§. 108. Die Ordnung der Buchstaben und Sylben stellt entweder an sich eine Ordnung in der Sache selbst vor, oder man giebt derselben willkührlich eine Bedeu- tung, indem man die Theile der Sache in einer gewis- sen Ordnung annimmt, und die Buchstaben jeder Syl- be zur nähern Charakterisirung des Theiles oder der Ei- genschaft, die sie vorstellt, dienen macht.
§. 109. Wir merken dieses hier kurz an, um zu zei- gen, daß bey Erfindung durchaus bedeutender Namen die Sache darauf ankomme, daß man die Möglichkei- ten und Combination der Bedingungen und Theorie der Sache selbst, mit den Möglichkeiten und Combina- tion der Buchstaben und Sylben gegen einander halte, und jene auf diese vertheile, und daß es eben nicht durch- aus gleichgültig ist, wie diese Vertheilung geschehe. Es ist überhaupt leichter, wo die Möglichkeiten und Ab- wechslungen in der Bezeichnung zahlreicher sind, als in der Sache. Denn da kann man nicht nur der Aus- sprache, sondern auch dem Wohlklange des Wortes freyer Genüge thun.
§. 110. Hingegen wird es schwerer, wenn die Mög- lichkeiten in der Sache in größerer Anzahl sind, als in der Bezeichnung. Da kann es allerdings ge- schehen, daß die Anzahl aller Buchstaben noch zu klein bleibt, daß zu viele Consonanten in eine Sylbe kom- men, und die Wörter, die man aus den Sylben zusam- mensetzen müßte, allzulang würden. Jn solchen Fäl- len muß man, wie in der Algeber, auf Abkürzungen denken, und daher Zeichen annehmen, die einen sehr zusammengesetzten Begriff nur deswegen bedeuten, weil man ihn an das Zeichen bindet, oder weil man dasselbe zum Zeichen des Begriffes macht. Dadurch werden aber neue Willkührlichkeiten eingeführt, und die Spra- che wird noch mehr zu einer Gedächtnißsache.
§. 111.
III. Hauptſtuͤck.
§. 108. Die Ordnung der Buchſtaben und Sylben ſtellt entweder an ſich eine Ordnung in der Sache ſelbſt vor, oder man giebt derſelben willkuͤhrlich eine Bedeu- tung, indem man die Theile der Sache in einer gewiſ- ſen Ordnung annimmt, und die Buchſtaben jeder Syl- be zur naͤhern Charakteriſirung des Theiles oder der Ei- genſchaft, die ſie vorſtellt, dienen macht.
§. 109. Wir merken dieſes hier kurz an, um zu zei- gen, daß bey Erfindung durchaus bedeutender Namen die Sache darauf ankomme, daß man die Moͤglichkei- ten und Combination der Bedingungen und Theorie der Sache ſelbſt, mit den Moͤglichkeiten und Combina- tion der Buchſtaben und Sylben gegen einander halte, und jene auf dieſe vertheile, und daß es eben nicht durch- aus gleichguͤltig iſt, wie dieſe Vertheilung geſchehe. Es iſt uͤberhaupt leichter, wo die Moͤglichkeiten und Ab- wechslungen in der Bezeichnung zahlreicher ſind, als in der Sache. Denn da kann man nicht nur der Aus- ſprache, ſondern auch dem Wohlklange des Wortes freyer Genuͤge thun.
§. 110. Hingegen wird es ſchwerer, wenn die Moͤg- lichkeiten in der Sache in groͤßerer Anzahl ſind, als in der Bezeichnung. Da kann es allerdings ge- ſchehen, daß die Anzahl aller Buchſtaben noch zu klein bleibt, daß zu viele Conſonanten in eine Sylbe kom- men, und die Woͤrter, die man aus den Sylben zuſam- menſetzen muͤßte, allzulang wuͤrden. Jn ſolchen Faͤl- len muß man, wie in der Algeber, auf Abkuͤrzungen denken, und daher Zeichen annehmen, die einen ſehr zuſammengeſetzten Begriff nur deswegen bedeuten, weil man ihn an das Zeichen bindet, oder weil man daſſelbe zum Zeichen des Begriffes macht. Dadurch werden aber neue Willkuͤhrlichkeiten eingefuͤhrt, und die Spra- che wird noch mehr zu einer Gedaͤchtnißſache.
§. 111.
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III. Hauptſtuͤck.
§. 108. Die Ordnung der Buchſtaben und Sylben
ſtellt entweder an ſich eine Ordnung in der Sache ſelbſt
vor, oder man giebt derſelben willkuͤhrlich eine Bedeu-
tung, indem man die Theile der Sache in einer gewiſ-
ſen Ordnung annimmt, und die Buchſtaben jeder Syl-
be zur naͤhern Charakteriſirung des Theiles oder der Ei-
genſchaft, die ſie vorſtellt, dienen macht.
§. 109. Wir merken dieſes hier kurz an, um zu zei-
gen, daß bey Erfindung durchaus bedeutender Namen
die Sache darauf ankomme, daß man die Moͤglichkei-
ten und Combination der Bedingungen und Theorie
der Sache ſelbſt, mit den Moͤglichkeiten und Combina-
tion der Buchſtaben und Sylben gegen einander halte,
und jene auf dieſe vertheile, und daß es eben nicht durch-
aus gleichguͤltig iſt, wie dieſe Vertheilung geſchehe. Es
iſt uͤberhaupt leichter, wo die Moͤglichkeiten und Ab-
wechslungen in der Bezeichnung zahlreicher ſind, als
in der Sache. Denn da kann man nicht nur der Aus-
ſprache, ſondern auch dem Wohlklange des Wortes
freyer Genuͤge thun.
§. 110. Hingegen wird es ſchwerer, wenn die Moͤg-
lichkeiten in der Sache in groͤßerer Anzahl ſind, als
in der Bezeichnung. Da kann es allerdings ge-
ſchehen, daß die Anzahl aller Buchſtaben noch zu klein
bleibt, daß zu viele Conſonanten in eine Sylbe kom-
men, und die Woͤrter, die man aus den Sylben zuſam-
menſetzen muͤßte, allzulang wuͤrden. Jn ſolchen Faͤl-
len muß man, wie in der Algeber, auf Abkuͤrzungen
denken, und daher Zeichen annehmen, die einen ſehr
zuſammengeſetzten Begriff nur deswegen bedeuten, weil
man ihn an das Zeichen bindet, oder weil man daſſelbe
zum Zeichen des Begriffes macht. Dadurch werden
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/72>, abgerufen am 23.11.2024.
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