Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 6, v. 13-15. an die Römer. [Spaltenumbruch]
und gelocket wird, man sie durch die Einwilli-gung gleichsam zur Empfängniß einer bösen That, als Geburt, und es darauf gar zur Vollendung, mit dem Erfolg des wieder erstickten geistlichen Lebens und des Verfalls in den geistlichen Tod kommen läßt. Jac. 1, 14. 15. Siehe auch Genes. 4, 7.) Anmerckungen. 1. Der sterbliche Leib läßt sich allhier gar füglich von dem sündlichen Leib des al- ten Menschen nach v. 6. erklären. Welches erhellet a. aus diesem vorhergehenden sech- sten vers: dabey man conferiren kan, was c. 7, 24. und c. 8, 10. stehet; b aus dem, daß die- sem Leibe die Lüste zugeschrieben werden mit dem pronomine autou, welches sich nicht auf das Wort amartia, Sünde, sondern auf die Worte thneto somati, sterblichen Leib, be- ziehet, und daher hätte übersetzet werden müssen: ihr (der Sünde) gehorsam zu seyn in seinen (des sterblichen Leibes) Lüsten: wie auch eini- ge teutsche Codices haben. Die Lüste aber sind eigentlich nur in der Seele, ob sie wol durch die Glieder des Leibes ausbrechen, und so fern auch in den Gliedmassen der Sinne empfunden wer- den. 2. Es ist demnach die Sünde alhier die Erb-Sünde, der sterbliche Leib die Samm- lung oder der Hauffe der wircklichen bösen Be- gierden, die wegen der Erb-Sünde auch in den Wiedergebohrnen noch übrig sind. Und wenn es denn heist, man solle der Sünde nicht gehor- sam werden in seinen, des sterblichen Leibes, Lüsten, ist der Verstand, daß man die Lüste, als desselben Glieder, (Col. 3, 5.) nicht soll ausüben, oder zur herrschenden That, weder innerlich noch äusserlich, kommen lassen. Jn dem Wor- te thneta, sterblich, zum Tode gehörig, wel- ches bey dem Worte somati, Leib, stehet, wird gesehen auf das Sünden-Ubel, so c. 5, 12. mit dem Namen des, durch den Abfall Adams in die Welt gekommenen, und zu allen Menschen hin- durch gedrungenen, Todes benennet wird. 3. Will man aber bey den Worten sterb- licher Leib alhier nicht zurück sehen auf den sechsten Vers, sondern dadurch den äusserlichen Leib verstehen, nach c. 8, 10. so muß doch der Verstand eigentlich auf die Seele gehen; und so würde denn angezeiget, es müsse die Sünde dergestalt in der Seele gedämpfet werden, daß sie darinnen nicht herrsche, und noch vielweniger durch die Glieder des Leibes zum Ausbruch kom- me. Und so wären denn die Lüste autou, des sterblichen Leibes, solche, welche sich darinnen regen. 4. Was den Zusammenhang des 12. und 13. Verses betrifft, ist zu mercken, daß, nach- dem der Apostel v. 12. gewarnet hatte, wie daß man sich nicht von dem Betruge der Sünde solte überwinden und beherrschen lassen, also, daß man aus dem Stande der Gnade gesetzet werde, ehe man es sich selbst versehe; gleichwie leider man- chen, die nicht gnugsam auf ihrer Hut sind, wieder- fähret) er nun mit der Ermahnung weiter gehet; nemlich dahin, daß man sich noch vielweniger zu [Spaltenumbruch] vorsetzlichen Sünden, dadurch man seine Glie- der zu Waffen der Ungerechtigkeit begiebet, sol- le verleiten lassen. V. 13. Auch begebet nicht der (in euch noch ü- V. 14. Denn die (in euch noch übrige) Sünde V. 15. Wie nun? (was soll daraus wol folgen? rich- L
Cap. 6, v. 13-15. an die Roͤmer. [Spaltenumbruch]
