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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 7, v. 9-13.
[Spaltenumbruch] nicht allein fühlete, sondern auch für sündlich
hielte.)

V. 10.

Jch starb aber, (funde bey solchem Ge-
fühle der herrschenden Lust, da ich mich selbst
davon nicht los machen konte, meinen geistli-
chen Tod, der mir zugleich eine Anzeigung war
des bevorstehenden ewigen Todes; sintemal
geschrieben stehet: Verfluchet sey, wer nicht
alle Worte dieses Gesetzes,
und also dieses
von der verbothenen Lust, erfüllet, daß er
darnach thue.
Deut. 27, 26. Siehe auch
Gal. 3, 10. Jer. 11, 3.) und es befand sich,
daß das Gebot mir zum Tode gereichete,
das mir doch zum
(ewigen) Leben gege-
ben war,
(in der Ordnung der vollkommnen
Erfüllung: nach dem Ausspruch: Welcher
Mensch meine Satzungen und Rechte hält,
der wird dadurch leben.
Levit. 18, 5. Ezech.
20, 11. Rom. 10, 5. Gal. 3, 12.)

V. 11.

Denn die Sünde nahm Ursache am
Gebote und betrog mich,
(verführte mich
mit ihren Reitzungen zur Einwilligung,) und
tödtete mich durch dasselbige Gebot,
(ent-
deckete mir damit meinen geistlichen Tod: wie
denn die verba actus nach Erforderung des sen-
sus
zuweilen von der manifestatione, der Ent-
deckung, zu verstehen sind: wie es auch also
heißt: Der Buchstabe tödtet. 2 Cor. 3, 6.
7.)

V. 12.

Das Gesetz (überhaupt) ist ja heilig,
und
(darinnen insonderheit) das Gebot (wi-
der die böse Lust) ist heilig, recht und gut,
1 Tim. 1, 8. (ja so geistlich und vollkommen,
daß es den Menschen gantz geistlich, heilig, rein
und ohne Sünde also haben will, wie er im
Stande der Unschuld mit dem Ebenbilde GOt-
tes erschaffen war, GOTT zu lieben ohne alle
Sünde von gantzem Hertzen, von gantzer See-
le, von gantzem Gemüthe und allen Kräften,
und seinen Nächsten, als sich selbst. Deut. 6,
5. 10, 12. 30, 6. Lev. 19, 18. Matth. 22, 37. seq.
Luc. 10, 27. seqq. Und daher ziehet das Gesetz
den Menschen nach dem Fall nicht allein in sei-
nen äusserlichen bösen Wercken, sondern auch
in seinen innern bösen Gedancken, Lüsten, Be-
gierden, Rathschlägen und Affecten, unter sei-
ne Censur, und verfluchet, oder verdammet
ihn.)

Anmerckungen.
1. Der Apostel machet mit diesem Verse
aus dem vorhergehenden eine illation auf die
Güte und Heiligkeit des Gesetzes, und solte,
nach Anweisung der particulae illativae oste, die
Ubersetzung also lauten: Dannenhero ist das
Gesetz zwar heilig
u. s. w. das ist: Es blei-
bet wol dabey, was ich schon vorhin v. 7. gesa-
get habe, daß es nemlich ferne sey, daß das Ge-
setz Sünde seyn solte.
[Spaltenumbruch]
2. Da das Gesetz aus vielen Geboten be-
stehet, so verstehet der Apostel alhier durch das
Gebot das neunte und zehende im decalogo.
3. Daß das Gesetz GOttes so heilig,
recht und gut ist,
daran haben wir ein
Kennzeichen von seinem göttlichen Ursprun-
ge
und von der Wahrheit der geoffenbarten Re-
ligion. Man conferire hiebey, was 5. Buch
Mos. c. 4, v. 6. 7. 8. stehet.
V. 13.

