Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 8, v. 11. 13. [Spaltenumbruch]
Anmerckungen. 1. Weil der Apostel alhie von der Aufer- stehung der Gläubigen zum ewigen Leben redet, so verbindet er dieselbe gantz genau mit der Heils- Ordnung, in welcher die glaubige Christen Wohnungen des Heiligen Geistes sind: sinte- mal die Herrlichkeit der Verklärung der Leiber keinen andern wiederfähret, als welche Glieder CHristi sind, die in der Kraft des Heiligen Gei- stes aus dem geistlichen Tode sich haben erwe- cken und damit auch ihre Leiber heiligen lassen, also daß sie die Glieder ihres Leibes der Gerech- tigkeit zum Dienste dargestellet haben. c. 6, 13. 19. Die Gottlosen aber werden vermöge der richterlichen Gerechtigkeit CHristi wieder auf- erstehen; zwar mit unverweslichen, aber nicht mit verklärten Leibern. Von welchen letztern nachzu lesen Phil. 3, 21. 1 Cor. 15. Siehe auch 1 Cor. 6, 14. 2 Cor. 4, 14. 2. Es ist kein geringer Antrieb zur Heili- gung des Leibes und aller seiner Glieder, wenn man erweget, daß er in der Ordnung der Er- neurung soll verkläret zum ewigen Leben aufer- wecket werden: Gleichwie es dem Gemüthe des Menschen auch keinen geringen Eindruck und Bewegungs-Grund zur Enthaltung von der sündlichen Anklebung an dem sinnlichen Wesen des Leibes giebet, wenn man bedencket, wie verweslich er schon in diesem Leben ist, und wie bald er nach dem Tode in die äusserste und den lebenden unerträgliche Corruption eingehet, zu Staub und Asche, ja den Würmern zur Spei- se wird. Lasset uns dieses fleißig und wohl be- dencken! 3. Wir finden in diesem Vers ein klares Zeugniß von dem Geheimniß der heiligen Drey- einigkeir: nemlich von dem Vater, der den Sohn, seiner menschlichen Natur nach, von den Todten auferwecket hat; und von dem die Glaubigen bewohnenden Heiligen Geiste, als dem Geiste, wie des Sohnes nach v. 9. al- so auch des Vaters; der mit beyden eines gött- lichen Wesens ist. Dergleichen Zeugniß ha- ben wir auch v. 19. da gedacht wird GOttes, nemlich des Vaters, auch CHristi und seines Geistes. V. 12. So sind wir nun (nachdem wir durch V. 13. Denn wo ihr nach dem Fleisch lebet, Anmerckungen. 1. Paulus siehet mit diesen Worten nicht undeutlich zurück auf das unsern ersten Eltern im Paradiese gegebne Verbot mit angehengter Dräuung: Von dem Baume des Erkänt- nisses gutes und böses solt du nicht essen: denn welches Tages du davon issest, wirst du des Todes sterben. Gen. 2, 17. Denn was im Stande der Unschuld war das am E- benbilde GOttes empfangene geistliche Leben, das ist, dem guten Anfange nach, das im Stan- de der Gnade wieder geschenckte geistliche Le- ben. Gleichwie nun dort die ersten Menschen durch den innerlichen Abfall von GOtt, wel- cher, mit der äusserlichen That des Ungehorsams als die caussa mit ihrem efsectu, verknüpfet war, zuvorderst in den geistlichen Tod, welcher an sich betrachtet, den zeitlichen und ewigen nach sich zog, verfielen: also verfallen die Wie- dergebohrnen durch die dem Fleische wieder ein- geräumte Herrschaft wieder in den vorigen geist- lichen Tod, der denn gerades Weges nach dem zeitlichen zu dem ewigen Tode abführet. 2. Es läßt sich auch aus diesen Worten Pauli das erste göttliche Verbot solchergestalt erläutern, daß man das andere Stücke von der Verheissung dazu setzen kan: nemlich, gleich- wie die Dräuung hieß: Wenn du davon es- sen wirst, so wirst du des Todes sterben: also hat es auch nicht weniger, ob es gleich von Mose nicht ausdrücklich gesetzet worden, geheis- sen: Wenn du aber im Gehorsam verblei- best, so wirst du leben, nemlich hier zeitlich und dort ewig: als welche Verheissung das E- benbild GOttes bey dem schuldigen und mügli- chen Gehorsam mit sich geführet hat. 3. GOTT hat niemanden aus absoluten Rathschlusse zum ewigen Leben und zum ewigen Tode verordnet. Denn wäre dieses, so hätte Paulus nicht sagen können: Wo ihr nach dem Fleische lebet, so werdet ihr sterben müssen, u. s. w. als welche Worte diß zum Grunde haben, daß ein Mensch sein ihm wirck- lich
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 8, v. 11. 13. [Spaltenumbruch]