und gelocket wird, man ſie durch die Einwilli-gung gleichſam zur Empfaͤngniß einer boͤſen That, als Geburt, und es darauf gar zur Vollendung, mit dem Erfolg des wieder erſtickten geiſtlichen Lebens und des Verfalls in den geiſtlichen Tod kommen laͤßt. Jac. 1, 14. 15. Siehe auch Geneſ. 4, 7.) Anmerckungen. 1. Der ſterbliche Leib laͤßt ſich allhier gar fuͤglich von dem ſuͤndlichen Leib des al- ten Menſchen nach v. 6. erklaͤren. Welches erhellet a. aus dieſem vorhergehenden ſech- ſten vers: dabey man conferiren kan, was c. 7, 24. und c. 8, 10. ſtehet; b aus dem, daß die- ſem Leibe die Luͤſte zugeſchrieben werden mit dem pronomine ἀυτοῦ, welches ſich nicht auf das Wort ἁμαρτία, Suͤnde, ſondern auf die Worte ϑνητῷ σώματι, ſterblichen Leib, be- ziehet, und daher haͤtte uͤberſetzet werden muͤſſen: ihr (der Suͤnde) gehorſam zu ſeyn in ſeinen (des ſterblichen Leibes) Luͤſten: wie auch eini- ge teutſche Codices haben. Die Luͤſte aber ſind eigentlich nur in der Seele, ob ſie wol durch die Glieder des Leibes ausbrechen, und ſo fern auch in den Gliedmaſſen der Sinne empfunden wer- den. 2. Es iſt demnach die Suͤnde alhier die Erb-Suͤnde, der ſterbliche Leib die Samm- lung oder der Hauffe der wircklichen boͤſen Be- gierden, die wegen der Erb-Suͤnde auch in den Wiedergebohrnen noch uͤbrig ſind. Und wenn es denn heiſt, man ſolle der Suͤnde nicht gehor- ſam werden in ſeinen, des ſterblichen Leibes, Luͤſten, iſt der Verſtand, daß man die Luͤſte, als deſſelben Glieder, (Col. 3, 5.) nicht ſoll ausuͤben, oder zur herrſchenden That, weder innerlich noch aͤuſſerlich, kommen laſſen. Jn dem Wor- te ϑνητᾷ, ſterblich, zum Tode gehoͤrig, wel- ches bey dem Worte σώματι, Leib, ſtehet, wird geſehen auf das Suͤnden-Ubel, ſo c. 5, 12. mit dem Namen des, durch den Abfall Adams in die Welt gekommenen, und zu allen Menſchen hin- durch gedrungenen, Todes benennet wird. 3. Will man aber bey den Worten ſterb- licher Leib alhier nicht zuruͤck ſehen auf den ſechſten Vers, ſondern dadurch den aͤuſſerlichen Leib verſtehen, nach c. 8, 10. ſo muß doch der Verſtand eigentlich auf die Seele gehen; und ſo wuͤrde denn angezeiget, es muͤſſe die Suͤnde dergeſtalt in der Seele gedaͤmpfet werden, daß ſie darinnen nicht herrſche, und noch vielweniger durch die Glieder des Leibes zum Ausbruch kom- me. Und ſo waͤren denn die Luͤſte ἀυτοῦ, des ſterblichen Leibes, ſolche, welche ſich darinnen regen. 4. Was den Zuſammenhang des 12. und 13. Verſes betrifft, iſt zu mercken, daß, nach- dem der Apoſtel v. 12. gewarnet hatte, wie daß man ſich nicht von dem Betruge der Suͤnde ſolte uͤberwinden und beherrſchen laſſen, alſo, daß man aus dem Stande der Gnade geſetzet werde, ehe man es ſich ſelbſt verſehe; gleichwie leider man- chen, die nicht gnugſam auf ihꝛer Hut ſind, wiedeꝛ- faͤhret) er nun mit der Ermahnung weiter gehet; nemlich dahin, daß man ſich noch vielweniger zu [Spaltenumbruch] vorſetzlichen Suͤnden, dadurch man ſeine Glie- der zu Waffen der Ungerechtigkeit begiebet, ſol- le verleiten laſſen. V. 13. Auch begebet nicht der (in euch noch uͤ- V. 14. Denn die (in euch noch uͤbrige) Suͤnde V. 15. Wie nun? (was ſoll daraus wol folgen? rich- L
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Cap. 6, v. 13-15. an die Roͤmer.
und gelocket wird, man ſie durch die Einwilli-
gung gleichſam zur Empfaͤngniß einer boͤſen That,
als Geburt, und es darauf gar zur Vollendung,
mit dem Erfolg des wieder erſtickten geiſtlichen
Lebens und des Verfalls in den geiſtlichen Tod
kommen laͤßt. Jac. 1, 14. 15. Siehe auch Geneſ.
