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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 8, v. 4. 5. an die Römer.
[Spaltenumbruch] vorgestellet hat. Bey welcher Version die nechst-
folgenden Worte: sintemal es durchs Fleisch
geschwächet ward,
bleiben können.
2. Wenn nun die ersten Worte also über-
setzet werden, so gebrauchet man der ellipseos
suppletae,
der Ergäntzungs-Worte, das thät
GOtt,
gar nicht, sondern die Structur der Rede
gehet gantz richtig also fort: Weil das Gesetz so
unvermögend war, sintemal es durchs Fleisch
geschwächet ward; so hat GOtt, nachdem er
seinen Sohn in der Gestalt
(Gleichheit) des
sündlichen Fleisches
(einer der Sünde unter-
worfenen menschlichen Natur) und als ein
Opfer für die Sünde gesandt, die Sünde
im Fleische
(en te sarki, in diesem Fleische,
nemlich seines Sohnes) verdammt (und damit
die Verdammniß von uns hinweggenommen:
auf welche Art Paulus beweiset, warum
nun an denen, die in Christo sind, keine würck-
liche Verdammung mehr statt habe: weil nem-
lich der Bürge sie über sich genommen und über
sich ergehen lassen.
3. Da die Wörtlein en o causaliter stehen,
so lassen sich die ersten Worte dieses Verses nach
einiger Transposition auch also construiren:
en [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] gar to adunaton tou nomou esthenei dia tes
sarkos (dia touto) o theos &c. Da denn en o so
viel ist als eph' o c. 5, 12.
4. Zur Erläuterung dieses herrlichen Orts
gehören sonderlich folgende Stellen: 2 Cor. 5,
21. GOtt hat den, der von keiner Sünde
wuste, für uns zur Sünde gemacht
etc.
Gal. 3, 13. CHristus hat uns erlöset vom
Fluch des Gesetzes, da er ward ein Fluch
für uns
etc. und v. 21. Wenn ein Gesetz gege-
ben wäre, das da könte lebendig machen,
so käme die Gerechtigkeit wahrhaftig aus
dem Gesetze.
Eph. 2, 1. 5. 15. Da wir todt
waren in Sünden, hat er uns samt Christo
lebendig gemacht etc. Christus hat durch
sein Fleisch,
en te sarki autou, an seinem
Fleische weggenommen die Feinschaft
etc.
Phil. 2, 7. Christus nahm Knechts-Gestalt
an, und ward wie ein ander Mensch, und
an Geberden als ein Mensch erfunden
etc.
1 Pet. 2, 24. CHristus hat unsere Sünde
selbst geopfert an seinem Leibe auf dem
Holtz
etc. Siehe auch Jes. 53, 5. Er ist um
unserer Missethat willen verwundet
etc.
Die (Sünden-) Strafe (nach übernommener
Schuld) lieget auf ihm etc. v. 6. Der HErr
warf unser aller Sünde auf ihn.
5. Bey den Worten peri amartias ist das
ausgelassene Wort thusia, Opfer zu verstehen;
als welches die Griechischen Interpretes in ihrer
Version des Levitici in den Stellen von den
Sündopfern auch auslassen, und nur die Wor-
te peri amartias, für die Sünde, (das ist so
viel, als ein Opfer für die Sünde) setzen, mit
imitation des Hebräischen Textes, darinnen das
Wort [fremdsprachliches Material - fehlt] auch nur allein stehet. Siehe
Lev. 4, 3. etc. Also stehet es auch Hebr. 10, 6.
8. aus dem 40. Psalm: olokautomata kai pe-
ri amkrtias, Brand-Opfer und Sünd-
Opfer hast du nicht gewolt.
