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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 6, v. 18-21. an die Römer.
[Spaltenumbruch] Geist des lebendigen GOttes; nicht in
steinerne Tafeln, sondern in fleischerne
Tafeln des Hertzens.
2 Cor. 3, 2. 3.
4. Und diese Stücke finden sich auch gar
eigentlich in unserm Texte. Denn da ist erst-
lich die Form der Lehre: hernach sind die
Römer, auf die sie appliciret war. Die Appli-
cation
oder der Eindruck wird angezeiget mit
dem Worte paredothete, und mit den beyden
Wörtlein eis on, darein ihr ergeben seyd, in
quem doctrinae typum traditi, immissi, impressi
estis ita, vt is etiam in vos sit impressus, & in vobis
expressus,
ihr seyd in die Form der Lehre also
eingedrucket, und sie ist nun euch eingedrucket,
daß sie an euch, als im Abdruck, zu sehen ist.
Und dieser Eindruck wird bekräftiget durch die
Worte: Jhr seyd von Hertzen gehorsam
worden dem Vorbilde der Lehre,
das ist,
ihr habt es also angenommen, daß ihr es in und
an euch abdrucken lassen. Da denn die Form
im Abdrucke an ihrem Glauben und Leben zu
finden war: daher Paulus gleich Anfangs ih-
nen das gute Zeugniß gab, daß man von ih-
rem Glauben sagte in aller Welt.
c. 1, 8.
5. Bey den griechischen Worten, eis on
paredothete tupon didakhes, ist zu mercken, daß
es nach der den Griechen also zuweilen gebräuch-
lichen kürtzern construction so viel sey, als: to
tupo didakhes, eis on paredothete. Dieser ty-
pus doctrinae
heißt sonst Act. 20, 27. der gantze
Rath GOttes:
conf. v. 20. 21. imgleichen u-
potuposis ugiainonton logon, das Vorbild
der heilsamen Lehre:
auch v. 14. kale para-
katatheke, die gute Beylage, die man durch
den Heiligen Geist, der in uns wohnet, zu be-
wahren hat.
6. Man siehet alhie das rechte Kennzeichen
eines rechtschaffenen Zuhörers und Lesers der
heiligen Schrift: welches ist, also hören und le-
sen, daß das gehörte und gelesene unter der wür-
digen Betrachtung und Zueignung durch die er-
betene und angenommene Kraft des Heiligen
Geistes recht tief ins Hertz eingedrucket und ins
geistliche Leben verwandelt werde. Denn das
ist der rechte Gehorsam, der aus dem Hertzen
sich auch in dem gantzen übrigen Wandel zei-
get.
V. 18.

Denn nun ihr frey worden seyd von
(der Schuld, Strafe und Herrschaft) der Sün-
de, seyd ihr Knechte worden der Gerech-
tigkeit
(ihr habet euch der Evangelischen Glau-
bens-Gerechtigkeit dergestalt zum Gehorsam
und Dienst ergeben, daß ihr auch die Früchte
derselben in einem heiligen Leben erwiesen, und
noch ferner und beständig zu erweisen habet, und
euch also von Rechtswegen aus diesem Dienste
nicht wieder begeben müsset, auch nicht leichtlich
wieder begeben werdet, da ihr wisset, daß Chri-
sti Knecht seyn so viel ist, als bey der ihm gelei-
steten Treue des Dienstes im Geist und in der
Wahrheit die höchste Freyheit haben, und daß
sein Joch sanft und seine Last leichte ist. Matth.
11, 30. Siehe auch v. 22. und Joh. 8, 32. 1 Pet.
2, 16.)

[Spaltenumbruch]
Anmerckung.

Der Connexion wegen mit dem folgenden
Context ist zu mercken, daß der Apostel, nach-
dem er v. 12. 13. 14. die Ermahnung zum heili-
gen Christen-Wandel angefangen, dieselbe aber
durch den Einwurf v. 15. und dessen Beantwor-
tung v. 16-18. unterbrochen hatte, nun mit
derselben v. 19. sqq. fortfähret; und zwar also,
daß er sich der von leiblicher Knechtschaft, dar-
auf er in der Vergleichung vorher gekommen
war, hergenommenen Redens-Arten bedienet,
und anzeiget, was für ein grosser Unterscheid
sey zwischen dem Dienste der Gerechtigkeit und
der Sünde, sonderlich in Ansehung der so gar
ungleichen Früchte, und des so gar unterschiede-
nen, seligen und unseligen Endes.

