͤrden bringen laſ-
ſen, oder an Chriſtum glauben und im Glauben
verharren) die hat er auch verordnet (auser-
wehlet, und den Rathſchluß gemachet) daß ſie
gleich ſeyn ſolten dem Ebenbilde ſeines
Sohnes
(in der Herrlichkeit, als deſſen Mit-
Erben v. 17. gleichwie ſie, der goͤttlichen Præviſion
nach, ſich alhier in der Heils-Ordnung, dem
Bilde Chriſti im Leiden gleichfoͤrmig machen
laſſen) auf daß derſelbe der Erſtgebohrne
ſey unter vielen Bruͤdern
(darauf denn er-
folget, daß Chriſtus, der unter andern auch
durch die erſte Geburt im A. Teſtament vorgebil-
det worden, nach dem Rechte der erſten Geburt,
oder Erſtgebohrnen, vermoͤge ſeiner unendlichen
Wuͤrde einen ſolchen Vorzug an dem Erbe der
ewigen Herrlichkeit habe, der unendlich iſt, und
[Spaltenumbruch] und davon er alle ſeine geiſtliche Glieder, als Bruͤ-
der mit beſeligen kan; der, wie er ſelbſt ſich zum
Hohenprieſter in der angenommenen menſchli-
chen Natur dargeſtellet, und darinnen auch zur
koͤniglichen Wuͤrde, oder zur Rechten GOttes
erhaben worden, alſo auch alle ſeine Glaubigen
zu geiſtlichen Prieſtern und Koͤnigen gemachet
hat Apoc. 1, 6. 5, 10. Siehe auch Phil. 3, 21.
Col. 1, 18. 1 Joh. 3, 2.)

Anmerckungen.
1. Dieſe drey Stuͤcke ſind wohl zu mercken:
nemlich protheſis, der Fuͤrſatz, πρόγνωσις, die
Vorherſehung, und προορισμὸς, die Verord-
nung.
Denn die Verordnung iſt eigentlich
die Gnaden-Wahl, das decretum electionis:
dieſes decretum aber gruͤndet ſich auf die prothe-
ſin,
auf den Fuͤrſatz, welcher zugleich die Heils-
Ordnung anzeiget. Und die prognoſis, die
Vorherſehung, machet in Anſehung aller der-
jenigen, welche in Chriſto ſich erfinden laſſen
(Eph. 1, 3. Phil. 3, 9.) die application, alſo,
daß ſie GOtt nach ſeiner Allwiſſenheit in der
Heils-Ordnung erſiehet; und daher auch an ih-
nen den Schluß, daß alle, die an Chriſtum
glauben wuͤrden, ſelig werden ſolten,
voll-
ziehet.
2. Man kan, um ſich die Sache ſo viel
deutlicher vorzuſtellen, dieſe drey Stuͤcke, den
Fuͤrſatz, die Vorherſehung und die Verord-
nung,
in eine foͤrmliche Schluß-Rede bringen,
nemlich alſo:
Protheſis, der Fuͤrſatz: Wer an JEſum
Chriſtum, den aus allgemeiner Liebe des
Vaters geſandten allgemeinen Heiland der
Welt, aus der allgemeinen Wirckung des
Heiligen Geiſtes glauben und im Glauben
beharren wird, der ſoll ſelig werden.
Welches denn iſt voluntas antecedens, der
vor der Concluſion, der Natur nach, vor-
hergehende Wille GOttes.
Prognoſis, die Vorherſehung: Nun aber
werden dieſe und jene, die und die, und ſo
weiter, an Chriſtum ‒ ‒ glauben.
Prooriſmus, die Verordnung, oder der ei-
gentliche Schluß der Gnaden-Wahl:

Dannenhero ſollen auch dieſe und jene, die
und die, und ſo weiter, ſelig werden.
3. Hieraus erſehen wir nun ſo viel deutli-
cher, wie das decretum electionis zur Seligma-
chung nicht abſolut, ſondern reſpectivum iſt,
oder ſich, als voluntas conſequens, in der Vor-
herſehung auf die nach dem Fuͤrſatze gemachte
Heils-Ordnung beziehet.