[Spaltenumbruch]
6. Es liegen demnach in diesem Orte die-
se drey wichtige momenta, oder Stücke, von
dem Wercke unsers Heils: 1. Die Unmög-
lichkeit durchs Gesetz selig zu werden,
und
also zugleich die Nothwendigkeit eines andern
Mittels. 2. Die Darstellung dieses Mit-
tels
in der Sendung des Sohnes zur An-
nehmung der menschlichen Natur. 3. Die
Art und Weise,
wie der Sohn die Ursache
und das Mittel unserer Seligkeit geworden ist,
nemlich, daß er, als ein Sünd-Opfer, an unserer
statt alle unsere Sünden, und mit denselben zu-
gleich auch alle Sünden-Strafe auf sich genom-
men, und sich an unser statt verdammen
lassen,
und zwar nicht allein zum zeitlichen, son-
dern auch zum ewigen Tode; ob er wol diesen
nicht ewig empfinden dürfen, sondern auf eine
kleine Zeit, sonderlich am Oelberge und bey der
göttlichen Verlassung am Creutz: da denn, was
der Länge der Empfindung abgegangen ist, die
Hoheit und Stärcke der Person, und der höchste
Grad der Empfindung ersetzet hat.
V. 4.

Auf daß die Gerechtigkeit, vom Ge-
setz erfordert, in uns erfüllet würde
(daß
also damit, da Christus an unser statt die
Schuld, den Fluch und die Strafe der Sün-
den aufgenommen, und damit nach Crforde-
rung des Gesetzes der richterlichen Gerechtigkeit
GOttes ein Genügen gethan, dasjenige, was
das Gesetz von Rechtswegen von uns erfodert
hat, in und an uns durch Christum dergestalt er-
füllet und geleistet worden, als hätten wir es
selbst gethan) die wir nicht nach dem Fleisch
leben, sondern nach dem Geist
(die wir in
der rechten Heils-Ordnung stehen, und das
Verdienst Christi so gar nicht mißbrauchen,
daß wir vielmehr in der Gemeinschaft des To-
des und der Auferstehung Christi, wie der
Schuld und Strafe, also auch der Herrschaft
der Sünde abgestorben, und aus dem geistli-
chen Tode zu einem neuen Leben gelanget sind,
darinnen wir Christo Frucht bringen, und im-
mer mehr geheiliget werden, uns auch gern im-
mer mehr heiligen lassen. c. 6, 3. seqq. 14. sqq.
7, 4. 6. 8, 1. 2. 2 Cor. 5, 15. Gal. 2, 20. 1 Pet.
2, 25. etc.)

V. 5.

Denn die fleischlich sind (o[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] kata sark[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]
ontes, die also nach dem Fleische sind, oder de-
ren Zustand noch also nach dem Fleische einge-
richtet ist, daß sie sich noch von der Sünde be-
herrschen lassen) die sind fleischlich gesinnet
(die richten alle ihre Gedancken, alles ihr Tich-
ten und Trachten nur also ein, wie es dieser bö-
se Grund mit sich bringet; und sie geben dem-
nach mit solcher Herrschaft der Sünde genugsam
zu verstehen, daß sie, als die, welche nicht nach
dem Geiste wandeln, nicht in der Heils-Ord-
nung stehen, sich auch noch unter der Sünden-
Schuld und unter dem Fluche des Gesetzes zu
der Sünden Strafe befinden, und sich den Ver-
söhnungs-Tod Christi gantz vergeblich zueignen)

die
Cap. 8, v. 4. 5. an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch] vorgeſtellet hat. Bey welcher Verſion die nechſt-
folgenden Worte: ſintemal es durchs Fleiſch
geſchwaͤchet ward,
bleiben koͤnnen.