V. 19.

Jch muß menschlich davon reden (ich
muß, wie schon bishero, also auch noch ferner,
auf eine solche begreifliche und überzeugende Art,
wie es unter Menschen gewöhnlich ist, die Sache
vorstellen) um der Schwachheit willen eu-
res Fleisches
(die vom Fleische, oder der noch
übrigen Sünde herkömmt, und sich bey euch,
oder doch bey manchen unter euch, im Verstan-
de am Mangel genugsamer Erkäntniß, und im
Willen an der Kraft, Munterkeit und Treue
noch befindet:) Gleichwie ihr eure Glieder
(die Kräfte eurer Seelen und eures Leibes v. 13.)
begeben (freywillig dargestellet) habet der
Unreinigkeit, und von einer Ungerechtig-
keit zu der andern
(c. 1, 24. sqq. 2, 1. 2. 3.
3, 10. sqq. Wie denn der Mensch in der Sün-
de nicht stille stehet, sondern nach dem Triebe
böser Afsecten Sünde mit Sünden, aber auch
damit den Zorn GOttes über sich, häufet c. 2, 5.)
also begebet auch nun eure Glieder zum
Dienste der Gerechtigkeit, daß sie heilig
werden
(der Evangelischen Glaubens-Ge-
rechtigkeit, daß, wie ihr durch dieselbe von der
Sünden Schuld, auch in derselben Annehmung
und rechtem Gebrauch von der Sünden Herr-
schaft seyd befreyet worden, ihr also auch von
der noch übrigen sündlichen Unreinigkeit immer-
mehr entlediget werden möget: und also bewei-
set nun GOtt nicht wenigere Treue im Guten,
als ihr dem Satan im Bösen geleistet habet.

V. 20. 21.

Denn da ihr der Sünden Knechte
waret,
(Joh. 8, 34. 35. 2 Pet. 2, 9. 1 Joh. 3, 8.)
da waret ihr frey von der Gerechtigkeit (ihr
hattet mit der Gerechtigkeit des Glaubens, und
folglich auch mit der des Lebens, nichts zu schaf-
fen; ihr hattet gar keinen Theil daran, und wa-
ret also unselige Leute. Der Apostel bedienet
sich des Worts frey wegen des Gegensatzes
Knechte; und heisset demnach frey hier so viel,
als quit und loß, ausser allem Antheil.) v. 21.
Was hattet ihr nun (wenn ihr die Sache nach
eurem Gewissen, das hierinnen einen unfehlba-
ren Ausspruch thut, wohl überleget, von euren
bösen Wercken) für Frucht; (und für Vor-
theil und Nutzen; da doch der Mensch alles,

was
L 2
Cap. 6, v. 18-21. an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch] Geiſt des lebendigen GOttes; nicht in
ſteinerne Tafeln, ſondern in fleiſcherne
Tafeln des Hertzens.
2 Cor. 3, 2. 3.
4. Und dieſe Stuͤcke finden ſich auch gar
eigentlich in unſerm Texte. Denn da iſt erſt-
lich die Form der Lehre: hernach ſind die
Roͤmer, auf die ſie appliciret war. Die Appli-
cation
oder der Eindruck wird angezeiget mit
dem Worte παρεδόθητε, und mit den beyden
Woͤrtlein εἰς ὅν, darein ihr ergeben ſeyd, in
quem doctrinæ typum traditi, immisſi, impreſſi
eſtis ita, vt is etiam in vos ſit impreſſus, & in vobis
expreſſus,
ihr ſeyd in die Form der Lehre alſo
eingedrucket, und ſie iſt nun euch eingedrucket,
daß ſie an euch, als im Abdruck, zu ſehen iſt.
Und dieſer Eindruck wird bekraͤftiget durch die
Worte: Jhr ſeyd von Hertzen gehorſam
worden dem Vorbilde der Lehre,
das iſt,
ihr habt es alſo angenommen, daß ihr es in und
an euch abdrucken laſſen. Da denn die Form
im Abdrucke an ihrem Glauben und Leben zu
finden war: daher Paulus gleich Anfangs ih-
nen das gute Zeugniß gab, daß man von ih-
rem Glauben ſagte in aller Welt.
c. 1, 8.
5. Bey den griechiſchen Worten, ἐις ὅν
παρεδόϑητε τύπον διδαχῆς, iſt zu mercken, daß
es nach der den Griechen alſo zuweilen gebraͤuch-
lichen kuͤrtzern conſtruction ſo viel ſey, als: τῷ
τύπῳ διδαχῆς, εἰς ὅν παρεδόϑητε. Dieſer ty-
pus doctrinæ
heißt ſonſt Act. 20, 27. der gantze
Rath GOttes:
conf. v. 20. 21. imgleichen ὑ-
ποτύπωσις ὑγιαινόντων λόγων, das Vorbild
der heilſamen Lehre:
auch v. 14. καλὴ παρα-
καταϑηκη, die gute Beylage, die man durch
den Heiligen Geiſt, der in uns wohnet, zu be-
wahren hat.
6. Man ſiehet alhie das rechte Kennzeichen
eines rechtſchaffenen Zuhoͤrers und Leſers der
heiligen Schrift: welches iſt, alſo hoͤren und le-
ſen, daß das gehoͤrte und geleſene unter der wuͤr-
digen Betrachtung und Zueignung durch die er-
betene und angenommene Kraft des Heiligen
Geiſtes recht tief ins Hertz eingedrucket und ins
geiſtliche Leben verwandelt werde. Denn das
iſt der rechte Gehorſam, der aus dem Hertzen
ſich auch in dem gantzen uͤbrigen Wandel zei-
get.
V. 18.