4. Und eben alſo verhaͤlt ſichs auch mit dem
decreto reprobationis, oder damnationis, mit der
zur ewigen Verwerfung gemachten Verord-
nung: wie es nemlich die Worte der prothe-
ſeos
bey dem Marco c. 16, 16. anzeigen; wer
nicht glaͤubet, der ſoll verdammet werden.

Protheſis, der Fuͤrſatz: Wer nicht glaͤubet,
nemlich aus der allen Menſchen und alſo
auch ihm angebotenen Gnade, an Chri-
ſtum, den allgemeinen Welt-Heiland, der
ſoll verdammet werden.
Pra-
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[107/0135] Cap. 8, v. 29. an die Roͤmer. damit verknuͤpften Suͤnden-Wegen: ſondern umgekehret: Wer da verdammet werden ſoll, nemlich vermoͤge des abſoluten Decrets, der ſoll auch nicht glauben oder zum glau- ben nicht gelangen, wenn ihm nemlich auch ſchon das Evangelium in der Ordnung der Buſſe an- getragen wird. 4. Es iſt demnach ein gar groſſer Unter- ſcheid unter dem deoreto abſoluto und reſpectivo. Und daß die aus den angefuͤhrten Schrift-Stel- len erlaͤuterte protheſis, der Fuͤrſatz GOttes, die Ordnung des Heils in ſich faſſe, iſt aus der gantzen propoſition gantz offenbar. Denn da das Decretum an ſich eigentlich lieget im prædi- cato: der ſoll ſelig werden: ſo wird im ſub- jecto die Heils-Ordnung angezeiget, wenn es heiſt: wer da glaͤubet. 5. Dieſes Wort aber glauben fuͤhret uns zugleich auf das Object des Glaubens, auf Chri- ſtum und ſeine Erloͤſung: ja es fuͤhret uns auch nicht weniger mit auf die allgemeine Liebe des Vaters, und auf die allgemeine Berufungs- Gnade des Heiligen Geiſtes. Welches man gar deutlich ſiehet, wenn man die Worte; wer da glaͤubet, nach dem Sinne der heiligen Schrift alſo paraphraſiret: Wer da an den Sohn GOttes, den der Vater aus allgemeiner Liebe zum allgemeinen Heiland aller Men- ſchen geſandt und dahin gegeben hat, vermoͤge der allgemeinen und kraͤftigen Wirckung des H. Geiſtes in der Ordnung der Bekehrung, glau- bet, und in ſolchem Glauben bis an ſein Ende verharret; der ſoll ſelig werden. 6. Es iſt alhier die eigentliche Beſchaffen- heit der protheſeos, des goͤttlichen Fuͤrſatzes, zu dem Ende mit mehrern und etwas deutlicher vor- geſtellet worden, damit man ſich in die Lehre von der Gnaden-Wahl, davon im nechſten Context gehandelt wird, deſto beſſer finden koͤnne: als bey deren Erklaͤrung ich mich wieder auf die Protheſin, wie ſie itzo beſchrieben iſt, werde zu beziehen haben. Man ſehe von dieſer Protheſi auch Eph. 1, 5. 11. 3, 11. 2 Tim. 1, 9. V. 29. Denn welche er zuvor verſehen hat (προέγνω, nach ſeiner Allwiſſenheit vorhergeſe- hen hat, ehe ſie noch da waren; nemlich, daß ſie in die Heils-Ordnung ſich wuͤrden bringen laſ- ſen, oder an Chriſtum glauben und im Glauben verharren) die hat er auch verordnet (auser- wehlet, und den Rathſchluß gemachet) daß ſie gleich ſeyn ſolten dem Ebenbilde ſeines Sohnes (in der Herrlichkeit, als deſſen Mit- Erben v. 17. gleichwie ſie, der goͤttlichen Præviſion nach, ſich alhier in der Heils-Ordnung, dem Bilde Chriſti im Leiden gleichfoͤrmig machen laſſen) auf daß derſelbe der Erſtgebohrne ſey unter