Anmerckungen. 1. Weil der Apoſtel alhie von der Aufer- ſtehung der Glaͤubigen zum ewigen Leben redet, ſo verbindet er dieſelbe gantz genau mit der Heils- Ordnung, in welcher die glaubige Chriſten Wohnungen des Heiligen Geiſtes ſind: ſinte- mal die Herrlichkeit der Verklaͤrung der Leiber keinen andern wiederfaͤhret, als welche Glieder CHriſti ſind, die in der Kraft des Heiligen Gei- ſtes aus dem geiſtlichen Tode ſich haben erwe- cken und damit auch ihre Leiber heiligen laſſen, alſo daß ſie die Glieder ihres Leibes der Gerech- tigkeit zum Dienſte dargeſtellet haben. c. 6, 13. 19. Die Gottloſen aber werden vermoͤge der richterlichen Gerechtigkeit CHriſti wieder auf- erſtehen; zwar mit unverweslichen, aber nicht mit verklaͤrten Leibern. Von welchen letztern nachzu leſen Phil. 3, 21. 1 Cor. 15. Siehe auch 1 Cor. 6, 14. 2 Cor. 4, 14. 2. Es iſt kein geringer Antrieb zur Heili- gung des Leibes und aller ſeiner Glieder, wenn man erweget, daß er in der Ordnung der Er- neurung ſoll verklaͤret zum ewigen Leben aufer- wecket werden: Gleichwie es dem Gemuͤthe des Menſchen auch keinen geringen Eindruck und Bewegungs-Grund zur Enthaltung von der ſuͤndlichen Anklebung an dem ſinnlichen Weſen des Leibes giebet, wenn man bedencket, wie verweslich er ſchon in dieſem Leben iſt, und wie bald er nach dem Tode in die aͤuſſerſte und den lebenden unertraͤgliche Corruption eingehet, zu Staub und Aſche, ja den Wuͤrmern zur Spei- ſe wird. Laſſet uns dieſes fleißig und wohl be- dencken! 3. Wir finden in dieſem Vers ein klares Zeugniß von dem Geheimniß der heiligen Drey- einigkeir: nemlich von dem Vater, der den Sohn, ſeiner menſchlichen Natur nach, von den Todten auferwecket hat; und von dem die Glaubigen bewohnenden Heiligen Geiſte, als dem Geiſte, wie des Sohnes nach v. 9. al- ſo auch des Vaters; der mit beyden eines goͤtt- lichen Weſens iſt. Dergleichen Zeugniß ha- ben wir auch v. 19. da gedacht wird GOttes, nemlich des Vaters, auch CHriſti und ſeines Geiſtes. V. 12. So ſind wir nun (nachdem wir durch V. 13. Denn wo ihr nach dem Fleiſch lebet, Anmerckungen. 1. Paulus ſiehet mit dieſen Worten nicht undeutlich zuruͤck auf das unſern erſten Eltern im Paradieſe gegebne Verbot mit angehengter Draͤuung: Von dem Baume des Erkaͤnt- niſſes gutes und boͤſes ſolt du nicht eſſen: denn welches Tages du davon iſſeſt, wirſt du des Todes ſterben. Gen. 2, 17. Denn was im Stande der Unſchuld war das am E- benbilde GOttes empfangene geiſtliche Leben, das iſt, dem guten Anfange nach, das im Stan- de der Gnade wieder geſchenckte geiſtliche Le- ben. Gleichwie nun dort die erſten Menſchen durch den innerlichen Abfall von GOtt, wel- cher, mit der aͤuſſerlichen That des Ungehorſams als die cauſſa mit ihrem efſectu, verknuͤpfet war, zuvorderſt in den geiſtlichen Tod, welcher an ſich betrachtet, den zeitlichen und ewigen nach ſich zog, verfielen: alſo verfallen die Wie- dergebohrnen durch die dem Fleiſche wieder ein- geraͤumte Herrſchaft wieder in den vorigen geiſt- lichen Tod, der denn gerades Weges nach dem zeitlichen zu dem ewigen Tode abfuͤhret. 2. Es laͤßt ſich auch aus dieſen Worten Pauli das erſte goͤttliche Verbot ſolchergeſtalt erlaͤutern, daß man das andere Stuͤcke von der Verheiſſung dazu ſetzen kan: nemlich, gleich- wie die Draͤuung hieß: Wenn du davon eſ- ſen wirſt, ſo wirſt du des Todes ſterben: alſo hat es auch nicht weniger, ob es gleich von Moſe nicht ausdruͤcklich geſetzet worden, geheiſ- ſen: Wenn du aber im Gehorſam verblei- beſt, ſo wirſt du leben, nemlich hier zeitlich und dort ewig: als welche Verheiſſung das E- benbild GOttes bey dem ſchuldigen und muͤgli- chen Gehorſam mit ſich gefuͤhret hat. 3. GOTT hat niemanden aus abſoluten Rathſchluſſe zum ewigen Leben und zum ewigen Tode verordnet. Denn waͤre dieſes, ſo haͤtte Paulus nicht ſagen koͤnnen: Wo ihr nach dem Fleiſche lebet, ſo werdet ihr ſterben muͤſſen, u. ſ. w. als welche Worte diß zum Grunde haben, daß ein Menſch ſein ihm wirck- lich
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Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 8, v. 11. 13.