Denn nun ihr frey worden ſeyd von
(der Schuld, Strafe und Herrſchaft) der Suͤn-
de, ſeyd ihr Knechte worden der Gerech-
tigkeit
(ihr habet euch der Evangeliſchen Glau-
bens-Gerechtigkeit dergeſtalt zum Gehorſam
und Dienſt ergeben, daß ihr auch die Fruͤchte
derſelben in einem heiligen Leben erwieſen, und
noch ferner und beſtaͤndig zu erweiſen habet, und
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nicht wieder begeben muͤſſet, auch nicht leichtlich
wieder begeben werdet, da ihr wiſſet, daß Chri-
ſti Knecht ſeyn ſo viel iſt, als bey der ihm gelei-
ſteten Treue des Dienſtes im Geiſt und in der
Wahrheit die hoͤchſte Freyheit haben, und daß
ſein Joch ſanft und ſeine Laſt leichte iſt. Matth.
11, 30. Siehe auch v. 22. und Joh. 8, 32. 1 Pet.
2, 16.)

[Spaltenumbruch]
Anmerckung.

Der Connexion wegen mit dem folgenden
Context iſt zu mercken, daß der Apoſtel, nach-
dem er v. 12. 13. 14. die Ermahnung zum heili-
gen Chriſten-Wandel angefangen, dieſelbe aber
durch den Einwurf v. 15. und deſſen Beantwor-
tung v. 16-18. unterbrochen hatte, nun mit
derſelben v. 19. ſqq. fortfaͤhret; und zwar alſo,
daß er ſich der von leiblicher Knechtſchaft, dar-
auf er in der Vergleichung vorher gekommen
war, hergenommenen Redens-Arten bedienet,
und anzeiget, was fuͤr ein groſſer Unterſcheid
ſey zwiſchen dem Dienſte der Gerechtigkeit und
der Suͤnde, ſonderlich in Anſehung der ſo gar
ungleichen Fruͤchte, und des ſo gar unterſchiede-
nen, ſeligen und unſeligen Endes.

V. 19.

Jch muß menſchlich davon reden (ich
muß, wie ſchon bishero, alſo auch noch ferner,
auf eine ſolche begreifliche und uͤberzeugende Art,
wie es unter Menſchen gewoͤhnlich iſt, die Sache
vorſtellen) um der Schwachheit willen eu-
res Fleiſches
(die vom Fleiſche, oder der noch
uͤbrigen Suͤnde herkoͤmmt, und ſich bey euch,
oder doch bey manchen unter euch, im Verſtan-
de am Mangel genugſamer Erkaͤntniß, und im
Willen an der Kraft, Munterkeit und Treue
noch befindet:) Gleichwie ihr eure Glieder
(die Kraͤfte eurer Seelen und eures Leibes v. 13.)
begeben (freywillig dargeſtellet) habet der
Unreinigkeit, und von einer Ungerechtig-
keit zu der andern
(c. 1, 24. ſqq. 2, 1. 2. 3.
3, 10. ſqq. Wie denn der Menſch in der Suͤn-
de nicht ſtille ſtehet, ſondern nach dem Triebe
boͤſer Afſecten Suͤnde mit Suͤnden, aber auch
damit den Zorn GOttes uͤber ſich, haͤufet c. 2, 5.)
alſo begebet auch nun eure Glieder zum
Dienſte der Gerechtigkeit, daß ſie heilig
werden
(der Evangeliſchen Glaubens-Ge-
rechtigkeit, daß, wie ihr durch dieſelbe von der
Suͤnden Schuld, auch in derſelben Annehmung
und rechtem Gebrauch von der Suͤnden Herr-
ſchaft ſeyd befreyet worden, ihr alſo auch von
der noch uͤbrigen ſuͤndlichen Unreinigkeit immer-
mehr entlediget werden moͤget: und alſo bewei-
ſet nun GOtt nicht wenigere Treue im Guten,
als ihr dem Satan im Boͤſen geleiſtet habet.