2. Wenn nun die erſten Worte alſo uͤber-
ſetzet werden, ſo gebrauchet man der ellipſeos
ſuppletæ,
der Ergaͤntzungs-Worte, das thaͤt
GOtt,
gar nicht, ſondern die Structur der Rede
gehet gantz richtig alſo fort: Weil das Geſetz ſo
unvermoͤgend war, ſintemal es durchs Fleiſch
geſchwaͤchet ward; ſo hat GOtt, nachdem er
ſeinen Sohn in der Geſtalt
(Gleichheit) des
ſuͤndlichen Fleiſches
(einer der Suͤnde unter-
worfenen menſchlichen Natur) und als ein
Opfer fuͤr die Suͤnde geſandt, die Suͤnde
im Fleiſche
(ἐν τῇ σαρκὶ, in dieſem Fleiſche,
nemlich ſeines Sohnes) verdammt (und damit
die Verdammniß von uns hinweggenommen:
auf welche Art Paulus beweiſet, warum
nun an denen, die in Chriſto ſind, keine wuͤrck-
liche Verdammung mehr ſtatt habe: weil nem-
lich der Buͤrge ſie uͤber ſich genommen und uͤber
ſich ergehen laſſen.
3. Da die Woͤrtlein ἐν ᾦ cauſaliter ſtehen,
ſo laſſen ſich die erſten Worte dieſes Verſes nach
einiger Transpoſition auch alſo conſtruiren:
ἐν [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] γὰρ τὸ ἀδύνατον τοῦ νόμου ὴσϑένει διὰ τῆς
σαρκὸς (διὰ τοῦτο) ὁ θεος &c. Da denn ἐν ὧ ſo
viel iſt als ἐφ᾽ ὧ c. 5, 12.
4. Zur Erlaͤuterung dieſes herrlichen Orts
gehoͤren ſonderlich folgende Stellen: 2 Cor. 5,
21. GOtt hat den, der von keiner Suͤnde
wuſte, fuͤr uns zur Suͤnde gemacht
ꝛc.
Gal. 3, 13. CHriſtus hat uns erloͤſet vom
Fluch des Geſetzes, da er ward ein Fluch
fuͤr uns
ꝛc. und v. 21. Wenn ein Geſetz gege-
ben waͤre, das da koͤnte lebendig machen,
ſo kaͤme die Gerechtigkeit wahrhaftig aus
dem Geſetze.
Eph. 2, 1. 5. 15. Da wir todt
waren in Suͤnden, hat er uns ſamt Chriſto
lebendig gemacht ꝛc. Chriſtus hat durch
ſein Fleiſch,
ἐν τῇ σαρκὶ ἁυτοῦ, an ſeinem
Fleiſche weggenommen die Feinſchaft
ꝛc.
Phil. 2, 7. Chriſtus nahm Knechts-Geſtalt
an, und ward wie ein ander Menſch, und
an Geberden als ein Menſch erfunden
ꝛc.
1 Pet. 2, 24. CHriſtus hat unſere Suͤnde
ſelbſt geopfert an ſeinem Leibe auf dem
Holtz
ꝛc. Siehe auch Jeſ. 53, 5. Er iſt um
unſerer Miſſethat willen verwundet
ꝛc.
Die (Suͤnden-) Strafe (nach uͤbernommener
Schuld) lieget auf ihm ꝛc. v. 6. Der HErr
warf unſer aller Suͤnde auf ihn.
5. Bey den Worten περὶ αμαρτίας iſt das
ausgelaſſene Wort ϑυσία, Opfer zu verſtehen;
als welches die Griechiſchen Interpretes in ihrer
Verſion des Levitici in den Stellen von den
Suͤndopfern auch auslaſſen, und nur die Wor-
te περὶ ἁμαρτίας, fuͤr die Suͤnde, (das iſt ſo
viel, als ein Opfer fuͤr die Suͤnde) ſetzen, mit
imitation des Hebraͤiſchen Textes, darinnen das
Wort [fremdsprachliches Material – fehlt] auch nur allein ſtehet. Siehe
Lev. 4, 3. ꝛc. Alſo ſtehet es auch Hebr. 10, 6.
8. aus dem 40. Pſalm: ὁλοκαυτώματα καὶ πε-
ρὶ ἁμκρτίας, Brand-Opfer und Suͤnd-
Opfer haſt du nicht gewolt.