Jst denn, das da gut ist, mir ein Tod
worden? Das sey ferne. Aber die Sün-
de, auf daß sie
(in ihrer eigentlichen und rech-
ten, das ist, sehr argen Gestalt) erscheine,
wie sie
(kein Mittelding oder Kleinigkeit, son-
dern allerdings) Sünde ist, hat sie mir
durch das gute
(Gebot) den Tod gewir-
cket,
(mich zum Gefühle des geistlichen Todes
gebracht,) auf daß die Sünde würde über-
aus sündig durchs Gebot,
(daher es denn
geschehen, daß die Sünde in mir sehr mächtig
worden, oder sich mächtig gereget hat, und ich
gesehen habe, daß ich, wie ohne Gnade und
Gnaden-Kraft, unter dem Gesetze, also auch
noch unter der Herrschaft der Sünde stehe. Sie-
he auch Rom. 5, 20.)

Anmerckungen.
1. Es entstehet alhier eine wichtige Frage,
von welcherley Standes Menschen der Apostel
in diesem Capitel handele? sonderlich von dem
folgenden 14ten Vers an. Ob er rede von den
Wiedergebohrnen, oder Unwiedergebohr-
nen?
2. Die meisten verstehen diesen Context
von den Wiedergebohrnen: und sind ihre Ur-
sachen, welche sie zu dieser Auslegung bewegen,
diese: a. Daß Paulus denen Personen, davon
er redet, einen Haß gegen das Böse v. 15. und
ein Wollen gegen das Gute v. 18 19. 20. 21.
ja auch eine Lust am Gesetze GOttes nach
dem inwendigen Menschen,
v. 22. und ein
der Sünde entgegen stehendes Gesetze ihres
Gemüthes v.
23. ferner auch v. 24. 25. die
Dancksagung für die Erlösung, und also so
viel gutes zuschreibet, als von Unwiedergebohr-
nen nicht könne gesaget werden. Dazu kömmt
b. daß er die Personnen von der in ihnen woh-
nenden Sünde
v. 17. 20. oder sie selbst von
ihrem Fleische v. 18. und v. 21. von dem bösen,
so ihnen anhanget, auch das Gesetz ihres
Gemüths
von dem Gesetz der Sünden und
ihrer Glieder v. 23. unterscheidet.
3. Die Socinianer erklären alle diese
Stellen von dem ihm selbst gelassenen blossen
natürlichen Menschen. Und das kömmt daher,
weil sie den Sünden-Fall und das natürliche
Verderben des Menschen sehr gering machen,
und hingegen dem Menschen, wie er sich im
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tes und viele Kräfte im geistlichen zuschreiben.
Welche Auslegung freylich in so fern der
Wahrheit und dem Sinne des Apostels nicht
gemäß ist.
4. Daß

Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 7, v. 9-13.
[Spaltenumbruch] nicht allein fuͤhlete, ſondern auch fuͤr ſuͤndlich
hielte.)

V. 10.

Jch ſtarb aber, (funde bey ſolchem Ge-
fuͤhle der herrſchenden Luſt, da ich mich ſelbſt
davon nicht los machen konte, meinen geiſtli-
chen Tod, der mir zugleich eine Anzeigung war
des bevorſtehenden ewigen Todes; ſintemal
geſchrieben ſtehet: Verfluchet ſey, wer nicht
alle Worte dieſes Geſetzes,
und alſo dieſes
von der verbothenen Luſt, erfuͤllet, daß er
darnach thue.
Deut. 27, 26. Siehe auch
Gal. 3, 10. Jer. 11, 3.) und es befand ſich,
daß das Gebot mir zum Tode gereichete,
das mir doch zum
(ewigen) Leben gege-
ben war,
(in der Ordnung der vollkommnen
Erfuͤllung: nach dem Ausſpruch: Welcher
Menſch meine Satzungen und Rechte haͤlt,
der wird dadurch leben.
Levit. 18, 5. Ezech.
20, 11. Rom. 10, 5. Gal. 3, 12.)

V. 11.

Denn die Suͤnde nahm Urſache am
Gebote und betrog mich,
(verfuͤhrte mich
mit ihren Reitzungen zur Einwilligung,) und
toͤdtete mich durch daſſelbige Gebot,
(ent-
deckete mir damit meinen geiſtlichen Tod: wie
denn die verba actus nach Erforderung des ſen-
ſus
zuweilen von der manifeſtatione, der Ent-
deckung, zu verſtehen ſind: wie es auch alſo
heißt: Der Buchſtabe toͤdtet. 2 Cor. 3, 6.
7.)