vielen Bruͤdern (darauf denn er- folget, daß Chriſtus, der unter andern auch durch die erſte Geburt im A. Teſtament vorgebil- det worden, nach dem Rechte der erſten Geburt, oder Erſtgebohrnen, vermoͤge ſeiner unendlichen Wuͤrde einen ſolchen Vorzug an dem Erbe der ewigen Herrlichkeit habe, der unendlich iſt, und und davon er alle ſeine geiſtliche Glieder, als Bruͤ- der mit beſeligen kan; der, wie er ſelbſt ſich zum Hohenprieſter in der angenommenen menſchli- chen Natur dargeſtellet, und darinnen auch zur koͤniglichen Wuͤrde, oder zur Rechten GOttes erhaben worden, alſo auch alle ſeine Glaubigen zu geiſtlichen Prieſtern und Koͤnigen gemachet hat Apoc. 1, 6. 5, 10. Siehe auch Phil. 3, 21. Col. 1, 18. 1 Joh. 3, 2.) Anmerckungen. 1. Dieſe drey Stuͤcke ſind wohl zu mercken: nemlich protheſis, der Fuͤrſatz, πρόγνωσις, die Vorherſehung, und προορισμὸς, die Verord- nung. Denn die Verordnung iſt eigentlich die Gnaden-Wahl, das decretum electionis: dieſes decretum aber gruͤndet ſich auf die prothe- ſin, auf den Fuͤrſatz, welcher zugleich die Heils- Ordnung anzeiget. Und die prognoſis, die Vorherſehung, machet in Anſehung aller der- jenigen, welche in Chriſto ſich erfinden laſſen (Eph. 1, 3. Phil. 3, 9.) die application, alſo, daß ſie GOtt nach ſeiner Allwiſſenheit in der Heils-Ordnung erſiehet; und daher auch an ih- nen den Schluß, daß alle, die an Chriſtum glauben wuͤrden, ſelig werden ſolten, voll- ziehet. 2. Man kan, um ſich die Sache ſo viel deutlicher vorzuſtellen, dieſe drey Stuͤcke, den Fuͤrſatz, die Vorherſehung und die Verord- nung, in eine foͤrmliche Schluß-Rede bringen, nemlich alſo: Protheſis, der Fuͤrſatz: Wer an JEſum Chriſtum, den aus allgemeiner Liebe des Vaters geſandten allgemeinen Heiland der Welt, aus der allgemeinen Wirckung des Heiligen Geiſtes glauben und im Glauben beharren wird, der ſoll ſelig werden. Welches denn iſt voluntas antecedens, der vor der Concluſion, der Natur nach, vor- hergehende Wille GOttes. Prognoſis, die Vorherſehung: Nun aber werden dieſe und jene, die und die, und ſo weiter, an Chriſtum ‒ ‒ glauben. Prooriſmus, die Verordnung, oder der ei- gentliche Schluß der Gnaden-Wahl: Dannenhero ſollen auch dieſe und jene, die und die, und ſo weiter, ſelig werden. 3. Hieraus erſehen wir nun ſo viel deutli- cher, wie das decretum electionis zur Seligma- chung nicht abſolut, ſondern reſpectivum iſt, oder ſich, als voluntas conſequens, in der Vor- herſehung auf die nach dem Fuͤrſatze gemachte Heils-Ordnung beziehet. 4. Und eben alſo verhaͤlt ſichs auch mit dem decreto reprobationis, oder damnationis, mit der zur ewigen Verwerfung gemachten Verord- nung: wie es nemlich die Worte der prothe- ſeos bey dem Marco c. 16, 16. anzeigen; wer nicht glaͤubet, der ſoll verdammet werden. Protheſis, der Fuͤrſatz: Wer nicht glaͤubet, nemlich aus der allen Menſchen und alſo auch ihm angebotenen Gnade, an Chri- ſtum, den allgemeinen Welt-Heiland, der ſoll verdammet werden. Pra- O 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/135>, abgerufen am 27.11.2024.