Anmerckungen.
1. Weil der Apoſtel alhie von der Aufer-
ſtehung der Glaͤubigen zum ewigen Leben redet, ſo
verbindet er dieſelbe gantz genau mit der Heils-
Ordnung, in welcher die glaubige Chriſten
Wohnungen des Heiligen Geiſtes ſind: ſinte-
mal die Herrlichkeit der Verklaͤrung der Leiber
keinen andern wiederfaͤhret, als welche Glieder
CHriſti ſind, die in der Kraft des Heiligen Gei-
ſtes aus dem geiſtlichen Tode ſich haben erwe-
cken und damit auch ihre Leiber heiligen laſſen,
alſo daß ſie die Glieder ihres Leibes der Gerech-
tigkeit zum Dienſte dargeſtellet haben. c. 6, 13.
19. Die Gottloſen aber werden vermoͤge der
richterlichen Gerechtigkeit CHriſti wieder auf-
erſtehen; zwar mit unverweslichen, aber nicht
mit verklaͤrten Leibern. Von welchen letztern
nachzu leſen Phil. 3, 21. 1 Cor. 15. Siehe auch
1 Cor. 6, 14. 2 Cor. 4, 14.
2. Es iſt kein geringer Antrieb zur Heili-
gung des Leibes und aller ſeiner Glieder, wenn
man erweget, daß er in der Ordnung der Er-
neurung ſoll verklaͤret zum ewigen Leben aufer-
wecket werden: Gleichwie es dem Gemuͤthe des
Menſchen auch keinen geringen Eindruck und
Bewegungs-Grund zur Enthaltung von der
ſuͤndlichen Anklebung an dem ſinnlichen Weſen
des Leibes giebet, wenn man bedencket, wie
verweslich er ſchon in dieſem Leben iſt, und wie
bald er nach dem Tode in die aͤuſſerſte und den
lebenden unertraͤgliche Corruption eingehet, zu
Staub und Aſche, ja den Wuͤrmern zur Spei-
ſe wird. Laſſet uns dieſes fleißig und wohl be-
dencken!
3. Wir finden in dieſem Vers ein klares
Zeugniß von dem Geheimniß der heiligen Drey-
einigkeir: nemlich von dem Vater, der den
Sohn, ſeiner menſchlichen Natur nach, von
den Todten auferwecket hat; und von dem
die Glaubigen bewohnenden Heiligen Geiſte,
als dem Geiſte, wie des Sohnes nach v. 9. al-
ſo auch des Vaters; der mit beyden eines goͤtt-
lichen Weſens iſt. Dergleichen Zeugniß ha-
ben wir auch v. 19. da gedacht wird GOttes,
nemlich des Vaters, auch CHriſti und ſeines
Geiſtes.