V. 12.

Das Geſetz (uͤberhaupt) iſt ja heilig,
und
(darinnen inſonderheit) das Gebot (wi-
der die boͤſe Luſt) iſt heilig, recht und gut,
1 Tim. 1, 8. (ja ſo geiſtlich und vollkommen,
daß es den Menſchen gantz geiſtlich, heilig, rein
und ohne Suͤnde alſo haben will, wie er im
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tes erſchaffen war, GOTT zu lieben ohne alle
Suͤnde von gantzem Hertzen, von gantzer See-
le, von gantzem Gemuͤthe und allen Kraͤften,
und ſeinen Naͤchſten, als ſich ſelbſt. Deut. 6,
5. 10, 12. 30, 6. Lev. 19, 18. Matth. 22, 37. ſeq.
Luc. 10, 27. ſeqq. Und daher ziehet das Geſetz
den Menſchen nach dem Fall nicht allein in ſei-
nen aͤuſſerlichen boͤſen Wercken, ſondern auch
in ſeinen innern boͤſen Gedancken, Luͤſten, Be-
gierden, Rathſchlaͤgen und Affecten, unter ſei-
ne Cenſur, und verfluchet, oder verdammet
ihn.)

Anmerckungen.
1. Der Apoſtel machet mit dieſem Verſe
aus dem vorhergehenden eine illation auf die
Guͤte und Heiligkeit des Geſetzes, und ſolte,
nach Anweiſung der particulæ illativæ ὥστε, die
Uberſetzung alſo lauten: Dannenhero iſt das
Geſetz zwar heilig
u. ſ. w. das iſt: Es blei-
bet wol dabey, was ich ſchon vorhin v. 7. geſa-
get habe, daß es nemlich ferne ſey, daß das Ge-
ſetz Suͤnde ſeyn ſolte.
[Spaltenumbruch]
2. Da das Geſetz aus vielen Geboten be-
ſtehet, ſo verſtehet der Apoſtel alhier durch das
Gebot das neunte und zehende im decalogo.
3. Daß das Geſetz GOttes ſo heilig,
recht und gut iſt,
daran haben wir ein
Kennzeichen von ſeinem goͤttlichen Urſprun-
ge
und von der Wahrheit der geoffenbarten Re-
ligion. Man conferire hiebey, was 5. Buch
Moſ. c. 4, v. 6. 7. 8. ſtehet.
V. 13.

Jſt denn, das da gut iſt, mir ein Tod
worden? Das ſey ferne. Aber die Suͤn-
de, auf daß ſie
(in ihrer eigentlichen und rech-
ten, das iſt, ſehr argen Geſtalt) erſcheine,
wie ſie
(kein Mittelding oder Kleinigkeit, ſon-
dern allerdings) Suͤnde iſt, hat ſie mir
durch das gute
(Gebot) den Tod gewir-
cket,
(mich zum Gefuͤhle des geiſtlichen Todes
gebracht,) auf daß die Suͤnde wuͤrde uͤber-
aus ſuͤndig durchs Gebot,
(daher es denn
geſchehen, daß die Suͤnde in mir ſehr maͤchtig
worden, oder ſich maͤchtig gereget hat, und ich
geſehen habe, daß ich, wie ohne Gnade und
Gnaden-Kraft, unter dem Geſetze, alſo auch
noch unter der Herrſchaft der Suͤnde ſtehe. Sie-
he auch Rom. 5, 20.)

