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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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II. Hauptstück.
oder gar nicht ausgesprochen werden kann. Bey der
Aussprache so vieler Consonanten scheint es auf das
Verschlingen der zwischeneingeschobenen Vocalen anzu-
kommen; eine Fertigkeit, zu welcher man sich in der Ju-
gend gewöhnen muß, wenn sie von statten gehen soll.
Die Verwandlung des Worts Landsknecht in Lans-
quenet
,
die nachgeahmte Verwandlung des Hinkmar
von Repkow
in Enquemare de Repikove machen es
begreiflich, wie die Griechen und Römer die Namen
der barbarischen Sprachen in griechisch und lateinisch
lautende Namen verwandelt haben. Die vielen Ein-
schaltungen des e in den deutschen Wörtern haben eben-
falls beygetragen, die deutsche Sprache fließender zu
machen als sie vorzeiten war.

§. 80. Man kann es als durchgehends möglich an-
sehen, jede zween Consonanten gerade und umgekehrt
zusammen zu schlingen, und nebst einem vor oder nach-
gehenden Vocal auszusprechen, und mit Einmengung
der Halbvocalen f, s, ch, sch, r, dehnt sich diese Mög-
lichkeit auf noch mehrere Consonanten aus. Nur kann
man sich in höherm Alter nicht mehr zu allen Combi-
nationen gewöhnen, die man in der Kindheit und Ju-
gend nicht erlernt hat. Wir binden uns aber hier an
die nur von dem Alter und allmähliger Verhärtung
der Gliedmaßen der Sprache abhängende Unmöglich-
keit nicht. Denn wenn man je wissenschaftliche
Wörter
sollte zu Stande bringen, worinn Buchsta-
ben und Sylben und ihre Ordnung bedeutend wären,
so würde diese bedingte Möglichkeit der Aussprache die
geringste Hinderniß seyn.

§. 81. Wir können noch anmerken, daß man in
den Sylben an, en, in, on, un, wie sie in den Wörtern
ecran, enfin, saison, aucun, und eben so in den Wör-
tern aimant, faifant, champ, argent, gens, sein, sain,
saint, ont, tond, uns, faim, parfum &c.
ausgesprochen

werden,

II. Hauptſtuͤck.
oder gar nicht ausgeſprochen werden kann. Bey der
Ausſprache ſo vieler Conſonanten ſcheint es auf das
Verſchlingen der zwiſcheneingeſchobenen Vocalen anzu-
kommen; eine Fertigkeit, zu welcher man ſich in der Ju-
gend gewoͤhnen muß, wenn ſie von ſtatten gehen ſoll.
Die Verwandlung des Worts Landsknecht in Lans-
quenet
,
die nachgeahmte Verwandlung des Hinkmar
von Repkow
in Enquemare de Repikove machen es
begreiflich, wie die Griechen und Roͤmer die Namen
der barbariſchen Sprachen in griechiſch und lateiniſch
lautende Namen verwandelt haben. Die vielen Ein-
ſchaltungen des e in den deutſchen Woͤrtern haben eben-
falls beygetragen, die deutſche Sprache fließender zu
machen als ſie vorzeiten war.

§. 80. Man kann es als durchgehends moͤglich an-
ſehen, jede zween Conſonanten gerade und umgekehrt
zuſammen zu ſchlingen, und nebſt einem vor oder nach-
gehenden Vocal auszuſprechen, und mit Einmengung
der Halbvocalen f, s, ch, ſch, r, dehnt ſich dieſe Moͤg-
lichkeit auf noch mehrere Conſonanten aus. Nur kann
man ſich in hoͤherm Alter nicht mehr zu allen Combi-
nationen gewoͤhnen, die man in der Kindheit und Ju-
gend nicht erlernt hat. Wir binden uns aber hier an
die nur von dem Alter und allmaͤhliger Verhaͤrtung
der Gliedmaßen der Sprache abhaͤngende Unmoͤglich-
keit nicht. Denn wenn man je wiſſenſchaftliche
Woͤrter
ſollte zu Stande bringen, worinn Buchſta-
ben und Sylben und ihre Ordnung bedeutend waͤren,
ſo wuͤrde dieſe bedingte Moͤglichkeit der Ausſprache die
geringſte Hinderniß ſeyn.

§. 81. Wir koͤnnen noch anmerken, daß man in
den Sylben an, en, in, on, un, wie ſie in den Woͤrtern
écran, enfin, ſaiſon, aucun, und eben ſo in den Woͤr-
tern aimant, faifant, champ, argent, gens, ſein, ſain,
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ausgeſprochen

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[50/0056] II. Hauptſtuͤck. oder gar nicht ausgeſprochen werden kann. Bey der Ausſprache ſo vieler Conſonanten ſcheint es auf das Verſchlingen der zwiſcheneingeſchobenen Vocalen anzu- kommen; eine Fertigkeit, zu welcher man ſich in der Ju- gend gewoͤhnen muß, wenn ſie von ſtatten gehen ſoll. Die Verwandlung des Worts Landsknecht in Lans- quenet, die nachgeahmte Verwandlung des Hinkmar von Repkow in Enquemare de Repikove machen es begreiflich, wie die Griechen und Roͤmer die Namen der barbariſchen Sprachen in griechiſch und lateiniſch lautende Namen verwandelt haben. Die vielen Ein- ſchaltungen des e in den deutſchen Woͤrtern haben eben- falls beygetragen, die deutſche Sprache fließender zu machen als ſie vorzeiten war. §. 80. Man kann es als durchgehends moͤglich an- ſehen, jede zween Conſonanten gerade und umgekehrt zuſammen zu ſchlingen, und nebſt einem vor oder nach- gehenden Vocal auszuſprechen, und mit Einmengung der Halbvocalen f, s, ch, ſch, r, dehnt ſich dieſe Moͤg- lichkeit auf noch mehrere Conſonanten aus. Nur kann man ſich in hoͤherm Alter nicht mehr zu allen Combi- nationen gewoͤhnen, die man in der Kindheit und Ju- gend nicht erlernt hat. Wir binden uns aber hier an die nur von dem Alter und allmaͤhliger Verhaͤrtung der Gliedmaßen der Sprache abhaͤngende Unmoͤglich- keit nicht. Denn wenn man je wiſſenſchaftliche Woͤrter ſollte zu Stande bringen, worinn Buchſta- ben und Sylben und ihre Ordnung bedeutend waͤren, ſo wuͤrde dieſe bedingte Moͤglichkeit der Ausſprache die geringſte Hinderniß ſeyn. §. 81. Wir koͤnnen noch anmerken, daß man in den Sylben an, en, in, on, un, wie ſie in den Woͤrtern écran, enfin, ſaiſon, aucun, und eben ſo in den Woͤr- tern aimant, faifant, champ, argent, gens, ſein, ſain, ſaint, ont, tond, uns, faim, parfum &c. ausgeſprochen werden,

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/56>, abgerufen am 23.11.2024.