[Spaltenumbruch]
6. Es liegen demnach in dieſem Orte die-
ſe drey wichtige momenta, oder Stuͤcke, von
dem Wercke unſers Heils: 1. Die Unmoͤg-
lichkeit durchs Geſetz ſelig zu werden,
und
alſo zugleich die Nothwendigkeit eines andern
Mittels. 2. Die Darſtellung dieſes Mit-
tels
in der Sendung des Sohnes zur An-
nehmung der menſchlichen Natur. 3. Die
Art und Weiſe,
wie der Sohn die Urſache
und das Mittel unſerer Seligkeit geworden iſt,
nemlich, daß er, als ein Suͤnd-Opfer, an unſerer
ſtatt alle unſere Suͤnden, und mit denſelben zu-
gleich auch alle Suͤnden-Strafe auf ſich genom-
men, und ſich an unſer ſtatt verdammen
laſſen,
und zwar nicht allein zum zeitlichen, ſon-
dern auch zum ewigen Tode; ob er wol dieſen
nicht ewig empfinden duͤrfen, ſondern auf eine
kleine Zeit, ſonderlich am Oelberge und bey der
goͤttlichen Verlaſſung am Creutz: da denn, was
der Laͤnge der Empfindung abgegangen iſt, die
Hoheit und Staͤrcke der Perſon, und der hoͤchſte
Grad der Empfindung erſetzet hat.
V. 4.

Auf daß die Gerechtigkeit, vom Ge-
ſetz erfordert, in uns erfuͤllet wuͤrde
(daß
alſo damit, da Chriſtus an unſer ſtatt die
Schuld, den Fluch und die Strafe der Suͤn-
den aufgenommen, und damit nach Crforde-
rung des Geſetzes der richterlichen Gerechtigkeit
GOttes ein Genuͤgen gethan, dasjenige, was
das Geſetz von Rechtswegen von uns erfodert
hat, in und an uns durch Chriſtum dergeſtalt er-
fuͤllet und geleiſtet worden, als haͤtten wir es
ſelbſt gethan) die wir nicht nach dem Fleiſch
leben, ſondern nach dem Geiſt
(die wir in
der rechten Heils-Ordnung ſtehen, und das
Verdienſt Chriſti ſo gar nicht mißbrauchen,
daß wir vielmehr in der Gemeinſchaft des To-
des und der Auferſtehung Chriſti, wie der
Schuld und Strafe, alſo auch der Herrſchaft
der Suͤnde abgeſtorben, und aus dem geiſtli-
chen Tode zu einem neuen Leben gelanget ſind,
darinnen wir Chriſto Frucht bringen, und im-
mer mehr geheiliget werden, uns auch gern im-
mer mehr heiligen laſſen. c. 6, 3. ſeqq. 14. ſqq.
7, 4. 6. 8, 1. 2. 2 Cor. 5, 15. Gal. 2, 20. 1 Pet.
2, 25. ꝛc.)