Anmerckungen.
1. Es entſtehet alhier eine wichtige Frage,
von welcherley Standes Menſchen der Apoſtel
in dieſem Capitel handele? ſonderlich von dem
folgenden 14ten Vers an. Ob er rede von den
Wiedergebohrnen, oder Unwiedergebohr-
nen?
2. Die meiſten verſtehen dieſen Context
von den Wiedergebohrnen: und ſind ihre Ur-
ſachen, welche ſie zu dieſer Auslegung bewegen,
dieſe: a. Daß Paulus denen Perſonen, davon
er redet, einen Haß gegen das Boͤſe v. 15. und
ein Wollen gegen das Gute v. 18 19. 20. 21.
ja auch eine Luſt am Geſetze GOttes nach
dem inwendigen Menſchen,
v. 22. und ein
der Suͤnde entgegen ſtehendes Geſetze ihres
Gemuͤthes v.
23. ferner auch v. 24. 25. die
Danckſagung fuͤr die Erloͤſung, und alſo ſo
viel gutes zuſchreibet, als von Unwiedergebohr-
nen nicht koͤnne geſaget werden. Dazu koͤmmt
b. daß er die Perſonnen von der in ihnen woh-
nenden Suͤnde
v. 17. 20. oder ſie ſelbſt von
ihrem Fleiſche v. 18. und v. 21. von dem boͤſen,
ſo ihnen anhanget, auch das Geſetz ihres
Gemuͤths
von dem Geſetz der Suͤnden und
ihrer Glieder v. 23. unterſcheidet.
3. Die Socinianer erklaͤren alle dieſe
Stellen von dem ihm ſelbſt gelaſſenen bloſſen
natuͤrlichen Menſchen. Und das koͤmmt daher,
weil ſie den Suͤnden-Fall und das natuͤrliche
Verderben des Menſchen ſehr gering machen,
und hingegen dem Menſchen, wie er ſich im
Stande der bloſſen Natur befindet, viel gu-
tes und viele Kraͤfte im geiſtlichen zuſchreiben.
Welche Auslegung freylich in ſo fern der
Wahrheit und dem Sinne des Apoſtels nicht
gemaͤß iſt.
4. Daß
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[88/0116] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 7, v. 9-13. nicht allein fuͤhlete, ſondern auch fuͤr ſuͤndlich hielte.) V. 10. Jch ſtarb aber, (funde bey ſolchem Ge- fuͤhle der herrſchenden Luſt, da ich mich ſelbſt davon nicht los machen konte, meinen geiſtli- chen Tod, der mir zugleich eine Anzeigung war des bevorſtehenden ewigen Todes; ſintemal geſchrieben ſtehet: Verfluchet ſey, wer nicht alle Worte dieſes Geſetzes, und alſo dieſes von der verbothenen Luſt, erfuͤllet, daß er darnach thue. Deut. 27, 26. Siehe auch Gal. 3, 10. Jer. 11, 3.) und es befand ſich, daß das Gebot mir zum Tode gereichete, das mir doch zum (ewigen) Leben gege- ben war, (in der Ordnung der vollkommnen Erfuͤllung: nach dem Ausſpruch: Welcher Menſch meine Satzungen und Rechte haͤlt, der wird dadurch leben. Levit. 18, 5. Ezech. 20, 11. Rom. 10, 5. Gal. 3, 12.) V. 11. Denn die Suͤnde nahm Urſache am Gebote und betrog mich, (verfuͤhrte mich mit ihren Reitzungen zur Einwilligung,) und toͤdtete mich durch daſſelbige Gebot, (ent- deckete mir damit meinen geiſtlichen Tod: wie denn die verba actus nach Erforderung des ſen- ſus zuweilen von der manifeſtatione, der Ent- deckung, zu verſtehen ſind: wie es auch alſo heißt: Der Buchſtabe toͤdtet. 2 Cor. 3, 6. 7.) V. 12. Das Geſetz (uͤberhaupt) iſt ja heilig, und (darinnen inſonderheit) das Gebot (wi- der die boͤſe Luſt) iſt heilig, recht und gut, 1 Tim. 1, 8. (ja ſo geiſtlich und vollkommen, daß es den Menſchen gantz geiſtlich, heilig, rein und ohne Suͤnde alſo haben will, wie er im Stande der Unſchuld mit dem Ebenbilde GOt- tes erſchaffen war, GOTT zu lieben ohne alle Suͤnde von gantzem Hertzen, von gantzer See- le, von gantzem Gemuͤthe und allen Kraͤften, und ſeinen Naͤchſten, als ſich ſelbſt. Deut. 6, 5. 10, 12. 30, 6. Lev. 19, 18. Matth. 