V. 20. 21.

Denn da ihr der Suͤnden Knechte
waret,
(Joh. 8, 34. 35. 2 Pet. 2, 9. 1 Joh. 3, 8.)
da waret ihr frey von der Gerechtigkeit (ihr
hattet mit der Gerechtigkeit des Glaubens, und
folglich auch mit der des Lebens, nichts zu ſchaf-
fen; ihr hattet gar keinen Theil daran, und wa-
ret alſo unſelige Leute. Der Apoſtel bedienet
ſich des Worts frey wegen des Gegenſatzes
Knechte; und heiſſet demnach frey hier ſo viel,
als quit und loß, auſſer allem Antheil.) v. 21.
Was hattet ihr nun (wenn ihr die Sache nach
eurem Gewiſſen, das hierinnen einen unfehlba-
ren Ausſpruch thut, wohl uͤberleget, von euren
boͤſen Wercken) fuͤr Frucht; (und fuͤr Vor-
theil und Nutzen; da doch der Menſch alles,

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[83/0111] Cap. 6, v. 18-21. an die Roͤmer. Geiſt des lebendigen GOttes; nicht in ſteinerne Tafeln, ſondern in fleiſcherne Tafeln des Hertzens. 2 Cor. 3, 2. 3. 4. Und dieſe Stuͤcke finden ſich auch gar eigentlich in unſerm Texte. Denn da iſt erſt- lich die Form der Lehre: hernach ſind die Roͤmer, auf die ſie appliciret war. Die Appli- cation oder der Eindruck wird angezeiget mit dem Worte παρεδόθητε, und mit den beyden Woͤrtlein εἰς ὅν, darein ihr ergeben ſeyd, in quem doctrinæ typum traditi, immisſi, impreſſi eſtis ita, vt is etiam in vos ſit impreſſus, & in vobis expreſſus, ihr ſeyd in die Form der Lehre alſo eingedrucket, und ſie iſt nun euch eingedrucket, daß ſie an euch, als im Abdruck, zu ſehen iſt. Und dieſer Eindruck wird bekraͤftiget durch die Worte: Jhr ſeyd von Hertzen gehorſam worden dem Vorbilde der Lehre, das iſt, ihr habt es alſo angenommen, daß ihr es in und an euch abdrucken laſſen. Da denn die Form im Abdrucke an ihrem Glauben und Leben zu finden war: daher Paulus gleich Anfangs ih- nen das gute Zeugniß gab, daß man von ih- rem Glauben ſagte in aller Welt. c. 1, 8. 5. Bey den griechiſchen Worten, ἐις ὅν παρεδόϑητε τύπον διδαχῆς, iſt zu mercken, daß es nach der den Griechen alſo zuweilen gebraͤuch- lichen kuͤrtzern conſtruction ſo viel ſey, als: τῷ τύπῳ διδαχῆς, εἰς ὅν παρεδόϑητε. Dieſer ty- pus doctrinæ heißt ſonſt Act. 20, 27. der gantze Rath GOttes: conf. v. 20. 21. imgleichen ὑ- ποτύπωσις ὑγιαινόντων λόγων, das Vorbild der heilſamen Lehre: auch v. 14. καλὴ παρα- καταϑηκη, die gute Beylage, die man durch den Heiligen Geiſt, der in uns wohnet, zu be- wahren hat. 6. Man ſiehet alhie das rechte Kennzeichen eines rechtſchaffenen Zuhoͤrers und Leſers der heiligen Schrift: welches iſt, alſo hoͤren und le- ſen, daß das gehoͤrte und geleſene unter der wuͤr- digen Betrachtung und Zueignung durch die er- betene und angenommene Kraft des Heiligen Geiſtes recht tief ins Hertz eingedrucket und ins geiſtliche Leben verwandelt werde. Denn das iſt der rechte Gehorſam, der aus dem Hertzen ſich auch in dem gantzen uͤbrigen Wandel zei- get. V. 18. Denn nun ihr frey worden ſeyd von (der Schuld, Strafe und Herrſchaft) der Suͤn- de, ſeyd ihr Knechte worden der Gerech- tigkeit (ihr habet euch der Evangeliſchen Glau- bens-Gerechtigkeit dergeſtalt zum Gehorſam und Dienſt ergeben, daß ihr auch die Fruͤchte derſelben in einem heiligen Leben erwieſen, und noch ferner und beſtaͤndig zu erweiſen habet, und euch alſo von Rechtswegen aus dieſem Dienſte nicht wieder begeben muͤſſet, auch nicht leichtlich wieder begeben werdet, da ihr wiſſet, daß Chri- ſti Knecht ſeyn ſo viel iſt, als bey der ihm gelei- ſteten Treue des Dienſtes im Geiſt und in der Wahrheit die hoͤchſte Freyheit haben, und daß ſein Joch ſanft und ſeine Laſt leichte iſt. Matth. 