V. 5.

Denn die fleiſchlich ſind (ὁ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] κατὰ σάρκ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]
ὄντες, die alſo nach dem Fleiſche ſind, oder de-
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herrſchen laſſen) die ſind fleiſchlich geſinnet
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ſe Grund mit ſich bringet; und ſie geben dem-
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zu verſtehen, daß ſie, als die, welche nicht nach
dem Geiſte wandeln, nicht in der Heils-Ord-
nung ſtehen, ſich auch noch unter der Suͤnden-
Schuld und unter dem Fluche des Geſetzes zu
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ſoͤhnungs-Tod Chriſti gantz vergeblich zueignen)

die
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[95/0123] Cap. 8, v. 4. 5. an die Roͤmer. vorgeſtellet hat. Bey welcher Verſion die nechſt- folgenden Worte: ſintemal es durchs Fleiſch geſchwaͤchet ward, bleiben koͤnnen. 2. Wenn nun die erſten Worte alſo uͤber- ſetzet werden, ſo gebrauchet man der ellipſeos ſuppletæ, der Ergaͤntzungs-Worte, das thaͤt GOtt, gar nicht, ſondern die Structur der Rede gehet gantz richtig alſo fort: Weil das Geſetz ſo unvermoͤgend war, ſintemal es durchs Fleiſch geſchwaͤchet ward; ſo hat GOtt, nachdem er ſeinen Sohn in der Geſtalt (Gleichheit) des ſuͤndlichen Fleiſches (einer der Suͤnde unter- worfenen menſchlichen Natur) und als ein Opfer fuͤr die Suͤnde geſandt, die Suͤnde im Fleiſche (ἐν τῇ σαρκὶ, in dieſem Fleiſche, nemlich ſeines Sohnes) verdammt (und damit die Verdammniß von uns hinweggenommen: auf welche Art Paulus beweiſet, warum nun an denen, die in Chriſto ſind, keine wuͤrck- liche Verdammung mehr ſtatt habe: weil nem- lich der Buͤrge ſie uͤber ſich genommen und uͤber ſich ergehen laſſen. 3. Da die Woͤrtlein ἐν ᾦ cauſaliter ſtehen, ſo laſſen ſich die erſten Worte dieſes Verſes nach einiger Transpoſition auch alſo conſtruiren: ἐν _ γὰρ τὸ ἀδύνατον τοῦ νόμου ὴσϑένει διὰ τῆς σαρκὸς (διὰ τοῦτο) ὁ θεος &c. Da denn ἐν ὧ ſo viel iſt als ἐφ᾽ ὧ c. 5, 12. 4. Zur Erlaͤuterung dieſes herrlichen Orts gehoͤren ſonderlich folgende Stellen: 2 Cor. 5, 21. GOtt hat den, der von keiner Suͤnde wuſte, fuͤr uns zur Suͤnde gemacht ꝛc. Gal. 3, 13. CHriſtus hat uns erloͤſet vom Fluch des Geſetzes, da er ward ein Fluch fuͤr uns ꝛc. und v. 21. Wenn ein Geſetz gege- ben waͤre, das da koͤnte lebendig machen, ſo kaͤme die Gerechtigkeit wahrhaftig aus dem Geſetze. Eph. 2, 1. 5. 15. Da wir todt waren in Suͤnden, hat er uns ſamt Chriſto lebendig gemacht ꝛc. Chriſtus hat durch ſein Fleiſch, ἐν τῇ σαρκὶ ἁυτοῦ, an ſeinem Fleiſche weggenommen die Feinſchaft ꝛc. Phil. 2, 7. Chriſtus nahm Knechts-Geſtalt an, und ward wie ein ander Menſch, und an Geberden als ein Menſch erfunden ꝛc. 1 Pet. 2, 24. CHriſtus hat unſere Suͤnde ſelbſt geopfert an ſeinem Leibe auf dem Holtz ꝛc. Siehe auch Jeſ. 53, 5. Er iſt um unſerer Miſſethat willen verwundet ꝛc. Die (Suͤnden-) Strafe (nach uͤbernommener Schuld) lieget auf ihm ꝛc. v. 6. Der HErr warf unſer aller Suͤnde auf ihn. 5. Bey den Worten περὶ αμαρτίας iſt das ausgelaſſene Wort ϑυσία, Opfer zu verſtehen; als welches die Griechiſchen Interpretes in ihrer Verſion des Levitici in den Stellen von den Suͤndopfern auch auslaſſen, und nur die Wor- te περὶ ἁμαρτίας, fuͤr die Suͤnde, (das iſt ſo viel, als ein Opfer fuͤr die Suͤnde) ſetzen, mit imitation des Hebraͤiſchen Textes, darinnen das Wort _ auch nur allein ſtehet. Siehe Lev. 4, 3. ꝛc. Alſo ſtehet es auch Hebr. 10, 6. 