4, 7.)
Anmerckungen.
1. Der ſterbliche Leib laͤßt ſich allhier
gar fuͤglich von dem ſuͤndlichen Leib des al-
ten Menſchen nach v. 6. erklaͤren. Welches
erhellet a. aus dieſem vorhergehenden ſech-
ſten vers: dabey man conferiren kan, was c. 7,
24. und c. 8, 10. ſtehet; b aus dem, daß die-
ſem Leibe die Luͤſte zugeſchrieben werden
mit dem pronomine ἀυτοῦ, welches ſich nicht auf
das Wort ἁμαρτία, Suͤnde, ſondern auf die
Worte ϑνητῷ σώματι, ſterblichen Leib, be-
ziehet, und daher haͤtte uͤberſetzet werden muͤſſen:
ihr (der Suͤnde) gehorſam zu ſeyn in ſeinen
(des ſterblichen Leibes) Luͤſten: wie auch eini-
ge teutſche Codices haben. Die Luͤſte aber ſind
eigentlich nur in der Seele, ob ſie wol durch die
Glieder des Leibes ausbrechen, und ſo fern auch
in den Gliedmaſſen der Sinne empfunden wer-
den.
2. Es iſt demnach die Suͤnde alhier die
Erb-Suͤnde, der ſterbliche Leib die Samm-
lung oder der Hauffe der wircklichen boͤſen Be-
gierden, die wegen der Erb-Suͤnde auch in den
Wiedergebohrnen noch uͤbrig ſind. Und wenn
es denn heiſt, man ſolle der Suͤnde nicht gehor-
ſam werden in ſeinen, des ſterblichen Leibes,
Luͤſten, iſt der Verſtand, daß man die Luͤſte, als
deſſelben Glieder, (Col. 3, 5.) nicht ſoll ausuͤben,
oder zur herrſchenden That, weder innerlich
noch aͤuſſerlich, kommen laſſen. Jn dem Wor-
te ϑνητᾷ, ſterblich, zum Tode gehoͤrig, wel-
ches bey dem Worte σώματι, Leib, ſtehet, wird
geſehen auf das Suͤnden-Ubel, ſo c. 5, 12. mit
dem Namen des, durch den Abfall Adams in die
Welt gekommenen, und zu allen Menſchen hin-
durch gedrungenen, Todes benennet wird.
3. Will man aber bey den Worten ſterb-
licher Leib alhier nicht zuruͤck ſehen auf den
ſechſten Vers, ſondern dadurch den aͤuſſerlichen
Leib verſtehen, nach c. 8, 10. ſo muß doch der
Verſtand eigentlich auf die Seele gehen; und
ſo wuͤrde denn angezeiget, es muͤſſe die Suͤnde
dergeſtalt in der Seele gedaͤmpfet werden, daß
ſie darinnen nicht herrſche, und noch vielweniger
durch die Glieder des Leibes zum Ausbruch kom-
me. Und ſo waͤren denn die Luͤſte ἀυτοῦ, des
ſterblichen Leibes, ſolche, welche ſich darinnen
regen.
4. Was den Zuſammenhang des 12. und
13. Verſes betrifft, iſt zu mercken, daß, nach-
dem der Apoſtel v. 12. gewarnet hatte, wie daß
man ſich nicht von dem Betruge der Suͤnde ſolte
uͤberwinden und beherrſchen laſſen, alſo, daß man
aus dem Stande der Gnade geſetzet werde, ehe
man es ſich ſelbſt verſehe; gleichwie leider man-
chen, die nicht gnugſam auf ihꝛer Hut ſind, wiedeꝛ-
faͤhret) er nun mit der Ermahnung weiter gehet;
nemlich dahin, daß man ſich noch vielweniger zu
vorſetzlichen Suͤnden, dadurch man ſeine Glie-
der zu Waffen der Ungerechtigkeit begiebet, ſol-
le verleiten laſſen.