22, 37. ſeq. Luc. 10, 27. ſeqq. Und daher ziehet das Geſetz den Menſchen nach dem Fall nicht allein in ſei- nen aͤuſſerlichen boͤſen Wercken, ſondern auch in ſeinen innern boͤſen Gedancken, Luͤſten, Be- gierden, Rathſchlaͤgen und Affecten, unter ſei- ne Cenſur, und verfluchet, oder verdammet ihn.) Anmerckungen. 1. Der Apoſtel machet mit dieſem Verſe aus dem vorhergehenden eine illation auf die Guͤte und Heiligkeit des Geſetzes, und ſolte, nach Anweiſung der particulæ illativæ ὥστε, die Uberſetzung alſo lauten: Dannenhero iſt das Geſetz zwar heilig u. ſ. w. das iſt: Es blei- bet wol dabey, was ich ſchon vorhin v. 7. geſa- get habe, daß es nemlich ferne ſey, daß das Ge- ſetz Suͤnde ſeyn ſolte. 2. Da das Geſetz aus vielen Geboten be- ſtehet, ſo verſtehet der Apoſtel alhier durch das Gebot das neunte und zehende im decalogo. 3. Daß das Geſetz GOttes ſo heilig, recht und gut iſt, daran haben wir ein Kennzeichen von ſeinem goͤttlichen Urſprun- ge und von der Wahrheit der geoffenbarten Re- ligion. Man conferire hiebey, was 5. Buch Moſ. c. 4, v. 6. 7. 8. ſtehet. V. 13. Jſt denn, das da gut iſt, mir ein Tod worden? Das ſey ferne. Aber die Suͤn- de, auf daß ſie (in ihrer eigentlichen und rech- ten, das iſt, ſehr argen Geſtalt) erſcheine, wie ſie (kein Mittelding oder Kleinigkeit, ſon- dern allerdings) Suͤnde iſt, hat ſie mir durch das gute (Gebot) den Tod gewir- cket, (mich zum Gefuͤhle des geiſtlichen Todes gebracht,) auf daß die Suͤnde wuͤrde uͤber- aus ſuͤndig durchs Gebot, (daher es denn geſchehen, daß die Suͤnde in mir ſehr maͤchtig worden, oder ſich maͤchtig gereget hat, und ich geſehen habe, daß ich, wie ohne Gnade und Gnaden-Kraft, unter dem Geſetze, alſo auch noch unter der Herrſchaft der Suͤnde ſtehe. Sie- he auch Rom. 5, 20.) Anmerckungen. 1. Es entſtehet alhier eine wichtige Frage, von welcherley Standes Menſchen der Apoſtel in dieſem Capitel handele? ſonderlich von dem folgenden 14ten Vers an. Ob er rede von den Wiedergebohrnen, oder Unwiedergebohr- nen? 2. Die meiſten verſtehen dieſen Context von den Wiedergebohrnen: und ſind ihre Ur- ſachen, welche ſie zu dieſer Auslegung bewegen, dieſe: a. Daß Paulus denen Perſonen, davon er redet, einen Haß gegen das Boͤſe v. 15. und ein Wollen gegen das Gute v. 18 19. 20. 21. ja auch eine Luſt am Geſetze GOttes nach dem inwendigen Menſchen, v. 22. und ein der Suͤnde entgegen ſtehendes Geſetze ihres Gemuͤthes v. 23. ferner auch v. 24. 25. die Danckſagung fuͤr die Erloͤſung, und alſo ſo viel gutes zuſchreibet, als von Unwiedergebohr- nen nicht koͤnne geſaget werden. Dazu koͤmmt b. daß er die Perſonnen von der in ihnen woh- nenden Suͤnde v. 17. 20. oder ſie ſelbſt von ihrem Fleiſche v. 18. und v. 21. von dem boͤſen, ſo ihnen anhanget, auch das Geſetz ihres Gemuͤths von dem Geſetz der Suͤnden und ihrer Glieder v. 23. unterſcheidet. 3. Die Socinianer erklaͤren alle dieſe Stellen von dem ihm ſelbſt gelaſſenen bloſſen natuͤrlichen Menſchen. Und das koͤmmt daher, weil ſie den Suͤnden-Fall und das natuͤrliche Verderben des Menſchen ſehr gering machen, und hingegen dem Menſchen, wie er ſich im Stande der bloſſen Natur befindet, viel gu- tes und viele Kraͤfte im geiſtlichen zuſchreiben. Welche Auslegung freylich in ſo fern der Wahrheit und dem Sinne des Apoſtels nicht gemaͤß iſt. 4. Daß

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/116>, abgerufen am 27.11.2024.