8. aus dem 40. Pſalm: ὁλοκαυτώματα καὶ πε- ρὶ ἁμκρτίας, Brand-Opfer und Suͤnd- Opfer haſt du nicht gewolt. 6. Es liegen demnach in dieſem Orte die- ſe drey wichtige momenta, oder Stuͤcke, von dem Wercke unſers Heils: 1. Die Unmoͤg- lichkeit durchs Geſetz ſelig zu werden, und alſo zugleich die Nothwendigkeit eines andern Mittels. 2. Die Darſtellung dieſes Mit- tels in der Sendung des Sohnes zur An- nehmung der menſchlichen Natur. 3. Die Art und Weiſe, wie der Sohn die Urſache und das Mittel unſerer Seligkeit geworden iſt, nemlich, daß er, als ein Suͤnd-Opfer, an unſerer ſtatt alle unſere Suͤnden, und mit denſelben zu- gleich auch alle Suͤnden-Strafe auf ſich genom- men, und ſich an unſer ſtatt verdammen laſſen, und zwar nicht allein zum zeitlichen, ſon- dern auch zum ewigen Tode; ob er wol dieſen nicht ewig empfinden duͤrfen, ſondern auf eine kleine Zeit, ſonderlich am Oelberge und bey der goͤttlichen Verlaſſung am Creutz: da denn, was der Laͤnge der Empfindung abgegangen iſt, die Hoheit und Staͤrcke der Perſon, und der hoͤchſte Grad der Empfindung erſetzet hat. V. 4. Auf daß die Gerechtigkeit, vom Ge- ſetz erfordert, in uns erfuͤllet wuͤrde (daß alſo damit, da Chriſtus an unſer ſtatt die Schuld, den Fluch und die Strafe der Suͤn- den aufgenommen, und damit nach Crforde- rung des Geſetzes der richterlichen Gerechtigkeit GOttes ein Genuͤgen gethan, dasjenige, was das Geſetz von Rechtswegen von uns erfodert hat, in und an uns durch Chriſtum dergeſtalt er- fuͤllet und geleiſtet worden, als haͤtten wir es ſelbſt gethan) die wir nicht nach dem Fleiſch leben, ſondern nach dem Geiſt (die wir in der rechten Heils-Ordnung ſtehen, und das Verdienſt Chriſti ſo gar nicht mißbrauchen, daß wir vielmehr in der Gemeinſchaft des To- des und der Auferſtehung Chriſti, wie der Schuld und Strafe, alſo auch der Herrſchaft der Suͤnde abgeſtorben, und aus dem geiſtli- chen Tode zu einem neuen Leben gelanget ſind, darinnen wir Chriſto Frucht bringen, und im- mer mehr geheiliget werden, uns auch gern im- mer mehr heiligen laſſen. c. 6, 3. ſeqq. 14. ſqq. 7, 4. 6. 8, 1. 2. 2 Cor. 5, 15. Gal. 2, 20. 1 Pet. 2, 25. ꝛc.) V. 5. Denn die fleiſchlich ſind (ὁ_ κατὰ σάρκ_ ὄντες, die alſo nach dem Fleiſche ſind, oder de- ren Zuſtand noch alſo nach dem Fleiſche einge- richtet iſt, daß ſie ſich noch von der Suͤnde be- herrſchen laſſen) die ſind fleiſchlich geſinnet (die richten alle ihre Gedancken, alles ihr Tich- ten und Trachten nur alſo ein, wie es dieſer boͤ- ſe Grund mit ſich bringet; und ſie geben dem- nach mit ſolcher Herrſchaft der Suͤnde genugſam zu verſtehen, daß ſie, als die, welche nicht nach dem Geiſte wandeln, nicht in der Heils-Ord- nung ſtehen, ſich auch noch unter der Suͤnden- Schuld und unter dem Fluche des Geſetzes zu der Suͤnden Strafe befinden, und ſich den Ver- ſoͤhnungs-Tod Chriſti gantz vergeblich zueignen) die

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/123>, abgerufen am 23.11.2024.