V. 13.
Auch begebet nicht der (in euch noch uͤ-
brigen) Suͤnde eure Glieder (Kraͤfte der
Seele und des Leibes) zu Waffen der Unge-
rechtigkeit (zu ſolchen Werckzeugen allerley
ſuͤndlicher Handlungen, womit ſie dergeſtalt
ausgeuͤbet werden, daß auch wol das Gute da-
durch mit beſtritten wird, alſo, daß ſich der Sa-
tan derſelben wider das Reich GOttes bedienen
kan. Dahin einige, ſonderlich unbeveſtigte,
Chriſten verfallen ſind) ſondern begebet euch
ſelbſt (in eigner Aufopferung) GOtte (als eu-
rem ſouverainen HErrn, dem ihr nicht allein
nach dem Rechte der Schoͤpfung und Erhaltung,
ſondern auch nach dem Grunde der Erloͤſung und
Heiligung angehoͤret) als die aus den (geiſt-
lich) todten wieder lebendig worden (vom
geiſtlichen Tode ins geiſtliche Leben gekommen
v. 4. 1 Joh. 3, 14.) ſind, und eure Glieder
(Seelen- und Leibes-Kraͤfte mit den aͤuſſerlichen
Gliedmaſſen, die ſonſt nach dem Stande der
Natur nur zur Suͤnde gemißbrauchet worden
c. 1, 24. ſqq. 2, 13. ſqq.) GOtt zu Waffen
der Gerechtigkeit (zu ſolchen Werckzeugen,
damit nicht allein ihr, ſondern auch GOtt ſelbſt
vermoͤge der Evangeliſchen Glaubens-Gerech-
tigkeit in und durch euch wircken koͤnne, zum
Preiſe ſeines Namens das Gute auszuuͤben und
auszubreiten, alſo auch das Boͤſe, oder das
Reich des Satans, zu beſtreiten, und dagegen
einen Sieg nach dem andern zu erhalten. Sie-
he auch Rom. 12, 1. 13, 14. 1 Cor. 9, 25. 27.
2 Cor. 5, 15. Gal. 2, 20. 1 Pet. 4, 2. Hebr.
9, 14.)
V. 14.
Denn die (in euch noch uͤbrige) Suͤnde
wird nicht herrſchen koͤnnen uͤber euch (al-
ſo, daß ſie euch wider euren Willen wieder un-
ter ihr Joch bringe:) ſintemal ihr nicht unter
dem Geſetz ſeyd (ſo fern daſſelbe nur allein oh-
ne das Evangelium betrachtet wird; als da es
die Suͤnde wohl entdecket, und daruͤber den
Zorn GOttes offenbaret c. 3, 20. 4, 15. aber
weder die Schuld noch die Herrſchaft derſelben
hinwegnimmt; ſondern den Menſchen in ſolchem
Unvermoͤgen liegen laͤſſet, daß er ſich von der
Macht der Suͤnden beherrſchet ſiehet) ſondern
unter der Gnade (unter dem Evangelio, alſo,
daß ihr nicht allein nach der gratia forenſi, der
Suͤnden Vergebung, ſondern auch nach der gratia
medicinali die Kraft habet, euch vor der Suͤn-
den-Herrſchaft, nachdem ihr davon einmal in
der Bekehrung befreyet worden ſeyd, zu huͤ-
ten, ja euch noch dazu von der in euch noch uͤ-
brigen Suͤnde immer mehr und mehr zu reini-
gen.)
V. 15.
Wie nun? (was ſoll daraus wol folgen?
etwa das, was die vorgeben moͤchten, welche die
Gnade auf Muthwillen ziehen, oder auch ſonſt
rich-
L
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