11, 30. Siehe auch v. 22. und Joh. 8, 32. 1 Pet. 2, 16.) Anmerckung. Der Connexion wegen mit dem folgenden Context iſt zu mercken, daß der Apoſtel, nach- dem er v. 12. 13. 14. die Ermahnung zum heili- gen Chriſten-Wandel angefangen, dieſelbe aber durch den Einwurf v. 15. und deſſen Beantwor- tung v. 16-18. unterbrochen hatte, nun mit derſelben v. 19. ſqq. fortfaͤhret; und zwar alſo, daß er ſich der von leiblicher Knechtſchaft, dar- auf er in der Vergleichung vorher gekommen war, hergenommenen Redens-Arten bedienet, und anzeiget, was fuͤr ein groſſer Unterſcheid ſey zwiſchen dem Dienſte der Gerechtigkeit und der Suͤnde, ſonderlich in Anſehung der ſo gar ungleichen Fruͤchte, und des ſo gar unterſchiede- nen, ſeligen und unſeligen Endes. V. 19. Jch muß menſchlich davon reden (ich muß, wie ſchon bishero, alſo auch noch ferner, auf eine ſolche begreifliche und uͤberzeugende Art, wie es unter Menſchen gewoͤhnlich iſt, die Sache vorſtellen) um der Schwachheit willen eu- res Fleiſches (die vom Fleiſche, oder der noch uͤbrigen Suͤnde herkoͤmmt, und ſich bey euch, oder doch bey manchen unter euch, im Verſtan- de am Mangel genugſamer Erkaͤntniß, und im Willen an der Kraft, Munterkeit und Treue noch befindet:) Gleichwie ihr eure Glieder (die Kraͤfte eurer Seelen und eures Leibes v. 13.) begeben (freywillig dargeſtellet) habet der Unreinigkeit, und von einer Ungerechtig- keit zu der andern (c. 1, 24. ſqq. 2, 1. 2. 3. 3, 10. ſqq. Wie denn der Menſch in der Suͤn- de nicht ſtille ſtehet, ſondern nach dem Triebe boͤſer Afſecten Suͤnde mit Suͤnden, aber auch damit den Zorn GOttes uͤber ſich, haͤufet c. 2, 5.) alſo begebet auch nun eure Glieder zum Dienſte der Gerechtigkeit, daß ſie heilig werden (der Evangeliſchen Glaubens-Ge- rechtigkeit, daß, wie ihr durch dieſelbe von der Suͤnden Schuld, auch in derſelben Annehmung und rechtem Gebrauch von der Suͤnden Herr- ſchaft ſeyd befreyet worden, ihr alſo auch von der noch uͤbrigen ſuͤndlichen Unreinigkeit immer- mehr entlediget werden moͤget: und alſo bewei- ſet nun GOtt nicht wenigere Treue im Guten, als ihr dem Satan im Boͤſen geleiſtet habet. V. 20. 21. Denn da ihr der Suͤnden Knechte waret, (Joh. 8, 34. 35. 2 Pet. 2, 9. 1 Joh. 3, 8.) da waret ihr frey von der Gerechtigkeit (ihr hattet mit der Gerechtigkeit des Glaubens, und folglich auch mit der des Lebens, nichts zu ſchaf- fen; ihr hattet gar keinen Theil daran, und wa- ret alſo unſelige Leute. Der Apoſtel bedienet ſich des Worts frey wegen des Gegenſatzes Knechte; und heiſſet demnach frey hier ſo viel, als quit und loß, auſſer allem Antheil.) v. 21. Was hattet ihr nun (wenn ihr die Sache nach eurem Gewiſſen, das hierinnen einen unfehlba- ren Ausſpruch thut, wohl uͤberleget, von euren boͤſen Wercken) fuͤr Frucht; (und fuͤr Vor- theil und Nutzen; da doch der Menſch alles, was L 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/111>, abgerufen am 23.11.2024.