V. 12.
So ſind wir nun (nachdem wir durch
CHriſtum und in CHriſto von der Suͤnden
Schuld und Herrſchaft, auch vom Fluche des
Geſetzes befreyet, und in der Gemeinſchaft des
Todes und der Auferſtehung CHriſti, aus der
Kraft des Heiligen Geiſtes, zur neuen geiſtlichen
Ehe mit Chriſto, und in derſelben zum geiſtlichen
Leben, wie bisher nach der Laͤnge gezeiget wor-
den iſt, gelanget ſind,) lieben Bruͤder,
Schuldner, nicht dem Fleiſche, (der noch
in uns uͤbrigen Erb-Suͤnde,) daß wir nach
dem Fleiſche leben, (deſſelben Luͤſten gehoͤr-
ſam ſeyn; ob es wol nicht anders, als einer,
dem man ſchuldig iſt, ſeine Forderung zur ſuͤnd-
lichen Folge thut: ſondern wir ſtehen in der
groͤſten Verbindlichkeit gegen CHriſtum, um
ihme, als dem geiſtlichen Ehe-Mann, anzu-
hangen, und GOtt nach dem Geiſte Frucht zu
bringen cap. 7, 4. oder nach dem Geiſt zu wan-
deln c. 8, 1. 4.)
V. 13.
Denn wo ihr nach dem Fleiſch lebet,
ſo werdet ihr ſterben muͤſſen, (ihr werdet
durch die der Suͤnde wieder verſtatteten Herr-
ſchaft wieder und mit Verluſt des geiſtlichen
Lebens aus dem Slande der Gnade in den geiſt-
lichen, und folglich auch in den ewigen, Tod
verfallen:) Wo ihr aber durch den Geiſt
(durch die euch mitgetheilete Kraft des in euch
wohnenden Heiligen Geiſtes) des Fleiſches
Geſchaͤfte (die innere Regungen und Bewe-
gungen der Erb-Suͤnde) toͤdtet, (ihnen der-
geſtalt nicht gehorſamet, daß ihr ſie auch in-
nerlich daͤmpfet und unterdruͤcket: ſiehe auch
Col. 3, 5.) ſo werdet ihr leben, (das geiſt-
liche Leben mit dem guten Gewiſſen bewahren
und in dieſer Ordnung auch das ewige Leben er-
langen.)
Anmerckungen.
1. Paulus ſiehet mit dieſen Worten nicht
undeutlich zuruͤck auf das unſern erſten Eltern
im Paradieſe gegebne Verbot mit angehengter
Draͤuung: Von dem Baume des Erkaͤnt-
niſſes gutes und boͤſes ſolt du nicht eſſen:
denn welches Tages du davon iſſeſt, wirſt
du des Todes ſterben. Gen. 2, 17. Denn
was im Stande der Unſchuld war das am E-
benbilde GOttes empfangene geiſtliche Leben,
das iſt, dem guten Anfange nach, das im Stan-
de der Gnade wieder geſchenckte geiſtliche Le-
ben. Gleichwie nun dort die erſten Menſchen
durch den innerlichen Abfall von GOtt, wel-
cher, mit der aͤuſſerlichen That des Ungehorſams
als die cauſſa mit ihrem efſectu, verknuͤpfet war,
zuvorderſt in den geiſtlichen Tod, welcher an
ſich betrachtet, den zeitlichen und ewigen nach
ſich zog, verfielen: alſo verfallen die Wie-
dergebohrnen durch die dem Fleiſche wieder ein-
geraͤumte Herrſchaft wieder in den vorigen geiſt-
lichen Tod, der denn gerades Weges nach dem
zeitlichen zu dem ewigen Tode abfuͤhret.
2. Es laͤßt ſich auch aus dieſen Worten
Pauli das erſte goͤttliche Verbot ſolchergeſtalt
erlaͤutern, daß man das andere Stuͤcke von der
Verheiſſung dazu ſetzen kan: nemlich, gleich-
wie die Draͤuung hieß: Wenn du davon eſ-
ſen wirſt, ſo wirſt du des Todes ſterben:
alſo hat es auch nicht weniger, ob es gleich von
Moſe nicht ausdruͤcklich geſetzet worden, geheiſ-
ſen: Wenn du aber im Gehorſam verblei-
beſt, ſo wirſt du leben, nemlich hier zeitlich
und dort ewig: als welche Verheiſſung das E-
benbild GOttes bey dem ſchuldigen und muͤgli-
chen Gehorſam mit ſich gefuͤhret hat.
3. GOTT hat niemanden aus abſoluten
Rathſchluſſe zum ewigen Leben und zum ewigen
Tode verordnet. Denn waͤre dieſes, ſo haͤtte
Paulus nicht ſagen koͤnnen: Wo ihr nach
dem Fleiſche lebet, ſo werdet ihr ſterben
muͤſſen, u. ſ. w. als welche Worte diß zum
Grunde haben, daß ein Menſch ſein ihm wirck-
lich
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