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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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Von den Zeitwörtern.
ohne Rücksicht auf das Thun und Leiden vorstellen, oder
wo man unbestimmt lassen muß, ob die Sache, wovon
die Rede ist, wirke oder leide.

§. 151. So haben wir auch Zeitwörter, die nicht
eine Veränderung, sondern eine Dauer, Zustand,
Beharrungsstand
anzeigen. Z. E. seyn, bleiben,
harren, leben, liegen, stehen, ruhen, wohnen,
sitzen, schlafen,
etc. wobey von Thun und Leiden wei-
ter keine Rede ist, weil sie etwas Unthätiges anzeigen.
Sie werden daher in der Sprache auch nicht durch das
Actiuum und Passiuum durchgeführt, sondern bleiben
in dem einen oder dem andern, wie sie anfangs ge-
wählt worden, das ist, wie ihrem Urheber entweder
das Thun oder das Leiden schicklicher geschienen.

§. 152. Ferner ist bey allen diesen Zeitwörtern
schlechthin nur etwas Wirkliches. Und daher bleibt
das Mögliche und das Nothwendige in so ferne
zurück, als man es durch die so genannten Hülfswör-
ter können, mögen, müssen, sollen, heißen, dör-
fen,
anzeigt, welchen man noch wegen anderer Bestim-
mungen die Hülfswörter lassen, wollen, thun, pfle-
gen
etc., und im Französischen aimer, faire, paroitre,
sembler, aller, venir
etc. beysügt.

§. 153. Diese Hülfswörter bestimmen die Modifi-
cationen und Verhältnisse der Handlung, und das Zeit-
wort wird denselben schlechthin im Infinitiuo beygesetzt.
Z. E. Er kann schreiben, ich mag es wohl lei-
den, man muß es sagen, er soll gehen, man
heißt ihn schweigen, er darf sich unterstehen,
man läßt es hingehen, man läßt wissen, er will
sagen, er thut reden, man pflegt zu denken
etc.,
und im Französischen, j'aime lire, il fait avertir, il
paroit insinuer, il semble croire, il va ecrirc, il vient
dire
etc.

§. 154.
F 5

Von den Zeitwoͤrtern.
ohne Ruͤckſicht auf das Thun und Leiden vorſtellen, oder
wo man unbeſtimmt laſſen muß, ob die Sache, wovon
die Rede iſt, wirke oder leide.

§. 151. So haben wir auch Zeitwoͤrter, die nicht
eine Veraͤnderung, ſondern eine Dauer, Zuſtand,
Beharrungsſtand
anzeigen. Z. E. ſeyn, bleiben,
harren, leben, liegen, ſtehen, ruhen, wohnen,
ſitzen, ſchlafen,
ꝛc. wobey von Thun und Leiden wei-
ter keine Rede iſt, weil ſie etwas Unthaͤtiges anzeigen.
Sie werden daher in der Sprache auch nicht durch das
Actiuum und Paſſiuum durchgefuͤhrt, ſondern bleiben
in dem einen oder dem andern, wie ſie anfangs ge-
waͤhlt worden, das iſt, wie ihrem Urheber entweder
das Thun oder das Leiden ſchicklicher geſchienen.

§. 152. Ferner iſt bey allen dieſen Zeitwoͤrtern
ſchlechthin nur etwas Wirkliches. Und daher bleibt
das Moͤgliche und das Nothwendige in ſo ferne
zuruͤck, als man es durch die ſo genannten Huͤlfswoͤr-
ter koͤnnen, moͤgen, muͤſſen, ſollen, heißen, doͤr-
fen,
anzeigt, welchen man noch wegen anderer Beſtim-
mungen die Huͤlfswoͤrter laſſen, wollen, thun, pfle-
gen
ꝛc., und im Franzoͤſiſchen aimer, faire, paroitre,
ſembler, aller, venir
ꝛc. beyſuͤgt.

§. 153. Dieſe Huͤlfswoͤrter beſtimmen die Modifi-
cationen und Verhaͤltniſſe der Handlung, und das Zeit-
wort wird denſelben ſchlechthin im Infinitiuo beygeſetzt.
Z. E. Er kann ſchreiben, ich mag es wohl lei-
den, man muß es ſagen, er ſoll gehen, man
heißt ihn ſchweigen, er darf ſich unterſtehen,
man laͤßt es hingehen, man laͤßt wiſſen, er will
ſagen, er thut reden, man pflegt zu denken
ꝛc.,
und im Franzoͤſiſchen, j’aime lire, il fait avertir, il
paroit inſinuer, il ſemble croire, il va écrirc, il vient
dire
ꝛc.

§. 154.
F 5
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[89/0095] Von den Zeitwoͤrtern. ohne Ruͤckſicht auf das Thun und Leiden vorſtellen, oder wo man unbeſtimmt laſſen muß, ob die Sache, wovon die Rede iſt, wirke oder leide. §. 151. So haben wir auch Zeitwoͤrter, die nicht eine Veraͤnderung, ſondern eine Dauer, Zuſtand, Beharrungsſtand anzeigen. Z. E. ſeyn, bleiben, harren, leben, liegen, ſtehen, ruhen, wohnen, ſitzen, ſchlafen, ꝛc. wobey von Thun und Leiden wei- ter keine Rede iſt, weil ſie etwas Unthaͤtiges anzeigen. Sie werden daher in der Sprache auch nicht durch das Actiuum und Paſſiuum durchgefuͤhrt, ſondern bleiben in dem einen oder dem andern, wie ſie anfangs ge- waͤhlt worden, das iſt, wie ihrem Urheber entweder das Thun oder das Leiden ſchicklicher geſchienen. §. 152. Ferner iſt bey allen dieſen Zeitwoͤrtern ſchlechthin nur etwas Wirkliches. Und daher bleibt das Moͤgliche und das Nothwendige in ſo ferne zuruͤck, als man es durch die ſo genannten Huͤlfswoͤr- ter koͤnnen, moͤgen, muͤſſen, ſollen, heißen, doͤr- fen, anzeigt, welchen man noch wegen anderer Beſtim- mungen die Huͤlfswoͤrter laſſen, wollen, thun, pfle- gen ꝛc., und im Franzoͤſiſchen aimer, faire, paroitre, ſembler, aller, venir ꝛc. beyſuͤgt. §. 153. Dieſe Huͤlfswoͤrter beſtimmen die Modifi- cationen und Verhaͤltniſſe der Handlung, und das Zeit- wort wird denſelben ſchlechthin im Infinitiuo beygeſetzt. Z. E. Er kann ſchreiben, ich mag es wohl lei- den, man muß es ſagen, er ſoll gehen, man heißt ihn ſchweigen, er darf ſich unterſtehen, man laͤßt es hingehen, man laͤßt wiſſen, er will ſagen, er thut reden, man pflegt zu denken ꝛc., und im Franzoͤſiſchen, j’aime lire, il fait avertir, il paroit inſinuer, il ſemble croire, il va écrirc, il vient dire ꝛc. §. 154. F 5

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/95>, abgerufen am 23.11.2024.