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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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III. Hauptstück.
z. E. die Weisheit, Klugheit, Gerechtigkeit, etc.
und in solchen Bildern ist bald alles bedeutend.

§. 140. Diese abstracte Hauptwörter haben ferner
das besonders, daß sie sich nicht wohl anders, als durch
Wörter von eben der Classe, definiren lassen. Denn die
übrigen Hauptwörter der Sprache stellen Substanzen
vor, welche in dieser Absicht so gut als heterogen sind.
Die Vollkommenheit eines Menschen ist nicht der
Mensch selbst, sondern etwas demselben Anhangendes,
Zukommendes, etc.

§. 141. Wenn die Sprache keinen Mangel an sol-
chen Hauptwörtern hat, so lassen sie sich leichter defini-
ren, weil sie einander füglich subordinirt werden können.
Hingegen werden sie gewöhnlich vieldeutig, wenn man,
aus Mangel mehrer solcher Wörter, genöthigt ist, den
Umfang ihrer Bedeutung nach den Umständen einzu-
richten. Und dieses ist um | desto eher möglich, weil
sie abstracte Begriffe vorstellen, die öfters aus einer
willkührlich zusammengenommenen Anzahl von Merk-
malen bestehen. Man sehe, was wir in Ansehung der-
selben in der Alethiologie (§. 139-158.) angemerkt
haben.

§. 142. Jn Ansehung der Beywörter (Adiectiua)
haben wir im Deutschen ebenfalls gewisse Endungen,
die das Abstracte und Metaphysische darinn vorstellen,
z. E. icht, ig, ley, lich, mal, sam, selig, bar, etc.
wie in den Wörtern: bergicht, verständig, vieler-
ley, möglich, einmal, sattsam, feindselig, offen-
bar,
etc. wohin auch jede Mittelwörter (Participia)
gerechnet werden können.

§. 143. Hingegen unterscheiden sich die Zeitwörter
(Verba), wenigstens in der deutschen Sprache, nicht
durch besondere Endungen, woran man sehen könnte,
ob sie körperliche Handlungen oder abstracte vorstellen,
und die abstracten sind fast durchgehends von den kör-

perlichen

III. Hauptſtuͤck.
z. E. die Weisheit, Klugheit, Gerechtigkeit, ꝛc.
und in ſolchen Bildern iſt bald alles bedeutend.

§. 140. Dieſe abſtracte Hauptwoͤrter haben ferner
das beſonders, daß ſie ſich nicht wohl anders, als durch
Woͤrter von eben der Claſſe, definiren laſſen. Denn die
uͤbrigen Hauptwoͤrter der Sprache ſtellen Subſtanzen
vor, welche in dieſer Abſicht ſo gut als heterogen ſind.
Die Vollkommenheit eines Menſchen iſt nicht der
Menſch ſelbſt, ſondern etwas demſelben Anhangendes,
Zukommendes, ꝛc.

§. 141. Wenn die Sprache keinen Mangel an ſol-
chen Hauptwoͤrtern hat, ſo laſſen ſie ſich leichter defini-
ren, weil ſie einander fuͤglich ſubordinirt werden koͤnnen.
Hingegen werden ſie gewoͤhnlich vieldeutig, wenn man,
aus Mangel mehrer ſolcher Woͤrter, genoͤthigt iſt, den
Umfang ihrer Bedeutung nach den Umſtaͤnden einzu-
richten. Und dieſes iſt um | deſto eher moͤglich, weil
ſie abſtracte Begriffe vorſtellen, die oͤfters aus einer
willkuͤhrlich zuſammengenommenen Anzahl von Merk-
malen beſtehen. Man ſehe, was wir in Anſehung der-
ſelben in der Alethiologie (§. 139-158.) angemerkt
haben.

§. 142. Jn Anſehung der Beywoͤrter (Adiectiua)
haben wir im Deutſchen ebenfalls gewiſſe Endungen,
die das Abſtracte und Metaphyſiſche darinn vorſtellen,
z. E. icht, ig, ley, lich, mal, ſam, ſelig, bar, ꝛc.
wie in den Woͤrtern: bergicht, verſtaͤndig, vieler-
ley, moͤglich, einmal, ſattſam, feindſelig, offen-
bar,
ꝛc. wohin auch jede Mittelwoͤrter (Participia)
gerechnet werden koͤnnen.

§. 143. Hingegen unterſcheiden ſich die Zeitwoͤrter
(Verba), wenigſtens in der deutſchen Sprache, nicht
durch beſondere Endungen, woran man ſehen koͤnnte,
ob ſie koͤrperliche Handlungen oder abſtracte vorſtellen,
und die abſtracten ſind faſt durchgehends von den koͤr-

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[84/0090] III. Hauptſtuͤck. z. E. die Weisheit, Klugheit, Gerechtigkeit, ꝛc. und in ſolchen Bildern iſt bald alles bedeutend. §. 140. Dieſe abſtracte Hauptwoͤrter haben ferner das beſonders, daß ſie ſich nicht wohl anders, als durch Woͤrter von eben der Claſſe, definiren laſſen. Denn die uͤbrigen Hauptwoͤrter der Sprache ſtellen Subſtanzen vor, welche in dieſer Abſicht ſo gut als heterogen ſind. Die Vollkommenheit eines Menſchen iſt nicht der Menſch ſelbſt, ſondern etwas demſelben Anhangendes, Zukommendes, ꝛc. §. 141. Wenn die Sprache keinen Mangel an ſol- chen Hauptwoͤrtern hat, ſo laſſen ſie ſich leichter defini- ren, weil ſie einander fuͤglich ſubordinirt werden koͤnnen. Hingegen werden ſie gewoͤhnlich vieldeutig, wenn man, aus Mangel mehrer ſolcher Woͤrter, genoͤthigt iſt, den Umfang ihrer Bedeutung nach den Umſtaͤnden einzu- richten. Und dieſes iſt um | deſto eher moͤglich, weil ſie abſtracte Begriffe vorſtellen, die oͤfters aus einer willkuͤhrlich zuſammengenommenen Anzahl von Merk- malen beſtehen. Man ſehe, was wir in Anſehung der- ſelben in der Alethiologie (§. 139-158.) angemerkt haben. §. 142. Jn Anſehung der Beywoͤrter (Adiectiua) haben wir im Deutſchen ebenfalls gewiſſe Endungen, die das Abſtracte und Metaphyſiſche darinn vorſtellen, z. E. icht, ig, ley, lich, mal, ſam, ſelig, bar, ꝛc. wie in den Woͤrtern: bergicht, verſtaͤndig, vieler- ley, moͤglich, einmal, ſattſam, feindſelig, offen- bar, ꝛc. wohin auch jede Mittelwoͤrter (Participia) gerechnet werden koͤnnen. §. 143. Hingegen unterſcheiden ſich die Zeitwoͤrter (Verba), wenigſtens in der deutſchen Sprache, nicht durch beſondere Endungen, woran man ſehen koͤnnte, ob ſie koͤrperliche Handlungen oder abſtracte vorſtellen, und die abſtracten ſind faſt durchgehends von den koͤr- perlichen

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/90>, abgerufen am 27.11.2024.